Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 243. Köln, 11. März 1849. Zweite Ausgabe.

Bild:
<< vorherige Seite
Dänemark.
Koppenhagen, 4. März.

Die Berlingsche Zeitung erzählt, daß Stellvertreter zum Heere mit 1000 Rbrth. bezahlt seien, ja daß man in Fühnen 1900 Rbrth. (1425 Rth. preuß.) für einen Stellvertreter gegeben habe!! Die Kriegslust muß also sehr geringe sein.

Französische Republik.
* Paris, 9. März.

Oestreich hat durch seinen Gesandten Hr. v. Thom dem Minister Drouyn de Lhuys in Bezug auf Italien drei Noten überreichen lassen. In der ersten Note rechtfertigt das Wiener Kabinet den Einfall in Ferrara ganz im Sinne des bekannten Artikels der Wiener Zeitung. In der zweiten Note spricht es sich für eine Intervention zu Gunsten des Pabstes aus; doch möchte er diese Intervention zunächst von einer Armee der Mächte zweiten Ranges durchgesetzt wissen, welche das Korps des Generals Zucchi unterstützte (!). In der dritten Note vindizirt es dem Hause Oestreich die Reversibilitätsthronfolge auf Toscana aus dem Vertrag von 1735.

-- Bei Saint Maur [Pariser Bannmeile] arbeitet man an Errichtung kolossaler hölzerner Baraken, welche für Behausung der 2ten Brigade der Alpenarmee bestimmt sind, die Hr. Changarnier noch zur Bewachung der rothen Republikaner nothwendig hält.

-- Aus Bourges erhalten wir eben die Sitzung vom 8. März. Sie begann erst um 11 Uhr.

Präsident Berenger zeigte dem Gerichtshofe an, daß der Grund dieser Verspätung in dem Widerstande liege, den Barbes und Albert dem ferneren Beiwohnen der Verhandlung entgegengestellt hätten. Der Gerichtshof habe in Folge dessen zu den Maßregeln seine Zuflucht nehmen müssen, welche ihm die (Thiers'sche) Gesetzgebung des Septembers 1835 an die Hand gebe. Anfänglich habe man die vorgeschriebenen Aufforderungen an die Weigernden erlassen, dann aber seien die Gefangenen durch Gensd'armen transportirt worden. Die Genannten, Barbes und Albert, erschienen in der That zwischen Gensd'armen, die sie an den Armen gefaßt hielten, im Saale. Den Verlauf der Verhandlungen, die sich bis 4 Uhr hinzogen und sich um reines Formwesen drehten, finden Sie in den eben erschienenen Journalen vollständig. General Courtais, durch Bethmont wahrscheinlich bestimmt, erkannte die Kompetenz des Gerichtshofes an; Blanqui, Raspail, Flotte etc. bestritten dagegen die Kompetenz desselben, weil sie ihm keine Retroaktivität zugestehen könnten u. s. w. Doch der Hof, von diesen Schwierigkeiten absehend, zog sich in seinen Berathungssaal zurück und redigirte dort der Form halber eine Erklärung, durch die er seine Kompetenz aussprach. Morgen werden wohl die eigentlichen Verhandlungen vor sich gehen. Am Schlusse der Sitzung verlas der Präsident ein Schreiben sämmtlicher Zeugen, worin dieselben höhere Taggelder beanspruchen, als ihnen das Gerichtsreglement vom Jahre 1811 zugesteht. Es sei ihnen [sagen sie] unmöglich, bei der jetzigen Theuerung der Lebensweise in Bourges mit dem bisherigen Lohne auszukommen. Aus den umliegenden Städten hört man, daß sich ganze Schwärme von Agenten aus der Rue de Jerusalem, gleich Heuschrecken, in ihnen niederlassen, um die Sicherheit der Gegend zu überwachen. *)

Nationalversammlung. Sitzung vom 8. März. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast. Das Protokoll wird verlesen.

Gent nimmt das Wort, um die Versammlung an die gestrigen Schlussscenen zu erinnern. Man diskutirte, wie Sie wissen, das Wahl-Recht der Land- und Seearmee im Felde. Ein Glied (Ducoux) hatte den Antrag gestellt, der Armee dieses Recht zu wahren und sie dessen namentlich nicht in einem Augenblick zu berauben, wo man ihre Pflicht doppelt in Anspruch nehme. Ich sah die Eile, mit welcher Marrast auf Abstimmung durch Aufstehen und Sitzenbleiben drängte und trug bei der Wichtigkeit der Sache auf Abstimmung durch Stimmzettel an. Statt meinem Antrag zu willfahren, hob Marrast die Sitzung auf. Dieses Verfahren ist unwürdig. Ich protestire dagegen und verlange die Einrückung der Protestation in das Protokoll. (Unterstützt! zur Linken.)

Marrast erwidert, daß sich die Sache nicht ganz so zugetragen, daß das Votum bereits begonnen hatte und daß man inmitten des Aufstehens nicht Stimmzettelvotum reklamiren dürfe. Uebrigens könne man wohl Rektifikationen, aber keine Protestationen ins Protokoll aufnehmhn. (Beifall rechts.)

Gent beantragt daß man dann seine Protestation in Form einer Rektifikation ins Protokoll aufnehme. (Zur Tagesordnung! Zur Tagesordnung!)

Marechal, Gent und Ducoux streiten sich noch eine Weile und dann geht die Versammlung zur Tagesordnung über.

An der Tagesordnung stehen in erster Linie die Buvignierschen Interpellationen wegen Italien. (Aufmerksamzeit.)

Buvignier: Große Militärbewegungen finden in Deutschland und Italien statt. Gegen wen sind sie gerichtet? Sie gehen von den sogenannten Nordmächten aus und sind angeblich gegen Italien gerichtet; doch bald werden sie sich gegen die französische Republik wenden. Italien ist nur der Vorposten im Plan dieser Coalition der Könige. Sie fühlten dieß so gut, daß Sie am 24. Mai die Befreiung Italiens und einen Bruderbund mit dem deutschen Volke aussprachen. Im Vertrauen auf die Ehrlichkeit dieser Erklärung erhob sich Italien wie wir, aber die Fürsten haben sich gegen dasselbe verbündet und es droht in diesem Augenblick zu unterliegen. Welches ist das Interesse Frankreichs? Was verordnet ihm seine Ehre? Italien zu Hülfe zu eilen! Jedes Herz theilt diese Ansicht im Volke! Aber man sucht es durch allerlei falsche Vorstellungen abzuwenden. Man vergleicht 1849 mit 1762 und sieht nicht einmal wie irrthümlich das ist. 1792 stand die Republik selbst in Frage, man machte von allen Seiten her der republikanischen Regierungsform selbst den Krieg und sagte, die Republik sei dem Lande nur von einer Faktion aufgedrungen, sie läge nicht im Wunsche des Volks u. s. w. Ich behaupte nicht, daß man heute eine ähnliche Sprache führe (Gelächter), aber es ist für Niemand ein Geheimniß, daß die Feinde der Republik ihre Masken abgeworfen haben und das Königthum wieder zu verjüngen suchen (et cherehent a rajeunir la Royaute), daß sie eine Coalition der Höfe zu bilden suchen (stürmische Unterbrechung zur Rechten, doch die Enthüllung dieser Umtriebe gehört nicht hieher. Ich will vielmehr prüfen, ob das Ministerium durch seine Handlungen nach Außen jene Coalitionspläne nicht bestätigt. Nach dieser Einleitung hält der Redner eine Heerschau der Ereignisse in Italien. Die Oestreicher stürzen nach Ferrara ... Hat das Gouvernement protestirt? Nein! Es mußte energisch protestiren und durfte nicht die Vermuthung gegen sich aufsteigen lassen, daß es jemals auf die Verträge von 1815 hin unterhandeln würde. Diese Verträge können weder der That noch dem Rechte nach bestehn. Die Nationalversammlung hat sich am 24. Mai von ihnen losgesagt, freilich waren wir damals noch nicht in Republikaner und Royalisten gespalten (Lärm). Seither machte die Vollziehungsgewalt Rückschritte. Mein Antrag geht daher dahin: die Erklärung vom 24. Mai feierlich zu wiederholen.

Eine Stimme rechts: Das sind keine Interpellationen.

Drouyn de Lhuys: Wir vermutheten Interpellationen; statt dessen beantragt man von Ihnen eine Erneuerung der Beschlüsse vom 24. Mai v. J., bezüglich Italiens und Deutschlands. Wir sind jenen Beschlüssen treu geblieben. (Lärm zur Linken.) Wie soll man jene Beschlüsse deuten? (Lärm.) Ein Theil der Versammlung scheint unter ihnen Krieg mit allen seinen Gefahren und Gräueln zu verstehen, Es ist an der Nationalversammlung, darüber zu entscheiden, wie diese Beschlüsse zu verstehen. (Beifall zur Rechten.)

Rechts Stimmen: Zur Abstimmung! Zur Abstimmung!

Ledru-Rollin: Man sagte Ihnen so eben, daß es überflüssig die Erklärung vom 24. Mai zu wiederholen, daß man ihr treu geblieben sei. In der Hauptsache will man aber nicht antworten. Erlauben Sie mir, da das Ministerium nicht antworten will, daß ich für dasselbe antworte. (Hohngelächter zur Linken, Murren rechts.) Ja, ich werde für das Ministerium antworten, denn eben diese Antwort bildet die Hauptsache. Das Ministerium hüllt sich in Stillschweigen und sagt Ihnen, daß es Ihrem Dekrete gemäß handele. Ich aber sage Ihnen, daß es demselben gerade entgegengesetzt handelt. (Lärm.) Euer Benehmen (zu den Ministern gewendet) ist unwürdig. Wie habt Ihr die römischen Gesandten empfangen? Kaum daß ihr ihnen die Thüre öffnet. Haltet Ihr so unsere Beschlüsse? Nennt Ihr das jene Dekrete erfüllen? Wie hat sich Eure Rolle geändert. Einst bestieg derselbe Mann, den ich hier als Conseilpräsident sitzen sehe, die Bühne in einer andern Kammer, um für dieselben Grundsätze zu kämp[f]en, für welche ich hier stehe und für welche er jene Gesandten fast zurückstößt. (Sensation. Der Redner liest eine Barrot'sche Rede von 1831 vor, die der Letztere damals gegen Casimir Perier hielt. Dieser Vortrag wird durch Hohngelächter links häufig unterbrochen.) Ich wiederhole, sagt er schließlich, daß Euer Betragen schändlich ist. Der Redner beleuchtet dann die ganze Handlungsweise der provisorischen Regierung und sucht sie zu rechtfertigen. Die jetzige Regierung sei davon abgewichen, sie sei dem Dekrete vom 24. Mai untreu. Aber, schließt er, sie ist auch der Wahl vom 10. Dezember untreu geworden, denn die Bauern stimmtin in Masse für Bonaparte aus Gedächtniß an den Ruhm des großen Napoleon. Endlich beleuchtet er die weltliche Stellung des Pabstes und hält sie für die katholische Religion für unnütz. (Pause.)

Lamartine unterläßt natürlich nicht so oft von der provisorischen Regierung die Rede ist, das Wort zu ergreifen. Er ermüdet die Versammlung fast drei virtel Stunde.

Cavaignac benutzt die Gelegenheit um zu erklären, daß er die Angelegenheiten Italiens im besten Zustande seinem Nachfolger im Amte übergeben.

Der Vorredner, fährt der Exdiktator fort, hat auf den Unterschied hingewiesen, welcher zwischen seiner Politik und der von mir befolgten herrsche. Er hat sich ausgedrückt, daß zwischen der Politik der provisorischen Regierung und derjenigen der Exekutiv-Commission die ganze Alpendicke lüge. Ich bin von der Linie des Manifestes nicht abgewichen. Ich bin bereit, auf dieser Bühne über jede einzelne Thatsache meiner Staatsverwaltung zu antworten.

Lamartine stößt wiederholt jede Solidarität mit der Politik des Exdiktators und seines Ministeriums zurück.

Emanuel Arago: Im Laufe der Debatte wurde auch der republikanischen Bewegung im nahen Savoyen (Chambery etc.) erwähnt und mir die Urheberschaft dieser Schilderhebung unterschoben. Ich that im Gegentheile Alles, um diese Bewegung zu hindern (Ah! Ah!)

Sarrans le jene zeigt sich auf der Bühne. Die ganze Rechte: Zur Abstimmung! Zur Abstimmung! Die Linke: Nein! Nein! (Tumult.)

Die Sitzung wird auf eine viertel Stunde suspendirt.

Sarrans eröffnet die Debatte wieder und stellt an das Ministerium die Frage: Was es unter den gegenwärtigen Umständen zu thun gedenke?

Drouyn de Lhuys erwidert, daß er von der National-Versammlung dieselbe Gunst erbitte wie der General Cavaignac, nämlich in diplomatischen Dingen den strengsten Vorbehalt zu beobachten und das volle Vertrauen der Versammlung zu genießen. (Zur Abstimmung! Zur Abstimmung!)

Stimmen Rechts. Einfache Tagesordnung!

Stimmen Links: Nein! Abstimmung durch Zettel!

Die einfache Tagesordnung wird mit 438 gegen 341 Stimmen entschieden.

Dufaure stattet im Namen des Finanz-Ausschusses seinen Bericht über den Antrag auf Bewilligung der beiden Budg[e]traten pro April und Mai ab. Der Ausschuß bewilligt die Dringlichkeit.

Die Debatte wird auf Montag verschoben. Die Versammlung geht um 6 1/4 Uhr auseinander.

12 Paris, 8. März.

Wir haben endlich den Anklageakt gegen die Beschuldigten vom 15. Mai vor uns. Es sind ihrer zwanzig, die sich im Anklageakt folgendermaßen verzeichnet finden:

1) Blanqui (Louis Auguste), 42 Jahre alt, Schriftsteller, geboren zu Nizza (Sardinien), und wohnhaft in Paris, Rue Boucher Nr. 1.

2) Flotte (Benjamin), 34 Jahre alt, Koch, geboren zu Cuers (Var), wohnhaft in Paris, Rue Boucher Nr. 1.

3) Martin (Alexander), genannt Albert, 33 Jahre alt, Volksrepräsentant, geboren zu Burg (Oise), wohnhaft in Paris, Rue du Helder, im Hotel gleichen Namens.

