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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 85. Köln, 25. August 1848. Beilage.

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Beilage zu Nr. 85 der Neuen Rh. Ztg.
Freitag 25. August 1848.
Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Marx). Frankfurt. (Nationalversammlung: §. 3 und 4 der Grundrechte). Berlin. (Die Demolirung des Ministerhotels. -- Bekanntmachung des Staatsanwalts. -- Vereinbarungssitzung: Erklärungen der Minister über die Unruhen). Wien. (Parade vor'm Kaiser. -- Lektion für ihn und den Hof. -- Das Journal Grad'aus. -- Deutsch-katholische Versammlung. -- Sicherheitsausschuß. -- Adresse an die Frankfurter Linke. -- Gerichtsstyl. -- Preßprozesse. -- Reichstagssitzung). Hagen. (Preußische Poesie). Schmiedeberg. (Die Arbeiter in Erdmannsdorf). München. (Die Untersuchung wegen der Soldaten-Excesse fallen gelassen). Bruchsal. (Inkompetenzerklärung des Hofgerichts in Sachen Fickler's). Mannheim. (Die Hessen machen den Behörden Schmerz). Prag. (Reorganisation der Nationalgarde). Klagenfurt. (Katzenmusik).

Dalmatien. Zara. (Die Büreaukratie).

Ungarn und Dalmatien. Pesth. (Siege der Ungarn). Hermannstadt. (Cholera).

Italien. (Brescia verödet. -- Rocca d'Anfo geräumt. -- Das Stilfser Joch von den Oestreichern besetzt). Verona. (Kriegsgerichte in Mailand). Mailand. (Palast Borromeo und Litta. -- Verhaftungen). Florenz. (L'Alba über die Freiheit Italiens -- Il Contemporaneo und das Pabstthum. -- Offizielle Erklärung. -- Tommaseo). Palermo. (Vertheidigungsanstalten).

Schweiz. Bern. (Vom Stelvio). Lugano. (Garibaldi, Republikaner bei Como). Genf. (Die Flüchtlinge aus Italien. -- Die Sonderbündler). Malta. (Ferretti).

Französische Republik. Paris. (Journalschau. -- Die Gefangenen und Cormenin. -- Säbeljustiz. -- Cavaignac. -- Die Arbeiterinnen. -- Neue Junigrausamkeiten. -- Der Junibericht und die Börse. -- Vier Journale unterdrückt. -- Bankett in Avignon. -- Krieg gegen Rosas. -- Tommaseo. -- Nationalversammlung).

Belgien. Brüssel. (Gemeinderathswahlen).

Großbritannien. London. (Der Standard über das schlechte Wetter. -- Orkan in Schottland. -- Kartoffelkrankheit in Irland. -- Parlament). Dublin. (Der bevorstehende große Prozeß. -- O'Gorman als Matrone. -- John Martin. -- Der Tod eines Paupers).

Ostindien. (Der Aufstand in Multan unterdrückt. -- Die Holländer auf Bali geschlagen).

[Französische Republik]
(Schluß der Pariser Nachrichten.)

Zahl der Stimmenden: 714. Absolute Mehrheit: 358. Für die Annahme: 472. Dagegen: 247.

Die Annahme dieses Boudet'schen Anhängsels ist deshalb wichtig, weil sie den Schuldnern selbst in dem Falle die Hände bindet, wenn das Handelsgericht einen Akkord zwischen Gläubiger und Schuldner homologisirt hat.

Robertin stellt einen neuen Zusatz, der jedoch durchfällt.

Schließlich wird darauf angetragen, das so eben genehmigte Konkordatsgesetz auch auf Algerien auszudehnen. Angenommen. Borgad will es auch auf die Kolonieen ausdehnen. Goudchaux bekämpft dies. Freslon im Namen des Gesetzgebungsausschusses desgleichen. Die Kolonieen hätten weniger durch die Februarrevolution als durch die Unvorsichtigkeit der provisorischen Regierung gelitten. Flocon eilt auf die Bühne, um die Regierung zu rechtfertigen. Sein Pathos ruft einigen Spott und Trotz hervor. Cremieux schlägt ein Spezialgesetz vor. Verschoben.

Präsident Marrast zeigt an, daß morgen der 3. Band Aktenstücke vertheilt wird und die Diskussion Freitag beginnen könne. Auch Gueret's Ehrenrettung ist verschoben. Schluß um 6 1/4 Uhr.

Belgien.
Brüssel, 24. August.

Aus dem hiesigen Gemeinderath sind jetzt die vier letzten Radikalen climinirt, unter ihnen der Vater der belgischen Unabhabhängkeit, Alexander Gendebien. An die Stelle der vier Radikalen, die zwar keine großen Männer, aber für Brüssel immer noch Notabilitäten waren, sind die unbekanntesten Größen national-belgischer Mittelmäßigkeit getreten, Leute die kein anderes Verdienst haben, als das Echo des Hrn. Verhaagen zu sein. Der Musterstaat Belgien marschirt schnell. Frankreich ist auf seinem reaktionären Marsch erst beim 24. Februar 1848, Morgens gegen 10 Uhr, angekommen; Belgien ist bereits hinter den 25. September 1830 zurückgegangen.

Großbritannien.
*

Die ungünstige Witterung, sagt Standard in seinem City-Artikel, nimmt fortwährend das allgemeine Interesse in Anspruch. Tritt nicht bald eine Aenderung zum Bessern ein, so können wir nur traurigen Resultaten entgegen sehen. Man verhandelt in den Citzy-Kreisen namentlich die Frage, was die Bank von England thun wird. Es herrscht die Ueberzeugung vor, daß eine Erhöhung des Disconto's zur Abwendung befürchteter Ereignisse diesmal weniger nöthig ist, als je in den letzten 50 Jahren. Früher rief der niedrige Discontosatz jedesmal schnell eine ungeheuerliche Spekulation hervor; jetzt ist dies aus einleuchtenden Gründen nicht der Fall. Vielmehr wird auf allen Seiten mit größter Behutsamkeit operirt. Der Standard ist aber gleichwohl dafür, daß die Bank auf Vorschüsse 3 1/2 p. Cent. Interessen festsetze, da dies ihrem niedrigsten Discontosatz gleichkomme. Das werde gleichsam als Warnung für diejenigen dienen, die etwa die Klugheit außer Augen und sich auf zu weitgehende Spekulation einlassen sollten.

*

-- Nachrichten aus Aberdeen bringen Schilderungen von einem Orkan an der Ostküste Schottlands, wie er selbst in jenen Gegenden selten ist. Von 400 Booten, die oben zur Häringsfischerei ausgelaufen, sind 70 zu Grunde gegangen. Am 19. d. früh bot die Küste 1 1/2 Meilen weit einen schrecklichen Anblick, indem Alles mit Wracks und Leichnamen bedeckt war.

Aus Irland trafen heut wieder die traurigsten Nachrichten über die Ausdehnung der Kartoffelkrankheit ein.

* London, 22. Aug.

In der gestrigen Unterhaussitzung versuchte Hr. Hamilton, an die Stelle des seit einiger Zeit in Irland von der Regierung eingerichteten Volksschulensystems ein anderes, das der Hochkirche, das sogenannte biblische Erziehungssystem zu setzen. Sein Antrag wurde jedoch nach langer Diskussion mit (118 gegen 15 Stimmen verworfen und dann weiter über das Budget verhandelt.

* Unterhaus vom 22. Aug.

Die Sitzung beginnt um 12 Uhr Mittags. Auf der Tagesordnung steht die 3te Lesung der Zuckerzollbill.

Lord G. Bentinck beantragt ein Amendement zum Vortheil der englischen Zuckerraffinerien und wird vom Schatzkanzler bekämpft, der gegen eine Bevorzogung einer kleinen Zahl Leute zum Nachtheil der Mehrheit sich ausspricht. Hr. Bernal wünscht spätestens nächstes Jahr eine Bill eingebracht zu sehen, die raffinirten Zucker, komme er nun aus englischen oder fremden Fabriken, auf gleichem Fuß behandle. Was die westindischen Kolonieen anlange, so sei er überzeugt, daß sie auch nicht mehr 3 Jahre lang der Krone erhalten werden können. Lorg G. Bentincks Klausel wird zuletzt mit 70 gegen 40 Stimmen verworfen. (Die Sitzung dauert bei Postschluß fort.)

* Dublin, 21. August.

S. O'Brien, Meagher, Duffy und alle übrigen mit Waffen in der Hand ergriffenen, oder als mit den Vorigen in Verbindung erachteten Gefangenen werden sehr bald vor die Tipperary-Geschwornen gestellt und ihnen dort der Prozeß wegen "Hochverrath" gemacht worden. Es wird ein abermaliger Monsterprozeß. Die Beweise und Zeugenaussagen sind von erschreckendem Umfang. Die Soldaten, welche in mehreren Theilen des Südens bivouackiren, leiden sehr an Krankheiten, denn das Wetter ist die ganze Zeit über schrecklich gewesen. Namentlich klagen die Truppen, welche in der Nähe von Abbeyfeale stationiren. Das Lager zu Turtulla hat an einen höhern Ort verlegt werden müssen, weil die Nacht zuvor einige Soldaten nahe daran waren, vom Regen fortgeschwemmt zu werden. Ueber das Entkommen O'Gorman's berichtet ein Limericker Journal, wie folgt: Hr. Little hat den O'Gorman durch die Finger oder vielmehr von seinem Arm entschlüpfen lassen. Ehe das Dampfschiff in Kilrusch durchsucht wurde, stand Herr Little nebst mehreren Polizisten am Rande des Quais, wo sie jeden männlichen Passagier mit den Augen zu verschlingen schienen. Warfen sie auch auf ein weibl. Gesicht einen Blick, so thaten sie dies doch am allerwenigsten bei ältlichen Frauen. Da kam nun auch eine Matrone, schwarz gekleidet, die Treppe herauf, wo Hr. Little stand; ihr Schritt schien sehr unsicher und Hr. Little war so gallant, ihr seinen Arm anzubieten und der alten schwächlichen Dame an's Land zu verhelfen. Diese ältliche Dame war Niemand anders, als Richard O'Gorman. Als Hr. Little der Matrone durch den Menschenhaufen geholfen, verbeugte er sich in so höflicher Weise, daß selbst Lord Chesterfield nichts auszusetzen gefunden hätte. Der zu 10 Jahren Deportation verurtheilte John Martin, Herausgeber des "irischen Verbrechers" ist ein Schulfreund Mitchell's und zugleich einer der wenigen Gutsbesitzer, die vom irischen Landvolk geehrt und geliebt werden. In der Grafschaft Clare fand letzten Donnerstag ein armer alter Mann, der wegen seiner republikanischen Ansichten von der Unterstützungsliste gestrichen worden, einen schrecklichen Tod. Um seinen Hunger zu stillen, begab er sich in den Garten eines Gutsherrn, wo er einige Kartoffeln ausreißen wollte. Der Sohn des Gutsherrn sah es und hetzte einen großen Bulldog auf ihn, der ihn niederwarf, aufriß und ihm im wahren Sinne des Worts die Eingeweide aus dem Leibe fraß.

Ostindien.

