Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Das Meerwunder. In: ‚Dresdner Heldenbuch‘ (Heldenbuch des Kaspar von der Rhön). [s. l.], 1472, Bl. 193r–199v. Hrsg. und übersetzt von Anja Braun et al. Stuttgart, 2017.

Bild:
<< vorherige Seite

Vers 229 stechen. Vers 230Was wil der arge teuffel frey Vers 231Hie
an uns peiden rechen,
Vers 232Das er uns pringen
wil in not?
Vers 233Ein sin woln wir wol finden,
Vers 234Das er mus selber ligen dot."

Vers 235Der vater sprach zum sun gar schan: Vers 236"Wir
haben manchen werden man.
Vers 237Las wir
ein mit ym streiten,
Vers 238Wan er gros lieb zu
morden hat.
Vers 239Ob ein man in precht in
not,
Vers 240Der solt zu allen czeiten Vers 241Pei uns der
peste sein genant
Vers 242Ob allen werden fur-
sten."
Vers 243Do das manck werder man bekant,
Vers 244Die gunt nach eren dürsten. Vers 245Itlicher
sprach: "traut here mein,
Vers 246Wes ir von mir
begeret,
Vers 247Des wil ich euch hie dinsthaft
sein."
Vers 248Die werden held gar wunesam, Vers 249Waren
dem rawen alle gram,
Vers 250Wol umb sein ubel
mute,
Vers 251Das er vil werden manchen man
Vers 252Het den pitern tod gethan Vers 253Und vergossen
het sein plute.
Vers 254Die wolten sie nun rechen
al,
Vers 255Darumb komens zu noten. Vers 256Wol funf-
zick man prachtens er zu fall,
Vers 257Die er all
gunte toten,
Vers 258Die er all nacheinander

Vers 229 stechen. Vers 230Was wil der arge teuffel frey Vers 231Hie
an uns peiden rechen,
Vers 232Das er uns pringen
wil in not?
Vers 233Ein sin woln wir wol finden,
Vers 234Das er mus selber ligen dot.“

