Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 5. Prag, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite
Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz]
Mittel, Gemählde zu entfirnissen.

Um ein Gemählde von dem Firnisse, wenn
dieser schon gelb und beinahe undurchsichtig gewor-
den ist, zu befreien, räucher man erst die Finger
mit Harz ein, und reibe sodann die ganze Fläche
über; der Firniß verwandelt sich hierdurch erstlich
zu Staub und verschwindet endlich ganz. Bei Ge-
mählden von beträchtlicher Länge und Breite bedient
man sich eines Stückchen Leders; jedoch muß man
in jedem Falle darauf bedacht seyn, den Staub
öfter abzuwischen, um sich zu überzeugen, ob die
Malerei nicht beschädigt wird.

Man benimmt einem Gemählde auch den Lack
mittels einer Mischung von gleichen Quantitäten
Weingeist, Terpentinessenz und Oel. Man taucht
nämlich einen kleinen Stöpsel aus Kammwolle in
die Mischung von dem Weingeist und der Essenz,
und einen zweiten solchen Stöpsel in das Oel; und
nachdem die Stelle, die man reinigen will, mit die-
sem zweiten Stöpsel überrieben, befeuchte man sie
mit dem ersten, indem man ganz leicht darüber
hinfährt; denn wollte man dieß lange fortsetzen, so
liefe man Gefahr, einen Theil des Gemähldes mit
zu verwischen. Die Wirkung dieses Verfahrens ist
beendigt, wenn man die Stelle hierauf noch einmal
mittels Baumwolle tränkt.

Ein aus Mastir und Terpentinessenz bereiteter
Firniß geht leicht ab; viel schwieriger der aus Ko-
pal und Oel.     J. S.



Ehemaliger Theater=Strafkodex zu Rom.

Wer im Parterre sich während der Vorstellung
erhebt, aus welchem Grunde es immerhin sey, be-
zahlt eine Strafe von fünf römischen Thalern.

Wer seinen Hut oder Mütze aufbehält, wird
unmittelbar zum Saale hinausgeführt.

[Spaltenumbruch]

Ein Schauspieler, der sich eine unschickliche Be-
wegung erlaubt, oder einen Ausdruck, der nicht im
Buche des Soufflers steht, wird für fünf Jahre auf
die Galeeren geschickt, und darf in der Folge keinen
Platz bekleiden.

Gibt Jemand einen Andern im Theater eine
Ohrfeige, kommt er für zehn Jahre auf die Ga-
leeren.

Wer irgend eine Waffe im Theater hat, wird
für Zeitlebens auf die Galeeren geschickt, und ver-
wundet er Jemand, wird er zum Tode verurtheilt.

Jedes Zeichen des Beifalls oder Tadels ist aufs
Strengste verboten. Wer dagegen handelt, wird mit
sechsmonatlichen Arrest bestraft.

    ( Aus dem Theater = Reglement. )



Wirbelwinde und Wasserhosen.

Wirbelwinde und Wasserhosen, diese furchtbaren
Anzeichen einer in der Atmosphäre eingetretenen
Veränderung, zeigen sich seltener in den gemäßigten
Zonen unseres Erdballs, wogegen sie zwischen den
Wendekreisen sehr häufig und zwar unter verschie-
denen Formen vorkommen, aber fast immer schreck-
liche Verwüstungen über ausgedehnte Länderstrecken
verbreiten, die Erzeugnisse des Bodens vernichten
und nicht selten die stolzesten Kriegsflotten zerstreuen
und in den Abgrund des Meeres versenken.

Orkane, Wirbelwinde, Wasserhosen und den
glühenden Wind der Wüste kennen wir wohl Alle
aus den Beschreibungen der Reisenden; doch zum
Glücke wissen wir von ihren schrecklichen Wirkungen
nur sehr wenig aus eigener Erfahrung. Verschiedene
Schriftsteller haben diese Phänomene mannigfachen
Ursachen zugeschrieben. Einige nahmen an, die
Elektrizität bringe solche Wirkungen hervor; andere
dagegen verwarfen diese Behauptung und gaben die
durch die Sonnenhitze bewirkte Verdünnung der Luft
als die Hauptursache dieser Erschütterung der Atmo-
sphäre an; das Wahrscheinlichste ist jedoch, daß in
den meisten Fällen diese beiden Ursachen vereint
wirken mögen.

