Marburger Zeitung. Nr. 79, Marburg, 30.06.1904.Marburger Zeitung. [Spaltenumbruch] Der Preis des Blattes beträgt: Für Marburg: Mit Postversendung: [Spaltenumbruch] Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Sprechstunden des Schriftleiters an allen Wochentagen von Die Verwaltung befindet sich: Postgasse 4. (Telephon-Nr. 24.) [Spaltenumbruch] Einschaltungen werden im Verlage des Blattes und von Nr. 79 Donnerstag, 30. Juni 1904 43. Jahrgang. [Spaltenumbruch] Abonnements-Einladung. Anläßlich des Quartalschlusses erlauben wir Die Schriftleitung und Verwaltung Geschäfte mit der Regierung. Der Stern der Jungtschechen muß sich schon Aber auch Dr. Mattusch möchte aus der Unter diesen Umständen fällt einem wirklich Den Deutschen in Oesterreich ist es längst [Spaltenumbruch] Nachdruck verboten. Edle Rache. (Fortsetzung.) "Was Du klug bist, Iwanchen! Du heißt ja Der würdige Kapitän hatte natürlich keine [Spaltenumbruch] Es war in der zehnten Stunde, als sie die Die Panna hatte sich erhoben. "Wer? Marburger Zeitung. [Spaltenumbruch] Der Preis des Blattes beträgt: Für Marburg: Mit Poſtverſendung: [Spaltenumbruch] Erſcheint jeden Dienstag, Donnerstag und Sprechſtunden des Schriftleiters an allen Wochentagen von Die Verwaltung befindet ſich: Poſtgaſſe 4. (Telephon-Nr. 24.) [Spaltenumbruch] Einſchaltungen werden im Verlage des Blattes und von Nr. 79 Donnerstag, 30. Juni 1904 43. Jahrgang. [Spaltenumbruch] Abonnements-Einladung. Anläßlich des Quartalſchluſſes erlauben wir Die Schriftleitung und Verwaltung Geſchäfte mit der Regierung. Der Stern der Jungtſchechen muß ſich ſchon Aber auch Dr. Mattuſch möchte aus der Unter dieſen Umſtänden fällt einem wirklich Den Deutſchen in Oeſterreich iſt es längſt [Spaltenumbruch] Nachdruck verboten. Edle Rache. (Fortſetzung.) „Was Du klug biſt, Iwanchen! Du heißt ja Der würdige Kapitän hatte natürlich keine [Spaltenumbruch] Es war in der zehnten Stunde, als ſie die Die Panna hatte ſich erhoben. „Wer? <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <titlePage xml:id="title1" type="heading" next="#title2"> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Marburger Zeitung.</hi> </titlePart> </titlePage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jExpedition"> <p>Der Preis des Blattes beträgt: Für Marburg:<lb/> Ganzjährig 12 <hi rendition="#aq">K,</hi> halbjährig 6 <hi rendition="#aq">K,</hi> vierteljährig 3 <hi rendition="#aq">K,</hi> monat-<lb/> lich 1 <hi rendition="#aq">K.</hi> Bei Zuſtellung ins Haus monatlich 20 <hi rendition="#aq">h</hi> mehr.</p><lb/> <p>Mit Poſtverſendung:<lb/> Ganzjährig 14 <hi rendition="#aq">K,</hi> halbjährig 7 <hi rendition="#aq">K,</hi> vierteljährig 3 <hi rendition="#aq">K 50 h.</hi><lb/> Das Abonnement dauert bis zur ſchriftlichen Abbeſtellung.</p><lb/> <cb/> <p> <hi rendition="#b">Erſcheint jeden Dienstag, Donnerstag und<lb/> Samstag abends.</hi> </p><lb/> <p>Sprechſtunden des Schriftleiters an allen Wochentagen von<lb/> 11—12 Uhr vorm. und von 5—6 Uhr nachm. 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Marburger Zeitung.
Der Preis des Blattes beträgt: Für Marburg:
Ganzjährig 12 K, halbjährig 6 K, vierteljährig 3 K, monat-
lich 1 K. Bei Zuſtellung ins Haus monatlich 20 h mehr.
Mit Poſtverſendung:
Ganzjährig 14 K, halbjährig 7 K, vierteljährig 3 K 50 h.
Das Abonnement dauert bis zur ſchriftlichen Abbeſtellung.
