Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neue Rheinische Zeitung. Nr. 150. Köln, 23. November 1848.

Bild:
<< vorherige Seite

Ihnen, daß die Flugblätter, redigirt von Jürgens, Abg. der National-Versammlung, den Bericht von Bassermann aufs Schleunigste abgedruckt und in Millionen Abdrücken mit den dringensten Empfehlungen in alle Welt senden. Man ist nicht sicher vor diesen Flugblättern, sie werden einem in die Tasche gesteckt, ehe man sichs versieht). Die Verlegung der Versammlung, fährt Jordan fort, war durchaus das mildeste Mittel -- im konstistutionellen Sinne. Das Ministerium Brandenburg nennt der Jordansche Bericht ein wahres Heldenministerium; dessen Verwerfung schon vor der Ernennung durch Protest sei unkonstitutionell, ganz verwerflich. Der Beschluß der Steuerverweigerung sei widergesetzlich -- sei schrecklich -- sei der Burgerkrieg. Der Bericht spricht fortwährend von dem "Theil der Versammlung." (Damit meint er wahrscheinlich die 250 Mitglieder, welche geblieben sind gegen die 60 Ausgetretenen).

Die von Bassermann angeführten (Lügen) Bedingungen (S. letzte Sitzung) seien von Unruh und Kirchmann gestellt. Hierzu werden Privatgespräche Bassermann's mit Kirchmann und Unruh angeführt, Gespräche, die wohl eines Tages von Kirchmann und Unruh widerlegt werden dürften. -- Endlich stellt der Bericht (mit Ausnahme von 4 Stimmen) folgende Anträge:

Die Reichsversammlung im Verfolg Ihrer letztgefaßten Beschlüsse etc., fordert die Centralgewalt auf, durch die in Berlin anwesenden Reichskommissarien hinzuwirken auf:

1) Ernennung eines Ministeriums, welches das Vertrauen des Landes besitzt;
2) zu erklären, daß sie den rechtswidrigen, die Staatsgesellschaft gefährdenden Beschluß der in Berlin (!) zurückgebliebenen Versammlung auf Steuerverweigerung ausdrücklich für null und nichtig;
erklärt endlich, daß sie die dem preußischen Volke gewährten Rechte und Freiheiten gegen jeden Versuch eines Eingriffs schützen werde.

Vier Mitglieder des Ausschusses, Werner von Coblenz, Giskra, Schwarz und Heym haben zu diesen Anträgen nicht mitgestimmt.

Rappard nimmt das Wort, um zu erklären, daß von seinen Zeugenaussagen kein Wort im Bericht erwähnt sei (hört! hört!) daß ferner der ganze Bericht weiter nichts sei als die direkte Aussage des fortgelaufenen Abgeordneten der Berliner Rechten Reichensperger. (hört! hört! Lautes Bravo links!)

Jordan von Berlin muß dies zugestehen, meint aber, daß Rappard größtentheils Ansichten, keine Thatsachen gegeben.

Präsident verlies't mehrere Verbesserungsanträge zu dem Ausschußantrage.

Zell, Mittermaier, Schoder und mehrere stellen Anträge, die die Sache im Sinne des preußischen Volks erledigen.

Giskra will das Protokoll des Ausschusses verlesen.

Schrader (von der Rechten, Mitglied des Ausschusses) protestirt dagegen, weil er darin mehrere confidentielle (!) Zeugenaussagen (!) gethan, die er der Versammlung nicht vorgelegt haben will. (Links: Aha!)

Rappard nimmt das Wort, um den Bassermann'schen Bericht zu widerlegen. Unter andern sagt er: (hört!) daß die preußische Reaktion mit aller Macht dahin gewirkt, daß Maßregeln zum Schutz der Versammlung von der Regierung nicht getroffen würden; um also einen Conflikt herbeizuführen (hört! hört!).

Rappard hat seine Nachrichten von allen Fraktionen der Berliner Versammlung. Er wird vielfach unterbrochen. Unter Anderm meint er, alle wichtigen Ereignisse Deutschlands werden hier (in Frankfurt) von Ihnen an die Ausschüsse verwiesen, an Ausschüsse, gebildet von Mitgliedern unserer Majorität -- die Mitglieder der Linken werden nie in die Ausschüsse gewählt. Das ist eine Thatsache. -- Auf seiner ganzen Reise nach Berlin und weiter hat er die volle Ueberzeugung gewonnen, daß, wenn die Nationalversammlung so fortfährt, wie in der österreichischen und preußischen Angelegenheit, sie vom deutschen Volk bald mit demselben Leichentuch wie der alte Bundestag bedeckt werden wird. Was er alles über Bassermann gehört hat, will er gar nicht wiederholen.

Von der nun folgenden Diskussion, zu der etwa 40-50 Redner eingeschrieben sind, gebe ich Ihnen nur das Allerdringendste.

Zuerst spricht Vinke für die Anträge des Ausschusses. Es sei nicht bloß Recht, sondern Pflicht der Krone gewesen, die Versammlung zu verlegen. Ueber den Beschluß der Steuerverweigerung geräth er außer sich. (Die Rechte klatscht.)

Simon von Trier: Entweder Ja oder Nein ist hier auszusprechen. Entweder Volkssouveränität, die Sie hier so pomphaft erklärten -- oder Fürsten. -- Für eines von beiden mögen Sie sich entscheiden. Vom Könige ist nichts geschenkt worden, vom Volke ist alles genommen worden, was es hat, errungen mit seinem Herzblut -- und auf das Volk wird es ankommen, wieviel es den Königen zuruckgeben will. (Stürmisches Bravo). Durch den Bruch zwischen Krone und Volk in der Nacht vom 18. zum 19. März hat die Berliner Vertretung ihre Rechte bekommen, Rechte, die der vereinigte Landtag nie gehabt hat. Auf diesrn Rechtsboden will uns Herr Vinke zurückführen in den weißen Saal, wo die Herren Ritter sitzen und tagen über das Wohl des Volks.

Wer hier sitzt, sitzt nicht hier von Rechtswegen, sondern von Aufruhrswegen (Sensation), und wenn man 1000mal hier auf den Rechtspunkt zurückkommen möchte, es bleibt dabei, wir sitzen hier von Aufruhrswegen,

Die Berliner Versammlung hat jetzt mehr wie je das Vertrauen des Volkes. Alle großen Städte haben Zustimmungsadressen geschickt, während der preußische Staatsanzeiger mit aller Mühe und Noth 30 kleine Adressen aus kleinen Städten zusammen gehaspelt.

Die Berliner Banquiers haben der Versammlung Credit eröffnet. Man mag hieraus sehen, ob nach Bassermann, der General Wrangel in Berlin mit so allgemeiner Freude empfangen, in der Würde und Glorie absoluter Ueberflüssigkeit steht. Dieser Sieger der Dannewirke mit seinen Tausenden, seinen Kanonen und Kartätschen, scharfgeschliffenen Schwertern etc. vor diesen würdigen 250 Männern. (Beifall!)

Simon erweist weiter die Ungesetzlichkeit der Auflösung der Bürgerwehr und des Belagerungszustandes.

Nur Krieg und Aufruhr berechtigten zu Belagerungszustand. Wo ist der Krieg? Wo ist der Aufruhr? Herr von Wrangel steht vor dem Schauspielhause und sehnt sich nach Anarchie! (Heiterkeit und Bravo. Selbst Herr von Gagern lacht.) In allen Punkten ist die Krone vom sogenannten Rechtsboden auf den Boden der Willkür getreten. Von Unfreiheit, Erzwingung der Beschlüsse in der Versammlung war überall nie die Rede. Dieser Grund und Vorwand ist leer. Die Welt weiß, daß die Linke die Majorität hatte, sobald die Partei Waldeck und Rodbertus sich vereinigten. Von Vinke frägt mich eben, warum geht die Versammlung nicht nach Brandenburg, ich frage dagegen, warum geht denn der König nicht nach Berlin?

Ebenso wie der König die Versammlung vertagen oder verlegen kann, kann die Versammlung den König vertagen oder verlegen!! (Beifall!)

Herr Bassermann hat solche Lappalien in seinem Berliner Bericht erzählt, um den Bruch einer Verfassung zu rechtfertigen, daß es wohl mit den eigentlichen und gewichtigen Gründen sehr schlecht aussehen mag!

Die Hauptstadt hat den Fehdehandschuh der Krone diesmal nicht aufgenommen. die Provinzen werden es thun, dazu haben sie Gelegenheit bekommen, durch den Beschluß über die Steuerverweigerung. Die Provinzen werden nun sprechen!

Wenn das Volk keine Steuern mehr zahlt, dann mögen die Herrn von Gottes Gnaden die Gelder zu ihrer Existenz daher holen, woher sie behaupten gekommen zu sein. (Donnernder Beifall und Heiterkeit.) Simon schließt seine Rede unter dem furchtbarsten Beifall)

Hierauf spricht Cicero-Riesser für die Ausschußanträge. Herr Riesser liebt es, sich in ein künstliches Feuer hineinzusprechen. Ich kann ihnen von seinen oratorischen Figuren nichts geben!

Nauwerk spricht mit Wärme gegen die Ausschußanträge. Bei seinem Erscheinen läuft die rechte Hälfte der Versammlung fort. (Wie nennt man diese Taktlosigkeit?) Man muß err[unleserliches Material]then, sagt Nauwerk, wenn man sieht, was 8 Monate nach dem März in Berlin möglich ist. Diese Versammlung, sagt er, (d. h. die Frankfurter) würde sich sogar nicht wundern, wenn Metternich wieder ein Ministerium bildete.

Den Bassermannschen Bericht nennt Nauwerk eine Anektdotensammlung. Während der ganzen sehr guten Rede von Nauwerk ist solcher Lärm im Centrum, daß man kein Wort versteht. Die Linke bittet oft um Ruhe. Der Präsident von Gagern sieht sich nicht ermüßigt Ruhe zu machen. Unter andern sagt Nauwerk: von Pfuel hatte bereits ein Gesetz ausgearbeitet zum Schutz der Versammlung. Da wurde er entlassen. Das sicherste Zeichen, daß man Pfuel fortschickte weil er sich nicht hingeben wollte zu Gewaltstreichen.

Nauwerk macht auch die interessante Mittheilung, daß in der Deckerschen Oberhofbuchdruckerei schon lange vor der Catastrophe die Plakate fertig gedruckt waren, folgenden Inhalts: Da beim Einrücken meiner Truppen Unruhen vorgekommen, sehe ich mich genöthigt Berlin in Belagerungszustand zu versetzen u. s. w.: Wrangel. (Unser Centrum amüsirt sich mittlerweise mit Lachen und Spaß machen) Die Debatte wird nach Nauwerk geschlossen. Auf der Linken, wo noch die besten Redner eingeschrieben waren, wollte man die Fortsetzung der Debatte. Der Berichterstatter des Ausschusses (ich glaube Falk) spricht so, daß er die Linke aufs unverantwortlichste verhöhnt. Zimmermann von Spandau beschwert sich über die offenbarste Verhöhnung, der Präsident v. Gagern hat dem Redner nichts zu erinnern. Den Beschluß der Steuerverweigerung nennt der Berichterstatter: "einen gesetzmonströsen, unerhörten, noch nie dagewesenen, einen mit Leichtsinn hinausgeschleuderten."

Abstimmung.

Den Antrag von Zell: Die hohe Nationalversammlung wolle in dem zwischen der preußischen Staatsregierung und der preußischen Nationalversammlung eingetretenen Conflikte entscheiden, und durch die Centralgewalt die preußische veranlassen:

1) Der Fortsetzung der preußischen Nationalversammlung in Berlin kein weiteres Hinderniß entgegenzusetzen, und alle einseitig verfügten exceptionellen Maaßregeln zurückzunehmen.

2) Sich mit einem volksthümlichen Ministerium zu umgeben

3) Zur nachdrücklichen Durchführung dieser Beschlüsse sofort nöthige Schrtte, zu thun.

Mit 273 Stimmen gegen 184 werden dieselben verworfen.

(Ich höre soeben von vielen Seiten die allgemein verbreitete Nachricht, die ganze Linke und alles was dazu gehört, werde austreten, je nachdem das Resultat der heutigen Abstimmung ausfällt.)

Punkt 1. Der Ausschußantrag (S. oben.) wird mit 393 Stimmen gegen 6 angenommen. 24 Abgeordnete unter andern Radowitz stimmten nicht mit.

Der 2. Punkt des Ausschusses (Null- und Nichtigkeits-Erklärung des Berliner Steuerverweigerungs-Beschlusses) wird mit 276 Stimmen gegen 150 angenommen.

Von der Linken ertönten nach dieser Abstimmung die kräftigsten Pfui! Gagern ruft die "Pfuirufer" zur Ordnung und verlangt die Namen derselben. Vogt vom Platze: "ich habe zwar nicht pfui! gerufen, da man aber die Namen verlangt, so trete ich den Pfuirufern bei.

Der 3. Punkt (S. oben.) des Ausschusses wurde angenommen.

Etwa hundert Lichter brennen in der Kirche.

Vor der Abstimmung über Punkt drei erklärt Schoder im Namen von 130 bis 140 Mitgliedern der Linken, daß die ganze Linke sich der Abstimmung enthält weil sie nach dem Vorangegangenen den Punkt 3. für eine leere nutzlose Phrase erklären muß. Auch zieht Schoder seinen Zusatz zurück, weil er nicht hoffen darf, daß diese Versammlung irgend einem Beschluß gegen die Krone ihre Zustimmung geben werde. (Unter Bravo links geht die Linke aus dem Saale.)

140 Mitglieder der Rechten erklären, daß sie gegen alle ferneren Beschlüsse der sogenannten Berliner Versammlung, zu Folge des heute unter Punkt 2 angenommenen Antrags, protestiren. Nachdem die drei lieblichen Ausschußanträge angenommen, wird die Sitzung gegen 7 Uhr geschlossen. Große Aufregung.

Frankfurt, 18. Nov.

Ansprache an das Preußische Volk.

Die unterzeichneten Mitglieder der deutschen Reichsversammlung haben mit tiefstem Schmerze gesehen, daß die Mehrheit der Versammlung heute eine sofortige Berathung über die Maßregeln abgelehnt hat, welche zur Beseitigung des zwischen der Krone Preußen und der preußischen Nationalvertretung bestehenden Konfliktes zu treffen sind. Wir sind innig durchdrungen von der Ueberzeugung, daß die Geschicke Preußens und Deutschlands an dem Wendepunkte angekommen sind, wo es sich entscheidet, ob in Deutschland Freiheit und Einheit in ruhiger verfassungsmäßiger Gestaltung, oder nach neuen vielleicht sehr langen und blutigen Umwälzungen gewonnen werden sollen. Wir sind uns bewußt, daß jetzt die Ereignisse eines Tages das Schicksal unseres Volkes für eine lange Zukunft bestimmen können. Darum schweigen wir nicht; darum rufen wir dem edeln Volke der Preußen zu: Stehe fest wie ein Mann zu Deiner Nationalvertretung! Folge unverzagt ihren Beschlüssen! Opfere für sie Dein Theuerstes, denn es gilt Deinem Theuersten, der Freiheit!