Jn einem Werke, das unlängst von dem Eng-
länder Howison, einem Angestellten bei der ostin-
dischen Kompagnie, herausgegeben wurde, findet sich
nachstehende Beschreibung eines solchen Phänomens.

"Die Wasserhose ist die furchtbarste Erscheinung,
die in den Gewässern am Aequator vorkömmt; sie
zeigt sich jedoch häufiger und in größerem Umfange
an den westlichen Küsten Afrika's als in andern
Gegenden des Ozeans. Man sieht sie aber nicht
immer in derselben Gestalt, auch ist sie manchmal
ganz unbeweglich, manchmal wieder tobt sie mit
reißender Schnelligkeit dahin.

Wenn eine Wasserhose sich zu bilden beginnt,
geräth das Meer, ob es auch früher ganz ruhig
gewesen, nunmehr an einer gewissen Stelle in die
heftigste Bewegung, wobei es mit einem aufwirbeln-
den Getöse zu schäumen und zu sieden anfängt. Zu
gleicher Zeit sieht man eine trichterähnliche Röhre
aus den Wolken, die dann immer sehr niedrig
gehen, sich zu dem Wasserwirbel herablassen, als
ob sie sich mit ihm vereinigen wollte, was zwar
zuweilen, doch nicht immer geschieht. Unterdessen
nimmt die Aufregung des Meeres immer mehr zu,
der Trichter erweitert sich, die darüber hängenden
Wolken senken sich tiefer herab und endlich vereinigen
sich alle diese Theile und bilden eine Wassersäule,
[Ende Spaltensatz]

sprechen hören, könnten wir uns leicht versucht fühlen,
nach einem alten böhmischen Sprüchworte unsere Nach-
barn zu fragen: ob wir Mädchen oder Buben seyen?
denn nach einer solchen Sprache könnten wir kaum wissen,
was an uns ist. Es ist wahrlich bemerkenswerth zu sehen,
wie ein gelehrter Franzose, durch eine Sonderbarkeit
seiner Sprache verleitet, die Böhmen mit den Zingari
der Jtaliener, den Gypsieo der Engländer, den Gitanos
der Spanier, und den Zigeunern der Deutschen verwech-
selt, während es kaum ein Land in Europa gibt, wo
man weniger Zigeunern begegnet, als in Böhmen, und
die Czechen nicht mehr Berührung mit diesem Nomaden-
volke haben, als die Bewohner der Ufer der Seine oder
Themse. Die ersten Zigeuner erschienen in Böhmen im
Jahre 1417, folglich in dem Augenblick, wo die Unruhen
der Hussiten ausbrachen. Sie kamen aus Ungarn und
konnten daher leicht auf ihrem Wege nach dem Westen
das böhmische Reich durchziehen. Die Christen des west-
lichen Europa's fanden es damals sehr christlich, die ketze-
rischen Böhmen, deren siegreiche Waffen ihnen manche
Wunde schlugen, zu verabscheuen und zu lästern. Jn die-
sem Zeitpunkte hörte man, unter andern widersinnigen
Fabeln, in ganz Deutschland erzählen, die Bewohner von
Prag beteten ihren Gott auf den öffentlichen Plätzen
unter der Gestalt eines ungeheuren schwarzen Käfers
an, gleichwie die Jsraeliten in der Wüste das goldene
Kalb verehrt hatten. Diese wenigen Züge reichen hin, zu
erklären, wie man dahin kam, einem verachteten Volks-
stamme, den man vorher nicht gesehen, welcher vielleicht
durch Böhmen gekommen war, um an den Rhein zu ge-
langen, diesen Namen zu geben, doch unbegreiflich ist es,
wie die aufgeklärten Franzosen unserer Tage noch ein
solches Zeichen von Unwissenheit darbieten, welches nur
als ein würdiges Denkmal ihrer heutigen gelehrten Un-
duldsamkeit angesehen werden kann.
Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz]
Mittel, Gemählde zu entfirnissen.

Um ein Gemählde von dem Firnisse, wenn
dieser schon gelb und beinahe undurchsichtig gewor-
den ist, zu befreien, räucher man erst die Finger
mit Harz ein, und reibe sodann die ganze Fläche
über; der Firniß verwandelt sich hierdurch erstlich
zu Staub und verschwindet endlich ganz. Bei Ge-
mählden von beträchtlicher Länge und Breite bedient
man sich eines Stückchen Leders; jedoch muß man
in jedem Falle darauf bedacht seyn, den Staub
öfter abzuwischen, um sich zu überzeugen, ob die
Malerei nicht beschädigt wird.

