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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 47. Köln, 17. Juli 1848.

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digung leugnete, wurde dennoch ohne sich auf eine Untersuchung der Richtigkeit derselben einzulassen, ein Bund Stroh auf die Landstraße gelegt, und während der Regierungsassessor Schliep den Ostrowicki am Kopfe und Hauptmann Gutzmann an den Füßen hielten, wurden demselben von den Husaren auf Anordnung des Schliep 25 Kantschuhhiebe verabreicht. Ostrowicki ist ein Familienvater von 60 Jahren, der Besitzer einer Bauernwirthschaft und ein Mann von unbescholtenem Lebenswandel

* Posen, 12. Juli.

Es wird hier bald eine abermalige Dislocirung von Truppen nothwendig werden. Denn die Spannung zwischen dem 8. Infanterie- und andererseits dem 18. u. 7. Regiment steigt mit jedem Tage höher. Die Bekanntmachung des Generals von Brüneck gegen Bildung neuer politischen Vereine, macht wiederum böses Blut. Wir kommen aus den Maßregeln des Despotismus nicht heraus. In Rawicz versuchten die Gefangenen der dortigen Strafanstalt, etwa 600 an der Zahl, durchzubrechen. Dem Militär gelang es mit einiger Mühe, und nachdem Einer der Anführer erschossen war, der Revolte ein Ende zu machen.

4 Frankfurt, 13. Juli.

Die Reichsverwesung hat begonnen. Er hat seinen Einzug gehalten, der Reichsvermoderer, Johannes Habsburg, der gesagt haben soll: "Kein Oestreich, kein Preußen etc.," der aber wirklich gesagt hat, "warum schießt man die Canaille nicht mit Kartätschen zusammen?" als sie nemlich vor einiger Zeit zu Grätz etwas widerspenstig zu sein, so frei war. Ich muß übrigens gestehen, die Wahl, die man getroffen hat, ist plastisch, sie ist symbolisch, denn Johannes Habsburg ist in allen Merkmalen seiner persönlichen Erscheinung, mit seinen 70. Lebensjahren, seinem Glatzkopf, mit seinem abgestorbenen, erdfahlen Antlitz, auf dem die gutmüthige passive Grausamkeit eines "Koaser Franzl" neben der merovingischen Lenksamkeit sich gelagert, mit seiner abgemergelten in sich selbst zusammensinkenden Körpergestalt, an welcher die östreichische Livree herunterschlottert; dieser alte, halb todte Reichsverweser, sage ich, ist das leibhaftige Bild der Nationalversammlung deutscher Hofräthe, die wandelnde Statue jener altersschwachen, zeugungsunfähigen Politik der Hinfälligkeit und des Marasmus, welche vorwärts getrieben wird von der Erwartung des Volkes, daß etwas geschehe, und zurückgehalten von der Scheu etwas zu thun, welche "Volksrechte" gründen, Volksinteressen wahren soll, und Privilegien nicht antasten will, welche Neues schaffen soll und das Alte nicht anzutasten wagt, welche revolutionär ist ihrem Ursprung nach und reaktionär in ihrem Wirken, und eben deshalb nur todtgeborne Kinder zur Welt bringen kann, oder kahlköpfige Greise.

In welchem Zusammenhange übrigens mit dem Volke diese Leute, die einen unverantwortlichen Reichsverweser wählen, und alle ihre Schöpfungen stehen, das konnten "Se. kaiserl. Hoh. der Herr Erzherzog Reichsverweser" während allerhöchst Ihres Einzuges aus sehr deutlichen Zeichen entnehmen. Zwar die Frankfurter Philister und Metalliquesmänner brüllten sich die Kehlen heiser mit ihren Hochs auf den Vorläufer des Kaisers, aber das Volk empfing ihn mit dem Rufe, "es lebe Hecker, es lebe die Republik," also daß sich der Hr. Erzherzog Johann sichtlich entfärbte.

Frankfurt, 15. Juli.

Die Frankfurter Ober-Postamtszeitung scheint das offizielle Organ der neuen Reichsverweserschaft geworden zu sein. Sie enthält unter der stolzen Ueberschrift: Amtlicher Theil, folgende Proklamation Johann's:

An das deutsche Volk.

Deutsche! Eure in Frankfurt versammelten Vertreter haben mich zum deutschen Reichsverweser erwählt.

Unter dem Zurufe des Vertrauens, unter den Grüßen voll Herzlichkeit, die mich überall empfingen und die mich rührten, übernahm ich die Leitung der provisorischen Centralgewalt für unser Vaterland.

Deutsche! Nach Jahren des Druckes wird Euch die Freiheit voll und unverkürzt. Ihr verdient sie, denn Ihr habt sie muthig und beharrlich erstrebt. Sie wird Euch nimmer entzogen, denn Ihr werdet wissen sie zu wahren.

Eure Vertreter werden das Verfassungswerk für Deutschland vollenden. Erwartet es mit Vertrauen. Der Bau will mit Ernst, mit Besonnenheit, mit ächter Vaterlandsliebe geführt werden. Dann aber wird er dauern, fest wie Eure Berge.

Deutsche! Unser Vaterland hat ernste Prüfungen zu bestehen. Sie werden überwunden werden. Eure Straßen, Eure Ströme werden sich wieder beleben, Euer Fleiß wird Arbeit finden, Euer Wohlstand wird sich heben, wenn Ihr vertrauet Euern Vertretern, wenn Ihr mir vertrauet, den Ihr gewählt, um mit Euch Deutschland einig, frei und mächtig zu machen.

Aber vergeßt nicht, daß die Freiheit nur unter dem Schirme der Ordnung und Gesetzlichkeit wurzelt. Wirkt mit mir dahin, daß diese zurückkehren, wo sie gestört wurden. Dem verbrecherischen Treiben und der Zügellosigkeit werde ich mit dem vollen Gewichte der Gesetze entgegentreten. Der deutsche Bürger muß geschützt seyn gegen jede strafbare That.

Deutsche! Laßt mich hoffen, daß sich Deutschland eines ungestörten Friedens erfreuen werde. Ihn zu erhalten ist meine heiligste Pflicht.

Sollte aber die deutsche Ehre, das deutsche Recht gefährdet werden, dann wird das tapfere Deutsche Heer für das Vaterland zu kämpfen und zu siegen wissen.

Frankfurt a. M,, den 15. Juli 1848.

Der Reichsverweser Erzherzog Johann.

Die Reichsminister Schmerling. Peucker. Heckscher.

Es folgt sodann ein halbamtlicher Artikel über das neue Ministerium, die Abreise Johann's nach Wien, Camphausen u. dgl. Wir entnehmen daraus folgende Stellen:

Der Reichsverweser hat vorläufig drei Minister ernannt. Herr v. Schmerling, Minister des Innern, wird zugleich die auswärtigen Angelegenheiten versehen. General Peucker, der bisherige preußische Bevollmächtigte bei der Militärkommission, hat das Kriegsministerium angenommen. Herr Heckscher, Justizminister, wird dem Reichsverweser sogleich bei dessen letzter kurzer Erscheinung in Wien als verantwortlicher Begleiter zur Seite stehen. Wir haben also, - zwar kein vollständiges Ministerium, - aber eine verantwortliche Behörde, welche die Lücke, die durch die Auflösung des Bundestags augenblicklich entstanden war, ausfüllt. Die erste Maßregel, welche die neuernannten Minister zu vertreten haben, ist die nochmalige Rückkehr des Reichsverwesers nach Wien. Die Rücksichten auf Preußen haben in Herrn Camphausen nicht den gewünschten oder erwarteten Ausdruck gefunden. Er hat abgelehnt und nach den Aeußerungen, welche man von ihm vernimmt, war diese Entscheidung von seiner Seite ebenso nothwendig als ehrenwerth. Denn nur ein unbedingtes und entschlossenes Vertrauen zur deutschen Sache kann uns die von einzelnen Staaten empfohlenen Mitglieder des Reichsministeriums willkommen machen. Solche Minister werden in der Majorität der Nationalversammlung und in der Nation selbst eine kräftige Unterstützung finden.

Frankfurt, 15. Juli.

In der gestrigen Sitzung der National-Versammlung wurden nach Abmachung der hannoverschen Angelegenheit zwei andere Anträge von Simon von Trier und Nauwerck die Erklärungen des preußischen Ministeriums in Betreff der Wahl des Reichsverwesers anlangend, durch Mehrheitsbeschluß als nicht dringend erachtet. Ein Antrag von Eisenstuck, Günther und Mammen, die Zollverhältnisse betreffend, wurde von Eisenstuck begründet, welcher die Zuweisung desselben an den volkswirthschaftlichen Ausschuß bevorwortet, und zwar mit dem Auftrage an denselben, die Berichterstattung dergestalt zu beschleunigen, daß in 14 Tagen darüber Berathung statt finden kann. Die Versammlung beschloß, den Antrag "zur schleunigen Erledigung" an den volkswirthschaftlichen Ausschuß zu verweisen. Hierauf wurde die Berathung über den Bericht des östreichischen Geldausfuhrverbots eröffnet.

* Frankfurt, 15. Juli.

Sitzung der Nationalversammlung. Gagern lies't die Proklamation des Reichsverwesers vor und macht die Versammlung mit den Namen der neuen Minister bekannt. Die Namen der Minister (s. oben) wurden mit tiefem Stillschweigen empfangen. Heckscher, der Justizminister, kündigt an, daß der Reichsverweser noch einmal auf kurze Zeit nach Wien zurückkehren müsse; er werde ihn begleiten. Heckscher und Schmerling erklären, sie würden vor Allem Ruhe im Innern aufrechterhalten.

Wedenmann, Berichterstatter des Gesetzgebungsausschusses, stattet Bericht über zahllose Petitionen wegen Amnestie ab, spricht sich gegen deren Bewilligung aus, und hält auch die Versammlung nicht für kompetent.

M. Mohl stattet einen Bericht ab, bei dem man rief: "Wir kennen Ihren Bericht auswendig."

Tagesordnung: Ausschußbericht über die Wehrverfassung. Der Präsident will die Debatte für geschlossen erklären; viele Redner sprechen dagegen, und die Fortsetzung wird beschlossen.

Vogt verlangt, der Kriegsminister solle herbeigeschafft werden, was angenommen wird. Auerswald spricht über die Nothwendigkeit der Vermehrung der stehenden Heere. Gagern zeigt an, der Kriegsminister sei nicht aufzufinden. Reh von Darmstadt spricht ebenfalls für Vermehrung des stehenden Heeres, desgleichen Radowitz und Stavenhagen. Gegen Vermehrung des Heers und für Ausdehnung der Volksbewaffnung sprachen Hagen, Vischer und Leue.

Nach längerer Debatte wird durch namentliche Abstimmung beschlossen, die Ausschußberichte an die Centralgewalt zu überweisen und die beantragte Vermehrung des deutschen Heeres zur Stärke von 2 Prozent der jetzigen Bevölkerung in Ausführung zu bringen.

München, 8. Juli.

Den hiesigen Offizieren ist gestern durch ihre Regimentschefs der Wille des Konigs bekannt gegeben worden, daß sich dieselben des Antheils an politischen Versammlungen und Klubs zu enthalten haben. Ein Gleiches soll den Beamten und und Accesisten mitgetheilt werden. So gehen die Verheißungen vom 6. März in Erfüllung!

(D. const. Z.)
* Nürnberg, 13. Juli.

In dem Städtchen Schwabach hat das Volk durch einen Sturm auf das Landgerichtsgebäude und Rathhaus die Befreiung des wegen Preßvergehen verhafteten Redakteurs der "Freien Volkszeitung" bewirkt. Der benachbarte Publizist, welcher Nürnberg wegen seiner loyalen Umgebungen zum Sitz der Nationalversammlung vorschlug, wird sich also nach einem andern Ort umsehen müssen.

Osnabrück, 13. Juli.

Das "Tageblatt" faßt ganz einfach die Möglichkeit einer Ausführung der königlichen Drohung ins Auge und giebt die einzige Antwort, die man für ein so entschieden unkonstitutionelles Auftreten haben kann. Es sagt: "Würde die ausgesprochene Drohung ausgeführt, so geht unsere Ansicht dahin: das hannoversche Volk setze dem Allerhöchsten Willen Sr. Maj. keinen Widerstand entgegen, begleite vielmehr die Reise mit den heißesten Segenswünschen und übertrage sofort die Regierungsgewalt dem Reichsverweser und seinen dem Parlament verantwortlichen Ministern. Es werden durch diesen Schritt die Kosten einer doppelten, durchaus unnöthigen Regierung gespart, und es wird zur Begründung der festeste Grundstein gelegt, indem der Widerspruch der einzelnen Regierungen gegenüber der Gesammtregierung des deutschen souveränen Volkes in dieser einfachen Verschmelzung seine naturgemäße Lösung findet."

(Brem. Z.)
Wien, 10. Juli.

Nachdem mehr als die Hälfte der Deputirten zum konstituirenden Reichstag sich bereits in Wien eingefunden und gemeldet hatten, wurde vom Ministerium der heutige Tag zum ersten Zusammentritt im Reichstagssaale anberaumt. Die äußerste Rechte füllte sich mit galizischen Deputirten im Bauernkostüme; eine nachfolgende Abtheilung von Bänken blieb leer; dann folgte eine zweite Fraktion Galizier. Die Mitte war gleichfalls spärlich besetzt; desto mehr aber wurde die äußerste Linke und die daranstoßenden Abtheilungen überfüllt. Unter ihnen gewahrte man Fischhof, A. Bach, Violand, Füster, Schwarzer, Goldmark, Purtscher, Smrecker, mehrere Galizier und Geistliche.

Der provisorische Ministerpräsident, Baron Dobblhof, eröffnete die Versammlung mit einer kurzen Anrede, worin er auf den Zweck der heutigen Zusammenkunft verwies, welchen er in der Wahl eines provisorischen Alterspräsidenten, zweier Vicepräsidenten und 6 Schriftführern bezeichnete.