Erſcheint jeden Dienstag, Donnerstag und
Samstag abends.
Sprechſtunden des Schriftleiters an allen Wochentagen von
11—12 Uhr vorm. und von 5—6 Uhr nachm. Poſtgaſſe 4.
Die Verwaltung befindet ſich: Poſtgaſſe 4. (Telephon-Nr. 24.)
Einſchaltungen werden im Verlage des Blattes und von
allen größeren Annoncen-Expeditionen entgegengenommen
Inſeratenpreis: Für die 5mal geſpaltene Zeile 12 h, bei
Wiederholung bedeut. Nachlaß, Schluß für Einſchaltungen
Dienstag, Donnerstag, Samstag mittags. Manuſkripte
werden nicht zurückgegeben. Die Einzelnummer koſtet 10 h.
Nr. 79 Donnerstag, 30. Juni 1904 43. Jahrgang.
Abonnements-Einladung.
Anläßlich des Quartalſchluſſes erlauben wir
uns, die deutſche Bevölkerung von Marburg und
Unterſteiermark zum Bezuge unſeres Blattes ein-
zuladen. Gänzlich unabhängig, wird die „Marburger
Zeitung“ ſtets wie bisher für die Intereſſen der
deutſchen Bevölkerung eintreten und durch Reich-
haltigkeit des Stoffes den Leſer nach jeder Richtung
hin befriedigen. Soll eine Zeitung im hartbedrängten
Unterlande ihrer nationalen Aufgabe voll und ganz
genügen, dann bedarf ſie auch der Unterſtützung der
national geſinnten Bevölkerung.
Die Schriftleitung und Verwaltung
der
„Marburger Zeitung“.
Geſchäfte mit der Regierung.
Der Stern der Jungtſchechen muß ſich ſchon
erſichtlich zum Abende neigen, wenn die Alttſchechen
offen gegen die jungtſchechiſche Obſtruktionspolitik
Stellung nehmen. Der Abg. Mattuſch, dem die
Politik eine gut dotierte Finanzſtellung gebracht
hat, erklärt ſich in einer Monatsſchrift für das Ab-
gehen von der tſchechiſchen Obſtruktion, die alle
ihre Zwecke verſehlt habe. Ein Wechſel in der
Taktik, meint er, kann nicht als Kapitulation be-
trachtet werden. Das iſt um ſo richtiger, als ja
niemand nachweiſen kann, was denn die Tſchechen
eigentlich verlieren, wenn ſie die Obſtruktion auf-
geben, oder was denn für ſchreckliche Folgen in
dieſem Falle für das Tſchechentum eintreten, abge-
ſehen von der Blamage für die Jungtſchechen, die
ihre ganze Politik auf die Obſtruktion geſtellt
haben und durch Verlaſſen derſelben das Einge-
ſtändnis machen würden, daß die glänzenden Ver-
ſprechungen, welche ſie dem Volke von dieſer
Taktik vorgeſpiegelt haben, nicht in Erfüllung ge-
gangen ſind und daß ſie ſelbſt, die Jungtſchechen
nämlich, endgiltig an dem Erfolge dieſer Taktik
verzweifeln. Allein eine Blamage der Jungtſchechen
iſt noch lange kein nationales Unglück für das
Tſchechentum, was endlich auch das tſchechiſche
Volk, das noch immer auf die Vorſpiegelungen
eines Kramarſch und Herold etwas gibt, ein-
ſehen wird.
Aber auch Dr. Mattuſch möchte aus der
Obſtruktion, die er verlaſſen ſehen will, noch einigen
Profit, oder beſſer geſagt, ſo viel Profit als nur
möglich herausſchlagen. Da das Feſthalten an der
Obſtruktion nichts getragen hat, ſoll das Abſpringen
von derſelben den Tſchechen Gewinn bringen. Dr.
