Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 5. Prag, 1834.Panorama des Universums. [Beginn Spaltensatz]
stolzes Ansehen gibt, wahrscheinlich aber nur einenatürliche Folge seiner dichten Mähne ist, da das Weibchen den Kopf sehr herab zu senken pflegt. Der Löwe bewohnt in der Regel die dichtesten Wälder, und zieht sich den Tag über in eine Höhle oder Fel- senschlucht zurück, nur in der Nacht, während welcher er, wie das ganze Katzengeschlecht, besser als am Tage sieht, verläßt er diese gewöhnlich, und durch- streicht den Wald. Er ist nicht, wie andere Thiere, mit einem scharfen Geruch ausgestattet, der ihm seine Beute schon in der Ferne zu wittern erlaubt; dagegen ist sein Auge von bewundernswürdiger Schärfe, er unterscheidet die Gegenstände auf die größte Entfer- nung, und jagt gleichsam mit dem Auge. Er klettert nicht auf die Bäume wie die Tiger, sondern muß seine Beute mit einem Satz erreichen. Er ißt viel auf einmal, dann kann er mehrere Tage ohne Nah- rung, doch nicht ohne Trunk aushalten. Er berührt kein todtes Fleisch, und muß in der Freiheit den Herzschlag des Opfers noch fühlen, das seinen Hunger stillen soll. Jn der Gefangenschaft -- in Menagerien u. s. w. -- muß er sich wohl mit dem Fleisch getöd- teter Thiere begnügen. Das Brüllen des Löwen ist ein rauher, unarti- Der Löwe fängt seine Beute gerade wie die Katze Jn bewohnten Gegenden kommt der Löwe bei Die Löwin hat dieselbe Farbe wie der Löwe, Zur Zeit der Begattung zeigt der Löwe eine Wunderbar ist die Wirkung des Löwen auf alle Nur wenige Thiere nehmen es mit dem Löwen Panorama des Universums. [Beginn Spaltensatz]
stolzes Ansehen gibt, wahrscheinlich aber nur einenatürliche Folge seiner dichten Mähne ist, da das Weibchen den Kopf sehr herab zu senken pflegt. Der Löwe bewohnt in der Regel die dichtesten Wälder, und zieht sich den Tag über in eine Höhle oder Fel- senschlucht zurück, nur in der Nacht, während welcher er, wie das ganze Katzengeschlecht, besser als am Tage sieht, verläßt er diese gewöhnlich, und durch- streicht den Wald. Er ist nicht, wie andere Thiere, mit einem scharfen Geruch ausgestattet, der ihm seine Beute schon in der Ferne zu wittern erlaubt; dagegen ist sein Auge von bewundernswürdiger Schärfe, er unterscheidet die Gegenstände auf die größte Entfer- nung, und jagt gleichsam mit dem Auge. Er klettert nicht auf die Bäume wie die Tiger, sondern muß seine Beute mit einem Satz erreichen. Er ißt viel auf einmal, dann kann er mehrere Tage ohne Nah- rung, doch nicht ohne Trunk aushalten. Er berührt kein todtes Fleisch, und muß in der Freiheit den Herzschlag des Opfers noch fühlen, das seinen Hunger stillen soll. Jn der Gefangenschaft — in Menagerien u. s. w. — muß er sich wohl mit dem Fleisch getöd- teter Thiere begnügen. Das Brüllen des Löwen ist ein rauher, unarti- Der Löwe fängt seine Beute gerade wie die Katze Jn bewohnten Gegenden kommt der Löwe bei Die Löwin hat dieselbe Farbe wie der Löwe, Zur Zeit der Begattung zeigt der Löwe eine Wunderbar ist die Wirkung des Löwen auf alle Nur wenige Thiere nehmen es mit dem Löwen <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0006" n="38"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Panorama des Universums.