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Marburger Zeitung. Nr. 76, Marburg, 27.06.1911.

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Nr. 76, 27. Juni 1911. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]

haglichen Volkssängerhumors ins Grab. Im jugend-
lichen Alter von 19 Jahren wurde er bereits Volks-
sänger, und zwar bei der Gesellschaft Stöckl in Wien.
1867 kam Spira nach Budapest und drei Jahre
später nahm er ein Engagement an den Theatern
Bruck und Leoben unter der Direktion Julius Böhm
an. In Bruck lernte Spira den unvergeßlichen
Volksdichter Karl Morre kennen, der damals Se-
kretär der Bezirksvertretung war. Morre schrieb für
Spira, der sich als besonders drastischer Couplet-
sänger zeigte, das erste Couplet "Die Schand'",
das Spira noch vor mehreren Jahren mit großem
Erfolge vortrug. Später wurde der Verstorbene
wieder Volkssänger in Wien und erfreute sich als
Mitglied der ersten Gesellschaften allgemeiner Be-
liebtheit. Der berühmte Komiker Matras stellte
ihm sein ganzes Coupletrepertoire für das eine
Couplet Morres "Die Schand'" zur Verfügung.
Im Jahre 1874 bereiste Spira mit einer eigenen
Gesellschaft Rußland, Deutschland, Rumänien, Bul-
garien und Serbien, wobei er sich ein kleines Ver-
mögen erwirtschaftete. Spira verlor dieses, als er
nach der bosnischen Okkupation mit einem Spaniolen
ein Theater erbaute und durch volle vier Jahre
Theaterdirektor in Sarajevo war. Spira wurde
wieder Volkssänger. Im Jahre 1892 kam Spira
nach dem Tode des Grazer Volkssängers Walter
zu dessen Witwe Marie ins Engagement. Auch in
Graz war Spira durch seine behagliche Komik bald
populär geworden. Eine schwere Krankheit entzog
ihn vor einigen Jahren seinem Berufe und Not und
Sorge zog in das Heim der guten Leute. Nun ist
der einstige Liebling des Volkssängerpublikums, be-
freit von allen Bitternissen des Komödiantenlebens,
in die Ewigkeit gewandert. Man wird ihm ein
freundliches Andenken bewahren.

Kirtagfest am 2. Juli.

Der Festausschuß
bittet alle, die sich an unseren schönen öffentlichen
Anlagen erfreuen, Spenden für das Fest zukommen
zu lassen. Weine an Herrn Richard Opriseg, Gegen-
stände für den Glückshafen an Frau Götz und
Geldspenden an Herrn Kokoschinegg. Vielen Dank
im voraus.

Postellagrabungen.

Die erste Grabungs-
woche ist abgelaufen. Sie hat einige sehr bemerkens-
werte Aufschlüsse gegeben, so zum Beispiel, daß der
Platz, auf welchem heute die Wallburg steht, schon
lange Zeit hindurch besiedelt war und erst dann
mit dem Wallbaue begonnen wurde. Der Wall
wurde vorerst, und zwar im besonderen im Süd-
osten nur bis zur Höhe von zwei Meter auf-
geworfen und erst späterhin um einen Meter erhöht.
Im Nordwesten wurden einige Hausstätten auf-
gedeckt. Die bedeutendste liegt heute in einer Tiefe
von 0·50 bis 0·80 Meter und gab allein beinahe
40 Kilogramm Topfscherben zutage. Die Topf-
scherben und andere Funde, in ihrer Gesamtheit
gegen 100 Kilogramm, werden, wenn einmal gründ-
lich gewaschen, sehr beachtenswerte Aufschlüsse über
die Besiedelungsverhältnisse des vorgeschichtlichen
Bachern geben und unser Museum mit einer sehens-
werten Kollektion an prähistorischen Ornamenten,
Buckeln, Randstücken etc. bereichern. Metallfunde --
bisher nur sehr gering. Die Arbeiten wurden mit
vier Gräbern (drei aus Petttau) bewerkstelligt,
werden nach einer kleinen Pause wieder fortgesetzt
und lassen weitere, für die Archäologie unseres
Bodens sehr wichtige Aufklärungen erhoffen. Mögen
sie doch in reicherem Maße als bisher seitens der
Bevölkerung Marburgs gefördert werden. Irmela,
die Unerlöste -- bittet darum. Spenden sind dem
Museumvereine noch in Aussicht gestellt worden.
Anläßlich eines zweistündigen Führungsvortrages
am vergangenen Sonntag trat die Ortsgruppe
Marburg des Touristenvereines "Die Naturfreunde",
deren zahlreich erschienene Mitglieder mit nicht
genug rühmenswertem Interesse den Ausführungen
an Ort und Stelle folgten, mit einem unterstützen-
den Beitrage von 10 K. dem Museumverein als
Mitglied bei. Für diese tatkräftige Förderung seiner
uneigennützigen Bemühungen, die auch bei anderen
Vereinen Nachahmung finden möge, sagt der Museum-
verein herzlichen Dank! Auch der Volksmund hat
sich der Grabungen auf der Postella bereits be-
mächtigt: "Marmorstufen", "Goldgeschmeide" und
dergleichen Prachtstücke phantasievollen Schatzglaubens
mehr, sollen oben gehoben worden sein; nichts da-
von aber weiß jener zu berichten, der es doch in
erster Linie wissen sollte ... Der Musenmverein.

Fischerei-Bezirksverein.

Über eine vom
Verein gegen die Maschinendirekton der Südbahn
gerichtete, auf die §§ 10 und 19 des österreichischen
Wassergesetzes fußende Beschwerde wegen fischerei-
[Spaltenumbruch] schädlicher Verunreinigung des rechtsufrigen Drau-
wassers durch täglich 300 Liter Ammoniakgeist aus
der Südbahngasanstalt hat die Maschinendirektion
verfügt, daß der Einlauf des Ammoniakwassers in
die Drau eingestellt werde. Ferner hat das Kommando
des k. u. k. Pionierbataillons Nr. 4 in Erledigung
einer durch den § 56 des Einquartierungsgesetzes
begründeten Eingabe des Fischereivereines in An-
gelegenheit der geplanten Sprengübungen unter
Wasser mit Zahl 645/Adj. dem Verein mitgeteilt,
daß es sich mit Rücksicht auf die Zuschrift des letzteren
bemüßigt sah, von der Vornahme von Spreng-
übungen unter Wasser auf der Drau abzusehen.
Beiden Kompetenzstellen gebührt für ihr gerechtes,
den Fischereibestrebungen des Vereines entgegen-
kommendes Verhalten der wärmste Dank! An der
Ende Juli und Anfang August stattfindenden wasser-
rechtlichen Lokalerhebung und Verhandlung über das
von Scherbaum. Buß & Comp. projektierte Elektri-
zitätswerk bei Faal wird der Fischereiverein durch
zwei Ausschußmitglieder vertreten sein, welchen die
Wahrung der Interessen der Fischerei und ganz be-
sonders die Sicherstellung des Einbaues eines gut
funktionierenden Fischweges nach einem vom Verein
vorzulegenden Plane zur ferneren Ermöglichung der
für die Erhaltung des Fischbestandes äußerst
wichtigen Fischwanderung obliegt. Die neuen, in
Nürnberg äußerst geschmackvoll hergestellten Vereins-
abzeichen können von den ordentl. Mitgliedern beim
Säckelwart Herrn Greiner (Koroschetz, Triesterstraße 2)
behoben werden.

