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Marburger Zeitung. Nr. 138, Marburg, 18.11.1913.

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Nr. 138, 18. November 1913 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] bei der Statthalterei in Graz zur Verhandlung.
Außerdem wandten sich die Deutschen Lembachs
auch an die deutschen Abgeordneten, sie mögen
ihren Wunsch unterstützen. Abgeordneter Doktor
Heilinger, der hiezu den Auftrag erhielt, wird
in den nächsten Tagen in dieser Angelegenheit inter-
venieren und den Wunsch der deutschen Ortsbe-
wohner Lembachs vorbringen.

Spenden.

Die Familie Friedau in Brunn-
dorf spendete anstatt eines Kranzes für die verstor-
bene Frau Josefine Schmid dem Deutschen Kinder-
garten in Brunndorf 10 K. -- Herr Oberingenleur
Hans Koberz in Maria-Ratschitz spendete der
Südmark 10 K. statt eines Kranzes für den ver-
storbenen Herrn Franz Oehm. -- Die Herren
Baumeister und Menis spendeten 15 K. für
die Rettungsabteilung anstatt eines Kranzes für
den verstorbenen Herrn Karl Jellek, wofür der
beste Dank gesagt wird. -- Die Stammtischrunde
des Gasthofes "Zum Lamm" hat statt eines Kranzes
für ihren verstorbenen Herbergsvater Herrn Karl
Jellek 20 Kronen der deutschen Volksschule in
Kartschowin-Leitersberg gespendet, wofür der Orts-
schulrat den besten Dank ausspricht.

Der Verein deutsche Mittelschule
Untersteiermark

hielt Sonntag den 16. No-
vember im Cyemiesaale der k. k. Staatsrealschule
eine ordentliche Vollversammlung ab. Der Obmann-
stellvertreter, Prof. Kropatschek, begrüßte die
zahlreich erschienenen Kollegen. namentlich die Ver-
treter aus Cilli und Pettau und gab hierauf einen
ausführlichen Tätigkeitsbericht. Der Schriftführer
des Vereines, Prof. Dr. Mühlbacher, entwarf
ein anschauliches Bild des Vereinslebens im abge-
laufenen Jahr, sprach über Zweck und Ziele des
Vereines und gab hiebel wertvolle Anregungen.
Die nun stattfindende Neuwahl des Ausschusses
hatte folgendes Ergebnis: Obmann Prof. Dr. W.
Kropatschek, Stellvertreter Prof. Doktor L.
Walter, 1. Schriftführer Prof. Dr. J. Mühl-
bacher,
2. Schriftführer Prof. Dr. B. Trobet,
Zahlmeister Prof. Dr. F. Nowotny. Hierauf ge-
langten verschiedene Vereinsangelegenheiten zur Er-
örterung. Unter anderem regte Kollege Dr. Macek
aus Cilli die Gründung eines Erholungsheimes für
Mittelschüler an der Adria an. Der Gedanke
wurde freudigst aufgegriffen und soll in nächster
Zeit wegen Aussührung des Planes an die anderen
deutschen Mittelschullehrer Österreichs herangetreten
werden. Nachdem Prof. Knapp dem scheidenden
Obman Prof. K. Zahlbruckner, der aus Ge-
sundheitsrücksichten sein Amt zurücklegt, für seine
großen Verdienste um den Verein im Namen aller
den Dank augesprochen hatte, schloß der Vorsitzende
die überaus anregend verlaufene Versammlung.

Die Wertbriefunterschlagungen Pi-
wonkas.

Der Postassistent Piwonka, der in Cilli
einen 30.000 Kronen-Brief veruntreute, hat nun
eingestanden, auch einen Brief mit 6000 Kronen,
der für einen Hopfenbauer in Sachsenfeld bestimmt
war, unterschlagen zu haben. Dieser Brief stammte
aus Nürnberg. Damals nahm man wegen der mehr-
maligen Umkartierung auf der Strecke Nürnberg--
Cilli--Sachsenfeld nicht an, daß der Brief gerade
in Cilli verlorengegangen sein müsse.

Die neuen Steueru.

Die Steuerkommission
des Herrenhauses hat unter Vorsitz des Obmann-
stellvertreters Dr. Freiherrn von Plener sämtliche
drei Luxussteuervorlagen erledigt. Die Schaum-
weinsteuer
wurde nach den Beschlüssen des Ab-
geordnetenhauses unverändert angenommen. Des-
gleichen die Totalisateursteuer, nachdem der
Leiter des Finanzministerlums Freiherr von Engel
die Eeklärung abgegeben hatte, daß die Regierung
die Überzeugung gewonnen hätte, daß diese Steuer
weder die Rennen noch die Pferdezucht beeinträchtigen
werde und daß er mit allem Nachdrucke auf die
ungarische Regierung einwirken werde, die gleiche
Steuer einzuführen. Die Automobilsteuer
wurde dahin abgeändert, daß die Steuer in der
Regel zwölf Kronen für eine Pferdekraft zu betragen
habe. Der Ausschuß wird sich anfangs Dezember
wieder versammeln, um die Branntweinsteuer
in Beratung zu ziehen.

