Neue Rheinische Zeitung. Nr. 87, Köln, 27. August 1848. Beilage.Beilage zu Nr. 87 der Neuen Rh. Ztg. Sonntag 27. August 1848. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Die Kölnische Zeitung über Italien. -- Die Zeitungshalle über die Rheinprovinz.) Wien. (Arbeiteraufregung -- Der Ausschuß mit außerordentlicher Vollmacht bekleidet. -- Die vergeblichen Rachepläne der Contrerevolution. -- Hecker's nahe Ankunft angezeigt. -- Reichstagssitzung. -- Steigende Spannung zwischen Ungarn und Oestreich. -- Die kaiserliche Preßamnestie. -- Erster Preßprozeß vor Geschwornen. -- Ausschußverhandlungen über die Adresse an die Frankfurter Linke, und über Fortbestand des Ausschusses. -- Antwort Dobblhof's.) Berlin. (Vereinbarungsversammlung. -- Keine Forstfrevel-Amnestie -- Eximirter Gerichtsstand. -- Cholera.) Kassel. (Die Civilliste.) München. (Der Staatsschatz.) Triest. (Albini.) Italien. (Karl Albert in Mailand. -- Welden's Bericht aus Rovigo.) Mailand. (Neue Maßregeln Radetzki's. -- Die Flüchtlinge über Karl Albert.) Turin. (Programm des neuen Ministeriums. -- Sitzung des Circolo Nazionale.) Neapel. (Entlassungsgesuch von Ministern. -- Die englische Flotte.) Siracusa. (Vertheidigungsanstalten.) Ungarn. Pesth. (Ministerialverfügung. -- Ministerkrisis. -- Vermischtes.) Portugal. Lissabon. (Die Cortes vertagt.) Französische Republik. Paris. (Die Untersuchung über die Juniereignisse. -- Die Juni-Insurgenten klassifizirt. -- Die ital. Mediation. -- Journalistenkongreß. -- Einkommensteuer. -- Vermischtes. -- Nationalversammlung über Postreform.) Großbritannien. London. (Parlament. -- Verhaftungen von Chartisten in Liverpool und Manchester.) Dublin. (Arbeitsmangel im Süden. -- J. Martin. -- Verhaftung.) Belgien. Brüssel. (Rollin.) Antwerpen. (Risquons-Tout.) Dänemark. Kopenhagen. (Tagesnachrichten.) [Französische Republik] 12 Paris, 24. August. Wollt Ihr Deutsche noch den Franzosen ihren Mangel an Gründlichkeit vorwerfen? Seht doch nur wie gründlich sie verfahren sind bei der Untersuchung der Juni-Ereignisse. Seht, welch ein ungeheures Quellenstudium Odilon-Barrot und seine Geschichtsfreunde gemacht, um dem Grunde alles Uebels und Leids auf die Spur zu kommen. Seht Euch die 3 Quart-Bände an, und Ihr werdet finden, daß die Franzosen anfangen gündliche, historische Studien zu machen, den analytischen Weg, die "Analysis" der Griechen scheinen sie mit besonderer Vorliebe befolgen zu wollen. Die Juni-Ereignisse waren gewiß eine schlimme Sache; was hat die Juni-Ereignisse herbeigeführt.? Von Dokument zu Dokument, von Wirkung zur Ursache kam man auf den 15. Mai. Dieselben Männer, welche die Juni-Ereignisse hervorgerufen; dieselben Ursachen, welche dem Juni zu Grunde lagen, lagen auch dem Mai zu Grunde. Weiter. Der 15. Mai war eine schlimme Sache; er bezweckte nichts anders als den Umsturz der Regierung. Wer und Was hat den 15. Mai hervorgerufen. Ein Quart-Band von Dokumenten führt uns auf die Ereignisse vom 17 April. Aber der 17. April ist kein Datum das allem dasteht. "In der Geschichte ketten sich Data und Fakta unzertrennlich an einander." Oidlon-Barrot mit deutscher Beharrlichkeit stellt alle Dokumenten zusammen welche den 17. April auf den 16. März zurückführen. Am 16. März fielen gar schlimme Dinge in Paris vor. In den Straßen, auf den öffentlichen Plätzen, heißt es in einem Dokumente, allenthalben diskutirte man über die Fragen, welche auf die jetzige Lage Bezug hatten. Die guten Bürger, d. h. diejenigen, welche Eile hatten, daß das gestörte Zutrauen sobald als möglich zurückkehre, fragten sich ängstlich, warum die Regierung nicht ein Ende mache allen diesen beunruhigenden Forderungen unbeschäftigter Männer, die ihre Geschäftslosigkeit in den Straßen von Paris drohend zur Schau trugen? Statt dessen aber regte die Regierung grade diese Fragen immer mehr an, und ließ ihnen sogar freien Spielraum in der Manifestation vom 16. März. Also diese Manifestation war eine sehr schlimme Sache, und die Leute welche sie hervorgerufen, waren Verräther. Was war aber nun der letzte Grund dieser Manifestation, die Urquelle dieser Bewegung? Von Quelle zu Quelle, von Dokument zu Dokument führt uns die historische Schule der Untersuchungskommission auf den im Februar erfochtenen Sieg. Was aber war die Ursache dieses im Februar errungenen Sieges? Die im Februar ausgebrochene Revolution. Es war also diese im Februar ausgebrochene Revolution eine schlimme Sache, und man ist jetzt im Begriffe, eine Untersuchung über die Ursachen der Februar-Revolution anzustellen, nachdem man die Wirkungen derselben kennen gelernt hat. Das unverzeihlichste, das sie aber hervorgebracht, das sind 171 Journale, deren Titel alle demokratische Tendenzen bezeugen, die all von den Rechten der arbeitenden Klassen sprechen, und die fast alle vom Säbel Cavaignac's zerrissen wurden. Ein Dokument zählt diese verschiedenen Journale auf, um sie dem Bourgeois als ein Schreckbild vorzuhalten. "Die Sturmglocke der Arbeiter", "die Schildwache der Arbeiter", "das soziale Heil", "das soziale Banquet", "die egalitärische Demokratie", "die Menschenrechte", und wie sie alle weiter heißen, sind verschwunden. Aber die Ursachen, die die in diesen Blättern herrschende Stimmung hervorgerufen, die Noth des Proletariats, der Druck der Klassenherrschaft, die ganze auf der Aussaugung einer Klasse beruhende bürgerliche Produktionsweise dauert fort, und vom Säbel Cavaignac's unerreichbar, rufen sie stets von Neuem die Erbitterung im Volke hervor, die nächstens in einem großen Schlage loszubrechen droht. Belgien. S Antwerpen, 24. August. Die klangreiche Stimme des Hrn. Mellinet hat etwas ungemein Wohlthuendes. Man glaubt wiederum Leute aus der ersten Revolutionszeit zu vernehmen; so kräftig, so rein, so voll spricht dieser alte französische General. Der belgische Prokurator hat ein Exercitium machen wollen; aber es ist voller Fehler und verräth einen gänzlichen Mangel an Talent. Der Franzose läßt ihn dies mit französischer Gewandtheit fühlen, und verhöhnt zugleich die belgischen Journale, die des Hrn. Prokurators Sache so sehr vertheidigen. "Soldat seit meiner frühen Jugend, spreche ich nur eine Sprache, die Sprache der Wahrheit." Speziell auf die Anklage übergehend, zeigt er, wie er der letzte gewesen sei, der von Risquons-Tout sprechen gehört; da er zu dieser Zeit krank und zu Bette gelegen. Die Sache sei ihm zu Ohren gekommen, nachdem schon Alles vorbei war. Worauf gründe der Herr Prokurator seine Anklage? Auf einen Brief von Becker! Bei dieser Gelegenheit übernimmt der General die Vertheidigung dieses vom Prokurator und der "Independance Belge" verleumdeten Mannes mit einer solchen Beredsamkeit, daß der Prokurator auf seinem Stuhle unruhig wird, während das Publikum den lautesten Beifall kaum unterdrücken kann. Das Estaminet "Union," als das Generalquartier der Verschwörung zu bezeichnen, wie es der Prokurator thut, das zeige von seinem reichen Erfindungsgeiste. Herr Mellinet geht sodann zu den Diensten über, die er Belgien geleistet. Er sei es gewesen, der die Holländer vertrieben bis Mastricht, er, der zuerst in Antwerpen eingezogen sei; er, der verhindert habe, daß nicht ganz Antwerpen in Feuer und Flamme aufgegangen. Ja, ihm habe man sogar zu danken, daß die Garnison mit Lebensmitteln verproviantirt worden, und bis auf die heutige Stunde habe er noch keinen Ersatz für diese persönlichen Dienste von der Regierung erhalten. Chazal, der jetzige Kriegsminister, habe damals seine Dienste recht wohl zu würdigen gewußt. Aber man habe sie ihm nie verzeihen können. Und das sei der ganze Grund der Anklage. Advokat Blondel übernimmt sodann die juristische Vertheidigung Mellinet's. Wenn er, als Advokat, hier anfangen wolle, ebenfalls Uebungen in der Rhetorik vorzunehmen, so habe er gewiß ein schönes Thema vor sich. Der General habe lange nicht Alles gesagt, was er für Belgien gethan, und wie Belgien den General belohnt habe; aber solche Uebungen wolle er dem Prokurator überlassen; er hoffe, daß die Geschwornen in dem Gerichte etwas Anderes sähen, als eine Uebungsschule. Es liege gegen Mellinet gar nichts vor. Herr Gendebien spricht für Balliu. Auch dieser Advokat zollt seine Bewunderung dem Prokurator, der es verstanden, den erlauchten General als einen Soldaten von Risquons-Tout darzustellen. Ich habe vergessen Ihnen zu bemerken, daß der General, als er auf Risquons-Tout zu sprechen kam, das Lächerliche dieser Expedition auf eine Weise schilderte, die allgemeine Heiterkeit erregte. Gegen Ballin liegt weiter nichts vor, als der Besuch, den er von zwei jungen Leuten empfangen, die der polytechnischen Schule angehört haben sollen. Brüssel, 25. Aug. Wir lesen im "Debat social", von Herrn Jottrand redigirt, folgende Stelle in großer, gesperrter Schrift gedruckt: Wir fragen nicht mehr, ob Herr Rollin, heutigen Tags Minister Leopold's, das Haupt einer Verschwörung gewesen, welche zum Zwecke hatte, uns wieder unter die väterliche Autorität des Königs Wilhelm zurückzuführen. -- Wir haben die Beweise in Händen, daß Herr Rollin des Hochverraths schuldig ist, und wir fordern Jedweden auf, auch nur zu