Marburger Zeitung. Nr. 90, Marburg, 03.08.1914.Marburger Zeitung Nr. 90, 3. August 1914 [Spaltenumbruch] Russisch-französischer Einbruch. Vor der Kriegserklärung auf reichsdeutschen Boden eingebrochen. Die russisch-asiatische und die fran- Kaiser Wilhelms Ultimatum. Berlin, 2. August. Der deutsche Bot- Überfälle ohne Kriegserklärung. Dagegen sind in dieser Nacht bis 4 Uhr früh Hiernach hat Rußland deutsches Ein russischer Einbruch in Ostpreußen. Königsberg, 2. August. In Eydt- Das erste Kavalleriegefecht. Allenstein, 2. August. 6 Uhr abends. Russische Brückensprengung. Die Russen haben den Bahnhof von Granica liegt an der Przemsa, einem Neben- Die Franzosen mobilisieren. Berlin, 1. August. Heute (Samstag) um Verkleidete französische Offiziere. Koblenz, 2. August. Vormittag versuchten [Spaltenumbruch] Französische Flieger über Deutschland. Berlin, 2. August. In der gestrigen Nacht Französische Bombenwerfer. Bruch des Völkerrechtes. Berlin, 2. August. Soeben lief eine mili- Kriegserklärung an Rußland. Die maßgebendsten Stellen in Rußland haben Petersburg, 2. August. Die Berlin, 2. August. Das Wolff- Berlin, 1. August. Durch kaiser- Marburger Nachrichten. Verein Frauenhilfe. Der Ausschuß des Die Hilfsbereitschaft der Marburge Be- völkrrung macht sich in dieser großen aber schweren Unterhaltsbeitrag für Angehörige von Mobilisierten. Anspruch auf einen Unterhalisbei- Maßnahmen zur Sicherung der Ernte und Wintersaaten. An die ländliche Bevölkerung Deu Verkauf von Mehl, Reis und Zucker. Behufs Ermöglichung einer tunlichst gleich- "Verlustträger gesucht". Am 24. Juli 1914 Trauungen. Freitag den 31. Juli um 7 Uhr Marburger Zeitung Nr. 90, 3. Auguſt 1914 [Spaltenumbruch] Ruſſiſch-franzöſiſcher Einbruch. Vor der Kriegserklärung auf reichsdeutſchen Boden eingebrochen. Die ruſſiſch-aſiatiſche und die fran- Kaiſer Wilhelms Ultimatum. Berlin, 2. Auguſt. Der deutſche Bot- Überfälle ohne Kriegserklärung. Dagegen ſind in dieſer Nacht bis 4 Uhr früh Hiernach hat Rußland deutſches Ein ruſſiſcher Einbruch in Oſtpreußen. Königsberg, 2. Auguſt. In Eydt- Das erſte Kavalleriegefecht. Allenſtein, 2. Auguſt. 6 Uhr abends. Ruſſiſche Brückenſprengung. Die Ruſſen haben den Bahnhof von Granica liegt an der Przemſa, einem Neben- Die Franzoſen mobiliſieren. Berlin, 1. Auguſt. Heute (Samstag) um Verkleidete franzöſiſche Offiziere. Koblenz, 2. Auguſt. Vormittag verſuchten [Spaltenumbruch] Franzöſiſche Flieger über Deutſchland. Berlin, 2. Auguſt. In der geſtrigen Nacht Franzöſiſche Bombenwerfer. Bruch des Völkerrechtes. Berlin, 2. Auguſt. Soeben lief eine mili- Kriegserklärung an Rußland. Die maßgebendſten Stellen in Rußland haben Petersburg, 2. Auguſt. Die Berlin, 2. Auguſt. Das Wolff- Berlin, 1. Auguſt. Durch kaiſer- Marburger Nachrichten. Verein Frauenhilfe. Der Ausſchuß des Die Hilfsbereitſchaft der Marburge Be- völkrrung macht ſich in dieſer großen aber ſchweren Unterhaltsbeitrag für Angehörige von Mobiliſierten. Anſpruch auf einen Unterhalisbei- Maßnahmen zur Sicherung der Ernte und Winterſaaten. An die ländliche Bevölkerung Deu Verkauf von Mehl, Reis und Zucker. Behufs Ermöglichung einer tunlichſt gleich- „Verluſtträger geſucht“. Am 24. Juli 1914 Trauungen. Freitag den 31. Juli um 7 Uhr <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header">Marburger Zeitung Nr. 90, 3. Auguſt 1914</fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Ruſſiſch-franzöſiſcher Einbruch.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vor der Kriegserklärung auf reichsdeutſchen Boden<lb/> eingebrochen.</hi> </head><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">ruſſiſch-aſiatiſche</hi> und die <hi rendition="#g">fran-<lb/> zöſiſche Kultur</hi> zeigen ſich in dieſen Tagen<lb/> im wahren Lichte. <hi rendition="#g">Ohne eine Kriegser-<lb/> klärung</hi> abzuwarten, ſind <hi rendition="#g">ruſſiſche Truppen</hi><lb/> im <hi rendition="#g">Deutſchen Reiche eingefallen,</hi><lb/> weil dieſes treu zu Öſterreich hält, und <hi rendition="#g">franzö-<lb/> ſiſche</hi> Flieger haben, ebenfalls <hi rendition="#g">ohne</hi> Kriegser-<lb/> klärung, auf reichsdeutſchem Boden bereits <hi rendition="#g">Bom-<lb/> ben geworfen.