Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 23. Prag, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] vertheilt, und neue Absenker der Unternehmung, neue
Gesellschaften sind die Folge davon. Die Personen
verändern sich, die Fabrik und der Handel gehen
unauförlich fort.

Auf diese Art kamen vor ungefähr zwanzig Jah-
ren auch Gypsfigurenhändler nach Brasilien. An-
fangs waren ihre Geschäfte unbedeutend; allmählich
aber nahmen sie an Umfange zu. Jn den neuesten
Zeiten sind sie so ansehnlich geworden, daß jetzt
eine starke brasilianische Gesellschaft besteht. Wäh-
rend die edlen antiken Figuren die Zimmer der Vor-
nehmen verzieren, finden die grotesken Pagoden und
die buntgemalten possierlicheu Figuren ihren Weg
bis in die Hütten der Neger, die sich nicht wenig
darauf zu gut thun.



Geschichte des Tabaks.

Nicotiana heißt das jetzt so beliebte Kraut,
welches zuerst dem spanischen Mönche Roman
Pane
1406 in Domingo in der Provinz Tabaca,
von der es den Namen erhielt, bekannl ward. Ge-
gen 1560 lernte es der französische Gesandte am
portugiesischen Hofe Jean Nicot, kennen, welcher
es bei seiner Rückkehr nach Frankreich der Königin
überreichte, wovon es den Namen Nicotiana und
Koniginkraut erhielt. Tabak zu rauchen fiel anfäng-
lich den Europäern sehr schwer. Der Engländer
Raphelengi soll der erste gewesen seyn, der es
in Virginien gelernt und in Europa andern gelehrt
hat. Jndessen ist wahrscheinlich der Genuß einer
Art Tabak schon bei den Asiaten lange vor der Ent-
deckung Amerika's gebräuchlich gewesen. Man kannte
anfänglich nur Eine Art von Tabak; nach und nach
wurden mehrere bekannt. Der Tabak wächst in je-
der Erde. Derjenige, welcher im Sande gezogen
wird, ist kleiner im Stängel, nicht scharf von Ge-
schmack und leicht, da hingegen der in schwerem Bo-
den stark ist und auf der Zunge beißt. Der beste
Boden muß mittelmäßig fett, frei von Salpeterthei-
len und wohl gedüngt seyn. Den Samen säet man,
und versetzt späterhin die jungen Pflanzen auf an-
dere Felder, wo das Erdreich um sie her aufge-
häuft werden muß. Nach Verlauf des ersten Mo-
nats köpft man sie und blattet sie unten ab, rei-
nigt sie auch wöchentlich fleißig von Jnsekten und
Unkraut. Nach sechs Wochen sind sie ausgewach-
sen und werden bräunlich. Nun schneidet man sie
ab, läßt sie in Haufen über einander eine Nacht
liegen, damit sie schwitzen, und bringt sie sodann
auf den Luftdoden. Haben sie 4 -- 5 Wochen gele-
gen, so nimmt man sie bei feuchter Witterung ab,
dam t die dürren Blätter nicht zerfallen, und legt
sie 8 bis 14 Tage auf Stäbe, wo sie noch etwas
schwitzen. Hierauf liest man die Blätter aus, bin-
det jede Art in kleine Bündel zusammen und hängt
sie so zum Trocknen auf. Der Same artet nach
zwei bis drei Jahren leicht aus. Amerika erzeugt
den besten Tabak, doch bauet man auch viel in Eu-
ropa. Aus Amerika liefert uns den vorzüglichsten
Tabak Maryland; man nimmt an, daß jährlich aus
Virginien und Maryland über 100,000 Fässer Ta-
bak ausgehen. Die theuerste Art aller Blättertabake
sind die gelben Havannablätter, woraus der feine
Kanaster und der feine spanische Schnupftabak ver-
fertiget werden. Die besten Sorten nennt man
Varinaskanaster, und unterscheidet sie durch die
[Spaltenumbruch] Buchstaben G, B, A und V. Sie heißen Kanaster,
weil man sie in Körben von gespaltenem Rohre
( canastra ) nach Europa bringt. Der Brasilienta-
bak muß, wenn er gut seyn soll, einen feinen an-
genehmen Geruch und eine gelbliche braune Farbe
haben; er wird in Legittimo und Curassao unter-
schieden. Der Maranhaotabak kommt dem letztern
gleich. Der Portoricotabak wird in Rollen einge-
bracht, und nun in prima, secunda, tertia und
quarta Sorte unterschieden, die letztere ist die
schlechteste und gilt halb so viel als die erste. Eu-
ropa baut folgende Tabaksarten: den ungarischen,
am meisten bei Gyarmath und Palanka, St.