4) Blanc (Jean Joseph Louis), 34 Jahre alt, Volksrepräsentant, wohnhaft in Paris, Rue d'Enfer Nr. 51, abwesend.

5) Barbes (Armand), 38 Jahre alt, Volksrepräsentant, wohnhaft in Paris, Rue Vivienne Nr. 59.

6) Sobrier (Joseph Marie), 37 Jahre alt, Rentner, geboren zu Lyon, wohnhaft in Paris, Rue Rivoli Nr. 16.

7) Seigneuret (Joseph Hippolyte), 29 Jahre alt, Advokat, geboren zu Fontainebleau, abwesend.

8) Houneau (Joachim), 24 Jahre alt, Publizist, geboren zu Paris, abwesend.

9) Hubert, früher wohnhaft in Paris, abwesend.

10) Raspail, 54 Jahre alt, Chemiker, Publizist und Volksrepräsentant, geboren zu Capentras (Vaucluse), wohnhaft in Montrouge, Rue de la Tombes-Issoire Nr. 55.

11) Laviron, Artillerie-Kapitän der Nationalgarde von Paris, wohnhaft daselbst, Rue Hautefeuille Nr. 30, abwesend.

12) Quentin (Auguste Francois), 49 Jahre alt, Eigenthümer, geboren zu Angers, wohnhaft in Paris, Rue de la Chaussed'Antin Nr. 38.

13) Degre (Paul), der Pompier genannt, 36 Jahre alt, Maler, geboren zu Paris, wohnhaft in Montargis.

14) Chanal (Napoleon), Ex-Kommissär der provisorischen Regierung, abwesend.

15) Larger (Xavier Viktor), 33 Jahre alt, Mechaniker, Ex-Chef der Nationalgarde von Passy, geboren zu Soultz (Haut-Rhin), wohnhaft in Passy, Rue Montagne Nr. 23.

16) Borme (Daniel), 27 Jahre alt, Chemiker.

17) Thomas (Louis Jules Ferdinand), 31 Jahre alt, Pharmazeut, geboren zu Antony, wohnhaft in Vaugirard, Rue Blomet Nr. 1.

18) Courtais (Gaspard Henry), 57 Jahre alt, Volksrepräsentant, Ex-Kommandant der Nationalgarde von Paris, wohnhaft daselbst, Rue Choiseul Nr. 8.

19) Caussidiere (Marc-Louis), 39 Jahre alt, Volksrepräsentant, wohnhaft zu Paris, Rue Constante Nr. 26, abwesend.

20) Villain, früher wohnhaft in Paris, abwesend.

Der Anklageakt beginnt damit, weitläufig darzuthun, daß die Nationalversammlung, die am 4. Mai zusammentrat, und "mit Akklamation die Republik proklamirte", eine "rechtmäßig konstituirte Gewalt" war. "Ihre ersten Akte, heißt es, bewiesen ihr sehnliches Streben, eine honette und vernünftige Republik zu organisiren. Aber kaum hatten ihre Arbeiten begonnen, als am 15. Mai ein gehässiges Attentat gerichtet ward gegen die Nationalversammlung, gegen die Regierung der Republik, welche aus 10 Millionen Stimmen hervorgegangen." Es folgt sodann ein Lob auf die Nationalversammlung, auf ihre Festigkeit, die diesem Attentate widerstanden, und sodann wird das Attentat selbst in Verbindung gesetzt mit dem 17. März und dem 16. April. Es fehlte weiter nichts, als den 24. Februar noch hinzuzusetzen, und wir würden sehen, daß dieselbe Masse, welche am 15. Mai nach der Versammlung zog, um sie zu einem allgemeinen sozialen Krieg gegen die koalisirten Bourgeois aller Nationen, gegen die damals noch "schlummernden Windischgrätz und Jelachich" zu bewegen, keine andre war, als die Masse der Februarrevolution selbst, wie sie sich am 17. März zeigte, und am 16. April. Die Sieger im Februar waren damals noch zusammen; bei der geringsten Zuckung, welche die Bourgeoisie machte, trat die Masse zum Vorschein und zeigte sich in ihrer ganzen Macht. Aber die Bourgeoisie hatte bereits durch ihre stille Macht, durch die Macht des Kapitals und der Metalliques, durch die Macht der Hypotheken und der Rente, en detail wieder erobert, was sie en gros verloren hatte. Sie verübten durch ihre Gerichtsvollzieher und Gerichtsvollstrecker im Namen der Republik dieselbe Gewalt, welche sie früher im Namen des Königs verübte. Es handelte sich nur noch, diese Macht zu konsolidiren, und dazu war es vor allen Dingen nöthig, mit den ausländischen Staaten im freundschaftlichen Verhältnisse zu bleiben. Der 15. Mai war der Tag, wo die Polenfrage debattirt wurde, und in allen Klubs, in allen Cafe's sprach man sich zu Gunsten der Polen aus. Die Franzosen fühlten, daß es sich vor allen Dingen um einen sozialen Krieg handelte, wenn die Errungenschaften der Revolution gesichert werden sollten. Was sagt dagegen der Anklageakt? "Das Dekret der Nationalversammlung über die Bildung der exekutiven Kommission, sowie die Zusammensetzung des damaligen Ministeriums, aus welchem Louis Blanc und Albert ausgeschlossen waren; ein anderes Dekret, nach welchem es den Bürgern verboten war, Petitionen persönlich in die Nationalversammlung zu bringen -- führten eine feindselige Manifestation gegen die Nationalversammlung herbei, unter dem Vorwande einer Petition zu Gunsten Polens." Der Anklageakt geht sodann auf die Vorbereitungen über, welche zum 15. Mai in den Klubs getroffen wurden. Im Ganzen sollte die Manifestation eine friedliche sein; man sollte hinziehen zur Nationalversammlung unbewaffnet; dabei wird im Anklageakt insinuirt, daß man heimlich Waffen bei sich zu führen übereingekommen war. Der Zug ging von dem Platze der Bastille aus. "Aufrührerische Reden haben die Köpfe erhitzt." Man weiß, daß nach der Februar-Revolution bis zum 15. Mai es keine aufrührerischen Reden gab; das Wort aufrührerisch war gänzlich unbekannt; und es wurde blos angewandt gegen Royalisten. "Gegen Mittag kam der Zug auf dem Place de la Madeleine an, wo er dem General Courtais begegnete, der mit dem Kommando über die zur Beschützung der Nationalversammlung aufgestellten Truppen beauftragt war. Nach einigen gegenseitig gegebenen Erklärungen versprach der General, daß eine Deputation der Delegirten die Petition der Nationalversammlung überreichen, und daß die Kolonne weiter über die Brücke de la Concorde und den Quai d'Orsai defiliren sollte. Dieses Versprechen wurde weder von dem Präsidenten der Nationalversammlung, noch von Lamartine ratifizirt, ungeachtet aller Versuche von Seiten des Generals. Indessen war die Kolonne nahe bei der Obeliske angekommen. Der Ruf: Vorwärts! Vorwärts! ertönte aus den Reihen des Klubs von Blanqui. Man befand sich eben an der Brücke der Concordia; der Zugang war nur von einer schwachen Abtheilung besetzt. Der General ließ die National- und die Mobilgarde auf das Trottoir sich zurückziehen, mit dem Rufe: Laßt das Volk passiren. Die Volksmasse stand bald vor dem Gitter der Nationalkammer, wo sie einen Augenblick angehalten ward von der Garde außerhalb und innerhalb des Gitters. "Die Mobilgarde hat ihre Waffen geladen, sie wird auf uns schießen," hieß es plötzlich. Da kehrten die Gardisten ihre Gewehre um, andere stießen den Ladstock in den Lauf des Gewehres, um zu zeigen, daß die Waffen nicht geladen waren. Der General Courtais ließ das Gitter öffnen und erleichterte so den Zugang zu der Nationalkammer. Während dieser Zeit hatte die Volksmenge sich gegen den andern Eingang zu der Kammer gerichtet. Die wenigen Nationalgardisten, die sich dort aufgestellt fanden, erhielten den Befehl, die Bajonette abzunehmen, und der General Courtais scheint nur deshalb sich oberhalb der Mauer aufgepflanzt zu haben, um den Aufrührerischen die Hand zu reichen, damit sie desto leichter die Mauer übersteigen könnten. Das Hauptthor wird endlich geöffnet und in demselben Augenblicke war der ganze Saal rein überschwemmt von einer wahren Menschenfluth!"

Der Anklageakt spricht sodann über die würdige Haltung der Deputirten. -- Man weiß, daß das Gefühl der Furcht, das Gefühl der Schuld, das einzige Gefühl war, welches damals obwaltete. Die Partei des National fühlte sowohl, daß sie sogar nichts mit dem aus der Februar-Revolution hervorgegangenen Siege gemein hatte, daß ein großer Theil der Deputirten dieser Partei sich zuerst aus dem Saale flüchtete. Die Volksmasse, welche sowohl in als außer der Kammer stand, belief sich auf 200,000 Mann. Es waren wie gesagt, dieselben Männer, welche sich in der Februar-Revolution erhoben. Mobilgardisten und ein großer Theil der National-Garde waren damals so sehr mit ihnen einverstanden, daß sie, wie der Anklageakt selbst zugesteht die Ladstöcke in die Gewehre stießen, um zu zeigen, daß sie nicht geladen. Es waren nicht einige Mobilgardisten, es waren die Bataillone, die damals vor der Kammer aufgepflangt standen, und als der metallene Ton von unten aus dem Gewehre herausdrang, und wie die Laute einer Harmonika in wiederholendem Geklingel sich fortpflanzte über die ungeheure Volksmenge, da wogte die Masse immer weiter, immer näher zu den Soldaten hin, die wie sie von gleichem Kriegseifer entbrannt waren, ihre Waffen zu tragen gegen den Feind, im Ausland, während die Bourgeois-Kammer und der Bourgeois-National, durch Rothschild'sche Metalliques unterstützt, sich festsetzen wollten innerhalb der französischen Republik an die Stelle Louis Philipps. Und waren die Männer, die an der Spitze des Zuges standen, nicht gerade diejenigen, durch welche die Februar-Revolution vollbracht ward? Waren nicht einige von ihnen Mitglieder der provisorischen Regierung? Und waren sie nicht deßhalb in die provisorische Regierung zugezogen worden, um dem siegreichen Proletariat die ihm am 24. Februar gemachten Versprechungen zu garantiren?

Der Anklageakt gibt zu, daß Raspail, welcher die Tribüne zuerst betrat, weiter nichts that, als daß er die Petition zu Gunsten der Polen verlas. Es herrschte in diesem Augenblicke eine unbeschreibliche Wuth unter allen denen, die in die Kammer gedrungen, und diese Wuth theilte sich, wie ein elektrischer Schlag, dem ganzen Zuge mit. Die Kammer war zum Ersticken voll. Man sah es den Leuten an, daß Raspail ihnen nicht genügte. Da bestieg Blanqui die Tribüne; er sprach von der Ausschließung Louis Blanc's und Albert's aus der Exekutiv-Kommission, er warf der Kammer die Scenen von Rouen vor, sprach von dem allgemeinen Elende u. s. w. Das Volk schäumte; auch Blanqui genügte nicht. Es war so zu sagen in diesem Augenblicke keine Kammer mehr: Volk und Kammer waren Eins. Während dieses innerhalb der Kammer vorging, werden Barbes, Louis Blanc und Albert gewaltsam in die Kammer gedrängt oder vielmehr getragen von der wogenden Menge; der Anklageakt läßt den Louis Blank bei seinem Eintritt in die Kammer die Worte sagen: "Die Manifestation von heute ist keine von denen, die erschüttern, sondern die umstürzen." Ob Louis Blanc diese Worte gesagt hat, bleibt dahingestellt; jedenfalls schildern sie richtig die Bedeutung der Manifestation. Die Wuth stieg immer mehr und mehr; Barbes besteigt die Tribüne, gesteht dem Volk das Recht der Petition zu, und ladet es ein, sich zurückzuziehen. Vergebens! Der Drang von außen wird immer stärker; Hubert sprach sich in demselben Sinne aus. -- Vergebens! Das unbefriedigte Volk streckt racheschnaubend seine Hände nach den Deputirten aus; es wollte mit ihnen die Verhältnisse brechen, welche es ungeachtet seines Sieges noch festhielten in der Abhängigkeit des Kapitals; denn gerade der Mangel an Geld wurde allgemein vorgeschoben, um die Polenfrage im Bourgeoissinne zu beantworten. Da besteigt Barbes abermals die Tribüne: er verlangt, daß eine Legion sofort nach Polen abgeschickt und die Reichen mit einer Milliarde belastet würden. Er trägt darauf an, alle diejenigen für Vaterlandsverräther zu erklären, welche den Rappell schlagen ließen. Die Wuth des Volkes legte sich auf der Stelle; man hörte ordentlich, wie die Leute aufathmeten. Durch diesen Vorschlag hat Barbes den Deputirten das Leben gerettet, und zugleich verhütet, daß Regimenter oder Nationalgardisten, welche herbeieilen konnten, nicht in blutige Collision mit dem Volke geriethen.

Der Appel ertönte indessen gegen 2 Uhr, und wie es im Anklage-Akt heißt, auf Befehl von Garnier-Pages. "Als die Aufrührerischen, heißt es weiter, den Appel schlagen hörten, geriethen sie sofort in Wuth gegen den General Courtais, der sie in die Deputirtenkammer eingeführt habe, um sie besser verrathen zu können. Hubert sagte: "Wir sind verrathen, und wir haben keine Zeit zu verlieren. Auf der Stelle fertigt man die Listen an zur Bezeichnung der Mitglieder einer neuen provisorischen Regie

*) Der Mangel an Raum gestattet uns heute nicht, die Sitzung vollständig zu geben. Wir bringen eine ausführliche Darstellung in der Dienstagsnummer. A. d. R.
Dänemark.
Koppenhagen, 4. März.

Die Berlingsche Zeitung erzählt, daß Stellvertreter zum Heere mit 1000 Rbrth. bezahlt seien, ja daß man in Fühnen 1900 Rbrth. (1425 Rth. preuß.) für einen Stellvertreter gegeben habe!! Die Kriegslust muß also sehr geringe sein.