Ein Sieg des Ballons Steiermark.

Samstag fand von der Umgebung Wiens aus eine
Fuchsballonfahrt statt, an der auch "unser" Ballon
Steiermark teilnahm. Insgesamt beteiligten sich dar-
an 30 Automobilisten als Verfolger und 7 Ballons.
Der Aufstieg der Ballons fand von der Leopoldau
aus statt. Der Fuchsballon "Austria", der um 10
Uhr 5 Minuten gestartet war, landete, nachdem er
die Donan bei Hainburg zweimal gequert hatte, bei
[Spaltenumbruch] Mitschdorf, südlich von Preßburg, 60 Kilometer vom
Start, um 11 Uhr 51 Minuten. Ihm zunächst
ging infolge geschickten Manövrierens durch den
Herrn Oberleutnant Max Macher der Ballon
"Steiermark" nieder. Nach der grandiosen Nacht-
fahrt ein neuer schöner Erfolg.

Anna Witlaczil +.

Der bekannte Bäckermeister
Herr Witlaczil ist wieder von einem schweren Schick-
salsschlage ereilt worden: Kürzlich erst starb seine
Mutter und heute nachmittags um halb 3 Uhr ist
seine Gattin Frau Anna Witlaczil, geb. Böhm,
verschieden. Das Leichenbegängnis der Verstorbenen
wird Donnerstag nach evangelischem Ritus von
der Leichenhalle aus zum Familiengrabe stattfinden.
Die Dahingeschiedene stand im 47. Lebensjahre.
Ehre ihrem Andenken.

Ein Überfall auf Ausflügler.

Sonntag
in der Nacht um 12 Uhr fuhren mehrere Mar-
burger Herren, welche einen Ausflug nach Ober-
St. Kunigund unternommen hatten, mit dem
Wagen wieder heimwärts. Ein Stück Weges vor
dem Hause der Gemischtwarenhandlung Kodritsch
riß einer der Stränge des Wagens. Der Kutscher
und die Fahrgäste stiegen ab, um die Reparatur-
arbeit durchzuführen. In diesem Augenblicke wurden
sie von einem Steinhagel überschüttet, der aus
dem Hause Kodritsch kam. Der Kutscher begab sich
zu dem Hause, um den Leuten slowenisch Vor-
haltungen darüber zu machen, daß sie harmlose
Ausflügler überfallen. Ihm kam ein Bursche ent-
gegen, welcher einen zwei Meter langen und fast
armdicken Prügel trug. Mit diesem hieb er sofort
auf den Kutscher ein, der dadurch am Kopfe eine
große Beule erhielt, so daß ihm das Blut über
das Gesicht rann; auch an einem Finger wurde
er durch einen Hieb verletzt. Doch gelang es dem
Kutscher, dem Burschen den Prügel zu entreißen
und wieder zum Wagen zurückzugelangen. Als der
Schaden am Strange ausgebessert war, fuhren die
Insassen vorsichtig bei dem gefährlichen Hause
vorüber. In diesem Augenblicke kam vom Dach-
giebel des Hauses wieder ein Hagel von Steinen
und Brettern herab. Es war ein Wunder, daß
niemand getroffen wurde: wären die Pferde ge-
troffen worden, hätte ein großes Unglück die Folge
sein können, wenn sie scheu geworden und durch-
gegangen wären. Beim Gendarmerieposten Leiters-
berg wurde noch nachts die Anzeige erstattet.

Militärkonzerte.

Seitdem die Kapelle des
Infanterieregimentes Nr. 47 nach Marburg kam,
gabs überall Militärkonzerte und überall Beifall
und Anerkennung. Das größte Gedränge herrschte
vorigen Freitag bei dem Konzert im Cafe Theresien-
hof; so manche Gäste mußten wieder den Raum
verlassen, weil sie keinen Platz fanden. Das geht
natürlich nicht ab ohne ein bedeutendes Quantum
von Ärger, welches jene mit sich nehmen, die
vielleicht ständige Gäste sind, bei einem solchen
Andrange aber mit Rücksicht auf die Raumver-
hältnisse doch keinen Platz mehr fanden; es wäre
aber unbillig, für solche unvermeidliche ärgerliche
Zufälle den Cafetier verantwortlich zu machen,
der gewiß, wie jeder andere Cafetier oder Hotelier
in einem solchen Falle, froh wäre, alle Gäste
unterbringen zu können. Ein frohes Ereignis
bildete Sonntag das Konzert am Haupiplatze und
ganz besonders reiz- und effektvoll waren hiebei
die Fanfarentöne, die zur Platzmusik vom Balkon
des Theresienhofes aus ertönten. Sonntag abends
veranstaltete auch Herr Franz Tröstner in dem
Götzschen Prunkbaue ein Militärkonzert, durch
welches er sich den Dank seiner Gäste umso mehr
verdiente, als in Marburg der Konzertbesuch regel-
mäßig dann zu wünschen übrig läßt, wenn der Re-
staurateur ein- kleine Eintrittsgebühr erhebt, ohne
die sein Risiko aber noch weit größer wäre. Die
Besucher lauschten mit Vergnügen den Tonwellen
und dankten durch stärksten Beifall, welcher übrigens
der Kapelle an allen Orten in Marburg, wo immer
sie auftrat, zuteil wurde.