Vers 235Der vater sprach zum sun gar schan: Vers 236„Wir
haben manchen werden man.
Vers 237Las wir
ein mit ym streiten,
Vers 238Wan er gros lieb zu
morden hat.
Vers 239Ob ein man in precht in
not,
Vers 240Der solt zu allen czeiten Vers 241Pei uns der
peste sein genant
Vers 242Ob allen werden fur-
sten.“
Vers 243Do das manck werder man bekant,
Vers 244Die gunt nach eren dürsten. Vers 245Itlicher
sprach: „traut here mein,
Vers 246Wes ir von mir
begeret,
Vers 247Des wil ich euch hie dinsthaft
sein.“
Vers 248Die werden held gar wunesam, Vers 249Waren
dem rawen alle gram,
Vers 250Wol umb sein ubel
mute,
Vers 251Das er vil werden manchen man
Vers 252Het den pitern tod gethan Vers 253Und vergossen
het sein plute.
Vers 254Die wolten sie nun rechen
al,
Vers 255Darumb komens zu noten. Vers 256Wol funf-
zick man prachtens er zu fall,
Vers 257Die er all
gunte toten,
Vers 258Die er all nacheinander
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <lg type="poem">
          <lg n="18">
            <l n="229"><pb facs="#f0012" n="197r" corresp="https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/9933/408/"/>
stechen.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Wenn er uns erstechen will.&#x201C;</note></l>
            <l n="230">Was wil der arge teuffel frey<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Was will der üble, zuchtlose Teufel &#x201C;</note></l>
            <l n="231">Hie<lb/>
an uns peiden rechen,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Hier an uns beiden rächen,&#x201C;</note></l>
            <l n="232">Das er uns pringen<lb/>
wil in not?<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Dass er uns (derart) in Not bringen will?&#x201C;</note></l>
            <l n="233">Ein sin <choice><sic>wol</sic><corr resp="#textsource-1">woln</corr></choice><note resp="#textsource-1" type="editorial">Konjektur mit <bibl><ref target="http://d-nb.info/979763177">Kofler [2006]</ref></bibl></note> wir wol finden,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Wir wollen uns wohl einen Plan ausdenken,&#x201C;</note></l><lb/>
            <l n="234">Das er mus selber ligen dot.&#x201C;<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Dass er selbst zu Tode kommt.&#x201C;</note></l>
          </lg>
          <lg n="19">
            <l n="235">Der vater sprach zum sun gar schan:<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Der Vater sprach zu dem bildschönen Sohn:&#x201C;</note></l>
            <l n="236">&#x201E;Wir<lb/>
haben manchen werden man.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Wir haben viele ehrenwerte Männer.&#x201C;</note></l>
            <l n="237">Las wir<lb/>
ein mit ym streiten,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Lassen wir einen mit ihm kämpfen,&#x201C;</note></l>
            <l n="238">Wan er gros lieb zu<lb/>
morden hat.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Denn er hat großes Wohlgefallen daran, zu morden!&#x201C;</note></l>
            <l n="239">Ob ein man in precht in<lb/>
not,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Wenn ein Mann ihn zu Fall brächte,&#x201C;</note></l>
            <l n="240">Der solt zu allen czeiten<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Sollte er zu allen Zeiten&#x201C;</note></l>
            <l n="241">Pei uns der<lb/>
peste sein genant<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Bei uns als der Beste&#x201C;</note></l>
            <l n="242">Ob allen werden fur<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/>
sten.&#x201C;<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Von allen erlesenen Fürsten bezeichnet werden.&#x201C;</note></l>
            <l n="243">Do das manck werder man bekant,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Als viele kühne Männer dies erfahren hatten,&#x201C;</note></l><lb/>
            <l n="244">Die gunt nach eren dürsten.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Dürsteten sie nach Ehre.&#x201C;</note></l>
            <l n="245">Itlicher<lb/>
sprach: &#x201E;traut here mein,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Ein jeder sprach: &#x201E;Mein lieber Herr,&#x201C;</note></l>
            <l n="246">Wes ir von mir<lb/>
begeret,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Was (auch immer) Ihr von mir verlangt,&#x201C;</note></l>
            <l n="247">Des wil ich euch hie dinsthaft<lb/>
sein.&#x201C;<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Damit will ich Euch hier dienen.&#x201C;</note></l>
          </lg>
          <lg n="20">
            <l n="248">Die werden held gar wun<add place="superlinear">e</add>sam,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Die ehrenwerten, beeindruckend aussehenden Helden&#x201C;</note></l>
            <l n="249"><choice><sic>Warem</sic><corr resp="#textsource-1">Waren</corr></choice><lb/>
dem rawen alle gram,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Waren dem Behaarten alle feind&#x201C;</note></l>
            <l n="250">Wol umb sein ubel<lb/>
mute,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Wegen seiner üblen Gesinnung,&#x201C;</note></l>
            <l n="251">Das er vil werden manchen man<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Da er vielen ehrenwerten Männern&#x201C;</note></l><lb/>
            <l n="252">Het den pitern tod gethan<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Den bitteren Tod gebracht&#x201C;</note></l>
            <l n="253">Und vergossen<lb/>
het sein plute.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Und ihr Blut vergossen hatte.&#x201C;</note></l>
            <l n="254">Die wolten sie nun rechen<lb/>
al,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Die wollten sie nun alle rächen,&#x201C;</note></l>
            <l n="255">Darumb komens zu noten.<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Dadurch stürzten sie sich ins Verderben.&#x201C;</note></l>
            <l n="256">Wol funf<choice><orig/><reg>-</reg></choice><lb/><choice><sic>ick</sic><corr resp="#textsource-1">zick</corr></choice> man <choice><sic>prach</sic><corr resp="#textsource-1">pracht</corr></choice><del rendition="#s">ens</del> er zu fall,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Wohl fünfzig Männer brachte er zu Fall,&#x201C;</note></l>
            <l n="257">Die er all<lb/>
gunte toten,<note resp="#textsource-1" type="editorial">Übertragung: &#x201E;Die tötete er alle.&#x201C;</note></l>
            <l n="258">Die er all nacheinander<lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197r/0012] stechen. Was wil der arge teuffel frey Hie an uns peiden rechen, Das er uns pringen wil in not? Ein sin woln wir wol finden, Das er mus selber ligen dot.“ Der vater sprach zum sun gar schan: „Wir haben manchen werden man. Las wir ein mit ym streiten, Wan er gros lieb zu morden hat. Ob ein man in precht in not, Der solt zu allen czeiten Pei uns der peste sein genant Ob allen werden fur sten.“ Do das manck werder man bekant, Die gunt nach eren dürsten. Itlicher sprach: „traut here mein, Wes ir von mir begeret, Des wil ich euch hie dinsthaft sein.“ Die werden held gar wunesam, Waren dem rawen alle gram, Wol umb sein ubel mute, Das er vil werden manchen man Het den pitern tod gethan Und vergossen het sein plute. Die wolten sie nun rechen al, Darumb komens zu noten. Wol funf zick man pracht er zu fall, Die er all gunte toten, Die er all nacheinander

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Anja Braun, Nora Ketschik, Matthias Kirchhoff, Anne Kirchhoff, Stephanie Seidl: Edition und Übersetzung dreier Fassungen des „Meerwunders“ (2018-02-22T15:10:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nora Ketschik, Christian Thomas: Konvertierung der Ausgangsdaten (HTML) nach DTABf und Nachbearbeitung des XML-Dokuments.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: keine Angabe;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: nur expandiert;
  • i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: keine;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: normalisiert;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja.

Zeilenanfänge werden immer, ggf. auch entgegen der Vorlage, groß geschrieben.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_meerwunder_1472
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_meerwunder_1472/12
Zitationshilfe: [N. N.]: Das Meerwunder. In: ‚Dresdner Heldenbuch‘ (Heldenbuch des Kaspar von der Rhön). [s. l.], 1472, Bl. 193r–199v. Hrsg. und übersetzt von Anja Braun et al. Stuttgart, 2017, S. 197r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_meerwunder_1472/12>, abgerufen am 24.11.2024.