Französische Republik.
* Paris, 9. März.

Oestreich hat durch seinen Gesandten Hr. v. Thom dem Minister Drouyn de Lhuys in Bezug auf Italien drei Noten überreichen lassen. In der ersten Note rechtfertigt das Wiener Kabinet den Einfall in Ferrara ganz im Sinne des bekannten Artikels der Wiener Zeitung. In der zweiten Note spricht es sich für eine Intervention zu Gunsten des Pabstes aus; doch möchte er diese Intervention zunächst von einer Armee der Mächte zweiten Ranges durchgesetzt wissen, welche das Korps des Generals Zucchi unterstützte (!). In der dritten Note vindizirt es dem Hause Oestreich die Reversibilitätsthronfolge auf Toscana aus dem Vertrag von 1735.

— Bei Saint Maur [Pariser Bannmeile] arbeitet man an Errichtung kolossaler hölzerner Baraken, welche für Behausung der 2ten Brigade der Alpenarmee bestimmt sind, die Hr. Changarnier noch zur Bewachung der rothen Republikaner nothwendig hält.

— Aus Bourges erhalten wir eben die Sitzung vom 8. März. Sie begann erst um 11 Uhr.

Präsident Berenger zeigte dem Gerichtshofe an, daß der Grund dieser Verspätung in dem Widerstande liege, den Barbes und Albert dem ferneren Beiwohnen der Verhandlung entgegengestellt hätten. Der Gerichtshof habe in Folge dessen zu den Maßregeln seine Zuflucht nehmen müssen, welche ihm die (Thiers'sche) Gesetzgebung des Septembers 1835 an die Hand gebe. Anfänglich habe man die vorgeschriebenen Aufforderungen an die Weigernden erlassen, dann aber seien die Gefangenen durch Gensd'armen transportirt worden. Die Genannten, Barbes und Albert, erschienen in der That zwischen Gensd'armen, die sie an den Armen gefaßt hielten, im Saale. Den Verlauf der Verhandlungen, die sich bis 4 Uhr hinzogen und sich um reines Formwesen drehten, finden Sie in den eben erschienenen Journalen vollständig. General Courtais, durch Bethmont wahrscheinlich bestimmt, erkannte die Kompetenz des Gerichtshofes an; Blanqui, Raspail, Flotte etc. bestritten dagegen die Kompetenz desselben, weil sie ihm keine Retroaktivität zugestehen könnten u. s. w. Doch der Hof, von diesen Schwierigkeiten absehend, zog sich in seinen Berathungssaal zurück und redigirte dort der Form halber eine Erklärung, durch die er seine Kompetenz aussprach. Morgen werden wohl die eigentlichen Verhandlungen vor sich gehen. Am Schlusse der Sitzung verlas der Präsident ein Schreiben sämmtlicher Zeugen, worin dieselben höhere Taggelder beanspruchen, als ihnen das Gerichtsreglement vom Jahre 1811 zugesteht. Es sei ihnen [sagen sie] unmöglich, bei der jetzigen Theuerung der Lebensweise in Bourges mit dem bisherigen Lohne auszukommen. Aus den umliegenden Städten hört man, daß sich ganze Schwärme von Agenten aus der Rue de Jerusalem, gleich Heuschrecken, in ihnen niederlassen, um die Sicherheit der Gegend zu überwachen. *)

Nationalversammlung. Sitzung vom 8. März. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast. Das Protokoll wird verlesen.

Gent nimmt das Wort, um die Versammlung an die gestrigen Schlussscenen zu erinnern. Man diskutirte, wie Sie wissen, das Wahl-Recht der Land- und Seearmee im Felde. Ein Glied (Ducoux) hatte den Antrag gestellt, der Armee dieses Recht zu wahren und sie dessen namentlich nicht in einem Augenblick zu berauben, wo man ihre Pflicht doppelt in Anspruch nehme. Ich sah die Eile, mit welcher Marrast auf Abstimmung durch Aufstehen und Sitzenbleiben drängte und trug bei der Wichtigkeit der Sache auf Abstimmung durch Stimmzettel an. Statt meinem Antrag zu willfahren, hob Marrast die Sitzung auf. Dieses Verfahren ist unwürdig. Ich protestire dagegen und verlange die Einrückung der Protestation in das Protokoll. (Unterstützt! zur Linken.)

Marrast erwidert, daß sich die Sache nicht ganz so zugetragen, daß das Votum bereits begonnen hatte und daß man inmitten des Aufstehens nicht Stimmzettelvotum reklamiren dürfe. Uebrigens könne man wohl Rektifikationen, aber keine Protestationen ins Protokoll aufnehmhn. (Beifall rechts.)

Gent beantragt daß man dann seine Protestation in Form einer Rektifikation ins Protokoll aufnehme. (Zur Tagesordnung! Zur Tagesordnung!)

Marechal, Gent und Ducoux streiten sich noch eine Weile und dann geht die Versammlung zur Tagesordnung über.

An der Tagesordnung stehen in erster Linie die Buvignierschen Interpellationen wegen Italien. (Aufmerksamzeit.)

Buvignier: Große Militärbewegungen finden in Deutschland und Italien statt. Gegen wen sind sie gerichtet? Sie gehen von den sogenannten Nordmächten aus und sind angeblich gegen Italien gerichtet; doch bald werden sie sich gegen die französische Republik wenden. Italien ist nur der Vorposten im Plan dieser Coalition der Könige. Sie fühlten dieß so gut, daß Sie am 24. Mai die Befreiung Italiens und einen Bruderbund mit dem deutschen Volke aussprachen. Im Vertrauen auf die Ehrlichkeit dieser Erklärung erhob sich Italien wie wir, aber die Fürsten haben sich gegen dasselbe verbündet und es droht in diesem Augenblick zu unterliegen. Welches ist das Interesse Frankreichs? Was verordnet ihm seine Ehre? Italien zu Hülfe zu eilen! Jedes Herz theilt diese Ansicht im Volke! Aber man sucht es durch allerlei falsche Vorstellungen abzuwenden. Man vergleicht 1849 mit 1762 und sieht nicht einmal wie irrthümlich das ist. 1792 stand die Republik selbst in Frage, man machte von allen Seiten her der republikanischen Regierungsform selbst den Krieg und sagte, die Republik sei dem Lande nur von einer Faktion aufgedrungen, sie läge nicht im Wunsche des Volks u. s. w. Ich behaupte nicht, daß man heute eine ähnliche Sprache führe (Gelächter), aber es ist für Niemand ein Geheimniß, daß die Feinde der Republik ihre Masken abgeworfen haben und das Königthum wieder zu verjüngen suchen (et cherehent à rajeunir la Royauté), daß sie eine Coalition der Höfe zu bilden suchen (stürmische Unterbrechung zur Rechten, doch die Enthüllung dieser Umtriebe gehört nicht hieher. Ich will vielmehr prüfen, ob das Ministerium durch seine Handlungen nach Außen jene Coalitionspläne nicht bestätigt. Nach dieser Einleitung hält der Redner eine Heerschau der Ereignisse in Italien. Die Oestreicher stürzen nach Ferrara … Hat das Gouvernement protestirt? Nein! Es mußte energisch protestiren und durfte nicht die Vermuthung gegen sich aufsteigen lassen, daß es jemals auf die Verträge von 1815 hin unterhandeln würde. Diese Verträge können weder der That noch dem Rechte nach bestehn. Die Nationalversammlung hat sich am 24. Mai von ihnen losgesagt, freilich waren wir damals noch nicht in Republikaner und Royalisten gespalten (Lärm). Seither machte die Vollziehungsgewalt Rückschritte. Mein Antrag geht daher dahin: die Erklärung vom 24. Mai feierlich zu wiederholen.

Eine Stimme rechts: Das sind keine Interpellationen.

Drouyn de Lhuys: Wir vermutheten Interpellationen; statt dessen beantragt man von Ihnen eine Erneuerung der Beschlüsse vom 24. Mai v. J., bezüglich Italiens und Deutschlands. Wir sind jenen Beschlüssen treu geblieben. (Lärm zur Linken.) Wie soll man jene Beschlüsse deuten? (Lärm.) Ein Theil der Versammlung scheint unter ihnen Krieg mit allen seinen Gefahren und Gräueln zu verstehen, Es ist an der Nationalversammlung, darüber zu entscheiden, wie diese Beschlüsse zu verstehen. (Beifall zur Rechten.)

Rechts Stimmen: Zur Abstimmung! Zur Abstimmung!

Ledru-Rollin: Man sagte Ihnen so eben, daß es überflüssig die Erklärung vom 24. Mai zu wiederholen, daß man ihr treu geblieben sei. In der Hauptsache will man aber nicht antworten. Erlauben Sie mir, da das Ministerium nicht antworten will, daß ich für dasselbe antworte. (Hohngelächter zur Linken, Murren rechts.) Ja, ich werde für das Ministerium antworten, denn eben diese Antwort bildet die Hauptsache. Das Ministerium hüllt sich in Stillschweigen und sagt Ihnen, daß es Ihrem Dekrete gemäß handele. Ich aber sage Ihnen, daß es demselben gerade entgegengesetzt handelt. (Lärm.) Euer Benehmen (zu den Ministern gewendet) ist unwürdig. Wie habt Ihr die römischen Gesandten empfangen? Kaum daß ihr ihnen die Thüre öffnet. Haltet Ihr so unsere Beschlüsse? Nennt Ihr das jene Dekrete erfüllen? Wie hat sich Eure Rolle geändert. Einst bestieg derselbe Mann, den ich hier als Conseilpräsident sitzen sehe, die Bühne in einer andern Kammer, um für dieselben Grundsätze zu kämp[f]en, für welche ich hier stehe und für welche er jene Gesandten fast zurückstößt. (Sensation. Der Redner liest eine Barrot'sche Rede von 1831 vor, die der Letztere damals gegen Casimir Perier hielt. Dieser Vortrag wird durch Hohngelächter links häufig unterbrochen.) Ich wiederhole, sagt er schließlich, daß Euer Betragen schändlich ist. Der Redner beleuchtet dann die ganze Handlungsweise der provisorischen Regierung und sucht sie zu rechtfertigen. Die jetzige Regierung sei davon abgewichen, sie sei dem Dekrete vom 24. Mai untreu. Aber, schließt er, sie ist auch der Wahl vom 10. Dezember untreu geworden, denn die Bauern stimmtin in Masse für Bonaparte aus Gedächtniß an den Ruhm des großen Napoleon. Endlich beleuchtet er die weltliche Stellung des Pabstes und hält sie für die katholische Religion für unnütz. (Pause.)

Lamartine unterläßt natürlich nicht so oft von der provisorischen Regierung die Rede ist, das Wort zu ergreifen. Er ermüdet die Versammlung fast drei virtel Stunde.

Cavaignac benutzt die Gelegenheit um zu erklären, daß er die Angelegenheiten Italiens im besten Zustande seinem Nachfolger im Amte übergeben.

Der Vorredner, fährt der Exdiktator fort, hat auf den Unterschied hingewiesen, welcher zwischen seiner Politik und der von mir befolgten herrsche. Er hat sich ausgedrückt, daß zwischen der Politik der provisorischen Regierung und derjenigen der Exekutiv-Commission die ganze Alpendicke lüge. Ich bin von der Linie des Manifestes nicht abgewichen. Ich bin bereit, auf dieser Bühne über jede einzelne Thatsache meiner Staatsverwaltung zu antworten.

Lamartine stößt wiederholt jede Solidarität mit der Politik des Exdiktators und seines Ministeriums zurück.

Emanuel Arago: Im Laufe der Debatte wurde auch der republikanischen Bewegung im nahen Savoyen (Chambery etc.) erwähnt und mir die Urheberschaft dieser Schilderhebung unterschoben. Ich that im Gegentheile Alles, um diese Bewegung zu hindern (Ah! Ah!)

Sarrans le jene zeigt sich auf der Bühne. Die ganze Rechte: Zur Abstimmung! Zur Abstimmung! Die Linke: Nein! Nein! (Tumult.)

Die Sitzung wird auf eine viertel Stunde suspendirt.

Sarrans eröffnet die Debatte wieder und stellt an das Ministerium die Frage: Was es unter den gegenwärtigen Umständen zu thun gedenke?

Drouyn de Lhuys erwidert, daß er von der National-Versammlung dieselbe Gunst erbitte wie der General Cavaignac, nämlich in diplomatischen Dingen den strengsten Vorbehalt zu beobachten und das volle Vertrauen der Versammlung zu genießen. (Zur Abstimmung! Zur Abstimmung!)

Stimmen Rechts. Einfache Tagesordnung!

Stimmen Links: Nein! Abstimmung durch Zettel!

Die einfache Tagesordnung wird mit 438 gegen 341 Stimmen entschieden.

Dufaure stattet im Namen des Finanz-Ausschusses seinen Bericht über den Antrag auf Bewilligung der beiden Budg[e]traten pro April und Mai ab. Der Ausschuß bewilligt die Dringlichkeit.

Die Debatte wird auf Montag verschoben. Die Versammlung geht um 6 1/4 Uhr auseinander.

12 Paris, 8. März.

Wir haben endlich den Anklageakt gegen die Beschuldigten vom 15. Mai vor uns. Es sind ihrer zwanzig, die sich im Anklageakt folgendermaßen verzeichnet finden:

1) Blanqui (Louis Auguste), 42 Jahre alt, Schriftsteller, geboren zu Nizza (Sardinien), und wohnhaft in Paris, Rue Boucher Nr. 1.

2) Flotte (Benjamin), 34 Jahre alt, Koch, geboren zu Cuers (Var), wohnhaft in Paris, Rue Boucher Nr. 1.

3) Martin (Alexander), genannt Albert, 33 Jahre alt, Volksrepräsentant, geboren zu Burg (Oise), wohnhaft in Paris, Rue du Helder, im Hotel gleichen Namens.

4) Blanc (Jean Joseph Louis), 34 Jahre alt, Volksrepräsentant, wohnhaft in Paris, Rue d'Enfer Nr. 51, abwesend.

5) Barbés (Armand), 38 Jahre alt, Volksrepräsentant, wohnhaft in Paris, Rue Vivienne Nr. 59.

6) Sobrier (Joseph Marie), 37 Jahre alt, Rentner, geboren zu Lyon, wohnhaft in Paris, Rue Rivoli Nr. 16.