Gotthardt
und Janoschhaza, Debre u. s. w.
braun, schwarz und sehr fett, der beste wird in
Neusatz gefertigt; den slawonischen, dieser gleicht
dem türkischen und wird am häusigsten in der po-
scheganer Gespannschaft gewonnen; den Samen zu
beiden Sorten hat man aus Albanien geholt; man
führt jährlich für 2 Millionen Gulden dieses Ta-
baks aus; den podolischen Tabak, er ist nicht so
braun und fett, und überhaupt schlechter; den ukrai-
nischen Blättertabak, der fast dem ungarischen gleich-
kommt; es gibt von ihm zwei Sorten, den Titun,
oder Rauchtabak, und den Bakun, der zu Schnupf-
tabak benutzt wird; überdieß hat man noch den vir-
ginischen und amersforter aus virginischem und hol-
ländischen Samen, und den sarotofschen; den türki-
schen Tabak, der kleine, grünliche, braungelbe oder
lichtgelbe Blätter und einen angenehmen Geruch hat,
aber leicht berauscht, der beste ist der von Tjenid-
sche;
den französischen, welcher in Flandern und
Elsaß theils zu Carotten verarbeitet, theils gemah-
len und zu Rape gestoßen wird; den deutschen,
der von vorzüglicher Güte zu Nürnberg, Hanau,
Speier,
der Pfalz, Pommern, Meklenburg und
außerdem noch im Meiningischen, in Sachsen, in
der Niederlausitz, in Schlesien u. s. w. gewonnen
wird. Auch in Holland baut man viel Tabak. Der
sogenannte schneeberger Schnupftabak wird zu Bock-
au, Sosa
und Schönheyde aus aromatischen
Kräutern gefertigt. Die Holländer und Hamburger
sind die geschicktesten Tabakshändler und wissen den
Tabak am besten zuzurichten. Alle Tabaksblätter
erhalten erst in den Fabriken eine Beize, die den
Tabak wohlschmeckend und gutriechend macht, und
die jede Fabrik geheim hält. Die fetten Blätter
werden zu Schnupftabak gemahlen oder gestampft.



Die Ehrenpforten des Alterthums.

Die Triumphpforten, welche den siegreichen
Feldherren bei ihrem Triumpheinzuge in Rom er-
richtet wurden, waren anfangs einfach, dann nicht
selten mit Figuren und Jnschriften prächtig verziert.
So wurden sie besonders den Kaisern errichtet, und
noch sind 6 zu Rom, zum Theil nur in Trümmern
vorhanden, z. B die Triumphbögen des Constan-
tinn,
des Gallienus, des Septimius Seve-
rus
und des Titus, welcher letztere vorzüglich da-
durch merkwürdig ist, daß die daran befindlichen
vortrefflich gearbeiteten Basreliefs sich auf die Be-
siegung der Juden, und die Eroberung Jerusa-
lems
beziehen. Die 3 letztern Triumphbogen sind
in der Form einander sehr ähnlich und bilden ein
großes Portal, zu dessen beiden Seiten sich noch
zwei kleinere befinden. Die vordern und hintern
Haupseiten sind mit Säulen verziert, die ein voll-
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] vertheilt, und neue Absenker der Unternehmung, neue
Gesellschaften sind die Folge davon. Die Personen
verändern sich, die Fabrik und der Handel gehen
unauförlich fort.

Auf diese Art kamen vor ungefähr zwanzig Jah-
ren auch Gypsfigurenhändler nach Brasilien. An-
fangs waren ihre Geschäfte unbedeutend; allmählich
aber nahmen sie an Umfange zu. Jn den neuesten
Zeiten sind sie so ansehnlich geworden, daß jetzt
eine starke brasilianische Gesellschaft besteht. Wäh-
rend die edlen antiken Figuren die Zimmer der Vor-
nehmen verzieren, finden die grotesken Pagoden und
die buntgemalten possierlicheu Figuren ihren Weg
bis in die Hütten der Neger, die sich nicht wenig
darauf zu gut thun.



