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Das Pfennig-Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 11. Leipzig, 18. März 1843.

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[Beginn Spaltensatz] nen sind mehre Strecken in Accord gegeben und zum
Theil bereits in Angriff genommen. Zur Eröffnung ka-
men im J. 1842 nur die kurzen, schon bei Belgien
gedachten Bahnstrecken von Roubaix bei Lille und von
St.=Saulve bei Valenciennes bis zur belgischen Grenze
( am 6. und 14. Nov. ) , zusammen3 1 / 2 M. lang, de-
ren Betrieb die belgische Eisenbahnverwaltung besorgt.
Jm J. 1843 werden aber die wichtigen und großen
Bahnen von Paris nach Orleans und von Paris nach
Rouen vollständig eröffnet werden. Die letztere erhält
eine Verlängerung bis Havre ( 10 M. ) , für welche sich
bereits eine Gesellschaft gebildet hat. Die Kosten werden
auf 40 Mill. Francs veranschlagt; einen ansehnlichen
Theil derselben schießt der Staat zu. -- Auf der ver-
sailler Bahn am linken Seineufer ereignete sich am
8. Mai 1842 der schrecklichste Unglücksfall, der je auf
einer Eisenbahn vorgekommen ist. Bei der einen von
zwei Maschinen, die einen Zug von 17 Wagen führ-
ten, brach die Achse; dadurch kam die zweite mit den
folgenden Wagen aus dem Gleise und stürzte auf jene.
Durch die umhergeschleuderten glühenden Kohlen gerie-
then die vordersten Wagen in Brand und da sie ver-
schlossen waren, mußten die in denselben befindlichen
Passagiere größtentheils verbrennen. Über 50 Personen
kamen auf der Stelle um, viele starben später. -- Über
den Verkehr auf den befahrenen Bahnen im J. 1842
theilen wir schließlich Folgendes mit. 1 ) Paris bis St. -
Germain 1,078,192 Personen, Einnahme 1,198,303
Fr.; 2 ) Paris bis Versailles ( rechtes Ufer ) 1,165,270
Personen, Einnahme 1,367,778 Fr.; 3 ) Paris bis
Corbeil 840,529 Personen, Einnahme 1,194,356 Fr.;
4 ) Strasburg bis Basel 726,799 Personen, Einnahme
1,915,908 Fr.

( Beschluß folgt in Nr. 12. )



Gutes Beispiel.

Ein wohlgekleideter junger Mann geht kürzlich an einem
Laden vorüber, wo sich mehre Unanständigkeiten in Gyps,
sogenannte Statuetten, am Fenster befanden. Der junge
Mann tritt ein und verlangt die Sachen in der Nähe
zu sehen. Der Verkäufer preist ihm die Anmuth und
Zierlichkeit derselben und empfiehlt ihm besonders eine
kleine Gruppe, die alles Übrige an Unverschämtheit über-
bot. Der junge Mann fragt nach dem Preise, bezahlt
und erhebt seinen Stock, um die Gruppe in kleine
Stücke zu zerschlagen, dann spricht er zum Kaufmann:
Jch werde mit meiner Mutter und mit meiner Schwe-
ster in kurzer Zeit hier wieder vorbeigehen und wollte
nicht, daß eine solche Schändlichkeit ihr Auge beleidige.
Sprach's und ging fort. Der Mann soll ein ausge-
zeichneter junger Gelehrter sein. Und dies geschah in
Paris.



Mittel gegen das Nasenbluten.

Jn der " Gazette medicale " macht ein Dr. Negrier
folgende Beobachtung bekannt. Vor einigen Jahren,
erzählt er, schnitt ich mich beim Rasiren dergestalt un-
ter der Nase, daß das Blut durch nichts zu stillen
war. Nachdem ich vergebens alle mir zu Gebote ste-
hende Mittel versucht hatte, erhob ich zufällig beide Hände
zugleich, um einen über dem Spiegel, vor dem ich mich
rasirt hatte, aufgehängten Gegenstand herabzulangen.
[Spaltenumbruch] Zu meinem Erstaunen hörte das Bluten augenblicklich
auf. Jch senkte die Arme wieder und das Blut fing
wieder an zu fließen; ich hob die Arme abermals auf
und das Bluten hörte sogleich wieder auf. Jch wieder-
holte dieses Manoeuvre wol noch sechs Mal, und jedes
Mal hörte das Bluten sogleich auf, wenn ich die Arme
erhob. Nun hielt ich zwei Minuten lang die Arme
emporgestreckt. Jn dieser Zeit bildete sich eine Haut
über der Wunde, und das Bluten stellte sich nun auch
nach dem Herablassen der Arme nicht wieder ein. Herr
Negrier machte später noch die Bemerkung, daß dieses
Mittel nur dann das Bluten hindert, wenn es von ei-
ner Verletzung irgend einer Arterie herrührt, nicht aber,
wenn das Blut aus den Venen kommt. Er erzählt
eine Menge Fälle, in denen dieses Mittel die besten
Dienste that.