Die "Singapore Free Preß" vom 3. Juli meldet nach Berichten aus Batavia vom 14. Juni, daß ein am 8. und 9. Juni von der nach Bali abgesandten holländischen Expedition unternommener Versuch, Dschaga Raga auf Bali zu nehmen fehlgeschlagen ist. Die Holländer wurden nach einem blutigen Gefechte von den stark verschanzten Balinesen gezwungen, sich an die Küste zurückzuziehen. Nach Salu waren im April 2 holländische Kriegsbriggs geschickt worden, um die Auslieferung einer Anzahl von den Seeräubern gefangener Individuen zu verlangen; da dieselbe verweigert wurde, schossen die Schiffe am 23. April die Stadt in Brand.

-- Privatbriefe aus Batavia vom 27. Juni bestätigen das Fehlschlagen der Expedition nach Bali und geben den Verlust der Holländer allein an Todten auf 35 Ober- und Unteroffiziere und 280 Soldaten an; die Zahl der Schwerverwundeten soll sehr groß sein. Die ganze Truppenmacht der Holländer bestand nur aus 2000 Mann, die gegen 30,000 Balinesen zu fechten hatten.

Der Hafen Menado auf Celebes., ist von den Holländern dem Handelsverkehr freigegeben worden.

Die Dänen haben ihre Niederlassung auf den Nicobaren aufgegeben. Die im Dienste der Regierung befindlichen Kulihs sind von der Kriegsslopp "Valkyrien" am 16. Juni nach Pinang gebracht worden. Die "Pinang Gazette" will wissen, daß auch die danische Factorei auf Pinang alsbald aufgegeben werden soll.

In Singapore hatte man Bericht aus Hongkong vom 24. Juni; sie scheinen unbedeutend zu sein.

(H. B.-H.)
*

Die Truppenmacht des Molraj ist vollständig geschlagen und damit der Aufstand in Multan unterdrückt. Lieutenant Edwards wars gelungen über den Indus und Chenab zu setzen und sich mit den Truppen des Radschah von Bhawulpoor zu vereinigen. So verstärkt lieferte er am 18. Juni der Armee des Molraj eine Schlacht, die 9 Stunden dauerte und äußerst blutig war, aber mit der gänzlichen Niederlage des Feindes endigte, der von seinen 10 Kanonen 6 in den Händen der Engländer zurücklassen mußte.

Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material]
Zur Beruhigung.

Ich muß das "allgemeine Vertrauen" und die "allgemeine Sicherheit" in Bezug auf eine "Warnung" des Hrn. F. Lassalle beruhigen. Wie die in dem dritten Kassettendiebstahl-Prozesse producirten Briefe des Herrn Lassalle an mich, in die Hände der Staatsbehörde gelangt sind, war mir seit dem ersten Tage der Procedur ein Räthsel, welches ich jedoch ohne weitere Provokation mit den übrigen Mysterien dieser Angelegenheit hätte auf sich beruhen lassen. Da aber Herr Lassalle jetzt plötzlich auf meine Kosten das "allgemeine Vertrauen" und die "allgemeine Sicherheit" im preußischen Staate herstellen will, so erkläre ich, "daß ich Niemanden und nie einen Buchstaben des Hrn Lassalle ausgeliefert habe, und daß ich mich noch heute an den Hrn. Staats-Prokurator v. Ammon wende, mit der Bitte, mir den zu nennen, der ihm jene Briefe zugestellt, eventuell eine öffentliche Erklärung sofort abzugeben." Den Erfolg dieses Schrittes muß ich abwarten; doch hätte Herr Lassalle schon vorläufig am Besten wissen können, daß man in der Hatzfeldschen Affaire Briefe besitzen kann, die durchaus nicht ausgeliefert wurden. Hat etwa Hr. Heine auch die Briefe des Hrn. Lassalle ausgeliefert? Was die mir von Hrn. Lassalle erwiesenen Dienste betrifft, so hat mich der Casus lachen gemacht, was auch sicherlich im Geheimen bei Hrn. Lassalle der Fall ist, dessen klassische Dreistigkeit alle Anerkennung verdient.

Trier, den 19. August 1848.

Karl Grün.

[Gerichtsprotokoll]
Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl.

(Fortsetzung.)

Von Koblenz reiste ich der Gräfin nach Deutz nach; hier brachte ich die Exemplare der Prodigalitätsbroschüre zur Post, welche an Max Hatzfeldt in Paris, Graf Nostiz in Berlin und Freiherr von Landsberg zu Steinfurt adressirt waren. Um diese Zeit sagte mir Lassalle unter vier Augen: "wenn man ihnen trauen könnte, wäre jetzt ein gutes Geschäft zu machen." Tags darauf stellte er mir den Antrag, ich solle in Kalkum, wo der Graf erwartet würde, versuchen, die Kassette desselben zu entwenden, zugleich versprach er mir die Hälfte des Geldes, welches sich in der Kassette befinden werde.

Präsid. Wer sollte denn die andre Hälfte haben? -- Zeuge. Das weiß ich nicht. Scheinbar willigte ich in sein Vorhaben ein und begab mich nach Kalkum, wo ich bis zu dem Tage, an welchem der Graf von dort abreiste, wartete, dann der Gräfin schrieb, ihr obiger Plan mittheilte, zugleich aber die Bedingung stellte, daß Lassalle selber komme und die Kassette abhole. Dann schrieb ich einen zweiten Brief und berichtete: daß der Graf abgereist und so der Plan unausführbar geworden sei. Inzwischen wurde mir mein Verhältniß, der Diener zweier Herrn zu sein, immer peinlicher und ich drang wiederholt in die Gräfin, mich in die Lage zu versetzen, daß ich dem Grafen den Dienst kündigen könne. Ich erhielt endlich einen Brief von ihr mit 20 Thalern und dem Versprechen, daß ich von ihr nicht verlassen würde. Ich bin so dumm gewesen, diesen Brief nebst einem andern später dem Pastor Rochum zu übergeben, der ihn im Namen der Gräfin abforderte. Hätte ich das nicht gethan, so hätte ich die Gräfin wohl kriegen wollen.

Präsid. Aber die 20 Thaler behielten Sie? --

Zeuge. Ja. -- Ich kündigte also dem Grafen und blieb in Kalkum bis Mai 1847, reiste jedoch öfters nach Deutz, um über das Verhalten des Grafen Bericht zu geben. Ende April beredete mich die Gräfin und Lassalle zu v. Stockum nach Düsseldorf zu gehen, mir den Schein zu geben, als ob ich wieder zum Grafen übertreten wolle und zu versuchen, ob v. Stockum nicht etwa darauf eingehen werde, mich zu einem falschen Zeugnisse gegen die Gräfin zu verleiten.

Angekl. erklärt, er habe bei Ertheilung dieses Auftrags nicht zugegen sein können, da er sich damals in Haft befunden.

Zeuge. Er habe sich geirrt und dieses schon bei seiner Vernehmung vor dem Instruktionsrichter nachträglich erklärt, diese nachträgliche Erklärung findet sich wirklich in dem Protokoll des Untersuchungsrichters.

Zeuge. Ich erhielt 7 oder 10 Thaler und begab mich zunächst zu Frau Kurz, um Zutritt zu Stockum zu erhalten. Um die Kurz, welche zur Sache des Grafen hielt, zu gewinnen, erzählte ich ihr theils Wahres, theils Erdichtetes über Lassalle. Frau Kurz versprach mir Zutritt zu v. Stockum zu verschaffen und bemerkte: daß ich wohl einige Hundert Thaler von Stockum erhalten würde, wenn ich wiederholte, was ich ihr über Lassalle mitgetheilt. -- Ich ging nicht gleich zu Stockum, sondern erst, nachdem ich mich von Gladbach hatte instruiren lassen.

Pr. Es ist der als Zeuge geladene ehemalige Lehrer, jetzt Abgeordneter zur Nationalversammlung.

Z. Gladbach trug mir insbesondere auf, den Stockum zu veranlassen, daß er mir dasjenige, was ich gegen die Gräfin und Lassalle fälschlich aussagen solle, aufschreibe und einhändige. So habe er es auch Schaafhausen machen lassen. Ich theilte dem v. Stockum die mißliche Lage mit, in der ich mich befände. Stockum versprach meine Lage zu verbessern und bat mich ihm anzugeben, was ich über L. wisse. Als ich ihm hierauf erwiederte, ich würde mich hierüber nur vor Gericht aussprechen, gab er mir 20 Thlr. und bemerkte dabei, er gebe mir das Geld nur meiner Lage wegen und verlange nur, daß ich die Wahrheit sage. Gladbach suchte mich nachher zu bereden, weiter zu erzählen, daß Stockum mich zu einem falschen Zeugnisse habe verleiten wollen; ich ging hierauf nicht ein, ließ mir jedoch von ihm einen Brief an die Gräfin diktiren, dessen Inhalt mir durchaus nicht mehr erinnerlich ist. Nur soviel weiß ich, daß ich hinein schreiben mußte, ich habe Gelegenheit den Brief nach Mülheim zu befördern. Dort wollte Gladbach den Brief auf die Post geben. Vorher hatte ich aber schon einen andern Brief an die Gräfin geschrieben und ihr den wahren Verlauf der Unterredung mit Stockum brrichtet.

Präsid. Ist in dem Briefe von Gladbach eine falsche Nachricht über die Unterredung gewesen? --

Zeuge. Das weiß ich nicht mehr.

Präsid. Hat Lassalle Sie sonst zu falschem Zeugniß verleiten wollen?

Zeuge. Ja, ich sollte sagen, eine gewisse Scharfenbach, welche auf Kalkum als Magd diente und dort schwanger geworden war, habe mit dem Grafen vertrauten Umgang gehabt. Ich verweigerte dies.

Präsid. Sie haben von der Gräfin Geld erhalten? --

Zeuge. Ja.

Pr. Hat Hoppe sie einmal zu einer falschen Angabe verleiten wollen?

Z. Das weiß ich nicht; ich lernte Hoppe in Deutz auf der Brücke kennen, wo er mir von Joh. Kurz vorgestellt wurde.

Pr. Hat die Gräfin Ihnen gesagt, daß Hoppe in Aachen als Spion gebraucht worden sei, um über das Verhältniß zur Meyendorf auszukundschaften?

Z. Weiß ich nicht.

Pr. Was wissen Sie von Schaafhausen?

Z. Sch. erzählte mir in der Trunkenheit er habe an die Gräfin einen Brief geschrieben, worin er sich beschwert, daß er nicht so viel Geld bekomme als die übrigen Zeugen. Diesen Brief habe ein gewisser Dolleschall zu Bilk unterschlagen.

Beilage zu Nr. 85 der Neuen Rh. Ztg.
Freitag 25. August 1848.
Uebersicht.

Deutschland. Köln. (Marx). Frankfurt. (Nationalversammlung: §. 3 und 4 der Grundrechte). Berlin. (Die Demolirung des Ministerhotels. — Bekanntmachung des Staatsanwalts. — Vereinbarungssitzung: Erklärungen der Minister über die Unruhen). Wien. (Parade vor'm Kaiser. — Lektion für ihn und den Hof. — Das Journal Grad'aus. — Deutsch-katholische Versammlung. — Sicherheitsausschuß. — Adresse an die Frankfurter Linke. — Gerichtsstyl. — Preßprozesse. — Reichstagssitzung). Hagen. (Preußische Poesie). Schmiedeberg. (Die Arbeiter in Erdmannsdorf). München. (Die Untersuchung wegen der Soldaten-Excesse fallen gelassen). Bruchsal. (Inkompetenzerklärung des Hofgerichts in Sachen Fickler's). Mannheim. (Die Hessen machen den Behörden Schmerz). Prag. (Reorganisation der Nationalgarde). Klagenfurt. (Katzenmusik).