</hi> Nachſtehend die erſten Draht-<lb/> nachrichten, die wir bereits geſtern abends und<lb/> heute vormittags bei uns öffentlich anſchlugen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kaiſer Wilhelms Ultimatum.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#g">Berlin,</hi> 2. Auguſt. Der deutſche Bot-<lb/> ſchafter in St. Petersburg wurde beauftragt, die<lb/> ruſſiſche Regierung aufzufordern, die <hi rendition="#g">Mobil-<lb/> machung</hi> gegen uns und unſeren <hi rendition="#g">öſtereichiſch-</hi><lb/> ungariſchen Bundesgenoſſen <hi rendition="#g">einzuſtellen</hi> und<lb/> hierüber eine bündige <hi rendition="#g">Erklärung</hi> binnen 12<lb/> Stunden abzugeben. Dieſer Auftrag wurde nach<lb/> Meldung des Grafen Pourtales in der Nacht vom<lb/> 31. Juli zum 1. Auguſt um Mitternacht ausge-<lb/> führt. Der Termin war alſo vorgeſtern (Samstag)<lb/> Mittag abgelaufen, <hi rendition="#g">ohne</hi> daß die ruſſiſche Re-<lb/> gierung das Ultimatum beantwortete.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Überfälle ohne Kriegserklärung.</hi> </head><lb/> <p>Dagegen ſind in dieſer Nacht bis 4 Uhr früh<lb/> beim großen Generalſtab folgende Meldungen ein-<lb/> gegangen: 1. Heute Nacht fand ein <hi rendition="#g">Angriff<lb/> ruſſiſcher Patrouillen</hi> gegen die <hi rendition="#g">Eiſen-<lb/> bahnbrücke</hi> über die <hi rendition="#g">Warte</hi> bei Eichenried<lb/> an der Strecke Jarotſchin—Wreſchen ſtatt. Der<lb/> Angriff wurde <hi rendition="#g">abgewieſen.</hi> Auf deutſcher<lb/> Seite wurden zwei Mann leicht verwundet. Die<lb/> Verluſte der Ruſſen ſind nicht feſtgeſtellt. Die von<lb/> den Ruſſen gegen den <hi rendition="#g">Bahnhof</hi> von <hi rendition="#g">Milo-<lb/> ſlaw</hi> eingeleitete Unternehmung iſt <hi rendition="#g">verhindert</hi><lb/> worden. Der Stationsvorſtand von <hi rendition="#g">Johannis-<lb/> burg</hi> und der Forſtverwalter von <hi rendition="#g">Biala</hi> melden,<lb/> daß heute Nacht <hi rendition="#g">eine ſtarke ruſſiſche<lb/> Kolonne mit Geſchützen die Grenze</hi><lb/> bei Schwiddern ſüdöſtlich von Biala <hi rendition="#g">über-<lb/> ſchritten</hi> hat und daß zwei Schwadronen<lb/><hi rendition="#g">Koſaken</hi> in der Richtung nach <hi rendition="#g">Johannis-<lb/> burg reiten.</hi> Die Fernſprechverbindung Lyck<lb/> —Biala iſt unterbrochen.</p><lb/> <p>Hiernach hat <hi rendition="#g">Rußland deutſches<lb/> Reichsgebiet angegriffen</hi> und den<lb/><hi rendition="#g">Krieg eröffnet.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein ruſſiſcher Einbruch in Oſtpreußen.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#g">Königsberg,</hi> 2. Auguſt. In <hi rendition="#g">Eydt-<lb/> kuhnen</hi> iſt eine <hi rendition="#g">ruſſiſche Patrouille<lb/> eingeritten.</hi> — Das <hi rendition="#g">Poſtamt Bilder-<lb/> weltſchen</hi> (Oſtpreußen, Bezirk Gumbinnen) iſt<lb/> nach ſicherer Meldung <hi rendition="#g">zerſtört</hi> worden. Der<lb/><hi rendition="#g">Feind</hi> hat an <hi rendition="#g">vielen Stellen</hi> die Grenze<lb/> überſchritten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das erſte Kavalleriegefecht.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#g">Allenſtein,</hi> 2. Auguſt. 6 Uhr abends.<lb/><hi rendition="#g">Johannisburg,</hi> das von einer Dragoner-<lb/> eskadron beſetzt iſt, wird augenblicklich <hi rendition="#g">ange-<lb/> griffen.</hi> Die <hi rendition="#g">Verluſte</hi> betragen auf der<lb/><hi rendition="#g">ruſſiſchen</hi> Seite etwa 20 Mann, auf <hi rendition="#g">deutſcher</hi><lb/> Seite nur mehrere Leichtverwundete.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ruſſiſche Brückenſprengung.</hi> </head><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Ruſſen</hi> haben den <hi rendition="#g">Bahnhof</hi> von<lb/><hi rendition="#g">Granica</hi> und die <hi rendition="#g">Bahnbrücke</hi> über den Grenz-<lb/> fluß Przemſa in die Luft geſprengt. Das <hi rendition="#g">ruſſiſche</hi><lb/> Grenzmilitär zog ſich in das <hi rendition="#g">Innere</hi> zurück.<lb/> Die ruſſiſche Grenze iſt von Truppen ganz entblößt.