7) Seigneuret (Joseph Hippolyte), 29 Jahre alt, Advokat, geboren zu Fontainebleau, abwesend.

8) Houneau (Joachim), 24 Jahre alt, Publizist, geboren zu Paris, abwesend.

9) Hubert, früher wohnhaft in Paris, abwesend.

10) Raspail, 54 Jahre alt, Chemiker, Publizist und Volksrepräsentant, geboren zu Capentras (Vaucluse), wohnhaft in Montrouge, Rue de la Tombes-Issoire Nr. 55.

11) Laviron, Artillerie-Kapitän der Nationalgarde von Paris, wohnhaft daselbst, Rue Hautefeuille Nr. 30, abwesend.

12) Quentin (Auguste François), 49 Jahre alt, Eigenthümer, geboren zu Angers, wohnhaft in Paris, Rue de la Chaussed'Antin Nr. 38.

13) Degré (Paul), der Pompier genannt, 36 Jahre alt, Maler, geboren zu Paris, wohnhaft in Montargis.

14) Chanal (Napoleon), Ex-Kommissär der provisorischen Regierung, abwesend.

15) Larger (Xavier Viktor), 33 Jahre alt, Mechaniker, Ex-Chef der Nationalgarde von Passy, geboren zu Soultz (Haut-Rhin), wohnhaft in Passy, Rue Montagne Nr. 23.

16) Borme (Daniel), 27 Jahre alt, Chemiker.

17) Thomas (Louis Jules Ferdinand), 31 Jahre alt, Pharmazeut, geboren zu Antony, wohnhaft in Vaugirard, Rue Blomet Nr. 1.

18) Courtais (Gaspard Henry), 57 Jahre alt, Volksrepräsentant, Ex-Kommandant der Nationalgarde von Paris, wohnhaft daselbst, Rue Choiseul Nr. 8.

19) Caussidière (Marc-Louis), 39 Jahre alt, Volksrepräsentant, wohnhaft zu Paris, Rue Constante Nr. 26, abwesend.

20) Villain, früher wohnhaft in Paris, abwesend.

Der Anklageakt beginnt damit, weitläufig darzuthun, daß die Nationalversammlung, die am 4. Mai zusammentrat, und „mit Akklamation die Republik proklamirte“, eine „rechtmäßig konstituirte Gewalt“ war. „Ihre ersten Akte, heißt es, bewiesen ihr sehnliches Streben, eine honette und vernünftige Republik zu organisiren. Aber kaum hatten ihre Arbeiten begonnen, als am 15. Mai ein gehässiges Attentat gerichtet ward gegen die Nationalversammlung, gegen die Regierung der Republik, welche aus 10 Millionen Stimmen hervorgegangen.“ Es folgt sodann ein Lob auf die Nationalversammlung, auf ihre Festigkeit, die diesem Attentate widerstanden, und sodann wird das Attentat selbst in Verbindung gesetzt mit dem 17. März und dem 16. April. Es fehlte weiter nichts, als den 24. Februar noch hinzuzusetzen, und wir würden sehen, daß dieselbe Masse, welche am 15. Mai nach der Versammlung zog, um sie zu einem allgemeinen sozialen Krieg gegen die koalisirten Bourgeois aller Nationen, gegen die damals noch „schlummernden Windischgrätz und Jelachich“ zu bewegen, keine andre war, als die Masse der Februarrevolution selbst, wie sie sich am 17. März zeigte, und am 16. April. Die Sieger im Februar waren damals noch zusammen; bei der geringsten Zuckung, welche die Bourgeoisie machte, trat die Masse zum Vorschein und zeigte sich in ihrer ganzen Macht. Aber die Bourgeoisie hatte bereits durch ihre stille Macht, durch die Macht des Kapitals und der Metalliques, durch die Macht der Hypotheken und der Rente, en détail wieder erobert, was sie en gros verloren hatte. Sie verübten durch ihre Gerichtsvollzieher und Gerichtsvollstrecker im Namen der Republik dieselbe Gewalt, welche sie früher im Namen des Königs verübte. Es handelte sich nur noch, diese Macht zu konsolidiren, und dazu war es vor allen Dingen nöthig, mit den ausländischen Staaten im freundschaftlichen Verhältnisse zu bleiben. Der 15. Mai war der Tag, wo die Polenfrage debattirt wurde, und in allen Klubs, in allen Cafe's sprach man sich zu Gunsten der Polen aus. Die Franzosen fühlten, daß es sich vor allen Dingen um einen sozialen Krieg handelte, wenn die Errungenschaften der Revolution gesichert werden sollten. Was sagt dagegen der Anklageakt? „Das Dekret der Nationalversammlung über die Bildung der exekutiven Kommission, sowie die Zusammensetzung des damaligen Ministeriums, aus welchem Louis Blanc und Albert ausgeschlossen waren; ein anderes Dekret, nach welchem es den Bürgern verboten war, Petitionen persönlich in die Nationalversammlung zu bringen — führten eine feindselige Manifestation gegen die Nationalversammlung herbei, unter dem Vorwande einer Petition zu Gunsten Polens.“ Der Anklageakt geht sodann auf die Vorbereitungen über, welche zum 15. Mai in den Klubs getroffen wurden. Im Ganzen sollte die Manifestation eine friedliche sein; man sollte hinziehen zur Nationalversammlung unbewaffnet; dabei wird im Anklageakt insinuirt, daß man heimlich Waffen bei sich zu führen übereingekommen war. Der Zug ging von dem Platze der Bastille aus. „Aufrührerische Reden haben die Köpfe erhitzt.“ Man weiß, daß nach der Februar-Revolution bis zum 15. Mai es keine aufrührerischen Reden gab; das Wort aufrührerisch war gänzlich unbekannt; und es wurde blos angewandt gegen Royalisten. „Gegen Mittag kam der Zug auf dem Place de la Madeleine an, wo er dem General Courtais begegnete, der mit dem Kommando über die zur Beschützung der Nationalversammlung aufgestellten Truppen beauftragt war. Nach einigen gegenseitig gegebenen Erklärungen versprach der General, daß eine Deputation der Delegirten die Petition der Nationalversammlung überreichen, und daß die Kolonne weiter über die Brücke de la Concorde und den Quai d'Orsai defiliren sollte. Dieses Versprechen wurde weder von dem Präsidenten der Nationalversammlung, noch von Lamartine ratifizirt, ungeachtet aller Versuche von Seiten des Generals. Indessen war die Kolonne nahe bei der Obeliske angekommen. Der Ruf: Vorwärts! Vorwärts! ertönte aus den Reihen des Klubs von Blanqui. Man befand sich eben an der Brücke der Concordia; der Zugang war nur von einer schwachen Abtheilung besetzt. Der General ließ die National- und die Mobilgarde auf das Trottoir sich zurückziehen, mit dem Rufe: Laßt das Volk passiren. Die Volksmasse stand bald vor dem Gitter der Nationalkammer, wo sie einen Augenblick angehalten ward von der Garde außerhalb und innerhalb des Gitters. „Die Mobilgarde hat ihre Waffen geladen, sie wird auf uns schießen,“ hieß es plötzlich. Da kehrten die Gardisten ihre Gewehre um, andere stießen den Ladstock in den Lauf des Gewehres, um zu zeigen, daß die Waffen nicht geladen waren. Der General Courtais ließ das Gitter öffnen und erleichterte so den Zugang zu der Nationalkammer. Während dieser Zeit hatte die Volksmenge sich gegen den andern Eingang zu der Kammer gerichtet. Die wenigen Nationalgardisten, die sich dort aufgestellt fanden, erhielten den Befehl, die Bajonette abzunehmen, und der General Courtais scheint nur deshalb sich oberhalb der Mauer aufgepflanzt zu haben, um den Aufrührerischen die Hand zu reichen, damit sie desto leichter die Mauer übersteigen könnten. Das Hauptthor wird endlich geöffnet und in demselben Augenblicke war der ganze Saal rein überschwemmt von einer wahren Menschenfluth!“

Der Anklageakt spricht sodann über die würdige Haltung der Deputirten. — Man weiß, daß das Gefühl der Furcht, das Gefühl der Schuld, das einzige Gefühl war, welches damals obwaltete. Die Partei des National fühlte sowohl, daß sie sogar nichts mit dem aus der Februar-Revolution hervorgegangenen Siege gemein hatte, daß ein großer Theil der Deputirten dieser Partei sich zuerst aus dem Saale flüchtete. Die Volksmasse, welche sowohl in als außer der Kammer stand, belief sich auf 200,000 Mann. Es waren wie gesagt, dieselben Männer, welche sich in der Februar-Revolution erhoben. Mobilgardisten und ein großer Theil der National-Garde waren damals so sehr mit ihnen einverstanden, daß sie, wie der Anklageakt selbst zugesteht die Ladstöcke in die Gewehre stießen, um zu zeigen, daß sie nicht geladen. Es waren nicht einige Mobilgardisten, es waren die Bataillone, die damals vor der Kammer aufgepflangt standen, und als der metallene Ton von unten aus dem Gewehre herausdrang, und wie die Laute einer Harmonika in wiederholendem Geklingel sich fortpflanzte über die ungeheure Volksmenge, da wogte die Masse immer weiter, immer näher zu den Soldaten hin, die wie sie von gleichem Kriegseifer entbrannt waren, ihre Waffen zu tragen gegen den Feind, im Ausland, während die Bourgeois-Kammer und der Bourgeois-National, durch Rothschild'sche Metalliques unterstützt, sich festsetzen wollten innerhalb der französischen Republik an die Stelle Louis Philipps. Und waren die Männer, die an der Spitze des Zuges standen, nicht gerade diejenigen, durch welche die Februar-Revolution vollbracht ward? Waren nicht einige von ihnen Mitglieder der provisorischen Regierung? Und waren sie nicht deßhalb in die provisorische Regierung zugezogen worden, um dem siegreichen Proletariat die ihm am 24. Februar gemachten Versprechungen zu garantiren?

Der Anklageakt gibt zu, daß Raspail, welcher die Tribüne zuerst betrat, weiter nichts that, als daß er die Petition zu Gunsten der Polen verlas. Es herrschte in diesem Augenblicke eine unbeschreibliche Wuth unter allen denen, die in die Kammer gedrungen, und diese Wuth theilte sich, wie ein elektrischer Schlag, dem ganzen Zuge mit. Die Kammer war zum Ersticken voll. Man sah es den Leuten an, daß Raspail ihnen nicht genügte. Da bestieg Blanqui die Tribüne; er sprach von der Ausschließung Louis Blanc's und Albert's aus der Exekutiv-Kommission, er warf der Kammer die Scenen von Rouen vor, sprach von dem allgemeinen Elende u. s. w. Das Volk schäumte; auch Blanqui genügte nicht. Es war so zu sagen in diesem Augenblicke keine Kammer mehr: Volk und Kammer waren Eins. Während dieses innerhalb der Kammer vorging, werden Barbés, Louis Blanc und Albert gewaltsam in die Kammer gedrängt oder vielmehr getragen von der wogenden Menge; der Anklageakt läßt den Louis Blank bei seinem Eintritt in die Kammer die Worte sagen: „Die Manifestation von heute ist keine von denen, die erschüttern, sondern die umstürzen.“ Ob Louis Blanc diese Worte gesagt hat, bleibt dahingestellt; jedenfalls schildern sie richtig die Bedeutung der Manifestation. Die Wuth stieg immer mehr und mehr; Barbés besteigt die Tribüne, gesteht dem Volk das Recht der Petition zu, und ladet es ein, sich zurückzuziehen. Vergebens! Der Drang von außen wird immer stärker; Hubert sprach sich in demselben Sinne aus. — Vergebens! Das unbefriedigte Volk streckt racheschnaubend seine Hände nach den Deputirten aus; es wollte mit ihnen die Verhältnisse brechen, welche es ungeachtet seines Sieges noch festhielten in der Abhängigkeit des Kapitals; denn gerade der Mangel an Geld wurde allgemein vorgeschoben, um die Polenfrage im Bourgeoissinne zu beantworten. Da besteigt Barbés abermals die Tribüne: er verlangt, daß eine Legion sofort nach Polen abgeschickt und die Reichen mit einer Milliarde belastet würden. Er trägt darauf an, alle diejenigen für Vaterlandsverräther zu erklären, welche den Rappell schlagen ließen. Die Wuth des Volkes legte sich auf der Stelle; man hörte ordentlich, wie die Leute aufathmeten. Durch diesen Vorschlag hat Barbés den Deputirten das Leben gerettet, und zugleich verhütet, daß Regimenter oder Nationalgardisten, welche herbeieilen konnten, nicht in blutige Collision mit dem Volke geriethen.