Man benimmt einem Gemählde auch den Lack
mittels einer Mischung von gleichen Quantitäten
Weingeist, Terpentinessenz und Oel. Man taucht
nämlich einen kleinen Stöpsel aus Kammwolle in
die Mischung von dem Weingeist und der Essenz,
und einen zweiten solchen Stöpsel in das Oel; und
nachdem die Stelle, die man reinigen will, mit die-
sem zweiten Stöpsel überrieben, befeuchte man sie
mit dem ersten, indem man ganz leicht darüber
hinfährt; denn wollte man dieß lange fortsetzen, so
liefe man Gefahr, einen Theil des Gemähldes mit
zu verwischen. Die Wirkung dieses Verfahrens ist
beendigt, wenn man die Stelle hierauf noch einmal
mittels Baumwolle tränkt.

Ein aus Mastir und Terpentinessenz bereiteter
Firniß geht leicht ab; viel schwieriger der aus Ko-
pal und Oel.     J. S.



Ehemaliger Theater=Strafkodex zu Rom.

Wer im Parterre sich während der Vorstellung
erhebt, aus welchem Grunde es immerhin sey, be-
zahlt eine Strafe von fünf römischen Thalern.

Wer seinen Hut oder Mütze aufbehält, wird
unmittelbar zum Saale hinausgeführt.

[Spaltenumbruch]

Ein Schauspieler, der sich eine unschickliche Be-
wegung erlaubt, oder einen Ausdruck, der nicht im
Buche des Soufflers steht, wird für fünf Jahre auf
die Galeeren geschickt, und darf in der Folge keinen
Platz bekleiden.

Gibt Jemand einen Andern im Theater eine
Ohrfeige, kommt er für zehn Jahre auf die Ga-
leeren.

Wer irgend eine Waffe im Theater hat, wird
für Zeitlebens auf die Galeeren geschickt, und ver-
wundet er Jemand, wird er zum Tode verurtheilt.

Jedes Zeichen des Beifalls oder Tadels ist aufs
Strengste verboten. Wer dagegen handelt, wird mit
sechsmonatlichen Arrest bestraft.

    ( Aus dem Theater = Reglement. )



Wirbelwinde und Wasserhosen.

Wirbelwinde und Wasserhosen, diese furchtbaren
Anzeichen einer in der Atmosphäre eingetretenen
Veränderung, zeigen sich seltener in den gemäßigten
Zonen unseres Erdballs, wogegen sie zwischen den
Wendekreisen sehr häufig und zwar unter verschie-
denen Formen vorkommen, aber fast immer schreck-
liche Verwüstungen über ausgedehnte Länderstrecken
verbreiten, die Erzeugnisse des Bodens vernichten
und nicht selten die stolzesten Kriegsflotten zerstreuen
und in den Abgrund des Meeres versenken.

Orkane, Wirbelwinde, Wasserhosen und den
glühenden Wind der Wüste kennen wir wohl Alle
aus den Beschreibungen der Reisenden; doch zum
Glücke wissen wir von ihren schrecklichen Wirkungen
nur sehr wenig aus eigener Erfahrung. Verschiedene
Schriftsteller haben diese Phänomene mannigfachen
Ursachen zugeschrieben. Einige nahmen an, die
Elektrizität bringe solche Wirkungen hervor; andere
dagegen verwarfen diese Behauptung und gaben die
durch die Sonnenhitze bewirkte Verdünnung der Luft
als die Hauptursache dieser Erschütterung der Atmo-
sphäre an; das Wahrscheinlichste ist jedoch, daß in
den meisten Fällen diese beiden Ursachen vereint
wirken mögen.

Jn einem Werke, das unlängst von dem Eng-
länder Howison, einem Angestellten bei der ostin-
dischen Kompagnie, herausgegeben wurde, findet sich
nachstehende Beschreibung eines solchen Phänomens.

„Die Wasserhose ist die furchtbarste Erscheinung,
die in den Gewässern am Aequator vorkömmt; sie
zeigt sich jedoch häufiger und in größerem Umfange
an den westlichen Küsten Afrika's als in andern
Gegenden des Ozeans. Man sieht sie aber nicht
immer in derselben Gestalt, auch ist sie manchmal
ganz unbeweglich, manchmal wieder tobt sie mit
reißender Schnelligkeit dahin.