</p><lb/> <p>Granica liegt an der Przemſa, einem Neben-<lb/> fluß der Weichſel, und iſt die ruſſiſche Grenzſtation<lb/> der von Warſchau nach Öſterreich zur Nordbahn<lb/> führenden Hauptbahn. Unweit von Granica befin-<lb/> det ſich bei Myslowitz die erwähnte Dreikaiſerecke,<lb/> an welcher die Gebiete von Deutſchland, Öſterreich<lb/> und Rußland zuſammentreffen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Die Franzoſen mobiliſieren.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#g">Berlin,</hi> 1. Auguſt.</dateline> <p>Heute (Samstag) um<lb/> 4 Uhr nachmittags iſt die <hi rendition="#g">volle Mobili-<lb/> ſierung</hi> der franzöſiſchen Streitkräfte angeordnet<lb/> worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verkleidete franzöſiſche Offiziere.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Koblenz,</hi> 2. Auguſt.</dateline> <p>Vormittag verſuchten<lb/><hi rendition="#g">achtzig franzöſiſche Offiziere in<lb/> preußiſcher Uniform</hi> in Kraftwagen die<lb/> preußiſche Grenze bei Walbek weſtlich von Geldern<lb/> zu überſchreiten. Der Verſuch mißlang.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Franzöſiſche Flieger über Deutſchland.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Berlin,</hi> 2. Auguſt.</dateline> <p>In der geſtrigen Nacht<lb/> wurde ein <hi rendition="#g">feindliches Luftſchiff</hi> auf<lb/> der Fahrt von <hi rendition="#g">Kerprich</hi> nach <hi rendition="#g">Andernach</hi><lb/> beobachtet. Ein feindliches Flugzeug wurde auf<lb/> der Fahrt von <hi rendition="#g">Düren</hi> nach <hi rendition="#g">Köln</hi> beobachtet.<lb/> Bei Weſel wurde ein <hi rendition="#g">ruſſiſches Flugzeug<lb/> heruntergeſchoſſen.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Franzöſiſche Bombenwerfer.<lb/> Bruch des Völkerrechtes.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Berlin,</hi> 2. Auguſt.</dateline> <p>Soeben lief eine mili-<lb/> täriſche Meldung ein, nach welcher <hi rendition="#g">franzöſiſche<lb/> Flieger</hi> in der Umgebung von <hi rendition="#g">Nürnberg<lb/> Bomben abgeworfen</hi> haben. Da eine Kriegs-<lb/> erklärung zwiſchen Deutſchland und Frankreich noch<lb/><hi rendition="#g">nicht</hi> erfolgt iſt, liegt ein <hi rendition="#g">eklatanter Bruch<lb/> des Völkerrechtes durch Frankreich</hi> vor.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Kriegserklärung an Rußland.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Die maßgebendſten Stellen in Rußland haben<lb/> dem deutſchen Botſchafter ehrenwörtlich erklärt, daß<lb/> Rußland <hi rendition="#g">keine</hi> Mobiliſierung gegen Öſterreich<lb/> plane. Dies hat ſich, wie die Verſicherungen des<lb/> Zaren, als <hi rendition="#g">Lug</hi> und <hi rendition="#g">Trug</hi> erwieſen. Rußlaud<lb/> mobiliſierte Heer und Flotte gegen Oeſterreich-Ungarn<lb/> und nun ließ Kaiſer Wilhelm eine Anfrage richten,<lb/> was dieſe gegen Treu und Glauben angeordnete<lb/> Mobiliſierung bedeute. Die Antwort war mit zwölf<lb/> Stunden befriſtet. Sollte das Ultimatum nicht recht-<lb/> zeitig beantwortet werden, ſo hatte der deutſche<lb/> Botſchafter in Petersburg den Auftrag, <hi rendition="#g">Rußland</hi><lb/> die <hi rendition="#g">Kriegserklärung Deutſchlands</hi> zu über-<lb/> reichen. Die Friſt verſtrich ohne Antwort; dafür<lb/> ſprengten die Ruſſen <hi rendition="#g">ohne Kriegserklärung</hi><lb/> eine öſterreichiſch-ruſſiſche Brücke und fielen in <hi rendition="#g">Oſt-<lb/> preußen</hi> ein. Darauf gab Kaiſer <hi rendition="#g">Wilhelm</hi> ſo-<lb/> fort die einzig mögliche Antwort: Kriegserklärung.<lb/> Nachſtehend die Drahtmeldung:</p><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#g">Petersburg,</hi> 2. Auguſt.</dateline> <byline>(Korr.-Bur.)</byline> <p>Die<lb/> Petersburger Telegraphen-Agentur meldet: <hi rendition="#g">Der<lb/> deutſche Botſchafter</hi> hat geſtern <hi rendition="#g">um halb<lb/> 8 Uhr abends</hi> im Namen ſeiner Regierung dem<lb/> Miniſterium des Äußern <hi rendition="#g">die Kriegserklärung</hi><lb/> überreicht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#g">Berlin,</hi> 2. Auguſt.</dateline> <byline>(Korr.-Bur.)