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Mainzer Journal. Nr. 261. Mainz, 3. November 1849.

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[Beginn Spaltensatz] gangen, eine Jugend fände, die fähig wäre, es wieder aufzu-
bauen. Nichts sollte einer Regierung willkommener seyn, als jede
Kraft, die fähig wäre, hier zu helfen. Unsere Regierung
scheint anders zu denken. So hat gewiß, wenn eine Anstalt auf
der Welt, die katholische Kirche bewiesen, daß sie wahre Cultur
und Gesittung zu säen versteht mitten unter den Stürmen der
Zeit. Die Geschichte liefert dafür die Belege. Wäre es da nicht
gerathen, die Kirche endlich frei gewähren zu lassen? Doch
daran denkt unsere Regierung nicht. Man glaubt vor der Kirche,
dem noch einzigen möglichen und wirklichen geistigen Halt der
Autorität, den [unleserliches Material - 10 Zeichen fehlen]schnkenden, zusammensinkenden Staat be-
schützen zu müssen; so sehr ist die Bevormundung und der Kampf
gegen die Kirche zur anderen Natur geworden. Niemals kann es
besser werden, wenn man das alte Unrecht nicht einsehen will.
So sollte der Regierung, wenn sie wollte, denn doch die Er-
kenntniß nicht allzu schwer fallen, daß sie die ungläubigen wüh-
lerischen Lehrer, die auf ihre -- wohl ohnehin nicht übergroße --
formale Bildung sich so viel zu gut thun und von einer wahr-
haften Geistescultur oft keine Ahnung haben, selbst so recht plan-
mäßig herangezogen hat, so daß es gar nicht anders kommen
konnte, als es gekommen ist. Das wußten andere Leute längst
und es ist eine alte Klage. Statt aber das alte Unrecht, das
klarer als die Sonne vor Augen liegt, vollständig wieder gut zu
machen, überläßt man z. B. die armen Kinder der im hiesigen
Grunde gelegenen katholischen Gemeinde Kamberg, die bei
der Märzbewegung mit Anstrengung die innere Ordnung auf-
recht erhielt, einem ungläubigen wühlerischen Lehrer, der keine
weltliche und geistliche Autorität mehr achtet. Die Proteste
der christlichen Eltern waren bis jetzt vergeblich. Wenn der
Bürgersmann und der Bauer nun glaubt, das geschehe gegen
ihn mit Rücksicht auf seine Religion, so darf man es ihm nicht
verargen. Haben ja doch die Leute gesehen, wie man ihnen solche
Lehrer herangebildet, und wissen sie doch, wie man ihre Kirche
fortwährend gedrückt hat. Die Elemente aber, die zum Nutzen
und Frommen der Aufklärung und des Unglaubens von dem
Staate gegen die Kirche gepflegt wurden, haben sich nun gegen
den Staat gewendet. Was man so eifrig hat säen helfen, ist vor-
trefflich aufgegangen, und täuschen nicht alle Zeichen der Zeit, so
werden wir noch ganz andere Dinge erleben, als jenes Verhalten
der Geschworenen zu Wiesbaden. Es ist sehr zu fürchten, daß
der Horizont immer mehr sich röthe, und gebe Gott, daß nicht
Gestirne zum Vorscheine kommen, die auch manchem unserer heu-
tigen Rothen denn doch zu blutig sind!

Jtalien.

Feldmarschall Graf Radetzky hat aus Verona die folgende
Proclamation an die Bewohner des lombardisch=venetianischen
Königreiches erlassen: "Einwohner des lombardisch=venetiani-
schen Königreiches! Se. Maj. der Kaiser hat geruht mich zum
Generalgouverneur für die Civil= und Militärangelegenheiten des
lombardisch=venetianischen Königreiches zu ernennen. Se. Maj.
legte in meine Hände diese doppelte Gewalt, um mit der Kraft
und Heiligkeit des Gesetzes auch die Mittel zu deren Geltendmach-
ung zu verbinden. Daß die Nichtbeobachtung der Gesetze zur
Anarchie und zum Ruine der Völker führt, das habet ihr an euch
selbst erfahren. Die Herrschaft einer Gewalt ohne Gesetze kann in
der kurzen Frist eines einzigen Jahres mehr Unheil säen, als die
weiseste Gesetzgebung und Verwaltung in zehn Jahren wieder gut
zu machen im Stande ist. Noch einmal ermahne ich euch daher:
seyd auch ihr ein Ring der großen Kette, welche unter sich die
Völker unserer gemeinsamen Monarchie verknüpft, deren frei-
sinnige Jnstitutionen jede mit der Wohlfahrt aller vereinbare Ent-
wickelung eurer Jnteressen und eurer Nationalität sichern. Ein-
wohner des lombardisch=venetianischen Königreiches! Fern von
eueren Herzen sey das Mißtrauen in die Aufrichtigkeit und Lauter-
keit der Absichten eurer Regierung, dieses Mißtrauen, das Viele
von euch beherrscht. Es ist der Wunsch und der Wille des Kai-
sers, unseres Herrn, das lombardisch=venetianische Königreich
unter Seinem Scepter glücklich und zufrieden zu sehen, und ich
bin stolz darauf zum Werkzeuge seines Willens erwählt zu seyn.
Wäre ich auch zur Zielscheibe irgend einer unverdienten Unbild
gemacht worden, in meinem Herzen ist jede Erinnerung daran er-
loschen. Verzeihen und Vergessen des Vergangenen ist mein Wahl-
spruch. Jch rechne auf eure Mitwirkung, auf euer Vertrauen; ich
bedarf dessen, um die Vorsätze ins Leben zu führen, die mich für
die Wohlfahrt eines Landes beseelen, das mir durch langen Auf-
enthalt theuer geworden ist, und in welchem ich mein zweites Va-
terland liebe. Graf Radetzky, Generalgouverneur."