Wenn eine Wasserhose sich zu bilden beginnt,
geräth das Meer, ob es auch früher ganz ruhig
gewesen, nunmehr an einer gewissen Stelle in die
heftigste Bewegung, wobei es mit einem aufwirbeln-
den Getöse zu schäumen und zu sieden anfängt. Zu
gleicher Zeit sieht man eine trichterähnliche Röhre
aus den Wolken, die dann immer sehr niedrig
gehen, sich zu dem Wasserwirbel herablassen, als
ob sie sich mit ihm vereinigen wollte, was zwar
zuweilen, doch nicht immer geschieht. Unterdessen
nimmt die Aufregung des Meeres immer mehr zu,
der Trichter erweitert sich, die darüber hängenden
Wolken senken sich tiefer herab und endlich vereinigen
sich alle diese Theile und bilden eine Wassersäule,
[Ende Spaltensatz]

sprechen hören, könnten wir uns leicht versucht fühlen,
nach einem alten böhmischen Sprüchworte unsere Nach-
barn zu fragen: ob wir Mädchen oder Buben seyen?
denn nach einer solchen Sprache könnten wir kaum wissen,
was an uns ist. Es ist wahrlich bemerkenswerth zu sehen,
wie ein gelehrter Franzose, durch eine Sonderbarkeit
seiner Sprache verleitet, die Böhmen mit den Zingari
der Jtaliener, den Gypsieo der Engländer, den Gitanos
der Spanier, und den Zigeunern der Deutschen verwech-
selt, während es kaum ein Land in Europa gibt, wo
man weniger Zigeunern begegnet, als in Böhmen, und
die Czechen nicht mehr Berührung mit diesem Nomaden-
volke haben, als die Bewohner der Ufer der Seine oder
Themse. Die ersten Zigeuner erschienen in Böhmen im
Jahre 1417, folglich in dem Augenblick, wo die Unruhen
der Hussiten ausbrachen. Sie kamen aus Ungarn und
konnten daher leicht auf ihrem Wege nach dem Westen
das böhmische Reich durchziehen. Die Christen des west-
lichen Europa's fanden es damals sehr christlich, die ketze-
rischen Böhmen, deren siegreiche Waffen ihnen manche
Wunde schlugen, zu verabscheuen und zu lästern. Jn die-
sem Zeitpunkte hörte man, unter andern widersinnigen
Fabeln, in ganz Deutschland erzählen, die Bewohner von
Prag beteten ihren Gott auf den öffentlichen Plätzen
unter der Gestalt eines ungeheuren schwarzen Käfers
an, gleichwie die Jsraeliten in der Wüste das goldene
Kalb verehrt hatten. Diese wenigen Züge reichen hin, zu
erklären, wie man dahin kam, einem verachteten Volks-
stamme, den man vorher nicht gesehen, welcher vielleicht
durch Böhmen gekommen war, um an den Rhein zu ge-
langen, diesen Namen zu geben, doch unbegreiflich ist es,
wie die aufgeklärten Franzosen unserer Tage noch ein
solches Zeichen von Unwissenheit darbieten, welches nur
als ein würdiges Denkmal ihrer heutigen gelehrten Un-
duldsamkeit angesehen werden kann.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0003" n="35"/>
      <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#g">Panorama des Universums.</hi> </fw>
      <cb type="start"/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Mittel, Gemählde zu entfirnissen.</hi> </head><lb/>
        <p>Um ein Gemählde von dem Firnisse, wenn<lb/>
dieser schon gelb und beinahe undurchsichtig gewor-<lb/>
den ist, zu befreien, räucher man erst die Finger<lb/>
mit Harz ein, und reibe sodann die ganze Fläche<lb/>
über; der Firniß verwandelt sich hierdurch erstlich<lb/>
zu Staub und verschwindet endlich ganz. Bei Ge-<lb/>
mählden von beträchtlicher Länge und Breite bedient<lb/>
man sich eines Stückchen Leders; jedoch muß man<lb/>
in jedem Falle darauf bedacht seyn, den Staub<lb/>
öfter abzuwischen, um sich zu überzeugen, ob die<lb/>
Malerei nicht beschädigt wird.</p><lb/>
        <p>Man benimmt einem Gemählde auch den Lack<lb/>