Miscellen.

Jn Konstantinopel befindet sich seit einiger Zeit eine italie-
nische Operngesellschaft, welche im Monat Januar im Serail
der Sultanin=Valide auf dem dort neuerrichteten Theater den
"Belisar" aufführte. Der Text der Oper war ins Türkische
übersetzt und gedruckt worden. Die Damen des Serails er-
schienen verschleiert im Theater und hörten, den Text in der
Hand haltend, neugierig der Oper zu. Eine der Damen
wurde von den Leiden des blinden Belisar so gerührt, daß sie
ihm einen Beutel mit Geld auf die Bühne warf.



Jn Allem, was man unternimmt, sagte einst Napoleon,
muß man auf den Verstand und auf den Zufall rechnen. Zwei
Drittheile muß man vom Verstande, ein Drittheil vom Zufall
erwarten. Wer mehr vom Zufall erwartet, ist verwegen,
wer weniger, kleinmüthig.



Man schlägt die Werthe, die seit 1837 in der Stadt
Neuyork durch betrügerische Bankerotte der Banken und Ge-
sellschaften aller Art wie durch die Veruntreuungen ihrer
Beamten verloren gegangen sind, auf 20 Millionen Dollars
an. Noch größer waren die Summen solcher Unglücksfälle in
Pennsylvanien und einigen andern Staaten. Wenigstens die
Hälfte dieser Verluste ist auf Wittwen, Waisen und Greise
gefallen, die sich von den Geschäften zurückgezogen hatten.



Literarische Anzeige.

Neuestes und vollständigstes
Fremdwörterbuch,
zur Erklärung aller aus fremden Sprachen ent-
lehnten Wörter und Ausdrücke, welche in den
Künsten und Wissenschaften, im Handel und
Verkehr vorkommen, nebst einem Anhange von
Eigennamen, mit Bezeichnung der Aussprache
bearbeitet von

Dr. J. H. Kaltschmidt.

Jn 10 Heften zu 8 Ngr.

Leipzig, bei F. A. Brockhaus.

Dieses Werk zeichnet sich vor allen bisherigen Fremdwör-
terbüchern durch Vollständigkeit, zweckmäßige typogra-
phische Einrichtung und ungemeine Billigkeit gleich
vortheilhaft aus.

[Ende Spaltensatz]

Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung F. A. Brockhaus in Leipzig.

[Beginn Spaltensatz] nen sind mehre Strecken in Accord gegeben und zum
Theil bereits in Angriff genommen. Zur Eröffnung ka-
men im J. 1842 nur die kurzen, schon bei Belgien
gedachten Bahnstrecken von Roubaix bei Lille und von
St.=Saulve bei Valenciennes bis zur belgischen Grenze
( am 6. und 14. Nov. ) , zusammen3 1 / 2 M. lang, de-
ren Betrieb die belgische Eisenbahnverwaltung besorgt.
Jm J. 1843 werden aber die wichtigen und großen
Bahnen von Paris nach Orleans und von Paris nach
Rouen vollständig eröffnet werden. Die letztere erhält
eine Verlängerung bis Havre ( 10 M. ) , für welche sich
bereits eine Gesellschaft gebildet hat. Die Kosten werden
auf 40 Mill. Francs veranschlagt; einen ansehnlichen
Theil derselben schießt der Staat zu. — Auf der ver-
sailler Bahn am linken Seineufer ereignete sich am
8. Mai 1842 der schrecklichste Unglücksfall, der je auf
einer Eisenbahn vorgekommen ist. Bei der einen von
zwei Maschinen, die einen Zug von 17 Wagen führ-
ten, brach die Achse; dadurch kam die zweite mit den
folgenden Wagen aus dem Gleise und stürzte auf jene.
Durch die umhergeschleuderten glühenden Kohlen gerie-
then die vordersten Wagen in Brand und da sie ver-
schlossen waren, mußten die in denselben befindlichen
Passagiere größtentheils verbrennen. Über 50 Personen
kamen auf der Stelle um, viele starben später. — Über
den Verkehr auf den befahrenen Bahnen im J. 1842
theilen wir schließlich Folgendes mit. 1 ) Paris bis St. -
Germain 1,078,192 Personen, Einnahme 1,198,303
Fr.; 2 ) Paris bis Versailles ( rechtes Ufer ) 1,165,270
Personen, Einnahme 1,367,778 Fr.; 3 ) Paris bis
Corbeil 840,529 Personen, Einnahme 1,194,356 Fr.;
4 ) Strasburg bis Basel 726,799 Personen, Einnahme
1,915,908 Fr.