Unter die Pferde geraten.

Der Besitzers-
sohn J. Pototschnig fuhr mit dem Fuhrwerke
seines Vaters von St. Margarethen nach Marburg.
An einer Wegbiegung kreuzte er mit einem andern
Fahrzeuge, das derart schnell herangefahren kam,
daß die beiden Gespanne ineinanderfuhren, wobei
Pototschnig vom Wagen geschleudert wurde und
zwischen seine ausschlagenden Pferde stürzte. Ehe
man ihn noch hervorzuziehen vermochte, hatte er
schon einige gefährliche Huftritte und Verletzungen
schwerer Natur erhalten. Pototschnig wurde von
mehrrren zu Hilfe geeilten Männern nach Hause
gebracht.


[Spaltenumbruch]
Traurige Folge von Bubenstreichen.

Als der Winzer Skosf aus Ober-St. Kunigund
seine Kuh heimwärts trieb, begegneten ihm mehrere
halbwüchsige Burschen, welche den Skoff hänselten,
dann aber ihn und dessen Kuh mit Steinen be-
warfen, so daß die Kuh scheute und auszureißen
versuchte. Skoff, der sich bemühte, das scheue Tier
zu beruhigen, packte die Kuh bei den Hörnern,
diese aber machte eine rasche Wendung und stieß
ihm das eine Horn tief in die Brust. An seinem
Aufkommen wird gezweifelt.

Wegen des Ausspruches eines Rich-
ters Selbstmord verübt.

Aus Laibach wird
berichtet: Der Besitzer Josef Gorisek aus Macin-
dol in Unterkrain gab seinem militärpflichtigen
Sohne vor acht Jahren das nötige Geld, um nach
Amerika auszuwandern. In der letzten Zeit nun
erhielt die Gendarmerie Auftrag, über alle Militär-
pflichtigen, die nach Amerika auswanderten, Erhe-
bungen zu pflegen. Gorisek, der ein überaus ehr-
licher Mann war, hatte ohneweiters zugegeben,
daß er dem Sohne das nötige Geld gegeben hat.
Wegen dieser Aussage wurde er zum Gericht nach
Treffen geladen, wo er seine Erklärung wiederholte.
Bei dieser Gelegenheit sagte der Richter auf die
Frage, ob er bestraft wird, zu Gorisek: "Ja, ein
Jahr wird's schon kosten!" Diese Worte haben
auf den Mann einen solchen Eindruck gemacht,
daß er sich wegen der Furcht vor Strafe erhängte.
§ 228 des Strafgesetzes bestimmt, daß alle Ver-
brechen, die mit einem Kerker von zehn bis zwanzig
Jahren bestraft werden sollen, in zehn Jahren
erlöschen, alle anderen aber in fünf Jahren. Das
Vergehen Goriseks war also bereits verjährt.




[irrelevantes Material]

[Spaltenumbruch]

Nr. 138, 18. November 1913 Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch] bei der Statthalterei in Graz zur Verhandlung.
Außerdem wandten ſich die Deutſchen Lembachs
auch an die deutſchen Abgeordneten, ſie mögen
ihren Wunſch unterſtützen. Abgeordneter Doktor
Heilinger, der hiezu den Auftrag erhielt, wird
in den nächſten Tagen in dieſer Angelegenheit inter-
venieren und den Wunſch der deutſchen Ortsbe-
wohner Lembachs vorbringen.

Spenden.

Die Familie Friedau in Brunn-
dorf ſpendete anſtatt eines Kranzes für die verſtor-
bene Frau Joſefine Schmid dem Deutſchen Kinder-
garten in Brunndorf 10 K. — Herr Oberingenleur
Hans Koberz in Maria-Ratſchitz ſpendete der
Südmark 10 K. ſtatt eines Kranzes für den ver-
ſtorbenen Herrn Franz Oehm. — Die Herren
Baumeiſter und Menis ſpendeten 15 K. für
die Rettungsabteilung anſtatt eines Kranzes für
den verſtorbenen Herrn Karl Jellek, wofür der
beſte Dank geſagt wird. — Die Stammtiſchrunde
des Gaſthofes „Zum Lamm“ hat ſtatt eines Kranzes
für ihren verſtorbenen Herbergsvater Herrn Karl
Jellek 20 Kronen der deutſchen Volksſchule in
Kartſchowin-Leitersberg geſpendet, wofür der Orts-
ſchulrat den beſten Dank ausſpricht.