mittels einer Mischung von gleichen Quantitäten<lb/>
Weingeist, Terpentinessenz und Oel. Man taucht<lb/>
nämlich einen kleinen Stöpsel aus Kammwolle in<lb/>
die Mischung von dem Weingeist und der Essenz,<lb/>
und einen zweiten solchen Stöpsel in das Oel; und<lb/>
nachdem die Stelle, die man reinigen will, mit die-<lb/>
sem zweiten Stöpsel überrieben, befeuchte man sie<lb/>
mit dem ersten, indem man ganz leicht darüber<lb/>
hinfährt; denn wollte man dieß lange fortsetzen, so<lb/>
liefe man Gefahr, einen Theil des Gemähldes mit<lb/>
zu verwischen. Die Wirkung dieses Verfahrens ist<lb/>
beendigt, wenn man die Stelle hierauf noch einmal<lb/>
mittels Baumwolle tränkt.</p><lb/>
        <p>Ein aus Mastir und Terpentinessenz bereiteter<lb/>
Firniß geht leicht ab; viel schwieriger der aus Ko-<lb/>
pal und Oel.  <space dim="horizontal"/>  J. S.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Ehemaliger Theater=Strafkodex zu Rom.</hi> </head><lb/>
        <p>Wer im Parterre sich während der Vorstellung<lb/>
erhebt, aus welchem Grunde es immerhin sey, be-<lb/>
zahlt eine Strafe von fünf römischen Thalern.</p><lb/>
        <p>Wer seinen Hut oder Mütze aufbehält, wird<lb/>
unmittelbar zum Saale hinausgeführt.</p><lb/>
        <note xml:id="FN02" prev="#FN01" place="foot" n="**)">sprechen hören, könnten wir uns leicht versucht fühlen,<lb/>
nach einem alten böhmischen Sprüchworte unsere Nach-<lb/>
barn zu fragen: ob wir Mädchen oder Buben seyen?<lb/>
denn nach einer solchen Sprache könnten wir kaum wissen,<lb/>
was an uns ist. Es ist wahrlich bemerkenswerth zu sehen,<lb/>
wie ein gelehrter Franzose, durch eine Sonderbarkeit<lb/>
seiner Sprache verleitet, die Böhmen mit den <hi rendition="#aq">Zingari</hi><lb/>
der Jtaliener, den <hi rendition="#aq">Gypsieo</hi> der Engländer, den <hi rendition="#aq">Gitanos</hi><lb/>
der Spanier, und den Zigeunern der Deutschen verwech-<lb/>
selt, während es kaum ein Land in Europa gibt, wo<lb/>
man weniger Zigeunern begegnet, als in Böhmen, und<lb/>
die Czechen nicht mehr Berührung mit diesem Nomaden-<lb/>
volke haben, als die Bewohner der Ufer der Seine oder<lb/>
Themse. Die ersten Zigeuner erschienen in Böhmen im<lb/>
Jahre 1417, folglich in dem Augenblick, wo die Unruhen<lb/>
der Hussiten ausbrachen. Sie kamen aus Ungarn und<lb/>
konnten daher leicht auf ihrem Wege nach dem Westen<lb/>
das böhmische Reich durchziehen. Die Christen des west-<lb/>
lichen Europa's fanden es damals sehr christlich, die ketze-<lb/>
rischen Böhmen, deren siegreiche Waffen ihnen manche<lb/>
Wunde schlugen, zu verabscheuen und zu lästern. Jn die-<lb/>
sem Zeitpunkte hörte man, unter andern widersinnigen<lb/>
Fabeln, in ganz Deutschland erzählen, die Bewohner von<lb/><hi rendition="#g">Prag</hi> beteten ihren Gott auf den öffentlichen Plätzen<lb/>
unter der Gestalt eines ungeheuren schwarzen Käfers<lb/>
an, gleichwie die Jsraeliten in der Wüste das goldene<lb/>
Kalb verehrt hatten. Diese wenigen Züge reichen hin, zu<lb/>
erklären, wie man dahin kam, einem verachteten Volks-<lb/>
stamme, den man vorher nicht gesehen, welcher vielleicht<lb/>
durch Böhmen gekommen war, um an den Rhein zu ge-<lb/>
langen, diesen Namen zu geben, doch unbegreiflich ist es,<lb/>
wie die aufgeklärten Franzosen unserer Tage noch ein<lb/>
solches Zeichen von Unwissenheit darbieten, welches nur<lb/>
als ein würdiges Denkmal ihrer heutigen gelehrten Un-<lb/>
duldsamkeit angesehen werden kann.</note><lb/>
        <cb n="2"/>