Dalmatien. Zara. (Die Büreaukratie).

Ungarn und Dalmatien. Pesth. (Siege der Ungarn). Hermannstadt. (Cholera).

Italien. (Brescia verödet. — Rocca d'Anfo geräumt. — Das Stilfser Joch von den Oestreichern besetzt). Verona. (Kriegsgerichte in Mailand). Mailand. (Palast Borromeo und Litta. — Verhaftungen). Florenz. (L'Alba über die Freiheit Italiens — Il Contemporaneo und das Pabstthum. — Offizielle Erklärung. — Tommaseo). Palermo. (Vertheidigungsanstalten).

Schweiz. Bern. (Vom Stelvio). Lugano. (Garibaldi, Republikaner bei Como). Genf. (Die Flüchtlinge aus Italien. — Die Sonderbündler). Malta. (Ferretti).

Französische Republik. Paris. (Journalschau. — Die Gefangenen und Cormenin. — Säbeljustiz. — Cavaignac. — Die Arbeiterinnen. — Neue Junigrausamkeiten. — Der Junibericht und die Börse. — Vier Journale unterdrückt. — Bankett in Avignon. — Krieg gegen Rosas. — Tommaseo. — Nationalversammlung).

Belgien. Brüssel. (Gemeinderathswahlen).

Großbritannien. London. (Der Standard über das schlechte Wetter. — Orkan in Schottland. — Kartoffelkrankheit in Irland. — Parlament). Dublin. (Der bevorstehende große Prozeß. — O'Gorman als Matrone. — John Martin. — Der Tod eines Paupers).

Ostindien. (Der Aufstand in Multan unterdrückt. — Die Holländer auf Bali geschlagen).

[Französische Republik]
(Schluß der Pariser Nachrichten.)

Zahl der Stimmenden: 714. Absolute Mehrheit: 358. Für die Annahme: 472. Dagegen: 247.

Die Annahme dieses Boudet'schen Anhängsels ist deshalb wichtig, weil sie den Schuldnern selbst in dem Falle die Hände bindet, wenn das Handelsgericht einen Akkord zwischen Gläubiger und Schuldner homologisirt hat.

Robertin stellt einen neuen Zusatz, der jedoch durchfällt.

Schließlich wird darauf angetragen, das so eben genehmigte Konkordatsgesetz auch auf Algerien auszudehnen. Angenommen. Borgad will es auch auf die Kolonieen ausdehnen. Goudchaux bekämpft dies. Freslon im Namen des Gesetzgebungsausschusses desgleichen. Die Kolonieen hätten weniger durch die Februarrevolution als durch die Unvorsichtigkeit der provisorischen Regierung gelitten. Flocon eilt auf die Bühne, um die Regierung zu rechtfertigen. Sein Pathos ruft einigen Spott und Trotz hervor. Cremieux schlägt ein Spezialgesetz vor. Verschoben.

Präsident Marrast zeigt an, daß morgen der 3. Band Aktenstücke vertheilt wird und die Diskussion Freitag beginnen könne. Auch Gueret's Ehrenrettung ist verschoben. Schluß um 6 1/4 Uhr.

Belgien.
Brüssel, 24. August.

Aus dem hiesigen Gemeinderath sind jetzt die vier letzten Radikalen climinirt, unter ihnen der Vater der belgischen Unabhabhängkeit, Alexander Gendebien. An die Stelle der vier Radikalen, die zwar keine großen Männer, aber für Brüssel immer noch Notabilitäten waren, sind die unbekanntesten Größen national-belgischer Mittelmäßigkeit getreten, Leute die kein anderes Verdienst haben, als das Echo des Hrn. Verhaagen zu sein. Der Musterstaat Belgien marschirt schnell. Frankreich ist auf seinem reaktionären Marsch erst beim 24. Februar 1848, Morgens gegen 10 Uhr, angekommen; Belgien ist bereits hinter den 25. September 1830 zurückgegangen.

Großbritannien.
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Die ungünstige Witterung, sagt Standard in seinem City-Artikel, nimmt fortwährend das allgemeine Interesse in Anspruch. Tritt nicht bald eine Aenderung zum Bessern ein, so können wir nur traurigen Resultaten entgegen sehen. Man verhandelt in den Citzy-Kreisen namentlich die Frage, was die Bank von England thun wird. Es herrscht die Ueberzeugung vor, daß eine Erhöhung des Disconto's zur Abwendung befürchteter Ereignisse diesmal weniger nöthig ist, als je in den letzten 50 Jahren. Früher rief der niedrige Discontosatz jedesmal schnell eine ungeheuerliche Spekulation hervor; jetzt ist dies aus einleuchtenden Gründen nicht der Fall. Vielmehr wird auf allen Seiten mit größter Behutsamkeit operirt. Der Standard ist aber gleichwohl dafür, daß die Bank auf Vorschüsse 3 1/2 p. Cent. Interessen festsetze, da dies ihrem niedrigsten Discontosatz gleichkomme. Das werde gleichsam als Warnung für diejenigen dienen, die etwa die Klugheit außer Augen und sich auf zu weitgehende Spekulation einlassen sollten.

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— Nachrichten aus Aberdeen bringen Schilderungen von einem Orkan an der Ostküste Schottlands, wie er selbst in jenen Gegenden selten ist. Von 400 Booten, die oben zur Häringsfischerei ausgelaufen, sind 70 zu Grunde gegangen. Am 19. d. früh bot die Küste 1 1/2 Meilen weit einen schrecklichen Anblick, indem Alles mit Wracks und Leichnamen bedeckt war.

Aus Irland trafen heut wieder die traurigsten Nachrichten über die Ausdehnung der Kartoffelkrankheit ein.

* London, 22. Aug.

In der gestrigen Unterhaussitzung versuchte Hr. Hamilton, an die Stelle des seit einiger Zeit in Irland von der Regierung eingerichteten Volksschulensystems ein anderes, das der Hochkirche, das sogenannte biblische Erziehungssystem zu setzen. Sein Antrag wurde jedoch nach langer Diskussion mit (118 gegen 15 Stimmen verworfen und dann weiter über das Budget verhandelt.

* Unterhaus vom 22. Aug.

Die Sitzung beginnt um 12 Uhr Mittags. Auf der Tagesordnung steht die 3te Lesung der Zuckerzollbill.

Lord G. Bentinck beantragt ein Amendement zum Vortheil der englischen Zuckerraffinerien und wird vom Schatzkanzler bekämpft, der gegen eine Bevorzogung einer kleinen Zahl Leute zum Nachtheil der Mehrheit sich ausspricht. Hr. Bernal wünscht spätestens nächstes Jahr eine Bill eingebracht zu sehen, die raffinirten Zucker, komme er nun aus englischen oder fremden Fabriken, auf gleichem Fuß behandle. Was die westindischen Kolonieen anlange, so sei er überzeugt, daß sie auch nicht mehr 3 Jahre lang der Krone erhalten werden können. Lorg G. Bentincks Klausel wird zuletzt mit 70 gegen 40 Stimmen verworfen. (Die Sitzung dauert bei Postschluß fort.)

* Dublin, 21. August.

S. O'Brien, Meagher, Duffy und alle übrigen mit Waffen in der Hand ergriffenen, oder als mit den Vorigen in Verbindung erachteten Gefangenen werden sehr bald vor die Tipperary-Geschwornen gestellt und ihnen dort der Prozeß wegen „Hochverrath“ gemacht worden. Es wird ein abermaliger Monsterprozeß. Die Beweise und Zeugenaussagen sind von erschreckendem Umfang. Die Soldaten, welche in mehreren Theilen des Südens bivouackiren, leiden sehr an Krankheiten, denn das Wetter ist die ganze Zeit über schrecklich gewesen. Namentlich klagen die Truppen, welche in der Nähe von Abbeyfeale stationiren. Das Lager zu Turtulla hat an einen höhern Ort verlegt werden müssen, weil die Nacht zuvor einige Soldaten nahe daran waren, vom Regen fortgeschwemmt zu werden. Ueber das Entkommen O'Gorman's berichtet ein Limericker Journal, wie folgt: Hr. Little hat den O'Gorman durch die Finger oder vielmehr von seinem Arm entschlüpfen lassen. Ehe das Dampfschiff in Kilrusch durchsucht wurde, stand Herr Little nebst mehreren Polizisten am Rande des Quais, wo sie jeden männlichen Passagier mit den Augen zu verschlingen schienen. Warfen sie auch auf ein weibl. Gesicht einen Blick, so thaten sie dies doch am allerwenigsten bei ältlichen Frauen. Da kam nun auch eine Matrone, schwarz gekleidet, die Treppe herauf, wo Hr. Little stand; ihr Schritt schien sehr unsicher und Hr. Little war so gallant, ihr seinen Arm anzubieten und der alten schwächlichen Dame an's Land zu verhelfen. Diese ältliche Dame war Niemand anders, als Richard O'Gorman. Als Hr. Little der Matrone durch den Menschenhaufen geholfen, verbeugte er sich in so höflicher Weise, daß selbst Lord Chesterfield nichts auszusetzen gefunden hätte. Der zu 10 Jahren Deportation verurtheilte John Martin, Herausgeber des „irischen Verbrechers“ ist ein Schulfreund Mitchell's und zugleich einer der wenigen Gutsbesitzer, die vom irischen Landvolk geehrt und geliebt werden. In der Grafschaft Clare fand letzten Donnerstag ein armer alter Mann, der wegen seiner republikanischen Ansichten von der Unterstützungsliste gestrichen worden, einen schrecklichen Tod. Um seinen Hunger zu stillen, begab er sich in den Garten eines Gutsherrn, wo er einige Kartoffeln ausreißen wollte. Der Sohn des Gutsherrn sah es und hetzte einen großen Bulldog auf ihn, der ihn niederwarf, aufriß und ihm im wahren Sinne des Worts die Eingeweide aus dem Leibe fraß.

Ostindien.

Die „Singapore Free Preß“ vom 3. Juli meldet nach Berichten aus Batavia vom 14. Juni, daß ein am 8. und 9. Juni von der nach Bali abgesandten holländischen Expedition unternommener Versuch, Dschaga Raga auf Bali zu nehmen fehlgeschlagen ist. Die Holländer wurden nach einem blutigen Gefechte von den stark verschanzten Balinesen gezwungen, sich an die Küste zurückzuziehen. Nach Salu waren im April 2 holländische Kriegsbriggs geschickt worden, um die Auslieferung einer Anzahl von den Seeräubern gefangener Individuen zu verlangen; da dieselbe verweigert wurde, schossen die Schiffe am 23. April die Stadt in Brand.

— Privatbriefe aus Batavia vom 27. Juni bestätigen das Fehlschlagen der Expedition nach Bali und geben den Verlust der Holländer allein an Todten auf 35 Ober- und Unteroffiziere und 280 Soldaten an; die Zahl der Schwerverwundeten soll sehr groß sein. Die ganze Truppenmacht der Holländer bestand nur aus 2000 Mann, die gegen 30,000 Balinesen zu fechten hatten.

Der Hafen Menado auf Celebes., ist von den Holländern dem Handelsverkehr freigegeben worden.

