Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

keine Zeugungstheile, da sie sich nicht durch Samen sondern durch
Gemmen fortpflanzen. Der Unterschied des Stickstoffsge-
halt fällt auch weg, da man ihn auch in den Gewächsen an-
trifft. Die Nahrung, und daß die Thiere einen Magen
haben, ist eben so wenig ein Unterschied. In der ganzen Or-
ganisation ist die Respiration eine Hauptnahrung. Bei
den höhern Thieren und Pflanzen ist der gegenseitige Verkehr
in der sie mit der Luft stehen, dadurch verschieden, daß
die Pflanzen Kohlensäure aufnehmen und zersetzen,
die Thiere hingegen Kohlensäure aushauchen.

Einige haben behaupten wollen daß die animalische
Masse der vegetabilischen überwiegend sei, was aber
natürlich nicht der Fall ist, wenn gleich in einzelnen Körpern
von Wallfischen und den untergegangenen großen Thierarten
dieses Reich den Vorrang hat. Noch mehr aber erstaunt
man über diese Bildungen kolossaler Massen, wenn man
auf Elephanten Jagden in Ceylon 100 und mehrere dicht
zusammen gedrängt zu sehen Gelegenheit hat, oder wem der
Anblick der auf der westlichen Seite der Anden am Ufer
großer Flüße oft in unendlicher Menge zusammenlie-
gender Alligator's von 15-16' Länge gewährt ist. Rechnen
wir zu diesen auch noch die große Zahl der Mollusken

keine Zeugungſtheile, da ſie ſich nicht durch Samen ſondern durch
Gemmen fortpflanzen. Der Unterſchied des Stickſtoffsge-
halt fällt auch weg, da man ihn auch in den Gewächſen an-
trifft. Die Nahrung, und daß die Thiere einen Magen
haben, iſt eben ſo wenig ein Unterſchied. In der ganzen Or-
ganiſation iſt die Respiration eine Hauptnahrung. Bei
den höhern Thieren und Pflanzen iſt der gegenſeitige Verkehr
in der ſie mit der Luft ſtehen, dadurch verſchieden, daß
die Pflanzen Kohlenſäure aufnehmen und zerſetzen,
die Thiere hingegen Kohlenſäure aushauchen.

Einige haben behaupten wollen daß die animaliſche
Maſſe der vegetabiliſchen überwiegend ſei, was aber
natürlich nicht der Fall iſt, wenn gleich in einzelnen Körpern
von Wallfiſchen und den untergegangenen großen Thierarten
dieſes Reich den Vorrang hat. Noch mehr aber erſtaunt
man über dieſe Bildungen koloſſaler Maſſen, wenn man
auf Elephanten Jagden in Ceylon 100 und mehrere dicht
zuſammen gedrängt zu ſehen Gelegenheit hat, oder wem der
Anblick der auf der weſtlichen Seite der Anden am Ufer
großer Flüße oft in unendlicher Menge zuſammenlie-
gender Alligator’s von 15–16′ Länge gewährt iſt. Rechnen
wir zu dieſen auch noch die große Zahl der Mollusken

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="54">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0503" n="497."/>
keine Zeugung&#x017F;theile, da &#x017F;ie &#x017F;ich nicht durch Samen &#x017F;ondern durch<lb/>
Gemmen fortpflanzen. Der Unter&#x017F;chied des Stick&#x017F;toffsge-<lb/>
halt fällt auch weg, da man ihn auch in den Gewäch&#x017F;en an-<lb/>
trifft. Die Nahrung, und daß die Thiere einen Magen<lb/>
haben, i&#x017F;t eben &#x017F;o wenig ein Unter&#x017F;chied. In der ganzen Or-<lb/>
gani&#x017F;ation i&#x017F;t die Respiration eine Hauptnahrung. Bei<lb/>
den höhern Thieren und Pflanzen i&#x017F;t der gegen&#x017F;eitige Verkehr<lb/>
in der &#x017F;ie mit der Luft &#x017F;tehen, dadurch ver&#x017F;chieden, daß<lb/>
die Pflanzen Kohlen&#x017F;äure aufnehmen und zer&#x017F;etzen,<lb/>
die Thiere hingegen Kohlen&#x017F;äure aushauchen.</p><lb/>
            <p>Einige haben behaupten wollen daß die animali&#x017F;che<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;e der vegetabili&#x017F;chen überwiegend &#x017F;ei, was aber<lb/>
natürlich nicht der Fall i&#x017F;t, wenn gleich in einzelnen Körpern<lb/>
von Wallfi&#x017F;chen und den untergegangenen großen Thierarten<lb/>
die&#x017F;es Reich den Vorrang hat. Noch mehr aber er&#x017F;taunt<lb/>
man über die&#x017F;e Bildungen kolo&#x017F;&#x017F;aler Ma&#x017F;&#x017F;en, wenn man<lb/>
auf Elephanten Jagden in Ceylon 100 und mehrere dicht<lb/>
zu&#x017F;ammen gedrängt zu &#x017F;ehen Gelegenheit hat, oder wem der<lb/>
Anblick der auf der we&#x017F;tlichen Seite der Anden am Ufer<lb/>
großer Flüße oft in unendlicher Menge zu&#x017F;ammenlie-<lb/>
gender Alligator&#x2019;s von 15&#x2013;16&#x2032; Länge gewährt i&#x017F;t. Rechnen<lb/>
wir zu die&#x017F;en auch noch die große Zahl der Mollusken<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[497./0503] keine Zeugungſtheile, da ſie ſich nicht durch Samen ſondern durch Gemmen fortpflanzen. Der Unterſchied des Stickſtoffsge- halt fällt auch weg, da man ihn auch in den Gewächſen an- trifft. Die Nahrung, und daß die Thiere einen Magen haben, iſt eben ſo wenig ein Unterſchied. In der ganzen Or- ganiſation iſt die Respiration eine Hauptnahrung. Bei den höhern Thieren und Pflanzen iſt der gegenſeitige Verkehr in der ſie mit der Luft ſtehen, dadurch verſchieden, daß die Pflanzen Kohlenſäure aufnehmen und zerſetzen, die Thiere hingegen Kohlenſäure aushauchen. Einige haben behaupten wollen daß die animaliſche Maſſe der vegetabiliſchen überwiegend ſei, was aber natürlich nicht der Fall iſt, wenn gleich in einzelnen Körpern von Wallfiſchen und den untergegangenen großen Thierarten dieſes Reich den Vorrang hat. Noch mehr aber erſtaunt man über dieſe Bildungen koloſſaler Maſſen, wenn man auf Elephanten Jagden in Ceylon 100 und mehrere dicht zuſammen gedrängt zu ſehen Gelegenheit hat, oder wem der Anblick der auf der weſtlichen Seite der Anden am Ufer großer Flüße oft in unendlicher Menge zuſammenlie- gender Alligator’s von 15–16′ Länge gewährt iſt. Rechnen wir zu dieſen auch noch die große Zahl der Mollusken

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/503
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 497.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/503>, abgerufen am 18.12.2024.