versuchen, uns Lüge zu strafen. Großbritannien. * London, 24. Aug. Unterhaus vom 23. d. Wie gestern berichtet, wollten mehrere Mitglieder die kleine Summe zur Unterstützung polnischer Emigrirten gestrichen wissen. Nach längerer Discussion wurde indeß die veranschlagte Summe abermals bewilligt. Hierauf fernere Berathung des Budgets. Unterhaus vom 24. Aug. Die Bill gegen geheime Vereine in Irland wird zum dritten Mal verlesen, obgleich F. O'Connor darauf hinweist, daß man sich irre, wenn man mit lauter Zwangsmaßregeln Irland beruhigen wolle; fortwährend kämen neue beschränkende Bills vor; von Maaßregeln, welche für Irland auch nur entfernt wohlthätig wirken könnten, habe man in dieser Session noch keine einzige erblickt. Hierauf folgt Comiteberathung über die Bill "zur Anknüpfung diplomatischer Verbindungen mit Rom". Der Widerstand, den Anstey und Urquhart der Berathung entgegensetzten, war fruchtlos. (Sitzung dauert fort.) * -- In Liverpool Verhaftungen wegen konspiratorischer Pläne. Aus Manchester wird gemeldet, daß gestern die meisten von den in voriger Woche verhafteten und wieder entlassenen Chartisten und Repealchefs aufs Neue festgenommen worden. Dasselbe Loos traf noch mehrere andere Chartisten, die sich bisher völlig sicher glaubten. Sie werden sämmtlich nach dem Ausspruch der Anklage-Juri vor die nächsten Assisen gestellt werden. Fast alle werden bis dahin im Gefängniß bleiben müssen, da die geforderten Bürgschaften absichtlich in solcher Höhe festgesetzt worden, daß das Aufbringen derselben so gut wie unmöglich wird. * Dublin, 28. Aug. Ueber die aus Arbeitslosigkeit entspringende Noth im Süden Irlands theilt ein von dort zurückkehrender Reisender eine Menge Details mit. So z. B. sah er letzten Sonnabend in Clonmel an 1000 kräftige Arbeiter sich den Farmers anbieten und nichts weiter für den ganzen Tag verlangen, als die Kost und 2 Pence (20 Pfennige). Trotzdem fanden sie keine Beschäftigung. Wie in Clonmel, so gehts in den meisten andern Orten. David Coughlan, bei den Affairen von Killenaule und Boulagh Adjudant des S. O'Brien, ist von der Polizei aufgefunden und verhaftet worden. Er trug seine Ernennung zum Obersten in der Insurgenten-Armee bei sich. Von Doheny's Aufenthalt hat die Polizei bisher nicht das Mindeste erfahren können. John Martin wird vorläufig nicht deportirt; sein Vertheidiger hat wegen Formfehler gegen das Urtheil appellirt. Dänemark. * Kopenhagen, 23. August. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Spanien. Madrid, 19. Mai. Cabrera befindet sich, heißt es mit 300 Mann zu Casterdorsall, einem Städtchen, 5 Stunden von Vich. Mehrere andere Insurgentenhaufen richten sich diesem Städtchen zu, von wo der kühne General einen Schlag auszuführen gedenkt. -- Auch hier wüthet die Polizei gegen die Zeitungspresse. Gestern konfiszirte sie wiederholt den "Clamor Publico". -- Weißweiler, Rothschilds Agent, kehrt nach London zurück, ohne das Quecksilbergeschäft abgeschlossen zu haben. Rothschild bot 15 Millionen nebst allen Vorräthen zu Sevilla, seit einem Jahre, die Regierung verlangte 30 Millionen. Die Unterhandlungen sind abgebrochen und die Regierung, die auf dieses Geld zählte, steckt in einer scheußlichen Verlegenheit. Nachtrag. Frankfurt, 23. August. Der Geschäftsträger Sr. Maj. des Königs von Sardinien, Hr. Radice, hat gestern die Ehre gehabt, Sr. kais. Hoheit dem Erzherzog Reichsverweser sein Beglaubigungsschreiben zu überreichen. (F. O.-P.-A.-Z.)Frankfurt, 25. Aug. Sitzung der Nationalversammlung. -- Reichsminister der Finanzen v. Beckerath gibt eine Uebersicht des Standes der Reichskassen. Der gegenwärtige Bestand in den verschiedenen Kassen ist 2,882,560 Fl. Reichskriegsminister Peucker glaubt, daß nicht eine, einer persönlichen Korrespondenz entnommene, entstellte und aus dem Zusammenhange gerissene Stelle Grundlage einer Debatte sein dürfte. Die für den 6. August vorgeschriebene Begrüßung des Reichsverwesers durch die deutschen Truppen hat mit einigen Modifikationen stattgefunden. Die hannover'schen Truppen werden die Parade nachträglich abhalten. Die preußische Regierung hat der Sache nach, wenn auch nicht der Form nach, der Weisung entsprochen. Vogt stellt einen Antrag, welcher förmliche Desavouirung des Briefes von Seiten Peucker's und des Ministeriums, sowie genügender Vollzug der Huldigung verlangt. Reichsminister des Aeußern, Heck'scher, erklärt hinsichtlich der bei dem Juniaufstand in Paris betheiligten Deutschen, daß der deutsche Gesandte in Paris beauftragt worden sei, deren Auslieferung zu verlangen, und daß an der Geneigtheit der französischen Regierung, der Reklamation zu willfahren, nicht zu zweifeln sei. Reichsminister von Schmerling beantwortet: 1) eine Interpellation Jahns wegen Einschreitung gegen radikale Vereine, 2) eine Interpellation wegen Aufhebung des Ausfuhrverbotes von edlen Metallen aus Oesterreich. Die österreichische Regierung habe dem österreichischen Reichstag weitere Maßregeln vorgeschlagen. Dieser hat die Sache an einen Ausschuß verwiesen, welcher sofortige Aufhebung des Verbotes beantragt hat. -- Es wird hierauf zur Diskussion über §. 11 und 12 der Grundrechte geschritten und diese beendigt. (Schluß der Sitzung 2 1/4 Uhr.) (F. O.-P.-A.-Z.)Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material] Hohe Versammlung! Die Beschlüsse der National-Versammlung in Frankfurt in der Polensache, über die Beibehaltung des Adels, namentlich aber die Verhandlungen in der Amnestie-Angelegenheit haben den letzten Rest von Zutrauen zu der Versammlung in den Herzen einer großen Anzahl deutscher Bürger ertödtet. Wenn wir es daher auch im Allgemeinen für überflüssig halten, Anträge an diese Versammlung zu richten, so können wir es uns doch nicht versagen, dieselbe auf einige Dinge aufmerksam zu machen, welche die Aufmerksamkeit hoher Versammlung bisher noch nicht auf sich gezogen zu haben scheinen. 1. Der Abgeordnete Brentano äußerte bei den Verhandlungen über die Amnestirung der Badischen Flüchtlinge: Wenn man den Prinzen von Preußen amnestire, so könne man auch Hecker amnestiren." Diese Aeußerung hat eine Scene in der Paulskirche hervorgerufen, wie sie bisher in den Parlamenten gebildeter Völker noch nicht vorgekommen ist. Das Junkerthum hat sich nicht entblödet, das Faustrecht auszuüben, Hand an einen Vertreter des Volkes zu legen, mit Pistolenduellen dem Abgeordneten zu drohen, welcher eine einfache Wahrheit aussprach. Und das Präsidium hat nicht allein diese Exzesse geduldet sondern sogar den zur Ordnung gerufen, gegen den sie gerichtet waren. Der größte Theil der preußischen Vertreter erklärte die Aeußerung Brentanos für eine Beleidigung des preußischen Volksstammes. Wir erklären aber hiermit, daß wir die Ansicht dieser preußischen Deputirten nicht theilen, daß wir die Interessen und die Ehre unserer Dynastie mit unseren eigenen Interessen und unserer eigenen Ehre keineswegs für einerlei halten. 2. Die Ausweisung eines Nassauers aus Köln möge der Versammlung beweisen, wie man in Preußen Ihren Beschluß § 1 der Grundrechte "Jeder Deutsche hat das deutsche Staatsbürgerrecht," respektirt. Der kommissarische Polizei-Direktor Geiger in Köln hat den Korrektor und Mitarbeiter der "Neuen Rheinischen Zeitung," Herrn Karl Schapper, als "Ausländer" aus Köln ausgewiesen. Herr Schapper ist mit vollständigen nassauischen Legitimationspapieren versehen, er kann hinreichende Existenzmittel nachweisen, aber er ist Demokrat und Mitglied demokratischer Vereine -- darin bestehen seine Verbrechen. Das ist schon der zweite Fall, daß in Preußen den Beschlüssen nicht allein der von der Versammlung gewählten Centralgewalt, sondern auch der Versammlung Hohn gesprochen wird. Wenn ein preußischer Polizeibeamter nach Votirung des §. 1 der Grundrechte des deutschen Volkes durch die National-Versammlung einen deutschen Nassauer als "Ausländer" aus Preußen ausweisen kann, und die National-Versammlung das duldet -- was soll dann aus den Grundrechten des deutschen Volkes, was aus der Einheit Deutschlands werden? Die hohe Versammlung möge die preußische Regierung darüber aufklären, wie der §. 1 der Grundrechte zu verstehen ist, damit sie nicht künftig Nassauer als "Ausländer" von ihrem Gebiet verjagt. Beilage zu Nr. 87 der Neuen Rh. Ztg. Sonntag 27. August 1848. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Die Kölnische Zeitung über Italien. — Die Zeitungshalle über die Rheinprovinz.) Wien. (Arbeiteraufregung — Der Ausschuß mit außerordentlicher Vollmacht bekleidet. — Die vergeblichen Rachepläne der Contrerevolution. — Hecker's nahe Ankunft angezeigt. — Reichstagssitzung. — Steigende Spannung zwischen Ungarn und Oestreich. — Die kaiserliche Preßamnestie. — Erster Preßprozeß vor Geschwornen. — Ausschußverhandlungen über die Adresse an die Frankfurter Linke, und über Fortbestand des Ausschusses. — Antwort Dobblhof's.) Berlin. (Vereinbarungsversammlung. — Keine Forstfrevel-Amnestie — Eximirter Gerichtsstand. — Cholera.) Kassel. (Die Civilliste.) München. (Der Staatsschatz.) Triest. (Albini.) Italien. (Karl Albert in Mailand. — Welden's Bericht aus Rovigo.) Mailand. (Neue Maßregeln Radetzki's. — Die Flüchtlinge über Karl Albert.) Turin. (Programm des neuen Ministeriums. — Sitzung des Circolo Nazionale.) Neapel. (Entlassungsgesuch von Ministern. — Die englische Flotte.) Siracusa. (Vertheidigungsanstalten.) Ungarn. Pesth. (Ministerialverfügung. — Ministerkrisis. — Vermischtes.) Portugal. Lissabon. (Die Cortes vertagt.) Französische Republik. Paris. (Die Untersuchung über die Juniereignisse. — Die Juni-Insurgenten klassifizirt. — Die ital. Mediation. — Journalistenkongreß. — Einkommensteuer. — Vermischtes. — Nationalversammlung über Postreform.) Großbritannien. London. (Parlament. — Verhaftungen von Chartisten in Liverpool und Manchester.) Dublin. (Arbeitsmangel im Süden. — J. Martin. — Verhaftung.) Belgien. Brüssel. (Rollin.) Antwerpen. (Risquons-Tout.) Dänemark. Kopenhagen. (Tagesnachrichten.) [Französische Republik] 12 Paris, 24. August. Wollt Ihr Deutsche noch den Franzosen ihren Mangel an Gründlichkeit vorwerfen? Seht doch nur wie gründlich sie verfahren sind bei der Untersuchung der Juni-Ereignisse. Seht, welch ein ungeheures Quellenstudium Odilon-Barrot und seine Geschichtsfreunde gemacht, um dem Grunde alles Uebels und Leids auf die Spur zu kommen. Seht Euch die 3 Quart-Bände an, und Ihr werdet finden, daß die Franzosen anfangen gündliche, historische Studien zu machen, den analytischen Weg, die „Analysis“ der Griechen scheinen sie mit besonderer Vorliebe befolgen zu wollen. Die Juni-Ereignisse waren gewiß eine schlimme Sache; was hat die Juni-Ereignisse herbeigeführt.? Von Dokument zu Dokument, von Wirkung zur Ursache kam man auf den 15. Mai. Dieselben Männer, welche die Juni-Ereignisse hervorgerufen; dieselben Ursachen, welche dem Juni zu Grunde lagen, lagen auch dem Mai zu Grunde. Weiter. Der 15. Mai war eine schlimme Sache; er bezweckte nichts anders als den Umsturz der Regierung. Wer und Was hat den 15. Mai hervorgerufen. Ein Quart-Band von Dokumenten führt uns auf die Ereignisse vom 17 April. Aber der 17. April ist kein Datum das allem dasteht. „In der Geschichte ketten sich Data und Fakta unzertrennlich an einander.“ Oidlon-Barrot mit deutscher Beharrlichkeit stellt alle Dokumenten zusammen welche den 17. April auf den 16. März zurückführen. Am 16. März fielen gar schlimme Dinge in Paris vor. In den Straßen, auf den öffentlichen Plätzen, heißt es in einem Dokumente, allenthalben diskutirte man über die Fragen, welche auf die jetzige Lage Bezug hatten. Die guten Bürger, d. h. diejenigen, welche Eile hatten, daß das gestörte Zutrauen sobald als möglich zurückkehre, fragten sich ängstlich, warum die Regierung nicht ein Ende mache allen diesen beunruhigenden Forderungen unbeschäftigter Männer, die ihre Geschäftslosigkeit in den Straßen von Paris drohend zur Schau trugen? Statt dessen aber regte die Regierung grade diese Fragen immer mehr an, und ließ ihnen sogar freien Spielraum in der Manifestation vom 16. März. Also diese Manifestation war eine sehr schlimme Sache, und die Leute welche sie hervorgerufen, waren Verräther. Was war aber nun der letzte Grund dieser Manifestation, die Urquelle dieser Bewegung? Von Quelle zu Quelle, von Dokument zu Dokument führt uns die historische Schule der Untersuchungskommission auf den im Februar erfochtenen Sieg. Was aber war die Ursache dieses im Februar errungenen Sieges? Die im Februar ausgebrochene Revolution. Es war also diese im Februar ausgebrochene Revolution eine schlimme Sache, und man ist jetzt im Begriffe, eine Untersuchung über die Ursachen der Februar-Revolution anzustellen, nachdem man die Wirkungen derselben kennen gelernt hat. Das unverzeihlichste, das sie aber hervorgebracht, das sind 171 Journale, deren Titel alle demokratische Tendenzen bezeugen, die all von den Rechten der arbeitenden Klassen sprechen, und die fast alle vom Säbel Cavaignac's zerrissen wurden. Ein Dokument zählt diese verschiedenen Journale auf, um sie dem Bourgeois als ein Schreckbild vorzuhalten. „Die Sturmglocke der Arbeiter“, „die Schildwache der Arbeiter“, „das soziale Heil“, „das soziale Banquet“, „die egalitärische Demokratie“, „die Menschenrechte“, und wie sie alle weiter heißen, sind verschwunden. Aber die Ursachen, die die in diesen Blättern herrschende Stimmung hervorgerufen, die Noth des Proletariats, der Druck der Klassenherrschaft, die ganze auf der Aussaugung einer Klasse beruhende bürgerliche Produktionsweise dauert fort, und vom Säbel Cavaignac's unerreichbar, rufen sie stets von Neuem die Erbitterung im Volke hervor, die nächstens in einem großen Schlage loszubrechen droht. Belgien. S Antwerpen, 24. August. Die klangreiche Stimme des Hrn. Mellinet hat etwas ungemein Wohlthuendes. Man glaubt wiederum Leute aus der ersten Revolutionszeit zu vernehmen; so kräftig, so rein, so voll spricht dieser alte französische General. Der belgische Prokurator hat ein Exercitium machen wollen; aber es ist voller Fehler und verräth einen gänzlichen Mangel an Talent. Der Franzose läßt ihn dies mit französischer Gewandtheit fühlen, und verhöhnt zugleich die belgischen Journale, die des Hrn. Prokurators Sache so sehr vertheidigen. „Soldat seit meiner frühen Jugend, spreche ich nur eine Sprache, die Sprache der Wahrheit.“ Speziell auf die Anklage übergehend, zeigt er, wie er der letzte gewesen sei, der von Risquons-Tout sprechen gehört; da er zu dieser Zeit krank und zu Bette gelegen. Die Sache sei ihm zu Ohren gekommen, nachdem schon Alles vorbei war. Worauf gründe der Herr Prokurator seine Anklage? Auf einen Brief von Becker! Bei dieser Gelegenheit übernimmt der General die Vertheidigung dieses vom Prokurator und der „Independance Belge“ verleumdeten Mannes mit einer solchen Beredsamkeit, daß der Prokurator auf seinem Stuhle unruhig wird, während das Publikum den lautesten Beifall kaum unterdrücken kann. Das Estaminet „Union,“ als das Generalquartier der Verschwörung zu bezeichnen, wie es der Prokurator thut, das zeige von seinem reichen Erfindungsgeiste. Herr Mellinet geht sodann zu den Diensten über, die er Belgien geleistet. Er sei es gewesen, der die Holländer vertrieben bis Mastricht, er, der zuerst in Antwerpen eingezogen sei; er, der verhindert habe, daß nicht ganz Antwerpen in Feuer und Flamme aufgegangen. Ja, ihm habe man sogar zu danken, daß die Garnison mit Lebensmitteln verproviantirt worden, und bis auf die heutige Stunde habe er noch keinen Ersatz für diese persönlichen Dienste von der Regierung erhalten. Chazal, der jetzige Kriegsminister, habe damals seine Dienste recht wohl zu würdigen gewußt. Aber man habe sie ihm nie verzeihen können. Und das sei der ganze Grund der Anklage. Advokat Blondel übernimmt sodann die juristische Vertheidigung Mellinet's. Wenn er, als Advokat, hier anfangen wolle, ebenfalls Uebungen in der Rhetorik vorzunehmen, so habe er gewiß ein schönes Thema vor sich. Der General habe lange nicht Alles gesagt, was er für Belgien gethan, und wie Belgien den General belohnt habe; aber solche Uebungen wolle er dem Prokurator überlassen; er hoffe, daß die Geschwornen in dem Gerichte etwas Anderes sähen, als eine Uebungsschule. Es liege gegen Mellinet gar nichts vor. Herr Gendebien spricht für Balliu. Auch dieser Advokat zollt seine Bewunderung dem Prokurator, der es verstanden, den erlauchten General als einen Soldaten von Risquons-Tout darzustellen. Ich habe vergessen Ihnen zu bemerken, daß der General, als er auf Risquons-Tout zu sprechen kam, das Lächerliche dieser Expedition auf eine Weise schilderte, die allgemeine Heiterkeit erregte. Gegen Ballin liegt weiter nichts vor, als der Besuch, den er von zwei jungen Leuten empfangen, die der polytechnischen Schule angehört haben sollen. Brüssel, 25. Aug. Wir lesen im „Debat social“, von Herrn Jottrand redigirt, folgende Stelle in großer, gesperrter Schrift gedruckt: Wir fragen nicht mehr, ob Herr Rollin, heutigen Tags Minister Leopold's, das Haupt einer Verschwörung gewesen, welche zum Zwecke hatte, uns wieder unter die väterliche Autorität des Königs Wilhelm zurückzuführen. — Wir haben die Beweise in Händen, daß Herr Rollin des Hochverraths schuldig ist, und wir fordern Jedweden auf, auch nur zu versuchen, uns Lüge zu strafen. Großbritannien. * London, 24. Aug. Unterhaus vom 23. d. Wie gestern berichtet, wollten mehrere Mitglieder die kleine Summe zur Unterstützung polnischer Emigrirten gestrichen wissen. Nach längerer Discussion wurde indeß die veranschlagte Summe abermals bewilligt. Hierauf fernere Berathung des Budgets. Unterhaus vom 24. Aug. Die Bill gegen geheime Vereine in Irland wird zum dritten Mal verlesen, obgleich F. O'Connor darauf hinweist, daß man sich irre, wenn man mit lauter Zwangsmaßregeln Irland beruhigen wolle; fortwährend kämen neue beschränkende Bills vor; von Maaßregeln, welche für Irland auch nur entfernt wohlthätig wirken könnten, habe man in dieser Session noch keine einzige erblickt. Hierauf folgt Comiteberathung über die Bill „zur Anknüpfung diplomatischer Verbindungen mit Rom“. Der Widerstand, den Anstey und Urquhart der Berathung entgegensetzten, war fruchtlos. (Sitzung dauert fort.) * — In Liverpool Verhaftungen wegen konspiratorischer Pläne. Aus