Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

4te Epoche war die Entdeckung von Amerika. Veorbreitereitet
wurde sie durch das Aufblühen des italischen Handels und die
Anregung geistiger Kräfte, welche von den freien Städten
Italiens ausgetht; durch die Erfindung der Buchdruckerkunst
und des Lumpenpapiers 1426 und durch das Studium der classi-
schen Literatur das durch dieselbe angeregt ward. Apulien
und Calabrien war lange Zeit noch unter byzantinischer
Herrschaft gewesen und daher waren schon früh Griechen
nach Italien gekommen. Unter den Italiänern nennen
wir nur als Hauptwerkzeuge dieses neuen geistigen Lebens
Petrarca und Boccacio. Den Einfluß den ein frei-
eres Sprachstudium auf die Gemüther ausgeübt hat,
braucht man nicht erst zu schildern.

Die Entdeckung Amerikas saec: 15 war nicht die erste.
Scandinavische Schiffer hatten es schon 1003 entdeckt. Jörke
und Leith fanden zuerst Neufundland, welches sie von
einer Art Weinreben, die sie vorfanden, Winland nannten.
1390 ?1090 gingen die Brüder ZeelZeen hin und entdeckten einen Theil?

der vereinigten Staaten, den sie Grojeo nannten.
Außer diesen frühern Entdeckungen, eröffneten ein-
zelne Reisen von Mönchen und namentlich die Reise des
Venetianers Marko Polo größere Ansichten der Welt und
ein Streben dieselbe näher kennen zu lernen. Aber
diese Landreisen können keinen so lebendigen Einfluß
gewinnen da sie von Einzelnen angestellt wurden, als See-
reisen die neue Bevölkerungen in die entdeckten Länder
brachten. Der Theil der Erde von den Azoren bis gegen

4te Epoche war die Entdeckung von Amerika. Veorbreitereitet
wurde sie durch das Aufblühen des italischen Handels und die
Anregung geistiger Kräfte, welche von den freien Städten
Italiens ausgetht; durch die Erfindung der Buchdruckerkunst
und des Lumpenpapiers 1426 und durch das Studium der classi-
schen Literatur das durch dieselbe angeregt ward. Apulien
und Calabrien war lange Zeit noch unter bÿzantinischer
Herrschaft gewesen und daher waren schon früh Griechen
nach Italien gekommen. Unter den Italiänern nennen
wir nur als Hauptwerkzeuge dieses neuen geistigen Lebens
Petrarca und Boccacio. Den Einfluß den ein frei-
eres Sprachstudium auf die Gemüther ausgeübt hat,
braucht man nicht erst zu schildern.

Die Entdeckung Amerikas saec: 15 war nicht die erste.
Scandinavische Schiffer hatten es schon 1003 entdeckt. Jörke
und Leith fanden zuerst Neufundland, welches sie von
einer Art Weinreben, die sie vorfanden, Winland nañten.
1390 ?1090 gingen die Brüder ZeelZeen hin und entdeckten einen Theil?