</byline> <p>Das Wolff-<lb/> bureau meldet: Dem <hi rendition="#g">ruſſiſchen Botſchafter<lb/> Swerbejew</hi> ſind die Päſſe zugeſtellt worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#g">Berlin,</hi> 1. Auguſt.</dateline> <byline>(Korr.-Bur.)</byline> <p>Durch kaiſer-<lb/> liche Verordnung wurde der <hi rendition="#g">Reichstag</hi> für Diens-<lb/> tag den 4. Auguſt <hi rendition="#g">einberufen.</hi> </p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Marburger Nachrichten.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verein Frauenhilfe.</hi> </head> <p>Der Ausſchuß des<lb/> Vereines Frauenhilfe hat ſich dem großen Mar-<lb/> burger Hilfsausſchuſſe angegliedert und fordert alle<lb/> Mitglieder auf, werktätig die Ziele und Zwecke<lb/> dieſes Ausſchuſſes zu unterſtützen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Hilfsbereitſchaft der Marburge Be-<lb/> völkrrung</hi> </head> <p>macht ſich in dieſer großen aber ſchweren<lb/> Zeit nach vielen Richtungen geltend. Rührend und<lb/> den Geiſt der allgemeinen Lage bezeichnend, iſt ein<lb/> Fall, der ſich am 1. Juli zugetragen hat, daß eine<lb/> einfache Köchin, Marie <hi rendition="#g">Labes</hi> iſt der Name der<lb/> Wackeren, in ihren Kreiſen eine Sammlung ver-<lb/> anſtaltete und mit Zuhilfenahme eigenen Geldes<lb/> Brot und Selchfleiſch einkaufte und unter die<lb/> Mannſchaft der 14. Komp. des Inf. Reg. Nr. 47<lb/> zur Verteilung brachte. Gewiß ein nachahmens-<lb/> wertes Beiſpiel, wie man beſtrebt iſt, die Lage<lb/> unſerer braven Truppen angenehmer zu geſtalten.<lb/> Über Anregung der Hortleitung ſtellten ſich der Lehr-<lb/> körper der Anſtalt ſowie weitere Herren des Mar-<lb/> burger Lehrſtandes dem Stadtrate für Kanzlei-<lb/> arbeiten zur Verfügung, damit vor allem ſo raſch<lb/> als möglich die Unterſtützungsanweiſungen an die<lb/> Reſerviſtenfamilien zur Erledigung kommen können.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Unterhaltsbeitrag für Angehörige von<lb/> Mobiliſierten.</hi> </head> <p>Anſpruch auf einen Unterhalisbei-<lb/> trag haben, 1. die Ehefrau und ehelichen Nachkom-<lb/> men, 2. die ehelichen Vorfahren, Geſchwiſter und<lb/> Schwiegereltern, 3. die unehelche Mutter und un-<lb/> eheliche Kinder, dann wenn ihr Unterhalt, zu wel-<lb/> chem außer Nahrung, Wohnung, Kleidung u. dgl.<lb/> unabweislicheu Lebensbedürfniſſen gegebenenfalls<lb/> Heil- und Pflegekoſten, bei Kindern überdies die<lb/> Koſten der Erziehung gerechnet werden können,<lb/> bisher von dem aus der perſönlichen Arbeit<lb/> des Einberufenen nachweisbar abhängig war<lb/> undwegen Entfalles diefes Einkommens gefährdet iſt.<lb/> Die Anmeldung muß bei jener Gemeinde erſtattet<lb/> werden, in welcher der Angehörige ſeinen ordent-<lb/> lichen Wohnſitz hat. Der Anſpruch iſt mittels<lb/><cb/> Formulares (erhältlich bei Gemeinden und Bezirks-<lb/> behörden, des ordentlichen Wohnſitzes des Ange-<lb/> hörigen anzumelden und gleichzeitig diejenige<lb/> familienangehörige Perſon namhaft zu machen, der<lb/> als Zahlungsempfänger der Unterhaltsbeitrag aus-<lb/> bezahlt werden ſoll. Der Unterhaltsbeitrag wird<lb/> dem Zahlungsempfänger in halbmonatlichen, am<lb/> 1. und 16. jedes Monates fälligen Raten vor-<lb/> hinein an den von der Unterhaltskommiſſion feſt-<lb/> geſetzten Tagen erfolgt. Der Unterhaltsbeitrag<lb/> beſteht für jeden anſpruchsberechtigten Angehörigen<lb/> in einer Unterhaltsgebühr (für Graz 83 H., für<lb/> das übrige Land 77 H.) und wenn er auf die<lb/> Wohnungsmiete angewieſen iſt, in einem der Hälfte<lb/> der Unterhaltsgebühr gleichkommenden Mietzins-<lb/> beitrage. Für Angehörige unter 8 Jahren beſteht<lb/> der Unterhaltsbeitrag in der Hälfte des entfallenden<lb/> Ausmaßes. Der Geſamtbetrag der den Angehörigen<lb/> bewilligten Unterhaltsbeiträge darf den durchſchnitt-<lb/> lichen Tagesverdienſt des Mobiliſierten nicht über-<lb/> ſchreiten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Maßnahmen zur Sicherung der Ernte<lb/> und Winterſaaten.