Neuer Telephonanschluß.

Herr Med. Dr.
Hermann Krauß, Herrengasse 2, wurde mit
Nr. 150 VIII an das Telephonnetz angeschlossen.

Bioskop-Theater.

Das grandiose Groß-
stadtprogramm fand bei allen bisherigen Vorführungen
vollste Anerkennung und mit Recht, die Natur-
aufnahmen sind von bewundernswerter Reinheit
und Schärfe und sind besonders hervorzuheben die
klassischen Neapel-Serien und die höchst schwierigen
Gelände-Reitübungen der italienischen Königs-Kü-
rassiere; in der zoologischen Serie sieht man bei der
Insel Island Seehunde in ihrem Elemente, gewiß
eine höchst seltene Augenweide. Die zwei Schau-
spiele Das Geheimnis der Berge und Der ver-
hängnisvolle Tintenfleck haben ergreifenden, lebens-
wahren Inhalt; durch die Darstellung von ersten
Künstlern wird die Wirkung der fesselnden Szenen
sehr erhöht. Der heitere Teil des Programmes be-
steht aus hochkomischen Schlagern ersten Ranges,
von denen die beiden Nummern Fritzchens erste Zi-
garette und Fritzchen als Lebensversicherungsagent,
gespielt vom 5jährigen Abelard, selbstverständlich am
meisten gefallen. Jeden Tag um 8 Uhr ist Gelegen-
heit gebotem, um wenig Geld diese genußreiche
Vorführung im kühlen, gut ventilierten Theater-
saal zu besichtigen. Am kommenden Feiertag sind
wie Sonntag vier große Vorstellungen.

Gastwirtegenossenschaft des Bezirkes
Umgebung Marburg.

Am 5. Juli um halb 11
Uhr vormittags wird im Hotel Alte Bierquelle in
Marburg die Generalversammlung dieser Genossen-
schaft abgehalten. Auf der Tagesordnung stehen
u. a.: Neuwahl des Ausschusses und Besprechung
über eine allfällige Organisierung der Gastgewerbe-
treibenden. -- Falls die Versammlung zur obigen
Stunde nicht beschlußfähig ist, wird eine Stunde
später eine zweite abgehalten, welche bei jeder Teil-
nehmerzahl beschlußfähig ist.

Neue Prüfungsvorschrift für das
Lehramt an Mittelschulen.

Der Unterrichts-
minister hat eine neue Prüfungsvorschrift für das
Lehramt der wissenschaftlichen [F]ächer an Mittelschulen
einschließlich der Mädchenlyzeen erlassen. Die wich-
tigsten Neuerungen bestehen in folgendem: Vor allem
erschien eine Änderung in der Gruppierung der
Prüfungsgegenstäude notwendig: so wird Latein
außer mit Griechisch auch mit jeder lehrplanmäßigen
lebenden Sprache, die Unterrichtssprache außer mit
einer zweiten lebenden Sprache auch mit Geschichte
zu einer Fachgruppe vereinigt. Die Geographie kann
mit Naturgeschichte, die Philosophie fast mit jedem
der übrigen Prüfungsgegenstände eine Fachgruppe
bilden. Dagegen wurde die Fachgruppe Unterrichts-
sprache als Hauptfach, Latein und Griechisch als
Nebenfächer fallen gelassen. Die sogenannten Neben-
sächer wurden sehr eingeschränkt. Die Lehrbefähigung
wird nicht mehr nur für Gymnasien, für Real-
schulen oder für Mädchenlyzeen erworben, sondern
die Gruppen der Prüfungsgegenstände und die
Anforderungen in denselben sind für alle Typen
der Mittelschulen die gleichen. In den lebenden
Sprachen und ebenso in der Unterrichtssprache
[Spaltenumbruch] wird auf deren praktische Beherrschung größeres
Gewicht gelegt als bisher, bei den realistischen
Fächern ist die praktische Übung in den Laboratorien
und namentlich auch das physikalische Experiment
mehr betont als früher, wie überhaupt die praktische
Erprobung sowohl bei der Vorbereitung als bei
der Prüfung selbst mehr in den Vordergrund tritt.
Von nun an soll, wo es immer nur angeht, jeder
Kandidat nach bestandener wissenschaftlicher Lehr-
amtsprüfung behufs intensiver pädagogisch didakti-
scher Durchbildung ein pädagogisches Mittelschul-
semninar besuchen. Solche Seminare sollen an ein-
zelnen Mittelschulen in Universitätsstädten oder auch
in anderen Schulorten errichtet werden.

Kriegsbrücke über die Drau.

Am 4.
Juli nachmittags wird 300 Schritte unterhalb der
Mellinger Überfuhr vom 4. Pionierbataillon über
die ganze Breite der Drau eine Kriegsbrücke
geschlagen werden, welche geschlossen über Nacht
bestehen bleibt. Um Materialschäden und eventuellen
Unglücksfällen durch Einfahren von Flößen in die
geschlossene Brücke vorzubeugen, ist in der Zeit vom
4. Juli 1911 4 Uhr nachmittags bis 5. Juli 10
Uhr vormittags de Schiffahrt in der Drau-
strecke von der Marburger Straßenbrücke bis Unter-
Pobersch einzustellen. Die Truppen der Garnison
werden über die Kriegsbrücke marschieren.

Bauernhochzeit beim Kirtagfest

am
Sonntag den 2. Juli im Volksgarten. Es ergeht
vom Festausschusse die Aufforderung, es mögen sich
recht viele Kinder, klein und groß, an demselben be-
teiligen. Herr Bernhard, Tegetthoffstraße, erklärte
sich bereit, Anmeldungen hiezu entgegenzunehmen
und Auskünfte zu erteilen.

Aufgesessen.