Geschichte des Tabaks.

Nicotiana heißt das jetzt so beliebte Kraut,
welches zuerst dem spanischen Mönche Roman
Pane
1406 in Domingo in der Provinz Tabaca,
von der es den Namen erhielt, bekannl ward. Ge-
gen 1560 lernte es der französische Gesandte am
portugiesischen Hofe Jean Nicot, kennen, welcher
es bei seiner Rückkehr nach Frankreich der Königin
überreichte, wovon es den Namen Nicotiana und
Koniginkraut erhielt. Tabak zu rauchen fiel anfäng-
lich den Europäern sehr schwer. Der Engländer
Raphelengi soll der erste gewesen seyn, der es
in Virginien gelernt und in Europa andern gelehrt
hat. Jndessen ist wahrscheinlich der Genuß einer
Art Tabak schon bei den Asiaten lange vor der Ent-
deckung Amerika's gebräuchlich gewesen. Man kannte
anfänglich nur Eine Art von Tabak; nach und nach
wurden mehrere bekannt. Der Tabak wächst in je-
der Erde. Derjenige, welcher im Sande gezogen
wird, ist kleiner im Stängel, nicht scharf von Ge-
schmack und leicht, da hingegen der in schwerem Bo-
den stark ist und auf der Zunge beißt. Der beste
Boden muß mittelmäßig fett, frei von Salpeterthei-
len und wohl gedüngt seyn. Den Samen säet man,
und versetzt späterhin die jungen Pflanzen auf an-
dere Felder, wo das Erdreich um sie her aufge-
häuft werden muß. Nach Verlauf des ersten Mo-
nats köpft man sie und blattet sie unten ab, rei-
nigt sie auch wöchentlich fleißig von Jnsekten und
Unkraut. Nach sechs Wochen sind sie ausgewach-
sen und werden bräunlich. Nun schneidet man sie
ab, läßt sie in Haufen über einander eine Nacht
liegen, damit sie schwitzen, und bringt sie sodann
auf den Luftdoden. Haben sie 4 — 5 Wochen gele-
gen, so nimmt man sie bei feuchter Witterung ab,
dam t die dürren Blätter nicht zerfallen, und legt
sie 8 bis 14 Tage auf Stäbe, wo sie noch etwas
schwitzen. Hierauf liest man die Blätter aus, bin-
det jede Art in kleine Bündel zusammen und hängt
sie so zum Trocknen auf. Der Same artet nach
zwei bis drei Jahren leicht aus. Amerika erzeugt
den besten Tabak, doch bauet man auch viel in Eu-
ropa. Aus Amerika liefert uns den vorzüglichsten
Tabak Maryland; man nimmt an, daß jährlich aus
Virginien und Maryland über 100,000 Fässer Ta-
bak ausgehen. Die theuerste Art aller Blättertabake
sind die gelben Havannablätter, woraus der feine
Kanaster und der feine spanische Schnupftabak ver-
fertiget werden. Die besten Sorten nennt man
Varinaskanaster, und unterscheidet sie durch die
[Spaltenumbruch] Buchstaben G, B, A und V. Sie heißen Kanaster,
weil man sie in Körben von gespaltenem Rohre
( canastra ) nach Europa bringt. Der Brasilienta-
bak muß, wenn er gut seyn soll, einen feinen an-
genehmen Geruch und eine gelbliche braune Farbe
haben; er wird in Legittimo und Curassao unter-
schieden. Der Maranhaotabak kommt dem letztern
gleich. Der Portoricotabak wird in Rollen einge-
bracht, und nun in prima, secunda, tertia und
quarta Sorte unterschieden, die letztere ist die
schlechteste und gilt halb so viel als die erste. Eu-
ropa baut folgende Tabaksarten: den ungarischen,
am meisten bei Gyarmath und Palanka, St.
