seine 2te Weltumsegelung und blieb lange auf Otaheiti, wo Wales den Durchgang beobachtete. Der Pater Hell wur- de deshalb nach Lappland und Chapter nach Kalifornien geschickt. Zuletzt endlich hat Encke alle diese Beobachtungen von neuem berechnet und zusammengestellt um die Son- nenparalaxe so genau wie möglich zu bestimmen. Sie ist jetzt bis auf Secunde gewiß, welches freilich noch 3 Mondabstände ausmacht; doch ist dies nicht viel, wenn man die ungeheure Größe und Entfernung der Sonne bedenkt. Das Mittel der Unsicherheit ist 1/232 der ganzen Entfernung, welches so viel sagen will, als ob man bei der Schneekoppe von 4950 Fuß um 20 Fuß ungewiß wäre*).
S. 108 Von der Erde. Wir berühren hier nur die Erscheinun- gen, welche mit der Astronomie in Verbindung stehen, d. h. solche, bei denen die Erde in ihrer Eigenschaft als Planet in Betracht kommt. Von 1683 bis 1718 glaubte man, (und dieser Meinung folgten Cassini und Maraldi) daß die Erde am Aequator abgeplattet sei. Dies ergab sich aus den, damals freilich unvollkommnen Messungen; allein der Irrthum kam daher, daß wirklich an jenen Stellen, wo man die Grad- messungen vornahm Ungleichheiten in der Figur der Erde sich fanden. Später wurde Condamine nach Amerika ge- schickt um einen Grad zu messen und Maupertuis nach Finnland. Die letzteren Messungen sind verbessert durch Dr Schwanenberg, der sie wiederholte und große Differenzen fand.
*) Den Abstand des Mondes von der Erde kennen wir 13 mal genauer als den der Sonne; er ist bis auf 15 oder 16 Meilen bestimmt: also beträgt hier das Mittel der Ungewißheit 1/3300 der ganzen Entfernung.
seine 2te Weltumsegelung und blieb lange auf Otaheiti, wo Wales den Durchgang beobachtete. Der Pater Hell wur- de deshalb nach Lappland und Chapter nach Kalifornien geschickt. Zuletzt endlich hat Encke alle diese Beobachtungen von neuem berechnet und zusammengestellt um die Son- nenparalaxe so genau wie möglich zu bestimmen. Sie ist jetzt bis auf ⅒ Secunde gewiß, welches freilich noch 3 Mondabstände ausmacht; doch ist dies nicht viel, wenn man die ungeheure Größe und Entfernung der Sonne bedenkt. Das Mittel der Unsicherheit ist 1/232 der ganzen Entfernung, welches so viel sagen will, als ob man bei der Schneekoppe von 4950 Fuß um 20 Fuß ungewiß wäre*).
S. 108 Von der Erde. Wir berühren hier nur die Erscheinun- gen, welche mit der Astronomie in Verbindung stehen, d. h. solche, bei denen die Erde in ihrer Eigenschaft als Planet in Betracht kommt. Von 1683 bis 1718 glaubte man, (und dieser Meinung folgten Cassini und Maraldi) daß die Erde am Aequator abgeplattet sei. Dies ergab sich aus den, damals freilich unvollkommnen Messungen; allein der Irrthum kam daher, daß wirklich an jenen Stellen, wo man die Grad- messungen vornahm Ungleichheiten in der Figur der Erde sich fanden. Später wurde Condamine nach Amerika ge- schickt um einen Grad zu messen und Maupertuis nach Finnland. Die letzteren Messungen sind verbessert durch Dr Schwanenberg, der sie wiederholte und große Differenzen fand.
*) Den Abstand des Mondes von der Erde kennen wir 13 mal genauer als den der Sonne; er ist bis auf 15 oder 16 Meilen bestimmt: also beträgt hier das Mittel der Ungewißheit 1/3300 der ganzen Entfernung.