Klar wie das Sonnenlicht ist das Recht auf der Seite Deiner Vertreter. Setzt man doch der Nationalversammlung, die in Fragen der Verfassung und ihrer eigenen Existenz gleichberechtigt neben der Krone steht, nur rohe Gewalt entgegen und höhnt also die Würde des Volkes selbst! Weiß man doch zur Entschuldigung hierfür nichts Anderes anzuführen, als einige höchst beklagenswerthe Exzesse, deren Wiederkehr man immerhin durch gesetzliche Sicherheitsmaßregeln, nimmermehr aber durch Antastung der Volksfreiheiten entgegentreten mochte.

Preußisches Volk! Deine Geschicke und die des übrigen Deutschlands sind ewig unauflösbar verflochten! Harre aus im gerechten Kampfe! Wir stehen treu zu Dir. Die Freiheit, die Einheit werden siegen!

Frankfurt, den 18. November 1848.

Archer aus [unleserliches Material]ein. Backhaus aus Jena. Baur aus Hechingen. Becker aus Trier. Bauernschmid aus Wien. Berger aus Wien. Blumröder aus Kirchlamitz. Boczek aus Mähren. Böcking aus Trarbach. Bogen aus Michelstadt. Bresgen aus Ahrweiler. Caspers aus Koblenz. Christmann aus Dürkheim. Claussen aus Kiel. Cnyrim aus Kurhessen. Cropp aus Oldenburg. Damm aus Tauberbischofsheim. Demel aus Teschen. Dham aus Schmalenberg. v. Dieskau aus Plauen. Dietsch aus Annaberg. Drechsler aus Rostok. Eckert aus Bromberg. Eisenmann aus Nürnberg. Eisenstuck aus Chemnitz. Engel aus Pinneberg. Esterle aus Cavalese. Fallmerayer aus München. Federer aus Stuttgart. Fehrenbach aus Sackingen. Fetzer aus Stuttgart. Förster aus Hünfeld. Freese aus Stargard. Freudentheil aus Stade. Frisch aus Stuttgart. Fröbel aus Berlin. Geigel aus München. Giskra aus Wien. v. Gladis aus Wohlau. Gottschalk aus Schopfheim. Gravenhorst aus Lüneburg. Groß aus Prag. Grubert aus Breslau. Grumbrecht aus Lüneburg. Gunther aus Leipzig. Gulden aus Zweibrücken. Hagen, K., aus Heidelberg. Haggenmüller aus Kempten. Hallbauer aus Meißen. Hartmann aus Leitmeritz. Hedrich aus Prag. Hehner aus Wiesbaden. Heisterbergk aus Rochlitz. Heldmann aus Hessen. Hensel aus Kamenz. Hentges aus Heilbronn. Heubner aus Freiberg. Heubner aus Zwickau. Hildebrand aus Marburg. Hönniger aus Rudolstadt. Hoffbauer aus Nordhausen. Hofmann aus Seifhennersdorf (Sachsen). Johannes aus Meiningen. Jopp aus Enzersdorf. v. Idstein aus Mannheim. Jucho aus Frankfurt a. M. Käfferl[unleserliches Material]in aus Bayreuth. Kierulff aus Rostock. Kohler aus Seehausen. Kolb aus Speyer. Langbein aus Wurzen. Leue aus Köln. Levysohn aus Grünberg. Makowiczka aus Krakau. Mammen aus Plauen. Mandrella aus Ujest. Mareck aus Gratz (Steyermark). Mayer aus Ottobeuern. v. Mayfeld aus Wien. Melly aus Wien. Meyer aus Liegnitz. Minkus aus Marienfeld. Mittermaier aus Heidelberg. Mohl, Moritz, aus Stuttgart. Mohr aus Oberingelheim. Möller aus Reichenberg. Molling aus Oldenburg. Müller aus Meiningen. Müller aus Damm (Baiern). Nägele aus Murrhardt. Nauwerck aus Berlin. Neugebauer aus Luditz. Nicol aus Hannover. Pattai aus Steyermark. Pau[unleserliches Material] aus Neisse. Peter aus Constanz. Pfahler aus Tettnang. Pinckert aus Zeitz. Plaß aus Stade. Rank aus Wien. v. Rappard aus Glambek. Raus aus Wolframitz. Raveaux aus Köln. v. Reden au Berlin. Reichard aus Speyer. Reinhard aus Boytzenburg. Reinstein aus Naumburg. Reitter aus Prag. Riehl aus Zwettl. Rheinwald aus Bern. Rodinger aus Stuttgart. Roßmäßler aus Tharand bei Dresden. Rühl aus Hanau. Scharre aus Strehla. Schenk aus Dillenburg. v. Scherpenzeel aus Baarlo. Schilling aus Wien. Schlutter aus Altenburg. Schmidt, Adolph, aus Berlin. Schmitt aus Kaiserslautern. Schneider aus Wien. Schoder aus Stuttgart. Schott aus Stuttgart. Schüler aus Jena. Schüler, Friedrich, aus Zweibrücken. Schulz aus Darmstadt. Simon, Heinrich, aus Breslau. Simon, Max, aus Breslau. Simon, Ludwig, aus Trier. Spatz aus Frankenthal. v. Stremayr aus Gratz. Tafel aus Stuttgart. Tafel, Franz, aus Zweibrücken. Titus aus Bamberg. Trampusch aus Wien. v. Trützschler aus Dresden. Uhland aus Tübingen. Umbscheiden aus Dahn, Venedey aus Köln. Vischer aus Tübingen. Vogel aus Guben. Vogt aus Gießen. Wagner aus Steyr. v. Watzdorf aus Leichnam. Wedekind aus Bruchhausen. Werner aus Oberkirch. Weisenborn aus Eisenach. Werthmüller aus Fulda. Wesendonk aus Düsseldorf. Wiesner aus Wien. Wigard aus Dresden. v. Wydenbrugk aus Weimar. Zell aus Trier. Ziergert aus preuß. Minden. Zimmermann aus Stuttgart. Zimmermann aus Spandow. Zitz aus Mainz.

24 Minden, 20 November.

Von einer starkbesuchten Volksversammlung im Schauspielhause wurde Dr. Hertzberg fast einstimmig zum Deputirten nach dem Kongreß der westphälischen Vereine in Münster gewählt.

Der Beschluß der Nationalversammlung, die Steuerverweigerung betreffend, wird im Volke, namentlich unter den Landleuten, mit ungetheiltem Jubel aufgenommen. Unter Letztern beginnt ein reges politisches Leben. Sie lernen ihre Freunde schätzen und ihre Feinde nicht mehr fürchten.

129 Münster, 20. Novbr.

Seit Kurzem kennt man unsere Stadt nicht wieder. Täglich Volksversammlung, täglich Aufrufe und Plakate, eine Aufregung und Begeisterung ist uberall, daß man an Zauberei glauben möchte. Die Zauberei ist übrigens einfach, es ist das Rechtlichkeitsgefühl des Volkes verletzt, man hat innerste Mark "der sentimentalen Eichen" angetastet, daher die Entrüstung, daher die einfache Thatsache, daß in einer Bürgerwehrversammlung der einstimmige Beschluß gefaßt wurde, dem Ministerium Brandenburg den energischsten Widerstand entgegenzusetzen, die Nat.-Vers. aber mit Gut und Blut zu unterstützen.

129 Münster, 20. Nov.

Der Kongreß westphälischer Deputirten zur Unterstützung der preußischen Nationalversammlung, welcher von 65 Vereinen mit 153 Deputirten beschickt war, hat in drei Sitzungen von vorgestern und gestern folgende Beschlüsse gefaßt:

1) Der Kongreß anerkennt die preußische Nationalversammlung als die gegenwärtig einzig gesetzlich handelnde und zur Gesetzgebung befugte Auctorität in Preußen;

2) der Kongreß erklärt, daß das Volk dem Beschlusse der Nationalversammlung vom 15. November (Steuerverweigerung) Folge zu leisten habe;

3) eine Aufforderung an die preußische Nationalversammlung zu richten, zu ihrem Schutz und zur Aufrechthaltung der Märzerrungenschaften die Landwehr einzuberufen;

4) die militärische Organisation und Bewaffnung der Bürgerwehr zu bewirken;

5) eine Proklamation an die Söhne Westphalens im Heer, und ihre Väter u. s. w. zu erlassen, jene aufzufordern, sich nicht zur Unterdrückung der Volksrechte mißbrauchen zu lassen, diese zu veranlassen, ihre Kinder von dergleichen Handlungen abzuhalten;

6) die Niederlegung des Mandats Seitens der weggelaufenen westphälischen Deputirten und Neuwahlen für diese zu bewirken;

7) die Beschlüsse und Verhandlungen des Kongresses zu veröffentlichen und auch der Nationalversammlung mitzutheilen;

8) die vertretenen Vereine zu centralisiren und den dieserhalb vorgelegten Entwurf mit wenigen Modifikationen anzunehmen.

* Cleve, 19. November.

In der heutigen Volksversammlung des Kreises Cleve ist der vom Comite "zur Wahrung volksthümlicher Freiheit" ausgegangene Antrag einstimmig von mehr als 4000 Kreiseingesessenen angenommen worden.

"Der Deputirte des Kreises Cleve, A. Arntz, hat sich durch sein Verhalten in der N.-V. zu Berlin wohl verdient gemacht um das Vaterland. Dies auszusprechen, halten wir hier für unsere heilige Pflicht."

Die Kreiseingesessenen.

34 Eschweiler, 19. Nov.

In der heute hier abgehaltenen, zahlreich besuchten Volksversammlung wurde einstimmig dem Beschlusse der hohen Nationalversammlung zu Berlin in Betreff der Steuerverweigerung beigepflichtet und sogleich eine Kommission von 18 Männern ernannt, die darüber zu wachen habe, daß bei etwaigen Zwangsverkäufen weder geboten noch angekauft wird. Ferner wurde der Beschluß gefaßt, daß Hr. D. Hansemann, so wie dessen Stellvertreter Herrn Packenius ihr Mandat als Abgeordnete für für den hiesigen Landkreis niederlegen mögen, weil dieselben das in sie gesetzte Vertrauen nicht mehr verdienen und wurde demgemäß sofort eine Mißtrauensadresse votirt, welche augenblicklich mit zahlreichen Unterschriften bedeckt ward. Zuletzt wurde noch einstimmig beschlossen den hiesigen Bürgermeister so wie den Commandanten der Bürgerwehr aufzufordern, die in Verfall gerathene und eingeschlafene Bürgerwehr sofort wieder ins Leben zu rufen, respekt. neu zu organisiren.

28 Berncastel, 17. Nov.

Auf Anregung der hiesigen Wahlmänner zirkulirte seit vorgestern eine energisch gefaßte, von fünf Eilboten herumgetragene Vertrauensadresse an die hohe Nationalversammlung in Berlin unter den Wahlmännern des ganzen Kreises.

Von 81 Wahlmänner haben 68 (einige verweigerten die Unterschrift, die übrigen wurden nicht zu Hause angetroffen) die Adresse unterzeichnet, und darin erklärt, daß sie in Verbindung mit ihren Urwählern die hohe Nationalversammlung in allen ihren Beschlüssen auf das kräftigste unterstützen würden.

In der gestrigen Volksversammlung wurde von der gesammten Bürgerschaft ein Bürgerausschuß gewählt, um gemeinschaftlich mit dem Gemeinderathe eine allgemeine Volksbewaffnung zu veranlassen.

Morgen treten die hiesigen Landwehrmänner zusammen, um einen Aufruf an ihre Kameraden in der Umgegend ergehen zu lassen.

In Folge der in dem demokratischen Centralverein in Berlin ergangenen Aufrufes kamen sofort durch freiwillige Beiträge 50 Thlr. zusammen.

Die Mosel und Landbewohner befinden sich in größter Aufregung. Alles rüstet sich mit großer Entschlossenheit zum Kampfe.

Französische Republik.
Paris, 20. Novbr.

Das gestrige Nachfest verlief ohne alle Störung. Die Befürchtungen der Regierung, daß Unruhen ausbrechen würden, haben sich keineswegs bestätigt. Die einzigen Demonstrationen, die etwa dazu Veranlassung hätten geben können, fanden gegen Abend auf dem Stadthausplatze statt. Das Volk, das dort überaus zahlreich versammelt war, rief mehrere Male sehr energisch: "Nieder mit der Mobilgarde! Hoch die Linie! Es lebe die demokratisch-soziale Republik!

Indessen stellten sich die anwesenden Mobilgarden taub und die Illumination verlief ruhig. Um Mitternacht war der Platz leer.

-- In der Voraussetzung von Emeuten hatte das Ministerium gestern bedeutende Waffen und Munitionsmassen aus den Zeughäusern in die Kasernen fahren lassen. Auch waren alle Wachtposten verdoppelt.

-- Die sämmtlichen französischen Eisenbahngesellschaften haben, auf Zureden des Staatsbautenministers, wie man hört, den Beschluß gefaßt, die Waggons (3. Klasse) statt der bisherigen Ledervorhänge, mit Glaseinfassung zu versehen, damit der Arme nicht immer allem Wind und Wetter ausgesetzt bleibe.

-- Trotz der gestrigen Festlichkeiten sahen wir doch sehr zahlreiche Gruppen auf den innern Boulevards und an den Straßenecken und öffentlichen Plätzen. Die Polizei thut ihnen nichts; sie überwacht sie nur. Aber starke Patrouillen jagten sie mehrere Male auseinander. Einige der Hauptschreier für die Präsidentschaft Louis Napoleons wären beinahe arretirt worden.

-- Paris sah gestern zwei interessante Bankette. 1) Frauenbankett, 2) Bergbankett. Das erste zählte 1200, das letzte 2500 Gäste. Im ersten sprachen die Frauen: Muniot, Meisme de Longueville aus Rouen, Gay aus Vitry, Bourgeois-Alix, Deouin, d'Espilly, Mesmer und Mailly-Latouche, über die falsche und unglückliche Stellung des Weibes in der heutigen Gesellschaft. Sie brachten mehrere Trinksprüche aus, von denen besonders diejenigen stark beklatscht wurden, welche auf sociale Harmonie hindeuteten. Auch eine Unbekannte ergriff schließlich das Wort, um den gesetzgebenden Versammlungen und selbst dem Taitboutklub darüber Vorwürfe zu machen, daß in allen Beschlüssen und Manifesten mit keiner Silbe der weiblichen Knechtschaft gedacht würde. Charles Dain, ein Mitglied jenes Klubs, der sich neben Pierre Leroux und einigen andern Repräsentanten am Bureautische befand, versicherte der schönen Unbekannten (sie war wirklich schön), daß der Berg entschieden socialistisch auftreten, mithin auch diese gesellschaftliche Frage lösen werde. Er trinke daber auf vollständige Vereinigung der Sozialisten und der Montagnards. Diese Wendung gefiel sehr und nachdem noch zwei liebenswürdige Kinder ihre eigenen Verse vorgetragen hatten, trennte sich das meisten-

Ihnen, daß die Flugblätter, redigirt von Jürgens, Abg. der National-Versammlung, den Bericht von Bassermann aufs Schleunigste abgedruckt und in Millionen Abdrücken mit den dringensten Empfehlungen in alle Welt senden. Man ist nicht sicher vor diesen Flugblättern, sie werden einem in die Tasche gesteckt, ehe man sichs versieht). Die Verlegung der Versammlung, fährt Jordan fort, war durchaus das mildeste Mittel — im konstistutionellen Sinne. Das Ministerium Brandenburg nennt der Jordansche Bericht ein wahres Heldenministerium; dessen Verwerfung schon vor der Ernennung durch Protest sei unkonstitutionell, ganz verwerflich. Der Beschluß der Steuerverweigerung sei widergesetzlich — sei schrecklich — sei der Burgerkrieg. Der Bericht spricht fortwährend von dem „Theil der Versammlung.“ (Damit meint er wahrscheinlich die 250 Mitglieder, welche geblieben sind gegen die 60 Ausgetretenen).

