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[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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und herüber begriffen. So verhält es sich mit der Excen-
tricität der Erdbahn, welche sich sehr genau hat berechnen
lassen: sie war 8400 Jahr vor unserer Zeitrechnung am größten
und wird von nun an noch 23,000 Jahre abnehmen, denn
aber sich wieder nach der andern Seite hin ins Gleichgewicht
zu setzen suchen. So ist die Excentricität des Jupiters jetzt
im Wachsen begriffen; die des Saturn dagegen nimmt ab,
und wird sich nach 900-1000 Jahren, nach Laplace's Berech-
nung, wieder ausgleichen. Einer der merkwürdigsten Umstände
aber ist es, daß die Sicherheit von dem Ueberhandnehmen der
Störungen durch Jupiter und Saturn nur darauf beruht, daß
ihre Umlaufszeiten nicht beide durch ganze Zahlen ausgedrückt
werden können d. h. sie sind irrational zu einander.
Sie sind ungefähr wie 12 : 30, aber nicht ganz, denn dies gebe
2 : 5 und in diesem Falle würden sie nicht nur sich selbst,
sondern auch alle andern Planeten zerstören.

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woraus man leicht
berechnen kann, daß sie sich nur dem Verhältniß 2 : 5
nähern. Aber schon diese Näherung ist es, wodurch sie in
den Stand gesetzt werden, so große Störungen in unserm
System hervorzubringen.

Eine andere Bürgschaft für die Stabilität unseres Sy-
stems haben wir in der Unveränderlichkeit der großen
Axe der Planetenbahnen: sie bleibt in ihrer absoluten Größe
immer dieselbe; ferner in der großen Entfernung der
Planeten von einander; so wie in der Kleinheit der

und herüber begriffen. So verhält es sich mit der Excen-
tricität der Erdbahn, welche sich sehr genau hat berechnen
lassen: sie war 8400 Jahr vor unserer Zeitrechnung am größten
und wird von nun an noch 23,000 Jahre abnehmen, denn
aber sich wieder nach der andern Seite hin ins Gleichgewicht
zu setzen suchen. So ist die Excentricität des Jupiters jetzt
im Wachsen begriffen; die des Saturn dagegen nimmt ab,
und wird sich nach 900–1000 Jahren, nach Laplace’s Berech-
nung, wieder ausgleichen. Einer der merkwürdigsten Umstände
aber ist es, daß die Sicherheit von dem Ueberhandnehmen der
Störungen durch Jupiter und Saturn nur darauf beruht, daß
ihre Umlaufszeiten nicht beide durch ganze Zahlen ausgedrückt
werden können d. h. sie sind irrational zu einander.
Sie sind ungefähr wie 12 : 30, aber nicht ganz, denn dies gebe
2 : 5 und in diesem Falle würden sie nicht nur sich selbst,
sondern auch alle andern Planeten zerstören.

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woraus man leicht
berechnen kann, daß sie sich nur dem Verhältniß 2 : 5
nähern. Aber schon diese Näherung ist es, wodurch sie in
den Stand gesetzt werden, so große Störungen in unserm
Sÿstem hervorzubringen.

Eine andere Bürgschaft für die Stabilität unseres Sÿ-
stems haben wir in der Unveränderlichkeit der großen
Axe der Planetenbahnen: sie bleibt in ihrer absoluten Größe
immer dieselbe; ferner in der großen Entfernung der
Planeten von einander; so wie in der Kleinheit der

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[[123]/0129] und herüber begriffen. So verhält es sich mit der Excen- tricität der Erdbahn, welche sich sehr genau hat berechnen lassen: sie war 8400 Jahr vor unserer Zeitrechnung am größten und wird von nun an noch 23,000 Jahre abnehmen, denn aber sich wieder nach der andern Seite hin ins Gleichgewicht zu setzen suchen. So ist die Excentricität des Jupiters jetzt im Wachsen begriffen; die des Saturn dagegen nimmt ab, und wird sich nach 900–1000 Jahren, nach Laplace’s Berech- nung, wieder ausgleichen. Einer der merkwürdigsten Umstände aber ist es, daß die Sicherheit von dem Ueberhandnehmen der Störungen durch Jupiter und Saturn nur darauf beruht, daß ihre Umlaufszeiten nicht beide durch ganze Zahlen ausgedrückt werden können d. h. sie sind irrational zu einander. Sie sind ungefähr wie 12 : 30, aber nicht ganz, denn dies gebe 2 : 5 und in diesem Falle würden sie nicht nur sich selbst, sondern auch alle andern Planeten zerstören. Der Jupiter hat 4332 Tage Umlauf, 〃 Saturn – 10739 〃 〃 woraus man leicht berechnen kann, daß sie sich nur dem Verhältniß 2 : 5 nähern. Aber schon diese Näherung ist es, wodurch sie in den Stand gesetzt werden, so große Störungen in unserm Sÿstem hervorzubringen. Eine andere Bürgschaft für die Stabilität unseres Sÿ- stems haben wir in der Unveränderlichkeit der großen Axe der Planetenbahnen: sie bleibt in ihrer absoluten Größe immer dieselbe; ferner in der großen Entfernung der Planeten von einander; so wie in der Kleinheit der

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [123]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/129>, abgerufen am 20.04.2024.