Manchester wird gemeldet, daß gestern die meisten von den in voriger Woche verhafteten und wieder entlassenen Chartisten und Repealchefs aufs Neue festgenommen worden. Dasselbe Loos traf noch mehrere andere Chartisten, die sich bisher völlig sicher glaubten. Sie werden sämmtlich nach dem Ausspruch der Anklage-Juri vor die nächsten Assisen gestellt werden. Fast alle werden bis dahin im Gefängniß bleiben müssen, da die geforderten Bürgschaften absichtlich in solcher Höhe festgesetzt worden, daß das Aufbringen derselben so gut wie unmöglich wird. * Dublin, 28. Aug. Ueber die aus Arbeitslosigkeit entspringende Noth im Süden Irlands theilt ein von dort zurückkehrender Reisender eine Menge Details mit. So z. B. sah er letzten Sonnabend in Clonmel an 1000 kräftige Arbeiter sich den Farmers anbieten und nichts weiter für den ganzen Tag verlangen, als die Kost und 2 Pence (20 Pfennige). Trotzdem fanden sie keine Beschäftigung. Wie in Clonmel, so gehts in den meisten andern Orten. David Coughlan, bei den Affairen von Killenaule und Boulagh Adjudant des S. O'Brien, ist von der Polizei aufgefunden und verhaftet worden. Er trug seine Ernennung zum Obersten in der Insurgenten-Armee bei sich. Von Doheny's Aufenthalt hat die Polizei bisher nicht das Mindeste erfahren können. John Martin wird vorläufig nicht deportirt; sein Vertheidiger hat wegen Formfehler gegen das Urtheil appellirt. Dänemark. * Kopenhagen, 23. August. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Spanien. Madrid, 19. Mai. Cabrera befindet sich, heißt es mit 300 Mann zu Casterdorsall, einem Städtchen, 5 Stunden von Vich. Mehrere andere Insurgentenhaufen richten sich diesem Städtchen zu, von wo der kühne General einen Schlag auszuführen gedenkt. — Auch hier wüthet die Polizei gegen die Zeitungspresse. Gestern konfiszirte sie wiederholt den „Clamor Publico“. — Weißweiler, Rothschilds Agent, kehrt nach London zurück, ohne das Quecksilbergeschäft abgeschlossen zu haben. Rothschild bot 15 Millionen nebst allen Vorräthen zu Sevilla, seit einem Jahre, die Regierung verlangte 30 Millionen. Die Unterhandlungen sind abgebrochen und die Regierung, die auf dieses Geld zählte, steckt in einer scheußlichen Verlegenheit. Nachtrag. Frankfurt, 23. August. Der Geschäftsträger Sr. Maj. des Königs von Sardinien, Hr. Radice, hat gestern die Ehre gehabt, Sr. kais. Hoheit dem Erzherzog Reichsverweser sein Beglaubigungsschreiben zu überreichen. (F. O.-P.-A.-Z.)Frankfurt, 25. Aug. Sitzung der Nationalversammlung. — Reichsminister der Finanzen v. Beckerath gibt eine Uebersicht des Standes der Reichskassen. Der gegenwärtige Bestand in den verschiedenen Kassen ist 2,882,560 Fl. Reichskriegsminister Peucker glaubt, daß nicht eine, einer persönlichen Korrespondenz entnommene, entstellte und aus dem Zusammenhange gerissene Stelle Grundlage einer Debatte sein dürfte. Die für den 6. August vorgeschriebene Begrüßung des Reichsverwesers durch die deutschen Truppen hat mit einigen Modifikationen stattgefunden. Die hannover'schen Truppen werden die Parade nachträglich abhalten. Die preußische Regierung hat der Sache nach, wenn auch nicht der Form nach, der Weisung entsprochen. Vogt stellt einen Antrag, welcher förmliche Desavouirung des Briefes von Seiten Peucker's und des Ministeriums, sowie genügender Vollzug der Huldigung verlangt. Reichsminister des Aeußern, Heck'scher, erklärt hinsichtlich der bei dem Juniaufstand in Paris betheiligten Deutschen, daß der deutsche Gesandte in Paris beauftragt worden sei, deren Auslieferung zu verlangen, und daß an der Geneigtheit der französischen Regierung, der Reklamation zu willfahren, nicht zu zweifeln sei. Reichsminister von Schmerling beantwortet: 1) eine Interpellation Jahns wegen Einschreitung gegen radikale Vereine, 2) eine Interpellation wegen Aufhebung des Ausfuhrverbotes von edlen Metallen aus Oesterreich. Die österreichische Regierung habe dem österreichischen Reichstag weitere Maßregeln vorgeschlagen. Dieser hat die Sache an einen Ausschuß verwiesen, welcher sofortige Aufhebung des Verbotes beantragt hat. — Es wird hierauf zur Diskussion über §. 11 und 12 der Grundrechte geschritten und diese beendigt. (Schluß der Sitzung 2 1/4 Uhr.) (F. O.-P.-A.-Z.)Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material] Hohe Versammlung! Die Beschlüsse der National-Versammlung in Frankfurt in der Polensache, über die Beibehaltung des Adels, namentlich aber die Verhandlungen in der Amnestie-Angelegenheit haben den letzten Rest von Zutrauen zu der Versammlung in den Herzen einer großen Anzahl deutscher Bürger ertödtet. Wenn wir es daher auch im Allgemeinen für überflüssig halten, Anträge an diese Versammlung zu richten, so können wir es uns doch nicht versagen, dieselbe auf einige Dinge aufmerksam zu machen, welche die Aufmerksamkeit hoher Versammlung bisher noch nicht auf sich gezogen zu haben scheinen. 1. Der Abgeordnete Brentano äußerte bei den Verhandlungen über die Amnestirung der Badischen Flüchtlinge: Wenn man den Prinzen von Preußen amnestire, so könne man auch Hecker amnestiren.“ Diese Aeußerung hat eine Scene in der Paulskirche hervorgerufen, wie sie bisher in den Parlamenten gebildeter Völker noch nicht vorgekommen ist. Das Junkerthum hat sich nicht entblödet, das Faustrecht auszuüben, Hand an einen Vertreter des Volkes zu legen, mit Pistolenduellen dem Abgeordneten zu drohen, welcher eine einfache Wahrheit aussprach. Und das Präsidium hat nicht allein diese Exzesse geduldet sondern sogar den zur Ordnung gerufen, gegen den sie gerichtet waren. Der größte Theil der preußischen Vertreter erklärte die Aeußerung Brentanos für eine Beleidigung des preußischen Volksstammes. Wir erklären aber hiermit, daß wir die Ansicht dieser preußischen Deputirten nicht theilen, daß wir die Interessen und die Ehre unserer Dynastie mit unseren eigenen Interessen und unserer eigenen Ehre keineswegs für einerlei halten. 2. Die Ausweisung eines Nassauers aus Köln möge der Versammlung beweisen, wie man in Preußen Ihren Beschluß § 1 der Grundrechte „Jeder Deutsche hat das deutsche Staatsbürgerrecht,“ respektirt. Der kommissarische Polizei-Direktor Geiger in Köln hat den Korrektor und Mitarbeiter der „Neuen Rheinischen Zeitung,“ Herrn Karl Schapper, als „Ausländer“ aus Köln ausgewiesen. Herr Schapper ist mit vollständigen nassauischen Legitimationspapieren versehen, er kann hinreichende Existenzmittel nachweisen, aber er ist Demokrat und Mitglied demokratischer Vereine — darin bestehen seine Verbrechen. Das ist schon der zweite Fall, daß in Preußen den Beschlüssen nicht allein der von der Versammlung gewählten Centralgewalt, sondern auch der Versammlung Hohn gesprochen wird. Wenn ein preußischer Polizeibeamter nach Votirung des §. 1 der Grundrechte des deutschen Volkes durch die National-Versammlung einen deutschen Nassauer als „Ausländer“ aus Preußen ausweisen kann, und die National-Versammlung das duldet — was soll dann aus den Grundrechten des deutschen Volkes, was aus der Einheit Deutschlands werden? Die hohe Versammlung möge die preußische Regierung darüber aufklären, wie der §. 1 der Grundrechte zu verstehen ist, damit sie nicht künftig Nassauer als „Ausländer“ von ihrem Gebiet verjagt. <TEI> <text> <pb facs="#f0001" n="0449"/> <front> <titlePage type="heading"> <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 87 der Neuen Rh. Ztg. </titlePart> <docImprint> <docDate>Sonntag 27. August 1848.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div type="contents" n="1"> <head>Uebersicht.</head> <p><hi rendition="#g">Deutschland</hi>. Köln. (Die Kölnische Zeitung über Italien. — Die Zeitungshalle über die Rheinprovinz.) Wien. (Arbeiteraufregung — Der Ausschuß mit außerordentlicher Vollmacht bekleidet. — Die vergeblichen Rachepläne der Contrerevolution. — Hecker's nahe Ankunft angezeigt. — Reichstagssitzung. — Steigende Spannung zwischen Ungarn und Oestreich. — Die kaiserliche Preßamnestie. — Erster Preßprozeß vor Geschwornen. — Ausschußverhandlungen über die Adresse an die Frankfurter Linke, und über Fortbestand des Ausschusses. — Antwort Dobblhof's.) Berlin. (Vereinbarungsversammlung. — Keine Forstfrevel-Amnestie — Eximirter Gerichtsstand. — Cholera.) Kassel. (Die Civilliste.) München. (Der Staatsschatz.) Triest. (Albini.)</p> <p><hi rendition="#g">Italien</hi>. (Karl Albert in Mailand. — Welden's Bericht aus Rovigo.) Mailand. (Neue Maßregeln Radetzki's. — Die Flüchtlinge über Karl Albert.) Turin. (Programm des neuen Ministeriums. — Sitzung des Circolo Nazionale.) Neapel. (Entlassungsgesuch von Ministern. — Die englische Flotte.) Siracusa. (Vertheidigungsanstalten.)</p> <p><hi rendition="#g">Ungarn</hi>. Pesth. (Ministerialverfügung. — Ministerkrisis. — Vermischtes.)</p> <p><hi rendition="#g">Portugal</hi>. Lissabon. (Die Cortes vertagt.)</p> <p><hi rendition="#g">Französische Republik</hi>. Paris. (Die Untersuchung über die Juniereignisse. — Die Juni-Insurgenten klassifizirt. — Die ital. Mediation. — Journalistenkongreß. — Einkommensteuer. — Vermischtes. — Nationalversammlung über Postreform.)