Am vergangenen Sonntag
nachmittags trieben mehrere Burschen, worunter sich
der 24 Jahre alte Franz Strauß aus St. Peter
befand, am Hauptplatze vor dem Gasthause Stram-
litsch dadurch ihr Unwesen, daß sie im betrunkenen
Zustande einen derartigen Skandal machten, daß
sich Leute ansammelten und ein Wachmann die
Burschen zur Ruhe ermahnen mußte. Kaum hatte
sich der Wachmann entfernt, ging es von neuem
los. Strauß, wegen Rauferei gerichtlich wiederholt
vorbestraft, tat sich besonders hervor und meinte,
ihm könne nichts geschehen. Als wieder weiter ge-
rauft wurde, nahm der Wachmann den Strauß als
Rädelsführer fest, dieser ergriff aber die Flucht,
wurde jedoch vom Polizeihund Luchs solange ver-
folgt und festgehalten, bis der Wachmann nachkam.
Bei dieser Gelegenheit wurde der hintere Teil seiner
Hose arg in Mitleidenschaft gezogen. Abends fand
am gleichen Platze eine Rauferei statt, wobei der
Taglöhner Thomas Klinz mit einem Messer drohte;
es erfolgte schließlich seine Verhaftung.

Tödlicher Sturz bei einem Neubaue.

Als gestern der 20jährige Zimmermann August
Habit mit dem Verschalen der Stiegenhausdecke
bei einem Villaneubaue in der Josefgasse beschäftigt
war, verlor er plötzlich das Gleichgewicht und
stürzte vom Gerüste in eine Tiefe von ungefähr
neun Meter herab und blieb auf der Stelle tot
liegen. Da er auf das Betonpflaster des Vorhauses
gefallen war, erlitt er einen Schädelbruch. Das
Verschulden am Unfalle dürfte den Verunglückten
zum Teile selbst treffen, weil das Gerüst, auf dem
er stand und das er sich selbst hergerichtet hatte,
ein mangelhaftes war. Der Leichnam wurde in die
Leichenhalle nach Pobersch überführt.

Im Windenauer Schloßteiche er-
trunken.

Vorgestern abends badete sich der 17
Jahre alte Fleischerlehrling Alois Sobitsch im
Teiche nächst dem Windenauer Schlosse, wobei er
ertrank. Der Teich hat bereits mehrere Opfer auf
diese Weise gefordert. Sobitsch stand beim Fleischer-
meister Jakob Wreßnig in der Windenauerstraße in
der Lehre.

Selbstmord eines Knaben.

Vorgestern
nachmittags erhängte sich der 13 Jahre alte Keuschlers-
sohn Ferdinand Ladera in Neudorf, Gemeinde
Rothwein bei Marburg, in einer Holzhütte an einer
Rebschnur. Genannter war trübsinnig und hatte vor
14 Tagen einen Selbstmord auf die gleiche Weise
versucht, wurde jedoch von seiner Mutter noch
rechtzeitig daran gehindert.

Vom Südbahndienste.

Neu aufgenommen
wurden u. a. die Beamtenaspiranten: Paul Cchy,
Schwanberg, Johann Koller, Mureck, Friedrich
Puncuh, Reichenburg, Franz Zekar, Franzdorf. --
Versetzt wurden: Ing. Josef Leopold Pasnocht,
Maschinenadjunkt, von Graz nach Leibnitz; Heinrich
Ritter von Holle, Assistent, von Deutsch-Landsberg

Nr. 76, 27. Juni 1911. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]

haglichen Volksſängerhumors ins Grab. Im jugend-
lichen Alter von 19 Jahren wurde er bereits Volks-
ſänger, und zwar bei der Geſellſchaft Stöckl in Wien.
1867 kam Spira nach Budapeſt und drei Jahre
ſpäter nahm er ein Engagement an den Theatern
Bruck und Leoben unter der Direktion Julius Böhm
an. In Bruck lernte Spira den unvergeßlichen
Volksdichter Karl Morre kennen, der damals Se-
kretär der Bezirksvertretung war. Morre ſchrieb für
Spira, der ſich als beſonders draſtiſcher Couplet-
ſänger zeigte, das erſte Couplet „Die Schand’“,
das Spira noch vor mehreren Jahren mit großem
Erfolge vortrug. Später wurde der Verſtorbene
wieder Volksſänger in Wien und erfreute ſich als
Mitglied der erſten Geſellſchaften allgemeiner Be-
liebtheit. Der berühmte Komiker Matras ſtellte
ihm ſein ganzes Coupletrepertoire für das eine
Couplet Morres „Die Schand’“ zur Verfügung.
Im Jahre 1874 bereiſte Spira mit einer eigenen
Geſellſchaft Rußland, Deutſchland, Rumänien, Bul-
garien und Serbien, wobei er ſich ein kleines Ver-
mögen erwirtſchaftete. Spira verlor dieſes, als er
nach der bosniſchen Okkupation mit einem Spaniolen
ein Theater erbaute und durch volle vier Jahre
Theaterdirektor in Sarajevo war. Spira wurde
wieder Volksſänger. Im Jahre 1892 kam Spira
nach dem Tode des Grazer Volksſängers Walter
zu deſſen Witwe Marie ins Engagement. Auch in
Graz war Spira durch ſeine behagliche Komik bald
populär geworden. Eine ſchwere Krankheit entzog
ihn vor einigen Jahren ſeinem Berufe und Not und
Sorge zog in das Heim der guten Leute. Nun iſt
der einſtige Liebling des Volksſängerpublikums, be-
freit von allen Bitterniſſen des Komödiantenlebens,
in die Ewigkeit gewandert. Man wird ihm ein
freundliches Andenken bewahren.

Kirtagfeſt am 2. Juli.

Der Feſtausſchuß
bittet alle, die ſich an unſeren ſchönen öffentlichen
Anlagen erfreuen, Spenden für das Feſt zukommen
zu laſſen. Weine an Herrn Richard Opriſeg, Gegen-
ſtände für den Glückshafen an Frau Götz und
Geldſpenden an Herrn Kokoſchinegg. Vielen Dank
im voraus.

Poštellagrabungen.