Gotthardt
und Janoschhaza, Debre u. s. w.
braun, schwarz und sehr fett, der beste wird in
Neusatz gefertigt; den slawonischen, dieser gleicht
dem türkischen und wird am häusigsten in der po-
scheganer Gespannschaft gewonnen; den Samen zu
beiden Sorten hat man aus Albanien geholt; man
führt jährlich für 2 Millionen Gulden dieses Ta-
baks aus; den podolischen Tabak, er ist nicht so
braun und fett, und überhaupt schlechter; den ukrai-
nischen Blättertabak, der fast dem ungarischen gleich-
kommt; es gibt von ihm zwei Sorten, den Titun,
oder Rauchtabak, und den Bakun, der zu Schnupf-
tabak benutzt wird; überdieß hat man noch den vir-
ginischen und amersforter aus virginischem und hol-
ländischen Samen, und den sarotofschen; den türki-
schen Tabak, der kleine, grünliche, braungelbe oder
lichtgelbe Blätter und einen angenehmen Geruch hat,
aber leicht berauscht, der beste ist der von Tjenid-
sche;
den französischen, welcher in Flandern und
Elsaß theils zu Carotten verarbeitet, theils gemah-
len und zu Rapé gestoßen wird; den deutschen,
der von vorzüglicher Güte zu Nürnberg, Hanau,
Speier,
der Pfalz, Pommern, Meklenburg und
außerdem noch im Meiningischen, in Sachsen, in
der Niederlausitz, in Schlesien u. s. w. gewonnen
wird. Auch in Holland baut man viel Tabak. Der
sogenannte schneeberger Schnupftabak wird zu Bock-
au, Sosa
und Schönheyde aus aromatischen
Kräutern gefertigt. Die Holländer und Hamburger
sind die geschicktesten Tabakshändler und wissen den
Tabak am besten zuzurichten. Alle Tabaksblätter
erhalten erst in den Fabriken eine Beize, die den
Tabak wohlschmeckend und gutriechend macht, und
die jede Fabrik geheim hält. Die fetten Blätter
werden zu Schnupftabak gemahlen oder gestampft.



Die Ehrenpforten des Alterthums.

Die Triumphpforten, welche den siegreichen
Feldherren bei ihrem Triumpheinzuge in Rom er-
richtet wurden, waren anfangs einfach, dann nicht
selten mit Figuren und Jnschriften prächtig verziert.
So wurden sie besonders den Kaisern errichtet, und
noch sind 6 zu Rom, zum Theil nur in Trümmern
vorhanden, z. B die Triumphbögen des Constan-
tinn,
des Gallienus, des Septimius Seve-
rus
und des Titus, welcher letztere vorzüglich da-
durch merkwürdig ist, daß die daran befindlichen
vortrefflich gearbeiteten Basreliefs sich auf die Be-
siegung der Juden, und die Eroberung Jerusa-
lems
beziehen. Die 3 letztern Triumphbogen sind
in der Form einander sehr ähnlich und bilden ein
großes Portal, zu dessen beiden Seiten sich noch
zwei kleinere befinden. Die vordern und hintern
Haupseiten sind mit Säulen verziert, die ein voll-
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0006" n="182"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Panorama des Universums.</hi></fw><cb type="start"/>
vertheilt, und neue Absenker der Unternehmung, neue<lb/>
Gesellschaften sind die Folge davon. Die Personen<lb/>
verändern sich, die Fabrik und der Handel gehen<lb/>
unauförlich fort.</p><lb/>
        <p>Auf diese Art kamen vor ungefähr zwanzig Jah-<lb/>
ren auch Gypsfigurenhändler nach Brasilien. An-<lb/>
fangs waren ihre Geschäfte unbedeutend; allmählich<lb/>
aber nahmen sie an Umfange zu. Jn den neuesten<lb/>
Zeiten sind sie so ansehnlich geworden, daß jetzt<lb/>
eine starke brasilianische Gesellschaft besteht. Wäh-<lb/>
rend die edlen antiken Figuren die Zimmer der Vor-<lb/>
nehmen verzieren, finden die grotesken Pagoden und<lb/>
die buntgemalten possierlicheu Figuren ihren Weg<lb/>
