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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 35. Prag, 1834.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] eine der wichtigsten und wohlthätigsten Erscheinun-
gen für Karlsbad. Mit der ihm eigenen Geschäfts-
thätigkeit und jenem schnellen Ueberblick, der, seiner ei-
genen Anschauung trauend, sogleich zum Rath die That
fügt, untersuchte er auch hier gleich nach seiner Ankunft
alle Landstraßen die nach Karlsbad führen, und ver-
sprach schnelle Abhilfe, als er die Hauptstraßen, die aus
dem sächsischen Erzgebirge über Neudeck und Anna-
berg
nach Böhmen führen, selbst befahren, und zum
Theil sogar für Gesunde äußerst ermüdend und angrei-
fend gefunden hatte. Hiedurch erhielt sowohl der noth-
wendige Straßenbau in der Umgegend einen neuen
Aufschwung, als auch alle städtischen Bauten und
sonstigen innern Einrichtungen schnell vorwärts gin-
gen. Jn diesen wenigen Jahren wurden nicht allein
alle öffentlichen Gebäude reparirt, sondern das Ba-
dehaus über der Hygiäa=Quelle sammt den Dampf-
bädern, das Mühlbad sammt Brunnen = Colonnade,
Mühle und Brücke, der Sprudelsaal und die Colon-
nade am Sprudel, die Tempel des Schloß = und
Theresienbrunnens nebst dem anstoßenden Verbin-
dungsgang, so wie mehrere Brücken über die Tepel,
Wasserleitungen und die Wölbungen des Mühlbrunn-
Canals erbaut, der Felsen am Bernhardsbrunn ge-
sprengt, und Serpentinsteinröhren gelegt, die Colon-
nade des Neubrunns erneuert, die Facade verändert,
und eine neue steinerne Treppe dabei angelegt, und
das Ganze mit Granit gepflastert, der Sauerbrunn
neu gefaßt, eine Gärtnerwohnung gebaut, ein heißes
Haus und mehrere neue Wege und Spaziergänge
angelegt, ein Lesekabinet eingerichtet u. s. w. Die
Ausgaben betrugen nur vom Jahre 1826 bis 1831
nahe an 100,000 fl. C. M. Häufigen Bemerkun-
gen über die ungünstigen Wege in die böhmischen
Bäder ist durch folgende theils neu angelegte, theils
vollendete Landstraßen abgeholfen worden.

1. Von Karlsbad über Elbogen und Fal-
kenau
nach Eger, um die Verbindung zwischen
Karlsbad und Franzensbad sowohl für Rei-
sende als Waarentransporte zu erleichten. -- 2. Von
Eger nach Asch durch den Wald Himmelreich,
um die Zufuhren aus dem Jnnern des Landes von
Pilsen und den Grenzen von Baiern und Sach-
sen
und die Reise nach Franzensbad, welche
bis dahin sehr erschwert war, zu befördern -- 3.
Von Oberlohma über Woitersbach bis an die
sächsische Grenze. -- 4. Von Schlackenwerth
über Joachimsthal bis an die Grenze von Sach-
sen nächst Weipert. -- 5. Von Marienbad
bis an die Grenze des Elbogner Kreises. -- 6. Von
Mies über Plan und Kuttenberg bis Neu-
dorf.
Diese Straßen haben die längstersehnte Ver-
bindung zwischen diesen Theilen der sächsischen und
bairischen Lande mit den böhmischen Kurorten her-
gestellt, und die Hindernisse gehoben, welche diese
Routen früher beinahe unfahrbar machten.

Von diesen73,558 1 / 2 Klafter Landstraßen ge-
hören 55,049 in den Elbogner,17,700 4 / 6 in den
Pilsner und808 3 / 6 in den Saazer Kreis. Wenn
man den mäßigen Preis von 8 fl. C. M. für die
Klafter annimmt, und danach die Herstellung obiger
Straßenlänge berechnet, welche die Obrigkeiten und
Gemeinden freiwillig leisteten, so geht daraus her-
vor, daß die Bewohner dieses Theiis von Böhmen
dem öffentlichen Wohl im Lauf von 6 Jahren die
Summe von 588,465 fl. 20 kr. C. M. als Opfer
dargebracht haben.