Der Verein deutſche Mittelſchule
Unterſteiermark

hielt Sonntag den 16. No-
vember im Cyemieſaale der k. k. Staatsrealſchule
eine ordentliche Vollverſammlung ab. Der Obmann-
ſtellvertreter, Prof. Kropatſchek, begrüßte die
zahlreich erſchienenen Kollegen. namentlich die Ver-
treter aus Cilli und Pettau und gab hierauf einen
ausführlichen Tätigkeitsbericht. Der Schriftführer
des Vereines, Prof. Dr. Mühlbacher, entwarf
ein anſchauliches Bild des Vereinslebens im abge-
laufenen Jahr, ſprach über Zweck und Ziele des
Vereines und gab hiebel wertvolle Anregungen.
Die nun ſtattfindende Neuwahl des Ausſchuſſes
hatte folgendes Ergebnis: Obmann Prof. Dr. W.
Kropatſchek, Stellvertreter Prof. Doktor L.
Walter, 1. Schriftführer Prof. Dr. J. Mühl-
bacher,
2. Schriftführer Prof. Dr. B. Trobet,
Zahlmeiſter Prof. Dr. F. Nowotny. Hierauf ge-
langten verſchiedene Vereinsangelegenheiten zur Er-
örterung. Unter anderem regte Kollege Dr. Macek
aus Cilli die Gründung eines Erholungsheimes für
Mittelſchüler an der Adria an. Der Gedanke
wurde freudigſt aufgegriffen und ſoll in nächſter
Zeit wegen Ausſührung des Planes an die anderen
deutſchen Mittelſchullehrer Öſterreichs herangetreten
werden. Nachdem Prof. Knapp dem ſcheidenden
Obman Prof. K. Zahlbruckner, der aus Ge-
ſundheitsrückſichten ſein Amt zurücklegt, für ſeine
großen Verdienſte um den Verein im Namen aller
den Dank augeſprochen hatte, ſchloß der Vorſitzende
die überaus anregend verlaufene Verſammlung.

Die Wertbriefunterſchlagungen Pi-
wonkas.

Der Poſtaſſiſtent Piwonka, der in Cilli
einen 30.000 Kronen-Brief veruntreute, hat nun
eingeſtanden, auch einen Brief mit 6000 Kronen,
der für einen Hopfenbauer in Sachſenfeld beſtimmt
war, unterſchlagen zu haben. Dieſer Brief ſtammte
aus Nürnberg. Damals nahm man wegen der mehr-
maligen Umkartierung auf der Strecke Nürnberg—
Cilli—Sachſenfeld nicht an, daß der Brief gerade
in Cilli verlorengegangen ſein müſſe.

Die neuen Steueru.

Die Steuerkommiſſion
des Herrenhauſes hat unter Vorſitz des Obmann-
ſtellvertreters Dr. Freiherrn von Plener ſämtliche
drei Luxusſteuervorlagen erledigt. Die Schaum-
weinſteuer
wurde nach den Beſchlüſſen des Ab-
geordnetenhauſes unverändert angenommen. Des-
gleichen die Totaliſateurſteuer, nachdem der
Leiter des Finanzminiſterlums Freiherr von Engel
die Eeklärung abgegeben hatte, daß die Regierung
die Überzeugung gewonnen hätte, daß dieſe Steuer
weder die Rennen noch die Pferdezucht beeinträchtigen
werde und daß er mit allem Nachdrucke auf die
ungariſche Regierung einwirken werde, die gleiche
Steuer einzuführen. Die Automobilſteuer
wurde dahin abgeändert, daß die Steuer in der
Regel zwölf Kronen für eine Pferdekraft zu betragen
habe. Der Ausſchuß wird ſich anfangs Dezember
wieder verſammeln, um die Branntweinſteuer
in Beratung zu ziehen.

Ein Sieg des Ballons Steiermark.

Samstag fand von der Umgebung Wiens aus eine
Fuchsballonfahrt ſtatt, an der auch „unſer“ Ballon
Steiermark teilnahm. Insgeſamt beteiligten ſich dar-
an 30 Automobiliſten als Verfolger und 7 Ballons.
Der Aufſtieg der Ballons fand von der Leopoldau
aus ſtatt. Der Fuchsballon „Auſtria“, der um 10
Uhr 5 Minuten geſtartet war, landete, nachdem er
die Donan bei Hainburg zweimal gequert hatte, bei
[Spaltenumbruch] Mitſchdorf, ſüdlich von Preßburg, 60 Kilometer vom
Start, um 11 Uhr 51 Minuten. Ihm zunächſt
ging infolge geſchickten Manövrierens durch den
Herrn Oberleutnant Max Macher der Ballon
„Steiermark“ nieder. Nach der grandioſen Nacht-
fahrt ein neuer ſchöner Erfolg.

Anna Witlaczil †.

Der bekannte Bäckermeiſter
Herr Witlaczil iſt wieder von einem ſchweren Schick-
ſalsſchlage ereilt worden: Kürzlich erſt ſtarb ſeine
Mutter und heute nachmittags um halb 3 Uhr iſt
ſeine Gattin Frau Anna Witlaczil, geb. Böhm,
verſchieden. Das Leichenbegängnis der Verſtorbenen
wird Donnerstag nach evangeliſchem Ritus von
der Leichenhalle aus zum Familiengrabe ſtattfinden.
Die Dahingeſchiedene ſtand im 47. Lebensjahre.
Ehre ihrem Andenken.

Ein Überfall auf Ausflügler.