        <p>Ein Schauspieler, der sich eine unschickliche Be-<lb/>
wegung erlaubt, oder einen Ausdruck, der nicht im<lb/>
Buche des Soufflers steht, wird für fünf Jahre auf<lb/>
die Galeeren geschickt, und darf in der Folge keinen<lb/>
Platz bekleiden.</p><lb/>
        <p>Gibt Jemand einen Andern im Theater eine<lb/>
Ohrfeige, kommt er für zehn Jahre auf die Ga-<lb/>
leeren.</p><lb/>
        <p>Wer irgend eine Waffe im Theater hat, wird<lb/>
für Zeitlebens auf die Galeeren geschickt, und ver-<lb/>
wundet er Jemand, wird er zum Tode verurtheilt.</p><lb/>
        <p>Jedes Zeichen des Beifalls oder Tadels ist aufs<lb/>
Strengste verboten. Wer dagegen handelt, wird mit<lb/>
sechsmonatlichen Arrest bestraft.</p><lb/>
        <p><space dim="horizontal"/>   ( Aus dem Theater = Reglement. ) </p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Wirbelwinde und Wasserhosen.</hi> </head><lb/>
        <p>Wirbelwinde und Wasserhosen, diese furchtbaren<lb/>
Anzeichen einer in der Atmosphäre eingetretenen<lb/>
Veränderung, zeigen sich seltener in den gemäßigten<lb/>
Zonen unseres Erdballs, wogegen sie zwischen den<lb/>
Wendekreisen sehr häufig und zwar unter verschie-<lb/>
denen Formen vorkommen, aber fast immer schreck-<lb/>
liche Verwüstungen über ausgedehnte Länderstrecken<lb/>
verbreiten, die Erzeugnisse des Bodens vernichten<lb/>
und nicht selten die stolzesten Kriegsflotten zerstreuen<lb/>
und in den Abgrund des Meeres versenken.</p><lb/>
        <p>Orkane, Wirbelwinde, Wasserhosen und den<lb/>
glühenden Wind der Wüste kennen wir wohl Alle<lb/>
aus den Beschreibungen der Reisenden; doch zum<lb/>
Glücke wissen wir von ihren schrecklichen Wirkungen<lb/>
nur sehr wenig aus eigener Erfahrung. Verschiedene<lb/>
Schriftsteller haben diese Phänomene mannigfachen<lb/>
Ursachen zugeschrieben. Einige nahmen an, die<lb/>
Elektrizität bringe solche Wirkungen hervor; andere<lb/>
dagegen verwarfen diese Behauptung und gaben die<lb/>
durch die Sonnenhitze bewirkte Verdünnung der Luft<lb/>
als die Hauptursache dieser Erschütterung der Atmo-<lb/>
sphäre an; das Wahrscheinlichste ist jedoch, daß in<lb/>
den meisten Fällen diese beiden Ursachen vereint<lb/>
wirken mögen.</p><lb/>
        <p>Jn einem Werke, das unlängst von dem Eng-<lb/>
länder <hi rendition="#g">Howison,</hi> einem Angestellten bei der ostin-<lb/>
dischen Kompagnie, herausgegeben wurde, findet sich<lb/>
nachstehende Beschreibung eines solchen Phänomens.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Die Wasserhose ist die furchtbarste Erscheinung,<lb/>
die in den Gewässern am Aequator vorkömmt; sie<lb/>
zeigt sich jedoch häufiger und in größerem Umfange<lb/>
an den westlichen Küsten Afrika's als in andern<lb/>
Gegenden des Ozeans. Man sieht sie aber nicht<lb/>
immer in derselben Gestalt, auch ist sie manchmal<lb/>
ganz unbeweglich, manchmal wieder tobt sie mit<lb/>
reißender Schnelligkeit dahin.</p><lb/>
        <p>Wenn eine Wasserhose sich zu bilden beginnt,<lb/>
geräth das Meer, ob es auch früher ganz ruhig<lb/>
gewesen, nunmehr an einer gewissen Stelle in die<lb/>
heftigste Bewegung, wobei es mit einem aufwirbeln-<lb/>
den Getöse zu schäumen und zu sieden anfängt. Zu<lb/>
gleicher Zeit sieht man eine trichterähnliche Röhre<lb/>
aus den Wolken, die dann immer sehr niedrig<lb/>
gehen, sich zu dem Wasserwirbel herablassen, als<lb/>
ob sie sich mit ihm vereinigen wollte, was zwar<lb/>
zuweilen, doch nicht immer geschieht. Unterdessen<lb/>
nimmt die Aufregung des Meeres immer mehr zu,<lb/>
der Trichter erweitert sich, die darüber hängenden<lb/>