[Spaltenumbruch]
Der Entenfang in Slavonien.

Die Zahl der wilden Enten, die sich in den
Eichenwäldern Slavoniens von den Früchten dieses
Baumes nähren, und auf den dortigen Gewässern,
zumal auf dem Trebeß, der Sawe und Jllowa ge-
fangen werden, grenzt an das Fabelhafte, zumal
in solchen Jahren, wo die Eicheln besonders gera-
then. Die Art, die Enten zu fangen, ist sehr einfach,
und eben nicht mit großer Mühe verbunden. Jn
solchen Gegenden, wo gedachte Flüsse nahe an einem
Waldes vorbeiströmen, wird ein großes Netz, und
zwar schief gegen die Seite des Waldes aufgerichtet. An
dem entgegengesetzten Ufer verbergen sich einige Män-
ner die auf die Ankunft dieser Vögel lauern. Sobald
sich nun ein Flug derselben, der allezeit zahlreich
ist, und nur selten lange ausbleibt, auf das Wasser
niederläßt, und dem Netze gerade gegenüber schwimmt,
so werden sie von denselben durch starkes Geschrei
auf einmal aufgetrieben, da sie dann dem Walde
zufliegen, und in dem Netze hängen bleiben. Diese
Enten sind nicht sehr fett, aber wohlschmeckend, und
werden in der Fangzeit das Paar um 4 bis 5 Kreu-
zeu verkauft, ein großer Theil derselben in Fässern
eingesalzen, und zu späterem Gebrauche geräuchert.
Jn verschiedenen Distrikten müssen die Bauern für
jeden Fang eine gewisse Abgabe an Geld oder an
Enten entrichten, sie ist aber so mäßig, daß dem
Bauer seine darauf gewandte geringe Mühe noch
immer reichlich genug bezahlt wird. Dennoch ist die
Abgabe auf der Herrschaft Kutina noch wichtig
genug, weil in derselben der Fang der einträglichste
ist. Die Enten, welche hier gefangen werden, sind
von verschiedener Gattung, die von einander an Farbe,
Größe und Gestalt ziemlich unterschieden sind. Ge-
wiß ist es übrigens, daß diese Vögel meist aus
dem türkischen Gebiete kommen. Denn da die Mu-
selmänner eben keine große Liebhaber der Jagd
sind, so mehrt sich auch dieses Wild bei ihnen bis
zum Erstaunen, und zieht dann, da es ihm in sei-
ner Heimath oft am Futter fehlt, in die benachbar-
ten Provinzen.     N.



Der Orang = Outang ( Simia satyrus ) .

