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[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Stollen mehrere 1000 Fuß unter dem Meere hinläuft, und der
äußerste Punkt desselben ist nur 8 Fuß von dem Wasser entfernt.
184
In dem Gebiet von Peusenau

Penswan?)
ist eine noch merkwürdigere Er-
scheinung: hier ist eine Grube auf einer Klippe im Meer, die
gegen die Fluth durch Dämme hat geschützt werden müssen;
man baute 5 Jahre lang auf Eisenerz bis endlich ein Schiff auf
der Klippe scheiterte u. den Damm zerstörte, worauf die Grube
ersoff; glücklicher Wweise war niemand unten. In Freiberg ist
die tiefste Grube der Thonhofer Zug, der 1670 Fuß hat; da aber
Freiberg schon 1200 Fuß über dem Meere liegt, so bleiben nur
400' absolute Tiefe übrig. In Mexico maß ich eine Grube von
1530', die zu den tiefsten gehört; allein die Gegend liegt 6000'
über dem Meer. Im Ganzen kann man annehmen, daß der
Mensch 4 mal so tief unter dem Meerdas Meer sich gearbeitet hat, als
das Maaß der höchsten menschlichen Bauwerke über der Erde
beträgt, für welche es auch eine bestimmte Gränze zu geben scheint:
die Pyramide von Ghizeh der Cheops genannt, der Straßburger
Münster, die Peterskirche in Rom (Dom in Antwerpen) alle
W.
schwanken zwischen 400-450' Höhe [u.]und dies ist wiederum nur
40 mal höher als die Bauwerke der Thiere: denn die Wohnungen
der weißen Ameisen erheben sich bis 10-12'.

Allein außer den Gruben haben wir andere Mittel das In-
nere der Erde zu erforschen: wir bedienen uns der Hebung
der Gebirge, obgleich dieß auch noch nicht viel ist. Nehmen wir
an, daß die ganzen Gebirgsketten durch elastische Dämpfe aus
der Tiefe hervorgehoben sind, wie es nach den neuesten Ansichten
sehr wahrscheinlich ist: so ist also der unterste Fuß des höchsten

Stollen mehrere 1000 Fuß unter dem Meere hinläuft, und der
äußerste Punkt desselben ist nur 8 Fuß von dem Wasser entfernt.
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In dem Gebiet von Peusenau

Penswan?)
ist eine noch merkwürdigere Er-
scheinung: hier ist eine Grube auf einer Klippe im Meer, die
gegen die Fluth durch Dämme hat geschützt werden müssen;
man baute 5 Jahre lang auf Eisenerz bis endlich ein Schiff auf
der Klippe scheiterte u. den Damm zerstörte, worauf die Grube
ersoff; glücklicher Wweise war niemand unten. In Freiberg ist
die tiefste Grube der Thonhofer Zug, der 1670 Fuß hat; da aber
Freiberg schon 1200 Fuß über dem Meere liegt, so bleiben nur
400′ absolute Tiefe übrig. In Mexico maß ich eine Grube von
1530′, die zu den tiefsten gehört; allein die Gegend liegt 6000′
über dem Meer. Im Ganzen kann man annehmen, daß der
Mensch 4 mal so tief unter dem Meerdas Meer sich gearbeitet hat, als
das Maaß der höchsten menschlichen Bauwerke über der Erde
beträgt, für welche es auch eine bestimmte Gränze zu geben scheint:
die Pÿramide von Ghizeh der Cheops genannt, der Straßburger
Münster, die Peterskirche in Rom (Dom in Antwerpen) alle
W.
schwanken zwischen 400–450′ Höhe [u.]und dies ist wiederum nur
40 mal höher als die Bauwerke der Thiere: denn die Wohnungen
der weißen Ameisen erheben sich bis 10–12′.

Allein außer den Gruben haben wir andere Mittel das In-
nere der Erde zu erforschen: wir bedienen uns der Hebung
der Gebirge, obgleich dieß auch noch nicht viel ist. Nehmen wir
an, daß die ganzen Gebirgsketten durch elastische Dämpfe aus
der Tiefe hervorgehoben sind, wie es nach den neuesten Ansichten
sehr wahrscheinlich ist: so ist also der unterste Fuß des höchsten

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[[181]/0187] Stollen mehrere 1000 Fuß unter dem Meere hinläuft, und der äußerste Punkt desselben ist nur 8 Fuß von dem Wasser entfernt. In dem Gebiet von PeusenauPenswan?) ist eine noch merkwürdigere Er- scheinung: hier ist eine Grube auf einer Klippe im Meer, die gegen die Fluth durch Dämme hat geschützt werden müssen; man baute 5 Jahre lang auf Eisenerz bis endlich ein Schiff auf der Klippe scheiterte u. den Damm zerstörte, worauf die Grube ersoff; glücklicherweise war niemand unten. In Freiberg ist die tiefste Grube der Thonhofer Zug, der 1670 Fuß hat; da aber Freiberg schon 1200 Fuß über dem Meere liegt, so bleiben nur 400′ absolute Tiefe übrig. In Mexico maß ich eine Grube von 1530′, die zu den tiefsten gehört; allein die Gegend liegt 6000′ über dem Meer. Im Ganzen kann man annehmen, daß der Mensch 4 mal so tief unter dem Meerdas Meer sich gearbeitet hat, als das Maaß der höchsten menschlichen Bauwerke über der Erde beträgt, für welche es auch eine bestimmte Gränze zu geben scheint: die Pÿramide von Ghizeh der Cheops genannt, der Straßburger Münster, die Peterskirche in Rom (Dom in Antwerpen) alle schwanken zwischen 400–450′ Höhe und dies ist wiederum nur 40 mal höher als die Bauwerke der Thiere: denn die Wohnungen der weißen Ameisen erheben sich bis 10–12′. 184 W. Allein außer den Gruben haben wir andere Mittel das In- nere der Erde zu erforschen: wir bedienen uns der Hebung der Gebirge, obgleich dieß auch noch nicht viel ist. Nehmen wir an, daß die ganzen Gebirgsketten durch elastische Dämpfe aus der Tiefe hervorgehoben sind, wie es nach den neuesten Ansichten sehr wahrscheinlich ist: so ist also der unterste Fuß des höchsten

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Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [181]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/187>, abgerufen am 18.12.2024.