Der Appel ertönte indessen gegen 2 Uhr, und wie es im Anklage-Akt heißt, auf Befehl von Garnier-Pages. „Als die Aufrührerischen, heißt es weiter, den Appel schlagen hörten, geriethen sie sofort in Wuth gegen den General Courtais, der sie in die Deputirtenkammer eingeführt habe, um sie besser verrathen zu können. Hubert sagte: „Wir sind verrathen, und wir haben keine Zeit zu verlieren. Auf der Stelle fertigt man die Listen an zur Bezeichnung der Mitglieder einer neuen provisorischen Regie

*) Der Mangel an Raum gestattet uns heute nicht, die Sitzung vollständig zu geben. Wir bringen eine ausführliche Darstellung in der Dienstagsnummer. A. d. R.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0002" n="1350"/>
      <div n="1">
        <head>Dänemark.</head>
        <div xml:id="ar243-2_009" type="jArticle">
          <head>Koppenhagen, 4. März.</head>
          <p>Die Berlingsche Zeitung erzählt, daß Stellvertreter zum Heere mit 1000 Rbrth. bezahlt seien, ja daß man in Fühnen 1900 Rbrth. (1425 Rth. preuß.) für einen Stellvertreter gegeben habe!! Die Kriegslust muß also sehr geringe sein.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar243-2_010" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Paris, 9. März.</head>
          <p>Oestreich hat durch seinen Gesandten Hr. v. Thom dem Minister Drouyn de Lhuys in Bezug auf Italien drei Noten überreichen lassen. In der ersten Note rechtfertigt das Wiener Kabinet den Einfall in Ferrara ganz im Sinne des bekannten Artikels der Wiener Zeitung. In der zweiten Note spricht es sich für eine Intervention zu Gunsten des Pabstes aus; doch möchte er diese Intervention zunächst von einer Armee der Mächte zweiten Ranges durchgesetzt wissen, welche das Korps des Generals Zucchi unterstützte (!). In der dritten Note vindizirt es dem Hause Oestreich die Reversibilitätsthronfolge auf Toscana aus dem Vertrag von 1735.</p>
          <p>&#x2014; Bei Saint Maur [Pariser Bannmeile] arbeitet man an Errichtung kolossaler hölzerner Baraken, welche für Behausung der 2ten Brigade der Alpenarmee bestimmt sind, die Hr. Changarnier noch zur Bewachung der rothen Republikaner nothwendig hält.</p>
          <p>&#x2014; Aus Bourges erhalten wir eben die Sitzung vom 8. März. Sie begann erst um 11 Uhr.</p>
          <p>Präsident Berenger zeigte dem Gerichtshofe an, daß der Grund dieser Verspätung in dem Widerstande liege, den Barbes und Albert dem ferneren Beiwohnen der Verhandlung entgegengestellt hätten. Der Gerichtshof habe in Folge dessen zu den Maßregeln seine Zuflucht nehmen müssen, welche ihm die (Thiers'sche) Gesetzgebung des Septembers 1835 an die Hand gebe. Anfänglich habe man die vorgeschriebenen Aufforderungen an die Weigernden erlassen, dann aber seien die Gefangenen durch Gensd'armen transportirt worden. Die Genannten, Barbes und Albert, erschienen in der That zwischen Gensd'armen, die sie an den Armen gefaßt hielten, im Saale. Den Verlauf der Verhandlungen, die sich bis 4 Uhr hinzogen und sich um reines Formwesen drehten, finden Sie in den eben erschienenen Journalen vollständig. General Courtais, durch Bethmont wahrscheinlich bestimmt, erkannte die Kompetenz des Gerichtshofes an; Blanqui, Raspail, Flotte etc. bestritten dagegen die Kompetenz desselben, weil sie ihm keine Retroaktivität zugestehen könnten u. s. w. Doch der Hof, von diesen Schwierigkeiten absehend, zog sich in seinen Berathungssaal zurück und redigirte dort der Form halber eine Erklärung, durch die er seine Kompetenz aussprach. Morgen werden wohl die eigentlichen Verhandlungen vor sich gehen. Am Schlusse der Sitzung verlas der Präsident ein Schreiben sämmtlicher Zeugen, worin dieselben höhere Taggelder beanspruchen, als ihnen das Gerichtsreglement vom Jahre 1811 zugesteht. Es sei ihnen [sagen sie] unmöglich, bei der jetzigen Theuerung der Lebensweise in Bourges mit dem bisherigen Lohne auszukommen. Aus den umliegenden Städten hört man, daß sich ganze Schwärme von Agenten aus der Rue de Jerusalem, gleich Heuschrecken, in ihnen niederlassen, um die Sicherheit der Gegend zu überwachen. *) <note place="foot">*) Der Mangel an Raum gestattet uns heute nicht, die Sitzung vollständig zu geben. Wir bringen eine ausführliche Darstellung in der Dienstagsnummer. <bibl>A. d. R.</bibl>                   </note>                </p>
          <p><hi rendition="#g">Nationalversammlung</hi>. Sitzung vom 8. März. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast. Das Protokoll wird verlesen.</p>
          <p>Gent nimmt das Wort, um die Versammlung an die gestrigen Schlussscenen zu erinnern. Man diskutirte, wie Sie wissen, das Wahl-Recht der Land- und Seearmee im Felde. Ein Glied (Ducoux) hatte den Antrag gestellt, der Armee dieses Recht zu wahren und sie dessen namentlich nicht in einem Augenblick zu berauben, wo man ihre Pflicht doppelt in Anspruch nehme. Ich sah die Eile, mit welcher Marrast auf Abstimmung durch Aufstehen und Sitzenbleiben drängte und trug bei der Wichtigkeit der Sache auf Abstimmung durch Stimmzettel an. Statt meinem Antrag zu willfahren, hob Marrast die Sitzung auf. Dieses Verfahren ist unwürdig. Ich protestire dagegen und verlange die Einrückung der Protestation in das Protokoll. (Unterstützt! zur Linken.)</p>
          <p>Marrast erwidert, daß sich die Sache nicht ganz so zugetragen, daß das Votum bereits begonnen hatte und daß man inmitten des Aufstehens nicht Stimmzettelvotum reklamiren dürfe. Uebrigens könne man wohl Rektifikationen, aber keine Protestationen ins Protokoll aufnehmhn. (Beifall rechts.)</p>
          <p>Gent beantragt daß man dann seine Protestation in Form einer Rektifikation ins Protokoll aufnehme. (Zur Tagesordnung! Zur Tagesordnung!)</p>
          <p>Marechal, Gent und Ducoux streiten sich noch eine Weile und dann geht die Versammlung zur Tagesordnung über.</p>
          <p>An der Tagesordnung stehen in erster Linie die Buvignierschen Interpellationen wegen Italien. (Aufmerksamzeit.)</p>
          <p>Buvignier: Große Militärbewegungen finden in Deutschland und Italien statt. Gegen wen sind sie gerichtet? Sie gehen von den sogenannten Nordmächten aus und sind angeblich gegen Italien gerichtet; doch bald werden sie sich gegen die französische Republik wenden. Italien ist nur der Vorposten im Plan dieser Coalition der Könige. Sie fühlten dieß so gut, daß Sie am 24. Mai die Befreiung Italiens und einen Bruderbund mit dem deutschen Volke aussprachen. Im Vertrauen auf die Ehrlichkeit dieser Erklärung erhob sich Italien wie wir, aber die Fürsten haben sich gegen dasselbe verbündet und es droht in diesem Augenblick zu unterliegen. Welches ist das Interesse Frankreichs? Was verordnet ihm seine Ehre? Italien zu Hülfe zu eilen! Jedes Herz theilt diese Ansicht im Volke! Aber man sucht es durch allerlei falsche Vorstellungen abzuwenden. Man vergleicht 1849 mit 1762 und sieht nicht einmal wie irrthümlich das ist. 1792 stand die Republik selbst in Frage, man machte von allen Seiten her der republikanischen Regierungsform selbst den Krieg und sagte, die Republik sei dem Lande nur von einer Faktion aufgedrungen, sie läge nicht im Wunsche des Volks u. s. w. Ich behaupte nicht, daß man heute eine ähnliche Sprache führe (Gelächter), aber es ist für Niemand ein Geheimniß, daß die Feinde der Republik ihre Masken abgeworfen haben und das Königthum wieder zu verjüngen suchen (et cherehent à rajeunir la Royauté), daß sie eine Coalition der Höfe zu bilden suchen (stürmische Unterbrechung zur Rechten, doch die Enthüllung dieser Umtriebe gehört nicht hieher. Ich will vielmehr prüfen, ob das Ministerium durch seine Handlungen nach Außen jene Coalitionspläne nicht bestätigt. Nach dieser Einleitung hält der Redner eine Heerschau der Ereignisse in Italien. Die Oestreicher stürzen nach Ferrara &#x2026; Hat das Gouvernement protestirt? Nein! Es mußte energisch protestiren und durfte nicht die Vermuthung gegen sich aufsteigen lassen, daß es jemals auf die Verträge von 1815 hin unterhandeln würde. Diese Verträge können weder der That noch dem Rechte nach bestehn. Die Nationalversammlung hat sich am 24. Mai von ihnen losgesagt, freilich waren wir damals noch nicht in Republikaner und Royalisten gespalten (Lärm). Seither machte die Vollziehungsgewalt Rückschritte. Mein Antrag geht daher dahin: die Erklärung vom 24. Mai feierlich zu wiederholen.</p>
          <p>Eine Stimme rechts: Das sind keine Interpellationen.</p>
          <p>Drouyn de Lhuys: Wir vermutheten Interpellationen; statt dessen beantragt man von Ihnen eine Erneuerung der Beschlüsse vom 24. Mai v. J., bezüglich Italiens und Deutschlands. Wir sind jenen Beschlüssen treu geblieben. (Lärm zur Linken.) Wie soll man jene Beschlüsse deuten? (Lärm.) Ein Theil der Versammlung scheint unter ihnen Krieg mit allen seinen Gefahren und Gräueln zu verstehen, Es ist an der Nationalversammlung, darüber zu entscheiden, wie diese Beschlüsse zu verstehen. (Beifall zur Rechten.)</p>
          <p>Rechts Stimmen: Zur Abstimmung! Zur Abstimmung!</p>
          <p>Ledru-Rollin: Man sagte Ihnen so eben, daß es überflüssig die Erklärung vom 24. Mai zu wiederholen, daß man ihr treu geblieben sei. In der Hauptsache will man aber nicht antworten. Erlauben Sie mir, da das Ministerium nicht antworten will, daß ich für dasselbe antworte. (Hohngelächter zur Linken, Murren rechts.) Ja, ich werde für das Ministerium antworten, denn eben diese Antwort bildet die Hauptsache. Das Ministerium hüllt sich in Stillschweigen und sagt Ihnen, daß es Ihrem Dekrete gemäß handele. Ich aber sage Ihnen, daß es demselben gerade entgegengesetzt handelt. (Lärm.) Euer Benehmen (zu den Ministern gewendet) ist unwürdig. Wie habt Ihr die römischen Gesandten empfangen? Kaum daß ihr ihnen die Thüre öffnet. Haltet Ihr so unsere Beschlüsse? Nennt Ihr das jene Dekrete erfüllen? Wie hat sich Eure Rolle geändert. Einst bestieg derselbe Mann, den ich hier als Conseilpräsident sitzen sehe, die Bühne in einer andern Kammer, um für dieselben Grundsätze zu kämp[f]en, für welche ich hier stehe und für welche er jene Gesandten fast zurückstößt. (Sensation. Der Redner liest eine Barrot'sche Rede von 1831 vor, die der Letztere damals gegen Casimir Perier hielt. Dieser Vortrag wird durch Hohngelächter links häufig unterbrochen.) Ich wiederhole, sagt er schließlich, daß Euer Betragen schändlich ist. Der Redner beleuchtet dann die ganze Handlungsweise der provisorischen Regierung und sucht sie zu rechtfertigen. Die jetzige Regierung sei davon abgewichen, sie sei dem Dekrete vom 24. Mai untreu. Aber, schließt er, sie ist auch der Wahl vom 10. Dezember untreu geworden, denn die Bauern stimmtin in Masse für Bonaparte aus Gedächtniß an den Ruhm des großen Napoleon. Endlich beleuchtet er die weltliche Stellung des Pabstes und hält sie für die katholische Religion für unnütz. (Pause.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Lamartine</hi> unterläßt natürlich nicht so oft von der provisorischen Regierung die Rede ist, das Wort zu ergreifen. Er ermüdet die Versammlung fast drei virtel Stunde.</p>
          <p><hi rendition="#g">Cavaignac</hi> benutzt die Gelegenheit um zu erklären, daß er die Angelegenheiten Italiens im besten Zustande seinem Nachfolger im Amte übergeben.</p>
          <p>Der Vorredner, fährt der Exdiktator fort, hat auf den Unterschied hingewiesen, welcher zwischen seiner Politik und der von mir befolgten herrsche. Er hat sich ausgedrückt, daß zwischen der Politik der provisorischen Regierung und derjenigen der Exekutiv-Commission die ganze Alpendicke lüge. Ich bin von der Linie des Manifestes nicht abgewichen. Ich bin bereit, auf dieser Bühne über jede einzelne Thatsache meiner Staatsverwaltung zu antworten.</p>
          <p>Lamartine stößt wiederholt jede Solidarität mit der Politik des Exdiktators und seines Ministeriums zurück.</p>
          <p>Emanuel Arago: Im Laufe der Debatte wurde auch der republikanischen Bewegung im nahen Savoyen (Chambery etc.) erwähnt und mir die Urheberschaft dieser Schilderhebung unterschoben. Ich that im Gegentheile Alles, um diese Bewegung zu hindern (Ah! Ah!)</p>
          <p>Sarrans le jene zeigt sich auf der Bühne. Die ganze Rechte: Zur Abstimmung! Zur Abstimmung! Die Linke: Nein! Nein! (Tumult.)</p>
          <p>Die Sitzung wird auf eine viertel Stunde suspendirt.</p>
          <p>Sarrans eröffnet die Debatte wieder und stellt an das Ministerium die Frage: Was es unter den gegenwärtigen Umständen zu thun gedenke?</p>
          <p>Drouyn de Lhuys erwidert, daß er von der National-Versammlung dieselbe Gunst erbitte wie der General Cavaignac, nämlich in diplomatischen Dingen den strengsten Vorbehalt zu beobachten und das volle Vertrauen der Versammlung zu genießen. (Zur Abstimmung! Zur Abstimmung!)</p>
          <p>Stimmen Rechts. Einfache Tagesordnung!</p>
          <p>Stimmen Links: Nein! Abstimmung durch Zettel!</p>
          <p>Die einfache Tagesordnung wird mit 438 gegen 341 Stimmen entschieden.</p>
          <p>Dufaure stattet im Namen des Finanz-Ausschusses seinen Bericht über den Antrag auf Bewilligung der beiden Budg[e]traten pro April und Mai ab. Der Ausschuß bewilligt die Dringlichkeit.</p>
          <p>Die Debatte wird auf Montag verschoben. Die Versammlung geht um 6 1/4 Uhr auseinander.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar243-2_011" type="jArticle">
          <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 8. März.</head>
          <p>Wir haben endlich den Anklageakt gegen die Beschuldigten vom 15. Mai vor uns. Es sind ihrer zwanzig, die sich im Anklageakt folgendermaßen verzeichnet finden:</p>
          <p>1) Blanqui (Louis Auguste), 42 Jahre alt, Schriftsteller, geboren zu Nizza (Sardinien), und wohnhaft in Paris, Rue Boucher Nr. 1.</p>
          <p>2) Flotte (Benjamin), 34 Jahre alt, Koch, geboren zu Cuers (Var), wohnhaft in Paris, Rue Boucher Nr. 1.</p>
          <p>3) Martin (Alexander), genannt <hi rendition="#g">Albert,</hi> 33 Jahre alt, Volksrepräsentant, geboren zu Burg (Oise), wohnhaft in Paris, Rue du Helder, im Hotel gleichen Namens.</p>
          <p>4) Blanc (Jean Joseph Louis), 34 Jahre alt, Volksrepräsentant, wohnhaft in Paris, Rue d'Enfer Nr. 51, abwesend.</p>
          <p>5) Barbés (Armand), 38 Jahre alt, Volksrepräsentant, wohnhaft in Paris, Rue Vivienne Nr. 59.</p>
          <p>6) Sobrier (Joseph Marie), 37 Jahre alt, Rentner, geboren zu Lyon, wohnhaft in Paris, Rue Rivoli Nr. 16.</p>
          <p>7) Seigneuret (Joseph Hippolyte), 29 Jahre alt, Advokat, geboren zu Fontainebleau, abwesend.</p>
          <p>8) Houneau (Joachim), 24 Jahre alt, Publizist, geboren zu Paris, abwesend.</p>
          <p>9) Hubert, früher wohnhaft in Paris, abwesend.</p>
          <p>10) Raspail, 54 Jahre alt, Chemiker, Publizist und Volksrepräsentant, geboren zu Capentras (Vaucluse), wohnhaft in Montrouge, Rue de la Tombes-Issoire Nr. 55.</p>
          <p>11) Laviron, Artillerie-Kapitän der Nationalgarde von Paris, wohnhaft daselbst, Rue Hautefeuille Nr. 30, abwesend.</p>
          <p>12) Quentin (Auguste François), 49 Jahre alt, Eigenthümer, geboren zu Angers, wohnhaft in Paris, Rue de la Chaussed'Antin Nr. 38.</p>
          <p>13) Degré (Paul), der Pompier genannt, 36 Jahre alt, Maler, geboren zu Paris, wohnhaft in Montargis.</p>
          <p>14) Chanal (Napoleon), Ex-Kommissär der provisorischen Regierung, abwesend.</p>
          <p>15) Larger (Xavier Viktor), 33 Jahre alt, Mechaniker, Ex-Chef der Nationalgarde von Passy, geboren zu Soultz (Haut-Rhin), wohnhaft in Passy, Rue Montagne Nr. 23.</p>
          <p>16) Borme (Daniel), 27 Jahre alt, Chemiker.</p>
          <p>17) Thomas (Louis Jules Ferdinand), 31 Jahre alt, Pharmazeut, geboren zu Antony, wohnhaft in Vaugirard, Rue Blomet Nr. 1.</p>
          <p>18) Courtais (Gaspard Henry), 57 Jahre alt, Volksrepräsentant, Ex-Kommandant der Nationalgarde von Paris, wohnhaft daselbst, Rue Choiseul Nr. 8.</p>
          <p>19) Caussidière (Marc-Louis), 39 Jahre alt, Volksrepräsentant, wohnhaft zu Paris, Rue Constante Nr. 26, abwesend.</p>
          <p>20) Villain, früher wohnhaft in Paris, abwesend.</p>
          <p>Der Anklageakt beginnt damit, weitläufig darzuthun, daß die Nationalversammlung, die am 4. Mai zusammentrat, und &#x201E;mit Akklamation die Republik proklamirte&#x201C;, eine &#x201E;rechtmäßig konstituirte Gewalt&#x201C; war. &#x201E;Ihre ersten Akte, heißt es, bewiesen ihr sehnliches Streben, eine honette und vernünftige Republik zu organisiren. Aber kaum hatten ihre Arbeiten begonnen, als am 15. Mai ein gehässiges Attentat gerichtet ward gegen die Nationalversammlung, gegen die Regierung der Republik, welche aus 10 Millionen Stimmen hervorgegangen.&#x201C; Es folgt sodann ein Lob auf die Nationalversammlung, auf ihre Festigkeit, die diesem Attentate widerstanden, und sodann wird das Attentat selbst in Verbindung gesetzt mit dem 17. März und dem 16. April. Es fehlte weiter nichts, als den 24. Februar noch hinzuzusetzen, und wir würden sehen, daß dieselbe Masse, welche am 15. Mai nach der Versammlung zog, um sie zu einem allgemeinen sozialen Krieg gegen die koalisirten Bourgeois aller Nationen, gegen die damals noch &#x201E;schlummernden Windischgrätz und Jelachich&#x201C; zu bewegen, keine andre war, als die Masse der Februarrevolution selbst, wie sie sich am 17. März zeigte, und am 16. April. Die Sieger im Februar waren damals noch zusammen; bei der geringsten Zuckung, welche die Bourgeoisie machte, trat die Masse zum Vorschein und zeigte sich in ihrer ganzen Macht. Aber die Bourgeoisie hatte bereits durch ihre stille Macht, durch die Macht des Kapitals und der Metalliques, durch die Macht der Hypotheken und der Rente, en détail wieder erobert, was sie en gros verloren hatte. Sie verübten durch ihre Gerichtsvollzieher und Gerichtsvollstrecker im Namen der Republik dieselbe Gewalt, welche sie früher im Namen des Königs verübte. Es handelte sich nur noch, diese Macht zu konsolidiren, und dazu war es vor allen Dingen nöthig, mit den ausländischen Staaten im freundschaftlichen Verhältnisse zu bleiben. Der 15. Mai war der Tag, wo die Polenfrage debattirt wurde, und in allen Klubs, in allen Cafe's sprach man sich zu Gunsten der Polen aus. Die Franzosen fühlten, daß es sich vor allen Dingen um einen sozialen Krieg handelte, wenn die Errungenschaften der Revolution gesichert werden sollten. Was sagt dagegen der Anklageakt? &#x201E;Das Dekret der Nationalversammlung über die Bildung der exekutiven Kommission, sowie die Zusammensetzung des damaligen Ministeriums, aus welchem Louis Blanc und Albert ausgeschlossen waren; ein anderes Dekret, nach welchem es den Bürgern verboten war, Petitionen persönlich in die Nationalversammlung zu bringen &#x2014; führten eine feindselige Manifestation gegen die Nationalversammlung herbei, unter dem Vorwande einer Petition zu Gunsten Polens.&#x201C; Der Anklageakt geht sodann auf die Vorbereitungen über, welche zum 15. Mai in den Klubs getroffen wurden. Im Ganzen sollte die Manifestation eine friedliche sein; man sollte hinziehen zur Nationalversammlung unbewaffnet; dabei wird im Anklageakt insinuirt, daß man heimlich Waffen bei sich zu führen übereingekommen war. Der Zug ging von dem Platze der Bastille aus. &#x201E;Aufrührerische Reden haben die Köpfe erhitzt.&#x201C; Man weiß, daß nach der Februar-Revolution bis zum 15. Mai es keine aufrührerischen Reden gab; das Wort aufrührerisch war gänzlich unbekannt; und es wurde blos angewandt gegen Royalisten. &#x201E;Gegen Mittag kam der Zug auf dem Place de la Madeleine an, wo er dem General Courtais begegnete, der mit dem Kommando über die zur Beschützung der Nationalversammlung aufgestellten Truppen beauftragt war. Nach einigen gegenseitig gegebenen Erklärungen versprach der General, daß eine Deputation der Delegirten die Petition der Nationalversammlung überreichen, und daß die Kolonne weiter über die Brücke de la Concorde und den Quai d'Orsai defiliren sollte. Dieses Versprechen wurde weder von dem Präsidenten der Nationalversammlung, noch von Lamartine ratifizirt, ungeachtet aller Versuche von Seiten des Generals. Indessen war die Kolonne nahe bei der Obeliske angekommen. Der Ruf: Vorwärts! Vorwärts! ertönte aus den Reihen des Klubs von Blanqui. Man befand sich eben an der Brücke der Concordia; der Zugang war nur von einer schwachen Abtheilung besetzt. Der General ließ die National- und die Mobilgarde auf das Trottoir sich zurückziehen, mit dem Rufe: Laßt das Volk passiren. Die Volksmasse stand bald vor dem Gitter der Nationalkammer, wo sie einen Augenblick angehalten ward von der Garde außerhalb und innerhalb des Gitters. &#x201E;Die Mobilgarde hat ihre Waffen geladen, sie wird auf uns schießen,&#x201C; hieß es plötzlich. Da kehrten die Gardisten ihre Gewehre um, andere stießen den Ladstock in den Lauf des Gewehres, um zu zeigen, daß die Waffen nicht geladen waren. Der General Courtais ließ das Gitter öffnen und erleichterte so den Zugang zu der Nationalkammer. Während dieser Zeit hatte die Volksmenge sich gegen den andern Eingang zu der Kammer gerichtet. Die wenigen Nationalgardisten, die sich dort aufgestellt fanden, erhielten den Befehl, die Bajonette abzunehmen, und der General Courtais scheint nur deshalb sich oberhalb der Mauer aufgepflanzt zu haben, um den Aufrührerischen die Hand zu reichen, damit sie desto leichter die Mauer übersteigen könnten. Das Hauptthor wird endlich geöffnet und in demselben Augenblicke war der ganze Saal rein überschwemmt von einer wahren Menschenfluth!&#x201C;</p>
          <p>Der Anklageakt spricht sodann über die würdige Haltung der Deputirten. &#x2014; Man weiß, daß das Gefühl der Furcht, das Gefühl der Schuld, das einzige Gefühl war, welches damals obwaltete. Die Partei des National fühlte sowohl, daß sie sogar nichts mit dem aus der Februar-Revolution hervorgegangenen Siege gemein hatte, daß ein großer Theil der Deputirten dieser Partei sich zuerst aus dem Saale flüchtete. Die Volksmasse, welche sowohl in als außer der Kammer stand, belief sich auf 200,000 Mann. Es waren wie gesagt, dieselben Männer, welche sich in der Februar-Revolution erhoben. Mobilgardisten und ein großer Theil der National-Garde waren damals so sehr mit ihnen einverstanden, daß sie, wie der Anklageakt selbst zugesteht die Ladstöcke in die Gewehre stießen, um zu zeigen, daß sie nicht geladen. Es waren nicht einige Mobilgardisten, es waren die Bataillone, die damals vor der Kammer aufgepflangt standen, und als der metallene Ton von unten aus dem Gewehre herausdrang, und wie die Laute einer Harmonika in wiederholendem Geklingel sich fortpflanzte über die ungeheure Volksmenge, da wogte die Masse immer weiter, immer näher zu den Soldaten hin, die wie sie von gleichem Kriegseifer entbrannt waren, ihre Waffen zu tragen gegen den Feind, im Ausland, während die Bourgeois-Kammer und der Bourgeois-National, durch Rothschild'sche Metalliques unterstützt, sich festsetzen wollten innerhalb der französischen Republik an die Stelle Louis Philipps. Und waren die Männer, die an der Spitze des Zuges standen, nicht gerade diejenigen, durch welche die Februar-Revolution vollbracht ward? Waren nicht einige von ihnen Mitglieder der provisorischen Regierung? Und waren sie nicht deßhalb in die provisorische Regierung zugezogen worden, um dem siegreichen Proletariat die ihm am 24. Februar gemachten Versprechungen zu garantiren?</p>
          <p>Der Anklageakt gibt zu, daß Raspail, welcher die Tribüne zuerst betrat, weiter nichts that, als daß er die Petition zu Gunsten der Polen verlas. Es herrschte in diesem Augenblicke eine unbeschreibliche Wuth unter allen denen, die in die Kammer gedrungen, und diese Wuth theilte sich, wie ein elektrischer Schlag, dem ganzen Zuge mit. Die Kammer war zum Ersticken voll. Man sah es den Leuten an, daß Raspail ihnen nicht genügte. Da bestieg Blanqui die Tribüne; er sprach von der Ausschließung Louis Blanc's und Albert's aus der Exekutiv-Kommission, er warf der Kammer die Scenen von Rouen vor, sprach von dem allgemeinen Elende u. s. w. Das Volk schäumte; auch Blanqui genügte nicht. Es war so zu sagen in diesem Augenblicke keine Kammer mehr: Volk und Kammer waren Eins. Während dieses innerhalb der Kammer vorging, werden Barbés, Louis Blanc und Albert gewaltsam in die Kammer gedrängt oder vielmehr getragen von der wogenden Menge; der Anklageakt läßt den Louis Blank bei seinem Eintritt in die Kammer die Worte sagen: &#x201E;Die Manifestation von heute ist keine von denen, die erschüttern, sondern die umstürzen.&#x201C; Ob Louis Blanc diese Worte gesagt hat, bleibt dahingestellt; jedenfalls schildern sie richtig die Bedeutung der Manifestation. Die Wuth stieg immer mehr und mehr; Barbés besteigt die Tribüne, gesteht dem Volk das Recht der Petition zu, und ladet es ein, sich zurückzuziehen. Vergebens! Der Drang von außen wird immer stärker; Hubert sprach sich in demselben Sinne aus. &#x2014; Vergebens! Das unbefriedigte Volk streckt racheschnaubend seine Hände nach den Deputirten aus; es wollte mit ihnen die Verhältnisse brechen, welche es ungeachtet seines Sieges noch festhielten in der Abhängigkeit des Kapitals; denn gerade der Mangel an Geld wurde allgemein vorgeschoben, um die Polenfrage im Bourgeoissinne zu beantworten. Da besteigt Barbés abermals die Tribüne: er verlangt, daß eine Legion sofort nach Polen abgeschickt und die Reichen mit einer Milliarde belastet würden. Er trägt darauf an, alle diejenigen für Vaterlandsverräther zu erklären, welche den Rappell schlagen ließen. Die Wuth des Volkes legte sich auf der Stelle; man hörte ordentlich, wie die Leute aufathmeten. Durch diesen Vorschlag hat Barbés den Deputirten das Leben gerettet, und zugleich verhütet, daß Regimenter oder Nationalgardisten, welche herbeieilen konnten, nicht in blutige Collision mit dem Volke geriethen.</p>