bis in die Hütten der Neger, die sich nicht wenig<lb/>
darauf zu gut thun.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Geschichte des Tabaks.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Nicotiana</hi> heißt das jetzt so beliebte Kraut,<lb/>
welches zuerst dem spanischen Mönche <hi rendition="#g">Roman<lb/>
Pane</hi> 1406 in <hi rendition="#g">Domingo</hi> in der Provinz Tabaca,<lb/>
von der es den Namen erhielt, bekannl ward. Ge-<lb/>
gen 1560 lernte es der französische Gesandte am<lb/>
portugiesischen Hofe <hi rendition="#g">Jean Nicot,</hi> kennen, welcher<lb/>
es bei seiner Rückkehr nach Frankreich der Königin<lb/>
überreichte, wovon es den Namen <hi rendition="#aq">Nicotiana</hi> und<lb/>
Koniginkraut erhielt. Tabak zu rauchen fiel anfäng-<lb/>
lich den Europäern sehr schwer. Der Engländer<lb/><hi rendition="#g">Raphelengi</hi> soll der erste gewesen seyn, der es<lb/>
in Virginien gelernt und in Europa andern gelehrt<lb/>
hat. Jndessen ist wahrscheinlich der Genuß einer<lb/>
Art Tabak schon bei den Asiaten lange vor der Ent-<lb/>
deckung Amerika's gebräuchlich gewesen. Man kannte<lb/>
anfänglich nur Eine Art von Tabak; nach und nach<lb/>
wurden mehrere bekannt. Der Tabak wächst in je-<lb/>
der Erde. Derjenige, welcher im Sande gezogen<lb/>
wird, ist kleiner im Stängel, nicht scharf von Ge-<lb/>
schmack und leicht, da hingegen der in schwerem Bo-<lb/>
den stark ist und auf der Zunge beißt. Der beste<lb/>
Boden muß mittelmäßig fett, frei von Salpeterthei-<lb/>
len und wohl gedüngt seyn. Den Samen säet man,<lb/>
und versetzt späterhin die jungen Pflanzen auf an-<lb/>
dere Felder, wo das Erdreich um sie her aufge-<lb/>
häuft werden muß. Nach Verlauf des ersten Mo-<lb/>
nats köpft man sie und blattet sie unten ab, rei-<lb/>
nigt sie auch wöchentlich fleißig von Jnsekten und<lb/>
Unkraut. Nach sechs Wochen sind sie ausgewach-<lb/>
sen und werden bräunlich. Nun schneidet man sie<lb/>
ab, läßt sie in Haufen über einander eine Nacht<lb/>
liegen, damit sie schwitzen, und bringt sie sodann<lb/>
auf den Luftdoden. Haben sie 4 &#x2014; 5 Wochen gele-<lb/>
gen, so nimmt man sie bei feuchter Witterung ab,<lb/>
dam t die dürren Blätter nicht zerfallen, und legt<lb/>
sie 8 bis 14 Tage auf Stäbe, wo sie noch etwas<lb/>
schwitzen. Hierauf liest man die Blätter aus, bin-<lb/>
det jede Art in kleine Bündel zusammen und hängt<lb/>
sie so zum Trocknen auf. Der Same artet nach<lb/>
zwei bis drei Jahren leicht aus. Amerika erzeugt<lb/>
den besten Tabak, doch bauet man auch viel in Eu-<lb/>
ropa. Aus Amerika liefert uns den vorzüglichsten<lb/>
Tabak Maryland; man nimmt an, daß jährlich aus<lb/>
Virginien und Maryland über 100,000 Fässer Ta-<lb/>
bak ausgehen. Die theuerste Art aller Blättertabake<lb/>
sind die gelben Havannablätter, woraus der feine<lb/>
Kanaster und der feine spanische Schnupftabak ver-<lb/>
fertiget werden. Die besten Sorten nennt man<lb/>
Varinaskanaster, und unterscheidet sie durch die<lb/><cb n="2"/>
Buchstaben <hi rendition="#aq">G, B, A</hi> und <hi rendition="#aq">V</hi>. Sie heißen Kanaster,<lb/>
weil man sie in Körben von gespaltenem Rohre<lb/>
( <hi rendition="#aq">canastra</hi> ) nach Europa bringt. Der Brasilienta-<lb/>
bak muß, wenn er gut seyn soll, einen feinen an-<lb/>
genehmen Geruch und eine gelbliche braune Farbe<lb/>
haben; er wird in <hi rendition="#aq">Legittimo</hi> und <hi rendition="#aq">Curassao</hi> unter-<lb/>
schieden. Der Maranhaotabak kommt dem letztern<lb/>