<TEI><text><body><divtype="session"n="21"><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0100"n="[94]"/>
seine 2<hirendition="#sup">te</hi> Weltumsegelung und blieb lange auf <hirendition="#aq">Otaheiti</hi>,<lb/>
wo <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-136139132 http://d-nb.info/gnd/136139132">Wales</persName></hi> den Durchgang beobachtete. Der Pater <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-119502208 http://d-nb.info/gnd/119502208">Hell</persName></hi> wur-<lb/>
de deshalb nach <hirendition="#aq">Lappland</hi> und <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118872648 http://d-nb.info/gnd/118872648">Chapter</persName></hi> nach <hirendition="#aq">Kalifornien</hi><lb/>
geschickt. Zuletzt endlich hat <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116471727 http://d-nb.info/gnd/116471727">Encke</persName></hi> alle diese Beobachtungen<lb/>
von neuem berechnet und zusammengestellt um die Son-<lb/>
nenparalaxe so genau wie möglich zu bestimmen. Sie<lb/>
ist jetzt bis auf ⅒<choice><abbr>Sec:</abbr><expanresp="#BF">Secunde</expan></choice> gewiß, welches freilich noch 3<lb/>
Mondabstände ausmacht; doch ist dies nicht viel, wenn man<lb/>
die ungeheure Größe und Entfernung der Sonne bedenkt.<lb/>
Das Mittel der Unsicherheit ist <hirendition="#sup">1</hi>/<hirendition="#sub">232</hi> der ganzen Entfernung,<lb/>
welches so viel sagen will, als ob man bei der Schneekoppe<lb/>
von 4950 Fuß um 20 Fuß ungewiß wäre<noteresp="#original"place="foot"xml:id="ftn111"n="*)">Den Abstand des Mondes von der Erde kennen wir 13 mal genauer als<lb/>
den der Sonne; er ist bis auf 15 oder 16 Meilen bestimmt: also beträgt hier<lb/>
das Mittel der Ungewißheit <hirendition="#sup">1</hi>/<hirendition="#sub">3300</hi> der ganzen Entfernung.</note>.</p><lb/><p><noteplace="left"hand="#pencil">S. 108<lb/></note><hirendition="#u">Von der Erde</hi>. Wir berühren hier nur die Erscheinun-<lb/>
gen, welche mit der Astronomie in Verbindung stehen, d. h.<lb/>
solche, bei denen die Erde in ihrer Eigenschaft als Planet in<lb/>
Betracht kommt. Von 1683 bis 1718 glaubte man, (und dieser<lb/>
Meinung folgten <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-119408007 http://d-nb.info/gnd/119408007">Cassini</persName></hi> und <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117541613 http://d-nb.info/gnd/117541613">Maraldi</persName></hi>) daß die Erde am<lb/>
Aequator abgeplattet sei. Dies ergab sich aus den, damals<lb/>
freilich unvollkommnen Messungen; allein der Irrthum<lb/>
kam daher, daß wirklich an jenen Stellen, wo man die Grad-<lb/>
messungen vornahm Ungleichheiten in der Figur der Erde<lb/>
sich fanden. Später wurde <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118778390 http://d-nb.info/gnd/118778390">Condamine</persName></hi> nach Amerika ge-<lb/>
schickt um einen Grad zu messen und <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118731998 http://d-nb.info/gnd/118731998">Maupertuis</persName></hi> nach<lb/>
Finnland. Die letzteren Messungen sind verbessert durch <hirendition="#aq">D<hirendition="#sup">r</hi><lb/><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117679100 http://d-nb.info/gnd/117679100">Schwanenberg</persName></hi>, der sie wiederholte und große Differenzen fand.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[[94]/0100]
seine 2te Weltumsegelung und blieb lange auf Otaheiti,
wo Wales den Durchgang beobachtete. Der Pater Hell wur-
de deshalb nach Lappland und Chapter nach Kalifornien
geschickt. Zuletzt endlich hat Encke alle diese Beobachtungen
von neuem berechnet und zusammengestellt um die Son-
nenparalaxe so genau wie möglich zu bestimmen. Sie
ist jetzt bis auf ⅒ Sec: gewiß, welches freilich noch 3
Mondabstände ausmacht; doch ist dies nicht viel, wenn man
die ungeheure Größe und Entfernung der Sonne bedenkt.
Das Mittel der Unsicherheit ist 1/232 der ganzen Entfernung,
welches so viel sagen will, als ob man bei der Schneekoppe
von 4950 Fuß um 20 Fuß ungewiß wäre *).
Von der Erde. Wir berühren hier nur die Erscheinun-
gen, welche mit der Astronomie in Verbindung stehen, d. h.
solche, bei denen die Erde in ihrer Eigenschaft als Planet in
Betracht kommt. Von 1683 bis 1718 glaubte man, (und dieser
Meinung folgten Cassini und Maraldi) daß die Erde am
Aequator abgeplattet sei. Dies ergab sich aus den, damals
freilich unvollkommnen Messungen; allein der Irrthum
kam daher, daß wirklich an jenen Stellen, wo man die Grad-
messungen vornahm Ungleichheiten in der Figur der Erde
sich fanden. Später wurde Condamine nach Amerika ge-
schickt um einen Grad zu messen und Maupertuis nach
Finnland. Die letzteren Messungen sind verbessert durch Dr
Schwanenberg, der sie wiederholte und große Differenzen fand.
S. 108
*) Den Abstand des Mondes von der Erde kennen wir 13 mal genauer als
den der Sonne; er ist bis auf 15 oder 16 Meilen bestimmt: also beträgt hier
das Mittel der Ungewißheit 1/3300 der ganzen Entfernung.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in
Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische
Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin
im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage
geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß
dem DTA-Basisformat
kodiert.
[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [94]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/100>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.