Die erſte Grabungs-
woche iſt abgelaufen. Sie hat einige ſehr bemerkens-
werte Aufſchlüſſe gegeben, ſo zum Beiſpiel, daß der
Platz, auf welchem heute die Wallburg ſteht, ſchon
lange Zeit hindurch beſiedelt war und erſt dann
mit dem Wallbaue begonnen wurde. Der Wall
wurde vorerſt, und zwar im beſonderen im Süd-
oſten nur bis zur Höhe von zwei Meter auf-
geworfen und erſt ſpäterhin um einen Meter erhöht.
Im Nordweſten wurden einige Hausſtätten auf-
gedeckt. Die bedeutendſte liegt heute in einer Tiefe
von 0·50 bis 0·80 Meter und gab allein beinahe
40 Kilogramm Topfſcherben zutage. Die Topf-
ſcherben und andere Funde, in ihrer Geſamtheit
gegen 100 Kilogramm, werden, wenn einmal gründ-
lich gewaſchen, ſehr beachtenswerte Aufſchlüſſe über
die Beſiedelungsverhältniſſe des vorgeſchichtlichen
Bachern geben und unſer Muſeum mit einer ſehens-
werten Kollektion an prähiſtoriſchen Ornamenten,
Buckeln, Randſtücken ꝛc. bereichern. Metallfunde —
bisher nur ſehr gering. Die Arbeiten wurden mit
vier Gräbern (drei aus Petttau) bewerkſtelligt,
werden nach einer kleinen Pauſe wieder fortgeſetzt
und laſſen weitere, für die Archäologie unſeres
Bodens ſehr wichtige Aufklärungen erhoffen. Mögen
ſie doch in reicherem Maße als bisher ſeitens der
Bevölkerung Marburgs gefördert werden. Irmela,
die Unerlöſte — bittet darum. Spenden ſind dem
Muſeumvereine noch in Ausſicht geſtellt worden.
Anläßlich eines zweiſtündigen Führungsvortrages
am vergangenen Sonntag trat die Ortsgruppe
Marburg des Touriſtenvereines „Die Naturfreunde“,
deren zahlreich erſchienene Mitglieder mit nicht
genug rühmenswertem Intereſſe den Ausführungen
an Ort und Stelle folgten, mit einem unterſtützen-
den Beitrage von 10 K. dem Muſeumverein als
Mitglied bei. Für dieſe tatkräftige Förderung ſeiner
uneigennützigen Bemühungen, die auch bei anderen
Vereinen Nachahmung finden möge, ſagt der Muſeum-
verein herzlichen Dank! Auch der Volksmund hat
ſich der Grabungen auf der Poštella bereits be-
mächtigt: „Marmorſtufen“, „Goldgeſchmeide“ und
dergleichen Prachtſtücke phantaſievollen Schatzglaubens
mehr, ſollen oben gehoben worden ſein; nichts da-
von aber weiß jener zu berichten, der es doch in
erſter Linie wiſſen ſollte ... Der Muſenmverein.

Fiſcherei-Bezirksverein.

Über eine vom
Verein gegen die Maſchinendirekton der Südbahn
gerichtete, auf die §§ 10 und 19 des öſterreichiſchen
Waſſergeſetzes fußende Beſchwerde wegen fiſcherei-
[Spaltenumbruch] ſchädlicher Verunreinigung des rechtsufrigen Drau-
waſſers durch täglich 300 Liter Ammoniakgeiſt aus
der Südbahngasanſtalt hat die Maſchinendirektion
verfügt, daß der Einlauf des Ammoniakwaſſers in
die Drau eingeſtellt werde. Ferner hat das Kommando
des k. u. k. Pionierbataillons Nr. 4 in Erledigung
einer durch den § 56 des Einquartierungsgeſetzes
begründeten Eingabe des Fiſchereivereines in An-
gelegenheit der geplanten Sprengübungen unter
Waſſer mit Zahl 645/Adj. dem Verein mitgeteilt,
daß es ſich mit Rückſicht auf die Zuſchrift des letzteren
bemüßigt ſah, von der Vornahme von Spreng-
übungen unter Waſſer auf der Drau abzuſehen.
Beiden Kompetenzſtellen gebührt für ihr gerechtes,
den Fiſchereibeſtrebungen des Vereines entgegen-
kommendes Verhalten der wärmſte Dank! An der
Ende Juli und Anfang Auguſt ſtattfindenden waſſer-
rechtlichen Lokalerhebung und Verhandlung über das
von Scherbaum. Buß & Comp. projektierte Elektri-
zitätswerk bei Faal wird der Fiſchereiverein durch
zwei Ausſchußmitglieder vertreten ſein, welchen die
Wahrung der Intereſſen der Fiſcherei und ganz be-
ſonders die Sicherſtellung des Einbaues eines gut
funktionierenden Fiſchweges nach einem vom Verein
vorzulegenden Plane zur ferneren Ermöglichung der
für die Erhaltung des Fiſchbeſtandes äußerſt
wichtigen Fiſchwanderung obliegt. Die neuen, in
Nürnberg äußerſt geſchmackvoll hergeſtellten Vereins-
abzeichen können von den ordentl. Mitgliedern beim
Säckelwart Herrn Greiner (Koroſchetz, Trieſterſtraße 2)
behoben werden.

Neuer Telephonanſchluß.

Herr Med. Dr.
Hermann Krauß, Herrengaſſe 2, wurde mit
Nr. 150 VIII an das Telephonnetz angeſchloſſen.

Bioſkop-Theater.

Das grandioſe Groß-
ſtadtprogramm fand bei allen bisherigen Vorführungen
vollſte Anerkennung und mit Recht, die Natur-
aufnahmen ſind von bewundernswerter Reinheit
und Schärfe und ſind beſonders hervorzuheben die
klaſſiſchen Neapel-Serien und die höchſt ſchwierigen
Gelände-Reitübungen der italieniſchen Königs-Kü-
raſſiere; in der zoologiſchen Serie ſieht man bei der
Inſel Island Seehunde in ihrem Elemente, gewiß
eine höchſt ſeltene Augenweide. Die zwei Schau-
ſpiele Das Geheimnis der Berge und Der ver-
hängnisvolle Tintenfleck haben ergreifenden, lebens-
wahren Inhalt; durch die Darſtellung von erſten
Künſtlern wird die Wirkung der feſſelnden Szenen
ſehr erhöht. Der heitere Teil des Programmes be-
ſteht aus hochkomiſchen Schlagern erſten Ranges,
von denen die beiden Nummern Fritzchens erſte Zi-
garette und Fritzchen als Lebensverſicherungsagent,
geſpielt vom 5jährigen Abelard, ſelbſtverſtändlich am
meiſten gefallen. Jeden Tag um 8 Uhr iſt Gelegen-
heit gebotem, um wenig Geld dieſe genußreiche
Vorführung im kühlen, gut ventilierten Theater-
ſaal zu beſichtigen. Am kommenden Feiertag ſind
wie Sonntag vier große Vorſtellungen.

Gaſtwirtegenoſſenſchaft des Bezirkes
Umgebung Marburg.

Am 5. Juli um halb 11
Uhr vormittags wird im Hotel Alte Bierquelle in
Marburg die Generalverſammlung dieſer Genoſſen-
ſchaft abgehalten. Auf der Tagesordnung ſtehen
u. a.: Neuwahl des Ausſchuſſes und Beſprechung
über eine allfällige Organiſierung der Gaſtgewerbe-
treibenden. — Falls die Verſammlung zur obigen
Stunde nicht beſchlußfähig iſt, wird eine Stunde
ſpäter eine zweite abgehalten, welche bei jeder Teil-
nehmerzahl beſchlußfähig iſt.