gleich. Der Portoricotabak wird in Rollen einge-<lb/>
bracht, und nun in <hi rendition="#aq">prima, secunda, tertia</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">quarta</hi> Sorte unterschieden, die letztere ist die<lb/>
schlechteste und gilt halb so viel als die erste. Eu-<lb/>
ropa baut folgende Tabaksarten: den ungarischen,<lb/>
am meisten bei <hi rendition="#g">Gyarmath</hi> und <hi rendition="#g">Palanka, St.<lb/>
Gotthardt</hi> und <hi rendition="#g">Janoschhaza, Debre</hi> u. s. w.<lb/>
braun, schwarz und sehr fett, der beste wird in<lb/><hi rendition="#g">Neusatz</hi> gefertigt; den slawonischen, dieser gleicht<lb/>
dem türkischen und wird am häusigsten in der po-<lb/>
scheganer Gespannschaft gewonnen; den Samen zu<lb/>
beiden Sorten hat man aus Albanien geholt; man<lb/>
führt jährlich für 2 Millionen Gulden dieses Ta-<lb/>
baks aus; den podolischen Tabak, er ist nicht so<lb/>
braun und fett, und überhaupt schlechter; den ukrai-<lb/>
nischen Blättertabak, der fast dem ungarischen gleich-<lb/>
kommt; es gibt von ihm zwei Sorten, den Titun,<lb/>
oder Rauchtabak, und den Bakun, der zu Schnupf-<lb/>
tabak benutzt wird; überdieß hat man noch den vir-<lb/>
ginischen und amersforter aus virginischem und hol-<lb/>
ländischen Samen, und den sarotofschen; den türki-<lb/>
schen Tabak, der kleine, grünliche, braungelbe oder<lb/>
lichtgelbe Blätter und einen angenehmen Geruch hat,<lb/>
aber leicht berauscht, der beste ist der von <hi rendition="#g">Tjenid-<lb/>
sche;</hi> den französischen, welcher in Flandern und<lb/>
Elsaß theils zu Carotten verarbeitet, theils gemah-<lb/>
len und zu Rapé gestoßen wird; den deutschen,<lb/>
der von vorzüglicher Güte zu <hi rendition="#g">Nürnberg, Hanau,<lb/>
Speier,</hi> der Pfalz, Pommern, Meklenburg und<lb/>
außerdem noch im Meiningischen, in Sachsen, in<lb/>
der Niederlausitz, in Schlesien u. s. w. gewonnen<lb/>
wird. Auch in Holland baut man viel Tabak. Der<lb/>
sogenannte schneeberger Schnupftabak wird zu <hi rendition="#g">Bock-<lb/>
au, Sosa</hi> und <hi rendition="#g">Schönheyde</hi> aus aromatischen<lb/>
Kräutern gefertigt. Die Holländer und Hamburger<lb/>
sind die geschicktesten Tabakshändler und wissen den<lb/>
Tabak am besten zuzurichten. Alle Tabaksblätter<lb/>
erhalten erst in den Fabriken eine Beize, die den<lb/>
Tabak wohlschmeckend und gutriechend macht, und<lb/>
die jede Fabrik geheim hält. Die fetten Blätter<lb/>
werden zu Schnupftabak gemahlen oder gestampft.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Die Ehrenpforten des Alterthums.</hi> </head><lb/>
        <p>Die Triumphpforten, welche den siegreichen<lb/>
Feldherren bei ihrem Triumpheinzuge in <hi rendition="#g">Rom</hi> er-<lb/>
richtet wurden, waren anfangs einfach, dann nicht<lb/>
selten mit Figuren und Jnschriften prächtig verziert.<lb/>
So wurden sie besonders den Kaisern errichtet, und<lb/>
noch sind 6 zu <hi rendition="#g">Rom,</hi> zum Theil nur in Trümmern<lb/>
vorhanden, z. B die Triumphbögen des <hi rendition="#g">Constan-<lb/>
tinn,</hi> des <hi rendition="#g">Gallienus,</hi> des <hi rendition="#g">Septimius Seve-<lb/>
rus</hi> und des <hi rendition="#g">Titus,</hi> welcher letztere vorzüglich da-<lb/>
durch merkwürdig ist, daß die daran befindlichen<lb/>
vortrefflich gearbeiteten Basreliefs sich auf die Be-<lb/>
siegung der Juden, und die Eroberung <hi rendition="#g">Jerusa-<lb/>
lems</hi> beziehen. Die 3 letztern Triumphbogen sind<lb/>