Die Dänen haben ihre Niederlassung auf den Nicobaren aufgegeben. Die im Dienste der Regierung befindlichen Kulihs sind von der Kriegsslopp „Valkyrien“ am 16. Juni nach Pinang gebracht worden. Die „Pinang Gazette“ will wissen, daß auch die danische Factorei auf Pinang alsbald aufgegeben werden soll.

In Singapore hatte man Bericht aus Hongkong vom 24. Juni; sie scheinen unbedeutend zu sein.

(H. B.-H.)
*

Die Truppenmacht des Molraj ist vollständig geschlagen und damit der Aufstand in Multan unterdrückt. Lieutenant Edwards wars gelungen über den Indus und Chenab zu setzen und sich mit den Truppen des Radschah von Bhawulpoor zu vereinigen. So verstärkt lieferte er am 18. Juni der Armee des Molraj eine Schlacht, die 9 Stunden dauerte und äußerst blutig war, aber mit der gänzlichen Niederlage des Feindes endigte, der von seinen 10 Kanonen 6 in den Händen der Engländer zurücklassen mußte.

Handels-Nachrichten. [irrelevantes Material]
Zur Beruhigung.

Ich muß das „allgemeine Vertrauen“ und die „allgemeine Sicherheit“ in Bezug auf eine „Warnung“ des Hrn. F. Lassalle beruhigen. Wie die in dem dritten Kassettendiebstahl-Prozesse producirten Briefe des Herrn Lassalle an mich, in die Hände der Staatsbehörde gelangt sind, war mir seit dem ersten Tage der Procedur ein Räthsel, welches ich jedoch ohne weitere Provokation mit den übrigen Mysterien dieser Angelegenheit hätte auf sich beruhen lassen. Da aber Herr Lassalle jetzt plötzlich auf meine Kosten das „allgemeine Vertrauen“ und die „allgemeine Sicherheit“ im preußischen Staate herstellen will, so erkläre ich, „daß ich Niemanden und nie einen Buchstaben des Hrn Lassalle ausgeliefert habe, und daß ich mich noch heute an den Hrn. Staats-Prokurator v. Ammon wende, mit der Bitte, mir den zu nennen, der ihm jene Briefe zugestellt, eventuell eine öffentliche Erklärung sofort abzugeben.“ Den Erfolg dieses Schrittes muß ich abwarten; doch hätte Herr Lassalle schon vorläufig am Besten wissen können, daß man in der Hatzfeldschen Affaire Briefe besitzen kann, die durchaus nicht ausgeliefert wurden. Hat etwa Hr. Heine auch die Briefe des Hrn. Lassalle ausgeliefert? Was die mir von Hrn. Lassalle erwiesenen Dienste betrifft, so hat mich der Casus lachen gemacht, was auch sicherlich im Geheimen bei Hrn. Lassalle der Fall ist, dessen klassische Dreistigkeit alle Anerkennung verdient.

Trier, den 19. August 1848.

Karl Grün.

[Gerichtsprotokoll]
Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl.

(Fortsetzung.)

Von Koblenz reiste ich der Gräfin nach Deutz nach; hier brachte ich die Exemplare der Prodigalitätsbroschüre zur Post, welche an Max Hatzfeldt in Paris, Graf Nostiz in Berlin und Freiherr von Landsberg zu Steinfurt adressirt waren. Um diese Zeit sagte mir Lassalle unter vier Augen: „wenn man ihnen trauen könnte, wäre jetzt ein gutes Geschäft zu machen.“ Tags darauf stellte er mir den Antrag, ich solle in Kalkum, wo der Graf erwartet würde, versuchen, die Kassette desselben zu entwenden, zugleich versprach er mir die Hälfte des Geldes, welches sich in der Kassette befinden werde.

Präsid. Wer sollte denn die andre Hälfte haben? — Zeuge. Das weiß ich nicht. Scheinbar willigte ich in sein Vorhaben ein und begab mich nach Kalkum, wo ich bis zu dem Tage, an welchem der Graf von dort abreiste, wartete, dann der Gräfin schrieb, ihr obiger Plan mittheilte, zugleich aber die Bedingung stellte, daß Lassalle selber komme und die Kassette abhole. Dann schrieb ich einen zweiten Brief und berichtete: daß der Graf abgereist und so der Plan unausführbar geworden sei. Inzwischen wurde mir mein Verhältniß, der Diener zweier Herrn zu sein, immer peinlicher und ich drang wiederholt in die Gräfin, mich in die Lage zu versetzen, daß ich dem Grafen den Dienst kündigen könne. Ich erhielt endlich einen Brief von ihr mit 20 Thalern und dem Versprechen, daß ich von ihr nicht verlassen würde. Ich bin so dumm gewesen, diesen Brief nebst einem andern später dem Pastor Rochum zu übergeben, der ihn im Namen der Gräfin abforderte. Hätte ich das nicht gethan, so hätte ich die Gräfin wohl kriegen wollen.

Präsid. Aber die 20 Thaler behielten Sie? —

Zeuge. Ja. — Ich kündigte also dem Grafen und blieb in Kalkum bis Mai 1847, reiste jedoch öfters nach Deutz, um über das Verhalten des Grafen Bericht zu geben. Ende April beredete mich die Gräfin und Lassalle zu v. Stockum nach Düsseldorf zu gehen, mir den Schein zu geben, als ob ich wieder zum Grafen übertreten wolle und zu versuchen, ob v. Stockum nicht etwa darauf eingehen werde, mich zu einem falschen Zeugnisse gegen die Gräfin zu verleiten.

Angekl. erklärt, er habe bei Ertheilung dieses Auftrags nicht zugegen sein können, da er sich damals in Haft befunden.

Zeuge. Er habe sich geirrt und dieses schon bei seiner Vernehmung vor dem Instruktionsrichter nachträglich erklärt, diese nachträgliche Erklärung findet sich wirklich in dem Protokoll des Untersuchungsrichters.

Zeuge. Ich erhielt 7 oder 10 Thaler und begab mich zunächst zu Frau Kurz, um Zutritt zu Stockum zu erhalten. Um die Kurz, welche zur Sache des Grafen hielt, zu gewinnen, erzählte ich ihr theils Wahres, theils Erdichtetes über Lassalle. Frau Kurz versprach mir Zutritt zu v. Stockum zu verschaffen und bemerkte: daß ich wohl einige Hundert Thaler von Stockum erhalten würde, wenn ich wiederholte, was ich ihr über Lassalle mitgetheilt. — Ich ging nicht gleich zu Stockum, sondern erst, nachdem ich mich von Gladbach hatte instruiren lassen.

Pr. Es ist der als Zeuge geladene ehemalige Lehrer, jetzt Abgeordneter zur Nationalversammlung.

Z. Gladbach trug mir insbesondere auf, den Stockum zu veranlassen, daß er mir dasjenige, was ich gegen die Gräfin und Lassalle fälschlich aussagen solle, aufschreibe und einhändige. So habe er es auch Schaafhausen machen lassen. Ich theilte dem v. Stockum die mißliche Lage mit, in der ich mich befände. Stockum versprach meine Lage zu verbessern und bat mich ihm anzugeben, was ich über L. wisse. Als ich ihm hierauf erwiederte, ich würde mich hierüber nur vor Gericht aussprechen, gab er mir 20 Thlr. und bemerkte dabei, er gebe mir das Geld nur meiner Lage wegen und verlange nur, daß ich die Wahrheit sage. Gladbach suchte mich nachher zu bereden, weiter zu erzählen, daß Stockum mich zu einem falschen Zeugnisse habe verleiten wollen; ich ging hierauf nicht ein, ließ mir jedoch von ihm einen Brief an die Gräfin diktiren, dessen Inhalt mir durchaus nicht mehr erinnerlich ist. Nur soviel weiß ich, daß ich hinein schreiben mußte, ich habe Gelegenheit den Brief nach Mülheim zu befördern. Dort wollte Gladbach den Brief auf die Post geben. Vorher hatte ich aber schon einen andern Brief an die Gräfin geschrieben und ihr den wahren Verlauf der Unterredung mit Stockum brrichtet.

Präsid. Ist in dem Briefe von Gladbach eine falsche Nachricht über die Unterredung gewesen? —

Zeuge. Das weiß ich nicht mehr.

Präsid. Hat Lassalle Sie sonst zu falschem Zeugniß verleiten wollen?

Zeuge. Ja, ich sollte sagen, eine gewisse Scharfenbach, welche auf Kalkum als Magd diente und dort schwanger geworden war, habe mit dem Grafen vertrauten Umgang gehabt. Ich verweigerte dies.

Präsid. Sie haben von der Gräfin Geld erhalten? —

Zeuge. Ja.

Pr. Hat Hoppe sie einmal zu einer falschen Angabe verleiten wollen?

Z. Das weiß ich nicht; ich lernte Hoppe in Deutz auf der Brücke kennen, wo er mir von Joh. Kurz vorgestellt wurde.

Pr. Hat die Gräfin Ihnen gesagt, daß Hoppe in Aachen als Spion gebraucht worden sei, um über das Verhältniß zur Meyendorf auszukundschaften?

Z. Weiß ich nicht.

Pr. Was wissen Sie von Schaafhausen?

Z. Sch. erzählte mir in der Trunkenheit er habe an die Gräfin einen Brief geschrieben, worin er sich beschwert, daß er nicht so viel Geld bekomme als die übrigen Zeugen. Diesen Brief habe ein gewisser Dolleschall zu Bilk unterschlagen.

