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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung, Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 15. Leipzig (Sachsen), 15. April 1843

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[Beginn Spaltensatz] Boden. "Guten Abend!" rief Meister Quack, zog den
Pelz an, rief die Kellner und bemühte sich nun, den
Besiegten wieder zu sich zu bringen. Als dieser sich so
leidlich erholt hatte, erhob er sich, umarmte den kleinen
Meister und lobte, echt edelmüthig=englisch, dessen Kraft
[Spaltenumbruch] und Geschicklichkeit. Die beiden Kämpfer blieben noch
lange zusammen und leerten manche Flasche Wein, bis
Meister Quack aufstand, seine kurze Pfeife anbrannte
und dem Engländer die Hand drückte mit den Wor-
ten: "Nix für ungut, Herr Bruder!"

[Ende Spaltensatz]

Der Anolis der Antillen.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Der Anolis, eine Gattung der Salamander= oder
Schuppeneidechsen, welche man auch Mopseidechsen nennt,
lebt auf den Antillen. Er hat einen dünnen Leib, lan-
gen Schwanz, kleine Schuppen, meist einen Luftkropf,
quergestreifte Sohlenscheiben, gekerbte Zähne im Gaumen
und in den Kinnladen, und sehr scharfe Nägel. Er klet-
tert sehr gut, frißt Jnsekten und Beeren, ist ein mun-
teres Thierchen und kämpft mit seines Gleichen oft bis
auf den Tod; der Überwinder frißt gewöhnlich den Über-
wundenen auf. Man bereitet in Amerika ein Öl aus
ihm, das man Anoliöl nennt und zur Beförderung des
Haarwuchses, sowie gegen Wunden anwendet.

Unter den verschiedenen Arten dieser Eidechsengattung
ist der hier abgebildete antillische Anolis, die Blasen-
eidechse ( lacerta bullaris ) besonders hervorzuheben. Er
[Spaltenumbruch] hat eine kurze, braungetüpfelte Schnauze, vorspringende
Augenlider und unter dem Halse einen blasenartigen
Kropf, welcher, wenn er erzürnt ist, anschwillt und
kirschroth wird. Seine gewöhnliche Farbe ist grün und
seine Größe übertrifft nicht die unserer kleinen grauen
Mauereidechsen. Außer ihm gibt es noch einen großen
und kleinen Kammanolis, welche auf der Hälfte des
Schwanzes einen Kamm haben, einen Sattelanolis, wel-
cher auf der Schulter eine weiße Binde hat u. a. m.

Die Gabe der Farbenveränderung haben alle Mops-
eidechsen, ganz besonders der antillische Anolis, mit dem
Chamäleon *) gemein.

*) Vergl. über dasselbe Nr. 169 der alten Folge des
Pfennig=Magazins.
[Ende Spaltensatz]

Der Handel mit Menschenhaar.
[Beginn Spaltensatz]

Der Handel mit Menschenhaar war früher viel be-
deutender. Seit nicht mehr allgemein Perücken getragen
werden, hat er sehr abgenommen. Jm Allgemeinen
liefern die nördlichen Länder das meiste und schönste
Menschenhaar; in Deutschland erhält man das schönste
und längste aus der Altmark, aus Westfalen, Thürin-
gen, aus dem Altenburgischen. Das, welches Brabant
liefert, ist oft drei Ellen lang. Jn Frankreich liefert
die Normandie das beste. Das preußische und russische
geht aus den preußischen und russischen Häfen in Packe-
ten von 50, 60--100 Pfund nach Hamburg und
Holland, und wird hier nach Farbe, Länge und Güte
sortirt und in Bündel von 2--3 Pfunden gebunden.

[Spaltenumbruch]

Man unterscheidet im Handel vier Hauptfarben:
blond, braun, schwarz und roth, deren jede ihre Ab-
weichungen hat, welche man roh oder gewaschen, oder
gekraust, oder dressirt, oder gefärbt, oder gebleicht in
den Handel bringt. Das Waschen geschieht mit Seife,
Kleien, Puder und Wasser, das Krausen dadurch, daß
man es siedet, das gesottene um ein rundes Holz win-
det und 14 Tage lang auf einem warmen Ofen trock-
nen läßt.