</hi></fw><cb type="start"/> stolzes Ansehen gibt, wahrscheinlich aber nur eine<lb/> natürliche Folge seiner dichten Mähne ist, da das<lb/> Weibchen den Kopf sehr herab zu senken pflegt. Der<lb/> Löwe bewohnt in der Regel die dichtesten Wälder,<lb/> und zieht sich den Tag über in eine Höhle oder Fel-<lb/> senschlucht zurück, nur in der Nacht, während welcher<lb/> er, wie das ganze Katzengeschlecht, besser als am<lb/> Tage sieht, verläßt er diese gewöhnlich, und durch-<lb/> streicht den Wald. Er ist nicht, wie andere Thiere,<lb/> mit einem scharfen Geruch ausgestattet, der ihm seine<lb/> Beute schon in der Ferne zu wittern erlaubt; dagegen<lb/> ist sein Auge von bewundernswürdiger Schärfe, er<lb/> unterscheidet die Gegenstände auf die größte Entfer-<lb/> nung, und jagt gleichsam mit dem Auge. Er klettert<lb/> nicht auf die Bäume wie die Tiger, sondern muß<lb/> seine Beute mit einem Satz erreichen. Er ißt viel<lb/> auf einmal, dann kann er mehrere Tage ohne Nah-<lb/> rung, doch nicht ohne Trunk aushalten. Er berührt<lb/> kein todtes Fleisch, und muß in der Freiheit den<lb/> Herzschlag des Opfers noch fühlen, das seinen Hunger<lb/> stillen soll. Jn der Gefangenschaft — in Menagerien<lb/> u. s. w. — muß er sich wohl mit dem Fleisch getöd-<lb/> teter Thiere begnügen.</p><lb/> <p>Das Brüllen des Löwen ist ein rauher, unarti-<lb/> culirter Laut, der etwas hohl klingt, wie der Schall<lb/> aus einem Sprachrohr. Es scheint aus der Ferne,<lb/> als käme er aus der Erde, da der Löwe beim Brüllen<lb/> den Kopf zur Erde senkt, und man kann mit der<lb/> größten Aufmerksamkeit nicht ausnehmen, von welcher<lb/> Seite der Laut kommt. Jn den Wäldern von Afrika<lb/> ist sein Gebrüll so stark, daß es dem Donner gleicht,<lb/> wenn es in tiefer Nacht von dem Wiederhall der<lb/> Felsen verstärkt wird. Dieses langgehaltene Brüllen<lb/> kann als seine gewöhnliche Stimme betrachtet werden;<lb/> doch im Zorn hat er einen andern kurzen und öfter<lb/> wiederholten Schrei, der noch bei weitem furchtbarer<lb/> ist, als sein Brüllen. Er schlägt dabei die Erde und<lb/> seine Hüfte mit dem Schweif, sträubt die Mähne,<lb/> runzelt die Stirne, und zieht die großen Augenbraunen<lb/> zusammen, während er seine drohenden Zähne zeigt,<lb/> und eine lange mit so harten Spitzen versehene Zunge<lb/> herausstreckt, die allein, ohne seine gewaltigen<lb/> Zähne und Klauen hinreicht, sein Opfer zu zerflei-<lb/> schen. Er brüllt gewöhnlich 5 bis 6mal des Tages<lb/> und noch öfter, wenn Regen fallen soll. Jn den<lb/> großen Wäldern Afrika's, wo die Löwen auch in<lb/> größerer Anzahl hausen, hört man oft die ganze Nacht<lb/> ununterbrochen brüllen. Reisende in Afrika zünden<lb/> des Nachts starke Feuer an, um sich vor dem Ueber-<lb/> fall der Löwen zu sichern, oder man sucht sein Nacht-<lb/> lager auf einem Baum, den der Löwe nicht besteigen<lb/> kann.</p><lb/> <p>Der Löwe fängt seine Beute gerade wie die Katze<lb/> eine Maus erhascht; wenn er ein Opfer seiner Eßlust<lb/> gefunden, lauscht und lauert er zuerst im Hinterhalte,<lb/> zumal an Quellen und Bächen, wohin sich die Thiere<lb/> begeben, um ihren Durst zu stillen, dann schleicht er<lb/> sich behutsam auf dem Bauche näher, und mit einem<lb/> einzigen, ungeheuer schnellen Satze wirft er sich auf<lb/> das Thier, schlägt seine Klauen tief in dessen Fleisch<lb/> ein, und dann zerreißt er die Beute mit den Tatzen,<lb/> oder schlägt ihr den Rückgrat mit solcher Kraft ein,<lb/> daß ein Pferd oder Ochse auf einen einzigen Schlag<lb/> zusammen stürzt. Endlich wirft er sich über das<lb/> Thier her, und verzehrt es. Sobald er gesättigt ist,<lb/> kehrt ihm seine gewöhnliche Ruhe wieder. Hat der<lb/> Löwe seinen Sprung verfehlt, so setzt er höchst selten,<lb/> und nur bei dem nagendsten Hunger seine Jagd fort,<lb/><cb n="2"/> sondern schleicht beschämt, wie die Katze, in seine<lb/> Höhle zurück.