<TEI>
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        <titlePart type="main">Beilage zu Nr. 85 der Neuen Rh. Ztg. </titlePart>
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          <docDate>Freitag 25. August 1848.</docDate>
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      <div type="contents" n="1">
        <head>Uebersicht.</head>
        <p><hi rendition="#g">Deutschland</hi>. Köln. (Marx). Frankfurt.                     (Nationalversammlung: §. 3 und 4 der Grundrechte). Berlin. (Die Demolirung des                     Ministerhotels. &#x2014; Bekanntmachung des Staatsanwalts. &#x2014; Vereinbarungssitzung:                     Erklärungen der Minister über die Unruhen). Wien. (Parade vor'm Kaiser. &#x2014;                     Lektion für ihn und den Hof. &#x2014; Das Journal Grad'aus. &#x2014; Deutsch-katholische                     Versammlung. &#x2014; Sicherheitsausschuß. &#x2014; Adresse an die Frankfurter Linke. &#x2014;                     Gerichtsstyl. &#x2014; Preßprozesse. &#x2014; Reichstagssitzung). Hagen. (Preußische Poesie).                     Schmiedeberg. (Die Arbeiter in Erdmannsdorf). München. (Die Untersuchung wegen                     der Soldaten-Excesse fallen gelassen). Bruchsal. (Inkompetenzerklärung des                     Hofgerichts in Sachen Fickler's). Mannheim. (Die Hessen machen den Behörden                     Schmerz). Prag. (Reorganisation der Nationalgarde). Klagenfurt.                     (Katzenmusik).</p>
        <p><hi rendition="#g">Dalmatien</hi>. Zara. (Die Büreaukratie).</p>
        <p><hi rendition="#g">Ungarn und Dalmatien</hi>. Pesth. (Siege der Ungarn).                     Hermannstadt. (Cholera).</p>
        <p><hi rendition="#g">Italien</hi>. (Brescia verödet. &#x2014; Rocca d'Anfo geräumt. &#x2014; Das                     Stilfser Joch von den Oestreichern besetzt). Verona. (Kriegsgerichte in                     Mailand). Mailand. (Palast Borromeo und Litta. &#x2014; Verhaftungen). Florenz. (L'Alba                     über die Freiheit Italiens &#x2014; Il Contemporaneo und das Pabstthum. &#x2014; Offizielle                     Erklärung. &#x2014; Tommaseo). Palermo. (Vertheidigungsanstalten).</p>
        <p><hi rendition="#g">Schweiz</hi>. Bern. (Vom Stelvio). Lugano. (Garibaldi,                     Republikaner bei Como). Genf. (Die Flüchtlinge aus Italien. &#x2014; Die                     Sonderbündler). Malta. (Ferretti).</p>
        <p><hi rendition="#g">Französische Republik</hi>. Paris. (Journalschau. &#x2014; Die                     Gefangenen und Cormenin. &#x2014; Säbeljustiz. &#x2014; Cavaignac. &#x2014; Die Arbeiterinnen. &#x2014; Neue                     Junigrausamkeiten. &#x2014; Der Junibericht und die Börse. &#x2014; Vier Journale unterdrückt.                     &#x2014; Bankett in Avignon. &#x2014; Krieg gegen Rosas. &#x2014; Tommaseo. &#x2014;                     Nationalversammlung).</p>
        <p><hi rendition="#g">Belgien</hi>. Brüssel. (Gemeinderathswahlen).</p>
        <p><hi rendition="#g">Großbritannien</hi>. London. (Der Standard über das schlechte                     Wetter. &#x2014; Orkan in Schottland. &#x2014; Kartoffelkrankheit in Irland. &#x2014; Parlament).                     Dublin. (Der bevorstehende große Prozeß. &#x2014; O'Gorman als Matrone. &#x2014; John Martin.                     &#x2014; Der Tod eines Paupers).</p>
        <p><hi rendition="#g">Ostindien</hi>. (Der Aufstand in Multan unterdrückt. &#x2014; Die                     Holländer auf Bali geschlagen).</p>
      </div>
      <div n="1">
        <head>[Französische Republik]</head>
        <div xml:id="ar085b_001" type="jArticle">
          <head>(Schluß der Pariser Nachrichten.)</head>
          <p>Zahl der Stimmenden: 714. Absolute Mehrheit: 358. Für die Annahme: 472.                         Dagegen: 247.</p>
          <p>Die Annahme dieses Boudet'schen Anhängsels ist deshalb wichtig, weil sie den                         Schuldnern selbst in dem Falle die Hände bindet, wenn das Handelsgericht                         einen Akkord zwischen Gläubiger und Schuldner homologisirt hat.</p>
          <p><hi rendition="#g">Robertin</hi> stellt einen neuen Zusatz, der jedoch                         durchfällt.</p>
          <p>Schließlich wird darauf angetragen, das so eben genehmigte Konkordatsgesetz                         auch auf Algerien auszudehnen. Angenommen. Borgad will es auch auf die                         Kolonieen ausdehnen. Goudchaux bekämpft dies. Freslon im Namen des                         Gesetzgebungsausschusses desgleichen. Die Kolonieen hätten weniger durch die                         Februarrevolution als durch die Unvorsichtigkeit der provisorischen                         Regierung gelitten. Flocon eilt auf die Bühne, um die Regierung zu                         rechtfertigen. Sein Pathos ruft einigen Spott und Trotz hervor. Cremieux                         schlägt ein Spezialgesetz vor. Verschoben.</p>
          <p>Präsident <hi rendition="#g">Marrast</hi> zeigt an, daß morgen der 3. Band                         Aktenstücke vertheilt wird und die Diskussion Freitag beginnen könne. Auch                         Gueret's Ehrenrettung ist verschoben. Schluß um 6 1/4 Uhr.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Belgien.</head>
        <div xml:id="ar085b_002" type="jArticle">
          <head>Brüssel, 24. August.</head>
          <p>Aus dem hiesigen Gemeinderath sind jetzt die vier letzten Radikalen                         climinirt, unter ihnen der Vater der belgischen Unabhabhängkeit, <hi rendition="#g">Alexander Gendebien</hi>. An die Stelle der vier                         Radikalen, die zwar keine großen Männer, aber für Brüssel immer noch                         Notabilitäten waren, sind die unbekanntesten Größen national-belgischer                         Mittelmäßigkeit getreten, Leute die kein anderes Verdienst haben, als das                         Echo des Hrn. Verhaagen zu sein. Der Musterstaat Belgien marschirt schnell.                         Frankreich ist auf seinem reaktionären Marsch erst beim 24. Februar 1848,                         Morgens gegen 10 Uhr, angekommen; Belgien ist bereits hinter den 25.                         September 1830 zurückgegangen.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Großbritannien.</head>
        <div xml:id="ar085b_003" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Die ungünstige Witterung, sagt Standard in seinem City-Artikel, nimmt                         fortwährend das allgemeine Interesse in Anspruch. Tritt nicht bald eine                         Aenderung zum Bessern ein, so können wir nur traurigen Resultaten entgegen                         sehen. Man verhandelt in den Citzy-Kreisen namentlich die Frage, was die                         Bank von England thun wird. Es herrscht die Ueberzeugung vor, daß eine                         Erhöhung des Disconto's zur Abwendung befürchteter Ereignisse diesmal                         weniger nöthig ist, als je in den letzten 50 Jahren. Früher rief der                         niedrige Discontosatz jedesmal schnell eine ungeheuerliche Spekulation                         hervor; jetzt ist dies aus einleuchtenden Gründen nicht der Fall. Vielmehr                         wird auf allen Seiten mit größter Behutsamkeit operirt. Der Standard ist                         aber gleichwohl dafür, daß die Bank auf Vorschüsse 3 1/2 p. Cent. Interessen                         festsetze, da dies ihrem niedrigsten Discontosatz gleichkomme. Das werde                         gleichsam als Warnung für diejenigen dienen, die etwa die Klugheit außer                         Augen und sich auf zu weitgehende Spekulation einlassen sollten.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar085b_004" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>&#x2014; Nachrichten aus <hi rendition="#g">Aberdeen</hi> bringen Schilderungen von                         einem Orkan an der Ostküste Schottlands, wie er selbst in jenen Gegenden                         selten ist. Von 400 Booten, die oben zur Häringsfischerei ausgelaufen, sind                         70 zu Grunde gegangen. Am 19. d. früh bot die Küste 1 1/2 Meilen weit einen                         schrecklichen Anblick, indem Alles mit Wracks und Leichnamen bedeckt                         war.</p>
          <p>Aus Irland trafen heut wieder die traurigsten Nachrichten über die Ausdehnung                         der Kartoffelkrankheit ein.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar085b_005" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 22. Aug.</head>
          <p>In der gestrigen <hi rendition="#g">Unterhaus</hi>sitzung versuchte Hr.                         Hamilton, an die Stelle des seit einiger Zeit in Irland von der Regierung                         eingerichteten Volksschulensystems ein anderes, das der Hochkirche, das                         sogenannte biblische Erziehungssystem zu setzen. Sein Antrag wurde jedoch                         nach langer Diskussion mit (118 gegen 15 Stimmen verworfen und dann weiter                         über das Budget verhandelt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar085b_006" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Unterhaus vom 22. Aug.</head>
          <p>Die Sitzung beginnt um 12 Uhr Mittags. Auf der Tagesordnung steht die 3te                         Lesung der Zuckerzollbill.</p>
          <p>Lord G. <hi rendition="#g">Bentinck</hi> beantragt ein Amendement zum                         Vortheil der englischen Zuckerraffinerien und wird vom Schatzkanzler                         bekämpft, der gegen eine Bevorzogung einer kleinen Zahl Leute zum Nachtheil                         der Mehrheit sich ausspricht. Hr. Bernal wünscht spätestens nächstes Jahr                         eine Bill eingebracht zu sehen, die raffinirten Zucker, komme er nun aus                         englischen oder fremden Fabriken, auf gleichem Fuß behandle. Was die                         westindischen Kolonieen anlange, so sei er überzeugt, daß sie auch nicht                         mehr 3 Jahre lang der Krone erhalten werden können. Lorg G. Bentincks                         Klausel wird zuletzt mit 70 gegen 40 Stimmen verworfen. (Die Sitzung dauert                         bei Postschluß fort.)</p>
        </div>
        <div xml:id="ar085b_007" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Dublin, 21. August.</head>