in der Form einander sehr ähnlich und bilden ein<lb/>
großes Portal, zu dessen beiden Seiten sich noch<lb/>
zwei kleinere befinden. Die vordern und hintern<lb/>
Haupseiten sind mit Säulen verziert, die ein voll-<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0006] Panorama des Universums. vertheilt, und neue Absenker der Unternehmung, neue Gesellschaften sind die Folge davon. Die Personen verändern sich, die Fabrik und der Handel gehen unauförlich fort. Auf diese Art kamen vor ungefähr zwanzig Jah- ren auch Gypsfigurenhändler nach Brasilien. An- fangs waren ihre Geschäfte unbedeutend; allmählich aber nahmen sie an Umfange zu. Jn den neuesten Zeiten sind sie so ansehnlich geworden, daß jetzt eine starke brasilianische Gesellschaft besteht. Wäh- rend die edlen antiken Figuren die Zimmer der Vor- nehmen verzieren, finden die grotesken Pagoden und die buntgemalten possierlicheu Figuren ihren Weg bis in die Hütten der Neger, die sich nicht wenig darauf zu gut thun. Geschichte des Tabaks. Nicotiana heißt das jetzt so beliebte Kraut, welches zuerst dem spanischen Mönche Roman Pane 1406 in Domingo in der Provinz Tabaca, von der es den Namen erhielt, bekannl ward. Ge- gen 1560 lernte es der französische Gesandte am portugiesischen Hofe Jean Nicot, kennen, welcher es bei seiner Rückkehr nach Frankreich der Königin überreichte, wovon es den Namen Nicotiana und Koniginkraut erhielt. Tabak zu rauchen fiel anfäng- lich den Europäern sehr schwer. Der Engländer Raphelengi soll der erste gewesen seyn, der es in Virginien gelernt und in Europa andern gelehrt hat. Jndessen ist wahrscheinlich der Genuß einer Art Tabak schon bei den Asiaten lange vor der Ent- deckung Amerika's gebräuchlich gewesen. Man kannte anfänglich nur Eine Art von Tabak; nach und nach wurden mehrere bekannt. Der Tabak wächst in je- der Erde. Derjenige, welcher im Sande gezogen wird, ist kleiner im Stängel, nicht scharf von Ge- schmack und leicht, da hingegen der in schwerem Bo- den stark ist und auf der Zunge beißt. Der beste Boden muß mittelmäßig fett, frei von Salpeterthei- len und wohl gedüngt seyn. Den Samen säet man, und versetzt späterhin die jungen Pflanzen auf an- dere Felder, wo das Erdreich um sie her aufge- häuft werden muß. Nach Verlauf des ersten Mo- nats köpft man sie und blattet sie unten ab, rei- nigt sie auch wöchentlich fleißig von Jnsekten und Unkraut. Nach sechs Wochen sind sie ausgewach- sen und werden bräunlich. Nun schneidet man sie ab, läßt sie in Haufen über einander eine Nacht liegen, damit sie schwitzen, und bringt sie sodann auf den Luftdoden. Haben sie 4 — 5 Wochen gele- gen, so nimmt man sie bei feuchter Witterung ab, dam t die dürren Blätter nicht zerfallen, und legt sie 8 bis 14 Tage auf Stäbe, wo sie noch etwas schwitzen. Hierauf liest man die Blätter aus, bin- det jede Art in kleine Bündel zusammen und hängt sie so zum Trocknen auf. Der Same artet nach zwei bis drei Jahren leicht aus. Amerika erzeugt den besten Tabak, doch bauet man auch viel in Eu- ropa. Aus Amerika liefert uns den vorzüglichsten Tabak Maryland; man nimmt an, daß jährlich aus Virginien und Maryland über 100,000 Fässer Ta- bak ausgehen. Die theuerste Art aller Blättertabake sind die gelben Havannablätter, woraus der feine Kanaster und der feine spanische Schnupftabak ver- fertiget werden. Die besten Sorten nennt man Varinaskanaster, und unterscheidet sie durch die Buchstaben G, B, A und V. Sie heißen