Von allen Kometen welche beobachtet, und deren Bahnen berechnet worden, ist keiner unserer Erde so nahe gekommen, als der von Biela entdeckte; und allerdings könnte uns dieser gefährlich werden, da man berechnet hat, daß einer seiner Knoten wirklich innerhalb der Erdbahn liegt. Die große Leichtigkeit dieser Weltkörper kann uns jedoch von aller Besorgniß befreien; denn man hat nachgewiesen, daß einer derselben (der von 1770) durch das Trabantensystem des Jupiter gegangen ist, ohne dasselbe im mindesten in Unordnung zu bringen. Die Dichtigkeit der Kometen beträgt 1/5000 von der Dichtigkeit der Erde. Sie sind also noch weit dünner, als die dünnste Luft, welche wir unter der Luftpumpe hervorbringen können.
Zu den merkwürdigsten, bisher noch keineswegs genügend erklärten Er- scheinungen gehören die Aerolithen, jene größeren und kleineren Stein- massen, welche aus den Himmelsräumen zu uns herabkommen. Chladni hat das Verdienst, auf dieses schon den Alten unter dem Namen von Stein- regen bekannte Phänomen, von neuem aufmerksam gemacht, und neue Erfahrungen darüber gesammelt zu haben. Die verschiedensten Hypothesen sind aufgestellt worden, um den Ursprung dieser Massen zu erklären, die in den meisten Fällen aus terrestrischen Stoffen (Eisen, Nickel etc.) gebildet scheinen, und in denen Gustav Rose sogar das Vorkommen crystallinischer Theile nachgewiesen hat. - Einige haben sie für vulkanische Auswürfe der Erde erklären wollen; andere sie für Producte von Mondseruptionen gehalten, welche wahrscheinlichere Meinung in der auf dem Monde 5 mal
geringeren
von 5–6 Tagen erreicht haben.
Von allen Kometen welche beobachtet, und deren Bahnen berechnet worden, ist keiner unserer Erde so nahe gekommen, als der von Biela entdeckte; und allerdings könnte uns dieser gefährlich werden, da man berechnet hat, daß einer seiner Knoten wirklich innerhalb der Erdbahn liegt. Die große Leichtigkeit dieser Weltkörper kann uns jedoch von aller Besorgniß befreien; denn man hat nachgewiesen, daß einer derselben (der von 1770) durch das Trabantensystem des Jupiter gegangen ist, ohne dasselbe im mindesten in Unordnung zu bringen. Die Dichtigkeit der Kometen beträgt 1/5000 von der Dichtigkeit der Erde. Sie sind also noch weit dünner, als die dünnste Luft, welche wir unter der Luftpumpe hervorbringen können.
Zu den merkwürdigsten, bisher noch keineswegs genügend erklärten Er- scheinungen gehören die Aerolithen, jene größeren und kleineren Stein- massen, welche aus den Himmelsräumen zu uns herabkommen. Chladni hat das Verdienst, auf dieses schon den Alten unter dem Namen von Stein- regen bekannte Phänomen, von neuem aufmerksam gemacht, und neue Erfahrungen darüber gesammelt zu haben. Die verschiedensten Hypothesen sind aufgestellt worden, um den Ursprung dieser Massen zu erklären, die in den meisten Fällen aus terrestrischen Stoffen (Eisen, Nickel etc.) gebildet scheinen, und in denen Gustav Rose sogar das Vorkommen crystallinischer Theile nachgewiesen hat. – Einige haben sie für vulkanische Auswürfe der Erde erklären wollen; andere sie für Producte von Mondseruptionen gehalten, welche wahrscheinlichere Meinung in der auf dem Monde 5 mal
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[7v/0018]
von 5–6 Tagen erreicht haben.
Von allen Kometen welche beobachtet, und deren Bahnen berechnet worden,
ist keiner unserer Erde so nahe gekommen, als der von Biela entdeckte;
und allerdings könnte uns dieser gefährlich werden, da man berechnet hat,
daß einer seiner Knoten wirklich innerhalb der Erdbahn liegt. Die große
Leichtigkeit dieser Weltkörper kann uns jedoch von aller Besorgniß befreien;
denn man hat nachgewiesen, daß einer derselben (der von 1770) durch das
Trabantensystem des Jupiter gegangen ist, ohne dasselbe im mindesten in
Unordnung zu bringen. Die Dichtigkeit der Kometen beträgt 1/5000 von der
Dichtigkeit der Erde. Sie sind also noch weit dünner, als die dünnste Luft,
welche wir unter der Luftpumpe hervorbringen können.
Zu den merkwürdigsten, bisher noch keineswegs genügend erklärten Er-
scheinungen gehören die Aerolithen, jene größeren und kleineren Stein-
massen, welche aus den Himmelsräumen zu uns herabkommen. Chladni
hat das Verdienst, auf dieses schon den Alten unter dem Namen von Stein-
regen bekannte Phänomen, von neuem aufmerksam gemacht, und neue
Erfahrungen darüber gesammelt zu haben. Die verschiedensten Hypothesen
sind aufgestellt worden, um den Ursprung dieser Massen zu erklären, die
in den meisten Fällen aus terrestrischen Stoffen (Eisen, Nickel etc) gebildet
scheinen, und in denen Gustav Rose sogar das Vorkommen crystallinischer
Theile nachgewiesen hat. – Einige haben sie für vulkanische Auswürfe der
Erde erklären wollen; andere sie für Producte von Mondseruptionen
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Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt:
Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie.
Frankfurt a. M.: Insel.
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[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 7v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/18>, abgerufen am 03.07.2024.
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