Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Barometerversuche in der nördlichen Zone vom Prof. Brandes
angestellt, geben eine Verschiedenheit von 6-8''' die gleich-
zeitig in großen Strecken beobachtet wurden. Hiervon waren
aber die Einwirkungen der Stürme die Ursache.

Die Stürme entstehen da wohin sie wehen, und Fränklin
fand daß die Nordstürme in der südlichen Hemisphäre an-
fangen, indem eine Luftschicht in der südlichen Gegend aufsteigt
und durch das Sollicitiren der andern Luftschichten der Stürm be-
ginnt. Etwas Aehnliches wurde von Herrn von Buch bei Portugal
beobachtet, wo die Veränderung des Windes da anfing wohin
er ging. Die Veränderungen der Südostwinde in die Nord-
ostwinde
verursachen bei den Canarischen Inseln auf Grande
Canaria die Erscheinung, daß das Maximum der Wärme
dort erst in October eintritt. Schon Georg Glass machte die
Bemerkung, daß auf dem Pic stets Westwinde herrschen.
Daß die obern Luftschichten sich oft den untern entgegengesetzt
bewegen, beweist der Vulcan von St. Vincent, der nach Bar-
bados die Asche wirft, was nur durch obern entgegengesetzten
Luftströmungen möglich ist.

Wenn die Cultur Einfluß auf die Winde hätte, so
müßte sie auch auf das ganze Clima einzelner Länder wirken,
dies ist aber wenigstens so gering, daß es unbemerkbar ist.

Barometerverſuche in der nördlichen Zone vom Prof. Brandes
angeſtellt, geben eine Verſchiedenheit von 6–8‴ die gleich-
zeitig in großen Strecken beobachtet wurden. Hiervon waren
aber die Einwirkungen der Stürme die Urſache.

Die Stürme entſtehen da wohin ſie wehen, und Fränklin
fand daß die Nordſtürme in der ſüdlichen Hemisphäre an-
fangen, indem eine Luftſchicht in der ſüdlichen Gegend aufſteigt
und durch das Sollicitiren der andern Luftſchichten der Stürm be-
ginnt. Etwas Aehnliches wurde von Herrn von Buch bei Portugal
beobachtet, wo die Veränderung des Windes da anfing wohin
er ging. Die Veränderungen der Südoſtwinde in die Nord-
oſtwinde
verurſachen bei den Canariſchen Inſeln auf Grande
Canaria die Erſcheinung, daß das Maximum der Wärme
dort erſt in October eintritt. Schon Georg Glaſs machte die
Bemerkung, daß auf dem Pic ſtets Weſtwinde herrſchen.
Daß die obern Luftſchichten ſich oft den untern entgegengeſetzt
bewegen, beweiſt der Vulcan von St. Vincent, der nach Bar-
bados die Aſche wirft, was nur durch obern entgegengeſetzten
Luftſtrömungen möglich iſt.

