Früher glaubte man, daß die Nähe der Meere zur Ent- stehung der Vulkane vorzüglich beitrage, was aber nicht der Fall ist. Wir wollen die von Südamerika in dieser Hinsicht betrachten, wo der größte der Popocatepetl zwischen Mexico und Puebla liegt, und vom Meere auf beiden Seiten 32 geogr. Meilen entfernt ist. Ich habe den Hügel von Guakamayo, östlich von der Andeskette, gesehen, der freilich uns unbedeutend an Größe ist aber häufige Ausbrüche hat, und 40 Meilen von jedem Meere entfernt liegt. Ein neu entdeckter der bei Corduna in Africa liegt, soll 140 Meilen vom Meere entfernt sein. Das merkwürdigste Beispiel dieser Art bietet das Innere von Asien dar, wo wir in den Reise be- richten von Klapproth und Abel Remusath, eines Feuer- berges Namens Koscher bei der Stadt Kutschi westlich von Tuffen, erwähnt finden, der auch in den chinesischen Annalen vorkommt, und 270 deutsche Meilen vom nächsten Meere entfernt sein soll. Man glaubte erst es sei ein Phänomen wie das der Boraxsäule, aber in der chinesischen Encyclopedie wird sehr deutlich bemerkt, daß aus ihm ge- schmolzene Steine, Feuer und Rauch emporsteigen.
Es ist sehr möglich daß in der Nähe großer Meere Vulkane sich zeigen oder entstehen können, wie der Dama-
Früher glaubte man, daß die Nähe der Meere zur Ent- ſtehung der Vulkane vorzüglich beitrage, was aber nicht der Fall iſt. Wir wollen die von Südamerika in dieſer Hinſicht betrachten, wo der größte der Popocatepetl zwiſchen Mexico und Puebla liegt, und vom Meere auf beiden Seiten 32 geogr. Meilen entfernt iſt. Ich habe den Hügel von Guakamayo, öſtlich von der Andeskette, geſehen, der freilich uns unbedeutend an Größe iſt aber häufige Ausbrüche hat, und 40 Meilen von jedem Meere entfernt liegt. Ein neu entdeckter der bei Corduna in Africa liegt, ſoll 140 Meilen vom Meere entfernt ſein. Das merkwürdigſte Beiſpiel dieſer Art bietet das Innere von Aſien dar, wo wir in den Reiſe be- richten von Klapproth und Abel Remuſath, eines Feuer- berges Namens Koſcher bei der Stadt Kutſchi weſtlich von Tuffen, erwähnt finden, der auch in den chineſiſchen Annalen vorkommt, und 270 deutſche Meilen vom nächſten Meere entfernt ſein ſoll. Man glaubte erſt es ſei ein Phänomen wie das der Boraxſäule, aber in der chineſiſchen Encyclopedie wird ſehr deutlich bemerkt, daß aus ihm ge- ſchmolzene Steine, Feuer und Rauch emporſteigen.
Es iſt ſehr möglich daß in der Nähe großer Meere Vulkane ſich zeigen oder entſtehen können, wie der Dama-
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Früher glaubte man, daß die Nähe der Meere zur Ent-
ſtehung der Vulkane vorzüglich beitrage, was aber nicht
der Fall iſt. Wir wollen die von Südamerika in dieſer
Hinſicht betrachten, wo der größte der Popocatepetl zwiſchen
Mexico und Puebla liegt, und vom Meere auf beiden
Seiten 32 geogr. Meilen entfernt iſt. Ich habe den Hügel
von Guakamayo, öſtlich von der Andeskette, geſehen, der freilich uns
unbedeutend an Größe iſt aber häufige Ausbrüche hat, und
40 Meilen von jedem Meere entfernt liegt. Ein neu entdeckter
der bei Corduna in Africa liegt, ſoll 140 Meilen vom Meere
entfernt ſein. Das merkwürdigſte Beiſpiel dieſer Art
bietet das Innere von Aſien dar, wo wir in den Reiſe be-
richten von Klapproth und Abel Remuſath, eines Feuer-
berges Namens Koſcher bei der Stadt Kutſchi weſtlich
von Tuffen, erwähnt finden, der auch in den chineſiſchen
Annalen vorkommt, und 270 deutſche Meilen vom nächſten
Meere entfernt ſein ſoll. Man glaubte erſt es ſei ein
Phänomen wie das der Boraxſäule, aber in der chineſiſchen
Encyclopedie wird ſehr deutlich bemerkt, daß aus ihm ge-
ſchmolzene Steine, Feuer und Rauch emporſteigen.
Es iſt ſehr möglich daß in der Nähe großer Meere
Vulkane ſich zeigen oder entſtehen können, wie der Dama-
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 241.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/247>, abgerufen am 24.11.2024.
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