          <p>S. O'Brien, Meagher, Duffy und alle übrigen mit Waffen in der Hand                         ergriffenen, oder als mit den Vorigen in Verbindung erachteten Gefangenen                         werden sehr bald vor die Tipperary-Geschwornen gestellt und ihnen dort der                         Prozeß wegen &#x201E;Hochverrath&#x201C; gemacht worden. Es wird ein abermaliger                         Monsterprozeß. Die Beweise und Zeugenaussagen sind von erschreckendem                         Umfang. Die Soldaten, welche in mehreren Theilen des Südens bivouackiren,                         leiden sehr an Krankheiten, denn das Wetter ist die ganze Zeit über                         schrecklich gewesen. Namentlich klagen die Truppen, welche in der Nähe von                         Abbeyfeale stationiren. Das Lager zu Turtulla hat an einen höhern Ort                         verlegt werden müssen, weil die Nacht zuvor einige Soldaten nahe daran                         waren, vom Regen fortgeschwemmt zu werden. Ueber das Entkommen O'Gorman's                         berichtet ein Limericker Journal, wie folgt: Hr. Little hat den O'Gorman                         durch die Finger oder vielmehr von seinem Arm entschlüpfen lassen. Ehe das                         Dampfschiff in Kilrusch durchsucht wurde, stand Herr Little nebst mehreren                         Polizisten am Rande des Quais, wo sie jeden männlichen Passagier mit den                         Augen zu verschlingen schienen. Warfen sie auch auf ein weibl. Gesicht einen                         Blick, so thaten sie dies doch am allerwenigsten bei ältlichen Frauen. Da                         kam nun auch eine Matrone, schwarz gekleidet, die Treppe herauf, wo Hr.                         Little stand; ihr Schritt schien sehr unsicher und Hr. Little war so                         gallant, ihr seinen Arm anzubieten und der alten schwächlichen Dame an's                         Land zu verhelfen. Diese ältliche Dame war Niemand anders, als Richard                         O'Gorman. Als Hr. Little der Matrone durch den Menschenhaufen geholfen,                         verbeugte er sich in so höflicher Weise, daß selbst Lord Chesterfield nichts                         auszusetzen gefunden hätte. Der zu 10 Jahren Deportation verurtheilte John                         Martin, Herausgeber des &#x201E;irischen Verbrechers&#x201C; ist ein Schulfreund                         Mitchell's und zugleich einer der wenigen Gutsbesitzer, die vom irischen                         Landvolk geehrt und geliebt werden. In der Grafschaft Clare fand letzten                         Donnerstag ein armer alter Mann, der wegen seiner republikanischen Ansichten                         von der Unterstützungsliste gestrichen worden, einen schrecklichen Tod. Um                         seinen Hunger zu stillen, begab er sich in den Garten eines Gutsherrn, wo er                         einige Kartoffeln ausreißen wollte. Der Sohn des Gutsherrn sah es und hetzte                         einen großen Bulldog auf ihn, der ihn niederwarf, aufriß und ihm im wahren                         Sinne des Worts die Eingeweide aus dem Leibe fraß.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Ostindien.</head>
        <div xml:id="ar085b_008" type="jArticle">
          <p>Die &#x201E;Singapore Free Preß&#x201C; vom 3. Juli meldet nach Berichten aus Batavia vom                         14. Juni, daß ein am 8. und 9. Juni von der nach Bali abgesandten                         holländischen Expedition unternommener Versuch, Dschaga Raga auf Bali zu                         nehmen fehlgeschlagen ist. Die Holländer wurden nach einem blutigen Gefechte                         von den stark verschanzten Balinesen gezwungen, sich an die Küste                         zurückzuziehen. Nach Salu waren im April 2 holländische Kriegsbriggs                         geschickt worden, um die Auslieferung einer Anzahl von den Seeräubern                         gefangener Individuen zu verlangen; da dieselbe verweigert wurde, schossen                         die Schiffe am 23. April die Stadt in Brand.</p>
          <p>&#x2014; Privatbriefe aus Batavia vom 27. Juni bestätigen das Fehlschlagen der                         Expedition nach Bali und geben den Verlust der Holländer allein an Todten                         auf 35 Ober- und Unteroffiziere und 280 Soldaten an; die Zahl der                         Schwerverwundeten soll sehr groß sein. Die ganze Truppenmacht der Holländer                         bestand nur aus 2000 Mann, die gegen 30,000 Balinesen zu fechten hatten.</p>
          <p>Der Hafen Menado auf Celebes., ist von den Holländern dem Handelsverkehr                         freigegeben worden.</p>
          <p>Die Dänen haben ihre Niederlassung auf den Nicobaren aufgegeben. Die im                         Dienste der Regierung befindlichen Kulihs sind von der Kriegsslopp                         &#x201E;Valkyrien&#x201C; am 16. Juni nach Pinang gebracht worden. Die &#x201E;Pinang Gazette&#x201C;                         will wissen, daß auch die danische Factorei auf Pinang alsbald aufgegeben                         werden soll.</p>
          <p>In Singapore hatte man Bericht aus Hongkong vom 24. Juni; sie scheinen                         unbedeutend zu sein.</p>
          <bibl>(H. B.-H.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar085b_009" type="jArticle">
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <p>Die Truppenmacht des Molraj ist vollständig geschlagen und damit der Aufstand                         in <hi rendition="#g">Multan</hi> unterdrückt. Lieutenant Edwards wars                         gelungen über den Indus und Chenab zu setzen und sich mit den Truppen des                         Radschah von Bhawulpoor zu vereinigen. So verstärkt lieferte er am 18. Juni                         der Armee des Molraj eine Schlacht, die 9 Stunden dauerte und äußerst blutig                         war, aber mit der gänzlichen Niederlage des Feindes endigte, der von seinen                         10 Kanonen 6 in den Händen der Engländer zurücklassen mußte.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Handels-Nachrichten.</head>
        <gap reason="insignificant"/>
      </div>
      <div type="jReadersLetters" n="1">
        <div xml:id="ar085b_010" type="jArticle">
          <head>Zur Beruhigung.</head>
          <p>Ich muß das &#x201E;allgemeine Vertrauen&#x201C; und die &#x201E;allgemeine Sicherheit&#x201C; in Bezug                         auf eine &#x201E;Warnung&#x201C; des Hrn. F. Lassalle beruhigen. Wie die in dem dritten                         Kassettendiebstahl-Prozesse producirten Briefe des Herrn Lassalle an mich,                         in die Hände der Staatsbehörde gelangt sind, war mir seit dem ersten Tage                         der Procedur ein Räthsel, welches ich jedoch ohne weitere Provokation mit                         den übrigen Mysterien dieser Angelegenheit hätte auf sich beruhen lassen. Da                         aber Herr Lassalle jetzt plötzlich auf meine Kosten das &#x201E;allgemeine                         Vertrauen&#x201C; und die &#x201E;allgemeine Sicherheit&#x201C; im preußischen Staate herstellen                         will, so erkläre ich, &#x201E;daß ich Niemanden und nie einen Buchstaben des Hrn                         Lassalle ausgeliefert habe, und daß ich mich noch heute an den Hrn.                         Staats-Prokurator v. Ammon wende, mit der Bitte, mir den zu nennen, der ihm                         jene Briefe zugestellt, eventuell eine öffentliche Erklärung sofort                         abzugeben.&#x201C; Den Erfolg dieses Schrittes muß ich abwarten; doch hätte Herr                         Lassalle schon vorläufig am Besten wissen können, daß man in der                         Hatzfeldschen Affaire Briefe besitzen kann, die durchaus nicht ausgeliefert                         wurden. Hat etwa Hr. Heine auch die Briefe des Hrn. Lassalle ausgeliefert?                         Was die mir von Hrn. Lassalle erwiesenen Dienste betrifft, so hat mich der                         Casus lachen gemacht, was auch sicherlich im Geheimen bei Hrn. Lassalle der                         Fall ist, dessen klassische Dreistigkeit alle Anerkennung verdient.</p>
          <p>Trier, den 19. August 1848.</p>
          <p><hi rendition="#g">Karl Grün</hi>.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>[Gerichtsprotokoll]</head>
        <div xml:id="ar085b_011" type="jArticle">
          <head>Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum                         Diebstahl.</head>
          <p>
            <ref type="link">(Fortsetzung.)</ref>
          </p>
          <p>Von Koblenz reiste ich der Gräfin nach Deutz nach; hier brachte ich die                         Exemplare der Prodigalitätsbroschüre zur Post, welche an Max Hatzfeldt in                         Paris, Graf Nostiz in Berlin und Freiherr von Landsberg zu Steinfurt                         adressirt waren. Um diese Zeit sagte mir Lassalle unter vier Augen: &#x201E;wenn                         man ihnen trauen könnte, wäre jetzt ein gutes Geschäft zu machen.&#x201C; Tags                         darauf stellte er mir den Antrag, ich solle in Kalkum, wo der Graf erwartet                         würde, versuchen, die Kassette desselben zu entwenden, zugleich versprach er                         mir die Hälfte des Geldes, welches sich in der Kassette befinden werde.</p>
          <p>Präsid. Wer sollte denn die andre Hälfte haben? &#x2014; Zeuge. Das weiß ich nicht.                         Scheinbar willigte ich in sein Vorhaben ein und begab mich nach Kalkum, wo                         ich bis zu dem Tage, an welchem der Graf von dort abreiste, wartete, dann                         der Gräfin schrieb, ihr obiger Plan mittheilte, zugleich aber die Bedingung                         stellte, daß Lassalle selber komme und die Kassette abhole. Dann schrieb ich                         einen zweiten Brief und berichtete: daß der Graf abgereist und so der Plan                         unausführbar geworden sei. Inzwischen wurde mir mein Verhältniß, der Diener                         zweier Herrn zu sein, immer peinlicher und ich drang wiederholt in die                         Gräfin, mich in die Lage zu versetzen, daß ich dem Grafen den Dienst                         kündigen könne. Ich erhielt endlich einen Brief von ihr mit 20 Thalern und                         dem Versprechen, daß ich von ihr nicht verlassen würde. Ich bin so dumm                         gewesen, diesen Brief nebst einem andern später dem Pastor Rochum zu                         übergeben, der ihn im Namen der Gräfin abforderte. Hätte ich das nicht                         gethan, so hätte ich die Gräfin wohl kriegen wollen.</p>
          <p>Präsid. Aber die 20 Thaler behielten Sie? &#x2014;</p>
          <p>Zeuge. Ja. &#x2014; Ich kündigte also dem Grafen und blieb in Kalkum bis Mai 1847,                         reiste jedoch öfters nach Deutz, um über das Verhalten des Grafen Bericht zu                         geben. Ende April beredete mich die Gräfin und Lassalle zu v. Stockum nach                         Düsseldorf zu gehen, mir den Schein zu geben, als ob ich wieder zum Grafen                         übertreten wolle und zu versuchen, ob v. Stockum nicht etwa darauf eingehen                         werde, mich zu einem falschen Zeugnisse gegen die Gräfin zu verleiten.</p>
          <p>Angekl. erklärt, er habe bei Ertheilung dieses Auftrags nicht zugegen sein                         können, da er sich damals in Haft befunden.</p>