( Beschluß folgt in Nr. 12. )



Gutes Beispiel.

Ein wohlgekleideter junger Mann geht kürzlich an einem
Laden vorüber, wo sich mehre Unanständigkeiten in Gyps,
sogenannte Statuetten, am Fenster befanden. Der junge
Mann tritt ein und verlangt die Sachen in der Nähe
zu sehen. Der Verkäufer preist ihm die Anmuth und
Zierlichkeit derselben und empfiehlt ihm besonders eine
kleine Gruppe, die alles Übrige an Unverschämtheit über-
bot. Der junge Mann fragt nach dem Preise, bezahlt
und erhebt seinen Stock, um die Gruppe in kleine
Stücke zu zerschlagen, dann spricht er zum Kaufmann:
Jch werde mit meiner Mutter und mit meiner Schwe-
ster in kurzer Zeit hier wieder vorbeigehen und wollte
nicht, daß eine solche Schändlichkeit ihr Auge beleidige.
Sprach's und ging fort. Der Mann soll ein ausge-
zeichneter junger Gelehrter sein. Und dies geschah in
Paris.



Mittel gegen das Nasenbluten.

Jn der „ Gazette médicale “ macht ein Dr. Negrier
folgende Beobachtung bekannt. Vor einigen Jahren,
erzählt er, schnitt ich mich beim Rasiren dergestalt un-
ter der Nase, daß das Blut durch nichts zu stillen
war. Nachdem ich vergebens alle mir zu Gebote ste-
hende Mittel versucht hatte, erhob ich zufällig beide Hände
zugleich, um einen über dem Spiegel, vor dem ich mich
rasirt hatte, aufgehängten Gegenstand herabzulangen.
[Spaltenumbruch] Zu meinem Erstaunen hörte das Bluten augenblicklich
auf. Jch senkte die Arme wieder und das Blut fing
wieder an zu fließen; ich hob die Arme abermals auf
und das Bluten hörte sogleich wieder auf. Jch wieder-
holte dieses Manoeuvre wol noch sechs Mal, und jedes
Mal hörte das Bluten sogleich auf, wenn ich die Arme
erhob. Nun hielt ich zwei Minuten lang die Arme
emporgestreckt. Jn dieser Zeit bildete sich eine Haut
über der Wunde, und das Bluten stellte sich nun auch
nach dem Herablassen der Arme nicht wieder ein. Herr
Negrier machte später noch die Bemerkung, daß dieses
Mittel nur dann das Bluten hindert, wenn es von ei-
ner Verletzung irgend einer Arterie herrührt, nicht aber,
wenn das Blut aus den Venen kommt. Er erzählt
eine Menge Fälle, in denen dieses Mittel die besten
Dienste that.



Miscellen.

Jn Konstantinopel befindet sich seit einiger Zeit eine italie-
nische Operngesellschaft, welche im Monat Januar im Serail
der Sultanin=Valide auf dem dort neuerrichteten Theater den
„Belisar“ aufführte. Der Text der Oper war ins Türkische
übersetzt und gedruckt worden. Die Damen des Serails er-
schienen verschleiert im Theater und hörten, den Text in der
Hand haltend, neugierig der Oper zu. Eine der Damen
wurde von den Leiden des blinden Belisar so gerührt, daß sie
ihm einen Beutel mit Geld auf die Bühne warf.



Jn Allem, was man unternimmt, sagte einst Napoleon,
muß man auf den Verstand und auf den Zufall rechnen. Zwei
Drittheile muß man vom Verstande, ein Drittheil vom Zufall
erwarten. Wer mehr vom Zufall erwartet, ist verwegen,
wer weniger, kleinmüthig.