</p> <p><hi rendition="#g">Großbritannien</hi>. London. (Parlament. — Verhaftungen von Chartisten in Liverpool und Manchester.) Dublin. (Arbeitsmangel im Süden. — J. Martin. — Verhaftung.)</p> <p><hi rendition="#g">Belgien</hi>. Brüssel. (Rollin.) Antwerpen. (Risquons-Tout.)</p> <p><hi rendition="#g">Dänemark</hi>. Kopenhagen. (Tagesnachrichten.)</p> </div> <div n="1"> <head>[Französische Republik]</head> <div xml:id="ar087b_001" type="jArticle"> <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 24. August.</head> <p>Wollt Ihr Deutsche noch den Franzosen ihren Mangel an Gründlichkeit vorwerfen? Seht doch nur wie gründlich sie verfahren sind bei der Untersuchung der Juni-Ereignisse. Seht, welch ein ungeheures Quellenstudium Odilon-Barrot und seine Geschichtsfreunde gemacht, um dem Grunde alles Uebels und Leids auf die Spur zu kommen. Seht Euch die 3 Quart-Bände an, und Ihr werdet finden, daß die Franzosen anfangen gündliche, historische Studien zu machen, den analytischen Weg, die „Analysis“ der Griechen scheinen sie mit besonderer Vorliebe befolgen zu wollen. Die Juni-Ereignisse waren gewiß eine schlimme Sache; was hat die Juni-Ereignisse herbeigeführt.? Von Dokument zu Dokument, von Wirkung zur Ursache kam man auf den 15. Mai. Dieselben Männer, welche die Juni-Ereignisse hervorgerufen; dieselben Ursachen, welche dem Juni zu Grunde lagen, lagen auch dem Mai zu Grunde. Weiter. Der 15. Mai war eine schlimme Sache; er bezweckte nichts anders als den Umsturz der Regierung. Wer und Was hat den 15. Mai hervorgerufen. Ein Quart-Band von Dokumenten führt uns auf die Ereignisse vom 17 April. Aber der 17. April ist kein Datum das allem dasteht. „In der Geschichte ketten sich Data und Fakta unzertrennlich an einander.“ Oidlon-Barrot mit deutscher Beharrlichkeit stellt alle Dokumenten zusammen welche den 17. April auf den 16. März zurückführen.</p> <p>Am 16. März fielen gar schlimme Dinge in Paris vor. In den Straßen, auf den öffentlichen Plätzen, heißt es in einem Dokumente, allenthalben diskutirte man über die Fragen, welche auf die jetzige Lage Bezug hatten. Die guten Bürger, d. h. diejenigen, welche Eile hatten, daß das gestörte Zutrauen sobald als möglich zurückkehre, fragten sich ängstlich, warum die Regierung nicht ein Ende mache allen diesen beunruhigenden Forderungen unbeschäftigter Männer, die ihre Geschäftslosigkeit in den Straßen von Paris drohend zur Schau trugen? Statt dessen aber regte die Regierung grade diese Fragen immer mehr an, und ließ ihnen sogar freien Spielraum in der Manifestation vom 16. März. Also diese Manifestation war eine sehr schlimme Sache, und die Leute welche sie hervorgerufen, waren Verräther. Was war aber nun der letzte Grund dieser Manifestation, die Urquelle dieser Bewegung? Von Quelle zu Quelle, von Dokument zu Dokument führt uns die historische Schule der Untersuchungskommission auf den im Februar erfochtenen Sieg. Was aber war die Ursache dieses im Februar errungenen Sieges? Die im Februar ausgebrochene Revolution. Es war also diese im Februar ausgebrochene Revolution eine schlimme Sache, und man ist jetzt im Begriffe, eine Untersuchung über die Ursachen der Februar-Revolution anzustellen, nachdem man die Wirkungen derselben kennen gelernt hat. Das unverzeihlichste, das sie aber hervorgebracht, das sind 171 Journale, deren Titel alle demokratische Tendenzen bezeugen, die all von den Rechten der arbeitenden Klassen sprechen, und die fast alle vom Säbel Cavaignac's zerrissen wurden. Ein Dokument zählt diese verschiedenen Journale auf, um sie dem Bourgeois als ein Schreckbild vorzuhalten. „Die Sturmglocke der Arbeiter“, „die Schildwache der Arbeiter“, „das soziale Heil“, „das soziale Banquet“, „die egalitärische Demokratie“, „die Menschenrechte“, und wie sie alle weiter heißen, sind verschwunden.</p> <p>Aber die Ursachen, die die in diesen Blättern herrschende Stimmung hervorgerufen, die Noth des Proletariats, der Druck der Klassenherrschaft, die ganze auf der Aussaugung einer Klasse beruhende bürgerliche Produktionsweise dauert fort, und vom Säbel Cavaignac's unerreichbar, rufen sie stets von Neuem die Erbitterung im Volke hervor, die nächstens in einem großen Schlage loszubrechen droht.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Belgien.</head> <div xml:id="ar087b_002" type="jArticle"> <head><bibl><author>S</author></bibl> Antwerpen, 24. August.</head> <p>Die klangreiche Stimme des Hrn. Mellinet hat etwas ungemein Wohlthuendes. Man glaubt wiederum Leute aus der ersten Revolutionszeit zu vernehmen; so kräftig, so rein, so voll spricht dieser alte französische General. Der belgische Prokurator hat ein Exercitium machen wollen; aber es ist voller Fehler und verräth einen gänzlichen Mangel an Talent. Der Franzose läßt ihn dies mit französischer Gewandtheit fühlen, und verhöhnt zugleich die belgischen Journale, die des Hrn. Prokurators Sache so sehr vertheidigen. „Soldat seit meiner frühen Jugend, spreche ich nur eine Sprache, die Sprache der Wahrheit.“ Speziell auf die Anklage übergehend, zeigt er, wie er der letzte gewesen sei, der von Risquons-Tout sprechen gehört; da er zu dieser Zeit krank und zu Bette gelegen. Die Sache sei ihm zu Ohren gekommen, nachdem schon Alles vorbei war. Worauf gründe der Herr Prokurator seine Anklage? Auf einen Brief von Becker! Bei dieser Gelegenheit übernimmt der General die Vertheidigung dieses vom Prokurator und der „Independance Belge“ verleumdeten Mannes mit einer solchen Beredsamkeit, daß der Prokurator auf seinem Stuhle unruhig wird, während das Publikum den lautesten Beifall kaum unterdrücken kann. Das Estaminet „Union,“ als das Generalquartier der Verschwörung zu bezeichnen, wie es der Prokurator thut, das zeige von seinem reichen Erfindungsgeiste. Herr Mellinet geht sodann zu den Diensten über, die er Belgien geleistet. <hi rendition="#g">Er</hi> sei es gewesen, der die Holländer vertrieben bis Mastricht, er, der zuerst in Antwerpen eingezogen sei; er, der verhindert habe, daß nicht ganz Antwerpen in Feuer und Flamme aufgegangen. Ja, ihm habe man sogar zu danken, daß die Garnison mit Lebensmitteln verproviantirt worden, und bis auf die heutige Stunde habe er noch <hi rendition="#g">keinen Ersatz</hi> für diese persönlichen Dienste von der Regierung erhalten. Chazal, der jetzige Kriegsminister, habe damals seine Dienste recht wohl zu würdigen gewußt. Aber man habe sie ihm nie verzeihen können. Und das sei der ganze Grund der Anklage.</p> <p>Advokat Blondel übernimmt sodann die juristische Vertheidigung Mellinet's. Wenn er, als Advokat, hier anfangen wolle, ebenfalls Uebungen in der Rhetorik vorzunehmen, so habe er gewiß ein schönes Thema vor sich. Der General habe lange nicht Alles gesagt, was er für Belgien gethan, und wie Belgien den General belohnt habe; aber solche Uebungen wolle er dem Prokurator überlassen; er hoffe, daß die Geschwornen in dem Gerichte etwas Anderes sähen, als eine Uebungsschule. Es liege gegen Mellinet gar nichts vor.</p> <p>Herr Gendebien spricht für Balliu. Auch dieser Advokat zollt seine Bewunderung dem Prokurator, der es verstanden, den erlauchten General als einen Soldaten von Risquons-Tout darzustellen. Ich habe vergessen Ihnen zu bemerken, daß der General, als er auf Risquons-Tout zu sprechen kam, das Lächerliche dieser Expedition auf eine Weise schilderte, die allgemeine Heiterkeit erregte. Gegen Ballin liegt weiter nichts vor, als der Besuch, den er von zwei jungen Leuten empfangen, die der polytechnischen Schule angehört haben sollen.</p> </div> <div xml:id="ar087b_003" type="jArticle"> <head>Brüssel, 25. Aug.</head> <p>Wir lesen im „Debat social“, von Herrn Jottrand redigirt, folgende Stelle in großer, gesperrter Schrift gedruckt:</p> <p>Wir fragen nicht mehr, ob Herr Rollin, heutigen Tags Minister Leopold's, das Haupt einer Verschwörung gewesen, welche zum Zwecke hatte, uns wieder unter die väterliche Autorität des Königs Wilhelm zurückzuführen. — Wir haben die Beweise in Händen, daß Herr Rollin des Hochverraths schuldig ist, und wir fordern Jedweden auf, auch nur zu versuchen, uns Lüge zu strafen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Großbritannien.</head> <div xml:id="ar087b_004" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 24. Aug.</head> <p><hi rendition="#g">Unterhaus</hi> vom 23. d. Wie gestern berichtet, wollten mehrere Mitglieder die kleine Summe zur Unterstützung polnischer Emigrirten gestrichen wissen. Nach längerer Discussion wurde indeß die veranschlagte Summe abermals bewilligt. Hierauf fernere Berathung des Budgets.</p> <p><hi rendition="#g">Unterhaus</hi> vom 24. Aug. Die Bill gegen geheime Vereine in Irland wird zum dritten Mal verlesen, obgleich F. O'Connor darauf hinweist, daß man sich irre, wenn man mit lauter Zwangsmaßregeln Irland beruhigen wolle; fortwährend kämen neue beschränkende Bills vor; von Maaßregeln, welche für Irland auch nur entfernt wohlthätig wirken könnten, habe man in dieser Session noch keine einzige erblickt. Hierauf folgt Comiteberathung über die Bill „zur Anknüpfung diplomatischer Verbindungen mit Rom“. Der Widerstand, den Anstey und Urquhart der Berathung entgegensetzten, war fruchtlos. (Sitzung dauert fort.)