Wolken senken sich tiefer herab und endlich vereinigen<lb/>
sich alle diese Theile und bilden eine Wassersäule,<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0003] Panorama des Universums. Mittel, Gemählde zu entfirnissen. Um ein Gemählde von dem Firnisse, wenn dieser schon gelb und beinahe undurchsichtig gewor- den ist, zu befreien, räucher man erst die Finger mit Harz ein, und reibe sodann die ganze Fläche über; der Firniß verwandelt sich hierdurch erstlich zu Staub und verschwindet endlich ganz. Bei Ge- mählden von beträchtlicher Länge und Breite bedient man sich eines Stückchen Leders; jedoch muß man in jedem Falle darauf bedacht seyn, den Staub öfter abzuwischen, um sich zu überzeugen, ob die Malerei nicht beschädigt wird. Man benimmt einem Gemählde auch den Lack mittels einer Mischung von gleichen Quantitäten Weingeist, Terpentinessenz und Oel. Man taucht nämlich einen kleinen Stöpsel aus Kammwolle in die Mischung von dem Weingeist und der Essenz, und einen zweiten solchen Stöpsel in das Oel; und nachdem die Stelle, die man reinigen will, mit die- sem zweiten Stöpsel überrieben, befeuchte man sie mit dem ersten, indem man ganz leicht darüber hinfährt; denn wollte man dieß lange fortsetzen, so liefe man Gefahr, einen Theil des Gemähldes mit zu verwischen. Die Wirkung dieses Verfahrens ist beendigt, wenn man die Stelle hierauf noch einmal mittels Baumwolle tränkt. Ein aus Mastir und Terpentinessenz bereiteter Firniß geht leicht ab; viel schwieriger der aus Ko- pal und Oel. J. S. Ehemaliger Theater=Strafkodex zu Rom. Wer im Parterre sich während der Vorstellung erhebt, aus welchem Grunde es immerhin sey, be- zahlt eine Strafe von fünf römischen Thalern. Wer seinen Hut oder Mütze aufbehält, wird unmittelbar zum Saale hinausgeführt. **) Ein Schauspieler, der sich eine unschickliche Be- wegung erlaubt, oder einen Ausdruck, der nicht im Buche des Soufflers steht, wird für fünf Jahre auf die Galeeren geschickt, und darf in der Folge keinen Platz bekleiden. Gibt Jemand einen Andern im Theater eine Ohrfeige, kommt er für zehn Jahre auf die Ga- leeren. Wer irgend eine Waffe im Theater hat, wird für Zeitlebens auf die Galeeren geschickt, und ver- wundet er Jemand, wird er zum Tode verurtheilt. Jedes Zeichen des Beifalls oder Tadels ist aufs Strengste verboten. Wer dagegen handelt, wird mit sechsmonatlichen Arrest bestraft. ( Aus dem Theater = Reglement. ) Wirbelwinde und Wasserhosen. Wirbelwinde und Wasserhosen, diese furchtbaren Anzeichen einer in der Atmosphäre eingetretenen Veränderung, zeigen sich seltener in den gemäßigten Zonen unseres Erdballs, wogegen sie zwischen den Wendekreisen sehr häufig und zwar unter verschie- denen Formen vorkommen, aber fast immer schreck- liche Verwüstungen über ausgedehnte Länderstrecken verbreiten, die Erzeugnisse des Bodens vernichten und nicht selten die stolzesten Kriegsflotten zerstreuen und in den Abgrund des Meeres versenken. Orkane, Wirbelwinde, Wasserhosen und den glühenden Wind der Wüste kennen wir wohl Alle aus den Beschreibungen der Reisenden; doch zum Glücke wissen wir von ihren schrecklichen Wirkungen nur sehr wenig aus eigener Erfahrung. Verschiedene Schriftsteller haben diese Phänomene mannigfachen Ursachen zugeschrieben. Einige nahmen an, die Elektrizität bringe solche Wirkungen hervor; andere dagegen verwarfen diese Behauptung und gaben die durch die Sonnenhitze bewirkte Verdünnung der Luft als die Hauptursache dieser Erschütterung der Atmo- sphäre an; das