Zum Alterspräsidenten wurden Dr. Kudler, und zum Vicepräsidenten Dr. Mannheimer, israelitischer Prediger, erwählt. Ein Antrag, für die galizischen Deputirten einen Dollmetsch zu bestellen, wurde abgelehnt und die deutsche Sprache als Parlamentssprache vertheidigt. Es ergab sich bei Zählung der Abgeordneten, daß die beschlußfähige Majorität nicht vorhanden war. Die vorberathende Sitzung wurde auf morgen 10 Uhr Früh vertagt.

(A. Oestr. Z.)
* Wien, 11. Juli.

Gegen 11 Uhr wird die zweite vorbereitende Sitzung der konstituirenden Reichsversammlung eröffnet. Es kam eine provisorische Geschäftsordnung zur Debatte. Es lag eine solche, von einem Mitgliede ausgearbeitet vor. Die ersten 6 Paragraphen wurden erörtert und angenommen. Die weitere Verhandlung wird auf morgen vertagt.

Triest, 4. Juli.

Man hält hier den Bankerutt der Wiener Bank für unvermeidlich; ihre Noten sind nur mit Verlust von 11 pCt. umzuwechseln.

Polen.
Brody, 6. Juli.

Das an der podolischen Gränze aufgestellte russische Truppenkorps ist in den letzten Tagen wiederum näher vorgerückt. Das Hauptquartier befindet sich in Dubno, fünf Meilen von Brody; in Radziwilow und in der nächsten Umgegend sind 6000 Mann einquartirt, die der aus den Tscherkessenkriegen bekannte Generallieutenant Saß kommandirt. Die Aufstellung der Armee, welche 50,000 bis 60,000 Mann zählen soll, ist der Art, daß sie in drei Kolonnen, nämlich bei Brody, Podwotoczyska, und Hussiatyn einbrechen, und der ganze Uebertritt während drei Tagen erfolgen kann. Ob aber der Einmarsch erfolgen wird, ist eine Frage, deren Lösung jetzt noch immer schwer wird. Daß Rußland durch die Zusammenziehung der Truppen eine Besetzung von Galizien beabsichtigen sollte, ist kaum zu glauben. Hierdurch würde es sich selbst eine nie heilende Wunde versetzen. Das russische Cabinet begreift wohl, daß die Oeffnung seiner Gränzen nach Westen, die ein Einmarsch nach sich ziehen müßte, in der gegenwärtigen fieberhaften Aufregung seine schlummernden Völker mit Ideen anstecken würde, die keineswegs einem Absolutismus günstig sind. Für Rußland ist der Süden viel angenehmer als der Westen - der Erstere würde Rußlands Macht heben - der Letztere dagegen ist für Rußland epidemisch inficirt, vor dessen Berührung es sich hüten muß.

(A. Oestr. Z.)
Belgien.
* Brüssel.

Anklageakt des Generalprokurators über die Affaire bei Risquons Tout. (Forts. aus Nro. 45.)

Betreff der Diensterbietungen Beckers wie der Versprechungen, welche er in seinem Brief v. 4. März macht, behauptet der General, daß sich dieselben einzig auf unsere nationale Unabhängigkeit beziehen, welche Becker früher vertheidigt und welche er noch heute zu vertheidigen bereit sei. Aber diese Erklärung stimmt nicht nur mit dem Inhalt selbst nicht überein, sondern wird auch durch einen andern Brief, welchen Becker unter dem 8. an den General schrieb, widerlegt. In diesem Brief spricht er von einer revolutionären Erhebung wie von einer zwischen ihnen abgemachten Sache. "Ich habe Ihnen, heißt es darin, vorigen Sonnabend, den 4. d. geschrieben, um Ihnen meine Freude über den Triumph der Sache auszudrücken, der wir uns mit so viel Eifer gewidmet und für die wir persönlich so viel schon geduldet haben. Ich hoffte auf eine unmittelbare Antwort von Ihnen, aber ich wartete vergebens. Sie haben keine Vorstellung von der Besorgniß, in der wir Alle uns befinden. Wo sind Sie denn? Was machen unsere Freunde? Wir, wir sind bereit, aber die Zeit verstreicht unter dem Harren und unsere Leute nehmen die Ungeduld, die uns verzehrt für Unschlüssigkeit. Dazu bringen die Bosheiten unserer ränkevollen Feinde die Desorganisation in unsere Reihen und werfen unsere braven Patrioten der Verzweiflung in die Arme. Es ist eine gebieterische Pflicht, daß man sich beeilt. Begreift man nicht, daß es um die belgische Nationalität geschehen ist, wenn man noch einige Tage zögert, in Belgien die Republik zu proklamiren? Die republikanische Regierung Frankreichs wird durch die sich häufenden Ereignisse gezwungen, eine furchtbare Armee über den Rhein schicken müssen, um den koalisirten Mächten die Spitze zu bieten, welche eine äußerste Anstrengung versuchen ehe sie ihre verrosteten Scepter aus den Händen fallen lassen.

"Haben Sie Pellering den Brief zukommen lassen, den ich Ihnen geschrieben habe? Warum antwortet er mir nicht?

"Heute schreibe ich an Jottrand und bitte ihn, Sie zu besuchen, um von Ihnen die verlangten Aufklärungen, sowie die Instruktionen zu holen, welche Sie mir etwa zu geben haben.

"Gegenüber der großen Menge von Leuten, die mich umschwärmen, muß ich begreiflicherweise eine vorsichtige Zurückhaltung beobachten; doch sind darunter auch solche, denen ich mich in jedem Fall anvertrauen kann, und die berufen sind, der Sache große Dienste zu leisten. Aber es ist an Ihnen und Ihren Freunden, mir sofort zu antworten, damit ich ihnen die Sicherheit garantiren kann, welche zu dem Gelingen der heiligen Sache wichtig ist, der wir uns gewidmet haben.

"Gendebien hat mir geschrieben; ich habe ihm geantwortet und erwarte gegenwärtig neue Nachrichten von ihm. Ohne ins Detail der übrigen Sendschreiben einzugehen, welche ich an andere unserer Freunde habe abgehen lassen, werden Sie doch ohne Zweifel unterrichtet sein, warum sie mir nicht vollständig auf meine Anfragen wie über die Größe der Mittel Aufschluß geben? Noch einmal mein theurer General, beschwöre ich Sie, daß man mir auf der Stelle antworte."

Dieser Brief kreuzte sich mit demjenigen, welchen der General am 7. März an Becker geschrieben hatte. Derselbe enthüllt zur Genüge, daß es sich zwischen ihnen nicht um Annahme oder Zurückweisung eines einfachen Vorschlages handelte, sondern daß man einen bereits abgeschlossenen Plan ausführen wollte, der ohne Zweifel den Ereignissen angepaßt werden sollte, die in Frankreich hereinbrechen konnten. Der Brief vom 8. erklärt also die in dem vom 4. ins Gedächtniß gerufene Versprechungen und es ist so die Unmöglichkeit dargethan, daß der General dieß letztere Schriftstück ohne böse Absicht der demokratischen Gesellschaft mitgetheilt hat. Auch sucht er dieser Mittheilung ein imaginaires Motiv zu geben, indem er behauptet, sie habe nur bezweckt, Becker von den Anklagen zu reinigen, deren Gegenstand er war; aber diese Anklagen fanden erst den 8. März statt, die Mittheilung dagegen den 5. Mellinet hatte schon zwei Emissäre der Abgesandschaft empfangen. Der eine war der Angeklagte Perin und der andere jener Arbeiter, der Spilthoorn begleitete und der von Brüssel den Brief "einer einflußreichen Person" zurückbrachte, Er sollte bald einen dritten empfangen, Victor Mathieu, der sich am 28. März ihm vorstellte und ihm den 29. und 30. noch zwei Besuche abstattete. Mathieu hatte eine thätige Rolle zu Paris gespielt, wo er die belgischen Arbeiter enrollirte, ihnen Lebensmittel vertheilte und revolutionäre Reden hielt. Er war nach Belgien den 10. oder 11 März zurückgekehrt mit einem Einführungsbrief von Imbert an die Gesellschaft Agneessens, worin J. dem Präsidenten derselben schrieb: "Ich empfehle Ihnen den Bürger Mathieu, dem sie Ihr volles Vertrauen schenken können; er wird Ihnen den Zweck seiner Reise mittheilen" Mathieu erklärt, daß Spilthoorn ihm ähnliche Briefe für Jottrand, Castiau und andre gegeben hatte, daß er aber keine Propaganda zu Brüssel gemacht habe, wohin er nur gekommen sei, um sich über die Spilthoorn zu Gebot stehenden Mittel zu unterrichten und um so viel wie möglich den Einzug der an der Grenze stationirenden Banden zu verhindern.

Wozu machte er dann drei Visiten bei Mellinet, den er früher nie gesehn hatte und der sich dieser drei Visiten nicht erinnern will? Vielleicht erklärt sich dieser Mangel an Gedächtniß durch die Erklärung Jottrand's: "Er erinnere sich am 26 und 27. März mehrere Personen empfangen zu haben, Träger von kleinen Billets ungefähr folgenden Inhalts: Der Ueberbringer dieses wird Ihnen Nachrichten geben oder abverlangen über das, was vorgeht; Sie können sich an ihn halten. Gezeichnet: Spilthoorn. Vielleicht befand sich Mathieu unter diesen Personen. Ein Herr, der mir erzählte, von Tournai zu kommen, war unter diesen Besuchern; ich sagte ihm, er habe sich mit einem sehr albernen Auftrag belastet und ich mißbillige alle im Ausland gebildeten Anschläge. Er antwortete mir darauf, Castiau sei derselben Ansicht." Jottrand hat ausserdem in seinem Verhör gesagt: "Ich habe keine Solidariat und will sie nicht haben mit General Mellinet für seine Anschauungsweise und seine Dispositionen, die ich übrigens nicht kenne."

Mathieu traf zweimal bei Mellinet mit Perin zusammen, den er im belgischen Klub zu Paris gesehen hatte und der ihm zu Brüssel die Bekanntschaft des Angeklagten Auvenne verschaffte. Den 30. März reiste er um 4 Uhr 15 Minuten mit Auvenne und Perin nach Gent und hier kamen sie zusammen mit dem Angeklagten Derudder, den wir schon aus seinem Brief an Imbert kennen und mit dem Angeklagten Balliu, der dieselben Umsturzideen hegt, denn den 29. Mai schrieb er an Tedesco: "Gestern war Sitzung der demokratischen Gesellschaft und es wurde beschlossen, durch alle mögliche Mittel die Arbeiter einzuladen, Wühler zu wählen. Wir werden das Beispiel von Lüttich und Verviers befolgen. Es ist unmöglich hier etwas zu thun ohne die Dazwischenkunft von Lüttich und Gent. Der Apfel ist verfault, bald wird er fallen; alle Arbeiter hier und zu Gent sind gutgesinnt; cela [#]ira Balliu figurirte ausserdem unter den Demokraten, an die Bornstedt und Imbert Delestree geschickt hatten "um republikanische Propaganda zu machen", er war den 26. März mit dem General in der Union zusammen und hatte früher den Besuch von Delestree empfangen, den er nicht kannte und der sich ihm mit einem Brief von Bornstedt vorstellte.

Man begreift nun, warum er den 30. März nach Gent ging, wo man denselben Abend Barrikaden aufzuwerfen versuchte, er, der an Gendebien schrieb, um ihn zu konsultiren über die Scheinwahlen, deren Zweck er Tedesco entdeckte: "Wir würden beweisen können, daß die Arbeiter fähig sind, ihre Repräsentanten zu ernennen und entschlossen, ihre Stimmen den Männern zu geben, die einer so edlen Mission würdig sind. Um jede Verirrung unmöglich zu machen, würde ich ihnen zu Gent, wo ich 15 bis 20,000 Mann versammeln kann, Gendebien, de Porter, Castiau, Jottrand, de Coster, van Belte, Arbeiter u. s. w. vorschlagen.

(Forts. folgt.)

Brüssel, 15. Juli.

Gestern Abend sind, wie man uns versichert, verschiedene Verhaftungen vorgenommen worden. Die Hauptanstifter der Zusammenrottungen von Arbeitern, die in den letzten Tagen hier stattfanden, so wie auch der Redakteur der "Stimme des Volks" sollen der Justiz übergeben worden sein.

(Observateur Belge.)

- Die belgische "Nation" schreibt: Man hat nichts versäumt, um der heroisch-komischen Geschichte von Risquons-Tout das Aussehen eines Melodramas in 20 Tableaux zu geben. Verhaftungen, Ausweisugen, nächtliche Haussuchungen, Arbeiterversammlungen, polizeiliche Liebkosungen, dann Drohungen mit blanker Waffe, kurz alle die kleinen gouvernementalen Hülfsmittel, alle die kleinen polizeilichen Fäden sind bei dem Puppenspiel im Werk, nicht einmal der Schlag des Tam-tam ist vergessen, und sicher ist es nicht die Schuld der Mitspieler, wenn bei dieser hanswurstmäßigen Posse die tragischen Helden fehlen.

Werden die "Räuber" in Brüssel erscheinen? Nein. Wenn man die Fäden des Spiels zu nahe sieht, lacht das Parterre.

digung leugnete, wurde dennoch ohne sich auf eine Untersuchung der Richtigkeit derselben einzulassen, ein Bund Stroh auf die Landstraße gelegt, und während der Regierungsassessor Schliep den Ostrowicki am Kopfe und Hauptmann Gutzmann an den Füßen hielten, wurden demselben von den Husaren auf Anordnung des Schliep 25 Kantschuhhiebe verabreicht. Ostrowicki ist ein Familienvater von 60 Jahren, der Besitzer einer Bauernwirthschaft und ein Mann von unbescholtenem Lebenswandel

* Posen, 12. Juli.

Es wird hier bald eine abermalige Dislocirung von Truppen nothwendig werden. Denn die Spannung zwischen dem 8. Infanterie- und andererseits dem 18. u. 7. Regiment steigt mit jedem Tage höher. Die Bekanntmachung des Generals von Brüneck gegen Bildung neuer politischen Vereine, macht wiederum böses Blut. Wir kommen aus den Maßregeln des Despotismus nicht heraus. In Rawicz versuchten die Gefangenen der dortigen Strafanstalt, etwa 600 an der Zahl, durchzubrechen. Dem Militär gelang es mit einiger Mühe, und nachdem Einer der Anführer erschossen war, der Revolte ein Ende zu machen.