Kanaster, weil man sie in Körben von gespaltenem Rohre ( canastra ) nach Europa bringt. Der Brasilienta- bak muß, wenn er gut seyn soll, einen feinen an- genehmen Geruch und eine gelbliche braune Farbe haben; er wird in Legittimo und Curassao unter- schieden. Der Maranhaotabak kommt dem letztern gleich. Der Portoricotabak wird in Rollen einge- bracht, und nun in prima, secunda, tertia und quarta Sorte unterschieden, die letztere ist die schlechteste und gilt halb so viel als die erste. Eu- ropa baut folgende Tabaksarten: den ungarischen, am meisten bei Gyarmath und Palanka, St. Gotthardt und Janoschhaza, Debre u. s. w. braun, schwarz und sehr fett, der beste wird in Neusatz gefertigt; den slawonischen, dieser gleicht dem türkischen und wird am häusigsten in der po- scheganer Gespannschaft gewonnen; den Samen zu beiden Sorten hat man aus Albanien geholt; man führt jährlich für 2 Millionen Gulden dieses Ta- baks aus; den podolischen Tabak, er ist nicht so braun und fett, und überhaupt schlechter; den ukrai- nischen Blättertabak, der fast dem ungarischen gleich- kommt; es gibt von ihm zwei Sorten, den Titun, oder Rauchtabak, und den Bakun, der zu Schnupf- tabak benutzt wird; überdieß hat man noch den vir- ginischen und amersforter aus virginischem und hol- ländischen Samen, und den sarotofschen; den türki- schen Tabak, der kleine, grünliche, braungelbe oder lichtgelbe Blätter und einen angenehmen Geruch hat, aber leicht berauscht, der beste ist der von Tjenid- sche; den französischen, welcher in Flandern und Elsaß theils zu Carotten verarbeitet, theils gemah- len und zu Rapé gestoßen wird; den deutschen, der von vorzüglicher Güte zu Nürnberg, Hanau, Speier, der Pfalz, Pommern, Meklenburg und außerdem noch im Meiningischen, in Sachsen, in der Niederlausitz, in Schlesien u. s. w. gewonnen wird. Auch in Holland baut man viel Tabak. Der sogenannte schneeberger Schnupftabak wird zu Bock- au, Sosa und Schönheyde aus aromatischen Kräutern gefertigt. Die Holländer und Hamburger sind die geschicktesten Tabakshändler und wissen den Tabak am besten zuzurichten. Alle Tabaksblätter erhalten erst in den Fabriken eine Beize, die den Tabak wohlschmeckend und gutriechend macht, und die jede Fabrik geheim hält. Die fetten Blätter werden zu Schnupftabak gemahlen oder gestampft. Die Ehrenpforten des Alterthums. Die Triumphpforten, welche den siegreichen Feldherren bei ihrem Triumpheinzuge in Rom er- richtet wurden, waren anfangs einfach, dann nicht selten mit Figuren und Jnschriften prächtig verziert. So wurden sie besonders den Kaisern errichtet, und noch sind 6 zu Rom, zum Theil nur in Trümmern vorhanden, z. B die Triumphbögen des Constan- tinn, des Gallienus, des Septimius Seve- rus und des Titus, welcher letztere vorzüglich da- durch merkwürdig ist, daß die daran befindlichen vortrefflich gearbeiteten Basreliefs sich auf die Be- siegung der Juden, und die Eroberung Jerusa- lems beziehen. Die 3 letztern Triumphbogen sind in der Form einander sehr ähnlich und bilden ein großes Portal, zu dessen beiden Seiten sich noch zwei kleinere befinden. Die vordern und hintern Haupseiten sind mit Säulen verziert, die ein voll-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama23_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama23_1836/6
Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 23. Prag, 1836, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama23_1836/6>, abgerufen am 10.11.2024.