Die von Bassermann angeführten (Lügen) Bedingungen (S. letzte Sitzung) seien von Unruh und Kirchmann gestellt. Hierzu werden Privatgespräche Bassermann's mit Kirchmann und Unruh angeführt, Gespräche, die wohl eines Tages von Kirchmann und Unruh widerlegt werden dürften. — Endlich stellt der Bericht (mit Ausnahme von 4 Stimmen) folgende Anträge:

Die Reichsversammlung im Verfolg Ihrer letztgefaßten Beschlüsse etc., fordert die Centralgewalt auf, durch die in Berlin anwesenden Reichskommissarien hinzuwirken auf:

1) Ernennung eines Ministeriums, welches das Vertrauen des Landes besitzt;
2) zu erklären, daß sie den rechtswidrigen, die Staatsgesellschaft gefährdenden Beschluß der in Berlin (!) zurückgebliebenen Versammlung auf Steuerverweigerung ausdrücklich für null und nichtig;
erklärt endlich, daß sie die dem preußischen Volke gewährten Rechte und Freiheiten gegen jeden Versuch eines Eingriffs schützen werde.

Vier Mitglieder des Ausschusses, Werner von Coblenz, Giskra, Schwarz und Heym haben zu diesen Anträgen nicht mitgestimmt.

Rappard nimmt das Wort, um zu erklären, daß von seinen Zeugenaussagen kein Wort im Bericht erwähnt sei (hört! hört!) daß ferner der ganze Bericht weiter nichts sei als die direkte Aussage des fortgelaufenen Abgeordneten der Berliner Rechten Reichensperger. (hört! hört! Lautes Bravo links!)

Jordan von Berlin muß dies zugestehen, meint aber, daß Rappard größtentheils Ansichten, keine Thatsachen gegeben.

Präsident verlies't mehrere Verbesserungsanträge zu dem Ausschußantrage.

Zell, Mittermaier, Schoder und mehrere stellen Anträge, die die Sache im Sinne des preußischen Volks erledigen.

Giskra will das Protokoll des Ausschusses verlesen.

Schrader (von der Rechten, Mitglied des Ausschusses) protestirt dagegen, weil er darin mehrere confidentielle (!) Zeugenaussagen (!) gethan, die er der Versammlung nicht vorgelegt haben will. (Links: Aha!)

Rappard nimmt das Wort, um den Bassermann'schen Bericht zu widerlegen. Unter andern sagt er: (hört!) daß die preußische Reaktion mit aller Macht dahin gewirkt, daß Maßregeln zum Schutz der Versammlung von der Regierung nicht getroffen würden; um also einen Conflikt herbeizuführen (hört! hört!).

Rappard hat seine Nachrichten von allen Fraktionen der Berliner Versammlung. Er wird vielfach unterbrochen. Unter Anderm meint er, alle wichtigen Ereignisse Deutschlands werden hier (in Frankfurt) von Ihnen an die Ausschüsse verwiesen, an Ausschüsse, gebildet von Mitgliedern unserer Majorität — die Mitglieder der Linken werden nie in die Ausschüsse gewählt. Das ist eine Thatsache. — Auf seiner ganzen Reise nach Berlin und weiter hat er die volle Ueberzeugung gewonnen, daß, wenn die Nationalversammlung so fortfährt, wie in der österreichischen und preußischen Angelegenheit, sie vom deutschen Volk bald mit demselben Leichentuch wie der alte Bundestag bedeckt werden wird. Was er alles über Bassermann gehört hat, will er gar nicht wiederholen.

Von der nun folgenden Diskussion, zu der etwa 40-50 Redner eingeschrieben sind, gebe ich Ihnen nur das Allerdringendste.

Zuerst spricht Vinke für die Anträge des Ausschusses. Es sei nicht bloß Recht, sondern Pflicht der Krone gewesen, die Versammlung zu verlegen. Ueber den Beschluß der Steuerverweigerung geräth er außer sich. (Die Rechte klatscht.)

Simon von Trier: Entweder Ja oder Nein ist hier auszusprechen. Entweder Volkssouveränität, die Sie hier so pomphaft erklärten — oder Fürsten. — Für eines von beiden mögen Sie sich entscheiden. Vom Könige ist nichts geschenkt worden, vom Volke ist alles genommen worden, was es hat, errungen mit seinem Herzblut — und auf das Volk wird es ankommen, wieviel es den Königen zuruckgeben will. (Stürmisches Bravo). Durch den Bruch zwischen Krone und Volk in der Nacht vom 18. zum 19. März hat die Berliner Vertretung ihre Rechte bekommen, Rechte, die der vereinigte Landtag nie gehabt hat. Auf diesrn Rechtsboden will uns Herr Vinke zurückführen in den weißen Saal, wo die Herren Ritter sitzen und tagen über das Wohl des Volks.

Wer hier sitzt, sitzt nicht hier von Rechtswegen, sondern von Aufruhrswegen (Sensation), und wenn man 1000mal hier auf den Rechtspunkt zurückkommen möchte, es bleibt dabei, wir sitzen hier von Aufruhrswegen,

Die Berliner Versammlung hat jetzt mehr wie je das Vertrauen des Volkes. Alle großen Städte haben Zustimmungsadressen geschickt, während der preußische Staatsanzeiger mit aller Mühe und Noth 30 kleine Adressen aus kleinen Städten zusammen gehaspelt.

Die Berliner Banquiers haben der Versammlung Credit eröffnet. Man mag hieraus sehen, ob nach Bassermann, der General Wrangel in Berlin mit so allgemeiner Freude empfangen, in der Würde und Glorie absoluter Ueberflüssigkeit steht. Dieser Sieger der Dannewirke mit seinen Tausenden, seinen Kanonen und Kartätschen, scharfgeschliffenen Schwertern etc. vor diesen würdigen 250 Männern. (Beifall!)

Simon erweist weiter die Ungesetzlichkeit der Auflösung der Bürgerwehr und des Belagerungszustandes.

Nur Krieg und Aufruhr berechtigten zu Belagerungszustand. Wo ist der Krieg? Wo ist der Aufruhr? Herr von Wrangel steht vor dem Schauspielhause und sehnt sich nach Anarchie! (Heiterkeit und Bravo. Selbst Herr von Gagern lacht.) In allen Punkten ist die Krone vom sogenannten Rechtsboden auf den Boden der Willkür getreten. Von Unfreiheit, Erzwingung der Beschlüsse in der Versammlung war überall nie die Rede. Dieser Grund und Vorwand ist leer. Die Welt weiß, daß die Linke die Majorität hatte, sobald die Partei Waldeck und Rodbertus sich vereinigten. Von Vinke frägt mich eben, warum geht die Versammlung nicht nach Brandenburg, ich frage dagegen, warum geht denn der König nicht nach Berlin?

Ebenso wie der König die Versammlung vertagen oder verlegen kann, kann die Versammlung den König vertagen oder verlegen!! (Beifall!)

Herr Bassermann hat solche Lappalien in seinem Berliner Bericht erzählt, um den Bruch einer Verfassung zu rechtfertigen, daß es wohl mit den eigentlichen und gewichtigen Gründen sehr schlecht aussehen mag!

Die Hauptstadt hat den Fehdehandschuh der Krone diesmal nicht aufgenommen. die Provinzen werden es thun, dazu haben sie Gelegenheit bekommen, durch den Beschluß über die Steuerverweigerung. Die Provinzen werden nun sprechen!

Wenn das Volk keine Steuern mehr zahlt, dann mögen die Herrn von Gottes Gnaden die Gelder zu ihrer Existenz daher holen, woher sie behaupten gekommen zu sein. (Donnernder Beifall und Heiterkeit.) Simon schließt seine Rede unter dem furchtbarsten Beifall)

Hierauf spricht Cicero-Riesser für die Ausschußanträge. Herr Riesser liebt es, sich in ein künstliches Feuer hineinzusprechen. Ich kann ihnen von seinen oratorischen Figuren nichts geben!

Nauwerk spricht mit Wärme gegen die Ausschußanträge. Bei seinem Erscheinen läuft die rechte Hälfte der Versammlung fort. (Wie nennt man diese Taktlosigkeit?) Man muß err[unleserliches Material]then, sagt Nauwerk, wenn man sieht, was 8 Monate nach dem März in Berlin möglich ist. Diese Versammlung, sagt er, (d. h. die Frankfurter) würde sich sogar nicht wundern, wenn Metternich wieder ein Ministerium bildete.

Den Bassermannschen Bericht nennt Nauwerk eine Anektdotensammlung. Während der ganzen sehr guten Rede von Nauwerk ist solcher Lärm im Centrum, daß man kein Wort versteht. Die Linke bittet oft um Ruhe. Der Präsident von Gagern sieht sich nicht ermüßigt Ruhe zu machen. Unter andern sagt Nauwerk: von Pfuel hatte bereits ein Gesetz ausgearbeitet zum Schutz der Versammlung. Da wurde er entlassen. Das sicherste Zeichen, daß man Pfuel fortschickte weil er sich nicht hingeben wollte zu Gewaltstreichen.

Nauwerk macht auch die interessante Mittheilung, daß in der Deckerschen Oberhofbuchdruckerei schon lange vor der Catastrophe die Plakate fertig gedruckt waren, folgenden Inhalts: Da beim Einrücken meiner Truppen Unruhen vorgekommen, sehe ich mich genöthigt Berlin in Belagerungszustand zu versetzen u. s. w.: Wrangel. (Unser Centrum amüsirt sich mittlerweise mit Lachen und Spaß machen) Die Debatte wird nach Nauwerk geschlossen. Auf der Linken, wo noch die besten Redner eingeschrieben waren, wollte man die Fortsetzung der Debatte. Der Berichterstatter des Ausschusses (ich glaube Falk) spricht so, daß er die Linke aufs unverantwortlichste verhöhnt. Zimmermann von Spandau beschwert sich über die offenbarste Verhöhnung, der Präsident v. Gagern hat dem Redner nichts zu erinnern. Den Beschluß der Steuerverweigerung nennt der Berichterstatter: „einen gesetzmonströsen, unerhörten, noch nie dagewesenen, einen mit Leichtsinn hinausgeschleuderten.“

Abstimmung.

Den Antrag von Zell: Die hohe Nationalversammlung wolle in dem zwischen der preußischen Staatsregierung und der preußischen Nationalversammlung eingetretenen Conflikte entscheiden, und durch die Centralgewalt die preußische veranlassen:

1) Der Fortsetzung der preußischen Nationalversammlung in Berlin kein weiteres Hinderniß entgegenzusetzen, und alle einseitig verfügten exceptionellen Maaßregeln zurückzunehmen.

2) Sich mit einem volksthümlichen Ministerium zu umgeben

3) Zur nachdrücklichen Durchführung dieser Beschlüsse sofort nöthige Schrtte, zu thun.

Mit 273 Stimmen gegen 184 werden dieselben verworfen.

(Ich höre soeben von vielen Seiten die allgemein verbreitete Nachricht, die ganze Linke und alles was dazu gehört, werde austreten, je nachdem das Resultat der heutigen Abstimmung ausfällt.)

Punkt 1. Der Ausschußantrag (S. oben.) wird mit 393 Stimmen gegen 6 angenommen. 24 Abgeordnete unter andern Radowitz stimmten nicht mit.

Der 2. Punkt des Ausschusses (Null- und Nichtigkeits-Erklärung des Berliner Steuerverweigerungs-Beschlusses) wird mit 276 Stimmen gegen 150 angenommen.

Von der Linken ertönten nach dieser Abstimmung die kräftigsten Pfui! Gagern ruft die „Pfuirufer“ zur Ordnung und verlangt die Namen derselben. Vogt vom Platze: „ich habe zwar nicht pfui! gerufen, da man aber die Namen verlangt, so trete ich den Pfuirufern bei.

Der 3. Punkt (S. oben.) des Ausschusses wurde angenommen.

Etwa hundert Lichter brennen in der Kirche.

Vor der Abstimmung über Punkt drei erklärt Schoder im Namen von 130 bis 140 Mitgliedern der Linken, daß die ganze Linke sich der Abstimmung enthält weil sie nach dem Vorangegangenen den Punkt 3. für eine leere nutzlose Phrase erklären muß. Auch zieht Schoder seinen Zusatz zurück, weil er nicht hoffen darf, daß diese Versammlung irgend einem Beschluß gegen die Krone ihre Zustimmung geben werde. (Unter Bravo links geht die Linke aus dem Saale.)

140 Mitglieder der Rechten erklären, daß sie gegen alle ferneren Beschlüsse der sogenannten Berliner Versammlung, zu Folge des heute unter Punkt 2 angenommenen Antrags, protestiren. Nachdem die drei lieblichen Ausschußanträge angenommen, wird die Sitzung gegen 7 Uhr geschlossen. Große Aufregung.

Frankfurt, 18. Nov.

Ansprache an das Preußische Volk.

Die unterzeichneten Mitglieder der deutschen Reichsversammlung haben mit tiefstem Schmerze gesehen, daß die Mehrheit der Versammlung heute eine sofortige Berathung über die Maßregeln abgelehnt hat, welche zur Beseitigung des zwischen der Krone Preußen und der preußischen Nationalvertretung bestehenden Konfliktes zu treffen sind. Wir sind innig durchdrungen von der Ueberzeugung, daß die Geschicke Preußens und Deutschlands an dem Wendepunkte angekommen sind, wo es sich entscheidet, ob in Deutschland Freiheit und Einheit in ruhiger verfassungsmäßiger Gestaltung, oder nach neuen vielleicht sehr langen und blutigen Umwälzungen gewonnen werden sollen. Wir sind uns bewußt, daß jetzt die Ereignisse eines Tages das Schicksal unseres Volkes für eine lange Zukunft bestimmen können. Darum schweigen wir nicht; darum rufen wir dem edeln Volke der Preußen zu: Stehe fest wie ein Mann zu Deiner Nationalvertretung! Folge unverzagt ihren Beschlüssen! Opfere für sie Dein Theuerstes, denn es gilt Deinem Theuersten, der Freiheit!

Klar wie das Sonnenlicht ist das Recht auf der Seite Deiner Vertreter. Setzt man doch der Nationalversammlung, die in Fragen der Verfassung und ihrer eigenen Existenz gleichberechtigt neben der Krone steht, nur rohe Gewalt entgegen und höhnt also die Würde des Volkes selbst! Weiß man doch zur Entschuldigung hierfür nichts Anderes anzuführen, als einige höchst beklagenswerthe Exzesse, deren Wiederkehr man immerhin durch gesetzliche Sicherheitsmaßregeln, nimmermehr aber durch Antastung der Volksfreiheiten entgegentreten mochte.

Preußisches Volk! Deine Geschicke und die des übrigen Deutschlands sind ewig unauflösbar verflochten! Harre aus im gerechten Kampfe! Wir stehen treu zu Dir. Die Freiheit, die Einheit werden siegen!

Frankfurt, den 18. November 1848.