4 Frankfurt, 13. Juli.

Die Reichsverwesung hat begonnen. Er hat seinen Einzug gehalten, der Reichsvermoderer, Johannes Habsburg, der gesagt haben soll: „Kein Oestreich, kein Preußen etc.,“ der aber wirklich gesagt hat, „warum schießt man die Canaille nicht mit Kartätschen zusammen?“ als sie nemlich vor einiger Zeit zu Grätz etwas widerspenstig zu sein, so frei war. Ich muß übrigens gestehen, die Wahl, die man getroffen hat, ist plastisch, sie ist symbolisch, denn Johannes Habsburg ist in allen Merkmalen seiner persönlichen Erscheinung, mit seinen 70. Lebensjahren, seinem Glatzkopf, mit seinem abgestorbenen, erdfahlen Antlitz, auf dem die gutmüthige passive Grausamkeit eines „Koaser Franzl“ neben der merovingischen Lenksamkeit sich gelagert, mit seiner abgemergelten in sich selbst zusammensinkenden Körpergestalt, an welcher die östreichische Livree herunterschlottert; dieser alte, halb todte Reichsverweser, sage ich, ist das leibhaftige Bild der Nationalversammlung deutscher Hofräthe, die wandelnde Statue jener altersschwachen, zeugungsunfähigen Politik der Hinfälligkeit und des Marasmus, welche vorwärts getrieben wird von der Erwartung des Volkes, daß etwas geschehe, und zurückgehalten von der Scheu etwas zu thun, welche „Volksrechte“ gründen, Volksinteressen wahren soll, und Privilegien nicht antasten will, welche Neues schaffen soll und das Alte nicht anzutasten wagt, welche revolutionär ist ihrem Ursprung nach und reaktionär in ihrem Wirken, und eben deshalb nur todtgeborne Kinder zur Welt bringen kann, oder kahlköpfige Greise.

In welchem Zusammenhange übrigens mit dem Volke diese Leute, die einen unverantwortlichen Reichsverweser wählen, und alle ihre Schöpfungen stehen, das konnten „Se. kaiserl. Hoh. der Herr Erzherzog Reichsverweser“ während allerhöchst Ihres Einzuges aus sehr deutlichen Zeichen entnehmen. Zwar die Frankfurter Philister und Metalliquesmänner brüllten sich die Kehlen heiser mit ihren Hochs auf den Vorläufer des Kaisers, aber das Volk empfing ihn mit dem Rufe, „es lebe Hecker, es lebe die Republik,“ also daß sich der Hr. Erzherzog Johann sichtlich entfärbte.

Frankfurt, 15. Juli.

Die Frankfurter Ober-Postamtszeitung scheint das offizielle Organ der neuen Reichsverweserschaft geworden zu sein. Sie enthält unter der stolzen Ueberschrift: Amtlicher Theil, folgende Proklamation Johann's:

An das deutsche Volk.

Deutsche! Eure in Frankfurt versammelten Vertreter haben mich zum deutschen Reichsverweser erwählt.

Unter dem Zurufe des Vertrauens, unter den Grüßen voll Herzlichkeit, die mich überall empfingen und die mich rührten, übernahm ich die Leitung der provisorischen Centralgewalt für unser Vaterland.

Deutsche! Nach Jahren des Druckes wird Euch die Freiheit voll und unverkürzt. Ihr verdient sie, denn Ihr habt sie muthig und beharrlich erstrebt. Sie wird Euch nimmer entzogen, denn Ihr werdet wissen sie zu wahren.

Eure Vertreter werden das Verfassungswerk für Deutschland vollenden. Erwartet es mit Vertrauen. Der Bau will mit Ernst, mit Besonnenheit, mit ächter Vaterlandsliebe geführt werden. Dann aber wird er dauern, fest wie Eure Berge.

Deutsche! Unser Vaterland hat ernste Prüfungen zu bestehen. Sie werden überwunden werden. Eure Straßen, Eure Ströme werden sich wieder beleben, Euer Fleiß wird Arbeit finden, Euer Wohlstand wird sich heben, wenn Ihr vertrauet Euern Vertretern, wenn Ihr mir vertrauet, den Ihr gewählt, um mit Euch Deutschland einig, frei und mächtig zu machen.

Aber vergeßt nicht, daß die Freiheit nur unter dem Schirme der Ordnung und Gesetzlichkeit wurzelt. Wirkt mit mir dahin, daß diese zurückkehren, wo sie gestört wurden. Dem verbrecherischen Treiben und der Zügellosigkeit werde ich mit dem vollen Gewichte der Gesetze entgegentreten. Der deutsche Bürger muß geschützt seyn gegen jede strafbare That.

Deutsche! Laßt mich hoffen, daß sich Deutschland eines ungestörten Friedens erfreuen werde. Ihn zu erhalten ist meine heiligste Pflicht.

Sollte aber die deutsche Ehre, das deutsche Recht gefährdet werden, dann wird das tapfere Deutsche Heer für das Vaterland zu kämpfen und zu siegen wissen.

Frankfurt a. M,, den 15. Juli 1848.

Der Reichsverweser Erzherzog Johann.

Die Reichsminister Schmerling. Peucker. Heckscher.

Es folgt sodann ein halbamtlicher Artikel über das neue Ministerium, die Abreise Johann's nach Wien, Camphausen u. dgl. Wir entnehmen daraus folgende Stellen:

Der Reichsverweser hat vorläufig drei Minister ernannt. Herr v. Schmerling, Minister des Innern, wird zugleich die auswärtigen Angelegenheiten versehen. General Peucker, der bisherige preußische Bevollmächtigte bei der Militärkommission, hat das Kriegsministerium angenommen. Herr Heckscher, Justizminister, wird dem Reichsverweser sogleich bei dessen letzter kurzer Erscheinung in Wien als verantwortlicher Begleiter zur Seite stehen. Wir haben also, ‒ zwar kein vollständiges Ministerium, ‒ aber eine verantwortliche Behörde, welche die Lücke, die durch die Auflösung des Bundestags augenblicklich entstanden war, ausfüllt. Die erste Maßregel, welche die neuernannten Minister zu vertreten haben, ist die nochmalige Rückkehr des Reichsverwesers nach Wien. Die Rücksichten auf Preußen haben in Herrn Camphausen nicht den gewünschten oder erwarteten Ausdruck gefunden. Er hat abgelehnt und nach den Aeußerungen, welche man von ihm vernimmt, war diese Entscheidung von seiner Seite ebenso nothwendig als ehrenwerth. Denn nur ein unbedingtes und entschlossenes Vertrauen zur deutschen Sache kann uns die von einzelnen Staaten empfohlenen Mitglieder des Reichsministeriums willkommen machen. Solche Minister werden in der Majorität der Nationalversammlung und in der Nation selbst eine kräftige Unterstützung finden.

Frankfurt, 15. Juli.

In der gestrigen Sitzung der National-Versammlung wurden nach Abmachung der hannoverschen Angelegenheit zwei andere Anträge von Simon von Trier und Nauwerck die Erklärungen des preußischen Ministeriums in Betreff der Wahl des Reichsverwesers anlangend, durch Mehrheitsbeschluß als nicht dringend erachtet. Ein Antrag von Eisenstuck, Günther und Mammen, die Zollverhältnisse betreffend, wurde von Eisenstuck begründet, welcher die Zuweisung desselben an den volkswirthschaftlichen Ausschuß bevorwortet, und zwar mit dem Auftrage an denselben, die Berichterstattung dergestalt zu beschleunigen, daß in 14 Tagen darüber Berathung statt finden kann. Die Versammlung beschloß, den Antrag „zur schleunigen Erledigung“ an den volkswirthschaftlichen Ausschuß zu verweisen. Hierauf wurde die Berathung über den Bericht des östreichischen Geldausfuhrverbots eröffnet.

* Frankfurt, 15. Juli.

Sitzung der Nationalversammlung. Gagern lies't die Proklamation des Reichsverwesers vor und macht die Versammlung mit den Namen der neuen Minister bekannt. Die Namen der Minister (s. oben) wurden mit tiefem Stillschweigen empfangen. Heckscher, der Justizminister, kündigt an, daß der Reichsverweser noch einmal auf kurze Zeit nach Wien zurückkehren müsse; er werde ihn begleiten. Heckscher und Schmerling erklären, sie würden vor Allem Ruhe im Innern aufrechterhalten.

Wedenmann, Berichterstatter des Gesetzgebungsausschusses, stattet Bericht über zahllose Petitionen wegen Amnestie ab, spricht sich gegen deren Bewilligung aus, und hält auch die Versammlung nicht für kompetent.

M. Mohl stattet einen Bericht ab, bei dem man rief: „Wir kennen Ihren Bericht auswendig.“

Tagesordnung: Ausschußbericht über die Wehrverfassung. Der Präsident will die Debatte für geschlossen erklären; viele Redner sprechen dagegen, und die Fortsetzung wird beschlossen.

Vogt verlangt, der Kriegsminister solle herbeigeschafft werden, was angenommen wird. Auerswald spricht über die Nothwendigkeit der Vermehrung der stehenden Heere. Gagern zeigt an, der Kriegsminister sei nicht aufzufinden. Reh von Darmstadt spricht ebenfalls für Vermehrung des stehenden Heeres, desgleichen Radowitz und Stavenhagen. Gegen Vermehrung des Heers und für Ausdehnung der Volksbewaffnung sprachen Hagen, Vischer und Leue.

Nach längerer Debatte wird durch namentliche Abstimmung beschlossen, die Ausschußberichte an die Centralgewalt zu überweisen und die beantragte Vermehrung des deutschen Heeres zur Stärke von 2 Prozent der jetzigen Bevölkerung in Ausführung zu bringen.

München, 8. Juli.

Den hiesigen Offizieren ist gestern durch ihre Regimentschefs der Wille des Konigs bekannt gegeben worden, daß sich dieselben des Antheils an politischen Versammlungen und Klubs zu enthalten haben. Ein Gleiches soll den Beamten und und Accesisten mitgetheilt werden. So gehen die Verheißungen vom 6. März in Erfüllung!

(D. const. Z.)
* Nürnberg, 13. Juli.

In dem Städtchen Schwabach hat das Volk durch einen Sturm auf das Landgerichtsgebäude und Rathhaus die Befreiung des wegen Preßvergehen verhafteten Redakteurs der „Freien Volkszeitung“ bewirkt. Der benachbarte Publizist, welcher Nürnberg wegen seiner loyalen Umgebungen zum Sitz der Nationalversammlung vorschlug, wird sich also nach einem andern Ort umsehen müssen.

Osnabrück, 13. Juli.

Das „Tageblatt“ faßt ganz einfach die Möglichkeit einer Ausführung der königlichen Drohung ins Auge und giebt die einzige Antwort, die man für ein so entschieden unkonstitutionelles Auftreten haben kann. Es sagt: „Würde die ausgesprochene Drohung ausgeführt, so geht unsere Ansicht dahin: das hannoversche Volk setze dem Allerhöchsten Willen Sr. Maj. keinen Widerstand entgegen, begleite vielmehr die Reise mit den heißesten Segenswünschen und übertrage sofort die Regierungsgewalt dem Reichsverweser und seinen dem Parlament verantwortlichen Ministern. Es werden durch diesen Schritt die Kosten einer doppelten, durchaus unnöthigen Regierung gespart, und es wird zur Begründung der festeste Grundstein gelegt, indem der Widerspruch der einzelnen Regierungen gegenüber der Gesammtregierung des deutschen souveränen Volkes in dieser einfachen Verschmelzung seine naturgemäße Lösung findet.“

(Brem. Z.)
Wien, 10. Juli.

Nachdem mehr als die Hälfte der Deputirten zum konstituirenden Reichstag sich bereits in Wien eingefunden und gemeldet hatten, wurde vom Ministerium der heutige Tag zum ersten Zusammentritt im Reichstagssaale anberaumt. Die äußerste Rechte füllte sich mit galizischen Deputirten im Bauernkostüme; eine nachfolgende Abtheilung von Bänken blieb leer; dann folgte eine zweite Fraktion Galizier. Die Mitte war gleichfalls spärlich besetzt; desto mehr aber wurde die äußerste Linke und die daranstoßenden Abtheilungen überfüllt. Unter ihnen gewahrte man Fischhof, A. Bach, Violand, Füster, Schwarzer, Goldmark, Purtscher, Smrecker, mehrere Galizier und Geistliche.

Der provisorische Ministerpräsident, Baron Dobblhof, eröffnete die Versammlung mit einer kurzen Anrede, worin er auf den Zweck der heutigen Zusammenkunft verwies, welchen er in der Wahl eines provisorischen Alterspräsidenten, zweier Vicepräsidenten und 6 Schriftführern bezeichnete.

Zum Alterspräsidenten wurden Dr. Kudler, und zum Vicepräsidenten Dr. Mannheimer, israelitischer Prediger, erwählt. Ein Antrag, für die galizischen Deputirten einen Dollmetsch zu bestellen, wurde abgelehnt und die deutsche Sprache als Parlamentssprache vertheidigt. Es ergab sich bei Zählung der Abgeordneten, daß die beschlußfähige Majorität nicht vorhanden war. Die vorberathende Sitzung wurde auf morgen 10 Uhr Früh vertagt.

(A. Oestr. Z.)
* Wien, 11. Juli.

Gegen 11 Uhr wird die zweite vorbereitende Sitzung der konstituirenden Reichsversammlung eröffnet. Es kam eine provisorische Geschäftsordnung zur Debatte. Es lag eine solche, von einem Mitgliede ausgearbeitet vor. Die ersten 6 Paragraphen wurden erörtert und angenommen. Die weitere Verhandlung wird auf morgen vertagt.

Triest, 4. Juli.

Man hält hier den Bankerutt der Wiener Bank für unvermeidlich; ihre Noten sind nur mit Verlust von 11 pCt. umzuwechseln.

Polen.
Brody, 6. Juli.