</hi> </head> <p>An die ländliche Bevölkerung<lb/> des Bezirkes Marburg. Durch die Einberufung zu<lb/> den Waffen wird ſich bei einigen Landwirten der<lb/> Mangel an männlichen Arbeitskräften in empfind-<lb/> licher Weiſe bemerkbar machen, weshalb es geboten<lb/> erſcheint, ſchnellſtens Maßnahmen zu treffen, welche<lb/> geeignet ſind, die äußerſt gefährdeten Ernte-, Dreſch-<lb/> und Felderbeſtellungsarbeiten wenigſtens teilweiſe zu<lb/> ſichern. Durch gemeinſames Zuſammenwirken aller<lb/> Landwirte einer Ortſchaft dürfte es möglich ſein,<lb/> die entſtandenen Lücken teilweiſe notdürftig auszu-<lb/> füllen, um wenigſtens die dringendſten Arbeiten auch<lb/> bei jenen Landwirten zu verrichten, denen der<lb/> größere Teil der männlichen Kräfte entzogen wurde.<lb/> Eine ſolche Betätigung der Selbſthilfe, eine der-<lb/> artige nachbarliche Unterſtützung in ſo ernſter Zeit<lb/> iſt ein Gebot, dem ſich niemand entziehen ſoll und<lb/> darf. Gerade die Landwirtſchaft iſt ſo geartet, daß<lb/> ein und dieſelbe Arbeit nicht bei allen Beſitzern<lb/> zum gleichen Zeitpunkte, ſondern nacheinander vor<lb/> ſich gehen kann, dadurch iſt die Möglichkeit ge-<lb/> geben, ſich gegenſeitig auszuhelfen, die Ernte und<lb/> die Saatbeſtellung zu ſichern. Ich wende mich da-<lb/> her an die ländliche Bevölkerung des Bezirkes mit<lb/> der Bitte, die Landwirte wollen ſich nachbarlich<lb/> die Hände reichen, im gleichen Orte eine ent-<lb/> ſprechende Einteilung treffen, damit die Arbeiten<lb/> durch Zuſammenwirken aller dennoch ſoweit durch-<lb/> geführt werden können, damit die Ernte bei jedem<lb/> Landwirte rechtzeitig geborgen und die Ausſaat<lb/> rechtzeitig vorgenommen werden kann. K. k. Be-<lb/> zirkshauptmann und Statthaltereirat: Weiß von<lb/> Schleußenburg.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Deu Verkauf von Mehl, Reis und<lb/> Zucker.</hi> </head> <p>Behufs Ermöglichung einer tunlichſt gleich-<lb/> mäßigen Approviſionierung für alle Bevölkernngs-<lb/> klaſſen wurde von der k. k. Statthalterei für Städte,<lb/> Märkte und Induſtrialorte verordnet: Im Detail-<lb/> handel mit den folgenden Artikeln dürfen an Kon-<lb/> ſumenten nicht mehr äls die nachſtehenden Mengen<lb/> auf einmal abgegeben werden. 1. von allen Gattun-<lb/> gen Mehl und von Reis höchſtens 3 Kilogramm,<lb/> 2. von Zucker höchſtens 5 Kilogramm, bezw. bei<lb/> Hntzucker ein ganzer Stock. Auf Beſtellungen, die<lb/> vor dem 1. Auguſt 1914 erfolgt ſind, findet dieſe<lb/> Verordnung keine Anwendung. Übertretungen dieſer<lb/> Verordnung werden mit einer Geldſtrafe von 2<lb/> bis 200 K. oder mit 6 ſtündiger bis 14 tägiger<lb/> Anhaltung geahndet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">„Verluſtträger geſucht“.</hi> </head> <p>Am 24. Juli 1914<lb/> wurde die Taglöhnersgattin Thereſia Murkowitſch<lb/> von der Sicherheitswache in Marburg wegen ver-<lb/> dächtigen Geldbeſitzes angehalten. Murkowitſch, bei<lb/> welcher noch ein Betrag von 200 K. gefunden<lb/> wurde, gibt an, am Nachmittage des 1. Mai 1914,<lb/> als ſie dem Umzuge der Sozialdemokraten zuſah,<lb/> in Marburg in der Fabriksgaſſe einen Geldbetrag<lb/> von 459 K. in Papier gefunden zu haben. Der Ver-<lb/> luſtträger oder Perſonen, welche über den Verluſt-<lb/> träger Auskunft geben können, werden aufgefordert,<lb/> ſich mündlich oder ſchriftlich beim Stadtrate als<lb/> Sicherheitsbehörde in Marburg oder beim k. k. Kreis-<lb/> gerichte Marburg Abteilung <hi rendition="#aq">VIII,</hi> Zimmer Nr. 93<lb/> zn melden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Trauungen.</hi> </head> <p>Freitag den 31. Juli um 7 Uhr<lb/> abends fand in der evangeliſchen Chriſtuskirche in<lb/> Marburg die Trauung des Herrn Hans <hi rendition="#g">Jugg,</hi><lb/> Landwehrſoldaten, mit Fräulein Mizzi <hi rendition="#g">Ferſch</hi><lb/> ſtatt. Als Trauzeugen fungierten die Herren Franz<lb/><hi rendition="#g">Friedau,</hi> Gaſtwirt in Marburg und Martin<lb/><hi rendition="#g">Reberniſcheg,</hi> Gaſtwirt und Spenglermeiſter<lb/> in St. Egydi. — Samstag den 1. Auguſt um<lb/> 6 Uhr abends fand in derſelben Kirche die Trau-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Marburger Zeitung Nr. 90, 3. Auguſt 1914
Ruſſiſch-franzöſiſcher Einbruch.
Vor der Kriegserklärung auf reichsdeutſchen Boden
eingebrochen.