der vereinigten Staaten, den sie Grojeo nannten.
Außer diesen frühern Entdeckungen, eröffneten ein-
zelne Reisen von Mönchen und namentlich die Reise des
Venetianers Marko Polo größere Ansichten der Welt und
ein Streben dieselbe näher kennen zu lernen. Aber
diese Landreisen können keinen so lebendigen Einfluß
gewinnen da sie von Einzelnen angestellt wurden, als See-
reisen die neue Bevölkerungen in die entdeckten Länder
brachten. Der Theil der Erde von den Azoren bis gegen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="7">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0037" n="[31]"/>
            <p>4<hi rendition="#sup">te</hi> Epoche war die Entdeckung von Amerika. V<subst><del rendition="#ow">e</del><add place="across">o</add></subst>rb<subst><del rendition="#ow">reit</del><add place="across">ereit</add></subst>et<lb/>
wurde sie durch das Aufblühen des italischen Handels und die<lb/>
Anregung geistiger Kräfte, welche von den freien Städten<lb/>
Italiens ausg<hi rendition="#u" hand="#pencil">e<subst><del rendition="#ow">t</del><add place="across">h</add></subst></hi><add place="intralinear">t</add>; durch die Erfindung der Buchdruckerkunst<lb/>
und des Lumpenpapiers 1426 und durch das Studium der classi-<lb/>
schen Literatur das durch dieselbe angeregt ward. <hi rendition="#aq">Apulien</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">Calabrien</hi> war lange Zeit noch unter bÿzantinischer<lb/>
Herrschaft gewesen und daher waren schon früh Griechen<lb/>
nach Italien gekommen. Unter den Italiänern nennen<lb/>
wir nur als Hauptwerkzeuge dieses neuen geistigen Lebens<lb/><hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118593234 http://d-nb.info/gnd/118593234">Petrarca</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-11851217X http://d-nb.info/gnd/11851217X">Boccacio</persName>.</hi> Den Einfluß den ein frei-<lb/>
eres Sprachstudium auf die Gemüther ausgeübt hat,<lb/>
braucht man nicht erst zu schildern.</p><lb/>
            <p>Die Entdeckung Amerikas <hi rendition="#aq">saec</hi>: 15 war nicht die erste.<lb/>
Scandinavische Schiffer hatten es schon 1003 entdeckt. <hi rendition="#aq"><persName resp="#CT">Jörke</persName></hi><lb/>
und <hi rendition="#aq"><persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118994263 http://d-nb.info/gnd/118994263">Leith</persName></hi> fanden zuerst <hi rendition="#aq">Neufundland</hi>, welches sie von<lb/>
einer Art Weinreben, die sie vorfanden, <hi rendition="#aq">Winland</hi> nan&#x0303;ten.<lb/><note place="left" hand="#pencil">1390 <metamark>?</metamark></note>1090 gingen die Brüder <subst><del rendition="#s" hand="#pencil"><hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-129008338 http://d-nb.info/gnd/129008338 http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-128933003 http://d-nb.info/gnd/128933003">Zeel</persName></hi></del><add place="left" hand="#pencil"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-129008338 http://d-nb.info/gnd/129008338 http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-128933003 http://d-nb.info/gnd/128933003">Zeen</persName></add></subst> hin und entdeckten einen Theil<note place="right" hand="#pencil"><metamark>?<lb/></metamark></note><lb/>
der vereinigten Staaten, den sie <hi rendition="#aq">Grojeo</hi> nannten.<lb/>
Außer diesen frühern Entdeckungen, eröffneten ein-<lb/>
zelne Reisen von Mönchen und namentlich die Reise des<lb/>
Venetianers <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118595563 http://d-nb.info/gnd/118595563">Marko Polo</persName></hi> größere Ansichten der Welt und<lb/>
ein Streben dieselbe näher kennen zu lernen. Aber<lb/>
diese Landreisen können keinen so lebendigen Einfluß<lb/>
gewinnen da sie von Einzelnen angestellt wurden, als See-<lb/>
reisen die neue Bevölkerungen in die entdeckten Länder<lb/>
brachten. Der Theil der Erde von den Azoren bis gegen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[31]/0037] 4te Epoche war die Entdeckung von Amerika. Veorbreitereitet wurde sie durch das Aufblühen des italischen Handels und die Anregung geistiger Kräfte, welche von den freien Städten Italiens ausgetht; durch die Erfindung der Buchdruckerkunst und des Lumpenpapiers 1426 und durch das Studium der classi- schen Literatur das durch dieselbe angeregt ward. Apulien und Calabrien war lange Zeit noch unter bÿzantinischer Herrschaft gewesen und daher waren schon früh Griechen nach Italien gekommen. Unter den Italiänern nennen wir nur als Hauptwerkzeuge dieses neuen geistigen Lebens Petrarca und Boccacio. Den Einfluß den ein frei- eres Sprachstudium auf die Gemüther ausgeübt hat, braucht man nicht erst zu schildern. Die Entdeckung Amerikas saec: 15 war nicht die erste. Scandinavische Schiffer hatten es schon 1003 entdeckt. Jörke und Leith fanden zuerst Neufundland, welches sie von einer Art Weinreben, die sie vorfanden, Winland nañten. 1090 gingen die Brüder ZeelZeen hin und entdeckten einen Theil der vereinigten Staaten, den sie Grojeo nannten. Außer diesen frühern Entdeckungen, eröffneten ein- zelne Reisen von Mönchen und namentlich die Reise des Venetianers Marko Polo größere Ansichten der Welt und ein Streben dieselbe näher kennen zu lernen. Aber diese Landreisen können keinen so lebendigen Einfluß gewinnen da sie von Einzelnen angestellt wurden, als See- reisen die neue Bevölkerungen in die entdeckten Länder brachten. Der Theil der Erde von den Azoren bis gegen 1390 ? ?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Kustoden: nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/37
Zitationshilfe: [N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [31]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/37>, abgerufen am 28.03.2024.