Sonntag
in der Nacht um 12 Uhr fuhren mehrere Mar-
burger Herren, welche einen Ausflug nach Ober-
St. Kunigund unternommen hatten, mit dem
Wagen wieder heimwärts. Ein Stück Weges vor
dem Hauſe der Gemiſchtwarenhandlung Kodritſch
riß einer der Stränge des Wagens. Der Kutſcher
und die Fahrgäſte ſtiegen ab, um die Reparatur-
arbeit durchzuführen. In dieſem Augenblicke wurden
ſie von einem Steinhagel überſchüttet, der aus
dem Hauſe Kodritſch kam. Der Kutſcher begab ſich
zu dem Hauſe, um den Leuten ſloweniſch Vor-
haltungen darüber zu machen, daß ſie harmloſe
Ausflügler überfallen. Ihm kam ein Burſche ent-
gegen, welcher einen zwei Meter langen und faſt
armdicken Prügel trug. Mit dieſem hieb er ſofort
auf den Kutſcher ein, der dadurch am Kopfe eine
große Beule erhielt, ſo daß ihm das Blut über
das Geſicht rann; auch an einem Finger wurde
er durch einen Hieb verletzt. Doch gelang es dem
Kutſcher, dem Burſchen den Prügel zu entreißen
und wieder zum Wagen zurückzugelangen. Als der
Schaden am Strange ausgebeſſert war, fuhren die
Inſaſſen vorſichtig bei dem gefährlichen Hauſe
vorüber. In dieſem Augenblicke kam vom Dach-
giebel des Hauſes wieder ein Hagel von Steinen
und Brettern herab. Es war ein Wunder, daß
niemand getroffen wurde: wären die Pferde ge-
troffen worden, hätte ein großes Unglück die Folge
ſein können, wenn ſie ſcheu geworden und durch-
gegangen wären. Beim Gendarmeriepoſten Leiters-
berg wurde noch nachts die Anzeige erſtattet.

Militärkonzerte.

Seitdem die Kapelle des
Infanterieregimentes Nr. 47 nach Marburg kam,
gabs überall Militärkonzerte und überall Beifall
und Anerkennung. Das größte Gedränge herrſchte
vorigen Freitag bei dem Konzert im Café Thereſien-
hof; ſo manche Gäſte mußten wieder den Raum
verlaſſen, weil ſie keinen Platz fanden. Das geht
natürlich nicht ab ohne ein bedeutendes Quantum
von Ärger, welches jene mit ſich nehmen, die
vielleicht ſtändige Gäſte ſind, bei einem ſolchen
Andrange aber mit Rückſicht auf die Raumver-
hältniſſe doch keinen Platz mehr fanden; es wäre
aber unbillig, für ſolche unvermeidliche ärgerliche
Zufälle den Cafetier verantwortlich zu machen,
der gewiß, wie jeder andere Cafetier oder Hotelier
in einem ſolchen Falle, froh wäre, alle Gäſte
unterbringen zu können. Ein frohes Ereignis
bildete Sonntag das Konzert am Haupiplatze und
ganz beſonders reiz- und effektvoll waren hiebei
die Fanfarentöne, die zur Platzmuſik vom Balkon
des Thereſienhofes aus ertönten. Sonntag abends
veranſtaltete auch Herr Franz Tröſtner in dem
Götzſchen Prunkbaue ein Militärkonzert, durch
welches er ſich den Dank ſeiner Gäſte umſo mehr
verdiente, als in Marburg der Konzertbeſuch regel-
mäßig dann zu wünſchen übrig läßt, wenn der Re-
ſtaurateur ein- kleine Eintrittsgebühr erhebt, ohne
die ſein Riſiko aber noch weit größer wäre. Die
Beſucher lauſchten mit Vergnügen den Tonwellen
und dankten durch ſtärkſten Beifall, welcher übrigens
der Kapelle an allen Orten in Marburg, wo immer
ſie auftrat, zuteil wurde.

Unter die Pferde geraten.

Der Beſitzers-
ſohn J. Pototſchnig fuhr mit dem Fuhrwerke
ſeines Vaters von St. Margarethen nach Marburg.
An einer Wegbiegung kreuzte er mit einem andern
Fahrzeuge, das derart ſchnell herangefahren kam,
daß die beiden Geſpanne ineinanderfuhren, wobei
Pototſchnig vom Wagen geſchleudert wurde und
zwiſchen ſeine ausſchlagenden Pferde ſtürzte. Ehe
man ihn noch hervorzuziehen vermochte, hatte er
ſchon einige gefährliche Huftritte und Verletzungen
ſchwerer Natur erhalten. Pototſchnig wurde von
mehrrren zu Hilfe geeilten Männern nach Hauſe
gebracht.


[Spaltenumbruch]
Traurige Folge von Bubenſtreichen.

Als der Winzer Skoſf aus Ober-St. Kunigund
ſeine Kuh heimwärts trieb, begegneten ihm mehrere
halbwüchſige Burſchen, welche den Skoff hänſelten,
dann aber ihn und deſſen Kuh mit Steinen be-
warfen, ſo daß die Kuh ſcheute und auszureißen
verſuchte. Skoff, der ſich bemühte, das ſcheue Tier
zu beruhigen, packte die Kuh bei den Hörnern,
dieſe aber machte eine raſche Wendung und ſtieß
ihm das eine Horn tief in die Bruſt. An ſeinem
Aufkommen wird gezweifelt.