Die ruſſiſch-aſiatiſche und die fran-
zöſiſche Kultur zeigen ſich in dieſen Tagen
im wahren Lichte. Ohne eine Kriegser-
klärung abzuwarten, ſind ruſſiſche Truppen
im Deutſchen Reiche eingefallen,
weil dieſes treu zu Öſterreich hält, und franzö-
ſiſche Flieger haben, ebenfalls ohne Kriegser-
klärung, auf reichsdeutſchem Boden bereits Bom-
ben geworfen. Nachſtehend die erſten Draht-
nachrichten, die wir bereits geſtern abends und
heute vormittags bei uns öffentlich anſchlugen.
Kaiſer Wilhelms Ultimatum.
Berlin, 2. Auguſt. Der deutſche Bot-
ſchafter in St. Petersburg wurde beauftragt, die
ruſſiſche Regierung aufzufordern, die Mobil-
machung gegen uns und unſeren öſtereichiſch-
ungariſchen Bundesgenoſſen einzuſtellen und
hierüber eine bündige Erklärung binnen 12
Stunden abzugeben. Dieſer Auftrag wurde nach
Meldung des Grafen Pourtales in der Nacht vom
31. Juli zum 1. Auguſt um Mitternacht ausge-
führt. Der Termin war alſo vorgeſtern (Samstag)
Mittag abgelaufen, ohne daß die ruſſiſche Re-
gierung das Ultimatum beantwortete.
Überfälle ohne Kriegserklärung.
Dagegen ſind in dieſer Nacht bis 4 Uhr früh
beim großen Generalſtab folgende Meldungen ein-
gegangen: 1. Heute Nacht fand ein Angriff
ruſſiſcher Patrouillen gegen die Eiſen-
bahnbrücke über die Warte bei Eichenried
an der Strecke Jarotſchin—Wreſchen ſtatt. Der
Angriff wurde abgewieſen. Auf deutſcher
Seite wurden zwei Mann leicht verwundet. Die
Verluſte der Ruſſen ſind nicht feſtgeſtellt. Die von
den Ruſſen gegen den Bahnhof von Milo-
ſlaw eingeleitete Unternehmung iſt verhindert
worden. Der Stationsvorſtand von Johannis-
burg und der Forſtverwalter von Biala melden,
daß heute Nacht eine ſtarke ruſſiſche
Kolonne mit Geſchützen die Grenze
bei Schwiddern ſüdöſtlich von Biala über-
ſchritten hat und daß zwei Schwadronen
Koſaken in der Richtung nach Johannis-
burg reiten. Die Fernſprechverbindung Lyck
—Biala iſt unterbrochen.
Hiernach hat Rußland deutſches
Reichsgebiet angegriffen und den
Krieg eröffnet.
Ein ruſſiſcher Einbruch in Oſtpreußen.
Königsberg, 2. Auguſt. In Eydt-
kuhnen iſt eine ruſſiſche Patrouille
eingeritten. — Das Poſtamt Bilder-
weltſchen (Oſtpreußen, Bezirk Gumbinnen) iſt
nach ſicherer Meldung zerſtört worden. Der
Feind hat an vielen Stellen die Grenze
überſchritten.
Das erſte Kavalleriegefecht.
Allenſtein, 2. Auguſt. 6 Uhr abends.
Johannisburg, das von einer Dragoner-
eskadron beſetzt iſt, wird augenblicklich ange-
griffen. Die Verluſte betragen auf der
ruſſiſchen Seite etwa 20 Mann, auf deutſcher
Seite nur mehrere Leichtverwundete.
Ruſſiſche Brückenſprengung.
Die Ruſſen haben den Bahnhof von
Granica und die Bahnbrücke über den Grenz-
fluß Przemſa in die Luft geſprengt. Das ruſſiſche
Grenzmilitär zog ſich in das Innere zurück.
Die ruſſiſche Grenze iſt von Truppen ganz entblößt.
Granica liegt an der Przemſa, einem Neben-
fluß der Weichſel, und iſt die ruſſiſche Grenzſtation
der von Warſchau nach Öſterreich zur Nordbahn
führenden Hauptbahn. Unweit von Granica befin-
det ſich bei Myslowitz die erwähnte Dreikaiſerecke,
an welcher die Gebiete von Deutſchland, Öſterreich
und Rußland zuſammentreffen.
Die Franzoſen mobiliſieren.
Berlin, 1. Auguſt. Heute (Samstag) um
4 Uhr nachmittags iſt die volle Mobili-
ſierung der franzöſiſchen Streitkräfte angeordnet
worden.
Verkleidete franzöſiſche Offiziere.
Koblenz, 2. Auguſt. Vormittag verſuchten
achtzig franzöſiſche Offiziere in
preußiſcher Uniform in Kraftwagen die
preußiſche Grenze bei Walbek weſtlich von Geldern
zu überſchreiten. Der Verſuch mißlang.
Franzöſiſche Flieger über Deutſchland.
Berlin, 2. Auguſt. In der geſtrigen Nacht
wurde ein feindliches Luftſchiff auf
der Fahrt von Kerprich nach Andernach
beobachtet. Ein feindliches Flugzeug wurde auf
der Fahrt von Düren nach Köln beobachtet.
Bei Weſel wurde ein ruſſiſches Flugzeug
heruntergeſchoſſen.
Franzöſiſche Bombenwerfer.
Bruch des Völkerrechtes.