</p><lb/> <p>Jn bewohnten Gegenden kommt der Löwe bei<lb/> großem Hunger auch in die Wohnungen und Ställe<lb/> der Landesbewohner, tödtet und schleppt weg, was<lb/> ihm in die Klauen fällt. <hi rendition="#g">Thunberg</hi> versichert, daß<lb/> ein Löwe den größten Ochsen auf die Schultern nimmt,<lb/> mit ihm über 3 bis 4 Fuß hohe Zäune setzt, und<lb/> mit der größten Schnelligkeit davon läuft, obschon er<lb/> die Beine des Thieres auf der Erde nachschleppt.<lb/> Der Löwe frißt in der Regel nur größere Thiere:<lb/> Pferde, Rinder, Antilopen und größere Hunde, die<lb/> man unter seine Lieblingsnahrung zählt.</p><lb/> <p>Die Löwin hat dieselbe Farbe wie der Löwe,<lb/> doch entbehrt sie die stattliche Mähne, welche den<lb/> männlichen Löwen ziert, und ist weder so groß noch<lb/> so stark als jener, ausgenommen, wenn sie Junge<lb/> hat, und diese bedroht glaubt.</p><lb/> <p>Zur Zeit der Begattung zeigt der Löwe eine<lb/> vermehrte Wildheit, und oft kämpfen mehrere um<lb/> ein Weibchen, das hernach das Eigenthum des Sie-<lb/> gers wird. Jm Frühjahr bringt die Löwin 3 bis<lb/> 4 Junge, von welchen aber selten alle aufkommen,<lb/> und sorgt mit jener Mutterzärtlichkeit, die seit Jahr-<lb/> hunderten zum Sprüchwort geworden, für dieselben.<lb/> Sie wählt zu ihrer Lagerstätte das einsamste und<lb/> dichteste Gestrüpp, und verläßt die Kleinen nicht,<lb/> während der Vater sie mit Nahrung versorgt, und<lb/> gegen jeden Anfall schützt. Die jungen Löwen, welche<lb/> zu ihrem völligen Wachsthume 3 bis 4 Jahre bedür-<lb/> fen, gleichen in der ersten Zeit, der Gestalt nach,<lb/> jungen Hunden, und ihre Stimme ist etwa mit dem<lb/> starken Miauen einer erzürnten Katze zu vergleichen.<lb/> Die Mähnen zeigen sich erst im zweiten Jahre.</p><lb/> <p>Wunderbar ist die Wirkung des Löwen auf alle<lb/> Arten von Thieren, an deren Betragen man es au-<lb/> genblicklich erkennt, wenn Löwen nahen, sie mögen<lb/> brüllen oder nicht. Die Pferde zittern, wiehern dann<lb/> ängstig, stampfen mit den Füßen, drängen sich dicht<lb/> aneinander, und drehen sich nach allen Seiten um.<lb/> Die Ochsen erheben ein klagendes Gebrüll mit dum-<lb/> pfer Stimme, und reißen voll Unruhe an den Riemen,<lb/> mit welchen sie an den Wagen fest gebunden sind,<lb/> wenn ihnen auf der Reise ein Löwe in die Nähe<lb/> kommt. Jm Stalle legen sie sich in grauenvoller<lb/> Unruhe bald nieder, bald stehen sie wieder auf. Die<lb/> kühnsten Hunde fühlen Angst, und schmiegen sich zu<lb/> den Füssen der Menschen; doch wagen sie keinen Laut<lb/> von sich zu geben. Die Schafe drängen sich, nach<lb/> ihrer gewöhnlichen Weise, mit gesenktem Kopfe dicht<lb/> aneinander, und bilden einen unbeweglichen Klumpen.<lb/> Diese Furcht ist ein natürlicher Jnstinkt, denn selbst<lb/> Thiere, die aus Ländern nach Afrika gebracht werden,<lb/> wo es gar keine Löwen gibt, zeigen dieselben Erschei-<lb/> nungen von Todesangst.</p><lb/> <p>Nur wenige Thiere nehmen es mit dem Löwen<lb/> auf; doch schlägt ihn der Elephant mit seinem Rüssel<lb/> zu Boden. Auch das Rhinoceros ist ihm gewachsen,<lb/> und der afrikanische wilde Büffel geht nicht selten<lb/> mit dem Löwen in einen Kampf ein, der sehr fürch-<lb/> terlich seyn soll, und manchmal zum Nachtheil des<lb/> Löwen ausfällt; doch wo seine Stärke nicht ausreicht,<lb/> besiegt er den Büffel meist durch List und Gewandt-<lb/> heit. Er springt ihm unversehens auf den Nacken,<lb/> und zerfleischt diesen Theil unbarmherzig, bis der<lb/> Büffel todt niederfällt, oder er haut seine Klauen in<lb/> die Nase des Büffels, und erstickt ihn auf diese Weise.</p><lb/> <cb type="end"/> </div> </body> </text> </TEI> [38/0006]
Panorama des Universums.