          <p>Der Appel ertönte indessen gegen 2 Uhr, und wie es im Anklage-Akt heißt, auf Befehl von Garnier-Pages. &#x201E;Als die Aufrührerischen, heißt es weiter, den Appel schlagen hörten, geriethen sie sofort in Wuth gegen den General Courtais, der sie in die Deputirtenkammer eingeführt habe, um sie besser verrathen zu können. Hubert sagte: &#x201E;Wir sind verrathen, und wir haben keine Zeit zu verlieren. Auf der Stelle fertigt man die Listen an zur Bezeichnung der Mitglieder einer neuen provisorischen Regie
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1350/0002] Dänemark. Koppenhagen, 4. März. Die Berlingsche Zeitung erzählt, daß Stellvertreter zum Heere mit 1000 Rbrth. bezahlt seien, ja daß man in Fühnen 1900 Rbrth. (1425 Rth. preuß.) für einen Stellvertreter gegeben habe!! Die Kriegslust muß also sehr geringe sein. Französische Republik. * Paris, 9. März. Oestreich hat durch seinen Gesandten Hr. v. Thom dem Minister Drouyn de Lhuys in Bezug auf Italien drei Noten überreichen lassen. In der ersten Note rechtfertigt das Wiener Kabinet den Einfall in Ferrara ganz im Sinne des bekannten Artikels der Wiener Zeitung. In der zweiten Note spricht es sich für eine Intervention zu Gunsten des Pabstes aus; doch möchte er diese Intervention zunächst von einer Armee der Mächte zweiten Ranges durchgesetzt wissen, welche das Korps des Generals Zucchi unterstützte (!). In der dritten Note vindizirt es dem Hause Oestreich die Reversibilitätsthronfolge auf Toscana aus dem Vertrag von 1735. — Bei Saint Maur [Pariser Bannmeile] arbeitet man an Errichtung kolossaler hölzerner Baraken, welche für Behausung der 2ten Brigade der Alpenarmee bestimmt sind, die Hr. Changarnier noch zur Bewachung der rothen Republikaner nothwendig hält. — Aus Bourges erhalten wir eben die Sitzung vom 8. März. Sie begann erst um 11 Uhr. Präsident Berenger zeigte dem Gerichtshofe an, daß der Grund dieser Verspätung in dem Widerstande liege, den Barbes und Albert dem ferneren Beiwohnen der Verhandlung entgegengestellt hätten. Der Gerichtshof habe in Folge dessen zu den Maßregeln seine Zuflucht nehmen müssen, welche ihm die (Thiers'sche) Gesetzgebung des Septembers 1835 an die Hand gebe. Anfänglich habe man die vorgeschriebenen Aufforderungen an die Weigernden erlassen, dann aber seien die Gefangenen durch Gensd'armen transportirt worden. Die Genannten, Barbes und Albert, erschienen in der That zwischen Gensd'armen, die sie an den Armen gefaßt hielten, im Saale. Den Verlauf der Verhandlungen, die sich bis 4 Uhr hinzogen und sich um reines Formwesen drehten, finden Sie in den eben erschienenen Journalen vollständig. General Courtais, durch Bethmont wahrscheinlich bestimmt, erkannte die Kompetenz des Gerichtshofes an; Blanqui, Raspail, Flotte etc. bestritten dagegen die Kompetenz desselben, weil sie ihm keine Retroaktivität zugestehen könnten u. s. w. Doch der Hof, von diesen Schwierigkeiten absehend, zog sich in seinen Berathungssaal zurück und redigirte dort der Form halber eine Erklärung, durch die er seine Kompetenz aussprach. Morgen werden wohl die eigentlichen Verhandlungen vor sich gehen. Am Schlusse der Sitzung verlas der Präsident ein Schreiben sämmtlicher Zeugen, worin dieselben höhere Taggelder beanspruchen, als ihnen das Gerichtsreglement vom Jahre 1811 zugesteht. Es sei ihnen [sagen sie] unmöglich, bei der jetzigen Theuerung der Lebensweise in Bourges mit dem bisherigen Lohne auszukommen. Aus den umliegenden Städten hört man, daß sich ganze Schwärme von Agenten aus der Rue de Jerusalem, gleich Heuschrecken, in ihnen niederlassen, um die Sicherheit der Gegend zu überwachen. *) Nationalversammlung. Sitzung vom 8. März. Anfang 1 1/4 Uhr. Präsident Marrast. Das Protokoll wird verlesen. Gent nimmt das Wort, um die Versammlung an die gestrigen Schlussscenen zu erinnern. Man diskutirte, wie Sie wissen, das Wahl-Recht der Land- und Seearmee im Felde. Ein Glied (Ducoux) hatte den Antrag gestellt, der Armee dieses Recht zu wahren und sie dessen namentlich nicht in einem Augenblick zu berauben, wo man ihre Pflicht doppelt in Anspruch nehme. Ich sah die Eile, mit welcher Marrast auf Abstimmung durch Aufstehen und Sitzenbleiben drängte und trug bei der Wichtigkeit der Sache auf Abstimmung durch Stimmzettel an. Statt meinem Antrag zu willfahren, hob Marrast die Sitzung auf. Dieses Verfahren ist unwürdig. Ich protestire dagegen und verlange die Einrückung der Protestation in das Protokoll. (Unterstützt! zur Linken.) Marrast erwidert, daß sich die Sache nicht ganz so zugetragen, daß das Votum bereits begonnen hatte und daß man inmitten des Aufstehens nicht Stimmzettelvotum reklamiren dürfe. Uebrigens könne man wohl Rektifikationen, aber keine Protestationen ins Protokoll aufnehmhn. (Beifall rechts.) Gent beantragt daß man dann seine Protestation in Form einer Rektifikation ins Protokoll aufnehme. (Zur Tagesordnung! Zur Tagesordnung!) Marechal, Gent und Ducoux streiten sich noch eine Weile und dann geht die Versammlung zur Tagesordnung über. An der Tagesordnung stehen in erster Linie die Buvignierschen Interpellationen wegen Italien. (Aufmerksamzeit.) Buvignier: Große Militärbewegungen finden in Deutschland und Italien statt. Gegen wen sind sie gerichtet? Sie gehen von den sogenannten Nordmächten aus und sind angeblich gegen Italien gerichtet; doch bald werden sie sich gegen die französische Republik wenden. Italien ist nur der Vorposten im Plan dieser Coalition der Könige. Sie fühlten dieß so gut, daß Sie am 24. Mai die Befreiung Italiens und einen Bruderbund mit dem deutschen Volke aussprachen. Im Vertrauen auf die Ehrlichkeit dieser Erklärung erhob sich Italien wie wir, aber die Fürsten haben sich gegen dasselbe verbündet und es droht in diesem Augenblick zu unterliegen. Welches ist das Interesse Frankreichs? Was verordnet ihm seine Ehre? Italien zu Hülfe zu eilen! Jedes Herz theilt diese Ansicht im Volke! Aber man sucht es durch allerlei falsche Vorstellungen abzuwenden. Man vergleicht 1849 mit 1762 und sieht nicht einmal wie irrthümlich das ist. 1792 stand die Republik selbst in Frage, man machte von allen Seiten her der republikanischen Regierungsform selbst den Krieg und sagte, die Republik sei dem Lande nur von einer Faktion aufgedrungen, sie läge nicht im Wunsche des Volks u. s. w. Ich behaupte nicht, daß man heute eine ähnliche Sprache führe (Gelächter), aber es ist für Niemand ein Geheimniß, daß die Feinde der Republik ihre Masken abgeworfen haben und das Königthum wieder zu verjüngen suchen (et cherehent à rajeunir la Royauté), daß sie eine Coalition der Höfe zu bilden suchen (stürmische Unterbrechung zur Rechten, doch die Enthüllung dieser Umtriebe gehört nicht hieher. Ich will vielmehr prüfen, ob das Ministerium durch seine Handlungen nach Außen jene Coalitionspläne nicht bestätigt. Nach dieser Einleitung hält der Redner eine Heerschau der Ereignisse in Italien. Die Oestreicher stürzen nach Ferrara … Hat das Gouvernement protestirt? Nein! Es mußte energisch protestiren und durfte nicht die Vermuthung gegen sich aufsteigen lassen, daß es jemals auf die Verträge von 1815 hin unterhandeln würde. Diese Verträge können weder der That noch dem Rechte nach bestehn. Die Nationalversammlung hat sich am 24. Mai von ihnen losgesagt, freilich waren wir damals noch nicht in Republikaner und Royalisten gespalten (Lärm). Seither machte die Vollziehungsgewalt Rückschritte. Mein Antrag geht daher dahin: die Erklärung vom 24. Mai feierlich zu wiederholen. Eine Stimme rechts: Das sind keine Interpellationen. Drouyn de Lhuys: Wir vermutheten Interpellationen; statt dessen beantragt man von Ihnen eine Erneuerung der Beschlüsse vom 24. Mai v. J., bezüglich Italiens und Deutschlands. Wir sind jenen Beschlüssen treu geblieben. (Lärm zur Linken.) Wie soll man jene Beschlüsse deuten? (Lärm.) Ein Theil der Versammlung scheint unter ihnen Krieg mit allen seinen Gefahren und Gräueln zu verstehen, Es ist an der Nationalversammlung, darüber zu entscheiden, wie diese Beschlüsse zu verstehen. (Beifall zur Rechten.) Rechts Stimmen: Zur Abstimmung! Zur Abstimmung! Ledru-Rollin: Man sagte Ihnen so eben, daß es überflüssig die Erklärung vom 24. Mai zu wiederholen, daß man ihr treu geblieben sei. In der Hauptsache will man aber nicht antworten. Erlauben Sie mir, da das Ministerium nicht antworten will, daß ich für dasselbe antworte. (Hohngelächter zur Linken, Murren rechts.) Ja, ich werde für das Ministerium antworten, denn eben diese Antwort bildet die Hauptsache. Das Ministerium hüllt sich in Stillschweigen und sagt Ihnen, daß es Ihrem Dekrete gemäß handele. Ich aber sage Ihnen, daß es demselben gerade entgegengesetzt handelt. (Lärm.) Euer Benehmen (zu den Ministern gewendet) ist unwürdig. Wie habt Ihr die römischen Gesandten empfangen? Kaum daß ihr ihnen die Thüre öffnet. Haltet Ihr so unsere Beschlüsse? Nennt Ihr das jene Dekrete erfüllen? Wie hat sich Eure Rolle geändert. Einst bestieg derselbe Mann, den ich hier als Conseilpräsident sitzen sehe, die Bühne in einer andern Kammer, um für dieselben Grundsätze zu kämp[f]en, für welche ich hier stehe und für welche er jene Gesandten fast zurückstößt. (Sensation. Der Redner liest eine Barrot'sche Rede von 1831 vor, die der Letztere damals gegen Casimir Perier hielt. Dieser Vortrag wird durch Hohngelächter links häufig unterbrochen.) Ich wiederhole, sagt er schließlich, daß Euer Betragen schändlich ist. Der Redner beleuchtet dann die ganze Handlungsweise der provisorischen Regierung und sucht sie zu rechtfertigen. Die jetzige Regierung sei davon abgewichen, sie sei dem Dekrete vom 24. Mai untreu. Aber, schließt er, sie ist auch der Wahl vom 10. Dezember untreu geworden, denn die Bauern stimmtin in Masse für Bonaparte aus Gedächtniß an den Ruhm des großen Napoleon. Endlich beleuchtet er die weltliche Stellung des Pabstes und hält sie für die katholische Religion für unnütz. (Pause.) Lamartine unterläßt natürlich nicht so oft von der provisorischen Regierung die Rede ist, das Wort zu ergreifen. Er ermüdet die Versammlung fast drei virtel Stunde. Cavaignac benutzt die Gelegenheit um zu erklären, daß er die Angelegenheiten Italiens im besten Zustande seinem Nachfolger im Amte übergeben. Der Vorredner, fährt der Exdiktator fort, hat auf den Unterschied hingewiesen, welcher zwischen seiner Politik und der von mir befolgten herrsche. Er hat sich ausgedrückt, daß zwischen der Politik der provisorischen Regierung und derjenigen der Exekutiv-Commission die ganze Alpendicke lüge. Ich bin von der Linie des Manifestes nicht abgewichen. Ich bin bereit, auf dieser Bühne über jede einzelne Thatsache meiner Staatsverwaltung zu antworten. Lamartine stößt wiederholt jede Solidarität mit der Politik des Exdiktators und seines Ministeriums zurück. Emanuel Arago: Im Laufe der Debatte wurde auch der republikanischen Bewegung im nahen Savoyen (Chambery etc.) erwähnt und mir die Urheberschaft dieser Schilderhebung unterschoben. Ich that im Gegentheile Alles, um diese Bewegung zu hindern (Ah! Ah!) Sarrans le jene zeigt sich auf der Bühne. Die ganze Rechte: Zur Abstimmung! Zur Abstimmung! Die Linke: Nein! Nein! (Tumult.) Die Sitzung wird auf eine viertel Stunde suspendirt. Sarrans eröffnet die Debatte wieder und stellt an das Ministerium die Frage: Was es unter den gegenwärtigen Umständen zu thun gedenke? Drouyn de Lhuys erwidert, daß er von der National-Versammlung dieselbe Gunst erbitte wie der General Cavaignac, nämlich in diplomatischen Dingen den strengsten Vorbehalt zu beobachten und das volle Vertrauen der Versammlung zu genießen. (Zur Abstimmung! Zur Abstimmung!) Stimmen Rechts. Einfache Tagesordnung! Stimmen Links: Nein! Abstimmung durch Zettel! Die einfache Tagesordnung wird mit 438 gegen 341 Stimmen entschieden. Dufaure stattet im Namen des Finanz-Ausschusses seinen Bericht über den Antrag auf Bewilligung der beiden Budg[e]traten pro April und Mai ab. Der Ausschuß bewilligt die Dringlichkeit. Die Debatte wird auf Montag verschoben. Die Versammlung geht um 6 1/4 Uhr auseinander. 