</p> </div> <div xml:id="ar087b_005" type="jArticle"> <head> <bibl> <author>*</author> </bibl> </head> <p>— In Liverpool Verhaftungen wegen konspiratorischer Pläne. Aus Manchester wird gemeldet, daß gestern die meisten von den in voriger Woche verhafteten und wieder entlassenen Chartisten und Repealchefs aufs Neue festgenommen worden. Dasselbe Loos traf noch mehrere andere Chartisten, die sich bisher völlig sicher glaubten. Sie werden sämmtlich nach dem Ausspruch der Anklage-Juri vor die nächsten Assisen gestellt werden. Fast alle werden bis dahin im Gefängniß bleiben müssen, da die geforderten Bürgschaften absichtlich in solcher Höhe festgesetzt worden, daß das Aufbringen derselben so gut wie unmöglich wird.</p> </div> <div xml:id="ar087b_006" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Dublin, 28. Aug.</head> <p>Ueber die aus Arbeitslosigkeit entspringende Noth im Süden Irlands theilt ein von dort zurückkehrender Reisender eine Menge Details mit. So z. B. sah er letzten Sonnabend in Clonmel an 1000 kräftige Arbeiter sich den Farmers anbieten und nichts weiter für den ganzen Tag verlangen, als die Kost und 2 Pence (20 Pfennige). Trotzdem fanden sie keine Beschäftigung. Wie in Clonmel, so gehts in den meisten andern Orten. David Coughlan, bei den Affairen von Killenaule und Boulagh Adjudant des S. O'Brien, ist von der Polizei aufgefunden und verhaftet worden. Er trug seine Ernennung zum Obersten in der Insurgenten-Armee bei sich. Von Doheny's Aufenthalt hat die Polizei bisher nicht das Mindeste erfahren können. John Martin wird vorläufig nicht deportirt; sein Vertheidiger hat wegen Formfehler gegen das Urtheil appellirt.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Dänemark.</head> <div xml:id="ar087b_007_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Dänemark. 27. August 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 627.</bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Kopenhagen, 23. August.</head> <gap reason="copyright"/> </div> </div> <div n="1"> <head>Spanien.</head> <div xml:id="ar087b_008" type="jArticle"> <head>Madrid, 19. Mai.</head> <p>Cabrera befindet sich, heißt es mit 300 Mann zu Casterdorsall, einem Städtchen, 5 Stunden von Vich. Mehrere andere Insurgentenhaufen richten sich diesem Städtchen zu, von wo der kühne General einen Schlag auszuführen gedenkt.</p> <p>— Auch hier wüthet die Polizei gegen die Zeitungspresse. Gestern konfiszirte sie wiederholt den „Clamor Publico“.</p> <p>— Weißweiler, Rothschilds Agent, kehrt nach London zurück, ohne das Quecksilbergeschäft abgeschlossen zu haben. Rothschild bot 15 Millionen nebst allen Vorräthen zu Sevilla, seit einem Jahre, die Regierung verlangte 30 Millionen. Die Unterhandlungen sind abgebrochen und die Regierung, die auf dieses Geld zählte, steckt in einer scheußlichen Verlegenheit.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Nachtrag.</head> <div xml:id="ar087b_009" type="jArticle"> <head> Frankfurt, 23. August.</head> <p>Der Geschäftsträger Sr. Maj. des Königs von Sardinien, Hr. Radice, hat gestern die Ehre gehabt, Sr. kais. Hoheit dem Erzherzog Reichsverweser sein Beglaubigungsschreiben zu überreichen.</p> <bibl>(F. O.-P.-A.-Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar087b_010" type="jArticle"> <head>Frankfurt, 25. Aug.</head> <p>Sitzung der Nationalversammlung. — Reichsminister der Finanzen v. Beckerath gibt eine Uebersicht des Standes der Reichskassen. Der gegenwärtige Bestand in den verschiedenen Kassen ist 2,882,560 Fl. Reichskriegsminister Peucker glaubt, daß nicht eine, einer persönlichen Korrespondenz entnommene, entstellte und aus dem Zusammenhange gerissene Stelle Grundlage einer Debatte sein dürfte. Die für den 6. August vorgeschriebene Begrüßung des Reichsverwesers durch die deutschen Truppen hat mit einigen Modifikationen stattgefunden. Die hannover'schen Truppen werden die Parade nachträglich abhalten.</p> <p>Die preußische Regierung hat der Sache nach, wenn auch nicht der Form nach, der Weisung entsprochen. Vogt stellt einen Antrag, welcher förmliche Desavouirung des Briefes von Seiten Peucker's und des Ministeriums, sowie genügender Vollzug der Huldigung verlangt. Reichsminister des Aeußern, Heck'scher, erklärt hinsichtlich der bei dem Juniaufstand in Paris betheiligten Deutschen, daß der deutsche Gesandte in Paris beauftragt worden sei, deren Auslieferung zu verlangen, und daß an der Geneigtheit der französischen Regierung, der Reklamation zu willfahren, nicht zu zweifeln sei.</p> <p>Reichsminister von Schmerling beantwortet: 1) eine Interpellation Jahns wegen Einschreitung gegen radikale Vereine, 2) eine Interpellation wegen Aufhebung des Ausfuhrverbotes von edlen Metallen aus Oesterreich. Die österreichische Regierung habe dem österreichischen Reichstag weitere Maßregeln vorgeschlagen. Dieser hat die Sache an einen Ausschuß verwiesen, welcher sofortige Aufhebung des Verbotes beantragt hat. — Es wird hierauf zur Diskussion über §. 11 und 12 der Grundrechte geschritten und diese beendigt. (Schluß der Sitzung 2 1/4 Uhr.)</p> <bibl>(F. O.-P.-A.-Z.)</bibl> </div> </div> <div n="1"> <head>Handels-Nachrichten.</head> <gap reason="insignificant"/> </div> <div type="jReadersLetters" n="1"> <div xml:id="ar087b_011" type="jArticle"> <p>Hohe Versammlung!</p> <p>Die Beschlüsse der National-Versammlung in Frankfurt in der Polensache, über die Beibehaltung des Adels, namentlich aber die Verhandlungen in der Amnestie-Angelegenheit haben den letzten Rest von Zutrauen zu der Versammlung in den Herzen einer großen Anzahl deutscher Bürger ertödtet. Wenn wir es daher auch im Allgemeinen für überflüssig halten, Anträge an diese Versammlung zu richten, so können wir es uns doch nicht versagen, dieselbe auf einige Dinge aufmerksam zu machen, welche die Aufmerksamkeit hoher Versammlung bisher noch nicht auf sich gezogen zu haben scheinen.</p> <p>1. Der Abgeordnete Brentano äußerte bei den Verhandlungen über die Amnestirung der Badischen Flüchtlinge: Wenn man den Prinzen von Preußen amnestire, so könne man auch Hecker amnestiren.“ Diese Aeußerung hat eine Scene in der Paulskirche hervorgerufen, wie sie bisher in den Parlamenten gebildeter Völker noch nicht vorgekommen ist. Das Junkerthum hat sich nicht entblödet, das Faustrecht auszuüben, Hand an einen Vertreter des Volkes zu legen, mit Pistolenduellen dem Abgeordneten zu drohen, welcher eine einfache Wahrheit aussprach. Und das Präsidium hat nicht allein diese Exzesse geduldet sondern sogar den zur Ordnung gerufen, gegen den sie gerichtet waren. Der größte Theil der preußischen Vertreter erklärte die Aeußerung Brentanos für eine Beleidigung des preußischen Volksstammes. Wir erklären aber hiermit, daß wir die Ansicht dieser preußischen Deputirten nicht theilen, daß wir die Interessen und die Ehre unserer Dynastie mit unseren eigenen Interessen und unserer eigenen Ehre keineswegs für einerlei halten.</p> <p>2. Die Ausweisung eines Nassauers aus Köln möge der Versammlung beweisen, wie man in Preußen Ihren Beschluß § 1 der Grundrechte „Jeder Deutsche hat das deutsche Staatsbürgerrecht,“ respektirt. Der kommissarische Polizei-Direktor Geiger in Köln hat den Korrektor und Mitarbeiter der „Neuen Rheinischen Zeitung,“ Herrn Karl Schapper, als „Ausländer“ aus Köln ausgewiesen. Herr Schapper ist mit vollständigen nassauischen Legitimationspapieren versehen, er kann hinreichende Existenzmittel nachweisen, aber er ist Demokrat und Mitglied demokratischer Vereine — darin bestehen seine Verbrechen. Das ist schon der zweite Fall, daß in Preußen den Beschlüssen nicht allein der von der Versammlung gewählten Centralgewalt, sondern auch der Versammlung Hohn gesprochen wird. Wenn ein preußischer Polizeibeamter nach Votirung des §. 1 der Grundrechte des deutschen Volkes durch die National-Versammlung einen deutschen Nassauer als „Ausländer“ aus Preußen ausweisen kann, und die National-Versammlung das duldet — was soll dann aus den Grundrechten des deutschen Volkes, was aus der Einheit Deutschlands werden? Die hohe Versammlung möge die preußische Regierung darüber aufklären, wie der §. 1 der Grundrechte zu verstehen ist, damit sie nicht künftig Nassauer als „Ausländer“ von ihrem Gebiet verjagt.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0449/0001]
Beilage zu Nr. 87 der Neuen Rh. Ztg. Sonntag 27. August 1848. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Die Kölnische Zeitung über Italien. — Die Zeitungshalle über die Rheinprovinz.) Wien. (Arbeiteraufregung — Der Ausschuß mit außerordentlicher Vollmacht bekleidet. — Die vergeblichen Rachepläne der Contrerevolution. — Hecker's nahe Ankunft angezeigt. — Reichstagssitzung. — Steigende Spannung zwischen Ungarn und Oestreich. — Die kaiserliche Preßamnestie. — Erster Preßprozeß vor Geschwornen. — Ausschußverhandlungen über die Adresse an die Frankfurter Linke, und über Fortbestand des Ausschusses. — Antwort Dobblhof's.) Berlin. (Vereinbarungsversammlung. — Keine Forstfrevel-Amnestie — Eximirter Gerichtsstand. — Cholera.) Kassel. (Die Civilliste.) München. (Der Staatsschatz.) Triest. (Albini.)