Mattuſch iſt nun ſo gnädig, Kredit zu geben,
während die Jungtſchechen Vorauszahlung haben
wollen. „Wenn nun innerhalb eines beſtimmten
Termines“, diktiert der Alttſcheche Dr. Mattuſch,
„den dringendſten Forderungen der Tſchechen nicht
Genüge geleiſtet ſein ſollte, und wenn bei Aufnahme
dieſer neuen Taktik nicht gleichzeitig die Deutſchen
die Obſtruktion im böhmiſchen Landtage einſtellen
ſollten, dann hätten die böhmiſchen Abgeordneten
wieder freie Hand ....“ d. h. ſie könnten mit
der Obſtruktion abermals einſetzen. Dr. Mattuſch
diktiert alſo gerade ſo, wie die Jungtſchechen dik-
tieren, was ſie als „ihre dringenden Forderungen“
anſehen wollen, wahrſcheinlich noch Einiges mehr
als die innere Amtsſprache und die mähriſche Uni-
verſität; ſie diktieren den Termin, bis zu welchem
dieſe zwei, drei oder zehn Forderungen erfüllt ſein
müſſen; ſie diktieren insbeſondere, daß die Deutſchen
ſofort ihre Obſtruktion im Landtage aufzugeben haben.
Unter dieſen Umſtänden fällt einem wirklich
die Wahl zwiſchen den Alt- und Jungtſchechen
ſchwer. Was die einen und was die anderen fordern,
das iſt ſozuſagen „gehupft wie geſprungen“. Herr
v. Koerber mag daraus erſehen, wie wenig ihm ein
Abgehen der Tſchechen von der Obſtruktion, für
die er ſich abrackert, eigentlich eintrüge. Er hätte
nur die Wahl zwiſchen der tatſächlichen Obſtruktion
und der ewig drohenden Obſtruktion, die jeden
Augenblick wieder tatſächlich werden könnte. Eine
öſterreichiſche Regierung müßte daraus die Lehre
ziehen, daß die Tſchechen ganz anders behandelt
werden müſſen, als mit dem endlos gewordenen
Beſtreben, die Tſchechen zum Aufgeben der jeweils
einander in holdem Reigen folgenden Obſtruktionen
zu beſtimmen, daß Tatſachen geſchaffen werden
müſſen, welche den Tſchechen den ſtets geladenen
Obſtruktions-Revolver aus der Hand ſchlagen, und
ſie beſtimmen, ohne Shylok-Schein und Shylok-
Meſſer im Gürtel an der Weiterentwicklung Oeſter-
reichs einträchtig mit den anderen Stämmen mit-
zuwirken. Das Diktieren muß den Tſchechen endlich
verleidet werden, den Jungtſchechen, den Alttſchechen
und den anderen, die alleſammt von derſelben
Diktier- und Profitierwut beſeſſen ſind.
Den Deutſchen in Oeſterreich iſt es längſt
gleichgiltig, ob die Tſchechen obſtruieren oder nicht
obſtruieren; ſie wachen darüber, daß den Tſchechen
Nachdruck verboten.
Edle Rache.
Roman von Rudolf Menger.
(Fortſetzung.)
„Was Du klug biſt, Iwanchen! Du heißt ja
wohl Iwan, mein Söhnchen!“ ſagte Peter Petro-
witſch wohlgefällig. „Jawohl, wir wollen ins
Quartier zurück und eine reitende Patrouille nach-
ſchicken. Zum Glück iſt auch die Panna Jeliska
noch da, um die ganze Zeche zu bezahlen. Gewehr
über! Marſch!“
Der würdige Kapitän hatte natürlich keine
Ahnung davon, daß die Panna Jeliska ſchon vor-
beigefahren war, als er bei den verkehrten Fußſtapfen
mit Iſchar die Kriegsliſt der Rebellen ſtudiert hatte.
Sie war, als Adlerheim ſich von ihr verabſchiedet
hatte, ſchnell mit ſich einig geworden, deſſen Rat
zu befolgen und nach Sareweo zu fahren. Iſaak
holte aus dem Nachbargehöft den Bauernſohn, der
gern bereit war, in dieſen ſchlechten Zeiten für guten
Lohn die Rolle des Kutſchers zu übernehmen, und
auf dieſe Weiſe glückte es der Panna Jeliska, früh
genug aufzubrechen, um der Begegnung mit Peter
Petrowitſch entgehen zu können. Sie langte auch
ohne ein Abenteuer an der Grenze an. Bei der
Annäherung des Wagens zeigte ſich zwar eine Ko-
ſakenpatrouille, aber der Führer ſah nur in den-
ſelben hinein und ritt, als er die einſame Dame
und den jugendlichen Kutſcher gewahrte, die er
beide für unverdächtig halten mußte, mit einem flüch-
tigen Gruße weiter.