Wegen des Ausſpruches eines Rich-
ters Selbſtmord verübt.

Aus Laibach wird
berichtet: Der Beſitzer Joſef Goriſek aus Macin-
dol in Unterkrain gab ſeinem militärpflichtigen
Sohne vor acht Jahren das nötige Geld, um nach
Amerika auszuwandern. In der letzten Zeit nun
erhielt die Gendarmerie Auftrag, über alle Militär-
pflichtigen, die nach Amerika auswanderten, Erhe-
bungen zu pflegen. Goriſek, der ein überaus ehr-
licher Mann war, hatte ohneweiters zugegeben,
daß er dem Sohne das nötige Geld gegeben hat.
Wegen dieſer Ausſage wurde er zum Gericht nach
Treffen geladen, wo er ſeine Erklärung wiederholte.
Bei dieſer Gelegenheit ſagte der Richter auf die
Frage, ob er beſtraft wird, zu Goriſek: „Ja, ein
Jahr wird’s ſchon koſten!“ Dieſe Worte haben
auf den Mann einen ſolchen Eindruck gemacht,
daß er ſich wegen der Furcht vor Strafe erhängte.
§ 228 des Strafgeſetzes beſtimmt, daß alle Ver-
brechen, die mit einem Kerker von zehn bis zwanzig
Jahren beſtraft werden ſollen, in zehn Jahren
erlöſchen, alle anderen aber in fünf Jahren. Das
Vergehen Goriſeks war alſo bereits verjährt.




[irrelevantes Material]