Neue Prüfungsvorſchrift für das
Lehramt an Mittelſchulen.

Der Unterrichts-
miniſter hat eine neue Prüfungsvorſchrift für das
Lehramt der wiſſenſchaftlichen [F]ächer an Mittelſchulen
einſchließlich der Mädchenlyzeen erlaſſen. Die wich-
tigſten Neuerungen beſtehen in folgendem: Vor allem
erſchien eine Änderung in der Gruppierung der
Prüfungsgegenſtäude notwendig: ſo wird Latein
außer mit Griechiſch auch mit jeder lehrplanmäßigen
lebenden Sprache, die Unterrichtsſprache außer mit
einer zweiten lebenden Sprache auch mit Geſchichte
zu einer Fachgruppe vereinigt. Die Geographie kann
mit Naturgeſchichte, die Philoſophie faſt mit jedem
der übrigen Prüfungsgegenſtände eine Fachgruppe
bilden. Dagegen wurde die Fachgruppe Unterrichts-
ſprache als Hauptfach, Latein und Griechiſch als
Nebenfächer fallen gelaſſen. Die ſogenannten Neben-
ſächer wurden ſehr eingeſchränkt. Die Lehrbefähigung
wird nicht mehr nur für Gymnaſien, für Real-
ſchulen oder für Mädchenlyzeen erworben, ſondern
die Gruppen der Prüfungsgegenſtände und die
Anforderungen in denſelben ſind für alle Typen
der Mittelſchulen die gleichen. In den lebenden
Sprachen und ebenſo in der Unterrichtsſprache
[Spaltenumbruch] wird auf deren praktiſche Beherrſchung größeres
Gewicht gelegt als bisher, bei den realiſtiſchen
Fächern iſt die praktiſche Übung in den Laboratorien
und namentlich auch das phyſikaliſche Experiment
mehr betont als früher, wie überhaupt die praktiſche
Erprobung ſowohl bei der Vorbereitung als bei
der Prüfung ſelbſt mehr in den Vordergrund tritt.
Von nun an ſoll, wo es immer nur angeht, jeder
Kandidat nach beſtandener wiſſenſchaftlicher Lehr-
amtsprüfung behufs intenſiver pädagogiſch didakti-
ſcher Durchbildung ein pädagogiſches Mittelſchul-
ſemninar beſuchen. Solche Seminare ſollen an ein-
zelnen Mittelſchulen in Univerſitätsſtädten oder auch
in anderen Schulorten errichtet werden.

Kriegsbrücke über die Drau.

Am 4.
Juli nachmittags wird 300 Schritte unterhalb der
Mellinger Überfuhr vom 4. Pionierbataillon über
die ganze Breite der Drau eine Kriegsbrücke
geſchlagen werden, welche geſchloſſen über Nacht
beſtehen bleibt. Um Materialſchäden und eventuellen
Unglücksfällen durch Einfahren von Flößen in die
geſchloſſene Brücke vorzubeugen, iſt in der Zeit vom
4. Juli 1911 4 Uhr nachmittags bis 5. Juli 10
Uhr vormittags de Schiffahrt in der Drau-
ſtrecke von der Marburger Straßenbrücke bis Unter-
Poberſch einzuſtellen. Die Truppen der Garniſon
werden über die Kriegsbrücke marſchieren.

Bauernhochzeit beim Kirtagfeſt

am
Sonntag den 2. Juli im Volksgarten. Es ergeht
vom Feſtausſchuſſe die Aufforderung, es mögen ſich
recht viele Kinder, klein und groß, an demſelben be-
teiligen. Herr Bernhard, Tegetthoffſtraße, erklärte
ſich bereit, Anmeldungen hiezu entgegenzunehmen
und Auskünfte zu erteilen.

Aufgeſeſſen.

Am vergangenen Sonntag
nachmittags trieben mehrere Burſchen, worunter ſich
der 24 Jahre alte Franz Strauß aus St. Peter
befand, am Hauptplatze vor dem Gaſthauſe Stram-
litſch dadurch ihr Unweſen, daß ſie im betrunkenen
Zuſtande einen derartigen Skandal machten, daß
ſich Leute anſammelten und ein Wachmann die
Burſchen zur Ruhe ermahnen mußte. Kaum hatte
ſich der Wachmann entfernt, ging es von neuem
los. Strauß, wegen Rauferei gerichtlich wiederholt
vorbeſtraft, tat ſich beſonders hervor und meinte,
ihm könne nichts geſchehen. Als wieder weiter ge-
rauft wurde, nahm der Wachmann den Strauß als
Rädelsführer feſt, dieſer ergriff aber die Flucht,
wurde jedoch vom Polizeihund Luchs ſolange ver-
folgt und feſtgehalten, bis der Wachmann nachkam.
Bei dieſer Gelegenheit wurde der hintere Teil ſeiner
Hoſe arg in Mitleidenſchaft gezogen. Abends fand
am gleichen Platze eine Rauferei ſtatt, wobei der
Taglöhner Thomas Klinz mit einem Meſſer drohte;
es erfolgte ſchließlich ſeine Verhaftung.

Tödlicher Sturz bei einem Neubaue.

Als geſtern der 20jährige Zimmermann Auguſt
Habit mit dem Verſchalen der Stiegenhausdecke
bei einem Villaneubaue in der Joſefgaſſe beſchäftigt
war, verlor er plötzlich das Gleichgewicht und
ſtürzte vom Gerüſte in eine Tiefe von ungefähr
neun Meter herab und blieb auf der Stelle tot
liegen. Da er auf das Betonpflaſter des Vorhauſes
gefallen war, erlitt er einen Schädelbruch. Das
Verſchulden am Unfalle dürfte den Verunglückten
zum Teile ſelbſt treffen, weil das Gerüſt, auf dem
er ſtand und das er ſich ſelbſt hergerichtet hatte,
ein mangelhaftes war. Der Leichnam wurde in die
Leichenhalle nach Poberſch überführt.

Im Windenauer Schloßteiche er-
trunken.

Vorgeſtern abends badete ſich der 17
Jahre alte Fleiſcherlehrling Alois Sobitſch im
Teiche nächſt dem Windenauer Schloſſe, wobei er
ertrank. Der Teich hat bereits mehrere Opfer auf
dieſe Weiſe gefordert. Sobitſch ſtand beim Fleiſcher-
meiſter Jakob Wreßnig in der Windenauerſtraße in
der Lehre.

Selbſtmord eines Knaben.