Diese Affengattung ist oft und vielmals --
selbst noch in neuern naturhistorischen Werken --
mit dem Schimpanse oder afrikanischen Wald-
menschen ( Simia troglodites ) verwechselt worden,
und Alles, was man von den größern Aehnlichkeit
mit dem Menschen erzählt hat, gilt insgesammt nur
von diesem Letzteren, da nur dieser, und nicht der
ostindische Orang = Outang es ist, welcher dem
Menschen am nächsten kommt. Orang = Outang ist
die malaische Benennung dieses Thieres, und sie
bedeutet so viel, als Waldmensch. Schon längst hat-
ten europäische Reisende dieses Thier zum Theil
selbst gesehen, oder doch davon gehört; an genauen
Beobachtungen, und also eben so sehr an richtigen
Beschreibungen fehlte es aber lange Zeit. Die Er-
zählungen enthielten so viel Wunderbares, so viel
Ungewöhnliches und zugleich so viel Widersprechen-
des, daß man nicht wußte, ob man sie für Mähr-
chen, oder nur für entstellte Wahrheit halten sollte.
Jndeß wurde das Daseyn des Orang=Outangs von
glaubwürdigen Personen bestätigt, und man konnte
fast nicht mehr daran zweifeln. Alle Beschreibungen
und Abbildungen, die man davon gab, fielen so aus,
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] eine der wichtigsten und wohlthätigsten Erscheinun-
gen für Karlsbad. Mit der ihm eigenen Geschäfts-
thätigkeit und jenem schnellen Ueberblick, der, seiner ei-
genen Anschauung trauend, sogleich zum Rath die That
fügt, untersuchte er auch hier gleich nach seiner Ankunft
alle Landstraßen die nach Karlsbad führen, und ver-
sprach schnelle Abhilfe, als er die Hauptstraßen, die aus
dem sächsischen Erzgebirge über Neudeck und Anna-
berg
nach Böhmen führen, selbst befahren, und zum
Theil sogar für Gesunde äußerst ermüdend und angrei-
fend gefunden hatte. Hiedurch erhielt sowohl der noth-
wendige Straßenbau in der Umgegend einen neuen
Aufschwung, als auch alle städtischen Bauten und
sonstigen innern Einrichtungen schnell vorwärts gin-
gen. Jn diesen wenigen Jahren wurden nicht allein
alle öffentlichen Gebäude reparirt, sondern das Ba-
dehaus über der Hygiäa=Quelle sammt den Dampf-
bädern, das Mühlbad sammt Brunnen = Colonnade,
Mühle und Brücke, der Sprudelsaal und die Colon-
nade am Sprudel, die Tempel des Schloß = und
Theresienbrunnens nebst dem anstoßenden Verbin-
dungsgang, so wie mehrere Brücken über die Tepel,
Wasserleitungen und die Wölbungen des Mühlbrunn-
Canals erbaut, der Felsen am Bernhardsbrunn ge-
sprengt, und Serpentinsteinröhren gelegt, die Colon-
nade des Neubrunns erneuert, die Facade verändert,
und eine neue steinerne Treppe dabei angelegt, und
das Ganze mit Granit gepflastert, der Sauerbrunn
neu gefaßt, eine Gärtnerwohnung gebaut, ein heißes
Haus und mehrere neue Wege und Spaziergänge
angelegt, ein Lesekabinet eingerichtet u. s. w. Die
Ausgaben betrugen nur vom Jahre 1826 bis 1831
nahe an 100,000 fl. C. M. Häufigen Bemerkun-
gen über die ungünstigen Wege in die böhmischen
Bäder ist durch folgende theils neu angelegte, theils
vollendete Landstraßen abgeholfen worden.

1. Von Karlsbad über Elbogen und Fal-
kenau
nach Eger, um die Verbindung zwischen
Karlsbad und Franzensbad sowohl für Rei-
sende als Waarentransporte zu erleichten. — 2. Von
Eger nach Asch durch den Wald Himmelreich,
um die Zufuhren aus dem Jnnern des Landes von
Pilsen und den Grenzen von Baiern und Sach-
sen
und die Reise nach Franzensbad, welche
bis dahin sehr erschwert war, zu befördern — 3.
Von Oberlohma über Woitersbach bis an die
sächsische Grenze. — 4. Von Schlackenwerth
über Joachimsthal bis an die Grenze von Sach-
sen nächst Weipert. — 5. Von Marienbad
bis an die Grenze des Elbogner Kreises. — 6. Von
Mies über Plan und Kuttenberg bis Neu-
dorf.
Diese Straßen haben die längstersehnte Ver-
bindung zwischen diesen Theilen der sächsischen und
bairischen Lande mit den böhmischen Kurorten her-
gestellt, und die Hindernisse gehoben, welche diese
Routen früher beinahe unfahrbar machten.

Von diesen73,558 1 / 2 Klafter Landstraßen ge-
hören 55,049 in den Elbogner,17,700 4 / 6 in den
Pilsner und808 3 / 6 in den Saazer Kreis. Wenn
man den mäßigen Preis von 8 fl. C. M. für die
Klafter annimmt, und danach die Herstellung obiger
Straßenlänge berechnet, welche die Obrigkeiten und
Gemeinden freiwillig leisteten, so geht daraus her-
vor, daß die Bewohner dieses Theiis von Böhmen
dem öffentlichen Wohl im Lauf von 6 Jahren die
Summe von 588,465 fl. 20 kr. C. M. als Opfer
dargebracht haben.



[Spaltenumbruch]
Der Entenfang in Slavonien.