An das Heer hat der Feldmarschall aus Palmanuova den
folgenden Armeebefehl erlassen:

[Spaltenumbruch]

Soldaten! Zurückgekehrt von Wien, wohin mich das Ver-
trauen Sr. Majestät des Kaisers gerufen, ist es mein erstes Be-
dürfniß, Euch meine Freude über meine Rückkehr in Eure Mitte
auszudrücken. -- Die Gnade, womit mich mein Monarch empfing,
das freudige Willkommen, das mir auf meinem Wege entgegen-
jubelte, verdanke ich der Treue, der Kraft und der unerschütter-
lichen Standhaftigkeit, womit Jhr mir in den Tagen schwerer
Prüfung zur Seite gestanden. Dafür bringe ich Euch den Dank
und die Liebe Eueres Kaisers, die ich von seinen Lippen empfing,
und die Bewunderung des Vaterlandes, das Jhr von Anarchie,
von schmählichem Untergange gerettet. Soldaten! Friede herrscht
wieder in den Gauen unseres Vaterlandes; Jhr werdet darüber
wachen, daß Verrath und Treubruch ihn nicht mehr störe! Viele
unter Euch, ich weiß es, haben ihre gesetzliche Dienstzeit rühmlich
vollendet; harret[unleserliches Material] noch eine kurze Weile aus, bis die in der Um-
wandlung begriffene Ordnung des Staates neu und fest begrün-
det ist, dann werdet Jhr, bedeckt mit Ruhm, geleitet vom Danke
Eueres Kaisers und Vaterlandes, zum [unleserliches Material - 13 Zeichen fehlen]heimathlichen Herde zurück-
kehren: dort werdet Jhr den Geist der Vaterlandsliebe, der Ord-
nung, der Achtung vor dem Gesetze verbreiten, der Euch im
Schlachtgewühle gestärkt und geleitet. -- Jhr werdet dem jungen
Krieger zum Muster und Vorbilde dienen, der bestimmt ist, die
Lücke wieder auszufüllen, die Euer Scheiden aus den Reihen des
Heeres zurücklassen wird. Soldaten! bleibet treu dem hohen und
edlen Sinne, der Euch bis jetzt auf dem Wege der Ehre und
Pflicht geleitet. -- Die Geschichte wird der Nachwelt sagen, was
Oesterreichs treues Heer seinem Kaiser und seinem Vaterlande
gewesen. Radetzky m. p., F. M.

Frankreich


Anzeigen.
Obstbäume.

Wegen Wohnortsveränderung wünscht der Unterzeichnete seine aner-
kannt ganz vorzüglich gehaltene Baumschule, enthaltend insbesondere
mehrere Tausende Aepfel=Hochstämmchen -- darunter 5 bis 600 von
12 bis 14 Fuß Kronenhöhe -- möglichst bald in Partien oder im Ganzen
unter billigen Bedingungen zu veräußern. Schriftliche Anfragen wer-
den portofrei erbeten.

Hospital Hofheim bei Darmstadt 27. October 1849.

    Wolff.



A. Clement auf der Gaugasse empfiehlt sich mit Wachsstöcken,
Kerzen
und schwarzem Wachs, Alles von bester Qualität, so wie
mit guter schwarzer Tinte, den Schoppen zu 8 kr.



Ein gebildetes, elternloses Frauenzimmer, welches in allen
weiblichen Arbeiten wohl erfahren ist, sucht eine Stelle als
Kammerjungfer, Gesellschafterin oder ein ähnliches Unter-
kommen bei einer anständigen Dame, wobei sie weniger auf
ein hohes Salair, als auf eine humane Behandlung sehen
würde. Näheres bei der Redaction dieses Blattes.



Jm Verlage von J. G. Wirth Sohn ist erschienen:
Schlagschatten
von
Ludwig Kalisch.
Erstes Heft.
Zweite vermehrte Auflage.