Vorgeſtern
nachmittags erhängte ſich der 13 Jahre alte Keuſchlers-
ſohn Ferdinand Ladera in Neudorf, Gemeinde
Rothwein bei Marburg, in einer Holzhütte an einer
Rebſchnur. Genannter war trübſinnig und hatte vor
14 Tagen einen Selbſtmord auf die gleiche Weiſe
verſucht, wurde jedoch von ſeiner Mutter noch
rechtzeitig daran gehindert.

Vom Südbahndienſte.

Neu aufgenommen
wurden u. a. die Beamtenaſpiranten: Paul Cchy,
Schwanberg, Johann Koller, Mureck, Friedrich
Puncuh, Reichenburg, Franz Zekar, Franzdorf. —
Verſetzt wurden: Ing. Joſef Leopold Pasnocht,
Maſchinenadjunkt, von Graz nach Leibnitz; Heinrich
Ritter von Holle, Aſſiſtent, von Deutſch-Landsberg

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Spira, der &#x017F;ich als be&#x017F;onders dra&#x017F;ti&#x017F;cher Couplet-<lb/>
&#x017F;änger zeigte, das er&#x017F;te Couplet &#x201E;Die Schand&#x2019;&#x201C;,<lb/>
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liebtheit. Der berühmte Komiker <hi rendition="#g">Matras</hi> &#x017F;tellte<lb/>
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Theaterdirektor in Sarajevo war. Spira wurde<lb/>
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nach dem Tode des Grazer Volks&#x017F;ängers <hi rendition="#g">Walter</hi><lb/>
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Anlagen erfreuen, Spenden für das Fe&#x017F;t zukommen<lb/>
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&#x017F;tände für den Glückshafen an Frau Götz und<lb/>
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Im Nordwe&#x017F;ten wurden einige Haus&#x017F;tätten auf-<lb/>
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Bachern geben und un&#x017F;er Mu&#x017F;eum mit einer &#x017F;ehens-<lb/>
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Bodens &#x017F;ehr wichtige Aufklärungen erhoffen. Mögen<lb/>
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Bevölkerung Marburgs gefördert werden. Irmela,<lb/>
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Anläßlich eines zwei&#x017F;tündigen Führungsvortrages<lb/>
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&#x017F;ich der Grabungen auf der Po<hi rendition="#aq">&#x0161;</hi>tella bereits be-<lb/>
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&#x017F;chädlicher Verunreinigung des rechtsufrigen Drau-<lb/>
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Beiden Kompetenz&#x017F;tellen gebührt für ihr gerechtes,<lb/>
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rechtlichen Lokalerhebung und Verhandlung über das<lb/>
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&#x017F;onders die Sicher&#x017F;tellung des Einbaues eines gut<lb/>
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In&#x017F;el Island Seehunde in ihrem Elemente, gewiß<lb/>
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&#x017F;piele Das Geheimnis der Berge und Der ver-<lb/>
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Kün&#x017F;tlern wird die Wirkung der fe&#x017F;&#x017F;elnden Szenen<lb/>
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[3/0003] Nr. 76, 27. Juni 1911. Marburger Zeitung haglichen Volksſängerhumors ins Grab. Im jugend- lichen Alter von 19 Jahren wurde er bereits Volks- ſänger, und zwar bei der Geſellſchaft Stöckl in Wien. 1867 kam Spira nach Budapeſt und drei Jahre ſpäter nahm er ein Engagement an den Theatern Bruck und Leoben unter der Direktion Julius Böhm an. In Bruck lernte Spira den unvergeßlichen Volksdichter Karl Morre kennen, der damals Se- kretär der Bezirksvertretung war. Morre ſchrieb für Spira, der ſich als beſonders draſtiſcher Couplet- ſänger zeigte, das erſte Couplet „Die Schand’“, das Spira noch vor mehreren Jahren mit großem Erfolge vortrug. Später wurde der Verſtorbene wieder Volksſänger in Wien und erfreute ſich als Mitglied der erſten Geſellſchaften allgemeiner Be- liebtheit. Der berühmte Komiker Matras ſtellte ihm ſein ganzes Coupletrepertoire für das eine Couplet Morres „Die Schand’“ zur Verfügung. Im Jahre 1874 bereiſte Spira mit einer eigenen Geſellſchaft Rußland, Deutſchland, Rumänien, Bul- garien und Serbien, wobei er ſich ein kleines Ver- mögen erwirtſchaftete. Spira verlor dieſes, als er nach der bosniſchen Okkupation mit einem Spaniolen ein Theater erbaute und durch volle vier Jahre Theaterdirektor in Sarajevo war. Spira wurde wieder Volksſänger. Im Jahre 1892 kam Spira nach dem Tode des Grazer Volksſängers Walter zu deſſen Witwe Marie ins Engagement. Auch in Graz war Spira durch ſeine behagliche Komik bald populär geworden. Eine ſchwere Krankheit entzog ihn vor einigen Jahren ſeinem Berufe und Not und Sorge zog in das Heim der guten Leute. Nun iſt der einſtige Liebling des Volksſängerpublikums, be- freit von allen Bitterniſſen des Komödiantenlebens, in die Ewigkeit gewandert. Man wird ihm ein freundliches Andenken bewahren. Kirtagfeſt am 2. Juli. Der Feſtausſchuß bittet alle, die ſich an unſeren ſchönen öffentlichen Anlagen erfreuen, Spenden für das Feſt zukommen zu laſſen. Weine an Herrn Richard Opriſeg, Gegen- ſtände für den Glückshafen an Frau Götz und Geldſpenden an Herrn Kokoſchinegg. Vielen Dank im voraus. Poštellagrabungen. Die erſte Grabungs- woche iſt abgelaufen. Sie hat einige ſehr bemerkens- werte Aufſchlüſſe gegeben, ſo zum Beiſpiel, daß der Platz, auf welchem heute die Wallburg ſteht, ſchon lange Zeit hindurch beſiedelt war und erſt dann mit dem Wallbaue begonnen wurde. Der Wall wurde vorerſt, und zwar im beſonderen im Süd- oſten nur bis zur Höhe von