Das an der podolischen Gränze aufgestellte russische Truppenkorps ist in den letzten Tagen wiederum näher vorgerückt. Das Hauptquartier befindet sich in Dubno, fünf Meilen von Brody; in Radziwilow und in der nächsten Umgegend sind 6000 Mann einquartirt, die der aus den Tscherkessenkriegen bekannte Generallieutenant Saß kommandirt. Die Aufstellung der Armee, welche 50,000 bis 60,000 Mann zählen soll, ist der Art, daß sie in drei Kolonnen, nämlich bei Brody, Podwotoczyska, und Hussiatyn einbrechen, und der ganze Uebertritt während drei Tagen erfolgen kann. Ob aber der Einmarsch erfolgen wird, ist eine Frage, deren Lösung jetzt noch immer schwer wird. Daß Rußland durch die Zusammenziehung der Truppen eine Besetzung von Galizien beabsichtigen sollte, ist kaum zu glauben. Hierdurch würde es sich selbst eine nie heilende Wunde versetzen. Das russische Cabinet begreift wohl, daß die Oeffnung seiner Gränzen nach Westen, die ein Einmarsch nach sich ziehen müßte, in der gegenwärtigen fieberhaften Aufregung seine schlummernden Völker mit Ideen anstecken würde, die keineswegs einem Absolutismus günstig sind. Für Rußland ist der Süden viel angenehmer als der Westen ‒ der Erstere würde Rußlands Macht heben ‒ der Letztere dagegen ist für Rußland epidemisch inficirt, vor dessen Berührung es sich hüten muß.

(A. Oestr. Z.)
Belgien.
* Brüssel.

Anklageakt des Generalprokurators über die Affaire bei Risquons Tout. (Forts. aus Nro. 45.)

Betreff der Diensterbietungen Beckers wie der Versprechungen, welche er in seinem Brief v. 4. März macht, behauptet der General, daß sich dieselben einzig auf unsere nationale Unabhängigkeit beziehen, welche Becker früher vertheidigt und welche er noch heute zu vertheidigen bereit sei. Aber diese Erklärung stimmt nicht nur mit dem Inhalt selbst nicht überein, sondern wird auch durch einen andern Brief, welchen Becker unter dem 8. an den General schrieb, widerlegt. In diesem Brief spricht er von einer revolutionären Erhebung wie von einer zwischen ihnen abgemachten Sache. „Ich habe Ihnen, heißt es darin, vorigen Sonnabend, den 4. d. geschrieben, um Ihnen meine Freude über den Triumph der Sache auszudrücken, der wir uns mit so viel Eifer gewidmet und für die wir persönlich so viel schon geduldet haben. Ich hoffte auf eine unmittelbare Antwort von Ihnen, aber ich wartete vergebens. Sie haben keine Vorstellung von der Besorgniß, in der wir Alle uns befinden. Wo sind Sie denn? Was machen unsere Freunde? Wir, wir sind bereit, aber die Zeit verstreicht unter dem Harren und unsere Leute nehmen die Ungeduld, die uns verzehrt für Unschlüssigkeit. Dazu bringen die Bosheiten unserer ränkevollen Feinde die Desorganisation in unsere Reihen und werfen unsere braven Patrioten der Verzweiflung in die Arme. Es ist eine gebieterische Pflicht, daß man sich beeilt. Begreift man nicht, daß es um die belgische Nationalität geschehen ist, wenn man noch einige Tage zögert, in Belgien die Republik zu proklamiren? Die republikanische Regierung Frankreichs wird durch die sich häufenden Ereignisse gezwungen, eine furchtbare Armee über den Rhein schicken müssen, um den koalisirten Mächten die Spitze zu bieten, welche eine äußerste Anstrengung versuchen ehe sie ihre verrosteten Scepter aus den Händen fallen lassen.

„Haben Sie Pellering den Brief zukommen lassen, den ich Ihnen geschrieben habe? Warum antwortet er mir nicht?

„Heute schreibe ich an Jottrand und bitte ihn, Sie zu besuchen, um von Ihnen die verlangten Aufklärungen, sowie die Instruktionen zu holen, welche Sie mir etwa zu geben haben.

„Gegenüber der großen Menge von Leuten, die mich umschwärmen, muß ich begreiflicherweise eine vorsichtige Zurückhaltung beobachten; doch sind darunter auch solche, denen ich mich in jedem Fall anvertrauen kann, und die berufen sind, der Sache große Dienste zu leisten. Aber es ist an Ihnen und Ihren Freunden, mir sofort zu antworten, damit ich ihnen die Sicherheit garantiren kann, welche zu dem Gelingen der heiligen Sache wichtig ist, der wir uns gewidmet haben.

„Gendebien hat mir geschrieben; ich habe ihm geantwortet und erwarte gegenwärtig neue Nachrichten von ihm. Ohne ins Detail der übrigen Sendschreiben einzugehen, welche ich an andere unserer Freunde habe abgehen lassen, werden Sie doch ohne Zweifel unterrichtet sein, warum sie mir nicht vollständig auf meine Anfragen wie über die Größe der Mittel Aufschluß geben? Noch einmal mein theurer General, beschwöre ich Sie, daß man mir auf der Stelle antworte.“

Dieser Brief kreuzte sich mit demjenigen, welchen der General am 7. März an Becker geschrieben hatte. Derselbe enthüllt zur Genüge, daß es sich zwischen ihnen nicht um Annahme oder Zurückweisung eines einfachen Vorschlages handelte, sondern daß man einen bereits abgeschlossenen Plan ausführen wollte, der ohne Zweifel den Ereignissen angepaßt werden sollte, die in Frankreich hereinbrechen konnten. Der Brief vom 8. erklärt also die in dem vom 4. ins Gedächtniß gerufene Versprechungen und es ist so die Unmöglichkeit dargethan, daß der General dieß letztere Schriftstück ohne böse Absicht der demokratischen Gesellschaft mitgetheilt hat. Auch sucht er dieser Mittheilung ein imaginaires Motiv zu geben, indem er behauptet, sie habe nur bezweckt, Becker von den Anklagen zu reinigen, deren Gegenstand er war; aber diese Anklagen fanden erst den 8. März statt, die Mittheilung dagegen den 5. Mellinet hatte schon zwei Emissäre der Abgesandschaft empfangen. Der eine war der Angeklagte Perin und der andere jener Arbeiter, der Spilthoorn begleitete und der von Brüssel den Brief „einer einflußreichen Person“ zurückbrachte, Er sollte bald einen dritten empfangen, Victor Mathieu, der sich am 28. März ihm vorstellte und ihm den 29. und 30. noch zwei Besuche abstattete. Mathieu hatte eine thätige Rolle zu Paris gespielt, wo er die belgischen Arbeiter enrollirte, ihnen Lebensmittel vertheilte und revolutionäre Reden hielt. Er war nach Belgien den 10. oder 11 März zurückgekehrt mit einem Einführungsbrief von Imbert an die Gesellschaft Agneessens, worin J. dem Präsidenten derselben schrieb: „Ich empfehle Ihnen den Bürger Mathieu, dem sie Ihr volles Vertrauen schenken können; er wird Ihnen den Zweck seiner Reise mittheilen“ Mathieu erklärt, daß Spilthoorn ihm ähnliche Briefe für Jottrand, Castiau und andre gegeben hatte, daß er aber keine Propaganda zu Brüssel gemacht habe, wohin er nur gekommen sei, um sich über die Spilthoorn zu Gebot stehenden Mittel zu unterrichten und um so viel wie möglich den Einzug der an der Grenze stationirenden Banden zu verhindern.

Wozu machte er dann drei Visiten bei Mellinet, den er früher nie gesehn hatte und der sich dieser drei Visiten nicht erinnern will? Vielleicht erklärt sich dieser Mangel an Gedächtniß durch die Erklärung Jottrand's: „Er erinnere sich am 26 und 27. März mehrere Personen empfangen zu haben, Träger von kleinen Billets ungefähr folgenden Inhalts: Der Ueberbringer dieses wird Ihnen Nachrichten geben oder abverlangen über das, was vorgeht; Sie können sich an ihn halten. Gezeichnet: Spilthoorn. Vielleicht befand sich Mathieu unter diesen Personen. Ein Herr, der mir erzählte, von Tournai zu kommen, war unter diesen Besuchern; ich sagte ihm, er habe sich mit einem sehr albernen Auftrag belastet und ich mißbillige alle im Ausland gebildeten Anschläge. Er antwortete mir darauf, Castiau sei derselben Ansicht.“ Jottrand hat ausserdem in seinem Verhör gesagt: „Ich habe keine Solidariat und will sie nicht haben mit General Mellinet für seine Anschauungsweise und seine Dispositionen, die ich übrigens nicht kenne.“

Mathieu traf zweimal bei Mellinet mit Perin zusammen, den er im belgischen Klub zu Paris gesehen hatte und der ihm zu Brüssel die Bekanntschaft des Angeklagten Auvenne verschaffte. Den 30. März reiste er um 4 Uhr 15 Minuten mit Auvenne und Perin nach Gent und hier kamen sie zusammen mit dem Angeklagten Derudder, den wir schon aus seinem Brief an Imbert kennen und mit dem Angeklagten Balliu, der dieselben Umsturzideen hegt, denn den 29. Mai schrieb er an Tedesco: „Gestern war Sitzung der demokratischen Gesellschaft und es wurde beschlossen, durch alle mögliche Mittel die Arbeiter einzuladen, Wühler zu wählen. Wir werden das Beispiel von Lüttich und Verviers befolgen. Es ist unmöglich hier etwas zu thun ohne die Dazwischenkunft von Lüttich und Gent. Der Apfel ist verfault, bald wird er fallen; alle Arbeiter hier und zu Gent sind gutgesinnt; cela [#]ira Balliu figurirte ausserdem unter den Demokraten, an die Bornstedt und Imbert Delestrèe geschickt hatten „um republikanische Propaganda zu machen“, er war den 26. März mit dem General in der Union zusammen und hatte früher den Besuch von Delestrèe empfangen, den er nicht kannte und der sich ihm mit einem Brief von Bornstedt vorstellte.

Man begreift nun, warum er den 30. März nach Gent ging, wo man denselben Abend Barrikaden aufzuwerfen versuchte, er, der an Gendebien schrieb, um ihn zu konsultiren über die Scheinwahlen, deren Zweck er Tedesco entdeckte: „Wir würden beweisen können, daß die Arbeiter fähig sind, ihre Repräsentanten zu ernennen und entschlossen, ihre Stimmen den Männern zu geben, die einer so edlen Mission würdig sind. Um jede Verirrung unmöglich zu machen, würde ich ihnen zu Gent, wo ich 15 bis 20,000 Mann versammeln kann, Gendebien, de Porter, Castiau, Jottrand, de Coster, van Belte, Arbeiter u. s. w. vorschlagen.

(Forts. folgt.)

Brüssel, 15. Juli.

Gestern Abend sind, wie man uns versichert, verschiedene Verhaftungen vorgenommen worden. Die Hauptanstifter der Zusammenrottungen von Arbeitern, die in den letzten Tagen hier stattfanden, so wie auch der Redakteur der „Stimme des Volks“ sollen der Justiz übergeben worden sein.

(Observateur Belge.)

‒ Die belgische „Nation“ schreibt: Man hat nichts versäumt, um der heroisch-komischen Geschichte von Risquons-Tout das Aussehen eines Melodramas in 20 Tableaux zu geben. Verhaftungen, Ausweisugen, nächtliche Haussuchungen, Arbeiterversammlungen, polizeiliche Liebkosungen, dann Drohungen mit blanker Waffe, kurz alle die kleinen gouvernementalen Hülfsmittel, alle die kleinen polizeilichen Fäden sind bei dem Puppenspiel im Werk, nicht einmal der Schlag des Tam-tam ist vergessen, und sicher ist es nicht die Schuld der Mitspieler, wenn bei dieser hanswurstmäßigen Posse die tragischen Helden fehlen.

Werden die „Räuber“ in Brüssel erscheinen? Nein. Wenn man die Fäden des Spiels zu nahe sieht, lacht das Parterre.