Wenn die Cultur Einfluß auf die Winde hätte, ſo
müßte ſie auch auf das ganze Clima einzelner Länder wirken,
dies iſt aber wenigſtens ſo gering, daß es unbemerkbar iſt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="45">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <p><pb facs="#f0382" n="376."/>
Barometerver&#x017F;uche in der nördlichen Zone vom <hi rendition="#aq">Prof. <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-100055427 http://d-nb.info/gnd/100055427">Brandes</persName></hi><lb/>
ange&#x017F;tellt, geben eine Ver&#x017F;chiedenheit von 6&#x2013;8&#x2034; die gleich-<lb/>
zeitig in großen Strecken beobachtet wurden. Hiervon waren<lb/>
aber die Einwirkungen der Stürme die Ur&#x017F;ache.</p><lb/>
                <p>Die Stürme ent&#x017F;tehen da wohin &#x017F;ie wehen, und <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118534912 http://d-nb.info/gnd/118534912">Fränklin</persName></hi><lb/>
fand daß die Nord&#x017F;türme in der &#x017F;üdlichen Hemisphäre an-<lb/>
fangen, indem eine Luft&#x017F;chicht in der &#x017F;üdlichen Gegend auf&#x017F;teigt<lb/>
und durch das Sollicitiren der andern Luft&#x017F;chichten der Stürm be-<lb/>
ginnt. Etwas Aehnliches wurde von <choice><abbr>H&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">Herrn</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116817569 http://d-nb.info/gnd/116817569">von Buch</persName></hi> bei Portugal<lb/>
beobachtet, wo die Veränderung des Windes da anfing wohin<lb/>
er ging. Die Veränderungen der Südo&#x017F;twinde in die <choice><sic>Nor&#x017F;t-<lb/>
o&#x017F;twinde</sic><corr resp="#BF">Nord-<lb/>
o&#x017F;twinde</corr></choice> verur&#x017F;achen bei den Canari&#x017F;chen In&#x017F;eln auf Grande<lb/>
Canaria die Er&#x017F;cheinung, daß das Maximum der Wärme<lb/>
dort er&#x017F;t in October eintritt. Schon <hi rendition="#aq"><persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-1013254422 http://d-nb.info/gnd/1013254422">Georg Gla&#x017F;s</persName></hi> machte die<lb/>
Bemerkung, daß auf dem Pic &#x017F;tets We&#x017F;twinde herr&#x017F;chen.<lb/>
Daß die obern Luft&#x017F;chichten &#x017F;ich oft den untern entgegenge&#x017F;etzt<lb/>
bewegen, bewei&#x017F;t der Vulcan von St. Vincent, der nach Bar-<lb/>
bados die A&#x017F;che wirft, was nur durch obern entgegenge&#x017F;etzten<lb/>
Luft&#x017F;trömungen möglich i&#x017F;t.</p><lb/>
                <p>Wenn die Cultur Einfluß auf die Winde hätte, &#x017F;o<lb/>
müßte &#x017F;ie auch auf das ganze <hi rendition="#u">Clima</hi> einzelner Länder wirken,<lb/>
dies i&#x017F;t aber wenig&#x017F;tens &#x017F;o gering, daß es unbemerkbar i&#x017F;t.</p><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[376./0382] Barometerverſuche in der nördlichen Zone vom Prof. Brandes angeſtellt, geben eine Verſchiedenheit von 6–8‴ die gleich- zeitig in großen Strecken beobachtet wurden. Hiervon waren aber die Einwirkungen der Stürme die Urſache. Die Stürme entſtehen da wohin ſie wehen, und Fränklin fand daß die Nordſtürme in der ſüdlichen Hemisphäre an- fangen, indem eine Luftſchicht in der ſüdlichen Gegend aufſteigt und durch das Sollicitiren der andern Luftſchichten der Stürm be- ginnt. Etwas Aehnliches wurde von H von Buch bei Portugal beobachtet, wo die Veränderung des Windes da anfing wohin er ging. Die Veränderungen der Südoſtwinde in die Nord- oſtwinde verurſachen bei den Canariſchen Inſeln auf Grande Canaria die Erſcheinung, daß das Maximum der Wärme dort erſt in October eintritt. Schon Georg Glaſs machte die Bemerkung, daß auf dem Pic ſtets Weſtwinde herrſchen. Daß die obern Luftſchichten ſich oft den untern entgegengeſetzt bewegen, beweiſt der Vulcan von St. Vincent, der nach Bar- bados die Aſche wirft, was nur durch obern entgegengeſetzten Luftſtrömungen möglich iſt. Wenn die Cultur Einfluß auf die Winde hätte, ſo müßte ſie auch auf das ganze Clima einzelner Länder wirken, dies iſt aber wenigſtens ſo gering, daß es unbemerkbar iſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/382
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 376.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/382>, abgerufen am 24.11.2024.