Es war in der zehnten Stunde, als ſie die
Grenze paſſierten, und die Panna, die zu übergroßer
Eile keinen Grund mehr hatte, beſchloß, im nächſten
Städtchen zu übernachten. Dasſelbe war bald er-
reicht, und wenn es auch nicht viel größer war als
ein anſehnliches Kirchdorf, ſo beſaß es doch einen
wirklichen Gaſthof, in dem eine Dame einkehren
konnte. Der Wirt war ausnahmsweiſe kein Jude
und die Frau Wirtin eine junge, dralle und zutun-
liche Perſon, die der Panna Jeliska, als ſie ein-
trat, ſofort ihre ganze Wirtſchaft zur Verfügung
ſtellte und zur Empfehlung derſelben ihr mit-
teilte, daß der Ortsrichter, der Bürgermeiſter und
andere Notabilitäten des Städtchens ſoeben erſt
fortgegangen wären und allabendlich in der Gaſt-
ſtube ſich mit Kartenſpiel zu unterhalten pflegten.
Die Panna verlangte für ſich nur ein Glas Warm-
bier, ſtellte aber frei, dem Kutſcher alles zu geben,
was in Küche und Keller für eine gute Mahlzeit
bereit ſei. Der Frau Wirtin kam dieſe Anordnung
ganz recht, denn, kalkulierte ſie, dem jungen Men-
ſchen iſt es eher zu gönnen, als der gnädigen Frau,
wenn ihm etwas Gutes vorgeſetzt wird, außerdem
aber ißt und trinkt er, wenn er es dazu hat, min-
deſtens dreimal ſo viel, als dieſe. Mit dem Wohl-
wollen, das bei dieſem Gedanken in ihr Herz ein-
zog, verſicherte ſie auch, daß ſie in dem Zimmer,
welches für die gnädige Frau geheizt werde, ſelbſt
die Ofenklappe zumachen wolle, wenn das letzte
Flämmchen verglimmt ſei; man könne ja nicht vor-
ſichtig genug ſein, erſt in voriger Woche ſei im
Nachbarſtädtchen durch den Leichtſinn des Dienſt-
mädchens im Gaſthof zum Doppeladler ein Vieh-
händler erſtickt, der in der Heimat eine Frau und
ſechs unmündige Kinder habe. Es ſei ſchrecklich,
aber in ihrer Wirtſchaft könne ſolche Ruchloſigkeit
ſchlechterdings nicht vorkommen. Sie ging hinaus,
um in der Küche die nötigen Anordnungen zu
treffen, der Wirt desgleichen, um die Haustür zu
ſchließen, was ſtets mit dem Glockenſchlag zehn
geſchah, und die Panna nahm im Lehnſtuhl am
Ofen Platz, um ihren trüben Gedanken nachzuhän-
gen. Auf dem Schemel, der an der anderen Seite
des Ofens ſtand, lag eine große graue Katze, die
den Kopf zwiſchen die Hinterpfoten geſteckt hatte
und gemütlich ſchnurrte, die Wanduhr machte ihren
einförmigen und melancholiſchen Tiktak, die Lampe
auf dem Tiſche verbreitete in dem ziemlich großen
Zimmer nur einen Dämmerſchein: es paßte alles
ſo ſchön und faſt wohltuend zu ihrer Stimmung,
daß ſie unwillkürlich die Augen ſchloß und ermüdet,
wie ſie war, in eine Art Halbſchlummer ſank, in
dem ſie aber alsbald durch ein heftiges Klopfen an
die Haustür geſtört wurde. Sie fuhr empor und
hörte, wie der Wirt mit dem, der Einlaß begehrte,
einige Worte wechſelte und die Tür wieder auf-
ſchloß. Gleich darauf kam auch ſchon die Wirtin
ins Zimmer und ſchrie zum Gotterbarmen: „Jeſus,
Maria, ſie ſchleppen mir einen Verwundeten ins
Haus und ich ſoll dazu mein beſtes, mein eigenes
Gemach hergeben!“
Die Panna hatte ſich erhoben. „Wer?
Wo?“, fragte ſie, von einer Ahnung ergriffen,
daß der Verwundete Stephan ſei und zugleich in
Furcht erbebend, daß er bis auf den Tod getroffen
ſein könne.
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