<TEI>
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          <p><pb facs="#f0002" n="0234"/>
digung leugnete, wurde dennoch ohne                         sich auf eine Untersuchung der Richtigkeit derselben einzulassen, ein Bund                         Stroh auf die <hi rendition="#g">Landstraße</hi> gelegt, und <hi rendition="#g">während der Regierungsassessor Schliep den Ostrowicki am                             Kopfe und Hauptmann Gutzmann an den Füßen</hi> hielten, wurden demselben                         von den Husaren auf Anordnung des Schliep 25 Kantschuhhiebe verabreicht.                         Ostrowicki ist ein Familienvater von 60 Jahren, der Besitzer einer                         Bauernwirthschaft und ein Mann von unbescholtenem Lebenswandel</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Posen, 12. Juli.</head>
          <p>Es wird hier bald eine abermalige Dislocirung von Truppen nothwendig werden.                         Denn die Spannung zwischen dem 8. Infanterie- und andererseits dem 18. u. 7.                         Regiment steigt mit jedem Tage höher. Die Bekanntmachung des Generals von                         Brüneck gegen Bildung neuer politischen Vereine, macht wiederum böses Blut.                         Wir kommen aus den Maßregeln des Despotismus nicht heraus. In Rawicz                         versuchten die Gefangenen der dortigen Strafanstalt, etwa 600 an der Zahl,                         durchzubrechen. Dem Militär gelang es mit einiger Mühe, und nachdem Einer                         der Anführer erschossen war, der Revolte ein Ende zu machen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar047_007" type="jArticle">
          <head><bibl><author>4</author></bibl> Frankfurt, 13. Juli.</head>
          <p>Die Reichsverwesung hat begonnen. Er hat seinen Einzug gehalten, der                         Reichsvermoderer, Johannes Habsburg, der gesagt haben <hi rendition="#g">soll:</hi> &#x201E;Kein Oestreich, kein Preußen etc.,&#x201C; der aber wirklich                         gesagt hat, &#x201E;warum schießt man die Canaille nicht mit Kartätschen zusammen?&#x201C;                         als sie nemlich vor einiger Zeit zu Grätz etwas widerspenstig zu sein, so                         frei war. Ich muß übrigens gestehen, die Wahl, die man getroffen hat, ist                         plastisch, sie ist symbolisch, denn Johannes Habsburg ist in allen Merkmalen                         seiner persönlichen Erscheinung, mit seinen 70. Lebensjahren, seinem                         Glatzkopf, mit seinem abgestorbenen, erdfahlen Antlitz, auf dem die                         gutmüthige passive Grausamkeit eines &#x201E;Koaser Franzl&#x201C; neben der                         merovingischen Lenksamkeit sich gelagert, mit seiner abgemergelten in sich                         selbst zusammensinkenden Körpergestalt, an welcher die östreichische Livree                         herunterschlottert; dieser alte, halb todte Reichsverweser, sage ich, ist                         das leibhaftige Bild der Nationalversammlung deutscher Hofräthe, die                         wandelnde Statue jener altersschwachen, zeugungsunfähigen Politik der                         Hinfälligkeit und des Marasmus, welche vorwärts getrieben wird von der                         Erwartung des Volkes, daß etwas geschehe, und zurückgehalten von der Scheu                         etwas zu thun, welche &#x201E;Volksrechte&#x201C; gründen, Volksinteressen wahren soll,                         und Privilegien nicht antasten will, welche Neues schaffen soll und das Alte                         nicht anzutasten wagt, welche revolutionär ist ihrem Ursprung nach und                         reaktionär in ihrem Wirken, und eben deshalb nur todtgeborne Kinder zur Welt                         bringen kann, oder kahlköpfige Greise.</p>
          <p>In welchem Zusammenhange übrigens mit dem Volke diese Leute, die einen <hi rendition="#g">unverantwortlichen</hi> Reichsverweser <hi rendition="#g">wählen,</hi> und alle ihre Schöpfungen stehen, das konnten &#x201E;Se.                         kaiserl. Hoh. der Herr Erzherzog Reichsverweser&#x201C; während allerhöchst Ihres                         Einzuges aus sehr deutlichen Zeichen entnehmen. Zwar die Frankfurter                         Philister und Metalliquesmänner brüllten sich die Kehlen heiser mit ihren                         Hochs auf den Vorläufer des Kaisers, aber das Volk empfing ihn mit dem Rufe,                         &#x201E;es lebe Hecker, es lebe die Republik,&#x201C; also daß sich der Hr. Erzherzog                         Johann sichtlich entfärbte.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar047_008" type="jArticle">
          <head>Frankfurt, 15. Juli.</head>
          <p>Die Frankfurter Ober-Postamtszeitung scheint das offizielle Organ der neuen                         Reichsverweserschaft geworden zu sein. Sie enthält unter der stolzen                         Ueberschrift: <hi rendition="#g">Amtlicher Theil,</hi> folgende Proklamation                         Johann's:</p>
          <p> <hi rendition="#b">An das deutsche Volk.</hi> </p>
          <p>Deutsche! Eure in Frankfurt versammelten Vertreter haben mich zum deutschen                         Reichsverweser erwählt.</p>
          <p>Unter dem Zurufe des Vertrauens, unter den Grüßen voll Herzlichkeit, die mich                         überall empfingen und die mich rührten, übernahm ich die Leitung der                         provisorischen Centralgewalt für unser Vaterland.</p>
          <p>Deutsche! Nach Jahren des Druckes wird Euch die Freiheit voll und unverkürzt.                         Ihr verdient sie, denn Ihr habt sie muthig und beharrlich erstrebt. Sie wird                         Euch nimmer entzogen, denn Ihr werdet wissen sie zu wahren.</p>
          <p>Eure Vertreter werden das Verfassungswerk für Deutschland vollenden. Erwartet                         es mit Vertrauen. Der Bau will mit Ernst, mit Besonnenheit, mit ächter                         Vaterlandsliebe geführt werden. Dann aber wird er dauern, fest wie Eure                         Berge.</p>
          <p>Deutsche! Unser Vaterland hat ernste Prüfungen zu bestehen. Sie werden                         überwunden werden. Eure Straßen, Eure Ströme werden sich wieder beleben,                         Euer Fleiß wird Arbeit finden, Euer Wohlstand wird sich heben, wenn Ihr                         vertrauet Euern Vertretern, wenn Ihr mir vertrauet, den Ihr gewählt, um mit                         Euch Deutschland einig, frei und mächtig zu machen.</p>
          <p>Aber vergeßt nicht, daß die Freiheit nur unter dem Schirme der Ordnung und                         Gesetzlichkeit wurzelt. Wirkt mit mir dahin, daß diese zurückkehren, wo sie                         gestört wurden. Dem verbrecherischen Treiben und der Zügellosigkeit werde                         ich mit dem vollen Gewichte der Gesetze entgegentreten. Der deutsche Bürger                         muß geschützt seyn gegen jede strafbare That.</p>
          <p>Deutsche! Laßt mich hoffen, daß sich Deutschland eines ungestörten Friedens                         erfreuen werde. Ihn zu erhalten ist meine heiligste Pflicht.</p>
          <p>Sollte aber die deutsche Ehre, das deutsche Recht gefährdet werden, dann wird                         das tapfere Deutsche Heer für das Vaterland zu kämpfen und zu siegen                         wissen.</p>
          <p>Frankfurt a. M,, den 15. Juli 1848.</p>
          <p>Der Reichsverweser <hi rendition="#g">Erzherzog Johann.</hi></p>
          <p>Die Reichsminister Schmerling. Peucker. Heckscher.</p>
          <p>Es folgt sodann ein halbamtlicher Artikel über das neue Ministerium, die                         Abreise Johann's nach Wien, Camphausen u. dgl. Wir entnehmen daraus folgende                         Stellen:</p>
          <p>Der Reichsverweser hat vorläufig drei Minister ernannt. Herr v. Schmerling,                         Minister des Innern, wird zugleich die auswärtigen Angelegenheiten versehen.                         General Peucker, der bisherige preußische Bevollmächtigte bei der                         Militärkommission, hat das Kriegsministerium angenommen. Herr Heckscher,                         Justizminister, wird dem Reichsverweser sogleich bei dessen letzter kurzer                         Erscheinung in Wien als verantwortlicher Begleiter zur Seite stehen. Wir                         haben also, &#x2012; zwar kein vollständiges Ministerium, &#x2012; aber eine                         verantwortliche Behörde, welche die Lücke, die durch die Auflösung des                         Bundestags augenblicklich entstanden war, ausfüllt. Die erste Maßregel,                         welche die neuernannten Minister zu vertreten haben, ist die nochmalige                         Rückkehr des Reichsverwesers nach Wien. Die Rücksichten auf Preußen haben in                         Herrn Camphausen nicht den gewünschten oder erwarteten Ausdruck gefunden. Er                         hat abgelehnt und nach den Aeußerungen, welche man von ihm vernimmt, war                         diese Entscheidung von seiner Seite ebenso nothwendig als ehrenwerth. Denn                         nur ein unbedingtes und entschlossenes Vertrauen zur deutschen Sache kann                         uns die von einzelnen Staaten empfohlenen Mitglieder des Reichsministeriums                         willkommen machen. Solche Minister werden in der Majorität der                         Nationalversammlung und in der Nation selbst eine kräftige Unterstützung                         finden.</p>
        </div>
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          <head>Frankfurt, 15. Juli.</head>
          <p>In der gestrigen Sitzung der National-Versammlung wurden nach Abmachung der                         hannoverschen Angelegenheit zwei andere Anträge von Simon von Trier und                         Nauwerck die Erklärungen des preußischen Ministeriums in Betreff der Wahl                         des Reichsverwesers anlangend, durch Mehrheitsbeschluß als nicht dringend                         erachtet. Ein Antrag von Eisenstuck, Günther und Mammen, die                         Zollverhältnisse betreffend, wurde von Eisenstuck begründet, welcher die                         Zuweisung desselben an den volkswirthschaftlichen Ausschuß bevorwortet, und                         zwar mit dem Auftrage an denselben, die Berichterstattung dergestalt zu                         beschleunigen, daß in 14 Tagen darüber Berathung statt finden kann. Die                         Versammlung beschloß, den Antrag &#x201E;zur schleunigen Erledigung&#x201C; an den                         volkswirthschaftlichen Ausschuß zu verweisen. Hierauf wurde die Berathung                         über den Bericht des östreichischen Geldausfuhrverbots eröffnet.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar047_010" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Frankfurt, 15. Juli.</head>
          <p><hi rendition="#g">Sitzung der Nationalversammlung.</hi> Gagern lies't die                         Proklamation des Reichsverwesers vor und macht die Versammlung mit den Namen                         der neuen Minister bekannt. Die Namen der Minister (s. oben) wurden mit                         tiefem Stillschweigen empfangen. Heckscher, der Justizminister, kündigt an,                         daß der Reichsverweser noch einmal auf kurze Zeit nach Wien zurückkehren                         müsse; er werde ihn begleiten. Heckscher und Schmerling erklären, sie würden                         vor Allem Ruhe im Innern aufrechterhalten.</p>
          <p>Wedenmann, Berichterstatter des Gesetzgebungsausschusses, stattet Bericht                         über zahllose Petitionen wegen Amnestie ab, spricht sich gegen deren                         Bewilligung aus, und hält auch die Versammlung nicht für kompetent.</p>
          <p>M. Mohl stattet einen Bericht ab, bei dem man rief: &#x201E;Wir kennen Ihren Bericht                         auswendig.&#x201C;</p>
          <p>Tagesordnung: Ausschußbericht über die Wehrverfassung. Der Präsident will die                         Debatte für geschlossen erklären; viele Redner sprechen dagegen, und die                         Fortsetzung wird beschlossen.</p>
          <p>Vogt verlangt, der Kriegsminister solle herbeigeschafft werden, was                         angenommen wird. Auerswald spricht über die Nothwendigkeit der Vermehrung                         der stehenden Heere. Gagern zeigt an, der Kriegsminister sei nicht                         aufzufinden. Reh von Darmstadt spricht ebenfalls für Vermehrung des                         stehenden Heeres, desgleichen Radowitz und Stavenhagen. Gegen Vermehrung des                         Heers und für Ausdehnung der Volksbewaffnung sprachen Hagen, Vischer und                         Leue.</p>
          <p>Nach längerer Debatte wird durch namentliche Abstimmung beschlossen, die                         Ausschußberichte an die Centralgewalt zu überweisen und die beantragte                         Vermehrung des deutschen Heeres zur Stärke von 2 Prozent der jetzigen                         Bevölkerung in Ausführung zu bringen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar047_011" type="jArticle">
          <head>München, 8. Juli.</head>
          <p>Den hiesigen Offizieren ist gestern durch ihre Regimentschefs der Wille des                         Konigs bekannt gegeben worden, daß sich dieselben des Antheils an                         politischen Versammlungen und Klubs zu enthalten haben. Ein Gleiches soll                         den Beamten und und Accesisten mitgetheilt werden. So gehen die Verheißungen                         vom 6. März in Erfüllung!</p>
          <bibl>(D. const. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar047_012" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Nürnberg, 13. Juli.</head>