Italien. (Karl Albert in Mailand. — Welden's Bericht aus Rovigo.) Mailand. (Neue Maßregeln Radetzki's. — Die Flüchtlinge über Karl Albert.) Turin. (Programm des neuen Ministeriums. — Sitzung des Circolo Nazionale.) Neapel. (Entlassungsgesuch von Ministern. — Die englische Flotte.) Siracusa. (Vertheidigungsanstalten.)
Ungarn. Pesth. (Ministerialverfügung. — Ministerkrisis. — Vermischtes.)
Portugal. Lissabon. (Die Cortes vertagt.)
Französische Republik. Paris. (Die Untersuchung über die Juniereignisse. — Die Juni-Insurgenten klassifizirt. — Die ital. Mediation. — Journalistenkongreß. — Einkommensteuer. — Vermischtes. — Nationalversammlung über Postreform.)
Großbritannien. London. (Parlament. — Verhaftungen von Chartisten in Liverpool und Manchester.) Dublin. (Arbeitsmangel im Süden. — J. Martin. — Verhaftung.)
Belgien. Brüssel. (Rollin.) Antwerpen. (Risquons-Tout.)
Dänemark. Kopenhagen. (Tagesnachrichten.)
[Französische Republik] 12 Paris, 24. August. Wollt Ihr Deutsche noch den Franzosen ihren Mangel an Gründlichkeit vorwerfen? Seht doch nur wie gründlich sie verfahren sind bei der Untersuchung der Juni-Ereignisse. Seht, welch ein ungeheures Quellenstudium Odilon-Barrot und seine Geschichtsfreunde gemacht, um dem Grunde alles Uebels und Leids auf die Spur zu kommen. Seht Euch die 3 Quart-Bände an, und Ihr werdet finden, daß die Franzosen anfangen gündliche, historische Studien zu machen, den analytischen Weg, die „Analysis“ der Griechen scheinen sie mit besonderer Vorliebe befolgen zu wollen. Die Juni-Ereignisse waren gewiß eine schlimme Sache; was hat die Juni-Ereignisse herbeigeführt.? Von Dokument zu Dokument, von Wirkung zur Ursache kam man auf den 15. Mai. Dieselben Männer, welche die Juni-Ereignisse hervorgerufen; dieselben Ursachen, welche dem Juni zu Grunde lagen, lagen auch dem Mai zu Grunde. Weiter. Der 15. Mai war eine schlimme Sache; er bezweckte nichts anders als den Umsturz der Regierung. Wer und Was hat den 15. Mai hervorgerufen. Ein Quart-Band von Dokumenten führt uns auf die Ereignisse vom 17 April. Aber der 17. April ist kein Datum das allem dasteht. „In der Geschichte ketten sich Data und Fakta unzertrennlich an einander.“ Oidlon-Barrot mit deutscher Beharrlichkeit stellt alle Dokumenten zusammen welche den 17. April auf den 16. März zurückführen.
Am 16. März fielen gar schlimme Dinge in Paris vor. In den Straßen, auf den öffentlichen Plätzen, heißt es in einem Dokumente, allenthalben diskutirte man über die Fragen, welche auf die jetzige Lage Bezug hatten. Die guten Bürger, d. h. diejenigen, welche Eile hatten, daß das gestörte Zutrauen sobald als möglich zurückkehre, fragten sich ängstlich, warum die Regierung nicht ein Ende mache allen diesen beunruhigenden Forderungen unbeschäftigter Männer, die ihre Geschäftslosigkeit in den Straßen von Paris drohend zur Schau trugen? Statt dessen aber regte die Regierung grade diese Fragen immer mehr an, und ließ ihnen sogar freien Spielraum in der Manifestation vom 16. März. Also diese Manifestation war eine sehr schlimme Sache, und die Leute welche sie hervorgerufen, waren Verräther. Was war aber nun der letzte Grund dieser Manifestation, die Urquelle dieser Bewegung? Von Quelle zu Quelle, von Dokument zu Dokument führt uns die historische Schule der Untersuchungskommission auf den im Februar erfochtenen Sieg. Was aber war die Ursache dieses im Februar errungenen Sieges? Die im Februar ausgebrochene Revolution. Es war also diese im Februar ausgebrochene Revolution eine schlimme Sache, und man ist jetzt im Begriffe, eine Untersuchung über die Ursachen der Februar-Revolution anzustellen, nachdem man die Wirkungen derselben kennen gelernt hat. Das unverzeihlichste, das sie aber hervorgebracht, das sind 171 Journale, deren Titel alle demokratische Tendenzen bezeugen, die all von den Rechten der arbeitenden Klassen sprechen, und die fast alle vom Säbel Cavaignac's zerrissen wurden. Ein Dokument zählt diese verschiedenen Journale auf, um sie dem Bourgeois als ein Schreckbild vorzuhalten. „Die Sturmglocke der Arbeiter“, „die Schildwache der Arbeiter“, „das soziale Heil“, „das soziale Banquet“, „die egalitärische Demokratie“, „die Menschenrechte“, und wie sie alle weiter heißen, sind verschwunden.
Aber die Ursachen, die die in diesen Blättern herrschende Stimmung hervorgerufen, die Noth des Proletariats, der Druck der Klassenherrschaft, die ganze auf der Aussaugung einer Klasse beruhende bürgerliche Produktionsweise dauert fort, und vom Säbel Cavaignac's unerreichbar, rufen sie stets von Neuem die Erbitterung im Volke hervor, die nächstens in einem großen Schlage loszubrechen droht.
Belgien. S Antwerpen, 24. August. Die klangreiche Stimme des Hrn. Mellinet hat etwas ungemein Wohlthuendes. Man glaubt wiederum Leute aus der ersten Revolutionszeit zu vernehmen; so kräftig, so rein, so voll spricht dieser alte französische General. Der belgische Prokurator hat ein Exercitium machen wollen; aber es ist voller Fehler und verräth einen gänzlichen Mangel an Talent. Der Franzose läßt ihn dies mit französischer Gewandtheit fühlen, und verhöhnt zugleich die belgischen Journale, die des Hrn. Prokurators Sache so sehr vertheidigen. „Soldat seit meiner frühen Jugend, spreche ich nur eine Sprache, die Sprache der Wahrheit.“ Speziell auf die Anklage übergehend, zeigt er, wie er der letzte gewesen sei, der von Risquons-Tout sprechen gehört; da er zu dieser Zeit krank und zu Bette gelegen. Die Sache sei ihm zu Ohren gekommen, nachdem schon Alles vorbei war. Worauf gründe der Herr Prokurator seine Anklage? Auf einen Brief von Becker! Bei dieser Gelegenheit übernimmt der General die Vertheidigung dieses vom Prokurator und der „Independance Belge“ verleumdeten Mannes mit einer solchen Beredsamkeit, daß der Prokurator auf seinem Stuhle unruhig wird, während das Publikum den lautesten Beifall kaum unterdrücken kann. Das Estaminet „Union,“ als das Generalquartier der Verschwörung zu bezeichnen, wie es der Prokurator thut, das zeige von seinem reichen Erfindungsgeiste. Herr Mellinet geht sodann zu den Diensten über, die er Belgien geleistet. Er sei es gewesen, der die Holländer vertrieben bis Mastricht, er, der zuerst in Antwerpen eingezogen sei; er, der verhindert habe, daß nicht ganz Antwerpen in Feuer und Flamme aufgegangen. Ja, ihm habe man sogar zu danken, daß die Garnison mit Lebensmitteln verproviantirt worden, und bis auf die heutige Stunde habe er noch keinen Ersatz für diese persönlichen Dienste von der Regierung erhalten. Chazal, der jetzige Kriegsminister, habe damals seine Dienste recht wohl zu würdigen gewußt. Aber man habe sie ihm nie verzeihen können. Und das sei der ganze Grund der Anklage.
Advokat Blondel übernimmt sodann die juristische Vertheidigung Mellinet's. Wenn er, als Advokat, hier anfangen wolle, ebenfalls Uebungen in der Rhetorik vorzunehmen, so habe er gewiß ein schönes Thema vor sich. Der General habe lange nicht Alles gesagt, was er für Belgien gethan, und wie Belgien den General belohnt habe; aber solche Uebungen wolle er dem Prokurator überlassen; er hoffe, daß die Geschwornen in dem Gerichte etwas Anderes sähen, als eine Uebungsschule. Es liege gegen Mellinet gar nichts vor.
Herr Gendebien spricht für Balliu. Auch dieser Advokat zollt seine Bewunderung dem Prokurator, der es verstanden, den erlauchten General als einen Soldaten von Risquons-Tout darzustellen. Ich habe vergessen Ihnen zu bemerken, daß der General, als er auf Risquons-Tout zu sprechen kam, das Lächerliche dieser Expedition auf eine Weise schilderte, die allgemeine Heiterkeit erregte. Gegen Ballin liegt weiter nichts vor, als der Besuch, den er von zwei jungen Leuten empfangen, die der polytechnischen Schule angehört haben sollen.