Berlin, 2. Auguſt. Soeben lief eine mili-
täriſche Meldung ein, nach welcher franzöſiſche
Flieger in der Umgebung von Nürnberg
Bomben abgeworfen haben. Da eine Kriegs-
erklärung zwiſchen Deutſchland und Frankreich noch
nicht erfolgt iſt, liegt ein eklatanter Bruch
des Völkerrechtes durch Frankreich vor.
Kriegserklärung an Rußland.
Die maßgebendſten Stellen in Rußland haben
dem deutſchen Botſchafter ehrenwörtlich erklärt, daß
Rußland keine Mobiliſierung gegen Öſterreich
plane. Dies hat ſich, wie die Verſicherungen des
Zaren, als Lug und Trug erwieſen. Rußlaud
mobiliſierte Heer und Flotte gegen Oeſterreich-Ungarn
und nun ließ Kaiſer Wilhelm eine Anfrage richten,
was dieſe gegen Treu und Glauben angeordnete
Mobiliſierung bedeute. Die Antwort war mit zwölf
Stunden befriſtet. Sollte das Ultimatum nicht recht-
zeitig beantwortet werden, ſo hatte der deutſche
Botſchafter in Petersburg den Auftrag, Rußland
die Kriegserklärung Deutſchlands zu über-
reichen. Die Friſt verſtrich ohne Antwort; dafür
ſprengten die Ruſſen ohne Kriegserklärung
eine öſterreichiſch-ruſſiſche Brücke und fielen in Oſt-
preußen ein. Darauf gab Kaiſer Wilhelm ſo-
fort die einzig mögliche Antwort: Kriegserklärung.
Nachſtehend die Drahtmeldung:
Petersburg, 2. Auguſt. (Korr.-Bur.) Die
Petersburger Telegraphen-Agentur meldet: Der
deutſche Botſchafter hat geſtern um halb
8 Uhr abends im Namen ſeiner Regierung dem
Miniſterium des Äußern die Kriegserklärung
überreicht.
Berlin, 2. Auguſt. (Korr.-Bur.) Das Wolff-
bureau meldet: Dem ruſſiſchen Botſchafter
Swerbejew ſind die Päſſe zugeſtellt worden.
Berlin, 1. Auguſt. (Korr.-Bur.) Durch kaiſer-
liche Verordnung wurde der Reichstag für Diens-
tag den 4. Auguſt einberufen.
Marburger Nachrichten.
Verein Frauenhilfe. Der Ausſchuß des
Vereines Frauenhilfe hat ſich dem großen Mar-
burger Hilfsausſchuſſe angegliedert und fordert alle
Mitglieder auf, werktätig die Ziele und Zwecke
dieſes Ausſchuſſes zu unterſtützen.
Die Hilfsbereitſchaft der Marburge Be-
völkrrung macht ſich in dieſer großen aber ſchweren
Zeit nach vielen Richtungen geltend. Rührend und
den Geiſt der allgemeinen Lage bezeichnend, iſt ein
Fall, der ſich am 1. Juli zugetragen hat, daß eine
einfache Köchin, Marie Labes iſt der Name der
Wackeren, in ihren Kreiſen eine Sammlung ver-
anſtaltete und mit Zuhilfenahme eigenen Geldes
Brot und Selchfleiſch einkaufte und unter die
Mannſchaft der 14. Komp. des Inf. Reg. Nr. 47
zur Verteilung brachte. Gewiß ein nachahmens-
wertes Beiſpiel, wie man beſtrebt iſt, die Lage
unſerer braven Truppen angenehmer zu geſtalten.
Über Anregung der Hortleitung ſtellten ſich der Lehr-
körper der Anſtalt ſowie weitere Herren des Mar-
burger Lehrſtandes dem Stadtrate für Kanzlei-
arbeiten zur Verfügung, damit vor allem ſo raſch
als möglich die Unterſtützungsanweiſungen an die
Reſerviſtenfamilien zur Erledigung kommen können.
Unterhaltsbeitrag für Angehörige von
Mobiliſierten. Anſpruch auf einen Unterhalisbei-
trag haben, 1. die Ehefrau und ehelichen Nachkom-
men, 2. die ehelichen Vorfahren, Geſchwiſter und
Schwiegereltern, 3. die unehelche Mutter und un-
eheliche Kinder, dann wenn ihr Unterhalt, zu wel-
chem außer Nahrung, Wohnung, Kleidung u. dgl.
unabweislicheu Lebensbedürfniſſen gegebenenfalls
Heil- und Pflegekoſten, bei Kindern überdies die
Koſten der Erziehung gerechnet werden können,
bisher von dem aus der perſönlichen Arbeit
des Einberufenen nachweisbar abhängig war
undwegen Entfalles diefes Einkommens gefährdet iſt.
Die Anmeldung muß bei jener Gemeinde erſtattet
werden, in welcher der Angehörige ſeinen ordent-
lichen Wohnſitz hat. Der Anſpruch iſt mittels
Formulares (erhältlich bei Gemeinden und Bezirks-
behörden, des ordentlichen Wohnſitzes des Ange-
hörigen anzumelden und gleichzeitig diejenige
familienangehörige Perſon namhaft zu machen, der
als Zahlungsempfänger der Unterhaltsbeitrag aus-
bezahlt werden ſoll. Der Unterhaltsbeitrag wird
dem Zahlungsempfänger in halbmonatlichen, am
1. und 16. jedes Monates fälligen Raten vor-
hinein an den von der Unterhaltskommiſſion feſt-
geſetzten Tagen erfolgt. Der Unterhaltsbeitrag
beſteht für jeden anſpruchsberechtigten Angehörigen
in einer Unterhaltsgebühr (für Graz 83 H., für
das übrige Land 77 H.) und wenn er auf die
Wohnungsmiete angewieſen iſt, in einem der Hälfte
der Unterhaltsgebühr gleichkommenden Mietzins-
beitrage. Für Angehörige unter 8 Jahren beſteht
der Unterhaltsbeitrag in der Hälfte des entfallenden
Ausmaßes. Der Geſamtbetrag der den Angehörigen
bewilligten Unterhaltsbeiträge darf den durchſchnitt-
lichen Tagesverdienſt des Mobiliſierten nicht über-
ſchreiten.