Wahrscheinlichste ist jedoch, daß in den meisten Fällen diese beiden Ursachen vereint wirken mögen. Jn einem Werke, das unlängst von dem Eng- länder Howison, einem Angestellten bei der ostin- dischen Kompagnie, herausgegeben wurde, findet sich nachstehende Beschreibung eines solchen Phänomens. „Die Wasserhose ist die furchtbarste Erscheinung, die in den Gewässern am Aequator vorkömmt; sie zeigt sich jedoch häufiger und in größerem Umfange an den westlichen Küsten Afrika's als in andern Gegenden des Ozeans. Man sieht sie aber nicht immer in derselben Gestalt, auch ist sie manchmal ganz unbeweglich, manchmal wieder tobt sie mit reißender Schnelligkeit dahin. Wenn eine Wasserhose sich zu bilden beginnt, geräth das Meer, ob es auch früher ganz ruhig gewesen, nunmehr an einer gewissen Stelle in die heftigste Bewegung, wobei es mit einem aufwirbeln- den Getöse zu schäumen und zu sieden anfängt. Zu gleicher Zeit sieht man eine trichterähnliche Röhre aus den Wolken, die dann immer sehr niedrig gehen, sich zu dem Wasserwirbel herablassen, als ob sie sich mit ihm vereinigen wollte, was zwar zuweilen, doch nicht immer geschieht. Unterdessen nimmt die Aufregung des Meeres immer mehr zu, der Trichter erweitert sich, die darüber hängenden Wolken senken sich tiefer herab und endlich vereinigen sich alle diese Theile und bilden eine Wassersäule, **) sprechen hören, könnten wir uns leicht versucht fühlen, nach einem alten böhmischen Sprüchworte unsere Nach- barn zu fragen: ob wir Mädchen oder Buben seyen? denn nach einer solchen Sprache könnten wir kaum wissen, was an uns ist. Es ist wahrlich bemerkenswerth zu sehen, wie ein gelehrter Franzose, durch eine Sonderbarkeit seiner Sprache verleitet, die Böhmen mit den Zingari der Jtaliener, den Gypsieo der Engländer, den Gitanos der Spanier, und den Zigeunern der Deutschen verwech- selt, während es kaum ein Land in Europa gibt, wo man weniger Zigeunern begegnet, als in Böhmen, und die Czechen nicht mehr Berührung mit diesem Nomaden- volke haben, als die Bewohner der Ufer der Seine oder Themse. Die ersten Zigeuner erschienen in Böhmen im Jahre 1417, folglich in dem Augenblick, wo die Unruhen der Hussiten ausbrachen. Sie kamen aus Ungarn und konnten daher leicht auf ihrem Wege nach dem Westen das böhmische Reich durchziehen. Die Christen des west- lichen Europa's fanden es damals sehr christlich, die ketze- rischen Böhmen, deren siegreiche Waffen ihnen manche Wunde schlugen, zu verabscheuen und zu lästern. Jn die- sem Zeitpunkte hörte man, unter andern widersinnigen Fabeln, in ganz Deutschland erzählen, die Bewohner von Prag beteten ihren Gott auf den öffentlichen Plätzen unter der Gestalt eines ungeheuren schwarzen Käfers an, gleichwie die Jsraeliten in der Wüste das goldene Kalb verehrt hatten. Diese wenigen Züge reichen hin, zu erklären, wie man dahin kam, einem verachteten Volks- stamme, den man vorher nicht gesehen, welcher vielleicht durch Böhmen gekommen war, um an den Rhein zu ge- langen, diesen Namen zu geben, doch unbegreiflich ist es, wie die aufgeklärten Franzosen unserer Tage noch ein solches Zeichen von Unwissenheit darbieten, welches nur als ein würdiges Denkmal ihrer heutigen gelehrten Un- duldsamkeit angesehen werden kann.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama05_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama05_1835/3
Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 5. Prag, 1835, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama05_1835/3>, abgerufen am 24.11.2024.