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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 13. Prag, 1836.

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Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] lustraden, Treppen, Gallerien, aus schimmerndem
weißem Marmor. Es macht einen zauberischen Ein-
druck, in dessen Mitte zu stehen, der blaue Himmel
überall hindurch scheinend, weiße Wolkenberge in
ihm aufsteigend, als wollten sie sich durch die Luft
zu Einem begeben; in der Tiefe unter Einem das
unabsehbar weite, flache, grüne Land. Als wir den
ersten Plan erreicht, ( das Dach hat deren fünf ) über-
fiel uns ein Platzregen. Die weißen überall her-
vorragenden marmornen Drachenhälse, welche dem
Wasser Abfluß geben, waren in einem Augenblick
in eben so viele Fontainen verwandelt, die Treppen
in Kaskaden -- Wasser, Marmor, Wolken, Wind;
wir mitten darinnen.

Hierauf besuchten wir die Kapelle des heiligen
Karl Borromäus. Das unterirdische, runde Ge-
wölbe ist ringsum bekleidet mit goldgewirktem Stoffe
und mit Basreliefs in getriebener Arbeit von Sil-
ber, welche symbolisch die Kardinaltugenden, in Sce-
nen aus dem Leben des Heiligen darstellen. Oben
schließt ein Gitter von Draht, mit goldenen Roset-
ten verziert. Man blickt durch dieses in die Kuppel
des Domes über dem Hauptaltare; zugleich gibt es
dem Gewölbe Licht. Rings um den Sarg herrschen
Stille, Dämmerung, Friede; der Heilige, welcher
die Menschen liebte, ruht hier, geschieden von ihren
Plagen, ihrem Treiben, von ihnen nicht; sie sind
ihm nahe, sie kommen, Trost bei ihm in seiner Gruft
zu holen, wie sie ihn bei ihm holten, da er noch
am Leben war.



Der Handel auf dem Mississippi.

Ein amerikanisches periodisches Blatt berichtet:
Vor Einführung der Dampfschifffahrt auf dem Mis-
sissippi betrug der jährliche Güterverkehr zwischen
Neu=Orleans und den Städten Louisville und
Cincinnati nur 2000 Tonnen, welche auf Barken
von 100 Tonnen Ladung, die jährlich einmal die
Fahrt machten, verschifft wurden. Gegenwärtig hin-
gegen beläuft sich der Verkehr auf eine Million Ton-
nen! Jedes der Dampfboote, die den Verkehr auf
dem Ohio und Mississippi unterhalten, macht nur
die Fahrt jährlich dreimal, und zwar mit einer La-
dung von 8400 Tonnen. Diese Zunahme des Ver-
kehrs ergab sich in der kurzen Zeit von weniger als
20 Jahren; denn erst im Jahre 1817 fuhr das erste
Dampfboot auf dem Mississippi. Die Zunahme der
Bevölkerung hat zwar auch einen Antheil hieran;
allein dieser Antheil ist gewiß sehr klein, und über-
dieß ist nicht zu vergessen, daß auch die Zunahme
der Bevölkerung durch die Erleichterung des Ver-
kehrs mittelst der Dampfboote bedeutend befördert
wurde.     D.



Der Markt zu Buffarick in Afrika.

Die Menschen, sobald sie nur so viel Geschick-
lichkeit sich erworben, um, sey es, Natur = oder Ge-
werbsprodukte zu erzeugen, werden durch den Trieb
eines Wechselwunsch = Besitzes, zum Austausche ihrer
Erzeugnisse hinbewegt, und es bilden sich zeitbe-
stimmliche Versammlungen zu diesem Zwecke, welche
man mit dem Namen Märkte oder Messen bezeich-
net. Nur ganz wilde Völker ermangeln eines solchen
Antriebes noch, da sie zu wenig zum Austausche
darzubieten haben. Halbkultivirte hingegen geben
sich schon dem Handel hin, und suchen ihn auf den
[Spaltenumbruch] beschwerlichsten Wegen auf. So der Markt zu
Buffarick, zehn Stunden südlich von Algier, wo
die Nomadenstämme aus dem Atlasgebirge und die
Negerkaufleute von dem Fluße Niger sich einfinden,
um Handel zu treiben. Es ist gegen den Abend
unseres Sonntages, daß sich in dieser sonst so stillen
Wildniß ein wunderliches Geräusch von lärmenden
Stimmen erhebt, welches von den zahlreichen Kara-
vanen herrührt, welche auf den weiten Räumen der
Ebene von Medschidschal sich versammeln, und
bis aus dem Dattellande und der Wüste Sahara
herbeikommen, um ihre Produkte zum Verkaufe und
zum Tausche anzubieten, denn der Boden, auf wel-
chem dieser Markt abgehalten wird, ist seit undenk-
lichen Zeiten ein reutraler Boden, von welchem jede
Feindseligkeit verbannt ist.

