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[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Pole um den Weltpol sehr unbestimmt sei und spielende Ver-
gleichungen mit indischen mysteriösen Zahlen angestellt,
u. dergleichen mehr. Keine mathematische Rechnung hat etwas von der
Declination, Inclination etc: bestimmen können und deshalb
hat der vortreffliche Hansteen in Norwegen, der sich lange hie-r.

mit beschäftigt hat, sich muthvoll entschlossen auch in diesem
Jahre eine beschwerliche Reise in das nord-östliche Asien anzu-
treten.

Guilperts (?)


Die Jesuiten haben schon 1682 in Siam die stündliche Be-
wegung der Magnetnadel entdeckt, was unter den Tropen
sehr schwierig war, weil sie nur sehr gering ist. Nach Cassini
und Gilpius Versuchen sind an jedem Tage 2 Ebben und 2 Fluthen
der magnetischen Abweichungen, ähnlich den Barometer-Veränderungen
unter den Tropen. Die Quantität der stündlichen Abweichung ist
sehr verschieden in den verschiedenen Jahreszeiten; in den Win-
termonaten beträgt sie gewöhnlich nur 2-3 Minuten und im
Ganzen steigen sie nur bis 8-10-12 Minuten. Diese Ver-
änderungen sind besonders wichtig für solche, welche noch mit
der Bussole Aufnahmen machen müssen. Bei uns erreicht
sie im Juli das maximum von 19 Minuten im December das
minimum von 6 Minuten. Manchmal vermehret sie sich noch
außerordentlich bis 20-22 Min. ZeudiusCelsius entdeckte, daß Nord-
lichter an Orten wo sie nicht gesehen werden den größten Ein-
fluß auf die Abweichung der Magnetnadel haben. Humboldt
hat, als 1806 in Berlin ein großes Nordlicht gesehen ward, eine Ab-
weichung von 28 Minuten beobachtet und zwar auf die entgegenge-

Pole um den Weltpol sehr unbestimmt sei und spielende Ver-
gleichungen mit indischen mÿsteriösen Zahlen angestellt,
u. dergleichen mehr. Keine mathematische Rechnung hat etwas von der
Declination, Inclination etc: bestimmen können und deshalb
hat der vortreffliche Hansteen in Norwegen, der sich lange hie-r.

mit beschäftigt hat, sich muthvoll entschlossen auch in diesem
Jahre eine beschwerliche Reise in das nord-östliche Asien anzu-
treten.

Guilperts (?)


Die Jesuiten haben schon 1682 in Siam die stündliche Be-
wegung der Magnetnadel entdeckt, was unter den Tropen
sehr schwierig war, weil sie nur sehr gering ist. Nach Cassini
und Gilpius Versuchen sind an jedem Tage 2 Ebben und 2 Fluthen
der magnetischen Abweichungen, ähnlich den Barometer-Veränderungen
unter den Tropen. Die Quantität der stündlichen Abweichung ist
sehr verschieden in den verschiedenen Jahreszeiten; in den Win-
termonaten beträgt sie gewöhnlich nur 2–3 Minuten und im
Ganzen steigen sie nur bis 8–10–12 Minuten. Diese Ver-
änderungen sind besonders wichtig für solche, welche noch mit
der Bussole Aufnahmen machen müssen. Bei uns erreicht
sie im Juli das maximum von 19 Minuten im December das
minimum von 6 Minuten. Manchmal vermehret sie sich noch
außerordentlich bis 20–22 Min. ZeudiusCelsius entdeckte, daß Nord-
lichter an Orten wo sie nicht gesehen werden den größten Ein-
fluß auf die Abweichung der Magnetnadel haben. Humboldt
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[[145]/0151] Pole um den Weltpol sehr unbestimmt sei und spielende Ver- gleichungen mit indischen mÿsteriösen Zahlen angestellt, u. dergl: mehr. Keine mathematische Rechnung hat etwas von der Declination, Inclination etc: bestimmen können und deshalb hat der vortreffliche Hansteen in Norwegen, der sich lange hie- mit beschäftigt hat, sich muthvoll entschlossen auch in diesem Jahre eine beschwerliche Reise in das nord-östliche Asien anzu- treten. r. Die Jesuiten haben schon 1682 in Siam die stündliche Be- wegung der Magnetnadel entdeckt, was unter den Tropen sehr schwierig war, weil sie nur sehr gering ist. Nach Cassini und Gilpius Versuchen sind an jedem Tage 2 Ebben und 2 Fluthen der magnetischen Abweichungen, ähnlich den Barometer-Veränderungen unter den Tropen. Die Quantität der stündlichen Abweichung ist sehr verschieden in den verschiedenen Jahreszeiten; in den Win- termonaten beträgt sie gewöhnlich nur 2–3 Minuten und im Ganzen steigen sie nur bis 8–10–12 Minuten. Diese Ver- änderungen sind besonders wichtig für solche, welche noch mit der Bussole Aufnahmen machen müssen. Bei uns erreicht sie im Juli das maximum von 19 Min: im December das minimum von 6 Minuten. Manchmal vermehret sie sich noch außerordentlich bis 20–22 Min. ZeudiusCelsius entdeckte, daß Nord- lichter an Orten wo sie nicht gesehen werden den größten Ein- fluß auf die Abweichung der Magnetnadel haben. Humboldt hat, als 1806 in Berlin ein großes Nordlicht gesehen ward, eine Ab- weichung von 28 Min: beobachtet und zwar auf die entgegenge-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
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Zitationshilfe: [N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [145]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/151>, abgerufen am 29.03.2024.