Brüssel, 25. Aug. Wir lesen im „Debat social“, von Herrn Jottrand redigirt, folgende Stelle in großer, gesperrter Schrift gedruckt:
Wir fragen nicht mehr, ob Herr Rollin, heutigen Tags Minister Leopold's, das Haupt einer Verschwörung gewesen, welche zum Zwecke hatte, uns wieder unter die väterliche Autorität des Königs Wilhelm zurückzuführen. — Wir haben die Beweise in Händen, daß Herr Rollin des Hochverraths schuldig ist, und wir fordern Jedweden auf, auch nur zu versuchen, uns Lüge zu strafen.
Großbritannien. * London, 24. Aug. Unterhaus vom 23. d. Wie gestern berichtet, wollten mehrere Mitglieder die kleine Summe zur Unterstützung polnischer Emigrirten gestrichen wissen. Nach längerer Discussion wurde indeß die veranschlagte Summe abermals bewilligt. Hierauf fernere Berathung des Budgets.
Unterhaus vom 24. Aug. Die Bill gegen geheime Vereine in Irland wird zum dritten Mal verlesen, obgleich F. O'Connor darauf hinweist, daß man sich irre, wenn man mit lauter Zwangsmaßregeln Irland beruhigen wolle; fortwährend kämen neue beschränkende Bills vor; von Maaßregeln, welche für Irland auch nur entfernt wohlthätig wirken könnten, habe man in dieser Session noch keine einzige erblickt. Hierauf folgt Comiteberathung über die Bill „zur Anknüpfung diplomatischer Verbindungen mit Rom“. Der Widerstand, den Anstey und Urquhart der Berathung entgegensetzten, war fruchtlos. (Sitzung dauert fort.)
* — In Liverpool Verhaftungen wegen konspiratorischer Pläne. Aus Manchester wird gemeldet, daß gestern die meisten von den in voriger Woche verhafteten und wieder entlassenen Chartisten und Repealchefs aufs Neue festgenommen worden. Dasselbe Loos traf noch mehrere andere Chartisten, die sich bisher völlig sicher glaubten. Sie werden sämmtlich nach dem Ausspruch der Anklage-Juri vor die nächsten Assisen gestellt werden. Fast alle werden bis dahin im Gefängniß bleiben müssen, da die geforderten Bürgschaften absichtlich in solcher Höhe festgesetzt worden, daß das Aufbringen derselben so gut wie unmöglich wird.
* Dublin, 28. Aug. Ueber die aus Arbeitslosigkeit entspringende Noth im Süden Irlands theilt ein von dort zurückkehrender Reisender eine Menge Details mit. So z. B. sah er letzten Sonnabend in Clonmel an 1000 kräftige Arbeiter sich den Farmers anbieten und nichts weiter für den ganzen Tag verlangen, als die Kost und 2 Pence (20 Pfennige). Trotzdem fanden sie keine Beschäftigung. Wie in Clonmel, so gehts in den meisten andern Orten. David Coughlan, bei den Affairen von Killenaule und Boulagh Adjudant des S. O'Brien, ist von der Polizei aufgefunden und verhaftet worden. Er trug seine Ernennung zum Obersten in der Insurgenten-Armee bei sich. Von Doheny's Aufenthalt hat die Polizei bisher nicht das Mindeste erfahren können. John Martin wird vorläufig nicht deportirt; sein Vertheidiger hat wegen Formfehler gegen das Urtheil appellirt.
Dänemark. * Kopenhagen, 23. August. _ Spanien. Madrid, 19. Mai. Cabrera befindet sich, heißt es mit 300 Mann zu Casterdorsall, einem Städtchen, 5 Stunden von Vich. Mehrere andere Insurgentenhaufen richten sich diesem Städtchen zu, von wo der kühne General einen Schlag auszuführen gedenkt.
— Auch hier wüthet die Polizei gegen die Zeitungspresse. Gestern konfiszirte sie wiederholt den „Clamor Publico“.
— Weißweiler, Rothschilds Agent, kehrt nach London zurück, ohne das Quecksilbergeschäft abgeschlossen zu haben. Rothschild bot 15 Millionen nebst allen Vorräthen zu Sevilla, seit einem Jahre, die Regierung verlangte 30 Millionen. Die Unterhandlungen sind abgebrochen und die Regierung, die auf dieses Geld zählte, steckt in einer scheußlichen Verlegenheit.
Nachtrag. Frankfurt, 23. August. Der Geschäftsträger Sr. Maj. des Königs von Sardinien, Hr. Radice, hat gestern die Ehre gehabt, Sr. kais. Hoheit dem Erzherzog Reichsverweser sein Beglaubigungsschreiben zu überreichen.
(F. O.-P.-A.-Z.) Frankfurt, 25. Aug. Sitzung der Nationalversammlung. — Reichsminister der Finanzen v. Beckerath gibt eine Uebersicht des Standes der Reichskassen. Der gegenwärtige Bestand in den verschiedenen Kassen ist 2,882,560 Fl. Reichskriegsminister Peucker glaubt, daß nicht eine, einer persönlichen Korrespondenz entnommene, entstellte und aus dem Zusammenhange gerissene Stelle Grundlage einer Debatte sein dürfte. Die für den 6. August vorgeschriebene Begrüßung des Reichsverwesers durch die deutschen Truppen hat mit einigen Modifikationen stattgefunden. Die hannover'schen Truppen werden die Parade nachträglich abhalten.
Die preußische Regierung hat der Sache nach, wenn auch nicht der Form nach, der Weisung entsprochen. Vogt stellt einen Antrag, welcher förmliche Desavouirung des Briefes von Seiten Peucker's und des Ministeriums, sowie genügender Vollzug der Huldigung verlangt. Reichsminister des Aeußern, Heck'scher, erklärt hinsichtlich der bei dem Juniaufstand in Paris betheiligten Deutschen, daß der deutsche Gesandte in Paris beauftragt worden sei, deren Auslieferung zu verlangen, und daß an der Geneigtheit der französischen Regierung, der Reklamation zu willfahren, nicht zu zweifeln sei.
Reichsminister von Schmerling beantwortet: 1) eine Interpellation Jahns wegen Einschreitung gegen radikale Vereine, 2) eine Interpellation wegen Aufhebung des Ausfuhrverbotes von edlen Metallen aus Oesterreich. Die österreichische Regierung habe dem österreichischen Reichstag weitere Maßregeln vorgeschlagen. Dieser hat die Sache an einen Ausschuß verwiesen, welcher sofortige Aufhebung des Verbotes beantragt hat. — Es wird hierauf zur Diskussion über §. 11 und 12 der Grundrechte geschritten und diese beendigt. (Schluß der Sitzung 2 1/4 Uhr.)
(F. O.-P.-A.-Z.) Handels-Nachrichten. _ Hohe Versammlung!
Die Beschlüsse der National-Versammlung in Frankfurt in der Polensache, über die Beibehaltung des Adels, namentlich aber die Verhandlungen in der Amnestie-Angelegenheit haben den letzten Rest von Zutrauen zu der Versammlung in den Herzen einer großen Anzahl deutscher Bürger ertödtet. Wenn wir es daher auch im Allgemeinen für überflüssig halten, Anträge an diese Versammlung zu richten, so können wir es uns doch nicht versagen, dieselbe auf einige Dinge aufmerksam zu machen, welche die Aufmerksamkeit hoher Versammlung bisher noch nicht auf sich gezogen zu haben scheinen.
1. Der Abgeordnete Brentano äußerte bei den Verhandlungen über die Amnestirung der Badischen Flüchtlinge: Wenn man den Prinzen von Preußen amnestire, so könne man auch Hecker amnestiren.“ Diese Aeußerung hat eine Scene in der Paulskirche hervorgerufen, wie sie bisher in den Parlamenten gebildeter Völker noch nicht vorgekommen ist. Das Junkerthum hat sich nicht entblödet, das Faustrecht auszuüben, Hand an einen Vertreter des Volkes zu legen, mit Pistolenduellen dem Abgeordneten zu drohen, welcher eine einfache Wahrheit aussprach. Und das Präsidium hat nicht allein diese Exzesse geduldet sondern sogar den zur Ordnung gerufen, gegen den sie gerichtet waren. Der größte Theil der preußischen Vertreter erklärte die Aeußerung Brentanos für eine Beleidigung des preußischen Volksstammes. Wir erklären aber hiermit, daß wir die Ansicht dieser preußischen Deputirten nicht theilen, daß wir die Interessen und die Ehre unserer Dynastie mit unseren eigenen Interessen und unserer eigenen Ehre keineswegs für einerlei halten.
2. Die Ausweisung eines Nassauers aus Köln möge der Versammlung beweisen, wie man in Preußen Ihren Beschluß § 1 der Grundrechte „Jeder Deutsche hat das deutsche Staatsbürgerrecht,“ respektirt. Der kommissarische Polizei-Direktor Geiger in Köln hat den Korrektor und Mitarbeiter der „Neuen Rheinischen Zeitung,“ Herrn Karl Schapper, als „Ausländer“ aus Köln ausgewiesen. Herr Schapper ist mit vollständigen nassauischen Legitimationspapieren versehen, er kann hinreichende Existenzmittel nachweisen, aber er ist Demokrat und Mitglied demokratischer Vereine — darin bestehen seine Verbrechen. Das ist schon der zweite Fall, daß in Preußen den Beschlüssen nicht allein der von der Versammlung gewählten Centralgewalt, sondern auch der Versammlung Hohn gesprochen wird. Wenn ein preußischer Polizeibeamter nach Votirung des §. 1 der Grundrechte des deutschen Volkes durch die National-Versammlung einen deutschen Nassauer als „Ausländer“ aus Preußen ausweisen kann, und die National-Versammlung das duldet — was soll dann aus den Grundrechten des deutschen Volkes, was aus der Einheit Deutschlands werden? Die hohe Versammlung möge die preußische Regierung darüber aufklären, wie der §. 1 der Grundrechte zu verstehen ist, damit sie nicht künftig Nassauer als „Ausländer“ von ihrem Gebiet verjagt.
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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