stolzes Ansehen gibt, wahrscheinlich aber nur eine
natürliche Folge seiner dichten Mähne ist, da das
Weibchen den Kopf sehr herab zu senken pflegt. Der
Löwe bewohnt in der Regel die dichtesten Wälder,
und zieht sich den Tag über in eine Höhle oder Fel-
senschlucht zurück, nur in der Nacht, während welcher
er, wie das ganze Katzengeschlecht, besser als am
Tage sieht, verläßt er diese gewöhnlich, und durch-
streicht den Wald. Er ist nicht, wie andere Thiere,
mit einem scharfen Geruch ausgestattet, der ihm seine
Beute schon in der Ferne zu wittern erlaubt; dagegen
ist sein Auge von bewundernswürdiger Schärfe, er
unterscheidet die Gegenstände auf die größte Entfer-
nung, und jagt gleichsam mit dem Auge. Er klettert
nicht auf die Bäume wie die Tiger, sondern muß
seine Beute mit einem Satz erreichen. Er ißt viel
auf einmal, dann kann er mehrere Tage ohne Nah-
rung, doch nicht ohne Trunk aushalten. Er berührt
kein todtes Fleisch, und muß in der Freiheit den
Herzschlag des Opfers noch fühlen, das seinen Hunger
stillen soll. Jn der Gefangenschaft — in Menagerien
u. s. w. — muß er sich wohl mit dem Fleisch getöd-
teter Thiere begnügen.
Das Brüllen des Löwen ist ein rauher, unarti-
culirter Laut, der etwas hohl klingt, wie der Schall
aus einem Sprachrohr. Es scheint aus der Ferne,
als käme er aus der Erde, da der Löwe beim Brüllen
den Kopf zur Erde senkt, und man kann mit der
größten Aufmerksamkeit nicht ausnehmen, von welcher
Seite der Laut kommt. Jn den Wäldern von Afrika
ist sein Gebrüll so stark, daß es dem Donner gleicht,
wenn es in tiefer Nacht von dem Wiederhall der
Felsen verstärkt wird. Dieses langgehaltene Brüllen
kann als seine gewöhnliche Stimme betrachtet werden;
doch im Zorn hat er einen andern kurzen und öfter
wiederholten Schrei, der noch bei weitem furchtbarer
ist, als sein Brüllen. Er schlägt dabei die Erde und
seine Hüfte mit dem Schweif, sträubt die Mähne,
runzelt die Stirne, und zieht die großen Augenbraunen
zusammen, während er seine drohenden Zähne zeigt,
und eine lange mit so harten Spitzen versehene Zunge
herausstreckt, die allein, ohne seine gewaltigen
Zähne und Klauen hinreicht, sein Opfer zu zerflei-
schen. Er brüllt gewöhnlich 5 bis 6mal des Tages
und noch öfter, wenn Regen fallen soll. Jn den
großen Wäldern Afrika's, wo die Löwen auch in
größerer Anzahl hausen, hört man oft die ganze Nacht
ununterbrochen brüllen. Reisende in Afrika zünden
des Nachts starke Feuer an, um sich vor dem Ueber-
fall der Löwen zu sichern, oder man sucht sein Nacht-
lager auf einem Baum, den der Löwe nicht besteigen
kann.
Der Löwe fängt seine Beute gerade wie die Katze
eine Maus erhascht; wenn er ein Opfer seiner Eßlust
gefunden, lauscht und lauert er zuerst im Hinterhalte,
zumal an Quellen und Bächen, wohin sich die Thiere
begeben, um ihren Durst zu stillen, dann schleicht er
sich behutsam auf dem Bauche näher, und mit einem
einzigen, ungeheuer schnellen Satze wirft er sich auf
das Thier, schlägt seine Klauen tief in dessen Fleisch
ein, und dann zerreißt er die Beute mit den Tatzen,
oder schlägt ihr den Rückgrat mit solcher Kraft ein,
daß ein Pferd oder Ochse auf einen einzigen Schlag
zusammen stürzt. Endlich wirft er sich über das
Thier her, und verzehrt es. Sobald er gesättigt ist,
kehrt ihm seine gewöhnliche Ruhe wieder. Hat der
Löwe seinen Sprung verfehlt, so setzt er höchst selten,
und nur bei dem nagendsten Hunger seine Jagd fort,
sondern schleicht beschämt, wie die Katze, in seine
Höhle zurück.