zwei Meter auf- geworfen und erſt ſpäterhin um einen Meter erhöht. Im Nordweſten wurden einige Hausſtätten auf- gedeckt. Die bedeutendſte liegt heute in einer Tiefe von 0·50 bis 0·80 Meter und gab allein beinahe 40 Kilogramm Topfſcherben zutage. Die Topf- ſcherben und andere Funde, in ihrer Geſamtheit gegen 100 Kilogramm, werden, wenn einmal gründ- lich gewaſchen, ſehr beachtenswerte Aufſchlüſſe über die Beſiedelungsverhältniſſe des vorgeſchichtlichen Bachern geben und unſer Muſeum mit einer ſehens- werten Kollektion an prähiſtoriſchen Ornamenten, Buckeln, Randſtücken ꝛc. bereichern. Metallfunde — bisher nur ſehr gering. Die Arbeiten wurden mit vier Gräbern (drei aus Petttau) bewerkſtelligt, werden nach einer kleinen Pauſe wieder fortgeſetzt und laſſen weitere, für die Archäologie unſeres Bodens ſehr wichtige Aufklärungen erhoffen. Mögen ſie doch in reicherem Maße als bisher ſeitens der Bevölkerung Marburgs gefördert werden. Irmela, die Unerlöſte — bittet darum. Spenden ſind dem Muſeumvereine noch in Ausſicht geſtellt worden. Anläßlich eines zweiſtündigen Führungsvortrages am vergangenen Sonntag trat die Ortsgruppe Marburg des Touriſtenvereines „Die Naturfreunde“, deren zahlreich erſchienene Mitglieder mit nicht genug rühmenswertem Intereſſe den Ausführungen an Ort und Stelle folgten, mit einem unterſtützen- den Beitrage von 10 K. dem Muſeumverein als Mitglied bei. Für dieſe tatkräftige Förderung ſeiner uneigennützigen Bemühungen, die auch bei anderen Vereinen Nachahmung finden möge, ſagt der Muſeum- verein herzlichen Dank! Auch der Volksmund hat ſich der Grabungen auf der Poštella bereits be- mächtigt: „Marmorſtufen“, „Goldgeſchmeide“ und dergleichen Prachtſtücke phantaſievollen Schatzglaubens mehr, ſollen oben gehoben worden ſein; nichts da- von aber weiß jener zu berichten, der es doch in erſter Linie wiſſen ſollte ... Der Muſenmverein. Fiſcherei-Bezirksverein. Über eine vom Verein gegen die Maſchinendirekton der Südbahn gerichtete, auf die §§ 10 und 19 des öſterreichiſchen Waſſergeſetzes fußende Beſchwerde wegen fiſcherei- ſchädlicher Verunreinigung des rechtsufrigen Drau- waſſers durch täglich 300 Liter Ammoniakgeiſt aus der Südbahngasanſtalt hat die Maſchinendirektion verfügt, daß der Einlauf des Ammoniakwaſſers in die Drau eingeſtellt werde. Ferner hat das Kommando des k. u. k. Pionierbataillons Nr. 4 in Erledigung einer durch den § 56 des Einquartierungsgeſetzes begründeten Eingabe des Fiſchereivereines in An- gelegenheit der geplanten Sprengübungen unter Waſſer mit Zahl 645/Adj. dem Verein mitgeteilt, daß es ſich mit Rückſicht auf die Zuſchrift des letzteren bemüßigt ſah, von der Vornahme von Spreng- übungen unter Waſſer auf der Drau abzuſehen. Beiden Kompetenzſtellen gebührt für ihr gerechtes, den Fiſchereibeſtrebungen des Vereines entgegen- kommendes Verhalten der wärmſte Dank! An der Ende Juli und Anfang Auguſt ſtattfindenden waſſer- rechtlichen Lokalerhebung und Verhandlung über das von Scherbaum. Buß & Comp. projektierte Elektri- zitätswerk bei Faal wird der Fiſchereiverein durch zwei Ausſchußmitglieder vertreten ſein, welchen die Wahrung der Intereſſen der Fiſcherei und ganz be- ſonders die Sicherſtellung des Einbaues eines gut funktionierenden Fiſchweges nach einem vom Verein vorzulegenden Plane zur ferneren Ermöglichung der für die Erhaltung des Fiſchbeſtandes äußerſt wichtigen Fiſchwanderung obliegt. Die neuen, in Nürnberg äußerſt geſchmackvoll hergeſtellten Vereins- abzeichen können von den ordentl. Mitgliedern beim Säckelwart Herrn Greiner (Koroſchetz, Trieſterſtraße 2) behoben werden. Neuer Telephonanſchluß. Herr Med. Dr. Hermann Krauß, Herrengaſſe 2, wurde mit Nr. 150 VIII an das Telephonnetz angeſchloſſen. Bioſkop-Theater. Das grandioſe Groß- ſtadtprogramm fand bei allen bisherigen Vorführungen vollſte Anerkennung und mit Recht, die Natur- aufnahmen ſind von bewundernswerter Reinheit und Schärfe und ſind beſonders hervorzuheben die klaſſiſchen Neapel-Serien und die höchſt ſchwierigen Gelände-Reitübungen der italieniſchen Königs-Kü- raſſiere; in der zoologiſchen Serie ſieht man bei der Inſel Island Seehunde in ihrem Elemente, gewiß eine höchſt ſeltene Augenweide. Die zwei Schau- ſpiele Das Geheimnis der Berge und Der ver- hängnisvolle Tintenfleck haben ergreifenden, lebens- wahren Inhalt; durch die Darſtellung von erſten Künſtlern wird die Wirkung der feſſelnden Szenen ſehr erhöht. Der heitere Teil des Programmes be- ſteht aus hochkomiſchen Schlagern erſten Ranges, von denen die beiden Nummern Fritzchens erſte Zi- garette und Fritzchen als Lebensverſicherungsagent, geſpielt vom 5jährigen Abelard, ſelbſtverſtändlich am meiſten gefallen. Jeden Tag um 8 Uhr iſt Gelegen- heit gebotem, um wenig Geld dieſe genußreiche Vorführung im kühlen, gut ventilierten Theater- ſaal zu beſichtigen. Am kommenden Feiertag ſind wie Sonntag vier große Vorſtellungen. Gaſtwirtegenoſſenſchaft des Bezirkes Umgebung Marburg. Am 5. Juli um halb 11 Uhr vormittags wird im Hotel Alte Bierquelle in Marburg die Generalverſammlung dieſer Genoſſen- ſchaft abgehalten. Auf der Tagesordnung ſtehen u. a.: Neuwahl des Ausſchuſſes und Beſprechung über eine allfällige Organiſierung der Gaſtgewerbe- treibenden. — Falls die Verſammlung zur obigen Stunde nicht beſchlußfähig iſt, wird eine Stunde ſpäter eine zweite abgehalten, welche bei jeder Teil- nehmerzahl beſchlußfähig iſt. Neue Prüfungsvorſchrift für das Lehramt an Mittelſchulen. Der Unterrichts- miniſter hat eine neue Prüfungsvorſchrift für das Lehramt