          <p>In dem Städtchen Schwabach hat das Volk durch einen Sturm auf das                         Landgerichtsgebäude und Rathhaus die Befreiung des wegen Preßvergehen                         verhafteten Redakteurs der &#x201E;Freien Volkszeitung&#x201C; bewirkt. Der benachbarte                         Publizist, welcher Nürnberg wegen seiner loyalen Umgebungen zum Sitz der                         Nationalversammlung vorschlug, wird sich also nach einem andern Ort umsehen                         müssen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar047_013" type="jArticle">
          <head>Osnabrück, 13. Juli.</head>
          <p>Das &#x201E;Tageblatt&#x201C; faßt ganz einfach die Möglichkeit einer Ausführung der                         königlichen Drohung ins Auge und giebt die einzige Antwort, die man für ein                         so entschieden unkonstitutionelles Auftreten haben kann. Es sagt: &#x201E;Würde die                         ausgesprochene Drohung ausgeführt, so geht unsere Ansicht dahin: das                         hannoversche Volk setze dem Allerhöchsten Willen Sr. Maj. keinen Widerstand                         entgegen, begleite vielmehr die Reise mit den heißesten Segenswünschen und                         übertrage sofort die Regierungsgewalt dem Reichsverweser und seinen dem                         Parlament verantwortlichen Ministern. Es werden durch diesen Schritt die                         Kosten einer doppelten, durchaus unnöthigen Regierung gespart, und es wird                         zur Begründung der festeste Grundstein gelegt, indem der Widerspruch der                         einzelnen Regierungen gegenüber der Gesammtregierung des deutschen                         souveränen Volkes in dieser einfachen Verschmelzung seine naturgemäße Lösung                         findet.&#x201C;</p>
          <bibl>(Brem. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar047_014" type="jArticle">
          <head>Wien, 10. Juli.</head>
          <p>Nachdem mehr als die Hälfte der Deputirten zum konstituirenden Reichstag sich                         bereits in Wien eingefunden und gemeldet hatten, wurde vom Ministerium der                         heutige Tag zum ersten Zusammentritt im Reichstagssaale anberaumt. Die                         äußerste Rechte füllte sich mit galizischen Deputirten im Bauernkostüme;                         eine nachfolgende Abtheilung von Bänken blieb leer; dann folgte eine zweite                         Fraktion Galizier. Die Mitte war gleichfalls spärlich besetzt; desto mehr                         aber wurde die äußerste Linke und die daranstoßenden Abtheilungen überfüllt.                         Unter ihnen gewahrte man Fischhof, A. Bach, Violand, Füster, Schwarzer,                         Goldmark, Purtscher, Smrecker, mehrere Galizier und Geistliche.</p>
          <p>Der provisorische Ministerpräsident, Baron Dobblhof, eröffnete die                         Versammlung mit einer kurzen Anrede, worin er auf den Zweck der heutigen                         Zusammenkunft verwies, welchen er in der Wahl eines provisorischen                         Alterspräsidenten, zweier Vicepräsidenten und 6 Schriftführern                         bezeichnete.</p>
          <p>Zum Alterspräsidenten wurden Dr. Kudler, und zum Vicepräsidenten Dr.                         Mannheimer, israelitischer Prediger, erwählt. Ein Antrag, für die                         galizischen Deputirten einen Dollmetsch zu bestellen, wurde abgelehnt und                         die deutsche Sprache als Parlamentssprache vertheidigt. Es ergab sich bei                         Zählung der Abgeordneten, daß die beschlußfähige Majorität nicht vorhanden                         war. Die vorberathende Sitzung wurde auf morgen 10 Uhr Früh vertagt.</p>
          <bibl>(A. Oestr. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar047_015" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 11. Juli.</head>
          <p>Gegen 11 Uhr wird die zweite vorbereitende Sitzung der konstituirenden                         Reichsversammlung eröffnet. Es kam eine provisorische Geschäftsordnung zur                         Debatte. Es lag eine solche, von einem Mitgliede ausgearbeitet vor. Die                         ersten 6 Paragraphen wurden erörtert und angenommen. Die weitere Verhandlung                         wird auf morgen vertagt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar047_016" type="jArticle">
          <head>Triest, 4. Juli.</head>
          <p>Man hält hier den Bankerutt der Wiener Bank für unvermeidlich; ihre Noten                         sind nur mit Verlust von 11 pCt. umzuwechseln.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Polen.</head>
        <div xml:id="ar047_017" type="jArticle">
          <head>Brody, 6. Juli.</head>
          <p>Das an der podolischen Gränze aufgestellte russische Truppenkorps ist in den                         letzten Tagen wiederum näher vorgerückt. Das Hauptquartier befindet sich in                         Dubno, fünf Meilen von Brody; in Radziwilow und in der nächsten Umgegend                         sind 6000 Mann einquartirt, die der aus den Tscherkessenkriegen bekannte                         Generallieutenant Saß kommandirt. Die Aufstellung der Armee, welche 50,000                         bis 60,000 Mann zählen soll, ist der Art, daß sie in drei Kolonnen, nämlich                         bei Brody, Podwotoczyska, und Hussiatyn einbrechen, und der ganze Uebertritt                         während drei Tagen erfolgen kann. Ob aber der Einmarsch erfolgen wird, ist                         eine Frage, deren Lösung jetzt noch immer schwer wird. Daß Rußland durch die                         Zusammenziehung der Truppen eine Besetzung von Galizien beabsichtigen                         sollte, ist kaum zu glauben. Hierdurch würde es sich selbst eine nie                         heilende Wunde versetzen. Das russische Cabinet begreift wohl, daß die                         Oeffnung seiner Gränzen nach Westen, die ein Einmarsch nach sich ziehen                         müßte, in der gegenwärtigen fieberhaften Aufregung seine schlummernden                         Völker mit Ideen anstecken würde, die keineswegs einem Absolutismus günstig                         sind. Für Rußland ist der Süden viel angenehmer als der Westen &#x2012; der Erstere                         würde Rußlands Macht heben &#x2012; der Letztere dagegen ist für Rußland epidemisch                         inficirt, vor dessen Berührung es sich hüten muß.</p>
          <bibl>(A. Oestr. Z.)</bibl>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Belgien.</head>
        <div xml:id="ar047_018" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Brüssel.</head>
          <p>Anklageakt des Generalprokurators über die Affaire bei Risquons Tout. <ref type="link">(Forts. aus Nro. 45.)</ref></p>
          <p>Betreff der Diensterbietungen Beckers wie der Versprechungen, welche er in                         seinem Brief v. 4. März macht, behauptet der General, daß sich dieselben                         einzig auf unsere nationale Unabhängigkeit beziehen, welche Becker früher                         vertheidigt und welche er noch heute zu vertheidigen bereit sei. Aber diese                         Erklärung stimmt nicht nur mit dem Inhalt selbst nicht überein, sondern wird                         auch durch einen andern Brief, welchen Becker unter dem 8. an den General                         schrieb, widerlegt. In diesem Brief spricht er von einer revolutionären                         Erhebung wie von einer zwischen ihnen abgemachten Sache. &#x201E;Ich habe Ihnen,                         heißt es darin, vorigen Sonnabend, den 4. d. geschrieben, um Ihnen <hi rendition="#g">meine Freude</hi> über den Triumph der Sache                         auszudrücken, <hi rendition="#g">der wir uns mit so viel Eifer gewidmet</hi> und für die wir persönlich so viel schon geduldet haben. Ich hoffte auf eine                         unmittelbare Antwort von Ihnen, aber ich wartete vergebens. Sie haben keine                         Vorstellung von der Besorgniß, in der wir Alle uns befinden. <hi rendition="#g">Wo sind Sie denn? Was machen unsere Freunde? Wir, wir                             sind bereit,</hi> aber die Zeit verstreicht unter dem Harren und unsere                         Leute nehmen die Ungeduld, die uns verzehrt für Unschlüssigkeit. Dazu                         bringen die Bosheiten unserer ränkevollen Feinde die Desorganisation in                         unsere Reihen und werfen unsere braven Patrioten der Verzweiflung in die                         Arme. Es ist eine gebieterische Pflicht, daß man sich beeilt. Begreift man                         nicht, daß es um die belgische Nationalität geschehen ist, wenn man noch                         einige Tage zögert, in Belgien die Republik zu proklamiren? Die                         republikanische Regierung Frankreichs wird durch die sich häufenden                         Ereignisse gezwungen, eine furchtbare Armee über den Rhein schicken müssen,                         um den koalisirten Mächten die Spitze zu bieten, welche eine äußerste                         Anstrengung versuchen ehe sie ihre verrosteten Scepter aus den Händen fallen                         lassen.</p>
          <p>&#x201E;Haben Sie Pellering den Brief zukommen lassen, den ich Ihnen geschrieben                         habe? Warum antwortet er mir nicht?</p>
          <p>&#x201E;Heute schreibe ich an Jottrand und bitte ihn, Sie zu besuchen, um von Ihnen                         die verlangten Aufklärungen, sowie die Instruktionen zu holen, welche Sie                         mir etwa zu geben haben.</p>
          <p>&#x201E;Gegenüber der großen Menge von Leuten, die mich umschwärmen, muß ich                         begreiflicherweise eine vorsichtige Zurückhaltung beobachten; doch sind                         darunter auch solche, denen ich mich in jedem Fall anvertrauen kann, und die                         berufen sind, der Sache große Dienste zu leisten. Aber es ist an Ihnen und                         Ihren Freunden, mir sofort zu antworten, damit ich ihnen die Sicherheit                         garantiren kann, welche zu dem Gelingen der heiligen Sache wichtig ist, <hi rendition="#g">der wir uns gewidmet haben.</hi></p>
          <p>&#x201E;Gendebien hat mir geschrieben; ich habe ihm geantwortet und erwarte                         gegenwärtig neue Nachrichten von ihm. Ohne ins Detail der übrigen                         Sendschreiben einzugehen, welche ich an andere unserer Freunde habe abgehen                         lassen, werden Sie doch ohne Zweifel unterrichtet sein, warum sie mir nicht                         vollständig auf meine Anfragen wie über die Größe der Mittel Aufschluß                         geben? Noch einmal mein theurer General, beschwöre ich Sie, daß man mir auf                         der Stelle antworte.&#x201C;</p>
          <p>Dieser Brief kreuzte sich mit demjenigen, welchen der General am 7. März an                         Becker geschrieben hatte. Derselbe enthüllt zur Genüge, daß es sich zwischen                         ihnen nicht um Annahme oder Zurückweisung eines einfachen Vorschlages                         handelte, sondern daß man einen bereits abgeschlossenen Plan ausführen                         wollte, der ohne Zweifel den Ereignissen angepaßt werden sollte, die in                         Frankreich hereinbrechen konnten. Der Brief vom 8. erklärt also die in dem                         vom 4. ins Gedächtniß gerufene Versprechungen und es ist so die                         Unmöglichkeit dargethan, daß der General dieß letztere Schriftstück ohne                         böse Absicht der demokratischen Gesellschaft mitgetheilt hat. Auch sucht er                         dieser Mittheilung ein imaginaires Motiv zu geben, indem er behauptet, sie                         habe nur bezweckt, Becker von den Anklagen zu reinigen, deren Gegenstand er                         war; aber diese Anklagen fanden erst den 8. März statt, die Mittheilung                         dagegen den 5. Mellinet hatte schon zwei Emissäre der Abgesandschaft                         empfangen. Der eine war der Angeklagte <hi rendition="#g">Perin</hi> und der                         andere jener Arbeiter, der Spilthoorn begleitete und der von Brüssel den                         Brief &#x201E;einer einflußreichen Person&#x201C; zurückbrachte, Er sollte bald einen                         dritten empfangen, <hi rendition="#g">Victor Mathieu,</hi> der sich am 28.                         März ihm vorstellte und ihm den 29. und 30. noch zwei Besuche abstattete.                         Mathieu hatte eine thätige Rolle zu Paris gespielt, wo er die belgischen                         Arbeiter enrollirte, ihnen Lebensmittel vertheilte und revolutionäre Reden                         hielt. Er war nach Belgien den 10. oder 11 März zurückgekehrt mit einem                         Einführungsbrief von Imbert an die Gesellschaft Agneessens, worin J. dem                         Präsidenten derselben schrieb: &#x201E;Ich empfehle Ihnen den Bürger Mathieu, dem                         sie Ihr volles Vertrauen schenken können; er wird Ihnen den Zweck seiner                         Reise mittheilen&#x201C; Mathieu erklärt, daß Spilthoorn ihm ähnliche Briefe für                         Jottrand, Castiau und andre gegeben hatte, daß er aber keine Propaganda zu                         Brüssel gemacht habe, wohin er nur gekommen sei, um sich über die Spilthoorn                         zu Gebot stehenden Mittel zu unterrichten und um so viel wie möglich den                         Einzug der an der Grenze stationirenden Banden zu verhindern.</p>