Archer aus [unleserliches Material]ein. Backhaus aus Jena. Baur aus Hechingen. Becker aus Trier. Bauernschmid aus Wien. Berger aus Wien. Blumröder aus Kirchlamitz. Boczek aus Mähren. Böcking aus Trarbach. Bogen aus Michelstadt. Bresgen aus Ahrweiler. Caspers aus Koblenz. Christmann aus Dürkheim. Claussen aus Kiel. Cnyrim aus Kurhessen. Cropp aus Oldenburg. Damm aus Tauberbischofsheim. Demel aus Teschen. Dham aus Schmalenberg. v. Dieskau aus Plauen. Dietsch aus Annaberg. Drechsler aus Rostok. Eckert aus Bromberg. Eisenmann aus Nürnberg. Eisenstuck aus Chemnitz. Engel aus Pinneberg. Esterle aus Cavalese. Fallmerayer aus München. Federer aus Stuttgart. Fehrenbach aus Sackingen. Fetzer aus Stuttgart. Förster aus Hünfeld. Freese aus Stargard. Freudentheil aus Stade. Frisch aus Stuttgart. Fröbel aus Berlin. Geigel aus München. Giskra aus Wien. v. Gladis aus Wohlau. Gottschalk aus Schopfheim. Gravenhorst aus Lüneburg. Groß aus Prag. Grubert aus Breslau. Grumbrecht aus Lüneburg. Gunther aus Leipzig. Gulden aus Zweibrücken. Hagen, K., aus Heidelberg. Haggenmüller aus Kempten. Hallbauer aus Meißen. Hartmann aus Leitmeritz. Hedrich aus Prag. Hehner aus Wiesbaden. Heisterbergk aus Rochlitz. Heldmann aus Hessen. Hensel aus Kamenz. Hentges aus Heilbronn. Heubner aus Freiberg. Heubner aus Zwickau. Hildebrand aus Marburg. Hönniger aus Rudolstadt. Hoffbauer aus Nordhausen. Hofmann aus Seifhennersdorf (Sachsen). Johannes aus Meiningen. Jopp aus Enzersdorf. v. Idstein aus Mannheim. Jucho aus Frankfurt a. M. Käfferl[unleserliches Material]in aus Bayreuth. Kierulff aus Rostock. Kohler aus Seehausen. Kolb aus Speyer. Langbein aus Wurzen. Leue aus Köln. Levysohn aus Grünberg. Makowiczka aus Krakau. Mammen aus Plauen. Mandrella aus Ujest. Mareck aus Gratz (Steyermark). Mayer aus Ottobeuern. v. Mayfeld aus Wien. Melly aus Wien. Meyer aus Liegnitz. Minkus aus Marienfeld. Mittermaier aus Heidelberg. Mohl, Moritz, aus Stuttgart. Mohr aus Oberingelheim. Möller aus Reichenberg. Molling aus Oldenburg. Müller aus Meiningen. Müller aus Damm (Baiern). Nägele aus Murrhardt. Nauwerck aus Berlin. Neugebauer aus Luditz. Nicol aus Hannover. Pattai aus Steyermark. Pau[unleserliches Material] aus Neisse. Peter aus Constanz. Pfahler aus Tettnang. Pinckert aus Zeitz. Plaß aus Stade. Rank aus Wien. v. Rappard aus Glambek. Raus aus Wolframitz. Raveaux aus Köln. v. Reden au Berlin. Reichard aus Speyer. Reinhard aus Boytzenburg. Reinstein aus Naumburg. Reitter aus Prag. Riehl aus Zwettl. Rheinwald aus Bern. Rodinger aus Stuttgart. Roßmäßler aus Tharand bei Dresden. Rühl aus Hanau. Scharre aus Strehla. Schenk aus Dillenburg. v. Scherpenzeel aus Baarlo. Schilling aus Wien. Schlutter aus Altenburg. Schmidt, Adolph, aus Berlin. Schmitt aus Kaiserslautern. Schneider aus Wien. Schoder aus Stuttgart. Schott aus Stuttgart. Schüler aus Jena. Schüler, Friedrich, aus Zweibrücken. Schulz aus Darmstadt. Simon, Heinrich, aus Breslau. Simon, Max, aus Breslau. Simon, Ludwig, aus Trier. Spatz aus Frankenthal. v. Stremayr aus Gratz. Tafel aus Stuttgart. Tafel, Franz, aus Zweibrücken. Titus aus Bamberg. Trampusch aus Wien. v. Trützschler aus Dresden. Uhland aus Tübingen. Umbscheiden aus Dahn, Venedey aus Köln. Vischer aus Tübingen. Vogel aus Guben. Vogt aus Gießen. Wagner aus Steyr. v. Watzdorf aus Leichnam. Wedekind aus Bruchhausen. Werner aus Oberkirch. Weisenborn aus Eisenach. Werthmüller aus Fulda. Wesendonk aus Düsseldorf. Wiesner aus Wien. Wigard aus Dresden. v. Wydenbrugk aus Weimar. Zell aus Trier. Ziergert aus preuß. Minden. Zimmermann aus Stuttgart. Zimmermann aus Spandow. Zitz aus Mainz.

24 Minden, 20 November.

Von einer starkbesuchten Volksversammlung im Schauspielhause wurde Dr. Hertzberg fast einstimmig zum Deputirten nach dem Kongreß der westphälischen Vereine in Münster gewählt.

Der Beschluß der Nationalversammlung, die Steuerverweigerung betreffend, wird im Volke, namentlich unter den Landleuten, mit ungetheiltem Jubel aufgenommen. Unter Letztern beginnt ein reges politisches Leben. Sie lernen ihre Freunde schätzen und ihre Feinde nicht mehr fürchten.

129 Münster, 20. Novbr.

Seit Kurzem kennt man unsere Stadt nicht wieder. Täglich Volksversammlung, täglich Aufrufe und Plakate, eine Aufregung und Begeisterung ist uberall, daß man an Zauberei glauben möchte. Die Zauberei ist übrigens einfach, es ist das Rechtlichkeitsgefühl des Volkes verletzt, man hat innerste Mark „der sentimentalen Eichen“ angetastet, daher die Entrüstung, daher die einfache Thatsache, daß in einer Bürgerwehrversammlung der einstimmige Beschluß gefaßt wurde, dem Ministerium Brandenburg den energischsten Widerstand entgegenzusetzen, die Nat.-Vers. aber mit Gut und Blut zu unterstützen.

129 Münster, 20. Nov.

Der Kongreß westphälischer Deputirten zur Unterstützung der preußischen Nationalversammlung, welcher von 65 Vereinen mit 153 Deputirten beschickt war, hat in drei Sitzungen von vorgestern und gestern folgende Beschlüsse gefaßt:

1) Der Kongreß anerkennt die preußische Nationalversammlung als die gegenwärtig einzig gesetzlich handelnde und zur Gesetzgebung befugte Auctorität in Preußen;

2) der Kongreß erklärt, daß das Volk dem Beschlusse der Nationalversammlung vom 15. November (Steuerverweigerung) Folge zu leisten habe;

3) eine Aufforderung an die preußische Nationalversammlung zu richten, zu ihrem Schutz und zur Aufrechthaltung der Märzerrungenschaften die Landwehr einzuberufen;

4) die militärische Organisation und Bewaffnung der Bürgerwehr zu bewirken;

5) eine Proklamation an die Söhne Westphalens im Heer, und ihre Väter u. s. w. zu erlassen, jene aufzufordern, sich nicht zur Unterdrückung der Volksrechte mißbrauchen zu lassen, diese zu veranlassen, ihre Kinder von dergleichen Handlungen abzuhalten;

6) die Niederlegung des Mandats Seitens der weggelaufenen westphälischen Deputirten und Neuwahlen für diese zu bewirken;

7) die Beschlüsse und Verhandlungen des Kongresses zu veröffentlichen und auch der Nationalversammlung mitzutheilen;

8) die vertretenen Vereine zu centralisiren und den dieserhalb vorgelegten Entwurf mit wenigen Modifikationen anzunehmen.

* Cleve, 19. November.

In der heutigen Volksversammlung des Kreises Cleve ist der vom Comité „zur Wahrung volksthümlicher Freiheit“ ausgegangene Antrag einstimmig von mehr als 4000 Kreiseingesessenen angenommen worden.

„Der Deputirte des Kreises Cleve, A. Arntz, hat sich durch sein Verhalten in der N.-V. zu Berlin wohl verdient gemacht um das Vaterland. Dies auszusprechen, halten wir hier für unsere heilige Pflicht.“

Die Kreiseingesessenen.

34 Eschweiler, 19. Nov.

In der heute hier abgehaltenen, zahlreich besuchten Volksversammlung wurde einstimmig dem Beschlusse der hohen Nationalversammlung zu Berlin in Betreff der Steuerverweigerung beigepflichtet und sogleich eine Kommission von 18 Männern ernannt, die darüber zu wachen habe, daß bei etwaigen Zwangsverkäufen weder geboten noch angekauft wird. Ferner wurde der Beschluß gefaßt, daß Hr. D. Hansemann, so wie dessen Stellvertreter Herrn Packenius ihr Mandat als Abgeordnete für für den hiesigen Landkreis niederlegen mögen, weil dieselben das in sie gesetzte Vertrauen nicht mehr verdienen und wurde demgemäß sofort eine Mißtrauensadresse votirt, welche augenblicklich mit zahlreichen Unterschriften bedeckt ward. Zuletzt wurde noch einstimmig beschlossen den hiesigen Bürgermeister so wie den Commandanten der Bürgerwehr aufzufordern, die in Verfall gerathene und eingeschlafene Bürgerwehr sofort wieder ins Leben zu rufen, respekt. neu zu organisiren.

28 Berncastel, 17. Nov.

Auf Anregung der hiesigen Wahlmänner zirkulirte seit vorgestern eine energisch gefaßte, von fünf Eilboten herumgetragene Vertrauensadresse an die hohe Nationalversammlung in Berlin unter den Wahlmännern des ganzen Kreises.

Von 81 Wahlmänner haben 68 (einige verweigerten die Unterschrift, die übrigen wurden nicht zu Hause angetroffen) die Adresse unterzeichnet, und darin erklärt, daß sie in Verbindung mit ihren Urwählern die hohe Nationalversammlung in allen ihren Beschlüssen auf das kräftigste unterstützen würden.

In der gestrigen Volksversammlung wurde von der gesammten Bürgerschaft ein Bürgerausschuß gewählt, um gemeinschaftlich mit dem Gemeinderathe eine allgemeine Volksbewaffnung zu veranlassen.

Morgen treten die hiesigen Landwehrmänner zusammen, um einen Aufruf an ihre Kameraden in der Umgegend ergehen zu lassen.

In Folge der in dem demokratischen Centralverein in Berlin ergangenen Aufrufes kamen sofort durch freiwillige Beiträge 50 Thlr. zusammen.

Die Mosel und Landbewohner befinden sich in größter Aufregung. Alles rüstet sich mit großer Entschlossenheit zum Kampfe.

Französische Republik.
Paris, 20. Novbr.

Das gestrige Nachfest verlief ohne alle Störung. Die Befürchtungen der Regierung, daß Unruhen ausbrechen würden, haben sich keineswegs bestätigt. Die einzigen Demonstrationen, die etwa dazu Veranlassung hätten geben können, fanden gegen Abend auf dem Stadthausplatze statt. Das Volk, das dort überaus zahlreich versammelt war, rief mehrere Male sehr energisch: „Nieder mit der Mobilgarde! Hoch die Linie! Es lebe die demokratisch-soziale Republik!

Indessen stellten sich die anwesenden Mobilgarden taub und die Illumination verlief ruhig. Um Mitternacht war der Platz leer.

— In der Voraussetzung von Emeuten hatte das Ministerium gestern bedeutende Waffen und Munitionsmassen aus den Zeughäusern in die Kasernen fahren lassen. Auch waren alle Wachtposten verdoppelt.

— Die sämmtlichen französischen Eisenbahngesellschaften haben, auf Zureden des Staatsbautenministers, wie man hört, den Beschluß gefaßt, die Waggons (3. Klasse) statt der bisherigen Ledervorhänge, mit Glaseinfassung zu versehen, damit der Arme nicht immer allem Wind und Wetter ausgesetzt bleibe.

— Trotz der gestrigen Festlichkeiten sahen wir doch sehr zahlreiche Gruppen auf den innern Boulevards und an den Straßenecken und öffentlichen Plätzen. Die Polizei thut ihnen nichts; sie überwacht sie nur. Aber starke Patrouillen jagten sie mehrere Male auseinander. Einige der Hauptschreier für die Präsidentschaft Louis Napoleons wären beinahe arretirt worden.