          <p>Zeuge. Er habe sich geirrt und dieses schon bei seiner Vernehmung vor dem                         Instruktionsrichter nachträglich erklärt, diese nachträgliche Erklärung                         findet sich wirklich in dem Protokoll des Untersuchungsrichters.</p>
          <p>Zeuge. Ich erhielt 7 oder 10 Thaler und begab mich zunächst zu Frau Kurz, um                         Zutritt zu Stockum zu erhalten. Um die Kurz, welche zur Sache des Grafen                         hielt, zu gewinnen, erzählte ich ihr theils Wahres, theils Erdichtetes über                         Lassalle. Frau Kurz versprach mir Zutritt zu v. Stockum zu verschaffen und                         bemerkte: daß ich wohl einige Hundert Thaler von Stockum erhalten würde,                         wenn ich wiederholte, was ich ihr über Lassalle mitgetheilt. &#x2014; Ich ging                         nicht gleich zu Stockum, sondern erst, nachdem ich mich von Gladbach hatte                         instruiren lassen.</p>
          <p>Pr. Es ist der als Zeuge geladene ehemalige Lehrer, jetzt Abgeordneter zur                         Nationalversammlung.</p>
          <p>Z. Gladbach trug mir insbesondere auf, den Stockum zu veranlassen, daß er mir                         dasjenige, was ich gegen die Gräfin und Lassalle fälschlich aussagen solle,                         aufschreibe und einhändige. So habe er es auch Schaafhausen machen lassen.                         Ich theilte dem v. Stockum die mißliche Lage mit, in der ich mich befände.                         Stockum versprach meine Lage zu verbessern und bat mich ihm anzugeben, was                         ich über L. wisse. Als ich ihm hierauf erwiederte, ich würde mich hierüber                         nur vor Gericht aussprechen, gab er mir 20 Thlr. und bemerkte dabei, er gebe                         mir das Geld nur meiner Lage wegen und verlange nur, daß ich die Wahrheit                         sage. Gladbach suchte mich nachher zu bereden, weiter zu erzählen, daß                         Stockum mich zu einem falschen Zeugnisse habe verleiten wollen; ich ging                         hierauf nicht ein, ließ mir jedoch von ihm einen Brief an die Gräfin                         diktiren, dessen Inhalt mir durchaus nicht mehr erinnerlich ist. Nur soviel                         weiß ich, daß ich hinein schreiben mußte, ich habe Gelegenheit den Brief                         nach Mülheim zu befördern. Dort wollte Gladbach den Brief auf die Post                         geben. Vorher hatte ich aber schon einen andern Brief an die Gräfin                         geschrieben und ihr den wahren Verlauf der Unterredung mit Stockum                         brrichtet.</p>
          <p>Präsid. Ist in dem Briefe von Gladbach eine falsche Nachricht über die                         Unterredung gewesen? &#x2014;</p>
          <p>Zeuge. Das weiß ich nicht mehr.</p>
          <p>Präsid. Hat Lassalle Sie sonst zu falschem Zeugniß verleiten wollen?</p>
          <p>Zeuge. Ja, ich sollte sagen, eine gewisse Scharfenbach, welche auf Kalkum als                         Magd diente und dort schwanger geworden war, habe mit dem Grafen vertrauten                         Umgang gehabt. Ich verweigerte dies.</p>
          <p>Präsid. Sie haben von der Gräfin Geld erhalten? &#x2014;</p>
          <p>Zeuge. Ja.</p>
          <p>Pr. Hat Hoppe sie einmal zu einer falschen Angabe verleiten wollen?</p>
          <p>Z. Das weiß ich nicht; ich lernte Hoppe in Deutz auf der Brücke kennen, wo er                         mir von Joh. Kurz vorgestellt wurde.</p>
          <p>Pr. Hat die Gräfin Ihnen gesagt, daß Hoppe in Aachen als Spion gebraucht                         worden sei, um über das Verhältniß zur Meyendorf auszukundschaften?</p>
          <p>Z. Weiß ich nicht.</p>
          <p>Pr. Was wissen Sie von Schaafhausen?</p>
          <p>Z. Sch. erzählte mir in der Trunkenheit er habe an die Gräfin einen Brief                         geschrieben, worin er sich beschwert, daß er nicht so viel Geld bekomme als                         die übrigen Zeugen. Diesen Brief habe ein gewisser Dolleschall zu Bilk                         unterschlagen.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0437/0001] Beilage zu Nr. 85 der Neuen Rh. Ztg. Freitag 25. August 1848. Uebersicht. Deutschland. Köln. (Marx). Frankfurt. (Nationalversammlung: §. 3 und 4 der Grundrechte). Berlin. (Die Demolirung des Ministerhotels. — Bekanntmachung des Staatsanwalts. — Vereinbarungssitzung: Erklärungen der Minister über die Unruhen). Wien. (Parade vor'm Kaiser. — Lektion für ihn und den Hof. — Das Journal Grad'aus. — Deutsch-katholische Versammlung. — Sicherheitsausschuß. — Adresse an die Frankfurter Linke. — Gerichtsstyl. — Preßprozesse. — Reichstagssitzung). Hagen. (Preußische Poesie). Schmiedeberg. (Die Arbeiter in Erdmannsdorf). München. (Die Untersuchung wegen der Soldaten-Excesse fallen gelassen). Bruchsal. (Inkompetenzerklärung des Hofgerichts in Sachen Fickler's). Mannheim. (Die Hessen machen den Behörden Schmerz). Prag. (Reorganisation der Nationalgarde). Klagenfurt. (Katzenmusik). Dalmatien. Zara. (Die Büreaukratie). Ungarn und Dalmatien. Pesth. (Siege der Ungarn). Hermannstadt. (Cholera). Italien. (Brescia verödet. — Rocca d'Anfo geräumt. — Das Stilfser Joch von den Oestreichern besetzt). Verona. (Kriegsgerichte in Mailand). Mailand. (Palast Borromeo und Litta. — Verhaftungen). Florenz. (L'Alba über die Freiheit Italiens — Il Contemporaneo und das Pabstthum. — Offizielle Erklärung. — Tommaseo). Palermo. (Vertheidigungsanstalten). Schweiz. Bern. (Vom Stelvio). Lugano. (Garibaldi, Republikaner bei Como). Genf. (Die Flüchtlinge aus Italien. — Die Sonderbündler). Malta. (Ferretti). Französische Republik. Paris. (Journalschau. — Die Gefangenen und Cormenin. — Säbeljustiz. — Cavaignac. — Die Arbeiterinnen. — Neue Junigrausamkeiten. — Der Junibericht und die Börse. — Vier Journale unterdrückt. — Bankett in Avignon. — Krieg gegen Rosas. — Tommaseo. — Nationalversammlung). Belgien. Brüssel. (Gemeinderathswahlen). Großbritannien. London. (Der Standard über das schlechte Wetter. — Orkan in Schottland. — Kartoffelkrankheit in Irland. — Parlament). Dublin. (Der bevorstehende große Prozeß. — O'Gorman als Matrone. — John Martin. — Der Tod eines Paupers). Ostindien. (Der Aufstand in Multan unterdrückt. — Die Holländer auf Bali geschlagen). [Französische Republik] (Schluß der Pariser Nachrichten.) Zahl der Stimmenden: 714. Absolute Mehrheit: 358. Für die Annahme: 472. Dagegen: 247. Die Annahme dieses Boudet'schen Anhängsels ist deshalb wichtig, weil sie den Schuldnern selbst in dem Falle die Hände bindet, wenn das Handelsgericht einen Akkord zwischen Gläubiger und Schuldner homologisirt hat. Robertin stellt einen neuen Zusatz, der jedoch durchfällt. Schließlich wird darauf angetragen, das so eben genehmigte Konkordatsgesetz auch auf Algerien auszudehnen. Angenommen. Borgad will es auch auf die Kolonieen ausdehnen. Goudchaux bekämpft dies. Freslon im Namen des Gesetzgebungsausschusses desgleichen. Die Kolonieen hätten weniger durch die Februarrevolution als durch die Unvorsichtigkeit der provisorischen Regierung gelitten. Flocon eilt auf die Bühne, um die Regierung zu rechtfertigen. Sein Pathos ruft einigen Spott und Trotz hervor. Cremieux schlägt ein Spezialgesetz vor. Verschoben. Präsident Marrast zeigt an, daß morgen der 3. Band Aktenstücke vertheilt wird und die Diskussion Freitag beginnen könne. Auch Gueret's Ehrenrettung ist verschoben. Schluß um 6 1/4 Uhr. Belgien. Brüssel, 24. August. Aus dem hiesigen Gemeinderath sind jetzt die vier letzten Radikalen climinirt, unter ihnen der Vater der belgischen Unabhabhängkeit, Alexander Gendebien. An die Stelle der vier Radikalen, die zwar keine großen Männer, aber für Brüssel immer noch Notabilitäten waren, sind die unbekanntesten Größen national-belgischer Mittelmäßigkeit getreten, Leute die kein anderes Verdienst haben, als das Echo des Hrn. Verhaagen zu sein. Der Musterstaat Belgien marschirt schnell. Frankreich ist auf seinem reaktionären Marsch erst beim 24. Februar 1848, Morgens gegen 10 Uhr, angekommen; Belgien ist bereits hinter den 25. September 1830 zurückgegangen. Großbritannien. * Die ungünstige Witterung, sagt Standard in seinem City-Artikel, nimmt fortwährend das allgemeine Interesse in Anspruch. Tritt nicht bald eine Aenderung zum Bessern ein, so können wir nur traurigen Resultaten entgegen sehen. Man verhandelt in den Citzy-Kreisen namentlich die Frage, was die Bank von England thun wird. Es herrscht die Ueberzeugung vor, daß eine Erhöhung des Disconto's zur Abwendung befürchteter Ereignisse diesmal weniger nöthig ist, als je in den letzten 50 Jahren. Früher rief der niedrige Discontosatz jedesmal schnell eine ungeheuerliche Spekulation hervor; jetzt ist dies aus einleuchtenden Gründen nicht der Fall. Vielmehr wird auf allen Seiten mit größter Behutsamkeit operirt. Der Standard ist aber gleichwohl dafür, daß die Bank auf Vorschüsse 3 1/2 p. Cent. Interessen festsetze, da dies ihrem niedrigsten Discontosatz gleichkomme. Das werde gleichsam als Warnung für diejenigen dienen, die etwa die Klugheit außer Augen und sich auf zu weitgehende Spekulation einlassen sollten. * — Nachrichten aus Aberdeen bringen Schilderungen von einem Orkan an der Ostküste Schottlands, wie er selbst in jenen Gegenden selten ist. Von 400 Booten, die oben zur Häringsfischerei ausgelaufen, sind 70 zu Grunde gegangen. Am 19. d. früh bot die Küste 1 1/2 Meilen weit einen schrecklichen Anblick, indem Alles mit Wracks und Leichnamen bedeckt war. Aus Irland trafen heut wieder die traurigsten Nachrichten über die Ausdehnung der Kartoffelkrankheit ein. * London, 22. Aug. In der gestrigen Unterhaussitzung versuchte Hr. Hamilton, an die Stelle des seit einiger Zeit in Irland von der Regierung eingerichteten Volksschulensystems ein anderes, das der Hochkirche, das sogenannte biblische Erziehungssystem zu setzen. Sein Antrag wurde jedoch nach langer Diskussion mit (118 gegen 15 Stimmen verworfen und dann weiter über das Budget verhandelt. * Unterhaus vom 22. Aug. Die Sitzung beginnt um 12 Uhr Mittags. Auf der Tagesordnung steht die 3te Lesung der Zuckerzollbill. Lord G. Bentinck beantragt ein Amendement zum Vortheil der englischen Zuckerraffinerien und wird vom Schatzkanzler bekämpft, der gegen eine Bevorzogung einer kleinen Zahl Leute zum Nachtheil der Mehrheit sich ausspricht. Hr. Bernal wünscht spätestens nächstes Jahr eine Bill eingebracht zu sehen, die raffinirten Zucker, komme er nun aus englischen oder fremden Fabriken, auf gleichem Fuß behandle. Was die westindischen Kolonieen anlange, so sei er überzeugt, daß sie auch nicht mehr 3 Jahre lang der Krone erhalten werden können. Lorg G. Bentincks Klausel wird zuletzt mit 70 gegen 40 Stimmen verworfen. (Die Sitzung dauert bei Postschluß fort.) * Dublin, 21. August. S. O'Brien, Meagher, Duffy und alle übrigen mit Waffen in der Hand ergriffenen, oder als mit den Vorigen in Verbindung erachteten Gefangenen werden sehr bald vor die Tipperary-Geschwornen gestellt und ihnen dort der Prozeß wegen „Hochverrath“ gemacht worden. Es wird ein abermaliger Monsterprozeß. Die