a.Das Erdbeben ist seiner Definition nach, eine Er- schütterung der obern Oberfläche der Erde, durch innere Ursachen herbeigeführt, die wir freilich nicht immer genau angeben können. Es werden aber nicht allein die festen Theile erschüttert, sondern auch Sand und Wasser, und selbst da wo letzteres 5-6000' tief ist. Ich selbst habe in der Südsee 2 solcher Stöße empfunden, das Gefühl ist höchst sonderbar, man glaubt daß das Schiff auf eine Sandbank gerathen ist. Man hat dem Erdbeben nur eine beschränkte Wirkung zu gestehen wollen, und war geneigt es Lokalursachen zuzu- schreiben, genaue Beobachtungen der Phänomene haben aber das Gegentheil bewiesen, und einen weit ver- breiteten Zusammenhang gezeigt, der einen großen Theil der Erde afficirt.
Man hat geglaubt, daß man die Erdbeben durch ver- schiedene Erscheinungen vorher sagen könne, als durcheinge- tretene Windstille, durch den niedrigen Stand des Barometers, und wenn der Horizont feurig erscheinen u. s. w. diese Be- hauptungen sind aber grundfalsch. In Südamerika hat man gesehen, daß so wohl bei heiterm Himmel als bei be- zogenem, bei Sturm und Windstille Erdbeben statt finden.
a.Das Erdbeben iſt ſeiner Definition nach, eine Er- ſchütterung der obern Oberfläche der Erde, durch innere Urſachen herbeigeführt, die wir freilich nicht immer genau angeben können. Es werden aber nicht allein die feſten Theile erſchüttert, ſondern auch Sand und Waſſer, und ſelbſt da wo letzteres 5–6000′ tief iſt. Ich ſelbſt habe in der Südſee 2 ſolcher Stöße empfunden, das Gefühl iſt höchſt ſonderbar, man glaubt daß das Schiff auf eine Sandbank gerathen iſt. Man hat dem Erdbeben nur eine beſchränkte Wirkung zu geſtehen wollen, und war geneigt es Lokalurſachen zuzu- ſchreiben, genaue Beobachtungen der Phänomene haben aber das Gegentheil bewieſen, und einen weit ver- breiteten Zuſammenhang gezeigt, der einen großen Theil der Erde afficirt.
Man hat geglaubt, daß man die Erdbeben durch ver- ſchiedene Erſcheinungen vorher ſagen könne, als durcheinge- tretene Windſtille, durch den niedrigen Stand des Barometers, und wenn der Horizont feurig erſcheinen u. ſ. w. dieſe Be- hauptungen ſind aber grundfalſch. In Südamerika hat man geſehen, daß ſo wohl bei heiterm Himmel als bei be- zogenem, bei Sturm und Windſtille Erdbeben ſtatt finden.
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[219./0225]
a. Das Erdbeben iſt ſeiner Definition nach, eine Er-
ſchütterung der obern Oberfläche der Erde, durch innere
Urſachen herbeigeführt, die wir freilich nicht immer
genau angeben können. Es werden aber nicht allein
die feſten Theile erſchüttert, ſondern auch Sand und
Waſſer, und ſelbſt da wo letzteres 5–6000′ tief iſt.
Ich ſelbſt habe in der Südſee 2 ſolcher Stöße empfud,
das Gefühl iſt höchſt ſonderbar, man glaubt daß das
Schiff auf eine Sandbank gerathen iſt. Man hat dem
Erdbeben nur eine beſchränkte Wirkung zu geſtehen
wollen, und war geneigt es Lokalurſachen zuzu-
ſchreiben, genaue Beobachtungen der Phänomene haben
aber das Gegentheil bewieſen, und einen weit ver-
breiteten Zuſammenhang gezeigt, der einen großen
Theil der Erde afficirt.
Man hat geglaubt, daß man die Erdbeben durch ver-
ſchiedene Erſcheinungen vorher ſagen könne, als durcheinge-
tretene Windſtille, durch den niedrigen Stand des Barometers,
und wenn der Horizont feurig erſcheinen u. ſ. w. dieſe Be-
hauptungen ſind aber grundfalſch. In Südamerika hat
man geſehen, daß ſo wohl bei heiterm Himmel als bei be-
zogenem, bei Sturm und Windſtille Erdbeben ſtatt finden.
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 219.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/225>, abgerufen am 26.11.2024.
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