— Paris sah gestern zwei interessante Bankette. 1) Frauenbankett, 2) Bergbankett. Das erste zählte 1200, das letzte 2500 Gäste. Im ersten sprachen die Frauen: Muniot, Meisme de Longueville aus Rouen, Gay aus Vitry, Bourgeois-Alix, Deouin, d'Espilly, Mesmer und Mailly-Latouche, über die falsche und unglückliche Stellung des Weibes in der heutigen Gesellschaft. Sie brachten mehrere Trinksprüche aus, von denen besonders diejenigen stark beklatscht wurden, welche auf sociale Harmonie hindeuteten. Auch eine Unbekannte ergriff schließlich das Wort, um den gesetzgebenden Versammlungen und selbst dem Taitboutklub darüber Vorwürfe zu machen, daß in allen Beschlüssen und Manifesten mit keiner Silbe der weiblichen Knechtschaft gedacht würde. Charles Dain, ein Mitglied jenes Klubs, der sich neben Pierre Leroux und einigen andern Repräsentanten am Bureautische befand, versicherte der schönen Unbekannten (sie war wirklich schön), daß der Berg entschieden socialistisch auftreten, mithin auch diese gesellschaftliche Frage lösen werde. Er trinke daber auf vollständige Vereinigung der Sozialisten und der Montagnards. Diese Wendung gefiel sehr und nachdem noch zwei liebenswürdige Kinder ihre eigenen Verse vorgetragen hatten, trennte sich das meisten-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="ar150_017" type="jArticle">
          <p><pb facs="#f0003" n="0789"/>
Ihnen, daß die Flugblätter, redigirt von Jürgens, Abg. der National-Versammlung, den Bericht von Bassermann aufs Schleunigste abgedruckt und in Millionen Abdrücken mit den dringensten Empfehlungen in alle Welt senden. Man ist nicht sicher vor diesen Flugblättern, sie werden einem in die Tasche gesteckt, ehe man sichs versieht). Die Verlegung der Versammlung, fährt Jordan fort, war durchaus das mildeste Mittel &#x2014; im konstistutionellen Sinne. Das Ministerium Brandenburg nennt der Jordansche Bericht ein wahres Heldenministerium; dessen Verwerfung schon vor der Ernennung durch Protest sei unkonstitutionell, ganz verwerflich. Der Beschluß der Steuerverweigerung sei widergesetzlich &#x2014; sei schrecklich &#x2014; sei der Burgerkrieg. Der Bericht spricht fortwährend von dem &#x201E;Theil der Versammlung.&#x201C; (Damit meint er wahrscheinlich die 250 Mitglieder, welche geblieben sind gegen die 60 Ausgetretenen).</p>
          <p>Die von Bassermann angeführten (Lügen) Bedingungen (S. letzte Sitzung) seien von Unruh und Kirchmann gestellt. Hierzu werden Privatgespräche Bassermann's mit Kirchmann und Unruh angeführt, Gespräche, die wohl eines Tages von Kirchmann und Unruh widerlegt werden dürften. &#x2014; Endlich stellt der Bericht (mit Ausnahme von 4 Stimmen) folgende Anträge:</p>
          <p>Die Reichsversammlung im Verfolg Ihrer letztgefaßten Beschlüsse etc., fordert die Centralgewalt auf, durch die in Berlin anwesenden Reichskommissarien hinzuwirken auf:</p>
          <p rendition="#et">1) Ernennung eines Ministeriums, welches das Vertrauen des Landes besitzt;<lb/>
2) zu erklären, daß sie den rechtswidrigen, die Staatsgesellschaft gefährdenden Beschluß der in Berlin (!) zurückgebliebenen Versammlung auf Steuerverweigerung ausdrücklich für null und nichtig;<lb/>
erklärt endlich, daß sie die dem preußischen Volke gewährten Rechte und Freiheiten gegen jeden Versuch eines Eingriffs schützen werde.</p>
          <p>Vier Mitglieder des Ausschusses, Werner von Coblenz, Giskra, Schwarz und Heym haben zu diesen Anträgen nicht mitgestimmt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Rappard</hi> nimmt das Wort, um zu erklären, daß von seinen Zeugenaussagen kein Wort im Bericht erwähnt sei (hört! hört!) daß ferner der ganze Bericht weiter nichts sei als die direkte Aussage des fortgelaufenen Abgeordneten der Berliner Rechten Reichensperger. (hört! hört! Lautes Bravo links!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Jordan</hi> von Berlin muß dies zugestehen, meint aber, daß Rappard größtentheils Ansichten, keine Thatsachen gegeben.</p>
          <p><hi rendition="#g">Präsident</hi> verlies't mehrere Verbesserungsanträge zu dem Ausschußantrage.</p>
          <p>Zell, Mittermaier, Schoder und mehrere stellen Anträge, die die Sache im Sinne des preußischen Volks erledigen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Giskra</hi> will das Protokoll des Ausschusses verlesen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Schrader</hi> (von der Rechten, Mitglied des Ausschusses) protestirt dagegen, weil er darin mehrere confidentielle (!) Zeugenaussagen (!) gethan, die er der Versammlung nicht vorgelegt haben will. (Links: Aha!)</p>
          <p><hi rendition="#g">Rappard</hi> nimmt das Wort, um den Bassermann'schen Bericht zu widerlegen. Unter andern sagt er: (hört!) daß die preußische Reaktion mit aller Macht dahin gewirkt, daß Maßregeln zum Schutz der Versammlung von der Regierung nicht getroffen würden; um also einen Conflikt herbeizuführen (hört! hört!).</p>
          <p><hi rendition="#g">Rappard</hi> hat seine Nachrichten von allen Fraktionen der Berliner Versammlung. Er wird vielfach unterbrochen. Unter Anderm meint er, alle wichtigen Ereignisse Deutschlands werden hier (in Frankfurt) von Ihnen an die Ausschüsse verwiesen, an Ausschüsse, gebildet von Mitgliedern unserer Majorität &#x2014; die Mitglieder der Linken werden nie in die Ausschüsse gewählt. Das ist eine Thatsache. &#x2014; Auf seiner ganzen Reise nach Berlin und weiter hat er die volle Ueberzeugung gewonnen, daß, wenn die Nationalversammlung so fortfährt, wie in der österreichischen und preußischen Angelegenheit, sie vom deutschen Volk bald mit demselben Leichentuch wie der alte Bundestag bedeckt werden wird. Was er alles über Bassermann gehört hat, will er gar nicht wiederholen.</p>
          <p>Von der nun folgenden Diskussion, zu der etwa 40-50 Redner eingeschrieben sind, gebe ich Ihnen nur das Allerdringendste.</p>
          <p>Zuerst spricht <hi rendition="#g">Vinke</hi> für die Anträge des Ausschusses. Es sei nicht bloß Recht, sondern Pflicht der Krone gewesen, die Versammlung zu verlegen. Ueber den Beschluß der Steuerverweigerung geräth er außer sich. (Die Rechte klatscht.)</p>
          <p><hi rendition="#g">Simon</hi> von <hi rendition="#g">Trier:</hi> Entweder Ja oder Nein ist hier auszusprechen. Entweder Volkssouveränität, die Sie hier so pomphaft erklärten &#x2014; oder Fürsten. &#x2014; Für eines von beiden mögen Sie sich entscheiden. Vom Könige ist nichts geschenkt worden, vom Volke ist alles genommen worden, was es hat, errungen mit seinem Herzblut &#x2014; und auf das Volk wird es ankommen, wieviel es den Königen zuruckgeben will. (Stürmisches Bravo). Durch den Bruch zwischen Krone und Volk in der Nacht vom 18. zum 19. März hat die Berliner Vertretung ihre Rechte bekommen, Rechte, die der vereinigte Landtag nie gehabt hat. Auf diesrn Rechtsboden will uns Herr Vinke zurückführen in den weißen Saal, wo die Herren Ritter sitzen und tagen über das Wohl des Volks.</p>
          <p>Wer hier sitzt, sitzt nicht hier von Rechtswegen, sondern von Aufruhrswegen (Sensation), und wenn man 1000mal hier auf den Rechtspunkt zurückkommen möchte, es bleibt dabei, wir sitzen hier von Aufruhrswegen,</p>
          <p>Die Berliner Versammlung hat jetzt mehr wie je das Vertrauen des Volkes. Alle großen Städte haben Zustimmungsadressen geschickt, während der preußische Staatsanzeiger mit aller Mühe und Noth 30 kleine Adressen aus kleinen Städten zusammen gehaspelt.</p>
          <p>Die Berliner Banquiers haben der Versammlung Credit eröffnet. Man mag hieraus sehen, ob nach Bassermann, der General Wrangel in Berlin mit so allgemeiner Freude empfangen, in der Würde und Glorie absoluter Ueberflüssigkeit steht. Dieser Sieger der Dannewirke mit seinen Tausenden, seinen Kanonen und Kartätschen, scharfgeschliffenen Schwertern etc. vor diesen würdigen 250 Männern. (Beifall!)</p>
          <p>Simon erweist weiter die Ungesetzlichkeit der Auflösung der Bürgerwehr und des Belagerungszustandes.</p>
          <p>Nur Krieg und Aufruhr berechtigten zu Belagerungszustand. Wo ist der Krieg? Wo ist der Aufruhr? Herr von Wrangel steht vor dem Schauspielhause und sehnt sich nach Anarchie! (Heiterkeit und Bravo. Selbst Herr von Gagern lacht.) In allen Punkten ist die Krone vom sogenannten Rechtsboden auf den Boden der Willkür getreten. Von Unfreiheit, Erzwingung der Beschlüsse in der Versammlung war überall nie die Rede. Dieser Grund und Vorwand ist leer. Die Welt weiß, daß die Linke die Majorität hatte, sobald die Partei Waldeck und Rodbertus sich vereinigten. Von Vinke frägt mich eben, warum geht die Versammlung nicht nach Brandenburg, ich frage dagegen, warum geht denn der König nicht nach Berlin?</p>
          <p>Ebenso wie der König die Versammlung vertagen oder verlegen kann, kann die Versammlung den König vertagen oder verlegen!! (Beifall!)</p>
          <p>Herr Bassermann hat solche Lappalien in seinem Berliner Bericht erzählt, um den Bruch einer Verfassung zu rechtfertigen, daß es wohl mit den eigentlichen und gewichtigen Gründen sehr schlecht aussehen mag!</p>
          <p>Die Hauptstadt hat den Fehdehandschuh der Krone diesmal nicht aufgenommen. die Provinzen werden es thun, dazu haben sie Gelegenheit bekommen, durch den Beschluß über die Steuerverweigerung. Die Provinzen werden nun sprechen!</p>
          <p>Wenn das Volk keine Steuern mehr zahlt, dann mögen die Herrn von Gottes Gnaden die Gelder zu ihrer Existenz daher holen, woher sie behaupten gekommen zu sein. (Donnernder Beifall und Heiterkeit.) Simon schließt seine Rede unter dem furchtbarsten Beifall)</p>
          <p>Hierauf spricht Cicero-Riesser für die Ausschußanträge. Herr Riesser liebt es, sich in ein künstliches Feuer hineinzusprechen. Ich kann ihnen von seinen oratorischen Figuren nichts geben!</p>
          <p><hi rendition="#g">Nauwerk</hi> spricht mit Wärme gegen die Ausschußanträge. Bei seinem Erscheinen läuft die rechte Hälfte der Versammlung fort. (Wie nennt man diese Taktlosigkeit?) Man muß err<gap reason="illegible"/>then, sagt Nauwerk, wenn man sieht, was 8 Monate nach dem März in Berlin möglich ist. Diese Versammlung, sagt er, (d. h. die Frankfurter) würde sich sogar nicht wundern, wenn Metternich wieder ein Ministerium bildete.</p>
          <p>Den Bassermannschen Bericht nennt Nauwerk eine Anektdotensammlung. Während der ganzen sehr guten Rede von Nauwerk ist solcher Lärm im Centrum, daß man kein Wort versteht. Die Linke bittet oft um Ruhe. Der Präsident von Gagern sieht sich nicht ermüßigt Ruhe zu machen. Unter andern sagt Nauwerk: von Pfuel hatte bereits ein Gesetz ausgearbeitet zum Schutz der Versammlung. Da wurde er entlassen. Das sicherste Zeichen, daß man Pfuel fortschickte weil er sich nicht hingeben wollte zu Gewaltstreichen.</p>
          <p>Nauwerk macht auch die interessante Mittheilung, daß in der Deckerschen Oberhofbuchdruckerei schon lange vor der Catastrophe die Plakate fertig gedruckt waren, folgenden Inhalts: Da beim Einrücken meiner Truppen Unruhen vorgekommen, sehe ich mich genöthigt Berlin in Belagerungszustand zu versetzen u. s. w.: Wrangel. (Unser Centrum amüsirt sich mittlerweise mit Lachen und Spaß machen) Die Debatte wird nach Nauwerk geschlossen. Auf der Linken, wo noch die besten Redner eingeschrieben waren, wollte man die Fortsetzung der Debatte. Der Berichterstatter des Ausschusses (ich glaube Falk) spricht so, daß er die Linke aufs unverantwortlichste verhöhnt. Zimmermann von Spandau beschwert sich über die offenbarste Verhöhnung, der Präsident v. Gagern hat dem Redner nichts zu erinnern. Den Beschluß der Steuerverweigerung nennt der Berichterstatter: &#x201E;einen gesetzmonströsen, unerhörten, noch nie dagewesenen, einen mit Leichtsinn hinausgeschleuderten.&#x201C;</p>
          <p>Abstimmung.</p>
          <p>Den Antrag von Zell: Die hohe Nationalversammlung wolle in dem zwischen der preußischen Staatsregierung und der preußischen Nationalversammlung eingetretenen Conflikte entscheiden, und durch die Centralgewalt die preußische veranlassen:</p>
          <p>1) Der Fortsetzung der preußischen Nationalversammlung in Berlin kein weiteres Hinderniß entgegenzusetzen, und alle einseitig verfügten exceptionellen Maaßregeln zurückzunehmen.</p>
          <p>2) Sich mit einem volksthümlichen Ministerium zu umgeben</p>
          <p>3) Zur nachdrücklichen Durchführung dieser Beschlüsse sofort nöthige Schrtte, zu thun.</p>
          <p>Mit 273 Stimmen gegen 184 werden dieselben verworfen.</p>
          <p>(Ich höre soeben von vielen Seiten die allgemein verbreitete Nachricht, die ganze Linke und alles was dazu gehört, werde austreten, je nachdem das Resultat der heutigen Abstimmung ausfällt.)</p>
          <p>Punkt 1. Der Ausschußantrag (S. oben.) wird mit 393 Stimmen gegen 6 angenommen. 24 Abgeordnete unter andern Radowitz stimmten nicht mit.</p>
          <p>Der 2. Punkt des Ausschusses (Null- und Nichtigkeits-Erklärung des Berliner Steuerverweigerungs-Beschlusses) wird mit 276 Stimmen gegen 150 angenommen.</p>
          <p>Von der Linken ertönten nach dieser Abstimmung die kräftigsten Pfui! Gagern ruft die &#x201E;Pfuirufer&#x201C; zur Ordnung und verlangt die Namen derselben. Vogt vom Platze: &#x201E;ich habe zwar nicht pfui! gerufen, da man aber die Namen verlangt, so trete ich den Pfuirufern bei.</p>
          <p>Der 3. Punkt (S. oben.) des Ausschusses wurde angenommen.</p>
          <p>Etwa hundert Lichter brennen in der Kirche.</p>
          <p>Vor der Abstimmung über Punkt drei erklärt Schoder im Namen von 130 bis 140 Mitgliedern der Linken, daß die ganze Linke sich der Abstimmung enthält weil sie nach dem Vorangegangenen den Punkt 3. für eine leere nutzlose Phrase erklären muß. Auch zieht Schoder seinen Zusatz zurück, weil er nicht hoffen darf, daß diese Versammlung irgend einem Beschluß gegen die Krone ihre Zustimmung geben werde. (Unter Bravo links geht die Linke aus dem Saale.)</p>