Beweise und Zeugenaussagen sind von erschreckendem Umfang. Die Soldaten, welche in mehreren Theilen des Südens bivouackiren, leiden sehr an Krankheiten, denn das Wetter ist die ganze Zeit über schrecklich gewesen. Namentlich klagen die Truppen, welche in der Nähe von Abbeyfeale stationiren. Das Lager zu Turtulla hat an einen höhern Ort verlegt werden müssen, weil die Nacht zuvor einige Soldaten nahe daran waren, vom Regen fortgeschwemmt zu werden. Ueber das Entkommen O'Gorman's berichtet ein Limericker Journal, wie folgt: Hr. Little hat den O'Gorman durch die Finger oder vielmehr von seinem Arm entschlüpfen lassen. Ehe das Dampfschiff in Kilrusch durchsucht wurde, stand Herr Little nebst mehreren Polizisten am Rande des Quais, wo sie jeden männlichen Passagier mit den Augen zu verschlingen schienen. Warfen sie auch auf ein weibl. Gesicht einen Blick, so thaten sie dies doch am allerwenigsten bei ältlichen Frauen. Da kam nun auch eine Matrone, schwarz gekleidet, die Treppe herauf, wo Hr. Little stand; ihr Schritt schien sehr unsicher und Hr. Little war so gallant, ihr seinen Arm anzubieten und der alten schwächlichen Dame an's Land zu verhelfen. Diese ältliche Dame war Niemand anders, als Richard O'Gorman. Als Hr. Little der Matrone durch den Menschenhaufen geholfen, verbeugte er sich in so höflicher Weise, daß selbst Lord Chesterfield nichts auszusetzen gefunden hätte. Der zu 10 Jahren Deportation verurtheilte John Martin, Herausgeber des „irischen Verbrechers“ ist ein Schulfreund Mitchell's und zugleich einer der wenigen Gutsbesitzer, die vom irischen Landvolk geehrt und geliebt werden. In der Grafschaft Clare fand letzten Donnerstag ein armer alter Mann, der wegen seiner republikanischen Ansichten von der Unterstützungsliste gestrichen worden, einen schrecklichen Tod. Um seinen Hunger zu stillen, begab er sich in den Garten eines Gutsherrn, wo er einige Kartoffeln ausreißen wollte. Der Sohn des Gutsherrn sah es und hetzte einen großen Bulldog auf ihn, der ihn niederwarf, aufriß und ihm im wahren Sinne des Worts die Eingeweide aus dem Leibe fraß. Ostindien. Die „Singapore Free Preß“ vom 3. Juli meldet nach Berichten aus Batavia vom 14. Juni, daß ein am 8. und 9. Juni von der nach Bali abgesandten holländischen Expedition unternommener Versuch, Dschaga Raga auf Bali zu nehmen fehlgeschlagen ist. Die Holländer wurden nach einem blutigen Gefechte von den stark verschanzten Balinesen gezwungen, sich an die Küste zurückzuziehen. Nach Salu waren im April 2 holländische Kriegsbriggs geschickt worden, um die Auslieferung einer Anzahl von den Seeräubern gefangener Individuen zu verlangen; da dieselbe verweigert wurde, schossen die Schiffe am 23. April die Stadt in Brand. — Privatbriefe aus Batavia vom 27. Juni bestätigen das Fehlschlagen der Expedition nach Bali und geben den Verlust der Holländer allein an Todten auf 35 Ober- und Unteroffiziere und 280 Soldaten an; die Zahl der Schwerverwundeten soll sehr groß sein. Die ganze Truppenmacht der Holländer bestand nur aus 2000 Mann, die gegen 30,000 Balinesen zu fechten hatten. Der Hafen Menado auf Celebes., ist von den Holländern dem Handelsverkehr freigegeben worden. Die Dänen haben ihre Niederlassung auf den Nicobaren aufgegeben. Die im Dienste der Regierung befindlichen Kulihs sind von der Kriegsslopp „Valkyrien“ am 16. Juni nach Pinang gebracht worden. Die „Pinang Gazette“ will wissen, daß auch die danische Factorei auf Pinang alsbald aufgegeben werden soll. In Singapore hatte man Bericht aus Hongkong vom 24. Juni; sie scheinen unbedeutend zu sein. (H. B.-H.) * Die Truppenmacht des Molraj ist vollständig geschlagen und damit der Aufstand in Multan unterdrückt. Lieutenant Edwards wars gelungen über den Indus und Chenab zu setzen und sich mit den Truppen des Radschah von Bhawulpoor zu vereinigen. So verstärkt lieferte er am 18. Juni der Armee des Molraj eine Schlacht, die 9 Stunden dauerte und äußerst blutig war, aber mit der gänzlichen Niederlage des Feindes endigte, der von seinen 10 Kanonen 6 in den Händen der Engländer zurücklassen mußte. Handels-Nachrichten. _ Zur Beruhigung. Ich muß das „allgemeine Vertrauen“ und die „allgemeine Sicherheit“ in Bezug auf eine „Warnung“ des Hrn. F. Lassalle beruhigen. Wie die in dem dritten Kassettendiebstahl-Prozesse producirten Briefe des Herrn Lassalle an mich, in die Hände der Staatsbehörde gelangt sind, war mir seit dem ersten Tage der Procedur ein Räthsel, welches ich jedoch ohne weitere Provokation mit den übrigen Mysterien dieser Angelegenheit hätte auf sich beruhen lassen. Da aber Herr Lassalle jetzt plötzlich auf meine Kosten das „allgemeine Vertrauen“ und die „allgemeine Sicherheit“ im preußischen Staate herstellen will, so erkläre ich, „daß ich Niemanden und nie einen Buchstaben des Hrn Lassalle ausgeliefert habe, und daß ich mich noch heute an den Hrn. Staats-Prokurator v. Ammon wende, mit der Bitte, mir den zu nennen, der ihm jene Briefe zugestellt, eventuell eine öffentliche Erklärung sofort abzugeben.“ Den Erfolg dieses Schrittes muß ich abwarten; doch hätte Herr Lassalle schon vorläufig am Besten wissen können, daß man in der Hatzfeldschen Affaire Briefe besitzen kann, die durchaus nicht ausgeliefert wurden. Hat etwa Hr. Heine auch die Briefe des Hrn. Lassalle ausgeliefert? Was die mir von Hrn. Lassalle erwiesenen Dienste betrifft, so hat mich der Casus lachen gemacht, was auch sicherlich im Geheimen bei Hrn. Lassalle der Fall ist, dessen klassische Dreistigkeit alle Anerkennung verdient. Trier, den 19. August 1848. Karl Grün. [Gerichtsprotokoll] Kriminal-Prozedur gegen Ferdinand Lassalle wegen Verleitung zum Diebstahl. (Fortsetzung.) Von Koblenz reiste ich der Gräfin nach Deutz nach; hier brachte ich die Exemplare der Prodigalitätsbroschüre zur Post, welche an Max Hatzfeldt in Paris, Graf Nostiz in Berlin und Freiherr von Landsberg zu Steinfurt adressirt waren. Um diese Zeit sagte mir Lassalle unter vier Augen: „wenn man ihnen trauen könnte, wäre jetzt ein gutes Geschäft zu machen.“ Tags darauf stellte er mir den Antrag, ich solle in Kalkum, wo der Graf erwartet würde, versuchen, die Kassette desselben zu entwenden, zugleich versprach er mir die Hälfte des Geldes, welches sich in der Kassette befinden werde. Präsid. Wer sollte denn die andre Hälfte haben? — Zeuge. Das weiß ich nicht. Scheinbar willigte ich in sein Vorhaben ein und begab mich nach Kalkum, wo ich bis zu dem Tage, an welchem der Graf von dort abreiste, wartete, dann der Gräfin schrieb, ihr obiger Plan mittheilte, zugleich aber die Bedingung stellte, daß Lassalle selber komme und die Kassette abhole. Dann schrieb ich einen zweiten Brief und berichtete: daß der Graf abgereist und so der Plan unausführbar geworden sei. Inzwischen wurde mir mein Verhältniß, der Diener zweier Herrn zu sein, immer peinlicher und ich drang wiederholt in die Gräfin, mich in die Lage zu versetzen, daß ich dem Grafen den Dienst kündigen könne. Ich erhielt endlich einen Brief von ihr mit 20 Thalern und dem Versprechen, daß ich von ihr nicht verlassen würde. Ich bin so dumm gewesen, diesen Brief nebst einem andern später dem Pastor Rochum zu übergeben, der ihn im Namen der Gräfin abforderte. Hätte ich das nicht gethan, so hätte ich die Gräfin wohl kriegen wollen. Präsid. Aber die 20 Thaler behielten Sie? — Zeuge. Ja. — Ich kündigte also dem Grafen und blieb in Kalkum bis Mai 1847, reiste jedoch öfters nach Deutz, um über das Verhalten des Grafen Bericht zu geben. Ende April beredete mich die Gräfin und Lassalle zu v. Stockum nach Düsseldorf zu gehen, mir den Schein zu geben, als ob ich wieder zum Grafen übertreten wolle und zu versuchen, ob v. Stockum nicht etwa darauf eingehen werde, mich zu einem falschen Zeugnisse gegen die Gräfin zu verleiten. Angekl. erklärt, er habe bei Ertheilung dieses Auftrags nicht zugegen sein können, da er sich damals in Haft befunden. Zeuge. Er habe sich geirrt und dieses schon bei seiner Vernehmung vor dem Instruktionsrichter nachträglich erklärt, diese nachträgliche Erklärung findet sich wirklich in dem Protokoll des Untersuchungsrichters. Zeuge. Ich erhielt 7 oder 10 Thaler und begab mich zunächst zu Frau Kurz, um Zutritt zu Stockum zu erhalten. Um die Kurz, welche zur Sache des Grafen hielt, zu gewinnen, erzählte ich ihr theils Wahres, theils Erdichtetes über Lassalle. Frau Kurz versprach mir Zutritt zu v. Stockum zu verschaffen und bemerkte: daß ich wohl einige Hundert Thaler von Stockum erhalten würde, wenn ich wiederholte, was ich ihr über Lassalle mitgetheilt. — Ich ging nicht gleich zu Stockum, sondern erst, nachdem ich mich von Gladbach hatte instruiren lassen. Pr. Es ist der als Zeuge geladene ehemalige Lehrer, jetzt Abgeordneter zur Nationalversammlung. Z. Gladbach trug mir insbesondere auf, den Stockum zu veranlassen, daß er mir dasjenige, was ich gegen die Gräfin und Lassalle fälschlich aussagen solle, aufschreibe und einhändige. So habe er es auch Schaafhausen machen lassen. Ich theilte dem v. Stockum die mißliche Lage mit, in der ich mich befände. Stockum versprach meine Lage zu verbessern und bat mich ihm anzugeben, was ich über L. wisse. Als ich ihm hierauf erwiederte, ich würde mich hierüber nur vor Gericht aussprechen, gab er mir 20 Thlr. und bemerkte dabei, er gebe mir das Geld nur meiner Lage wegen und verlange nur, daß ich die Wahrheit sage. Gladbach suchte mich nachher zu bereden, weiter zu erzählen, daß Stockum mich zu einem falschen Zeugnisse habe verleiten wollen; ich ging hierauf nicht ein, ließ mir jedoch von ihm einen Brief an die Gräfin diktiren, dessen Inhalt mir durchaus nicht mehr erinnerlich ist. Nur soviel weiß ich, daß ich hinein schreiben mußte, ich habe Gelegenheit den Brief nach Mülheim zu befördern. Dort wollte Gladbach den Brief auf die Post geben. Vorher hatte ich aber schon einen andern Brief an die Gräfin geschrieben und ihr den wahren Verlauf der Unterredung mit Stockum brrichtet. Präsid. Ist in dem Briefe von Gladbach eine falsche Nachricht über die Unterredung gewesen? — Zeuge. Das weiß ich nicht mehr. Präsid. Hat Lassalle Sie sonst zu falschem Zeugniß verleiten wollen? Zeuge. Ja, ich sollte sagen, eine gewisse Scharfenbach, welche auf Kalkum als Magd diente und dort schwanger geworden war, habe mit dem Grafen vertrauten Umgang gehabt. Ich verweigerte dies. Präsid. Sie haben von der Gräfin Geld erhalten? — Zeuge. Ja. Pr. Hat Hoppe sie einmal zu einer falschen Angabe verleiten wollen? Z. Das weiß ich nicht; ich lernte Hoppe in Deutz auf der Brücke kennen, wo er mir von Joh. Kurz vorgestellt wurde. Pr. Hat die Gräfin Ihnen gesagt, daß Hoppe in Aachen als Spion gebraucht worden sei, um über das Verhältniß zur Meyendorf auszukundschaften? Z. Weiß ich nicht. Pr. Was wissen Sie von Schaafhausen? Z. Sch. erzählte mir in der Trunkenheit er habe an die Gräfin einen Brief geschrieben, worin er sich beschwert, daß er nicht so viel Geld bekomme als die übrigen Zeugen. Diesen Brief habe ein gewisser Dolleschall zu Bilk unterschlagen.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 85. Köln, 25. August 1848. Beilage, S. 0437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz085b_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.