der Rotationsgeschwindigkeit gegen die Strömungen anschlagen. Wäre die Erde gleichmäßig mit Wasser oder mit Conti- nenten bedeckt, so würde die Grenze zwischen den Nordost- und Südost-Passatwinden am Aequator sein, da aber in der nördlichen Hemisphäre mehr Continente als in der südlichen sind, so muß man sich einen künstlichen Aequator, nördlich von dem wirklichen denken. Diese große Ausdehnung der Nordostwinde nördlich vom Aequator macht eine Ausnahme im Busen der Südsee, da sie hier nicht so nördlich als im Attlantischen Oceane sind. Die merkwürdige Unterscheidung der Grenze zwischen den Nordost- und Südost-Passatwinden ist zuerst von Dampier im Jahre 1766 beobachtet, und 30 Jahren später erschien eine Abhandlung von Haller über diesen Gegenstand. Auf ähnliche Weise wie hier des Gleichgewicht hergestellt wird, findet man auch regelmäßige Winde, die täglich wechseln, in den Land- und Seewinden. Sie hängen von der ungleichen Erwärmung der Continente und der Meere durch die Sonne ab, wodurch bei Tage ein stärkeres Aufströmen der erwärmten Luft auf dem Continente, des Nachts dagegen auf dem Wasser statt findet, weil dieses sich langsamer abkühlt. Die Passatwinde gehen nicht überall gleich hoch,
der Rotationsgeſchwindigkeit gegen die Strömungen anſchlagen. Wäre die Erde gleichmäßig mit Waſſer oder mit Conti- nenten bedeckt, ſo würde die Grenze zwiſchen den Nordoſt- und Südoſt-Paſſatwinden am Aequator ſein, da aber in der nördlichen Hemisphäre mehr Continente als in der ſüdlichen ſind, ſo muß man ſich einen künſtlichen Aequator, nördlich von dem wirklichen denken. Dieſe große Ausdehnung der Nordoſtwinde nördlich vom Aequator macht eine Ausnahme im Buſen der Südſee, da ſie hier nicht ſo nördlich als im Attlantiſchen Oceane ſind. Die merkwürdige Unterſcheidung der Grenze zwiſchen den Nordoſt- und Südoſt-Paſſatwinden iſt zuerſt von Dampier im Jahre 1766 beobachtet, und 30 Jahren ſpäter erſchien eine Abhandlung von Haller über dieſen Gegenſtand. Auf ähnliche Weiſe wie hier des Gleichgewicht hergeſtellt wird, findet man auch regelmäßige Winde, die täglich wechſeln, in den Land- und Seewinden. Sie hängen von der ungleichen Erwärmung der Continente und der Meere durch die Sonne ab, wodurch bei Tage ein ſtärkeres Aufſtrömen der erwärmten Luft auf dem Continente, des Nachts dagegen auf dem Waſſer ſtatt findet, weil dieſes ſich langſamer abkühlt. Die Paſſatwinde gehen nicht überall gleich hoch,
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der Rotationsgeſchwindigkeit gegen die Strömungen anſchlagen.
Wäre die Erde gleichmäßig mit Waſſer oder mit Conti-
nenten bedeckt, ſo würde die Grenze zwiſchen den Nordoſt-
und Südoſt-Paſſatwinden am Aequator ſein, da aber in
der nördlichen Hemisphäre mehr Continente als in der ſüdlichen
ſind, ſo muß man ſich einen künſtlichen Aequator, nördlich
von dem wirklichen denken. Dieſe große Ausdehnung der
Nordoſtwinde nördlich vom Aequator macht eine Ausnahme im
Buſen der Südſee, da ſie hier nicht ſo nördlich als im Attlantiſchen
Oceane ſind. Die merkwürdige Unterſcheidung der Grenze
zwiſchen den Nordoſt- und Südoſt-Paſſatwinden iſt zuerſt
von Dampier im Jahre 1766 beobachtet, und 30 Jahren ſpäter
erſchien eine Abhandlung von Haller über dieſen Gegenſtand.
Auf ähnliche Weiſe wie hier des Gleichgewicht hergeſtellt
wird, findet man auch regelmäßige Winde, die täglich
wechſeln, in den Land- und Seewinden. Sie hängen von der
ungleichen Erwärmung der Continente und der Meere durch
die Sonne ab, wodurch bei Tage ein ſtärkeres Aufſtrömen
der erwärmten Luft auf dem Continente, des Nachts dagegen
auf dem Waſſer ſtatt findet, weil dieſes ſich langſamer
abkühlt. Die Paſſatwinde gehen nicht überall gleich hoch,
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 367.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/373>, abgerufen am 27.11.2024.
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