          <p>140 Mitglieder der Rechten erklären, daß sie gegen alle ferneren Beschlüsse der sogenannten Berliner Versammlung, zu Folge des heute unter Punkt 2 angenommenen Antrags, protestiren. Nachdem die drei lieblichen Ausschußanträge angenommen, wird die Sitzung gegen 7 Uhr geschlossen. Große Aufregung.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar150_018" type="jArticle">
          <head>Frankfurt, 18. Nov.</head>
          <p>Ansprache an das Preußische Volk.</p>
          <p>Die unterzeichneten Mitglieder der deutschen Reichsversammlung haben mit tiefstem Schmerze gesehen, daß die Mehrheit der Versammlung heute eine sofortige Berathung über die Maßregeln abgelehnt hat, welche zur Beseitigung des zwischen der Krone Preußen und der preußischen Nationalvertretung bestehenden Konfliktes zu treffen sind. Wir sind innig durchdrungen von der Ueberzeugung, daß die Geschicke Preußens und Deutschlands an dem Wendepunkte angekommen sind, wo es sich entscheidet, ob in Deutschland Freiheit und Einheit in ruhiger verfassungsmäßiger Gestaltung, oder nach neuen vielleicht sehr langen und blutigen Umwälzungen gewonnen werden sollen. Wir sind uns bewußt, daß jetzt die Ereignisse eines Tages das Schicksal unseres Volkes für eine lange Zukunft bestimmen können. Darum schweigen wir nicht; darum rufen wir dem edeln Volke der Preußen zu: Stehe fest wie ein Mann zu Deiner Nationalvertretung! Folge unverzagt ihren Beschlüssen! Opfere für sie Dein Theuerstes, denn es gilt Deinem Theuersten, der Freiheit!</p>
          <p>Klar wie das Sonnenlicht ist das Recht auf der Seite Deiner Vertreter. Setzt man doch der Nationalversammlung, die in Fragen der Verfassung und ihrer eigenen Existenz gleichberechtigt neben der Krone steht, nur rohe Gewalt entgegen und höhnt also die Würde des Volkes selbst! Weiß man doch zur Entschuldigung hierfür nichts Anderes anzuführen, als einige höchst beklagenswerthe Exzesse, deren Wiederkehr man immerhin durch gesetzliche Sicherheitsmaßregeln, nimmermehr aber durch Antastung der Volksfreiheiten entgegentreten mochte.</p>
          <p>Preußisches Volk! Deine Geschicke und die des übrigen Deutschlands sind ewig unauflösbar verflochten! Harre aus im gerechten Kampfe! Wir stehen treu zu Dir. Die Freiheit, die Einheit werden siegen!</p>
          <p>Frankfurt, den 18. November 1848.</p>
          <p rendition="#et">Archer aus <gap reason="illegible"/>ein. Backhaus aus Jena. Baur aus Hechingen. Becker aus Trier. Bauernschmid aus Wien. Berger aus Wien. Blumröder aus Kirchlamitz. Boczek aus Mähren. Böcking aus Trarbach. Bogen aus Michelstadt. Bresgen aus Ahrweiler. Caspers aus Koblenz. Christmann aus Dürkheim. Claussen aus Kiel. Cnyrim aus Kurhessen. Cropp aus Oldenburg. Damm aus Tauberbischofsheim. Demel aus Teschen. Dham aus Schmalenberg. v. Dieskau aus Plauen. Dietsch aus Annaberg. Drechsler aus Rostok. Eckert aus Bromberg. Eisenmann aus Nürnberg. Eisenstuck aus Chemnitz. Engel aus Pinneberg. Esterle aus Cavalese. Fallmerayer aus München. Federer aus Stuttgart. Fehrenbach aus Sackingen. Fetzer aus Stuttgart. Förster aus Hünfeld. Freese aus Stargard. Freudentheil aus Stade. Frisch aus Stuttgart. Fröbel aus Berlin. Geigel aus München. Giskra aus Wien. v. Gladis aus Wohlau. Gottschalk aus Schopfheim. Gravenhorst aus Lüneburg. Groß aus Prag. Grubert aus Breslau. Grumbrecht aus Lüneburg. Gunther aus Leipzig. Gulden aus Zweibrücken. Hagen, K., aus Heidelberg. Haggenmüller aus Kempten. Hallbauer aus Meißen. Hartmann aus Leitmeritz. Hedrich aus Prag. Hehner aus Wiesbaden. Heisterbergk aus Rochlitz. Heldmann aus Hessen. Hensel aus Kamenz. Hentges aus Heilbronn. Heubner aus Freiberg. Heubner aus Zwickau. Hildebrand aus Marburg. Hönniger aus Rudolstadt. Hoffbauer aus Nordhausen. Hofmann aus Seifhennersdorf (Sachsen). Johannes aus Meiningen. Jopp aus Enzersdorf. v. Idstein aus Mannheim. Jucho aus Frankfurt a. M. Käfferl<gap reason="illegible"/>in aus Bayreuth. Kierulff aus Rostock. Kohler aus Seehausen. Kolb aus Speyer. Langbein aus Wurzen. Leue aus Köln. Levysohn aus Grünberg. Makowiczka aus Krakau. Mammen aus Plauen. Mandrella aus Ujest. Mareck aus Gratz (Steyermark). Mayer aus Ottobeuern. v. Mayfeld aus Wien. Melly aus Wien. Meyer aus Liegnitz. Minkus aus Marienfeld. Mittermaier aus Heidelberg. Mohl, Moritz, aus Stuttgart. Mohr aus Oberingelheim. Möller aus Reichenberg. Molling aus Oldenburg. Müller aus Meiningen. Müller aus Damm (Baiern). Nägele aus Murrhardt. Nauwerck aus Berlin. Neugebauer aus Luditz. Nicol aus Hannover. Pattai aus Steyermark. Pau<gap reason="illegible"/> aus Neisse. Peter aus Constanz. Pfahler aus Tettnang. Pinckert aus Zeitz. Plaß aus Stade. Rank aus Wien. v. Rappard aus Glambek. Raus aus Wolframitz. Raveaux aus Köln. v. Reden au Berlin. Reichard aus Speyer. Reinhard aus Boytzenburg. Reinstein aus Naumburg. Reitter aus Prag. Riehl aus Zwettl. Rheinwald aus Bern. Rodinger aus Stuttgart. Roßmäßler aus Tharand bei Dresden. Rühl aus Hanau. Scharre aus Strehla. Schenk aus Dillenburg. v. Scherpenzeel aus Baarlo. Schilling aus Wien. Schlutter aus Altenburg. Schmidt, Adolph, aus Berlin. Schmitt aus Kaiserslautern. Schneider aus Wien. Schoder aus Stuttgart. Schott aus Stuttgart. Schüler aus Jena. Schüler, Friedrich, aus Zweibrücken. Schulz aus Darmstadt. Simon, Heinrich, aus Breslau. Simon, Max, aus Breslau. Simon, Ludwig, aus Trier. Spatz aus Frankenthal. v. Stremayr aus Gratz. Tafel aus Stuttgart. Tafel, Franz, aus Zweibrücken. Titus aus Bamberg. Trampusch aus Wien. v. Trützschler aus Dresden. Uhland aus Tübingen. Umbscheiden aus Dahn, Venedey aus Köln. Vischer aus Tübingen. Vogel aus Guben. Vogt aus Gießen. Wagner aus Steyr. v. Watzdorf aus Leichnam. Wedekind aus Bruchhausen. Werner aus Oberkirch. Weisenborn aus Eisenach. Werthmüller aus Fulda. Wesendonk aus Düsseldorf. Wiesner aus Wien. Wigard aus Dresden. v. Wydenbrugk aus Weimar. Zell aus Trier. Ziergert aus preuß. Minden. Zimmermann aus Stuttgart. Zimmermann aus Spandow. Zitz aus Mainz.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar150_019" type="jArticle">
          <head><bibl><author>24</author></bibl> Minden, 20 November.</head>
          <p>Von einer starkbesuchten Volksversammlung im Schauspielhause wurde Dr. Hertzberg fast einstimmig zum Deputirten nach dem Kongreß der westphälischen Vereine in Münster gewählt.</p>
          <p>Der Beschluß der Nationalversammlung, die Steuerverweigerung betreffend, wird im Volke, namentlich unter den Landleuten, mit ungetheiltem Jubel aufgenommen. Unter Letztern beginnt ein reges politisches Leben. Sie lernen ihre Freunde schätzen und ihre Feinde nicht mehr fürchten.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar150_020" type="jArticle">
          <head><bibl><author>129</author></bibl> Münster, 20. Novbr.</head>
          <p>Seit Kurzem kennt man unsere Stadt nicht wieder. Täglich Volksversammlung, täglich Aufrufe und Plakate, eine Aufregung und Begeisterung ist uberall, daß man an Zauberei glauben möchte. Die Zauberei ist übrigens einfach, es ist das Rechtlichkeitsgefühl des Volkes verletzt, man hat innerste Mark &#x201E;der sentimentalen Eichen&#x201C; angetastet, daher die Entrüstung, daher die einfache Thatsache, daß in einer Bürgerwehrversammlung der <hi rendition="#g">einstimmige</hi> Beschluß gefaßt wurde, dem Ministerium Brandenburg den <hi rendition="#g">energischsten Widerstand</hi> entgegenzusetzen, die Nat.-Vers. aber mit Gut und Blut zu unterstützen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar150_021" type="jArticle">
          <head><bibl><author>129</author></bibl> Münster, 20. Nov.</head>
          <p>Der Kongreß westphälischer Deputirten zur Unterstützung der preußischen Nationalversammlung, welcher von 65 Vereinen mit 153 Deputirten beschickt war, hat in drei Sitzungen von vorgestern und gestern folgende Beschlüsse gefaßt:</p>
          <p>1) Der Kongreß anerkennt die preußische Nationalversammlung als die gegenwärtig einzig gesetzlich handelnde und zur Gesetzgebung befugte Auctorität in Preußen;</p>
          <p>2) der Kongreß erklärt, daß das Volk dem Beschlusse der Nationalversammlung vom 15. November (Steuerverweigerung) Folge zu leisten habe;</p>
          <p>3) eine Aufforderung an die preußische Nationalversammlung zu richten, zu ihrem Schutz und zur Aufrechthaltung der Märzerrungenschaften die Landwehr einzuberufen;</p>
          <p>4) die militärische Organisation und Bewaffnung der Bürgerwehr zu bewirken;</p>
          <p>5) eine Proklamation an die Söhne Westphalens im Heer, und ihre Väter u. s. w. zu erlassen, jene aufzufordern, sich nicht zur Unterdrückung der Volksrechte mißbrauchen zu lassen, diese zu veranlassen, ihre Kinder von dergleichen Handlungen abzuhalten;</p>
          <p>6) die Niederlegung des Mandats Seitens der weggelaufenen westphälischen Deputirten und Neuwahlen für diese zu bewirken;</p>
          <p>7) die Beschlüsse und Verhandlungen des Kongresses zu veröffentlichen und auch der Nationalversammlung mitzutheilen;</p>
          <p>8) die vertretenen Vereine zu centralisiren und den dieserhalb vorgelegten Entwurf mit wenigen Modifikationen anzunehmen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar150_022" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Cleve, 19. November.</head>
          <p>In der heutigen Volksversammlung des Kreises Cleve ist der vom Comité &#x201E;zur Wahrung volksthümlicher Freiheit&#x201C; ausgegangene Antrag einstimmig von mehr als 4000 Kreiseingesessenen angenommen worden.</p>
          <p>&#x201E;Der Deputirte des Kreises Cleve, A. Arntz, hat sich durch sein Verhalten in der N.-V. zu Berlin wohl verdient gemacht um das Vaterland. Dies auszusprechen, halten wir hier für unsere heilige Pflicht.&#x201C;</p>
          <p><hi rendition="#g">Die Kreiseingesessenen</hi>.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar150_023" type="jArticle">
          <head><bibl><author>34</author></bibl> Eschweiler, 19. Nov.</head>
          <p>In der heute hier abgehaltenen, zahlreich besuchten Volksversammlung wurde einstimmig dem Beschlusse der hohen Nationalversammlung zu Berlin in Betreff der Steuerverweigerung beigepflichtet und sogleich eine Kommission von 18 Männern ernannt, die darüber zu wachen habe, daß bei etwaigen Zwangsverkäufen weder geboten noch angekauft wird. Ferner wurde der Beschluß gefaßt, daß Hr. D. Hansemann, so wie dessen Stellvertreter Herrn Packenius ihr Mandat als Abgeordnete für für den hiesigen Landkreis niederlegen mögen, weil dieselben das in sie gesetzte Vertrauen nicht mehr verdienen und wurde demgemäß sofort eine Mißtrauensadresse votirt, welche augenblicklich mit zahlreichen Unterschriften bedeckt ward. Zuletzt wurde noch einstimmig beschlossen den hiesigen Bürgermeister so wie den Commandanten der Bürgerwehr aufzufordern, die in Verfall gerathene und eingeschlafene Bürgerwehr sofort wieder ins Leben zu rufen, respekt. neu zu organisiren.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar150_024" type="jArticle">
          <head><bibl><author>28</author></bibl> Berncastel, 17. Nov.</head>
          <p>Auf Anregung der hiesigen Wahlmänner zirkulirte seit vorgestern eine energisch gefaßte, von fünf Eilboten herumgetragene Vertrauensadresse an die hohe Nationalversammlung in Berlin unter den Wahlmännern des ganzen Kreises.</p>
          <p>Von 81 Wahlmänner haben 68 (einige verweigerten die Unterschrift, die übrigen wurden nicht zu Hause angetroffen) die Adresse unterzeichnet, und darin erklärt, daß sie in Verbindung mit ihren Urwählern die hohe Nationalversammlung in allen ihren Beschlüssen auf das kräftigste unterstützen würden.</p>
          <p>In der gestrigen Volksversammlung wurde von der gesammten Bürgerschaft ein Bürgerausschuß gewählt, um gemeinschaftlich mit dem Gemeinderathe eine allgemeine Volksbewaffnung zu veranlassen.</p>
          <p>Morgen treten die hiesigen Landwehrmänner zusammen, um einen Aufruf an ihre Kameraden in der Umgegend ergehen zu lassen.</p>
          <p>In Folge der in dem demokratischen Centralverein in Berlin ergangenen Aufrufes kamen sofort durch freiwillige Beiträge 50 Thlr. zusammen.</p>
          <p>Die Mosel und Landbewohner befinden sich in größter Aufregung. Alles rüstet sich mit großer Entschlossenheit zum Kampfe.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar150_025" type="jArticle">
          <head>Paris, 20. Novbr.</head>
          <p>Das gestrige Nachfest verlief ohne alle Störung. Die Befürchtungen der Regierung, daß Unruhen ausbrechen würden, haben sich keineswegs bestätigt. Die einzigen Demonstrationen, die etwa dazu Veranlassung hätten geben können, fanden gegen Abend auf dem Stadthausplatze statt. Das Volk, das dort überaus zahlreich versammelt war, rief mehrere Male sehr energisch: &#x201E;Nieder mit der Mobilgarde! Hoch die Linie! Es lebe die demokratisch-soziale Republik!</p>
          <p>Indessen stellten sich die anwesenden Mobilgarden taub und die Illumination verlief ruhig. Um Mitternacht war der Platz leer.</p>
          <p>&#x2014; In der Voraussetzung von Emeuten hatte das Ministerium gestern bedeutende Waffen und Munitionsmassen aus den Zeughäusern in die Kasernen fahren lassen. Auch waren alle Wachtposten verdoppelt.</p>
          <p>&#x2014; Die sämmtlichen französischen Eisenbahngesellschaften haben, auf Zureden des Staatsbautenministers, wie man hört, den Beschluß gefaßt, die Waggons (3. Klasse) statt der bisherigen Ledervorhänge, mit Glaseinfassung zu versehen, damit der Arme nicht immer allem Wind und Wetter ausgesetzt bleibe.</p>