[Spaltenumbruch]
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[5/0005] Nr. 138, 18. November 1913 Marburger Zeitung bei der Statthalterei in Graz zur Verhandlung. Außerdem wandten ſich die Deutſchen Lembachs auch an die deutſchen Abgeordneten, ſie mögen ihren Wunſch unterſtützen. Abgeordneter Doktor Heilinger, der hiezu den Auftrag erhielt, wird in den nächſten Tagen in dieſer Angelegenheit inter- venieren und den Wunſch der deutſchen Ortsbe- wohner Lembachs vorbringen. Spenden. Die Familie Friedau in Brunn- dorf ſpendete anſtatt eines Kranzes für die verſtor- bene Frau Joſefine Schmid dem Deutſchen Kinder- garten in Brunndorf 10 K. — Herr Oberingenleur Hans Koberz in Maria-Ratſchitz ſpendete der Südmark 10 K. ſtatt eines Kranzes für den ver- ſtorbenen Herrn Franz Oehm. — Die Herren Baumeiſter und Menis ſpendeten 15 K. für die Rettungsabteilung anſtatt eines Kranzes für den verſtorbenen Herrn Karl Jellek, wofür der beſte Dank geſagt wird. — Die Stammtiſchrunde des Gaſthofes „Zum Lamm“ hat ſtatt eines Kranzes für ihren verſtorbenen Herbergsvater Herrn Karl Jellek 20 Kronen der deutſchen Volksſchule in Kartſchowin-Leitersberg geſpendet, wofür der Orts- ſchulrat den beſten Dank ausſpricht. Der Verein deutſche Mittelſchule Unterſteiermark hielt Sonntag den 16. No- vember im Cyemieſaale der k. k. Staatsrealſchule eine ordentliche Vollverſammlung ab. Der Obmann- ſtellvertreter, Prof. Kropatſchek, begrüßte die zahlreich erſchienenen Kollegen. namentlich die Ver- treter aus Cilli und Pettau und gab hierauf einen ausführlichen Tätigkeitsbericht. Der Schriftführer des Vereines, Prof. Dr. Mühlbacher, entwarf ein anſchauliches Bild des Vereinslebens im abge- laufenen Jahr, ſprach über Zweck und Ziele des Vereines und gab hiebel wertvolle Anregungen. Die nun ſtattfindende Neuwahl des Ausſchuſſes hatte folgendes Ergebnis: Obmann Prof. Dr. W. Kropatſchek, Stellvertreter Prof. Doktor L. Walter, 1. Schriftführer Prof. Dr. J. Mühl- bacher, 2. Schriftführer Prof. Dr. B. Trobet, Zahlmeiſter Prof. Dr. F. Nowotny. Hierauf ge- langten verſchiedene Vereinsangelegenheiten zur Er- örterung. Unter anderem regte Kollege Dr. Macek aus Cilli die Gründung eines Erholungsheimes für Mittelſchüler an der Adria an. Der Gedanke wurde freudigſt aufgegriffen und ſoll in nächſter Zeit wegen Ausſührung des Planes an die anderen deutſchen Mittelſchullehrer Öſterreichs herangetreten werden. Nachdem Prof. Knapp dem ſcheidenden Obman Prof. K. Zahlbruckner, der aus Ge- ſundheitsrückſichten ſein Amt zurücklegt, für ſeine großen Verdienſte um den Verein im Namen aller den Dank augeſprochen hatte, ſchloß der Vorſitzende die überaus anregend verlaufene Verſammlung. Die Wertbriefunterſchlagungen Pi- wonkas. Der Poſtaſſiſtent Piwonka, der in Cilli einen 30.000 Kronen-Brief veruntreute, hat nun eingeſtanden, auch einen Brief mit 6000 Kronen, der für einen Hopfenbauer in Sachſenfeld beſtimmt war, unterſchlagen zu haben. Dieſer Brief ſtammte aus Nürnberg. Damals nahm man wegen der mehr- maligen Umkartierung auf der Strecke Nürnberg— Cilli—Sachſenfeld nicht an, daß der Brief gerade in Cilli verlorengegangen ſein müſſe. Die neuen Steueru. Die Steuerkommiſſion des Herrenhauſes hat unter Vorſitz des Obmann- ſtellvertreters Dr. Freiherrn von Plener ſämtliche drei Luxusſteuervorlagen erledigt. Die Schaum- weinſteuer wurde nach den Beſchlüſſen des Ab- geordnetenhauſes unverändert angenommen. Des- gleichen die Totaliſateurſteuer, nachdem der Leiter des Finanzminiſterlums Freiherr von Engel die Eeklärung abgegeben hatte, daß die Regierung die Überzeugung gewonnen hätte, daß dieſe Steuer weder die Rennen noch die Pferdezucht beeinträchtigen werde und daß er mit allem Nachdrucke auf die ungariſche Regierung einwirken werde, die gleiche Steuer einzuführen. Die Automobilſteuer wurde dahin abgeändert, daß die Steuer in der Regel zwölf Kronen für eine Pferdekraft zu betragen habe. Der Ausſchuß wird ſich anfangs Dezember wieder verſammeln, um die Branntweinſteuer in Beratung zu ziehen. Ein Sieg des Ballons Steiermark. Samstag fand von der Umgebung Wiens aus eine Fuchsballonfahrt ſtatt, an der auch „unſer“ Ballon Steiermark teilnahm. Insgeſamt beteiligten ſich dar- an 30 Automobiliſten als Verfolger und 7 Ballons. Der Aufſtieg der Ballons fand von der Leopoldau aus ſtatt. Der Fuchsballon „Auſtria“, der um 10 Uhr 5 Minuten geſtartet war, landete, nachdem er die Donan bei Hainburg zweimal gequert hatte, bei Mitſchdorf, ſüdlich von Preßburg, 60 Kilometer vom Start, um 11 Uhr 51 Minuten. Ihm zunächſt ging infolge geſchickten Manövrierens durch den Herrn Oberleutnant Max Macher der Ballon „Steiermark“ nieder. Nach der grandioſen Nacht- fahrt ein neuer ſchöner Erfolg. Anna Witlaczil †. Der bekannte Bäckermeiſter Herr Witlaczil iſt wieder von einem ſchweren Schick- ſalsſchlage ereilt worden: Kürzlich erſt ſtarb ſeine Mutter und heute nachmittags um halb 3 Uhr iſt ſeine Gattin Frau Anna Witlaczil, geb. Böhm, verſchieden. Das Leichenbegängnis der Verſtorbenen wird Donnerstag nach evangeliſchem Ritus von der Leichenhalle aus zum Familiengrabe ſtattfinden. Die Dahingeſchiedene ſtand im 47. Lebensjahre. Ehre ihrem Andenken. Ein Überfall auf Ausflügler. Sonntag in der Nacht um 12 Uhr fuhren mehrere Mar- burger Herren, welche einen Ausflug