Man schlägt die Werthe, die seit 1837 in der Stadt
Neuyork durch betrügerische Bankerotte der Banken und Ge-
sellschaften aller Art wie durch die Veruntreuungen ihrer
Beamten verloren gegangen sind, auf 20 Millionen Dollars
an. Noch größer waren die Summen solcher Unglücksfälle in
Pennsylvanien und einigen andern Staaten. Wenigstens die
Hälfte dieser Verluste ist auf Wittwen, Waisen und Greise
gefallen, die sich von den Geschäften zurückgezogen hatten.



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Künsten und Wissenschaften, im Handel und
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bearbeitet von

Dr. J. H. Kaltschmidt.

Jn 10 Heften zu 8 Ngr.

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[Ende Spaltensatz]

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Ein wohlgekleideter junger Mann geht kürzlich an einem Laden vorüber, wo sich mehre Unanständigkeiten in Gyps, sogenannte Statuetten, am Fenster befanden. Der junge Mann tritt ein und verlangt die Sachen in der Nähe zu sehen. Der Verkäufer preist ihm die Anmuth und Zierlichkeit derselben und empfiehlt ihm besonders eine kleine Gruppe, die alles Übrige an Unverschämtheit über- bot. Der junge Mann fragt nach dem Preise, bezahlt und erhebt seinen Stock, um die Gruppe in kleine Stücke zu zerschlagen, dann spricht er zum Kaufmann: Jch werde mit meiner Mutter und mit meiner Schwe- ster in kurzer Zeit hier wieder vorbeigehen und wollte nicht, daß eine solche Schändlichkeit ihr Auge beleidige. Sprach's und ging fort. Der Mann soll ein ausge- zeichneter junger Gelehrter sein. Und dies geschah in Paris. Mittel gegen das Nasenbluten. Jn der „ Gazette médicale “ macht ein Dr. Negrier folgende Beobachtung bekannt. 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Herr Negrier machte später noch die Bemerkung, daß dieses Mittel nur dann das Bluten hindert, wenn es von ei- ner Verletzung irgend einer Arterie herrührt, nicht aber, wenn das Blut aus den Venen kommt. Er erzählt eine Menge Fälle, in denen dieses Mittel die besten Dienste that. Miscellen. Jn Konstantinopel befindet sich seit einiger Zeit eine italie- nische Operngesellschaft, welche im Monat Januar im Serail der Sultanin=Valide auf dem dort neuerrichteten Theater den „Belisar“ aufführte. Der Text der Oper war ins Türkische übersetzt und gedruckt worden. Die Damen des Serails er- schienen verschleiert im Theater und hörten, den Text in der Hand haltend, neugierig der Oper zu. Eine der Damen wurde von den Leiden des blinden Belisar so gerührt, daß sie ihm einen Beutel mit Geld auf die Bühne warf. Jn Allem, was man unternimmt, sagte einst Napoleon, muß man auf den Verstand und auf den Zufall rechnen. Zwei Drittheile muß man vom Verstande, ein Drittheil vom Zufall erwarten. Wer mehr vom Zufall erwartet, ist verwegen, wer weniger, kleinmüthig. Man schlägt die Werthe, die seit 1837 in der Stadt Neuyork durch betrügerische Bankerotte der Banken und Ge- sellschaften aller Art wie durch die Veruntreuungen ihrer Beamten verloren gegangen sind, auf 20 Millionen Dollars an. Noch größer waren die Summen solcher Unglücksfälle in Pennsylvanien und einigen andern Staaten. Wenigstens die Hälfte dieser Verluste ist auf Wittwen, Waisen und Greise gefallen, die sich von den Geschäften zurückgezogen hatten. Literarische Anzeige. Neuestes und vollständigstes Fremdwörterbuch, zur Erklärung aller aus fremden Sprachen ent- lehnten Wörter und Ausdrücke, welche in den Künsten und Wissenschaften, im Handel und Verkehr vorkommen, nebst einem Anhange von Eigennamen, mit Bezeichnung der Aussprache bearbeitet von Dr. J. H. Kaltschmidt. Jn 10 Heften zu 8 Ngr. Leipzig, bei F. A. Brockhaus. 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Zitationshilfe: Das Pfennig-Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 11. Leipzig, 18. März 1843, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig011_1843/8>, abgerufen am 02.06.2024.