          <p>&#x2014; Trotz der gestrigen Festlichkeiten sahen wir doch sehr zahlreiche Gruppen auf den innern Boulevards und an den Straßenecken und öffentlichen Plätzen. Die Polizei thut ihnen nichts; sie überwacht sie nur. Aber starke Patrouillen jagten sie mehrere Male auseinander. Einige der Hauptschreier für die Präsidentschaft Louis Napoleons wären beinahe arretirt worden.</p>
          <p>&#x2014; Paris sah gestern zwei interessante Bankette. 1) Frauenbankett, 2) Bergbankett. Das erste zählte 1200, das letzte 2500 Gäste. Im ersten sprachen die Frauen: Muniot, Meisme de Longueville aus Rouen, Gay aus Vitry, Bourgeois-Alix, Deouin, d'Espilly, Mesmer und Mailly-Latouche, über die falsche und unglückliche Stellung des Weibes in der heutigen Gesellschaft. Sie brachten mehrere Trinksprüche aus, von denen besonders diejenigen stark beklatscht wurden, welche auf sociale Harmonie hindeuteten. Auch eine Unbekannte ergriff schließlich das Wort, um den gesetzgebenden Versammlungen und selbst dem Taitboutklub darüber Vorwürfe zu machen, daß in allen Beschlüssen und Manifesten mit keiner Silbe der weiblichen Knechtschaft gedacht würde. Charles Dain, ein Mitglied jenes Klubs, der sich neben Pierre Leroux und einigen andern Repräsentanten am Bureautische befand, versicherte der schönen Unbekannten (sie war wirklich schön), daß der Berg entschieden socialistisch auftreten, mithin auch diese gesellschaftliche Frage lösen werde. Er trinke daber auf vollständige Vereinigung der Sozialisten und der Montagnards. Diese Wendung gefiel sehr und nachdem noch zwei liebenswürdige Kinder ihre eigenen Verse vorgetragen hatten, trennte sich das meisten-
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0789/0003] Ihnen, daß die Flugblätter, redigirt von Jürgens, Abg. der National-Versammlung, den Bericht von Bassermann aufs Schleunigste abgedruckt und in Millionen Abdrücken mit den dringensten Empfehlungen in alle Welt senden. Man ist nicht sicher vor diesen Flugblättern, sie werden einem in die Tasche gesteckt, ehe man sichs versieht). Die Verlegung der Versammlung, fährt Jordan fort, war durchaus das mildeste Mittel — im konstistutionellen Sinne. Das Ministerium Brandenburg nennt der Jordansche Bericht ein wahres Heldenministerium; dessen Verwerfung schon vor der Ernennung durch Protest sei unkonstitutionell, ganz verwerflich. Der Beschluß der Steuerverweigerung sei widergesetzlich — sei schrecklich — sei der Burgerkrieg. Der Bericht spricht fortwährend von dem „Theil der Versammlung.“ (Damit meint er wahrscheinlich die 250 Mitglieder, welche geblieben sind gegen die 60 Ausgetretenen). Die von Bassermann angeführten (Lügen) Bedingungen (S. letzte Sitzung) seien von Unruh und Kirchmann gestellt. Hierzu werden Privatgespräche Bassermann's mit Kirchmann und Unruh angeführt, Gespräche, die wohl eines Tages von Kirchmann und Unruh widerlegt werden dürften. — Endlich stellt der Bericht (mit Ausnahme von 4 Stimmen) folgende Anträge: Die Reichsversammlung im Verfolg Ihrer letztgefaßten Beschlüsse etc., fordert die Centralgewalt auf, durch die in Berlin anwesenden Reichskommissarien hinzuwirken auf: 1) Ernennung eines Ministeriums, welches das Vertrauen des Landes besitzt; 2) zu erklären, daß sie den rechtswidrigen, die Staatsgesellschaft gefährdenden Beschluß der in Berlin (!) zurückgebliebenen Versammlung auf Steuerverweigerung ausdrücklich für null und nichtig; erklärt endlich, daß sie die dem preußischen Volke gewährten Rechte und Freiheiten gegen jeden Versuch eines Eingriffs schützen werde. Vier Mitglieder des Ausschusses, Werner von Coblenz, Giskra, Schwarz und Heym haben zu diesen Anträgen nicht mitgestimmt. Rappard nimmt das Wort, um zu erklären, daß von seinen Zeugenaussagen kein Wort im Bericht erwähnt sei (hört! hört!) daß ferner der ganze Bericht weiter nichts sei als die direkte Aussage des fortgelaufenen Abgeordneten der Berliner Rechten Reichensperger. (hört! hört! Lautes Bravo links!) Jordan von Berlin muß dies zugestehen, meint aber, daß Rappard größtentheils Ansichten, keine Thatsachen gegeben. Präsident verlies't mehrere Verbesserungsanträge zu dem Ausschußantrage. Zell, Mittermaier, Schoder und mehrere stellen Anträge, die die Sache im Sinne des preußischen Volks erledigen. Giskra will das Protokoll des Ausschusses verlesen. Schrader (von der Rechten, Mitglied des Ausschusses) protestirt dagegen, weil er darin mehrere confidentielle (!) Zeugenaussagen (!) gethan, die er der Versammlung nicht vorgelegt haben will. (Links: Aha!) Rappard nimmt das Wort, um den Bassermann'schen Bericht zu widerlegen. Unter andern sagt er: (hört!) daß die preußische Reaktion mit aller Macht dahin gewirkt, daß Maßregeln zum Schutz der Versammlung von der Regierung nicht getroffen würden; um also einen Conflikt herbeizuführen (hört! hört!). Rappard hat seine Nachrichten von allen Fraktionen der Berliner Versammlung. Er wird vielfach unterbrochen. Unter Anderm meint er, alle wichtigen Ereignisse Deutschlands werden hier (in Frankfurt) von Ihnen an die Ausschüsse verwiesen, an Ausschüsse, gebildet von Mitgliedern unserer Majorität — die Mitglieder der Linken werden nie in die Ausschüsse gewählt. Das ist eine Thatsache. — Auf seiner ganzen Reise nach Berlin und weiter hat er die volle Ueberzeugung gewonnen, daß, wenn die Nationalversammlung so fortfährt, wie in der österreichischen und preußischen Angelegenheit, sie vom deutschen Volk bald mit demselben Leichentuch wie der alte Bundestag bedeckt werden wird. Was er alles über Bassermann gehört hat, will er gar nicht wiederholen. Von der nun folgenden Diskussion, zu der etwa 40-50 Redner eingeschrieben sind, gebe ich Ihnen nur das Allerdringendste. Zuerst spricht Vinke für die Anträge des Ausschusses. Es sei nicht bloß Recht, sondern Pflicht der Krone gewesen, die Versammlung zu verlegen. Ueber den Beschluß der Steuerverweigerung geräth er außer sich. (Die Rechte klatscht.) Simon von Trier: Entweder Ja oder Nein ist hier auszusprechen. Entweder Volkssouveränität, die Sie hier so pomphaft erklärten — oder Fürsten. — Für eines von beiden mögen Sie sich entscheiden. Vom Könige ist nichts geschenkt worden, vom Volke ist alles genommen worden, was es hat, errungen mit seinem Herzblut — und auf das Volk wird es ankommen, wieviel es den Königen zuruckgeben will. (Stürmisches Bravo). Durch den Bruch zwischen Krone und Volk in der Nacht vom 18. zum 19. März hat die Berliner Vertretung ihre Rechte bekommen, Rechte, die der vereinigte Landtag nie gehabt hat. Auf diesrn Rechtsboden will uns Herr Vinke zurückführen in den weißen Saal, wo die Herren Ritter sitzen und tagen über das Wohl des Volks. Wer hier sitzt, sitzt nicht hier von Rechtswegen, sondern von Aufruhrswegen (Sensation), und wenn man 1000mal hier auf den Rechtspunkt zurückkommen möchte, es bleibt dabei, wir sitzen hier von Aufruhrswegen, Die Berliner Versammlung hat jetzt mehr wie je das Vertrauen des Volkes. Alle großen Städte haben Zustimmungsadressen geschickt, während der preußische Staatsanzeiger mit aller Mühe und Noth 30 kleine Adressen aus kleinen Städten zusammen gehaspelt. Die Berliner Banquiers haben der Versammlung Credit eröffnet. Man mag hieraus sehen, ob nach Bassermann, der General Wrangel in Berlin mit so allgemeiner Freude empfangen, in der Würde und Glorie absoluter Ueberflüssigkeit steht. Dieser Sieger der Dannewirke mit seinen Tausenden, seinen Kanonen und Kartätschen, scharfgeschliffenen Schwertern etc. vor diesen würdigen 250 Männern. (Beifall!) Simon erweist weiter die Ungesetzlichkeit der Auflösung der Bürgerwehr und des Belagerungszustandes. Nur Krieg und Aufruhr berechtigten zu Belagerungszustand. Wo ist der Krieg? Wo ist der Aufruhr? Herr von Wrangel steht vor dem Schauspielhause und sehnt sich nach Anarchie! (Heiterkeit und Bravo. Selbst Herr von Gagern lacht.) In allen Punkten ist die Krone vom sogenannten Rechtsboden auf den Boden der Willkür getreten. Von Unfreiheit, Erzwingung der Beschlüsse in der Versammlung war überall nie die Rede. Dieser Grund und Vorwand ist leer. Die Welt weiß, daß die Linke die Majorität hatte, sobald die Partei Waldeck und Rodbertus sich vereinigten. Von Vinke frägt mich eben, warum geht die Versammlung nicht nach Brandenburg, ich frage dagegen, warum geht denn der König nicht nach Berlin? Ebenso wie der König die Versammlung vertagen oder verlegen kann, kann die Versammlung den König vertagen oder verlegen!! (Beifall!) Herr Bassermann hat solche Lappalien in seinem Berliner Bericht erzählt, um den Bruch einer Verfassung zu rechtfertigen, daß es wohl mit den eigentlichen und gewichtigen Gründen sehr schlecht aussehen mag! Die Hauptstadt hat den Fehdehandschuh der Krone diesmal nicht aufgenommen. die Provinzen werden es thun, dazu haben sie Gelegenheit bekommen, durch den Beschluß über die Steuerverweigerung. Die Provinzen werden nun sprechen! Wenn das Volk keine Steuern mehr zahlt, dann mögen die Herrn von Gottes Gnaden die Gelder zu ihrer Existenz daher holen, woher sie behaupten gekommen zu sein. (Donnernder Beifall und Heiterkeit.) Simon schließt seine Rede unter dem furchtbarsten Beifall) Hierauf spricht Cicero-Riesser für die Ausschußanträge. Herr Riesser liebt es, sich in ein künstliches Feuer hineinzusprechen. Ich kann ihnen von seinen oratorischen Figuren nichts geben! Nauwerk spricht mit Wärme gegen die Ausschußanträge. Bei seinem Erscheinen läuft die rechte Hälfte der Versammlung fort. (Wie nennt man diese Taktlosigkeit?) Man muß err_ then, sagt Nauwerk, wenn man sieht, was 8 Monate nach dem März in Berlin möglich ist. Diese Versammlung, sagt er, (d. h. die Frankfurter) würde sich sogar nicht wundern, wenn Metternich wieder ein Ministerium bildete. Den Bassermannschen Bericht nennt Nauwerk eine Anektdotensammlung. Während der ganzen sehr guten Rede von Nauwerk ist solcher Lärm im Centrum, daß man kein Wort versteht. Die Linke bittet oft um Ruhe. Der Präsident von Gagern sieht sich nicht ermüßigt Ruhe zu machen. Unter andern sagt Nauwerk: von Pfuel hatte bereits ein Gesetz ausgearbeitet zum Schutz der Versammlung. Da wurde er entlassen. Das sicherste Zeichen, daß man Pfuel fortschickte weil er sich nicht hingeben wollte zu Gewaltstreichen. Nauwerk macht auch die interessante Mittheilung, daß in der Deckerschen Oberhofbuchdruckerei schon lange vor der Catastrophe die Plakate fertig gedruckt waren, folgenden Inhalts: Da beim Einrücken meiner Truppen Unruhen vorgekommen, sehe ich mich genöthigt Berlin in Belagerungszustand zu versetzen u. s. w.: Wrangel. (Unser Centrum amüsirt sich mittlerweise mit Lachen und Spaß machen) Die Debatte wird nach Nauwerk geschlossen. Auf der Linken, wo noch die besten Redner eingeschrieben waren, wollte man die Fortsetzung der Debatte. Der Berichterstatter des Ausschusses (ich glaube Falk) spricht so, daß er die Linke aufs unverantwortlichste verhöhnt. Zimmermann von Spandau beschwert sich über die offenbarste Verhöhnung, der Präsident v. Gagern hat dem Redner nichts zu erinnern. Den Beschluß der Steuerverweigerung nennt der Berichterstatter: „einen gesetzmonströsen, unerhörten, noch nie dagewesenen, einen mit Leichtsinn hinausgeschleuderten.“ Abstimmung. Den Antrag von Zell: Die hohe Nationalversammlung wolle in dem zwischen der preußischen Staatsregierung und der preußischen Nationalversammlung eingetretenen Conflikte entscheiden, und durch die Centralgewalt die preußische veranlassen: 1) Der Fortsetzung der preußischen Nationalversammlung in Berlin kein weiteres Hinderniß entgegenzusetzen, und alle einseitig verfügten exceptionellen Maaßregeln zurückzunehmen. 2) Sich mit einem volksthümlichen Ministerium zu umgeben 3) Zur nachdrücklichen Durchführung dieser Beschlüsse sofort nöthige Schrtte, zu thun. Mit 273 Stimmen gegen 184 werden dieselben verworfen. (Ich höre soeben von vielen Seiten die allgemein verbreitete Nachricht, die ganze Linke und alles was dazu gehört, werde austreten, je nachdem das Resultat der heutigen Abstimmung ausfällt.) Punkt 1. Der Ausschußantrag (S. oben.) wird mit 393 Stimmen gegen 6 angenommen. 24 Abgeordnete unter andern Radowitz stimmten nicht mit. Der 2. Punkt des Ausschusses (Null- und Nichtigkeits-Erklärung des Berliner Steuerverweigerungs-Beschlusses) wird mit 276 Stimmen gegen 150 angenommen. Von der Linken ertönten nach dieser Abstimmung die kräftigsten Pfui! Gagern ruft die „Pfuirufer“ zur Ordnung und verlangt die Namen derselben. Vogt vom Platze: „ich habe zwar nicht pfui! gerufen, da man aber die Namen verlangt, so trete ich den Pfuirufern bei. Der 3. Punkt (S. oben.) des Ausschusses wurde angenommen. Etwa hundert Lichter brennen in der Kirche. Vor der Abstimmung über Punkt drei erklärt Schoder im Namen von 130 bis 140 Mitgliedern der Linken, daß die ganze Linke sich der Abstimmung enthält weil sie nach dem Vorangegangenen den Punkt 3. für eine leere nutzlose Phrase erklären muß. Auch zieht Schoder seinen Zusatz zurück, weil er nicht hoffen darf, daß diese Versammlung irgend einem Beschluß gegen die Krone ihre Zustimmung geben werde. (Unter Bravo links geht die Linke aus dem Saale.) 