Die Zahl der wilden Enten, die sich in den
Eichenwäldern Slavoniens von den Früchten dieses
Baumes nähren, und auf den dortigen Gewässern,
zumal auf dem Trebeß, der Sawe und Jllowa ge-
fangen werden, grenzt an das Fabelhafte, zumal
in solchen Jahren, wo die Eicheln besonders gera-
then. Die Art, die Enten zu fangen, ist sehr einfach,
und eben nicht mit großer Mühe verbunden. Jn
solchen Gegenden, wo gedachte Flüsse nahe an einem
Waldes vorbeiströmen, wird ein großes Netz, und
zwar schief gegen die Seite des Waldes aufgerichtet. An
dem entgegengesetzten Ufer verbergen sich einige Män-
ner die auf die Ankunft dieser Vögel lauern. Sobald
sich nun ein Flug derselben, der allezeit zahlreich
ist, und nur selten lange ausbleibt, auf das Wasser
niederläßt, und dem Netze gerade gegenüber schwimmt,
so werden sie von denselben durch starkes Geschrei
auf einmal aufgetrieben, da sie dann dem Walde
zufliegen, und in dem Netze hängen bleiben. Diese
Enten sind nicht sehr fett, aber wohlschmeckend, und
werden in der Fangzeit das Paar um 4 bis 5 Kreu-
zeu verkauft, ein großer Theil derselben in Fässern
eingesalzen, und zu späterem Gebrauche geräuchert.
Jn verschiedenen Distrikten müssen die Bauern für
jeden Fang eine gewisse Abgabe an Geld oder an
Enten entrichten, sie ist aber so mäßig, daß dem
Bauer seine darauf gewandte geringe Mühe noch
immer reichlich genug bezahlt wird. Dennoch ist die
Abgabe auf der Herrschaft Kutina noch wichtig
genug, weil in derselben der Fang der einträglichste
ist. Die Enten, welche hier gefangen werden, sind
von verschiedener Gattung, die von einander an Farbe,
Größe und Gestalt ziemlich unterschieden sind. Ge-
wiß ist es übrigens, daß diese Vögel meist aus
dem türkischen Gebiete kommen. Denn da die Mu-
selmänner eben keine große Liebhaber der Jagd
sind, so mehrt sich auch dieses Wild bei ihnen bis
zum Erstaunen, und zieht dann, da es ihm in sei-
ner Heimath oft am Futter fehlt, in die benachbar-
ten Provinzen.     N.



Der Orang = Outang ( Simia satyrus ) .

Diese Affengattung ist oft und vielmals —
selbst noch in neuern naturhistorischen Werken —
mit dem Schimpanse oder afrikanischen Wald-
menschen ( Simia troglodites ) verwechselt worden,
und Alles, was man von den größern Aehnlichkeit
mit dem Menschen erzählt hat, gilt insgesammt nur
von diesem Letzteren, da nur dieser, und nicht der
ostindische Orang = Outang es ist, welcher dem
Menschen am nächsten kommt. Orang = Outang ist
die malaische Benennung dieses Thieres, und sie
bedeutet so viel, als Waldmensch. Schon längst hat-
ten europäische Reisende dieses Thier zum Theil
selbst gesehen, oder doch davon gehört; an genauen
Beobachtungen, und also eben so sehr an richtigen
Beschreibungen fehlte es aber lange Zeit. Die Er-
zählungen enthielten so viel Wunderbares, so viel
Ungewöhnliches und zugleich so viel Widersprechen-
des, daß man nicht wußte, ob man sie für Mähr-
chen, oder nur für entstellte Wahrheit halten sollte.
Jndeß wurde das Daseyn des Orang=Outangs von
glaubwürdigen Personen bestätigt, und man konnte
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[Ende Spaltensatz]