Jn bewohnten Gegenden kommt der Löwe bei
großem Hunger auch in die Wohnungen und Ställe
der Landesbewohner, tödtet und schleppt weg, was
ihm in die Klauen fällt. Thunberg versichert, daß
ein Löwe den größten Ochsen auf die Schultern nimmt,
mit ihm über 3 bis 4 Fuß hohe Zäune setzt, und
mit der größten Schnelligkeit davon läuft, obschon er
die Beine des Thieres auf der Erde nachschleppt.
Der Löwe frißt in der Regel nur größere Thiere:
Pferde, Rinder, Antilopen und größere Hunde, die
man unter seine Lieblingsnahrung zählt.
Die Löwin hat dieselbe Farbe wie der Löwe,
doch entbehrt sie die stattliche Mähne, welche den
männlichen Löwen ziert, und ist weder so groß noch
so stark als jener, ausgenommen, wenn sie Junge
hat, und diese bedroht glaubt.
Zur Zeit der Begattung zeigt der Löwe eine
vermehrte Wildheit, und oft kämpfen mehrere um
ein Weibchen, das hernach das Eigenthum des Sie-
gers wird. Jm Frühjahr bringt die Löwin 3 bis
4 Junge, von welchen aber selten alle aufkommen,
und sorgt mit jener Mutterzärtlichkeit, die seit Jahr-
hunderten zum Sprüchwort geworden, für dieselben.
Sie wählt zu ihrer Lagerstätte das einsamste und
dichteste Gestrüpp, und verläßt die Kleinen nicht,
während der Vater sie mit Nahrung versorgt, und
gegen jeden Anfall schützt. Die jungen Löwen, welche
zu ihrem völligen Wachsthume 3 bis 4 Jahre bedür-
fen, gleichen in der ersten Zeit, der Gestalt nach,
jungen Hunden, und ihre Stimme ist etwa mit dem
starken Miauen einer erzürnten Katze zu vergleichen.
Die Mähnen zeigen sich erst im zweiten Jahre.
Wunderbar ist die Wirkung des Löwen auf alle
Arten von Thieren, an deren Betragen man es au-
genblicklich erkennt, wenn Löwen nahen, sie mögen
brüllen oder nicht. Die Pferde zittern, wiehern dann
ängstig, stampfen mit den Füßen, drängen sich dicht
aneinander, und drehen sich nach allen Seiten um.
Die Ochsen erheben ein klagendes Gebrüll mit dum-
pfer Stimme, und reißen voll Unruhe an den Riemen,
mit welchen sie an den Wagen fest gebunden sind,
wenn ihnen auf der Reise ein Löwe in die Nähe
kommt. Jm Stalle legen sie sich in grauenvoller
Unruhe bald nieder, bald stehen sie wieder auf. Die
kühnsten Hunde fühlen Angst, und schmiegen sich zu
den Füssen der Menschen; doch wagen sie keinen Laut
von sich zu geben. Die Schafe drängen sich, nach
ihrer gewöhnlichen Weise, mit gesenktem Kopfe dicht
aneinander, und bilden einen unbeweglichen Klumpen.
Diese Furcht ist ein natürlicher Jnstinkt, denn selbst
Thiere, die aus Ländern nach Afrika gebracht werden,
wo es gar keine Löwen gibt, zeigen dieselben Erschei-
nungen von Todesangst.
Nur wenige Thiere nehmen es mit dem Löwen
auf; doch schlägt ihn der Elephant mit seinem Rüssel
zu Boden. Auch das Rhinoceros ist ihm gewachsen,
und der afrikanische wilde Büffel geht nicht selten
mit dem Löwen in einen Kampf ein, der sehr fürch-
terlich seyn soll, und manchmal zum Nachtheil des
Löwen ausfällt; doch wo seine Stärke nicht ausreicht,
besiegt er den Büffel meist durch List und Gewandt-
heit. Er springt ihm unversehens auf den Nacken,
und zerfleischt diesen Theil unbarmherzig, bis der
Büffel todt niederfällt, oder er haut seine Klauen in
die Nase des Büffels, und erstickt ihn auf diese Weise.
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