der wiſſenſchaftlichen Fächer an Mittelſchulen einſchließlich der Mädchenlyzeen erlaſſen. Die wich- tigſten Neuerungen beſtehen in folgendem: Vor allem erſchien eine Änderung in der Gruppierung der Prüfungsgegenſtäude notwendig: ſo wird Latein außer mit Griechiſch auch mit jeder lehrplanmäßigen lebenden Sprache, die Unterrichtsſprache außer mit einer zweiten lebenden Sprache auch mit Geſchichte zu einer Fachgruppe vereinigt. Die Geographie kann mit Naturgeſchichte, die Philoſophie faſt mit jedem der übrigen Prüfungsgegenſtände eine Fachgruppe bilden. Dagegen wurde die Fachgruppe Unterrichts- ſprache als Hauptfach, Latein und Griechiſch als Nebenfächer fallen gelaſſen. Die ſogenannten Neben- ſächer wurden ſehr eingeſchränkt. Die Lehrbefähigung wird nicht mehr nur für Gymnaſien, für Real- ſchulen oder für Mädchenlyzeen erworben, ſondern die Gruppen der Prüfungsgegenſtände und die Anforderungen in denſelben ſind für alle Typen der Mittelſchulen die gleichen. In den lebenden Sprachen und ebenſo in der Unterrichtsſprache wird auf deren praktiſche Beherrſchung größeres Gewicht gelegt als bisher, bei den realiſtiſchen Fächern iſt die praktiſche Übung in den Laboratorien und namentlich auch das phyſikaliſche Experiment mehr betont als früher, wie überhaupt die praktiſche Erprobung ſowohl bei der Vorbereitung als bei der Prüfung ſelbſt mehr in den Vordergrund tritt. Von nun an ſoll, wo es immer nur angeht, jeder Kandidat nach beſtandener wiſſenſchaftlicher Lehr- amtsprüfung behufs intenſiver pädagogiſch didakti- ſcher Durchbildung ein pädagogiſches Mittelſchul- ſemninar beſuchen. Solche Seminare ſollen an ein- zelnen Mittelſchulen in Univerſitätsſtädten oder auch in anderen Schulorten errichtet werden. Kriegsbrücke über die Drau. Am 4. Juli nachmittags wird 300 Schritte unterhalb der Mellinger Überfuhr vom 4. Pionierbataillon über die ganze Breite der Drau eine Kriegsbrücke geſchlagen werden, welche geſchloſſen über Nacht beſtehen bleibt. Um Materialſchäden und eventuellen Unglücksfällen durch Einfahren von Flößen in die geſchloſſene Brücke vorzubeugen, iſt in der Zeit vom 4. Juli 1911 4 Uhr nachmittags bis 5. Juli 10 Uhr vormittags de Schiffahrt in der Drau- ſtrecke von der Marburger Straßenbrücke bis Unter- Poberſch einzuſtellen. Die Truppen der Garniſon werden über die Kriegsbrücke marſchieren. Bauernhochzeit beim Kirtagfeſt am Sonntag den 2. Juli im Volksgarten. Es ergeht vom Feſtausſchuſſe die Aufforderung, es mögen ſich recht viele Kinder, klein und groß, an demſelben be- teiligen. Herr Bernhard, Tegetthoffſtraße, erklärte ſich bereit, Anmeldungen hiezu entgegenzunehmen und Auskünfte zu erteilen. Aufgeſeſſen. Am vergangenen Sonntag nachmittags trieben mehrere Burſchen, worunter ſich der 24 Jahre alte Franz Strauß aus St. Peter befand, am Hauptplatze vor dem Gaſthauſe Stram- litſch dadurch ihr Unweſen, daß ſie im betrunkenen Zuſtande einen derartigen Skandal machten, daß ſich Leute anſammelten und ein Wachmann die Burſchen zur Ruhe ermahnen mußte. Kaum hatte ſich der Wachmann entfernt, ging es von neuem los. Strauß, wegen Rauferei gerichtlich wiederholt vorbeſtraft, tat ſich beſonders hervor und meinte, ihm könne nichts geſchehen. Als wieder weiter ge- rauft wurde, nahm der Wachmann den Strauß als Rädelsführer feſt, dieſer ergriff aber die Flucht, wurde jedoch vom Polizeihund Luchs ſolange ver- folgt und feſtgehalten, bis der Wachmann nachkam. Bei dieſer Gelegenheit wurde der hintere Teil ſeiner Hoſe arg in Mitleidenſchaft gezogen. Abends fand am gleichen Platze eine Rauferei ſtatt, wobei der Taglöhner Thomas Klinz mit einem Meſſer drohte; es erfolgte ſchließlich ſeine Verhaftung. Tödlicher Sturz bei einem Neubaue. Als geſtern der 20jährige Zimmermann Auguſt Habit mit dem Verſchalen der Stiegenhausdecke bei einem Villaneubaue in der Joſefgaſſe beſchäftigt war, verlor er plötzlich das Gleichgewicht und ſtürzte vom Gerüſte in eine Tiefe von ungefähr neun Meter herab und blieb auf der Stelle tot liegen. Da er auf das Betonpflaſter des Vorhauſes gefallen war, erlitt er einen Schädelbruch. Das Verſchulden am Unfalle dürfte den Verunglückten zum Teile ſelbſt treffen, weil das Gerüſt, auf dem er ſtand und das er ſich ſelbſt hergerichtet hatte, ein mangelhaftes war. Der Leichnam wurde in die Leichenhalle nach Poberſch überführt. Im Windenauer Schloßteiche er- trunken. Vorgeſtern abends badete ſich der 17 Jahre alte Fleiſcherlehrling Alois Sobitſch im Teiche nächſt dem Windenauer Schloſſe, wobei er ertrank. Der Teich hat bereits mehrere Opfer auf dieſe Weiſe gefordert. Sobitſch ſtand beim Fleiſcher- meiſter Jakob Wreßnig in der Windenauerſtraße in der Lehre. Selbſtmord eines Knaben. Vorgeſtern nachmittags erhängte ſich der 13 Jahre alte Keuſchlers- ſohn Ferdinand Ladera in Neudorf, Gemeinde Rothwein bei Marburg, in einer Holzhütte an einer Rebſchnur. Genannter war trübſinnig und hatte vor 14 Tagen einen Selbſtmord auf die gleiche Weiſe verſucht, wurde jedoch von ſeiner Mutter noch rechtzeitig daran gehindert. Vom Südbahndienſte. Neu aufgenommen wurden u. a. die Beamtenaſpiranten: Paul Cchy, Schwanberg, Johann Koller, Mureck, Friedrich Puncuh, Reichenburg, Franz Zekar, Franzdorf. — Verſetzt wurden: Ing. Joſef Leopold Pasnocht, Maſchinenadjunkt, von Graz nach Leibnitz; Heinrich Ritter von Holle, Aſſiſtent, von Deutſch-Landsberg

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 76, Marburg, 27.06.1911, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger76_1911/3>, abgerufen am 24.04.2024.