nach Ober- St. Kunigund unternommen hatten, mit dem Wagen wieder heimwärts. Ein Stück Weges vor dem Hauſe der Gemiſchtwarenhandlung Kodritſch riß einer der Stränge des Wagens. Der Kutſcher und die Fahrgäſte ſtiegen ab, um die Reparatur- arbeit durchzuführen. In dieſem Augenblicke wurden ſie von einem Steinhagel überſchüttet, der aus dem Hauſe Kodritſch kam. Der Kutſcher begab ſich zu dem Hauſe, um den Leuten ſloweniſch Vor- haltungen darüber zu machen, daß ſie harmloſe Ausflügler überfallen. Ihm kam ein Burſche ent- gegen, welcher einen zwei Meter langen und faſt armdicken Prügel trug. Mit dieſem hieb er ſofort auf den Kutſcher ein, der dadurch am Kopfe eine große Beule erhielt, ſo daß ihm das Blut über das Geſicht rann; auch an einem Finger wurde er durch einen Hieb verletzt. Doch gelang es dem Kutſcher, dem Burſchen den Prügel zu entreißen und wieder zum Wagen zurückzugelangen. Als der Schaden am Strange ausgebeſſert war, fuhren die Inſaſſen vorſichtig bei dem gefährlichen Hauſe vorüber. In dieſem Augenblicke kam vom Dach- giebel des Hauſes wieder ein Hagel von Steinen und Brettern herab. Es war ein Wunder, daß niemand getroffen wurde: wären die Pferde ge- troffen worden, hätte ein großes Unglück die Folge ſein können, wenn ſie ſcheu geworden und durch- gegangen wären. Beim Gendarmeriepoſten Leiters- berg wurde noch nachts die Anzeige erſtattet. Militärkonzerte. Seitdem die Kapelle des Infanterieregimentes Nr. 47 nach Marburg kam, gabs überall Militärkonzerte und überall Beifall und Anerkennung. Das größte Gedränge herrſchte vorigen Freitag bei dem Konzert im Café Thereſien- hof; ſo manche Gäſte mußten wieder den Raum verlaſſen, weil ſie keinen Platz fanden. Das geht natürlich nicht ab ohne ein bedeutendes Quantum von Ärger, welches jene mit ſich nehmen, die vielleicht ſtändige Gäſte ſind, bei einem ſolchen Andrange aber mit Rückſicht auf die Raumver- hältniſſe doch keinen Platz mehr fanden; es wäre aber unbillig, für ſolche unvermeidliche ärgerliche Zufälle den Cafetier verantwortlich zu machen, der gewiß, wie jeder andere Cafetier oder Hotelier in einem ſolchen Falle, froh wäre, alle Gäſte unterbringen zu können. Ein frohes Ereignis bildete Sonntag das Konzert am Haupiplatze und ganz beſonders reiz- und effektvoll waren hiebei die Fanfarentöne, die zur Platzmuſik vom Balkon des Thereſienhofes aus ertönten. Sonntag abends veranſtaltete auch Herr Franz Tröſtner in dem Götzſchen Prunkbaue ein Militärkonzert, durch welches er ſich den Dank ſeiner Gäſte umſo mehr verdiente, als in Marburg der Konzertbeſuch regel- mäßig dann zu wünſchen übrig läßt, wenn der Re- ſtaurateur ein- kleine Eintrittsgebühr erhebt, ohne die ſein Riſiko aber noch weit größer wäre. Die Beſucher lauſchten mit Vergnügen den Tonwellen und dankten durch ſtärkſten Beifall, welcher übrigens der Kapelle an allen Orten in Marburg, wo immer ſie auftrat, zuteil wurde. Unter die Pferde geraten. Der Beſitzers- ſohn J. Pototſchnig fuhr mit dem Fuhrwerke ſeines Vaters von St. Margarethen nach Marburg. An einer Wegbiegung kreuzte er mit einem andern Fahrzeuge, das derart ſchnell herangefahren kam, daß die beiden Geſpanne ineinanderfuhren, wobei Pototſchnig vom Wagen geſchleudert wurde und zwiſchen ſeine ausſchlagenden Pferde ſtürzte. Ehe man ihn noch hervorzuziehen vermochte, hatte er ſchon einige gefährliche Huftritte und Verletzungen ſchwerer Natur erhalten. Pototſchnig wurde von mehrrren zu Hilfe geeilten Männern nach Hauſe gebracht. Traurige Folge von Bubenſtreichen. Als der Winzer Skoſf aus Ober-St. Kunigund ſeine Kuh heimwärts trieb, begegneten ihm mehrere halbwüchſige Burſchen, welche den Skoff hänſelten, dann aber ihn und deſſen Kuh mit Steinen be- warfen, ſo daß die Kuh ſcheute und auszureißen verſuchte. Skoff, der ſich bemühte, das ſcheue Tier zu beruhigen, packte die Kuh bei den Hörnern, dieſe aber machte eine raſche Wendung und ſtieß ihm das eine Horn tief in die Bruſt. An ſeinem Aufkommen wird gezweifelt. Wegen des Ausſpruches eines Rich- ters Selbſtmord verübt. Aus Laibach wird berichtet: Der Beſitzer Joſef Goriſek aus Macin- dol in Unterkrain gab ſeinem militärpflichtigen Sohne vor acht Jahren das nötige Geld, um nach Amerika auszuwandern. In der letzten Zeit nun erhielt die Gendarmerie Auftrag, über alle Militär- pflichtigen, die nach Amerika auswanderten, Erhe- bungen zu pflegen. Goriſek, der ein überaus ehr- licher Mann war, hatte ohneweiters zugegeben, daß er dem Sohne das nötige Geld gegeben hat. Wegen dieſer Ausſage wurde er zum Gericht nach Treffen geladen, wo er ſeine Erklärung wiederholte. Bei dieſer Gelegenheit ſagte der Richter auf die Frage, ob er beſtraft wird, zu Goriſek: „Ja, ein Jahr wird’s ſchon koſten!“ Dieſe Worte haben auf den Mann einen ſolchen Eindruck gemacht, daß er ſich wegen der Furcht vor Strafe erhängte. § 228 des Strafgeſetzes beſtimmt, daß alle Ver- brechen, die mit einem Kerker von zehn bis zwanzig Jahren beſtraft werden ſollen, in zehn Jahren erlöſchen, alle anderen aber in fünf Jahren. Das Vergehen Goriſeks war alſo bereits verjährt. _

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Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 138, Marburg, 18.11.1913, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger138_1913/5>, abgerufen am 23.04.2024.