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[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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kurzem aus Pompeji und Herculanum ans Licht gefördert worden sind.

Zur Zeit des Auflebens der italischen Kunst finden wir den Anfang der Landschaftsma-
lerei in der niederländischen Schule, und bei den Schülern Van Eyk's. Namentlich hat Heinr.
von Bloss
zuerst versucht die Figuren sehr zu verkleinern, um dadurch die Landschaft her-
vortreten zu lassen. - Auch bei den großen italischen Landschaftern der spätern Zeit
Tizian, Bassano, Caracci findet sich keine genaue Nachahmung, besonders der exotischen Natur,
und auch sie bedienten sich für gewisse Gegenstände angenommener, conventioneller Formen,
zum Beispiel geben sie den Dattelpalmen, die doch aus Nordafrika nach Sicilien und Italien hinüber-
gewandert waren, ein eigen schuppiges, wunderliches Ansehen.

Franz Post, der den Prinzen Moritz v. Nassau 1642 nach Brasilien begleitete, war der erste welcher
treue Naturgemälde darstellte. Von ihm befinden sich auf der hiesigen Bibliothek einige
schöne Landschaften. - Hodges brachte herrliche Zeichnungen von den Reisen heim,
auf welchen er Coock begleitete, und ging später mit Hastings nach Ostindien, wo er eben-
falls schöne Arbeiten lieferte. - Neben diesem ist Daniel zu nennen, der in sei-
nen Oriental sceneries, die vegetationsreichen Ufer des Ganges malt, und später schöne
Darstellungen auf seiner Reise von Plymouth nach Calcutta entwarf.

Rugendas, aus einer alten, geachteten Künstlerfamilie in Augsburg, hat neuerdings aus
Brasilien ausgezeichnete Landschaften zurückgebracht, die sich zum Theil in Schleisheim befinden.

Noch will ich hier der Darstellung eines sogenannten Urwaldes (foret vierge) erwäh-
nen, welche in Paris durch den Grabstichel vervielfältigt, erschienen ist, und ein unge-
mein wahres Bild, sowohl der Palmenform, als auch der wunderbaren Verschlingung
der Gewächse darbietet, welche die tropische üppige Vegetation charakterisiren.

kurzem aus Pompeji und Herculanum ans Licht gefördert worden sind.

Zur Zeit des Auflebens der italischen Kunst finden wir den Anfang der Landschaftsma-
lerei in der niederländischen Schule, und bei den Schülern Van Eyk’s. Namentlich hat Heinr.
von Bloss
zuerst versucht die Figuren sehr zu verkleinern, um dadurch die Landschaft her-
vortreten zu lassen. – Auch bei den großen italischen Landschaftern der spätern Zeit
Tizian, Bassano, Caracci findet sich keine genaue Nachahmung, besonders der exotischen Natur,
und auch sie bedienten sich für gewisse Gegenstände angenommener, conventioneller Formen,
zum Beispiel geben sie den Dattelpalmen, die doch aus Nordafrika nach Sicilien und Italien hinüber-
gewandert waren, ein eigen schuppiges, wunderliches Ansehen.

Franz Post, der den Prinzen Moritz v. Nassau 1642 nach Brasilien begleitete, war der erste welcher
treue Naturgemälde darstellte. Von ihm befinden sich auf der hiesigen Bibliothek einige
schöne Landschaften. – Hodges brachte herrliche Zeichnungen von den Reisen heim,
auf welchen er Coock begleitete, und ging später mit Hastings nach Ostindien, wo er eben-
falls schöne Arbeiten lieferte. – Neben diesem ist Daniel zu nennen, der in sei-
nen Oriental sceneries, die vegetationsreichen Ufer des Ganges malt, und später schöne
Darstellungen auf seiner Reise von Plymouth nach Calcutta entwarf.

Rugendas, aus einer alten, geachteten Künstlerfamilie in Augsburg, hat neuerdings aus
Brasilien ausgezeichnete Landschaften zurückgebracht, die sich zum Theil in Schleisheim befinden.

Noch will ich hier der Darstellung eines sogenannten Urwaldes (forêt vierge) erwäh-
nen, welche in Paris durch den Grabstichel vervielfältigt, erschienen ist, und ein unge-
mein wahres Bild, sowohl der Palmenform, als auch der wunderbaren Verschlingung
der Gewächse darbietet, welche die tropische üppige Vegetation charakterisiren.