Auf dem Markte gehet Alles im Frieden und
Eintracht her, Betrug mit falscher Waare oder Geld
ist hier unerhört, und jedem sonstigen Streit macht
der Spruch des Kadi ein Ende, gegen dessen hoch-
verehrte Person Keiner Widerspruch zu erheben wagt.
Die maurischen Kaufleute aus Belida sind gewöhn-
lich die ersten auf dem Platze. Sie schlagen noch
am Sonntag Abend ihre kleinen weißen Zelte in
Pyramidenform auf, und packen ihre Waaren aus,
ohne jedoch schon an diesem Tage etwas zu verkau-
fen. Die Beduinen und Kabylen lagern sich unter
freiem Himmel, umgeben von ihren Dromedaren und
Kameelen, welche sie abwechselnd nach dem Brunnen
zur Tränke führen. Montags in aller Früh beginnt
der eigentliche Markt, der gewöhnlich bis gegen den
Abend dauert. Die Menge der Käufer und Ver-
käufer beläuft sich, besonders zur Erntezeit, oft auf
mehr als 4000, und bewunderungswerth ist die Ord-
nung, welche unter den barbarischen Wilden herrscht.
Jede Klasse von Verkäufern hat ihren eigenen Platz;
die nomadischen Hirten der Ebene mit ihren leder-
nen Milchschläuchen, ihren Hühner = und Eierkörb-
chen, geschlachtetem und lebendigem Vieh, bilden die
äußerste Grenze. Jhnen zunächst stehen die Vieh-
händler im Großen mit Rindvieh und zahlreichen
Schafen, welche fett und schön sind, und eine vor-
zügliche Wolle liefern. Diesen folgen die Frucht-
und Getreideverkäufer, welche eine lange Reihe ein-
nehmen mit ihren Körben voll der schönsten Oran-
gen, Granatäpfel, Datteln, Wassermelonen, Para-
dies = und Cactusfeigen, Gemüse aller Art und herr-
lichen Weizen, den sie auf der Erde aufgeschichtet
haben, und in kleinen Massen verkaufen. Die Ta-
bakverkäufer sind Kabylen, hohe, magere Gestalten
mit heller Gesichtsfarbe, als Folge eines minder
heißen Klima's im Atlasgebirge. Jm Mittelpunkte
des Marktplatzes stehen die reichen Händler der
Städte mit gewebten Zeugen, Decken, Bändern und
Luxusartikeln, und jene aus Algier verkaufen eu-
ropäische Produkte, und besonders Korallenketten,
welche die Weiber der Cadaren überaus lieb haben.
Auch finden sich oft Kaufleute aus Konstantine
ein, und bringen Straußfedern, Seide und theuere
Essenzen, Rosenöl u. dgl., ja manchmal kommt auch
Goldstaub aus Tombuktu auf den Markt. Die
Franzosen versehen sich mit Wildpret und Schild-
kröten, welche letztere um ein paar Sous zu haben
sind. Auch lebende Affen, Stachelschweine, Unzen
u. s. w. werden zuweilen aus den Gebirgen gebracht.

Juden und Europäer haben jetzt zu diesem
Markte ungehinderten Zutritt, doch wird die euro-
päische Kleidung noch mit finstern, mißtrauischen
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] lustraden, Treppen, Gallerien, aus schimmerndem
weißem Marmor. Es macht einen zauberischen Ein-
druck, in dessen Mitte zu stehen, der blaue Himmel
überall hindurch scheinend, weiße Wolkenberge in
ihm aufsteigend, als wollten sie sich durch die Luft
zu Einem begeben; in der Tiefe unter Einem das
unabsehbar weite, flache, grüne Land. Als wir den
ersten Plan erreicht, ( das Dach hat deren fünf ) über-
fiel uns ein Platzregen. Die weißen überall her-
vorragenden marmornen Drachenhälse, welche dem
Wasser Abfluß geben, waren in einem Augenblick
in eben so viele Fontainen verwandelt, die Treppen
in Kaskaden — Wasser, Marmor, Wolken, Wind;
wir mitten darinnen.

Hierauf besuchten wir die Kapelle des heiligen
Karl Borromäus. Das unterirdische, runde Ge-
wölbe ist ringsum bekleidet mit goldgewirktem Stoffe
und mit Basreliefs in getriebener Arbeit von Sil-
ber, welche symbolisch die Kardinaltugenden, in Sce-
nen aus dem Leben des Heiligen darstellen. Oben
schließt ein Gitter von Draht, mit goldenen Roset-
ten verziert. Man blickt durch dieses in die Kuppel
des Domes über dem Hauptaltare; zugleich gibt es
dem Gewölbe Licht. Rings um den Sarg herrschen
Stille, Dämmerung, Friede; der Heilige, welcher
die Menschen liebte, ruht hier, geschieden von ihren
Plagen, ihrem Treiben, von ihnen nicht; sie sind
ihm nahe, sie kommen, Trost bei ihm in seiner Gruft
zu holen, wie sie ihn bei ihm holten, da er noch
am Leben war.



Der Handel auf dem Mississippi.

Ein amerikanisches periodisches Blatt berichtet:
Vor Einführung der Dampfschifffahrt auf dem Mis-
sissippi betrug der jährliche Güterverkehr zwischen
Neu=Orleans und den Städten Louisville und
Cincinnati nur 2000 Tonnen, welche auf Barken
von 100 Tonnen Ladung, die jährlich einmal die
Fahrt machten, verschifft wurden. Gegenwärtig hin-
gegen beläuft sich der Verkehr auf eine Million Ton-
nen! Jedes der Dampfboote, die den Verkehr auf
dem Ohio und Mississippi unterhalten, macht nur
die Fahrt jährlich dreimal, und zwar mit einer La-
dung von 8400 Tonnen. Diese Zunahme des Ver-
kehrs ergab sich in der kurzen Zeit von weniger als
20 Jahren; denn erst im Jahre 1817 fuhr das erste
Dampfboot auf dem Mississippi. Die Zunahme der
Bevölkerung hat zwar auch einen Antheil hieran;
allein dieser Antheil ist gewiß sehr klein, und über-
dieß ist nicht zu vergessen, daß auch die Zunahme
der Bevölkerung durch die Erleichterung des Ver-
kehrs mittelst der Dampfboote bedeutend befördert
wurde.     D.



Der Markt zu Buffarick in Afrika.

Die Menschen, sobald sie nur so viel Geschick-
lichkeit sich erworben, um, sey es, Natur = oder Ge-
werbsprodukte zu erzeugen, werden durch den Trieb
eines Wechselwunsch = Besitzes, zum Austausche ihrer
Erzeugnisse hinbewegt, und es bilden sich zeitbe-
stimmliche Versammlungen zu diesem Zwecke, welche
man mit dem Namen Märkte oder Messen bezeich-
net. Nur ganz wilde Völker ermangeln eines solchen
Antriebes noch, da sie zu wenig zum Austausche
darzubieten haben. Halbkultivirte hingegen geben
sich schon dem Handel hin, und suchen ihn auf den
[Spaltenumbruch] beschwerlichsten Wegen auf. So der Markt zu
Buffarick, zehn Stunden südlich von Algier, wo
die Nomadenstämme aus dem Atlasgebirge und die
Negerkaufleute von dem Fluße Niger sich einfinden,
um Handel zu treiben. Es ist gegen den Abend
unseres Sonntages, daß sich in dieser sonst so stillen
Wildniß ein wunderliches Geräusch von lärmenden
Stimmen erhebt, welches von den zahlreichen Kara-
vanen herrührt, welche auf den weiten Räumen der
Ebene von Medschidschal sich versammeln, und
bis aus dem Dattellande und der Wüste Sahara
herbeikommen, um ihre Produkte zum Verkaufe und
zum Tausche anzubieten, denn der Boden, auf wel-
chem dieser Markt abgehalten wird, ist seit undenk-
lichen Zeiten ein reutraler Boden, von welchem jede
Feindseligkeit verbannt ist.

Auf dem Markte gehet Alles im Frieden und
Eintracht her, Betrug mit falscher Waare oder Geld
ist hier unerhört, und jedem sonstigen Streit macht
der Spruch des Kadi ein Ende, gegen dessen hoch-
verehrte Person Keiner Widerspruch zu erheben wagt.
Die maurischen Kaufleute aus Belida sind gewöhn-
lich die ersten auf dem Platze. Sie schlagen noch
am Sonntag Abend ihre kleinen weißen Zelte in
Pyramidenform auf, und packen ihre Waaren aus,
ohne jedoch schon an diesem Tage etwas zu verkau-
fen. Die Beduinen und Kabylen lagern sich unter
freiem Himmel, umgeben von ihren Dromedaren und
Kameelen, welche sie abwechselnd nach dem Brunnen
zur Tränke führen. Montags in aller Früh beginnt
der eigentliche Markt, der gewöhnlich bis gegen den
Abend dauert. Die Menge der Käufer und Ver-
käufer beläuft sich, besonders zur Erntezeit, oft auf
mehr als 4000, und bewunderungswerth ist die Ord-
nung, welche unter den barbarischen Wilden herrscht.
Jede Klasse von Verkäufern hat ihren eigenen Platz;
die nomadischen Hirten der Ebene mit ihren leder-
nen Milchschläuchen, ihren Hühner = und Eierkörb-
chen, geschlachtetem und lebendigem Vieh, bilden die
äußerste Grenze. Jhnen zunächst stehen die Vieh-
händler im Großen mit Rindvieh und zahlreichen
Schafen, welche fett und schön sind, und eine vor-
zügliche Wolle liefern. Diesen folgen die Frucht-
und Getreideverkäufer, welche eine lange Reihe ein-
nehmen mit ihren Körben voll der schönsten Oran-
gen, Granatäpfel, Datteln, Wassermelonen, Para-
dies = und Cactusfeigen, Gemüse aller Art und herr-
lichen Weizen, den sie auf der Erde aufgeschichtet
haben, und in kleinen Massen verkaufen. Die Ta-
bakverkäufer sind Kabylen, hohe, magere Gestalten
mit heller Gesichtsfarbe, als Folge eines minder
heißen Klima's im Atlasgebirge. Jm Mittelpunkte
des Marktplatzes stehen die reichen Händler der
Städte mit gewebten Zeugen, Decken, Bändern und
Luxusartikeln, und jene aus Algier verkaufen eu-
ropäische Produkte, und besonders Korallenketten,
welche die Weiber der Cadaren überaus lieb haben.
Auch finden sich oft Kaufleute aus Konstantine
ein, und bringen Straußfedern, Seide und theuere
Essenzen, Rosenöl u. dgl., ja manchmal kommt auch
Goldstaub aus Tombuktu auf den Markt. Die
Franzosen versehen sich mit Wildpret und Schild-
kröten, welche letztere um ein paar Sous zu haben
sind. Auch lebende Affen, Stachelschweine, Unzen
u. s. w. werden zuweilen aus den Gebirgen gebracht.

Juden und Europäer haben jetzt zu diesem
Markte ungehinderten Zutritt, doch wird die euro-
päische Kleidung noch mit finstern, mißtrauischen
[Ende Spaltensatz]

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Oben schließt ein Gitter von Draht, mit goldenen Roset- ten verziert. Man blickt durch dieses in die Kuppel des Domes über dem Hauptaltare; zugleich gibt es dem Gewölbe Licht. Rings um den Sarg herrschen Stille, Dämmerung, Friede; der Heilige, welcher die Menschen liebte, ruht hier, geschieden von ihren Plagen, ihrem Treiben, von ihnen nicht; sie sind ihm nahe, sie kommen, Trost bei ihm in seiner Gruft zu holen, wie sie ihn bei ihm holten, da er noch am Leben war. Der Handel auf dem Mississippi. Ein amerikanisches periodisches Blatt berichtet: Vor Einführung der Dampfschifffahrt auf dem Mis- sissippi betrug der jährliche Güterverkehr zwischen Neu=Orleans und den Städten Louisville und Cincinnati nur 2000 Tonnen, welche auf Barken von 100 Tonnen Ladung, die jährlich einmal die Fahrt machten, verschifft wurden. Gegenwärtig hin- gegen beläuft sich der Verkehr auf eine Million Ton- nen! Jedes der Dampfboote, die den Verkehr auf dem Ohio und Mississippi unterhalten, macht nur die Fahrt jährlich dreimal, und zwar mit einer La- dung von 8400 Tonnen. Diese Zunahme des Ver- kehrs ergab sich in der kurzen Zeit von weniger als 20 Jahren; denn erst im Jahre 1817 fuhr das erste Dampfboot auf dem Mississippi. Die Zunahme der Bevölkerung hat zwar auch einen Antheil hieran; allein dieser Antheil ist gewiß sehr klein, und über- dieß ist nicht zu vergessen, daß auch die Zunahme der Bevölkerung durch die Erleichterung des Ver- kehrs mittelst der Dampfboote bedeutend befördert wurde. D. Der Markt zu Buffarick in Afrika. Die Menschen, sobald sie nur so viel Geschick- lichkeit sich erworben, um, sey es, Natur = oder Ge- werbsprodukte zu erzeugen, werden durch den Trieb eines Wechselwunsch = Besitzes, zum Austausche ihrer Erzeugnisse hinbewegt, und es bilden sich zeitbe- stimmliche Versammlungen zu diesem Zwecke, welche man mit dem Namen Märkte oder Messen bezeich- net. 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Auf dem Markte gehet Alles im Frieden und Eintracht her, Betrug mit falscher Waare oder Geld ist hier unerhört, und jedem sonstigen Streit macht der Spruch des Kadi ein Ende, gegen dessen hoch- verehrte Person Keiner Widerspruch zu erheben wagt. Die maurischen Kaufleute aus Belida sind gewöhn- lich die ersten auf dem Platze. Sie schlagen noch am Sonntag Abend ihre kleinen weißen Zelte in Pyramidenform auf, und packen ihre Waaren aus, ohne jedoch schon an diesem Tage etwas zu verkau- fen. Die Beduinen und Kabylen lagern sich unter freiem Himmel, umgeben von ihren Dromedaren und Kameelen, welche sie abwechselnd nach dem Brunnen zur Tränke führen. Montags in aller Früh beginnt der eigentliche Markt, der gewöhnlich bis gegen den Abend dauert. Die Menge der Käufer und Ver- käufer beläuft sich, besonders zur Erntezeit, oft auf mehr als 4000, und bewunderungswerth ist die Ord- nung, welche unter den barbarischen Wilden herrscht. Jede Klasse von Verkäufern hat ihren eigenen Platz; die nomadischen Hirten der Ebene mit ihren leder- nen Milchschläuchen, ihren Hühner = und Eierkörb- chen, geschlachtetem und lebendigem Vieh, bilden die äußerste Grenze. Jhnen zunächst stehen die Vieh- händler im Großen mit Rindvieh und zahlreichen Schafen, welche fett und schön sind, und eine vor- zügliche Wolle liefern. Diesen folgen die Frucht- und Getreideverkäufer, welche eine lange Reihe ein- nehmen mit ihren Körben voll der schönsten Oran- gen, Granatäpfel, Datteln, Wassermelonen, Para- dies = und Cactusfeigen, Gemüse aller Art und herr- lichen Weizen, den sie auf der Erde aufgeschichtet haben, und in kleinen Massen verkaufen. Die Ta- bakverkäufer sind Kabylen, hohe, magere Gestalten mit heller Gesichtsfarbe, als Folge eines minder heißen Klima's im Atlasgebirge. Jm Mittelpunkte des Marktplatzes stehen die reichen Händler der Städte mit gewebten Zeugen, Decken, Bändern und Luxusartikeln, und jene aus Algier verkaufen eu- ropäische Produkte, und besonders Korallenketten, welche die Weiber der Cadaren überaus lieb haben. Auch finden sich oft Kaufleute aus Konstantine ein, und bringen Straußfedern, Seide und theuere Essenzen, Rosenöl u. dgl., ja manchmal kommt auch Goldstaub aus Tombuktu auf den Markt. Die Franzosen versehen sich mit Wildpret und Schild- kröten, welche letztere um ein paar Sous zu haben sind. Auch lebende Affen, Stachelschweine, Unzen u. s. w. werden zuweilen aus den Gebirgen gebracht. Juden und Europäer haben jetzt zu diesem Markte ungehinderten Zutritt, doch wird die euro- päische Kleidung noch mit finstern, mißtrauischen

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Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 13. Prag, 1836, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama13_1836/5>, abgerufen am 27.11.2024.