          <p>Wozu machte er dann drei Visiten bei Mellinet, den er früher nie gesehn hatte                         und der sich dieser drei Visiten nicht erinnern will? Vielleicht erklärt                         sich dieser Mangel an Gedächtniß durch die Erklärung <hi rendition="#g">Jottrand's:</hi> &#x201E;Er erinnere sich am 26 und 27. März mehrere Personen                         empfangen zu haben, Träger von kleinen Billets ungefähr folgenden Inhalts:                         Der Ueberbringer dieses wird Ihnen Nachrichten geben oder abverlangen über                         das, was vorgeht; Sie können sich an ihn halten. Gezeichnet: <hi rendition="#g">Spilthoorn.</hi> Vielleicht befand sich Mathieu unter                         diesen Personen. Ein Herr, der mir erzählte, von Tournai zu kommen, war                         unter diesen Besuchern; ich sagte ihm, er habe sich mit einem sehr albernen                         Auftrag belastet und ich mißbillige alle im Ausland gebildeten Anschläge. Er                         antwortete mir darauf, Castiau sei derselben Ansicht.&#x201C; Jottrand hat                         ausserdem in seinem Verhör gesagt: &#x201E;Ich habe keine Solidariat und will sie                         nicht haben mit General Mellinet für seine Anschauungsweise und seine                         Dispositionen, die ich übrigens nicht kenne.&#x201C;</p>
          <p>Mathieu traf zweimal bei Mellinet mit Perin zusammen, den er im belgischen                         Klub zu Paris gesehen hatte und der ihm zu Brüssel die Bekanntschaft des                         Angeklagten Auvenne verschaffte. Den 30. März reiste er um 4 Uhr 15 Minuten                         mit Auvenne und Perin nach Gent und hier kamen sie zusammen mit dem                         Angeklagten Derudder, den wir schon aus seinem Brief an Imbert kennen und                         mit dem Angeklagten Balliu, der dieselben Umsturzideen hegt, denn den 29.                         Mai schrieb er an Tedesco: &#x201E;Gestern war Sitzung der demokratischen                         Gesellschaft und es wurde beschlossen, durch alle mögliche Mittel die                         Arbeiter einzuladen, Wühler zu wählen. Wir werden das Beispiel von Lüttich                         und Verviers befolgen. Es ist unmöglich hier etwas zu thun ohne die                         Dazwischenkunft von Lüttich und Gent. Der Apfel ist verfault, bald wird er                         fallen; alle Arbeiter hier und zu Gent sind gutgesinnt; cela [#]ira Balliu                         figurirte ausserdem unter den Demokraten, an die Bornstedt und Imbert                         Delestrèe geschickt hatten &#x201E;um republikanische Propaganda zu machen&#x201C;, er war                         den 26. März mit dem General in der Union zusammen und hatte früher den                         Besuch von Delestrèe empfangen, den er nicht kannte und der sich ihm mit                         einem Brief von Bornstedt vorstellte.</p>
          <p>Man begreift nun, warum er den 30. März nach Gent ging, wo man denselben                         Abend Barrikaden aufzuwerfen versuchte, er, der an Gendebien schrieb, um ihn                         zu konsultiren über die Scheinwahlen, deren Zweck er Tedesco entdeckte: &#x201E;Wir                         würden beweisen können, daß die Arbeiter fähig sind, ihre Repräsentanten zu                         ernennen und entschlossen, ihre Stimmen den Männern zu geben, die einer so                         edlen Mission würdig sind. Um jede Verirrung unmöglich zu machen, würde ich                         ihnen zu Gent, wo ich 15 bis 20,000 Mann versammeln kann, Gendebien, de                         Porter, Castiau, Jottrand, de Coster, van Belte, Arbeiter u. s. w.                         vorschlagen.</p>
          <p>
            <ref type="link">(Forts. folgt.)</ref>
          </p>
        </div>
        <div xml:id="ar047_019" type="jArticle">
          <head>Brüssel, 15. Juli.</head>
          <p>Gestern Abend sind, wie man uns versichert, verschiedene Verhaftungen                         vorgenommen worden. Die Hauptanstifter der Zusammenrottungen von Arbeitern,                         die in den letzten Tagen hier stattfanden, so wie auch der Redakteur der                         &#x201E;Stimme des Volks&#x201C; sollen der Justiz übergeben worden sein.</p>
          <bibl>(Observateur Belge.)</bibl>
          <p>&#x2012; Die belgische &#x201E;Nation&#x201C; schreibt: Man hat nichts versäumt, um der                         heroisch-komischen Geschichte von Risquons-Tout das Aussehen eines                         Melodramas in 20 Tableaux zu geben. Verhaftungen, Ausweisugen, nächtliche                         Haussuchungen, Arbeiterversammlungen, polizeiliche Liebkosungen, dann                         Drohungen mit blanker Waffe, kurz alle die kleinen gouvernementalen                         Hülfsmittel, alle die kleinen polizeilichen Fäden sind bei dem Puppenspiel                         im Werk, nicht einmal der Schlag des Tam-tam ist vergessen, und sicher ist                         es nicht die Schuld der Mitspieler, wenn bei dieser hanswurstmäßigen Posse                         die tragischen Helden fehlen.</p>
          <p>Werden die &#x201E;Räuber&#x201C; in Brüssel erscheinen? Nein. Wenn man die Fäden des                         Spiels zu nahe sieht, lacht das Parterre.
</p>
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</TEI>
[0234/0002] digung leugnete, wurde dennoch ohne sich auf eine Untersuchung der Richtigkeit derselben einzulassen, ein Bund Stroh auf die Landstraße gelegt, und während der Regierungsassessor Schliep den Ostrowicki am Kopfe und Hauptmann Gutzmann an den Füßen hielten, wurden demselben von den Husaren auf Anordnung des Schliep 25 Kantschuhhiebe verabreicht. Ostrowicki ist ein Familienvater von 60 Jahren, der Besitzer einer Bauernwirthschaft und ein Mann von unbescholtenem Lebenswandel * Posen, 12. Juli. Es wird hier bald eine abermalige Dislocirung von Truppen nothwendig werden. Denn die Spannung zwischen dem 8. Infanterie- und andererseits dem 18. u. 7. Regiment steigt mit jedem Tage höher. Die Bekanntmachung des Generals von Brüneck gegen Bildung neuer politischen Vereine, macht wiederum böses Blut. Wir kommen aus den Maßregeln des Despotismus nicht heraus. In Rawicz versuchten die Gefangenen der dortigen Strafanstalt, etwa 600 an der Zahl, durchzubrechen. Dem Militär gelang es mit einiger Mühe, und nachdem Einer der Anführer erschossen war, der Revolte ein Ende zu machen. 4 Frankfurt, 13. Juli. Die Reichsverwesung hat begonnen. Er hat seinen Einzug gehalten, der Reichsvermoderer, Johannes Habsburg, der gesagt haben soll: „Kein Oestreich, kein Preußen etc.,“ der aber wirklich gesagt hat, „warum schießt man die Canaille nicht mit Kartätschen zusammen?“ als sie nemlich vor einiger Zeit zu Grätz etwas widerspenstig zu sein, so frei war. Ich muß übrigens gestehen, die Wahl, die man getroffen hat, ist plastisch, sie ist symbolisch, denn Johannes Habsburg ist in allen Merkmalen seiner persönlichen Erscheinung, mit seinen 70. Lebensjahren, seinem Glatzkopf, mit seinem abgestorbenen, erdfahlen Antlitz, auf dem die gutmüthige passive Grausamkeit eines „Koaser Franzl“ neben der merovingischen Lenksamkeit sich gelagert, mit seiner abgemergelten in sich selbst zusammensinkenden Körpergestalt, an welcher die östreichische Livree herunterschlottert; dieser alte, halb todte Reichsverweser, sage ich, ist das leibhaftige Bild der Nationalversammlung deutscher Hofräthe, die wandelnde Statue jener altersschwachen, zeugungsunfähigen Politik der Hinfälligkeit und des Marasmus, welche vorwärts getrieben wird von der Erwartung des Volkes, daß etwas geschehe, und zurückgehalten von der Scheu etwas zu thun, welche „Volksrechte“ gründen, Volksinteressen wahren soll, und Privilegien nicht antasten will, welche Neues schaffen soll und das Alte nicht anzutasten wagt, welche revolutionär ist ihrem Ursprung nach und reaktionär in ihrem Wirken, und eben deshalb nur todtgeborne Kinder zur Welt bringen kann, oder kahlköpfige Greise. In welchem Zusammenhange übrigens mit dem Volke diese Leute, die einen unverantwortlichen Reichsverweser wählen, und alle ihre Schöpfungen stehen, das konnten „Se. kaiserl. Hoh. der Herr Erzherzog Reichsverweser“ während allerhöchst Ihres Einzuges aus sehr deutlichen Zeichen entnehmen. Zwar die Frankfurter Philister und Metalliquesmänner brüllten sich die Kehlen heiser mit ihren Hochs auf den Vorläufer des Kaisers, aber das Volk empfing ihn mit dem Rufe, „es lebe Hecker, es lebe die Republik,“ also daß sich der Hr. Erzherzog Johann sichtlich entfärbte. Frankfurt, 15. Juli. Die Frankfurter Ober-Postamtszeitung scheint das offizielle Organ der neuen Reichsverweserschaft geworden zu sein. Sie enthält unter der stolzen Ueberschrift: Amtlicher Theil, folgende Proklamation Johann's: An das deutsche Volk. Deutsche! Eure in Frankfurt versammelten Vertreter haben mich zum deutschen Reichsverweser erwählt. Unter dem Zurufe des Vertrauens, unter den Grüßen voll Herzlichkeit, die mich überall empfingen und die mich rührten, übernahm ich die Leitung der provisorischen Centralgewalt für unser Vaterland. Deutsche! Nach Jahren des Druckes wird Euch die Freiheit voll und unverkürzt. Ihr verdient sie, denn Ihr habt sie muthig und beharrlich erstrebt. Sie wird Euch nimmer entzogen, denn Ihr werdet wissen sie zu wahren. Eure Vertreter werden das Verfassungswerk für Deutschland vollenden. Erwartet es mit Vertrauen. Der Bau will mit Ernst, mit Besonnenheit, mit ächter Vaterlandsliebe geführt werden. Dann aber wird er dauern, fest wie Eure Berge. Deutsche! Unser Vaterland hat ernste Prüfungen zu bestehen. Sie werden überwunden werden. Eure Straßen, Eure Ströme werden sich wieder beleben, Euer Fleiß wird Arbeit finden, Euer Wohlstand wird sich heben, wenn Ihr vertrauet Euern Vertretern, wenn Ihr mir vertrauet, den Ihr gewählt, um mit Euch Deutschland einig, frei und mächtig zu machen. Aber vergeßt nicht, daß die Freiheit nur unter dem Schirme der Ordnung und Gesetzlichkeit wurzelt. Wirkt mit mir dahin, daß diese zurückkehren, wo sie gestört wurden. Dem verbrecherischen Treiben und der Zügellosigkeit werde ich mit dem vollen Gewichte der Gesetze entgegentreten. Der deutsche Bürger muß geschützt seyn gegen jede strafbare That. Deutsche! Laßt mich hoffen, daß sich Deutschland eines ungestörten Friedens erfreuen werde. Ihn zu erhalten ist meine heiligste Pflicht. Sollte aber die deutsche Ehre, das deutsche Recht gefährdet werden, dann wird das tapfere Deutsche Heer für das Vaterland zu kämpfen und zu siegen wissen. Frankfurt a. M,, den 15. Juli 1848. Der Reichsverweser Erzherzog Johann. Die Reichsminister Schmerling. Peucker. Heckscher. Es folgt sodann ein halbamtlicher Artikel über das neue Ministerium, die Abreise Johann's nach Wien, Camphausen u. dgl. Wir entnehmen daraus folgende Stellen: Der Reichsverweser hat vorläufig drei Minister ernannt. Herr v. Schmerling, Minister des Innern, wird zugleich die auswärtigen Angelegenheiten versehen. General Peucker, der bisherige preußische Bevollmächtigte bei der Militärkommission, hat das Kriegsministerium angenommen. Herr Heckscher, Justizminister, wird dem Reichsverweser sogleich bei dessen letzter kurzer Erscheinung in Wien als verantwortlicher Begleiter zur Seite stehen. Wir haben also, ‒ zwar kein vollständiges Ministerium, ‒ aber eine verantwortliche Behörde, welche die Lücke, die durch die Auflösung des Bundestags augenblicklich entstanden war, ausfüllt. Die erste Maßregel, welche die neuernannten Minister zu vertreten haben, ist die nochmalige Rückkehr des Reichsverwesers nach Wien. Die Rücksichten auf Preußen haben in Herrn Camphausen nicht den gewünschten oder erwarteten Ausdruck gefunden. Er hat abgelehnt und nach den Aeußerungen, welche man von ihm vernimmt, war diese Entscheidung von seiner Seite ebenso nothwendig als ehrenwerth. Denn nur ein unbedingtes und entschlossenes Vertrauen zur deutschen Sache kann uns die von einzelnen Staaten empfohlenen Mitglieder des Reichsministeriums willkommen machen. Solche Minister werden in der Majorität der Nationalversammlung und in der Nation selbst eine kräftige Unterstützung finden. Frankfurt, 15. Juli. In der gestrigen Sitzung der National-Versammlung wurden nach Abmachung der hannoverschen Angelegenheit zwei andere Anträge von Simon von Trier und Nauwerck die Erklärungen des preußischen Ministeriums in Betreff der Wahl des Reichsverwesers anlangend, durch Mehrheitsbeschluß als nicht dringend erachtet. Ein Antrag von Eisenstuck, Günther und Mammen, die Zollverhältnisse betreffend, wurde von Eisenstuck begründet, welcher die Zuweisung desselben an den volkswirthschaftlichen Ausschuß bevorwortet, und zwar mit dem Auftrage an denselben, die Berichterstattung dergestalt zu beschleunigen, daß in 14 Tagen darüber Berathung statt finden kann. Die Versammlung beschloß, den Antrag „zur schleunigen Erledigung“ an den volkswirthschaftlichen Ausschuß zu verweisen. Hierauf wurde die Berathung über den Bericht des östreichischen Geldausfuhrverbots eröffnet. * Frankfurt, 15. Juli. Sitzung der Nationalversammlung. Gagern lies't die Proklamation des Reichsverwesers vor und macht die Versammlung mit den Namen der neuen Minister bekannt. Die Namen der Minister (s. oben) wurden mit tiefem Stillschweigen empfangen. Heckscher, der Justizminister, kündigt an, daß der Reichsverweser noch einmal auf kurze Zeit nach Wien zurückkehren müsse; er werde ihn begleiten. Heckscher und Schmerling erklären, sie würden vor Allem Ruhe im Innern aufrechterhalten. Wedenmann, Berichterstatter des Gesetzgebungsausschusses, stattet Bericht über zahllose Petitionen wegen Amnestie ab, spricht sich gegen deren Bewilligung aus, und hält auch die Versammlung nicht für kompetent. M. Mohl stattet einen Bericht ab, bei dem man rief: „Wir kennen Ihren Bericht auswendig.