12 Paris, 8. März. Wir haben endlich den Anklageakt gegen die Beschuldigten vom 15. Mai vor uns. Es sind ihrer zwanzig, die sich im Anklageakt folgendermaßen verzeichnet finden: 1) Blanqui (Louis Auguste), 42 Jahre alt, Schriftsteller, geboren zu Nizza (Sardinien), und wohnhaft in Paris, Rue Boucher Nr. 1. 2) Flotte (Benjamin), 34 Jahre alt, Koch, geboren zu Cuers (Var), wohnhaft in Paris, Rue Boucher Nr. 1. 3) Martin (Alexander), genannt Albert, 33 Jahre alt, Volksrepräsentant, geboren zu Burg (Oise), wohnhaft in Paris, Rue du Helder, im Hotel gleichen Namens. 4) Blanc (Jean Joseph Louis), 34 Jahre alt, Volksrepräsentant, wohnhaft in Paris, Rue d'Enfer Nr. 51, abwesend. 5) Barbés (Armand), 38 Jahre alt, Volksrepräsentant, wohnhaft in Paris, Rue Vivienne Nr. 59. 6) Sobrier (Joseph Marie), 37 Jahre alt, Rentner, geboren zu Lyon, wohnhaft in Paris, Rue Rivoli Nr. 16. 7) Seigneuret (Joseph Hippolyte), 29 Jahre alt, Advokat, geboren zu Fontainebleau, abwesend. 8) Houneau (Joachim), 24 Jahre alt, Publizist, geboren zu Paris, abwesend. 9) Hubert, früher wohnhaft in Paris, abwesend. 10) Raspail, 54 Jahre alt, Chemiker, Publizist und Volksrepräsentant, geboren zu Capentras (Vaucluse), wohnhaft in Montrouge, Rue de la Tombes-Issoire Nr. 55. 11) Laviron, Artillerie-Kapitän der Nationalgarde von Paris, wohnhaft daselbst, Rue Hautefeuille Nr. 30, abwesend. 12) Quentin (Auguste François), 49 Jahre alt, Eigenthümer, geboren zu Angers, wohnhaft in Paris, Rue de la Chaussed'Antin Nr. 38. 13) Degré (Paul), der Pompier genannt, 36 Jahre alt, Maler, geboren zu Paris, wohnhaft in Montargis. 14) Chanal (Napoleon), Ex-Kommissär der provisorischen Regierung, abwesend. 15) Larger (Xavier Viktor), 33 Jahre alt, Mechaniker, Ex-Chef der Nationalgarde von Passy, geboren zu Soultz (Haut-Rhin), wohnhaft in Passy, Rue Montagne Nr. 23. 16) Borme (Daniel), 27 Jahre alt, Chemiker. 17) Thomas (Louis Jules Ferdinand), 31 Jahre alt, Pharmazeut, geboren zu Antony, wohnhaft in Vaugirard, Rue Blomet Nr. 1. 18) Courtais (Gaspard Henry), 57 Jahre alt, Volksrepräsentant, Ex-Kommandant der Nationalgarde von Paris, wohnhaft daselbst, Rue Choiseul Nr. 8. 19) Caussidière (Marc-Louis), 39 Jahre alt, Volksrepräsentant, wohnhaft zu Paris, Rue Constante Nr. 26, abwesend. 20) Villain, früher wohnhaft in Paris, abwesend. Der Anklageakt beginnt damit, weitläufig darzuthun, daß die Nationalversammlung, die am 4. Mai zusammentrat, und „mit Akklamation die Republik proklamirte“, eine „rechtmäßig konstituirte Gewalt“ war. „Ihre ersten Akte, heißt es, bewiesen ihr sehnliches Streben, eine honette und vernünftige Republik zu organisiren. Aber kaum hatten ihre Arbeiten begonnen, als am 15. Mai ein gehässiges Attentat gerichtet ward gegen die Nationalversammlung, gegen die Regierung der Republik, welche aus 10 Millionen Stimmen hervorgegangen.“ Es folgt sodann ein Lob auf die Nationalversammlung, auf ihre Festigkeit, die diesem Attentate widerstanden, und sodann wird das Attentat selbst in Verbindung gesetzt mit dem 17. März und dem 16. April. Es fehlte weiter nichts, als den 24. Februar noch hinzuzusetzen, und wir würden sehen, daß dieselbe Masse, welche am 15. Mai nach der Versammlung zog, um sie zu einem allgemeinen sozialen Krieg gegen die koalisirten Bourgeois aller Nationen, gegen die damals noch „schlummernden Windischgrätz und Jelachich“ zu bewegen, keine andre war, als die Masse der Februarrevolution selbst, wie sie sich am 17. März zeigte, und am 16. April. Die Sieger im Februar waren damals noch zusammen; bei der geringsten Zuckung, welche die Bourgeoisie machte, trat die Masse zum Vorschein und zeigte sich in ihrer ganzen Macht. Aber die Bourgeoisie hatte bereits durch ihre stille Macht, durch die Macht des Kapitals und der Metalliques, durch die Macht der Hypotheken und der Rente, en détail wieder erobert, was sie en gros verloren hatte. Sie verübten durch ihre Gerichtsvollzieher und Gerichtsvollstrecker im Namen der Republik dieselbe Gewalt, welche sie früher im Namen des Königs verübte. Es handelte sich nur noch, diese Macht zu konsolidiren, und dazu war es vor allen Dingen nöthig, mit den ausländischen Staaten im freundschaftlichen Verhältnisse zu bleiben. Der 15. Mai war der Tag, wo die Polenfrage debattirt wurde, und in allen Klubs, in allen Cafe's sprach man sich zu Gunsten der Polen aus. Die Franzosen fühlten, daß es sich vor allen Dingen um einen sozialen Krieg handelte, wenn die Errungenschaften der Revolution gesichert werden sollten. Was sagt dagegen der Anklageakt? „Das Dekret der Nationalversammlung über die Bildung der exekutiven Kommission, sowie die Zusammensetzung des damaligen Ministeriums, aus welchem Louis Blanc und Albert ausgeschlossen waren; ein anderes Dekret, nach welchem es den Bürgern verboten war, Petitionen persönlich in die Nationalversammlung zu bringen — führten eine feindselige Manifestation gegen die Nationalversammlung herbei, unter dem Vorwande einer Petition zu Gunsten Polens.“ Der Anklageakt geht sodann auf die Vorbereitungen über, welche zum 15. Mai in den Klubs getroffen wurden. Im Ganzen sollte die Manifestation eine friedliche sein; man sollte hinziehen zur Nationalversammlung unbewaffnet; dabei wird im Anklageakt insinuirt, daß man heimlich Waffen bei sich zu führen übereingekommen war. Der Zug ging von dem Platze der Bastille aus. „Aufrührerische Reden haben die Köpfe erhitzt.“ Man weiß, daß nach der Februar-Revolution bis zum 15. Mai es keine aufrührerischen Reden gab; das Wort aufrührerisch war gänzlich unbekannt; und es wurde blos angewandt gegen Royalisten. „Gegen Mittag kam der Zug auf dem Place de la Madeleine an, wo er dem General Courtais begegnete, der mit dem Kommando über die zur Beschützung der Nationalversammlung aufgestellten Truppen beauftragt war. Nach einigen gegenseitig gegebenen Erklärungen versprach der General, daß eine Deputation der Delegirten die Petition der Nationalversammlung überreichen, und daß die Kolonne weiter über die Brücke de la Concorde und den Quai d'Orsai defiliren sollte. Dieses Versprechen wurde weder von dem Präsidenten der Nationalversammlung, noch von Lamartine ratifizirt, ungeachtet aller Versuche von Seiten des Generals. Indessen war die Kolonne nahe bei der Obeliske angekommen. Der Ruf: Vorwärts! Vorwärts! ertönte aus den Reihen des Klubs von Blanqui. Man befand sich eben an der Brücke der Concordia; der Zugang war nur von einer schwachen Abtheilung besetzt. Der General ließ die National- und die Mobilgarde auf das Trottoir sich zurückziehen, mit dem Rufe: Laßt das Volk passiren. Die Volksmasse stand bald vor dem Gitter der Nationalkammer, wo sie einen Augenblick angehalten ward von der Garde außerhalb und innerhalb des Gitters. „Die Mobilgarde hat ihre Waffen geladen, sie wird auf uns schießen,“ hieß es plötzlich. Da kehrten die Gardisten ihre Gewehre um, andere stießen den Ladstock in den Lauf des Gewehres, um zu zeigen, daß die Waffen nicht geladen waren. Der General Courtais ließ das Gitter öffnen und erleichterte so den Zugang zu der Nationalkammer. Während dieser Zeit hatte die Volksmenge sich gegen den andern Eingang zu der Kammer gerichtet. Die wenigen Nationalgardisten, die sich dort aufgestellt fanden, erhielten den Befehl, die Bajonette abzunehmen, und der General Courtais scheint nur deshalb sich oberhalb der Mauer aufgepflanzt zu haben, um den Aufrührerischen die Hand zu reichen, damit sie desto leichter die Mauer übersteigen könnten. Das Hauptthor wird endlich geöffnet und in demselben Augenblicke war der ganze Saal rein überschwemmt von einer wahren Menschenfluth!“ Der Anklageakt spricht sodann über die würdige Haltung der Deputirten. — Man weiß, daß das Gefühl der Furcht, das Gefühl der Schuld, das einzige Gefühl war, welches damals obwaltete. Die Partei des National fühlte sowohl, daß sie sogar nichts mit dem aus der Februar-Revolution hervorgegangenen Siege gemein hatte, daß ein großer Theil der Deputirten dieser Partei sich zuerst aus dem Saale flüchtete. Die Volksmasse, welche sowohl in als außer der Kammer stand, belief sich auf 200,000 Mann. Es waren wie gesagt, dieselben Männer, welche sich in der Februar-Revolution erhoben. Mobilgardisten und ein großer Theil der National-Garde waren damals so sehr mit ihnen einverstanden, daß sie, wie der Anklageakt selbst zugesteht die Ladstöcke in die Gewehre stießen, um zu zeigen, daß sie nicht geladen. Es waren nicht einige Mobilgardisten, es waren die Bataillone, die damals vor der Kammer aufgepflangt standen, und als der metallene Ton von unten aus dem Gewehre herausdrang, und wie die Laute einer Harmonika in wiederholendem Geklingel sich fortpflanzte über die ungeheure Volksmenge, da wogte die Masse immer weiter, immer näher zu den Soldaten hin, die wie sie von gleichem Kriegseifer entbrannt waren, ihre Waffen zu tragen gegen den Feind, im Ausland, während die Bourgeois-Kammer und der Bourgeois-National, durch Rothschild'sche Metalliques unterstützt, sich festsetzen wollten innerhalb der französischen Republik an die Stelle Louis Philipps. Und waren die Männer, die an der Spitze des Zuges standen, nicht gerade diejenigen, durch welche die Februar-Revolution vollbracht ward? Waren nicht einige von ihnen Mitglieder der provisorischen Regierung? Und waren sie nicht deßhalb in die provisorische Regierung zugezogen worden, um dem siegreichen Proletariat die ihm am 24. Februar gemachten Versprechungen zu garantiren? Der Anklageakt gibt zu, daß Raspail, welcher die Tribüne zuerst betrat, weiter nichts that, als daß er die Petition zu Gunsten der Polen verlas. Es herrschte in diesem Augenblicke eine unbeschreibliche Wuth unter allen denen, die in die Kammer gedrungen, und diese Wuth theilte sich, wie ein elektrischer Schlag, dem ganzen Zuge mit. Die Kammer war zum Ersticken voll. Man sah es den Leuten an, daß Raspail ihnen nicht genügte. Da bestieg Blanqui die Tribüne; er sprach von der Ausschließung Louis Blanc's und Albert's aus der Exekutiv-Kommission, er warf der Kammer die Scenen von Rouen vor, sprach von dem allgemeinen Elende u. s. w. Das Volk schäumte; auch Blanqui genügte nicht. Es war so zu sagen in diesem Augenblicke keine Kammer mehr: Volk und Kammer waren Eins. Während dieses innerhalb der Kammer vorging, werden Barbés, Louis Blanc und Albert gewaltsam in die Kammer gedrängt oder vielmehr getragen von der wogenden Menge; der Anklageakt läßt den Louis Blank bei seinem Eintritt in die Kammer die Worte sagen: „Die Manifestation von heute ist keine von denen, die erschüttern, sondern die umstürzen.“ Ob Louis Blanc diese Worte gesagt hat, bleibt dahingestellt; jedenfalls schildern sie richtig die Bedeutung der Manifestation. Die Wuth stieg immer mehr und mehr; Barbés besteigt die Tribüne, gesteht dem Volk das Recht der Petition zu, und ladet es ein, sich zurückzuziehen. Vergebens! Der Drang von außen wird immer stärker; Hubert sprach sich in demselben Sinne aus. — Vergebens! Das unbefriedigte Volk streckt racheschnaubend seine Hände nach den Deputirten aus; es wollte mit ihnen die Verhältnisse brechen, welche es ungeachtet seines Sieges noch festhielten in der Abhängigkeit des Kapitals; denn gerade der Mangel an Geld wurde allgemein vorgeschoben, um die Polenfrage im Bourgeoissinne zu beantworten. Da besteigt Barbés abermals die Tribüne: er verlangt, daß eine Legion sofort nach Polen abgeschickt und die Reichen mit einer Milliarde belastet würden. Er trägt darauf an, alle diejenigen für Vaterlandsverräther zu erklären, welche den Rappell schlagen ließen. Die Wuth des Volkes legte sich auf der Stelle; man hörte ordentlich, wie die Leute aufathmeten. Durch diesen Vorschlag hat Barbés den Deputirten das Leben gerettet, und zugleich verhütet, daß Regimenter oder Nationalgardisten, welche herbeieilen konnten, nicht in blutige Collision mit dem Volke geriethen. Der Appel ertönte indessen gegen 2 Uhr, und wie es im Anklage-Akt heißt, auf Befehl von Garnier-Pages. „Als die Aufrührerischen, heißt es weiter, den Appel schlagen hörten, geriethen sie sofort in Wuth gegen den General Courtais, der sie in die Deputirtenkammer eingeführt habe, um sie besser verrathen zu können. Hubert sagte: „Wir sind verrathen, und wir haben keine Zeit zu verlieren. Auf der Stelle fertigt man die Listen an zur Bezeichnung der Mitglieder einer neuen provisorischen Regie *) Der Mangel an Raum gestattet uns heute nicht, die Sitzung vollständig zu geben. Wir bringen eine ausführliche Darstellung in der Dienstagsnummer. A. d. R.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz243ii_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz243ii_1849/2
Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 243. Köln, 11. März 1849. Zweite Ausgabe, S. 1350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz243ii_1849/2>, abgerufen am 27.11.2024.