Das blonde Haar schätzt man am meisten und
zieht dabei das goldgelbe dem milchblonden vor. Der
hohe Preis desselben führte auf die Entdeckung, durch
eine Beize mit Citronensaft und darauf folgendes Aus-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Boden. „Guten Abend!“ rief Meister Quack, zog den
Pelz an, rief die Kellner und bemühte sich nun, den
Besiegten wieder zu sich zu bringen. Als dieser sich so
leidlich erholt hatte, erhob er sich, umarmte den kleinen
Meister und lobte, echt edelmüthig=englisch, dessen Kraft
[Spaltenumbruch] und Geschicklichkeit. Die beiden Kämpfer blieben noch
lange zusammen und leerten manche Flasche Wein, bis
Meister Quack aufstand, seine kurze Pfeife anbrannte
und dem Engländer die Hand drückte mit den Wor-
ten: „Nix für ungut, Herr Bruder!“

[Ende Spaltensatz]

Der Anolis der Antillen.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Der Anolis, eine Gattung der Salamander= oder
Schuppeneidechsen, welche man auch Mopseidechsen nennt,
lebt auf den Antillen. Er hat einen dünnen Leib, lan-
gen Schwanz, kleine Schuppen, meist einen Luftkropf,
quergestreifte Sohlenscheiben, gekerbte Zähne im Gaumen
und in den Kinnladen, und sehr scharfe Nägel. Er klet-
tert sehr gut, frißt Jnsekten und Beeren, ist ein mun-
teres Thierchen und kämpft mit seines Gleichen oft bis
auf den Tod; der Überwinder frißt gewöhnlich den Über-
wundenen auf. Man bereitet in Amerika ein Öl aus
ihm, das man Anoliöl nennt und zur Beförderung des
Haarwuchses, sowie gegen Wunden anwendet.

Unter den verschiedenen Arten dieser Eidechsengattung
ist der hier abgebildete antillische Anolis, die Blasen-
eidechse ( lacerta bullaris ) besonders hervorzuheben. Er
[Spaltenumbruch] hat eine kurze, braungetüpfelte Schnauze, vorspringende
Augenlider und unter dem Halse einen blasenartigen
Kropf, welcher, wenn er erzürnt ist, anschwillt und
kirschroth wird. Seine gewöhnliche Farbe ist grün und
seine Größe übertrifft nicht die unserer kleinen grauen
Mauereidechsen. Außer ihm gibt es noch einen großen
und kleinen Kammanolis, welche auf der Hälfte des
Schwanzes einen Kamm haben, einen Sattelanolis, wel-
cher auf der Schulter eine weiße Binde hat u. a. m.

Die Gabe der Farbenveränderung haben alle Mops-
eidechsen, ganz besonders der antillische Anolis, mit dem
Chamäleon *) gemein.

*) Vergl. über dasselbe Nr. 169 der alten Folge des
Pfennig=Magazins.
[Ende Spaltensatz]

Der Handel mit Menschenhaar.
[Beginn Spaltensatz]

Der Handel mit Menschenhaar war früher viel be-
deutender. Seit nicht mehr allgemein Perücken getragen
werden, hat er sehr abgenommen. Jm Allgemeinen
liefern die nördlichen Länder das meiste und schönste
Menschenhaar; in Deutschland erhält man das schönste
und längste aus der Altmark, aus Westfalen, Thürin-
gen, aus dem Altenburgischen. Das, welches Brabant
liefert, ist oft drei Ellen lang. Jn Frankreich liefert
die Normandie das beste. Das preußische und russische
geht aus den preußischen und russischen Häfen in Packe-
ten von 50, 60—100 Pfund nach Hamburg und
Holland, und wird hier nach Farbe, Länge und Güte
sortirt und in Bündel von 2—3 Pfunden gebunden.

[Spaltenumbruch]

Man unterscheidet im Handel vier Hauptfarben:
blond, braun, schwarz und roth, deren jede ihre Ab-
weichungen hat, welche man roh oder gewaschen, oder
gekraust, oder dressirt, oder gefärbt, oder gebleicht in
den Handel bringt. Das Waschen geschieht mit Seife,
Kleien, Puder und Wasser, das Krausen dadurch, daß
man es siedet, das gesottene um ein rundes Holz win-
det und 14 Tage lang auf einem warmen Ofen trock-
nen läßt.