“ Tagesordnung: Ausschußbericht über die Wehrverfassung. Der Präsident will die Debatte für geschlossen erklären; viele Redner sprechen dagegen, und die Fortsetzung wird beschlossen. Vogt verlangt, der Kriegsminister solle herbeigeschafft werden, was angenommen wird. Auerswald spricht über die Nothwendigkeit der Vermehrung der stehenden Heere. Gagern zeigt an, der Kriegsminister sei nicht aufzufinden. Reh von Darmstadt spricht ebenfalls für Vermehrung des stehenden Heeres, desgleichen Radowitz und Stavenhagen. Gegen Vermehrung des Heers und für Ausdehnung der Volksbewaffnung sprachen Hagen, Vischer und Leue. Nach längerer Debatte wird durch namentliche Abstimmung beschlossen, die Ausschußberichte an die Centralgewalt zu überweisen und die beantragte Vermehrung des deutschen Heeres zur Stärke von 2 Prozent der jetzigen Bevölkerung in Ausführung zu bringen. München, 8. Juli. Den hiesigen Offizieren ist gestern durch ihre Regimentschefs der Wille des Konigs bekannt gegeben worden, daß sich dieselben des Antheils an politischen Versammlungen und Klubs zu enthalten haben. Ein Gleiches soll den Beamten und und Accesisten mitgetheilt werden. So gehen die Verheißungen vom 6. März in Erfüllung! (D. const. Z.) * Nürnberg, 13. Juli. In dem Städtchen Schwabach hat das Volk durch einen Sturm auf das Landgerichtsgebäude und Rathhaus die Befreiung des wegen Preßvergehen verhafteten Redakteurs der „Freien Volkszeitung“ bewirkt. Der benachbarte Publizist, welcher Nürnberg wegen seiner loyalen Umgebungen zum Sitz der Nationalversammlung vorschlug, wird sich also nach einem andern Ort umsehen müssen. Osnabrück, 13. Juli. Das „Tageblatt“ faßt ganz einfach die Möglichkeit einer Ausführung der königlichen Drohung ins Auge und giebt die einzige Antwort, die man für ein so entschieden unkonstitutionelles Auftreten haben kann. Es sagt: „Würde die ausgesprochene Drohung ausgeführt, so geht unsere Ansicht dahin: das hannoversche Volk setze dem Allerhöchsten Willen Sr. Maj. keinen Widerstand entgegen, begleite vielmehr die Reise mit den heißesten Segenswünschen und übertrage sofort die Regierungsgewalt dem Reichsverweser und seinen dem Parlament verantwortlichen Ministern. Es werden durch diesen Schritt die Kosten einer doppelten, durchaus unnöthigen Regierung gespart, und es wird zur Begründung der festeste Grundstein gelegt, indem der Widerspruch der einzelnen Regierungen gegenüber der Gesammtregierung des deutschen souveränen Volkes in dieser einfachen Verschmelzung seine naturgemäße Lösung findet.“ (Brem. Z.) Wien, 10. Juli. Nachdem mehr als die Hälfte der Deputirten zum konstituirenden Reichstag sich bereits in Wien eingefunden und gemeldet hatten, wurde vom Ministerium der heutige Tag zum ersten Zusammentritt im Reichstagssaale anberaumt. Die äußerste Rechte füllte sich mit galizischen Deputirten im Bauernkostüme; eine nachfolgende Abtheilung von Bänken blieb leer; dann folgte eine zweite Fraktion Galizier. Die Mitte war gleichfalls spärlich besetzt; desto mehr aber wurde die äußerste Linke und die daranstoßenden Abtheilungen überfüllt. Unter ihnen gewahrte man Fischhof, A. Bach, Violand, Füster, Schwarzer, Goldmark, Purtscher, Smrecker, mehrere Galizier und Geistliche. Der provisorische Ministerpräsident, Baron Dobblhof, eröffnete die Versammlung mit einer kurzen Anrede, worin er auf den Zweck der heutigen Zusammenkunft verwies, welchen er in der Wahl eines provisorischen Alterspräsidenten, zweier Vicepräsidenten und 6 Schriftführern bezeichnete. Zum Alterspräsidenten wurden Dr. Kudler, und zum Vicepräsidenten Dr. Mannheimer, israelitischer Prediger, erwählt. Ein Antrag, für die galizischen Deputirten einen Dollmetsch zu bestellen, wurde abgelehnt und die deutsche Sprache als Parlamentssprache vertheidigt. Es ergab sich bei Zählung der Abgeordneten, daß die beschlußfähige Majorität nicht vorhanden war. Die vorberathende Sitzung wurde auf morgen 10 Uhr Früh vertagt. (A. Oestr. Z.) * Wien, 11. Juli. Gegen 11 Uhr wird die zweite vorbereitende Sitzung der konstituirenden Reichsversammlung eröffnet. Es kam eine provisorische Geschäftsordnung zur Debatte. Es lag eine solche, von einem Mitgliede ausgearbeitet vor. Die ersten 6 Paragraphen wurden erörtert und angenommen. Die weitere Verhandlung wird auf morgen vertagt. Triest, 4. Juli. Man hält hier den Bankerutt der Wiener Bank für unvermeidlich; ihre Noten sind nur mit Verlust von 11 pCt. umzuwechseln. Polen. Brody, 6. Juli. Das an der podolischen Gränze aufgestellte russische Truppenkorps ist in den letzten Tagen wiederum näher vorgerückt. Das Hauptquartier befindet sich in Dubno, fünf Meilen von Brody; in Radziwilow und in der nächsten Umgegend sind 6000 Mann einquartirt, die der aus den Tscherkessenkriegen bekannte Generallieutenant Saß kommandirt. Die Aufstellung der Armee, welche 50,000 bis 60,000 Mann zählen soll, ist der Art, daß sie in drei Kolonnen, nämlich bei Brody, Podwotoczyska, und Hussiatyn einbrechen, und der ganze Uebertritt während drei Tagen erfolgen kann. Ob aber der Einmarsch erfolgen wird, ist eine Frage, deren Lösung jetzt noch immer schwer wird. Daß Rußland durch die Zusammenziehung der Truppen eine Besetzung von Galizien beabsichtigen sollte, ist kaum zu glauben. Hierdurch würde es sich selbst eine nie heilende Wunde versetzen. Das russische Cabinet begreift wohl, daß die Oeffnung seiner Gränzen nach Westen, die ein Einmarsch nach sich ziehen müßte, in der gegenwärtigen fieberhaften Aufregung seine schlummernden Völker mit Ideen anstecken würde, die keineswegs einem Absolutismus günstig sind. Für Rußland ist der Süden viel angenehmer als der Westen ‒ der Erstere würde Rußlands Macht heben ‒ der Letztere dagegen ist für Rußland epidemisch inficirt, vor dessen Berührung es sich hüten muß. (A. Oestr. Z.) Belgien. * Brüssel. Anklageakt des Generalprokurators über die Affaire bei Risquons Tout. (Forts. aus Nro. 45.) Betreff der Diensterbietungen Beckers wie der Versprechungen, welche er in seinem Brief v. 4. März macht, behauptet der General, daß sich dieselben einzig auf unsere nationale Unabhängigkeit beziehen, welche Becker früher vertheidigt und welche er noch heute zu vertheidigen bereit sei. Aber diese Erklärung stimmt nicht nur mit dem Inhalt selbst nicht überein, sondern wird auch durch einen andern Brief, welchen Becker unter dem 8. an den General schrieb, widerlegt. In diesem Brief spricht er von einer revolutionären Erhebung wie von einer zwischen ihnen abgemachten Sache. „Ich habe Ihnen, heißt es darin, vorigen Sonnabend, den 4. d. geschrieben, um Ihnen meine Freude über den Triumph der Sache auszudrücken, der wir uns mit so viel Eifer gewidmet und für die wir persönlich so viel schon geduldet haben. Ich hoffte auf eine unmittelbare Antwort von Ihnen, aber ich wartete vergebens. Sie haben keine Vorstellung von der Besorgniß, in der wir Alle uns befinden. Wo sind Sie denn? Was machen unsere Freunde? Wir, wir sind bereit, aber die Zeit verstreicht unter dem Harren und unsere Leute nehmen die Ungeduld, die uns verzehrt für Unschlüssigkeit. Dazu bringen die Bosheiten unserer ränkevollen Feinde die Desorganisation in unsere Reihen und werfen unsere braven Patrioten der Verzweiflung in die Arme. Es ist eine gebieterische Pflicht, daß man sich beeilt. Begreift man nicht, daß es um die belgische Nationalität geschehen ist, wenn man noch einige Tage zögert, in Belgien die Republik zu proklamiren? Die republikanische Regierung Frankreichs wird durch die sich häufenden Ereignisse gezwungen, eine furchtbare Armee über den Rhein schicken müssen, um den koalisirten Mächten die Spitze zu bieten, welche eine äußerste Anstrengung versuchen ehe sie ihre verrosteten Scepter aus den Händen fallen lassen. „Haben Sie Pellering den Brief zukommen lassen, den ich Ihnen geschrieben habe? Warum antwortet er mir nicht? „Heute schreibe ich an Jottrand und bitte ihn, Sie zu besuchen, um von Ihnen die verlangten Aufklärungen, sowie die Instruktionen zu holen, welche Sie mir etwa zu geben haben. „Gegenüber der großen Menge von Leuten, die mich umschwärmen, muß ich begreiflicherweise eine vorsichtige Zurückhaltung beobachten; doch sind darunter auch solche, denen ich mich in jedem Fall anvertrauen kann, und die berufen sind, der Sache große Dienste zu leisten. Aber es ist an Ihnen und Ihren Freunden, mir sofort zu antworten, damit ich ihnen die Sicherheit garantiren kann, welche zu dem Gelingen der heiligen Sache wichtig ist, der wir uns gewidmet haben. „Gendebien hat mir geschrieben; ich habe ihm geantwortet und erwarte gegenwärtig neue Nachrichten von ihm. Ohne ins Detail der übrigen Sendschreiben einzugehen, welche ich an andere unserer Freunde habe abgehen lassen, werden Sie doch ohne Zweifel unterrichtet sein, warum sie mir nicht vollständig auf meine Anfragen wie über die Größe der Mittel Aufschluß geben? Noch einmal mein theurer General, beschwöre ich Sie, daß man mir auf der Stelle antworte.“ Dieser Brief kreuzte sich mit demjenigen, welchen der General am 7. März an Becker geschrieben hatte. Derselbe enthüllt zur Genüge, daß es sich zwischen ihnen nicht um Annahme oder Zurückweisung eines einfachen Vorschlages handelte, sondern daß man einen bereits abgeschlossenen Plan ausführen wollte, der ohne Zweifel den Ereignissen angepaßt werden sollte, die in Frankreich hereinbrechen konnten. Der Brief vom 8. erklärt also die in dem vom 4. ins Gedächtniß gerufene Versprechungen und es ist so die Unmöglichkeit dargethan, daß der General dieß letztere Schriftstück ohne böse Absicht der demokratischen Gesellschaft mitgetheilt hat. Auch sucht er dieser Mittheilung ein imaginaires Motiv zu geben, indem er behauptet, sie habe nur bezweckt, Becker von den Anklagen zu reinigen, deren Gegenstand er war; aber diese Anklagen fanden erst den 8. März statt, die Mittheilung dagegen den 5. Mellinet hatte schon zwei Emissäre der Abgesandschaft empfangen. Der eine war der Angeklagte Perin und der andere jener Arbeiter, der Spilthoorn begleitete und der von Brüssel den Brief „einer einflußreichen Person“ zurückbrachte, Er sollte bald einen dritten empfangen, Victor Mathieu, der sich am 28. März ihm vorstellte und ihm den 29. und 30. noch zwei Besuche abstattete. Mathieu hatte eine thätige Rolle zu Paris gespielt, wo er die belgischen Arbeiter enrollirte, ihnen Lebensmittel vertheilte und revolutionäre Reden hielt. Er war nach Belgien den 10. oder 11 März zurückgekehrt mit einem Einführungsbrief von Imbert an die Gesellschaft Agneessens, worin J. dem Präsidenten derselben schrieb: „Ich empfehle Ihnen den Bürger Mathieu, dem sie Ihr volles Vertrauen schenken können; er wird Ihnen den Zweck seiner Reise mittheilen“ Mathieu erklärt, daß Spilthoorn ihm ähnliche Briefe für Jottrand, Castiau und andre gegeben hatte, daß er aber keine Propaganda zu Brüssel gemacht habe, wohin er nur gekommen sei, um sich über die Spilthoorn zu Gebot stehenden Mittel zu unterrichten und um so viel wie möglich den Einzug der an der Grenze stationirenden Banden zu verhindern. Wozu machte er dann drei Visiten bei Mellinet, den er früher nie gesehn hatte und der sich dieser drei Visiten nicht erinnern will? Vielleicht erklärt sich dieser Mangel an Gedächtniß durch die Erklärung Jottrand's: „Er erinnere sich am 26 und 27. März mehrere Personen empfangen zu haben, Träger von kleinen Billets ungefähr folgenden Inhalts: Der Ueberbringer dieses wird Ihnen Nachrichten geben oder abverlangen über das, was vorgeht; Sie können sich an ihn halten. Gezeichnet: Spilthoorn. Vielleicht befand sich Mathieu unter diesen Personen. Ein Herr, der mir erzählte, von Tournai zu kommen, war unter diesen Besuchern; ich sagte ihm, er habe sich mit einem sehr albernen Auftrag belastet und ich mißbillige alle im Ausland gebildeten Anschläge. Er antwortete mir darauf, Castiau sei derselben Ansicht.“ Jottrand hat ausserdem in seinem Verhör gesagt: „Ich habe keine Solidariat und will sie nicht haben mit General Mellinet für seine Anschauungsweise und seine Dispositionen, die ich übrigens nicht kenne.“ Mathieu traf zweimal bei Mellinet mit Perin zusammen, den er im belgischen Klub zu Paris gesehen hatte und der ihm zu Brüssel die Bekanntschaft des Angeklagten Auvenne verschaffte. Den 30. März reiste er um 4 Uhr 15 Minuten mit Auvenne und Perin nach Gent und hier kamen sie zusammen mit dem Angeklagten Derudder, den wir schon aus seinem Brief an Imbert kennen und mit dem Angeklagten Balliu, der dieselben Umsturzideen hegt, denn den 29. Mai schrieb er an Tedesco: „Gestern war Sitzung der demokratischen Gesellschaft und es wurde beschlossen, durch alle mögliche Mittel die Arbeiter einzuladen, Wühler zu wählen. Wir werden das Beispiel von Lüttich und Verviers befolgen. Es ist unmöglich hier etwas zu thun ohne die Dazwischenkunft von Lüttich und Gent. Der Apfel ist verfault, bald wird er fallen; alle Arbeiter hier und zu Gent sind gutgesinnt; cela [#]ira Balliu figurirte ausserdem unter den Demokraten, an die Bornstedt und Imbert Delestrèe geschickt hatten „um republikanische Propaganda zu machen“, er war den 26. März mit dem General in der Union zusammen und hatte früher den Besuch von Delestrèe empfangen, den er nicht kannte und der sich ihm mit einem Brief von Bornstedt vorstellte. Man begreift nun, warum er den 30. März nach Gent ging, wo man denselben Abend Barrikaden aufzuwerfen versuchte, er, der an Gendebien schrieb, um ihn zu konsultiren über die Scheinwahlen, deren Zweck er Tedesco entdeckte: „Wir würden beweisen können, daß die Arbeiter fähig sind, ihre Repräsentanten zu ernennen und entschlossen, ihre Stimmen den Männern zu geben, die einer so edlen Mission würdig sind. Um jede Verirrung unmöglich zu machen, würde ich ihnen zu Gent, wo ich 15 bis 20,000 Mann versammeln kann, Gendebien, de Porter, Castiau, Jottrand, de Coster, van Belte, Arbeiter u. s. w. vorschlagen. (Forts. folgt.) Brüssel, 15. Juli. Gestern Abend sind, wie man uns versichert, verschiedene Verhaftungen vorgenommen worden. Die Hauptanstifter der Zusammenrottungen von Arbeitern, die in den letzten Tagen hier stattfanden, so wie auch der Redakteur der „Stimme des Volks“ sollen der Justiz übergeben worden sein. (Observateur Belge.) ‒ Die belgische „Nation“ schreibt: Man hat nichts versäumt, um der heroisch-komischen Geschichte von Risquons-Tout das Aussehen eines Melodramas in 20 Tableaux zu geben. Verhaftungen, Ausweisugen, nächtliche Haussuchungen, Arbeiterversammlungen, polizeiliche Liebkosungen, dann Drohungen mit blanker Waffe, kurz alle die kleinen gouvernementalen Hülfsmittel, alle die kleinen polizeilichen Fäden sind bei dem Puppenspiel im Werk, nicht einmal der Schlag des Tam-tam ist vergessen, und sicher ist es nicht die Schuld der Mitspieler, wenn bei dieser hanswurstmäßigen Posse die tragischen Helden fehlen. Werden die „Räuber“ in Brüssel erscheinen? Nein. Wenn man die Fäden des Spiels zu nahe sieht, lacht das Parterre.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 47. Köln, 17. Juli 1848, S. 0234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz047_1848/2>, abgerufen am 21.11.2024.