Maßnahmen zur Sicherung der Ernte
und Winterſaaten. An die ländliche Bevölkerung
des Bezirkes Marburg. Durch die Einberufung zu
den Waffen wird ſich bei einigen Landwirten der
Mangel an männlichen Arbeitskräften in empfind-
licher Weiſe bemerkbar machen, weshalb es geboten
erſcheint, ſchnellſtens Maßnahmen zu treffen, welche
geeignet ſind, die äußerſt gefährdeten Ernte-, Dreſch-
und Felderbeſtellungsarbeiten wenigſtens teilweiſe zu
ſichern. Durch gemeinſames Zuſammenwirken aller
Landwirte einer Ortſchaft dürfte es möglich ſein,
die entſtandenen Lücken teilweiſe notdürftig auszu-
füllen, um wenigſtens die dringendſten Arbeiten auch
bei jenen Landwirten zu verrichten, denen der
größere Teil der männlichen Kräfte entzogen wurde.
Eine ſolche Betätigung der Selbſthilfe, eine der-
artige nachbarliche Unterſtützung in ſo ernſter Zeit
iſt ein Gebot, dem ſich niemand entziehen ſoll und
darf. Gerade die Landwirtſchaft iſt ſo geartet, daß
ein und dieſelbe Arbeit nicht bei allen Beſitzern
zum gleichen Zeitpunkte, ſondern nacheinander vor
ſich gehen kann, dadurch iſt die Möglichkeit ge-
geben, ſich gegenſeitig auszuhelfen, die Ernte und
die Saatbeſtellung zu ſichern. Ich wende mich da-
her an die ländliche Bevölkerung des Bezirkes mit
der Bitte, die Landwirte wollen ſich nachbarlich
die Hände reichen, im gleichen Orte eine ent-
ſprechende Einteilung treffen, damit die Arbeiten
durch Zuſammenwirken aller dennoch ſoweit durch-
geführt werden können, damit die Ernte bei jedem
Landwirte rechtzeitig geborgen und die Ausſaat
rechtzeitig vorgenommen werden kann. K. k. Be-
zirkshauptmann und Statthaltereirat: Weiß von
Schleußenburg.
Deu Verkauf von Mehl, Reis und
Zucker. Behufs Ermöglichung einer tunlichſt gleich-
mäßigen Approviſionierung für alle Bevölkernngs-
klaſſen wurde von der k. k. Statthalterei für Städte,
Märkte und Induſtrialorte verordnet: Im Detail-
handel mit den folgenden Artikeln dürfen an Kon-
ſumenten nicht mehr äls die nachſtehenden Mengen
auf einmal abgegeben werden. 1. von allen Gattun-
gen Mehl und von Reis höchſtens 3 Kilogramm,
2. von Zucker höchſtens 5 Kilogramm, bezw. bei
Hntzucker ein ganzer Stock. Auf Beſtellungen, die
vor dem 1. Auguſt 1914 erfolgt ſind, findet dieſe
Verordnung keine Anwendung. Übertretungen dieſer
Verordnung werden mit einer Geldſtrafe von 2
bis 200 K. oder mit 6 ſtündiger bis 14 tägiger
Anhaltung geahndet.
„Verluſtträger geſucht“. Am 24. Juli 1914
wurde die Taglöhnersgattin Thereſia Murkowitſch
von der Sicherheitswache in Marburg wegen ver-
dächtigen Geldbeſitzes angehalten. Murkowitſch, bei
welcher noch ein Betrag von 200 K. gefunden
wurde, gibt an, am Nachmittage des 1. Mai 1914,
als ſie dem Umzuge der Sozialdemokraten zuſah,
in Marburg in der Fabriksgaſſe einen Geldbetrag
von 459 K. in Papier gefunden zu haben. Der Ver-
luſtträger oder Perſonen, welche über den Verluſt-
träger Auskunft geben können, werden aufgefordert,
ſich mündlich oder ſchriftlich beim Stadtrate als
Sicherheitsbehörde in Marburg oder beim k. k. Kreis-
gerichte Marburg Abteilung VIII, Zimmer Nr. 93
zn melden.
Trauungen. Freitag den 31. Juli um 7 Uhr
abends fand in der evangeliſchen Chriſtuskirche in
Marburg die Trauung des Herrn Hans Jugg,
Landwehrſoldaten, mit Fräulein Mizzi Ferſch
ſtatt. Als Trauzeugen fungierten die Herren Franz
Friedau, Gaſtwirt in Marburg und Martin
Reberniſcheg, Gaſtwirt und Spenglermeiſter
in St. Egydi. — Samstag den 1. Auguſt um
6 Uhr abends fand in derſelben Kirche die Trau-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: keine Angabe; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |