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Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 8. Prag, 1836.

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Panorama des Universums.
[Abbildung] ( Der Marmorpallast bei Potsdam. )
[Beginn Spaltensatz] gewählt. Auf diesem Weinberg, wo jetzt das Mar-
morpalais ist, stand ehedem ein Haus von zwei Stock-
werken mit einem Saale, den die Offiziere oft zu
Festen mietheten, welchen der König als Kronprinz
beiwohnte. Diese Stelle liegt beinahe in der Mitte
am heiligen See, und gewährt eine wirklich sehr
schöne und mannigfaltige Aussicht.

Nach seinem Regierungsantritt kaufte der König
alle umherliegenden Weinberge für beträchtliche Sum-
men, und ließ nun das ganze Terrain in Zeit von
acht Jahren in einen englischen Garten umschaffen,
wozu viel Fleiß gehörte, indem man einen sandigen
Boden zu bekämpfen hatte. Der neue äußerst rei-
zende Garten war der Lieblingsaufenthalt des Kö-
nigs bei Potsdam.

Der Bau des Marmorpalais begann im Jahre
1787, später wurden noch zwei Flügel angebaut,
welche bis jetzt noch nicht ganz ausgebauet sind.
Halb steht dieses Prachtgebäude auf Pfählen über
dem Wasser, und halb auf festem Boden.

Das Palais ist ein Viereck, jede Seite 70 Fuß
lang. Es besteht aus einem Souterrain, zwei Ge-
schossen und einem platten mit einer Gallerie und
einem Belvedere versehenen Dache. Die Säulen
und andere Zierathen sind von weißem und blauem
schlesischem Marmor, das übrige Marmorwerk auf
holländische Art konstruirt. Das Dach mit Kupfer
gedeckt und mit zwei kupfernen Reservoirs versehen.
Das Belvedere ist von Holz mit Kupfer überdeckt
und marmorirt. Die Kuppel ist mit einer Gruppe
von Kindern geziert, die einen Fruchtkorb tragen,
aus vergoldetem Kupfer. Jnwendig ist die Kuppel
von Eckstein gemalt. Gegen die Morgen = oder
die Wasserseite ist ein Balkon, welcher von sechs
Säulen aus schlesischem Marmor, jede aus einem
Stück, getragen wird. Diese Säulen stehen gegen
10 Fuß vor dem Haus, und es kann unter denselben
weggefahren werden.

Der neue Garten wird von einer hohen Mauer
umschlossen. Eine schöne Ansicht dieses reizenden
Gartens mit seinen Gebäuden genießt man, wenn
man in einem gemietheten Kahn auf dem heiligen
See nach dem Hasengraben hin fährt.



[Spaltenumbruch]
Die Burg Kunietitz in Böhmen.

Von dem Ursprunge dieser Veste, einer der älte-
sten des Königreichs, sagt Hagek von Liboczan
und nach ihm alle neuern Geschichtschreiber: Am
Hoflager des Herzogs Krzesomisl lebte einer seiner
Vettern, Kunak genannt, nebst seiner Ehefrau
Zdislawa, reich mit Herden und Reichthum ge-
segnet, und dieser sandte einige seiner Knechte gegen
Sonnenaufgang, um einen schicklichen Platz zur Er-
bauung eines eigenen Herrensitzes aufzusuchen, wel-
chen sie in der Nachbarschaft der Elbe fanden, wo-
selbst Kunak erst ein Haus im Thale, dann aber
die Burg Kunietitz, zuerst von Holz auf dem
Berge erbaute. Beides, und das später entstandene
Dorf wurde nachher ein Eigenthum der Tempel-
herren, die das Schloß von Stein aufführen ließen;
aber nach ihrer Aufhebung fiel die Veste an die
Krone. König Johann ließ sie mit starken Mauern
umgeben und Karl IV. verschenkte sie an die Herren
von Pardubitz und Miletin.

Jn den Annalen des fünfzehnten Jahrhunderts
erscheint das Schloß als Eigenthum des tapfern
Dionys Borzek von Miletin, der Anfangs dem
König Siegmund treu geblieben, und erst als die-
ser aus Mißtrauen sein Geschlecht verfolgte, zu der
Parthei der Hussiten überging, und Zizka's grau-
samen Zügen beiwohnte; doch behandelte er die Ge-
fangenen ( mit denen, zumal den Priestern, die Hus-
siten auf die grausamste Weise zu verfahren pflegten )
milder als seine Kriegsgefährten, und rettete einst
zwölf Nonnen das Leben, welche, schon an Bretter
gebunden, in die Elbe geworfen werden sollten.

Später nahm Dionys Leitomischl ein, und
wurde zum Befehlshaber von Königgrätz ernannt,
aber als er mit Victorin von Neuhaus nach
Mähren gezogen, die Truppen des Bischofs von
Ollmütz geschlagen und Kremsier eingenommen
hatte, da erhielt er die Botschaft: Zizka, welcher
sich mittlerweile mit den Pragern zertragen, sey mit
den Königgrätzer Bürgern einverstanden, und habe
die Krieger des Miletin aus der Stadt ver-
trieben.

[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Abbildung] ( Der Marmorpallast bei Potsdam. )
[Beginn Spaltensatz] gewählt. Auf diesem Weinberg, wo jetzt das Mar-
morpalais ist, stand ehedem ein Haus von zwei Stock-
werken mit einem Saale, den die Offiziere oft zu
Festen mietheten, welchen der König als Kronprinz
beiwohnte. Diese Stelle liegt beinahe in der Mitte
am heiligen See, und gewährt eine wirklich sehr
schöne und mannigfaltige Aussicht.

Nach seinem Regierungsantritt kaufte der König
alle umherliegenden Weinberge für beträchtliche Sum-
men, und ließ nun das ganze Terrain in Zeit von
acht Jahren in einen englischen Garten umschaffen,
wozu viel Fleiß gehörte, indem man einen sandigen
Boden zu bekämpfen hatte. Der neue äußerst rei-
zende Garten war der Lieblingsaufenthalt des Kö-
nigs bei Potsdam.

Der Bau des Marmorpalais begann im Jahre
1787, später wurden noch zwei Flügel angebaut,
welche bis jetzt noch nicht ganz ausgebauet sind.
Halb steht dieses Prachtgebäude auf Pfählen über
dem Wasser, und halb auf festem Boden.

Das Palais ist ein Viereck, jede Seite 70 Fuß
lang. Es besteht aus einem Souterrain, zwei Ge-
schossen und einem platten mit einer Gallerie und
einem Belvedere versehenen Dache. Die Säulen
und andere Zierathen sind von weißem und blauem
schlesischem Marmor, das übrige Marmorwerk auf
holländische Art konstruirt. Das Dach mit Kupfer
gedeckt und mit zwei kupfernen Reservoirs versehen.
Das Belvedere ist von Holz mit Kupfer überdeckt
und marmorirt. Die Kuppel ist mit einer Gruppe
von Kindern geziert, die einen Fruchtkorb tragen,
aus vergoldetem Kupfer. Jnwendig ist die Kuppel
von Eckstein gemalt. Gegen die Morgen = oder
die Wasserseite ist ein Balkon, welcher von sechs
Säulen aus schlesischem Marmor, jede aus einem
Stück, getragen wird. Diese Säulen stehen gegen
10 Fuß vor dem Haus, und es kann unter denselben
weggefahren werden.

Der neue Garten wird von einer hohen Mauer
umschlossen. Eine schöne Ansicht dieses reizenden
Gartens mit seinen Gebäuden genießt man, wenn
man in einem gemietheten Kahn auf dem heiligen
See nach dem Hasengraben hin fährt.



[Spaltenumbruch]
Die Burg Kunietitz in Böhmen.

Von dem Ursprunge dieser Veste, einer der älte-
sten des Königreichs, sagt Hagek von Libocźan
und nach ihm alle neuern Geschichtschreiber: Am
Hoflager des Herzogs Krźesomisl lebte einer seiner
Vettern, Kunak genannt, nebst seiner Ehefrau
Zdislawa, reich mit Herden und Reichthum ge-
segnet, und dieser sandte einige seiner Knechte gegen
Sonnenaufgang, um einen schicklichen Platz zur Er-
bauung eines eigenen Herrensitzes aufzusuchen, wel-
chen sie in der Nachbarschaft der Elbe fanden, wo-
selbst Kunak erst ein Haus im Thale, dann aber
die Burg Kunietitz, zuerst von Holz auf dem
Berge erbaute. Beides, und das später entstandene
Dorf wurde nachher ein Eigenthum der Tempel-
herren, die das Schloß von Stein aufführen ließen;
aber nach ihrer Aufhebung fiel die Veste an die
Krone. König Johann ließ sie mit starken Mauern
umgeben und Karl IV. verschenkte sie an die Herren
von Pardubitz und Miletin.

Jn den Annalen des fünfzehnten Jahrhunderts
erscheint das Schloß als Eigenthum des tapfern
Dionys Borzek von Miletin, der Anfangs dem
König Siegmund treu geblieben, und erst als die-
ser aus Mißtrauen sein Geschlecht verfolgte, zu der
Parthei der Hussiten überging, und Žiźka's grau-
samen Zügen beiwohnte; doch behandelte er die Ge-
fangenen ( mit denen, zumal den Priestern, die Hus-
siten auf die grausamste Weise zu verfahren pflegten )
milder als seine Kriegsgefährten, und rettete einst
zwölf Nonnen das Leben, welche, schon an Bretter
gebunden, in die Elbe geworfen werden sollten.

Später nahm Dionys Leitomischl ein, und
wurde zum Befehlshaber von Königgrätz ernannt,
aber als er mit Victorin von Neuhaus nach
Mähren gezogen, die Truppen des Bischofs von
Ollmütz geschlagen und Kremsier eingenommen
hatte, da erhielt er die Botschaft: Žiźka, welcher
sich mittlerweile mit den Pragern zertragen, sey mit
den Königgrätzer Bürgern einverstanden, und habe
die Krieger des Miletin aus der Stadt ver-
trieben.

[Ende Spaltensatz]
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[61/0005] Panorama des Universums. [Abbildung ( Der Marmorpallast bei Potsdam. ) ] gewählt. Auf diesem Weinberg, wo jetzt das Mar- morpalais ist, stand ehedem ein Haus von zwei Stock- werken mit einem Saale, den die Offiziere oft zu Festen mietheten, welchen der König als Kronprinz beiwohnte. Diese Stelle liegt beinahe in der Mitte am heiligen See, und gewährt eine wirklich sehr schöne und mannigfaltige Aussicht. Nach seinem Regierungsantritt kaufte der König alle umherliegenden Weinberge für beträchtliche Sum- men, und ließ nun das ganze Terrain in Zeit von acht Jahren in einen englischen Garten umschaffen, wozu viel Fleiß gehörte, indem man einen sandigen Boden zu bekämpfen hatte. Der neue äußerst rei- zende Garten war der Lieblingsaufenthalt des Kö- nigs bei Potsdam. Der Bau des Marmorpalais begann im Jahre 1787, später wurden noch zwei Flügel angebaut, welche bis jetzt noch nicht ganz ausgebauet sind. Halb steht dieses Prachtgebäude auf Pfählen über dem Wasser, und halb auf festem Boden. Das Palais ist ein Viereck, jede Seite 70 Fuß lang. Es besteht aus einem Souterrain, zwei Ge- schossen und einem platten mit einer Gallerie und einem Belvedere versehenen Dache. Die Säulen und andere Zierathen sind von weißem und blauem schlesischem Marmor, das übrige Marmorwerk auf holländische Art konstruirt. Das Dach mit Kupfer gedeckt und mit zwei kupfernen Reservoirs versehen. Das Belvedere ist von Holz mit Kupfer überdeckt und marmorirt. Die Kuppel ist mit einer Gruppe von Kindern geziert, die einen Fruchtkorb tragen, aus vergoldetem Kupfer. Jnwendig ist die Kuppel von Eckstein gemalt. Gegen die Morgen = oder die Wasserseite ist ein Balkon, welcher von sechs Säulen aus schlesischem Marmor, jede aus einem Stück, getragen wird. Diese Säulen stehen gegen 10 Fuß vor dem Haus, und es kann unter denselben weggefahren werden. Der neue Garten wird von einer hohen Mauer umschlossen. Eine schöne Ansicht dieses reizenden Gartens mit seinen Gebäuden genießt man, wenn man in einem gemietheten Kahn auf dem heiligen See nach dem Hasengraben hin fährt. Die Burg Kunietitz in Böhmen. Von dem Ursprunge dieser Veste, einer der älte- sten des Königreichs, sagt Hagek von Libocźan und nach ihm alle neuern Geschichtschreiber: Am Hoflager des Herzogs Krźesomisl lebte einer seiner Vettern, Kunak genannt, nebst seiner Ehefrau Zdislawa, reich mit Herden und Reichthum ge- segnet, und dieser sandte einige seiner Knechte gegen Sonnenaufgang, um einen schicklichen Platz zur Er- bauung eines eigenen Herrensitzes aufzusuchen, wel- chen sie in der Nachbarschaft der Elbe fanden, wo- selbst Kunak erst ein Haus im Thale, dann aber die Burg Kunietitz, zuerst von Holz auf dem Berge erbaute. Beides, und das später entstandene Dorf wurde nachher ein Eigenthum der Tempel- herren, die das Schloß von Stein aufführen ließen; aber nach ihrer Aufhebung fiel die Veste an die Krone. König Johann ließ sie mit starken Mauern umgeben und Karl IV. verschenkte sie an die Herren von Pardubitz und Miletin. Jn den Annalen des fünfzehnten Jahrhunderts erscheint das Schloß als Eigenthum des tapfern Dionys Borzek von Miletin, der Anfangs dem König Siegmund treu geblieben, und erst als die- ser aus Mißtrauen sein Geschlecht verfolgte, zu der Parthei der Hussiten überging, und Žiźka's grau- samen Zügen beiwohnte; doch behandelte er die Ge- fangenen ( mit denen, zumal den Priestern, die Hus- siten auf die grausamste Weise zu verfahren pflegten ) milder als seine Kriegsgefährten, und rettete einst zwölf Nonnen das Leben, welche, schon an Bretter gebunden, in die Elbe geworfen werden sollten. Später nahm Dionys Leitomischl ein, und wurde zum Befehlshaber von Königgrätz ernannt, aber als er mit Victorin von Neuhaus nach Mähren gezogen, die Truppen des Bischofs von Ollmütz geschlagen und Kremsier eingenommen hatte, da erhielt er die Botschaft: Žiźka, welcher sich mittlerweile mit den Pragern zertragen, sey mit den Königgrätzer Bürgern einverstanden, und habe die Krieger des Miletin aus der Stadt ver- trieben.

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Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 8. Prag, 1836, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama08_1836/5>, abgerufen am 06.06.2024.