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von Bloss</persName></hi><note resp="#CT" type="editorial">Gemeint ist Henri Bles (ca. 1480-ca. 1555; Daten und Ansetzung nach GND). Vgl. Nachl. Alexander von Humboldt, gr. Kasten 8, Nr. 139, Bl. 12-14, hier Bl. 13r (Notizen zum Thema Landschaftsmalerei von Gustav Friedrich Waagen mit Anmerkungen von Humboldts Hand), PURL <ref target="http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0001682200000003">http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0001682200000003</ref> sowie Humboldt, Alexander von: Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1847, S. 129. In: Deutsches Textarchiv &lt;<ref target="http://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_kosmos02_1847/134">http://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_kosmos02_1847/134</ref>&gt;, abgerufen am 08.05.2015. Dank an David Blankenstein (Berlin) für die kenntnisreiche Unterstützung bei der Identifikation dieses Malers.</note> zuerst versucht die Figuren sehr zu verkleinern, um dadurch die Landschaft her-<lb/>
vortreten zu lassen. &#x2013; Auch bei den großen italischen Landschaftern<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 213: "Landschaften".</note> der spätern Zeit<lb/><hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118622994 http://d-nb.info/gnd/118622994">Tizian</persName></hi>,<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 213: Komma fehlt, stattdessen Halbgeviertstrich wiedergegeben.</note> <hi rendition="#aq"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-11865750X http://d-nb.info/gnd/11865750X">Bassano</persName></hi>, <hi rendition="#aq"><persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118519255 http://d-nb.info/gnd/118519255">Caracci</persName></hi><note resp="#CT" type="editorial">Gemeint ist Annibale Carracci, vgl. Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der &#x201A;Kosmos-Vorträge&#x201B; Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827&#x2013;26.4.1828], Bl. 49r. In: Deutsches Textarchiv &lt;http://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/101&gt;. Im Personenregister der Edition Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 213 wird dagegen nur allgemein verwiesen auf: "Caracci, Malerfamilie aus Bologna".</note> findet sich keine genaue Nachahmung, besonders der exotischen Natur,<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> auch sie bedienten sich für gewisse Gegenstände<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 213: "Gegenstände,".</note> angenommener, conventioneller Formen,<lb/><choice><abbr>z. B.</abbr><expan resp="#BF">zum Beispiel</expan></choice> geben sie den<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 213: "die".</note> Dattelpalmen, die doch aus Nordafrika nach Sicilien und Italien hinüber-<lb/>
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[81v/0166] kurzem aus Pompeji u. Herculanum ans Licht gefördert worden sind. Zur Zeit des Auflebens der italischen Kunst finden wir den Anfang der Landschaftsma- lerei in der niederländischen Schule, u. bei den Schülern Van Eyk’s. Namentlich hat Heinr. von Bloss zuerst versucht die Figuren sehr zu verkleinern, um dadurch die Landschaft her- vortreten zu lassen. – Auch bei den großen italischen Landschaftern der spätern Zeit Tizian, Bassano, Caracci findet sich keine genaue Nachahmung, besonders der exotischen Natur, u. auch sie bedienten sich für gewisse Gegenstände angenommener, conventioneller Formen, z. B. geben sie den Dattelpalmen, die doch aus Nordafrika nach Sicilien und Italien hinüber- gewandert waren, ein eigen schuppiges, wunderliches Ansehen. Franz Post, der den Prinzen Moritz v. Nassau 1642 nach Brasilien begleitete, war der erste welcher treue Naturgemälde darstellte. Von ihm befinden sich auf der hiesigen Bibliothek einige schöne Landschaften. – Hodges brachte herrliche Zeichnungen von den Reisen heim, auf welchen er Coock begleitete, u. ging später mit Hastings nach Ostindien, wo er eben- falls schöne Arbeiten lieferte. – Neben diesem ist Daniel zu nennen, der in sei- nen Oriental sceneries, die vegetationsreichen Ufer des Ganges malt, u. später schöne Darstellungen auf seiner Reise von Plymouth nach Calcutta entwarf. Rugendas, aus einer alten, geachteten Künstlerfamilie in Augsburg, hat neuerdings aus Brasilien ausgezeichnete Landschaften zurückgebracht, die sich zum Theil in Schleisheim befinden. Noch will ich hier der Darstellung eines sogenannten Urwaldes, (forêt vierge) erwäh- nen, welche in Paris durch den Grabstichel vervielfältigt, erschienen ist, und ein unge- mein wahres Bild, sowohl der Palmenform, als auch der wunderbaren Verschlingung der Gewächse darbietet, welche die tropische, üppige Vegetation charakterisiren.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie. Frankfurt a. M.: Insel. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

Abweichungen dieser Druckedition von der Manuskriptvorlage werden im Text an der entsprechenden Stelle in editorischen Kommentaren ausgewiesen.

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Zitationshilfe: [Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 81v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/166>, abgerufen am 25.11.2024.