140 Mitglieder der Rechten erklären, daß sie gegen alle ferneren Beschlüsse der sogenannten Berliner Versammlung, zu Folge des heute unter Punkt 2 angenommenen Antrags, protestiren. Nachdem die drei lieblichen Ausschußanträge angenommen, wird die Sitzung gegen 7 Uhr geschlossen. Große Aufregung. Frankfurt, 18. Nov. Ansprache an das Preußische Volk. Die unterzeichneten Mitglieder der deutschen Reichsversammlung haben mit tiefstem Schmerze gesehen, daß die Mehrheit der Versammlung heute eine sofortige Berathung über die Maßregeln abgelehnt hat, welche zur Beseitigung des zwischen der Krone Preußen und der preußischen Nationalvertretung bestehenden Konfliktes zu treffen sind. Wir sind innig durchdrungen von der Ueberzeugung, daß die Geschicke Preußens und Deutschlands an dem Wendepunkte angekommen sind, wo es sich entscheidet, ob in Deutschland Freiheit und Einheit in ruhiger verfassungsmäßiger Gestaltung, oder nach neuen vielleicht sehr langen und blutigen Umwälzungen gewonnen werden sollen. Wir sind uns bewußt, daß jetzt die Ereignisse eines Tages das Schicksal unseres Volkes für eine lange Zukunft bestimmen können. Darum schweigen wir nicht; darum rufen wir dem edeln Volke der Preußen zu: Stehe fest wie ein Mann zu Deiner Nationalvertretung! Folge unverzagt ihren Beschlüssen! Opfere für sie Dein Theuerstes, denn es gilt Deinem Theuersten, der Freiheit! Klar wie das Sonnenlicht ist das Recht auf der Seite Deiner Vertreter. Setzt man doch der Nationalversammlung, die in Fragen der Verfassung und ihrer eigenen Existenz gleichberechtigt neben der Krone steht, nur rohe Gewalt entgegen und höhnt also die Würde des Volkes selbst! Weiß man doch zur Entschuldigung hierfür nichts Anderes anzuführen, als einige höchst beklagenswerthe Exzesse, deren Wiederkehr man immerhin durch gesetzliche Sicherheitsmaßregeln, nimmermehr aber durch Antastung der Volksfreiheiten entgegentreten mochte. Preußisches Volk! Deine Geschicke und die des übrigen Deutschlands sind ewig unauflösbar verflochten! Harre aus im gerechten Kampfe! Wir stehen treu zu Dir. Die Freiheit, die Einheit werden siegen! Frankfurt, den 18. November 1848. Archer aus _ ein. Backhaus aus Jena. Baur aus Hechingen. Becker aus Trier. Bauernschmid aus Wien. Berger aus Wien. Blumröder aus Kirchlamitz. Boczek aus Mähren. Böcking aus Trarbach. Bogen aus Michelstadt. Bresgen aus Ahrweiler. Caspers aus Koblenz. Christmann aus Dürkheim. Claussen aus Kiel. Cnyrim aus Kurhessen. Cropp aus Oldenburg. Damm aus Tauberbischofsheim. Demel aus Teschen. Dham aus Schmalenberg. v. Dieskau aus Plauen. Dietsch aus Annaberg. Drechsler aus Rostok. Eckert aus Bromberg. Eisenmann aus Nürnberg. Eisenstuck aus Chemnitz. Engel aus Pinneberg. Esterle aus Cavalese. Fallmerayer aus München. Federer aus Stuttgart. Fehrenbach aus Sackingen. Fetzer aus Stuttgart. Förster aus Hünfeld. Freese aus Stargard. Freudentheil aus Stade. Frisch aus Stuttgart. Fröbel aus Berlin. Geigel aus München. Giskra aus Wien. v. Gladis aus Wohlau. Gottschalk aus Schopfheim. Gravenhorst aus Lüneburg. Groß aus Prag. Grubert aus Breslau. Grumbrecht aus Lüneburg. Gunther aus Leipzig. Gulden aus Zweibrücken. Hagen, K., aus Heidelberg. Haggenmüller aus Kempten. Hallbauer aus Meißen. Hartmann aus Leitmeritz. Hedrich aus Prag. Hehner aus Wiesbaden. Heisterbergk aus Rochlitz. Heldmann aus Hessen. Hensel aus Kamenz. Hentges aus Heilbronn. Heubner aus Freiberg. Heubner aus Zwickau. Hildebrand aus Marburg. Hönniger aus Rudolstadt. Hoffbauer aus Nordhausen. Hofmann aus Seifhennersdorf (Sachsen). Johannes aus Meiningen. Jopp aus Enzersdorf. v. Idstein aus Mannheim. Jucho aus Frankfurt a. M. Käfferl_ in aus Bayreuth. Kierulff aus Rostock. Kohler aus Seehausen. Kolb aus Speyer. Langbein aus Wurzen. Leue aus Köln. Levysohn aus Grünberg. Makowiczka aus Krakau. Mammen aus Plauen. Mandrella aus Ujest. Mareck aus Gratz (Steyermark). Mayer aus Ottobeuern. v. Mayfeld aus Wien. Melly aus Wien. Meyer aus Liegnitz. Minkus aus Marienfeld. Mittermaier aus Heidelberg. Mohl, Moritz, aus Stuttgart. Mohr aus Oberingelheim. Möller aus Reichenberg. Molling aus Oldenburg. Müller aus Meiningen. Müller aus Damm (Baiern). Nägele aus Murrhardt. Nauwerck aus Berlin. Neugebauer aus Luditz. Nicol aus Hannover. Pattai aus Steyermark. Pau_ aus Neisse. Peter aus Constanz. Pfahler aus Tettnang. Pinckert aus Zeitz. Plaß aus Stade. Rank aus Wien. v. Rappard aus Glambek. Raus aus Wolframitz. Raveaux aus Köln. v. Reden au Berlin. Reichard aus Speyer. Reinhard aus Boytzenburg. Reinstein aus Naumburg. Reitter aus Prag. Riehl aus Zwettl. Rheinwald aus Bern. Rodinger aus Stuttgart. Roßmäßler aus Tharand bei Dresden. Rühl aus Hanau. Scharre aus Strehla. Schenk aus Dillenburg. v. Scherpenzeel aus Baarlo. Schilling aus Wien. Schlutter aus Altenburg. Schmidt, Adolph, aus Berlin. Schmitt aus Kaiserslautern. Schneider aus Wien. Schoder aus Stuttgart. Schott aus Stuttgart. Schüler aus Jena. Schüler, Friedrich, aus Zweibrücken. Schulz aus Darmstadt. Simon, Heinrich, aus Breslau. Simon, Max, aus Breslau. Simon, Ludwig, aus Trier. Spatz aus Frankenthal. v. Stremayr aus Gratz. Tafel aus Stuttgart. Tafel, Franz, aus Zweibrücken. Titus aus Bamberg. Trampusch aus Wien. v. Trützschler aus Dresden. Uhland aus Tübingen. Umbscheiden aus Dahn, Venedey aus Köln. Vischer aus Tübingen. Vogel aus Guben. Vogt aus Gießen. Wagner aus Steyr. v. Watzdorf aus Leichnam. Wedekind aus Bruchhausen. Werner aus Oberkirch. Weisenborn aus Eisenach. Werthmüller aus Fulda. Wesendonk aus Düsseldorf. Wiesner aus Wien. Wigard aus Dresden. v. Wydenbrugk aus Weimar. Zell aus Trier. Ziergert aus preuß. Minden. Zimmermann aus Stuttgart. Zimmermann aus Spandow. Zitz aus Mainz. 24 Minden, 20 November. Von einer starkbesuchten Volksversammlung im Schauspielhause wurde Dr. Hertzberg fast einstimmig zum Deputirten nach dem Kongreß der westphälischen Vereine in Münster gewählt. Der Beschluß der Nationalversammlung, die Steuerverweigerung betreffend, wird im Volke, namentlich unter den Landleuten, mit ungetheiltem Jubel aufgenommen. Unter Letztern beginnt ein reges politisches Leben. Sie lernen ihre Freunde schätzen und ihre Feinde nicht mehr fürchten. 129 Münster, 20. Novbr. Seit Kurzem kennt man unsere Stadt nicht wieder. Täglich Volksversammlung, täglich Aufrufe und Plakate, eine Aufregung und Begeisterung ist uberall, daß man an Zauberei glauben möchte. Die Zauberei ist übrigens einfach, es ist das Rechtlichkeitsgefühl des Volkes verletzt, man hat innerste Mark „der sentimentalen Eichen“ angetastet, daher die Entrüstung, daher die einfache Thatsache, daß in einer Bürgerwehrversammlung der einstimmige Beschluß gefaßt wurde, dem Ministerium Brandenburg den energischsten Widerstand entgegenzusetzen, die Nat.-Vers. aber mit Gut und Blut zu unterstützen. 129 Münster, 20. Nov. Der Kongreß westphälischer Deputirten zur Unterstützung der preußischen Nationalversammlung, welcher von 65 Vereinen mit 153 Deputirten beschickt war, hat in drei Sitzungen von vorgestern und gestern folgende Beschlüsse gefaßt: 1) Der Kongreß anerkennt die preußische Nationalversammlung als die gegenwärtig einzig gesetzlich handelnde und zur Gesetzgebung befugte Auctorität in Preußen; 2) der Kongreß erklärt, daß das Volk dem Beschlusse der Nationalversammlung vom 15. November (Steuerverweigerung) Folge zu leisten habe; 3) eine Aufforderung an die preußische Nationalversammlung zu richten, zu ihrem Schutz und zur Aufrechthaltung der Märzerrungenschaften die Landwehr einzuberufen; 4) die militärische Organisation und Bewaffnung der Bürgerwehr zu bewirken; 5) eine Proklamation an die Söhne Westphalens im Heer, und ihre Väter u. s. w. zu erlassen, jene aufzufordern, sich nicht zur Unterdrückung der Volksrechte mißbrauchen zu lassen, diese zu veranlassen, ihre Kinder von dergleichen Handlungen abzuhalten; 6) die Niederlegung des Mandats Seitens der weggelaufenen westphälischen Deputirten und Neuwahlen für diese zu bewirken; 7) die Beschlüsse und Verhandlungen des Kongresses zu veröffentlichen und auch der Nationalversammlung mitzutheilen; 8) die vertretenen Vereine zu centralisiren und den dieserhalb vorgelegten Entwurf mit wenigen Modifikationen anzunehmen. * Cleve, 19. November. In der heutigen Volksversammlung des Kreises Cleve ist der vom Comité „zur Wahrung volksthümlicher Freiheit“ ausgegangene Antrag einstimmig von mehr als 4000 Kreiseingesessenen angenommen worden. „Der Deputirte des Kreises Cleve, A. Arntz, hat sich durch sein Verhalten in der N.-V. zu Berlin wohl verdient gemacht um das Vaterland. Dies auszusprechen, halten wir hier für unsere heilige Pflicht.“ Die Kreiseingesessenen. 34 Eschweiler, 19. Nov. In der heute hier abgehaltenen, zahlreich besuchten Volksversammlung wurde einstimmig dem Beschlusse der hohen Nationalversammlung zu Berlin in Betreff der Steuerverweigerung beigepflichtet und sogleich eine Kommission von 18 Männern ernannt, die darüber zu wachen habe, daß bei etwaigen Zwangsverkäufen weder geboten noch angekauft wird. Ferner wurde der Beschluß gefaßt, daß Hr. D. Hansemann, so wie dessen Stellvertreter Herrn Packenius ihr Mandat als Abgeordnete für für den hiesigen Landkreis niederlegen mögen, weil dieselben das in sie gesetzte Vertrauen nicht mehr verdienen und wurde demgemäß sofort eine Mißtrauensadresse votirt, welche augenblicklich mit zahlreichen Unterschriften bedeckt ward. Zuletzt wurde noch einstimmig beschlossen den hiesigen Bürgermeister so wie den Commandanten der Bürgerwehr aufzufordern, die in Verfall gerathene und eingeschlafene Bürgerwehr sofort wieder ins Leben zu rufen, respekt. neu zu organisiren. 28 Berncastel, 17. Nov. Auf Anregung der hiesigen Wahlmänner zirkulirte seit vorgestern eine energisch gefaßte, von fünf Eilboten herumgetragene Vertrauensadresse an die hohe Nationalversammlung in Berlin unter den Wahlmännern des ganzen Kreises. Von 81 Wahlmänner haben 68 (einige verweigerten die Unterschrift, die übrigen wurden nicht zu Hause angetroffen) die Adresse unterzeichnet, und darin erklärt, daß sie in Verbindung mit ihren Urwählern die hohe Nationalversammlung in allen ihren Beschlüssen auf das kräftigste unterstützen würden. In der gestrigen Volksversammlung wurde von der gesammten Bürgerschaft ein Bürgerausschuß gewählt, um gemeinschaftlich mit dem Gemeinderathe eine allgemeine Volksbewaffnung zu veranlassen. Morgen treten die hiesigen Landwehrmänner zusammen, um einen Aufruf an ihre Kameraden in der Umgegend ergehen zu lassen. In Folge der in dem demokratischen Centralverein in Berlin ergangenen Aufrufes kamen sofort durch freiwillige Beiträge 50 Thlr. zusammen. Die Mosel und Landbewohner befinden sich in größter Aufregung. Alles rüstet sich mit großer Entschlossenheit zum Kampfe. Französische Republik. Paris, 20. Novbr. Das gestrige Nachfest verlief ohne alle Störung. Die Befürchtungen der Regierung, daß Unruhen ausbrechen würden, haben sich keineswegs bestätigt. Die einzigen Demonstrationen, die etwa dazu Veranlassung hätten geben können, fanden gegen Abend auf dem Stadthausplatze statt. Das Volk, das dort überaus zahlreich versammelt war, rief mehrere Male sehr energisch: „Nieder mit der Mobilgarde! Hoch die Linie! Es lebe die demokratisch-soziale Republik! Indessen stellten sich die anwesenden Mobilgarden taub und die Illumination verlief ruhig. Um Mitternacht war der Platz leer. — In der Voraussetzung von Emeuten hatte das Ministerium gestern bedeutende Waffen und Munitionsmassen aus den Zeughäusern in die Kasernen fahren lassen. Auch waren alle Wachtposten verdoppelt. — Die sämmtlichen französischen Eisenbahngesellschaften haben, auf Zureden des Staatsbautenministers, wie man hört, den Beschluß gefaßt, die Waggons (3. Klasse) statt der bisherigen Ledervorhänge, mit Glaseinfassung zu versehen, damit der Arme nicht immer allem Wind und Wetter ausgesetzt bleibe. — Trotz der gestrigen Festlichkeiten sahen wir doch sehr zahlreiche Gruppen auf den innern Boulevards und an den Straßenecken und öffentlichen Plätzen. Die Polizei thut ihnen nichts; sie überwacht sie nur. Aber starke Patrouillen jagten sie mehrere Male auseinander. Einige der Hauptschreier für die Präsidentschaft Louis Napoleons wären beinahe arretirt worden. — Paris sah gestern zwei interessante Bankette. 1) Frauenbankett, 2) Bergbankett. Das erste zählte 1200, das letzte 2500 Gäste. Im ersten sprachen die Frauen: Muniot, Meisme de Longueville aus Rouen, Gay aus Vitry, Bourgeois-Alix, Deouin, d'Espilly, Mesmer und Mailly-Latouche, über die falsche und unglückliche Stellung des Weibes in der heutigen Gesellschaft. Sie brachten mehrere Trinksprüche aus, von denen besonders diejenigen stark beklatscht wurden, welche auf sociale Harmonie hindeuteten. Auch eine Unbekannte ergriff schließlich das Wort, um den gesetzgebenden Versammlungen und selbst dem Taitboutklub darüber Vorwürfe zu machen, daß in allen Beschlüssen und Manifesten mit keiner Silbe der weiblichen Knechtschaft gedacht würde. Charles Dain, ein Mitglied jenes Klubs, der sich neben Pierre Leroux und einigen andern Repräsentanten am Bureautische befand, versicherte der schönen Unbekannten (sie war wirklich schön), daß der Berg entschieden socialistisch auftreten, mithin auch diese gesellschaftliche Frage lösen werde. Er trinke daber auf vollständige Vereinigung der Sozialisten und der Montagnards. Diese Wendung gefiel sehr und nachdem noch zwei liebenswürdige Kinder ihre eigenen Verse vorgetragen hatten, trennte sich das meisten-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Marx-Engels-Gesamtausgabe: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-20T13:08:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jürgen Herres: Konvertierung TUSTEP nach XML (2017-03-20T13:08:10Z)
Maria Ermakova, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Frank Wiegand: Konvertierung XML nach DTA-Basisformat (2017-03-20T13:08:10Z)

Weitere Informationen:

Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz150_1848
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz150_1848/3
Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 150. Köln, 23. November 1848, S. 0789. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz150_1848/3>, abgerufen am 27.04.2024.