Das blonde Haar schätzt man am meisten und
zieht dabei das goldgelbe dem milchblonden vor. Der
hohe Preis desselben führte auf die Entdeckung, durch
eine Beize mit Citronensaft und darauf folgendes Aus-
[Ende Spaltensatz]

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[116/0004] 116 Boden. „Guten Abend!“ rief Meister Quack, zog den Pelz an, rief die Kellner und bemühte sich nun, den Besiegten wieder zu sich zu bringen. Als dieser sich so leidlich erholt hatte, erhob er sich, umarmte den kleinen Meister und lobte, echt edelmüthig=englisch, dessen Kraft und Geschicklichkeit. Die beiden Kämpfer blieben noch lange zusammen und leerten manche Flasche Wein, bis Meister Quack aufstand, seine kurze Pfeife anbrannte und dem Engländer die Hand drückte mit den Wor- ten: „Nix für ungut, Herr Bruder!“ Der Anolis der Antillen. [Abbildung] Der Anolis, eine Gattung der Salamander= oder Schuppeneidechsen, welche man auch Mopseidechsen nennt, lebt auf den Antillen. Er hat einen dünnen Leib, lan- gen Schwanz, kleine Schuppen, meist einen Luftkropf, quergestreifte Sohlenscheiben, gekerbte Zähne im Gaumen und in den Kinnladen, und sehr scharfe Nägel. Er klet- tert sehr gut, frißt Jnsekten und Beeren, ist ein mun- teres Thierchen und kämpft mit seines Gleichen oft bis auf den Tod; der Überwinder frißt gewöhnlich den Über- wundenen auf. Man bereitet in Amerika ein Öl aus ihm, das man Anoliöl nennt und zur Beförderung des Haarwuchses, sowie gegen Wunden anwendet. Unter den verschiedenen Arten dieser Eidechsengattung ist der hier abgebildete antillische Anolis, die Blasen- eidechse ( lacerta bullaris ) besonders hervorzuheben. Er hat eine kurze, braungetüpfelte Schnauze, vorspringende Augenlider und unter dem Halse einen blasenartigen Kropf, welcher, wenn er erzürnt ist, anschwillt und kirschroth wird. Seine gewöhnliche Farbe ist grün und seine Größe übertrifft nicht die unserer kleinen grauen Mauereidechsen. Außer ihm gibt es noch einen großen und kleinen Kammanolis, welche auf der Hälfte des Schwanzes einen Kamm haben, einen Sattelanolis, wel- cher auf der Schulter eine weiße Binde hat u. a. m. Die Gabe der Farbenveränderung haben alle Mops- eidechsen, ganz besonders der antillische Anolis, mit dem Chamäleon *⁾ gemein. *⁾ Vergl. über dasselbe Nr. 169 der alten Folge des Pfennig=Magazins. Der Handel mit Menschenhaar. Der Handel mit Menschenhaar war früher viel be- deutender. Seit nicht mehr allgemein Perücken getragen werden, hat er sehr abgenommen. Jm Allgemeinen liefern die nördlichen Länder das meiste und schönste Menschenhaar; in Deutschland erhält man das schönste und längste aus der Altmark, aus Westfalen, Thürin- gen, aus dem Altenburgischen. Das, welches Brabant liefert, ist oft drei Ellen lang. Jn Frankreich liefert die Normandie das beste. Das preußische und russische geht aus den preußischen und russischen Häfen in Packe- ten von 50, 60—100 Pfund nach Hamburg und Holland, und wird hier nach Farbe, Länge und Güte sortirt und in Bündel von 2—3 Pfunden gebunden. Man unterscheidet im Handel vier Hauptfarben: blond, braun, schwarz und roth, deren jede ihre Ab- weichungen hat, welche man roh oder gewaschen, oder gekraust, oder dressirt, oder gefärbt, oder gebleicht in den Handel bringt. Das Waschen geschieht mit Seife, Kleien, Puder und Wasser, das Krausen dadurch, daß man es siedet, das gesottene um ein rundes Holz win- det und 14 Tage lang auf einem warmen Ofen trock- nen läßt. Das blonde Haar schätzt man am meisten und zieht dabei das goldgelbe dem milchblonden vor. Der hohe Preis desselben führte auf die Entdeckung, durch eine Beize mit Citronensaft und darauf folgendes Aus-

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung, Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 15. Leipzig (Sachsen), 15. April 1843, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig015_1843/4>, abgerufen am 23.11.2024.