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Diese Straßen haben die längstersehnte Ver- bindung zwischen diesen Theilen der sächsischen und bairischen Lande mit den böhmischen Kurorten her- gestellt, und die Hindernisse gehoben, welche diese Routen früher beinahe unfahrbar machten. Von diesen73,558 1 / 2 Klafter Landstraßen ge- hören 55,049 in den Elbogner,17,700 4 / 6 in den Pilsner und808 3 / 6 in den Saazer Kreis. Wenn man den mäßigen Preis von 8 fl. C. M. für die Klafter annimmt, und danach die Herstellung obiger Straßenlänge berechnet, welche die Obrigkeiten und Gemeinden freiwillig leisteten, so geht daraus her- vor, daß die Bewohner dieses Theiis von Böhmen dem öffentlichen Wohl im Lauf von 6 Jahren die Summe von 588,465 fl. 20 kr. C. M. als Opfer dargebracht haben. Der Entenfang in Slavonien. Die Zahl der wilden Enten, die sich in den Eichenwäldern Slavoniens von den Früchten dieses Baumes nähren, und auf den dortigen Gewässern, zumal auf dem Trebeß, der Sawe und Jllowa ge- fangen werden, grenzt an das Fabelhafte, zumal in solchen Jahren, wo die Eicheln besonders gera- then. Die Art, die Enten zu fangen, ist sehr einfach, und eben nicht mit großer Mühe verbunden. Jn solchen Gegenden, wo gedachte Flüsse nahe an einem Waldes vorbeiströmen, wird ein großes Netz, und zwar schief gegen die Seite des Waldes aufgerichtet. An dem entgegengesetzten Ufer verbergen sich einige Män- ner die auf die Ankunft dieser Vögel lauern. Sobald sich nun ein Flug derselben, der allezeit zahlreich ist, und nur selten lange ausbleibt, auf das Wasser niederläßt, und dem Netze gerade gegenüber schwimmt, so werden sie von denselben durch starkes Geschrei auf einmal aufgetrieben, da sie dann dem Walde zufliegen, und in dem Netze hängen bleiben. Diese Enten sind nicht sehr fett, aber wohlschmeckend, und werden in der Fangzeit das Paar um 4 bis 5 Kreu- zeu verkauft, ein großer Theil derselben in Fässern eingesalzen, und zu späterem Gebrauche geräuchert. Jn verschiedenen Distrikten müssen die Bauern für jeden Fang eine gewisse Abgabe an Geld oder an Enten entrichten, sie ist aber so mäßig, daß dem Bauer seine darauf gewandte geringe Mühe noch immer reichlich genug bezahlt wird. Dennoch ist die Abgabe auf der Herrschaft Kutina noch wichtig genug, weil in derselben der Fang der einträglichste ist. Die Enten, welche hier gefangen werden, sind von verschiedener Gattung, die von einander an Farbe, Größe und Gestalt ziemlich unterschieden sind. Ge- wiß ist es übrigens, daß diese Vögel meist aus dem türkischen Gebiete kommen. Denn da die Mu- selmänner eben keine große Liebhaber der Jagd sind, so mehrt sich auch dieses Wild bei ihnen bis zum Erstaunen, und zieht dann, da es ihm in sei- ner Heimath oft am Futter fehlt, in die benachbar- ten Provinzen. N. Der Orang = Outang ( Simia satyrus ) . Diese Affengattung ist oft und vielmals — selbst noch in neuern naturhistorischen Werken — mit dem Schimpanse oder afrikanischen Wald- menschen ( Simia troglodites ) verwechselt worden, und Alles, was man von den größern Aehnlichkeit mit dem Menschen erzählt hat, gilt insgesammt nur von diesem Letzteren, da nur dieser, und nicht der ostindische Orang = Outang es ist, welcher dem Menschen am nächsten kommt. Orang = Outang ist die malaische Benennung dieses Thieres, und sie bedeutet so viel, als Waldmensch. Schon längst hat- ten europäische Reisende dieses Thier zum Theil selbst gesehen, oder doch davon gehört; an genauen Beobachtungen, und also eben so sehr an richtigen Beschreibungen fehlte es aber lange Zeit. Die Er- zählungen enthielten so viel Wunderbares, so viel Ungewöhnliches und zugleich so viel Widersprechen- des, daß man nicht wußte, ob man sie für Mähr- chen, oder nur für entstellte Wahrheit halten sollte. Jndeß wurde das Daseyn des Orang=Outangs von glaubwürdigen Personen bestätigt, und man konnte fast nicht mehr daran zweifeln. Alle Beschreibungen und Abbildungen, die man davon gab, fielen so aus,

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 35. Prag, 1834, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama35_1834/7>, abgerufen am 06.06.2024.