Dieses Werk erscheint in sechs Lieferungen Taschenformat, jede zu
21 Kreuzer. Der fünften Lieferung wird das wohlgetroffene Portrait
( Stahlstich ) dieses beliebten Humoristen beigegeben.



Mainzer Stadttheater.

Sonntag den 4. November: Der Freischütz. Roman-
tische Oper in 3 Acten von Friedr. Kind. Musik von C. M.
v. Weber. -- Agathe -- Fräulein Halbreiter; Aenn-
chen
-- Fräulein Tonner, als Gäste.

Montag den 5. November. ( Abonnement suspendu. Die
freien Entree sind für diese Vorstellung nicht giltig. ) Zum Be-
nefiz des Fräulein Rummel:
Die Entführung
aus dem Serail. Komische Oper in 3 Acten von Mozart.
-- Constance -- Fräulein Rummel; Blondchen -- Frau
Echten; Osmin -- Herr Dr. Mayer vom Wiesbadener
Hoftheater, als Gast; Pedrillo -- Herr Eitel, als Gast.

Dienstag den 6. November: Die Schule des Lebens.
Schauspiel in 5 Acten von Raupach.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

[Beginn Spaltensatz] gangen, eine Jugend fände, die fähig wäre, es wieder aufzu-
bauen. Nichts sollte einer Regierung willkommener seyn, als jede
Kraft, die fähig wäre, hier zu helfen. Unsere Regierung
scheint anders zu denken. So hat gewiß, wenn eine Anstalt auf
der Welt, die katholische Kirche bewiesen, daß sie wahre Cultur
und Gesittung zu säen versteht mitten unter den Stürmen der
Zeit. Die Geschichte liefert dafür die Belege. Wäre es da nicht
gerathen, die Kirche endlich frei gewähren zu lassen? Doch
daran denkt unsere Regierung nicht. Man glaubt vor der Kirche,
dem noch einzigen möglichen und wirklichen geistigen Halt der
Autorität, den [unleserliches Material – 10 Zeichen fehlen]schnkenden, zusammensinkenden Staat be-
schützen zu müssen; so sehr ist die Bevormundung und der Kampf
gegen die Kirche zur anderen Natur geworden. Niemals kann es
besser werden, wenn man das alte Unrecht nicht einsehen will.
So sollte der Regierung, wenn sie wollte, denn doch die Er-
kenntniß nicht allzu schwer fallen, daß sie die ungläubigen wüh-
lerischen Lehrer, die auf ihre — wohl ohnehin nicht übergroße —
formale Bildung sich so viel zu gut thun und von einer wahr-
haften Geistescultur oft keine Ahnung haben, selbst so recht plan-
mäßig herangezogen hat, so daß es gar nicht anders kommen
konnte, als es gekommen ist. Das wußten andere Leute längst
und es ist eine alte Klage. Statt aber das alte Unrecht, das
klarer als die Sonne vor Augen liegt, vollständig wieder gut zu
machen, überläßt man z. B. die armen Kinder der im hiesigen
Grunde gelegenen katholischen Gemeinde Kamberg, die bei
der Märzbewegung mit Anstrengung die innere Ordnung auf-
recht erhielt, einem ungläubigen wühlerischen Lehrer, der keine
weltliche und geistliche Autorität mehr achtet. Die Proteste
der christlichen Eltern waren bis jetzt vergeblich. Wenn der
Bürgersmann und der Bauer nun glaubt, das geschehe gegen
ihn mit Rücksicht auf seine Religion, so darf man es ihm nicht
verargen. Haben ja doch die Leute gesehen, wie man ihnen solche
Lehrer herangebildet, und wissen sie doch, wie man ihre Kirche
fortwährend gedrückt hat. Die Elemente aber, die zum Nutzen
und Frommen der Aufklärung und des Unglaubens von dem
Staate gegen die Kirche gepflegt wurden, haben sich nun gegen
den Staat gewendet. Was man so eifrig hat säen helfen, ist vor-
trefflich aufgegangen, und täuschen nicht alle Zeichen der Zeit, so
werden wir noch ganz andere Dinge erleben, als jenes Verhalten
der Geschworenen zu Wiesbaden. Es ist sehr zu fürchten, daß
der Horizont immer mehr sich röthe, und gebe Gott, daß nicht
Gestirne zum Vorscheine kommen, die auch manchem unserer heu-
tigen Rothen denn doch zu blutig sind!

Jtalien.

Feldmarschall Graf Radetzky hat aus Verona die folgende
Proclamation an die Bewohner des lombardisch=venetianischen
Königreiches erlassen: „Einwohner des lombardisch=venetiani-
schen Königreiches! Se. Maj. der Kaiser hat geruht mich zum
Generalgouverneur für die Civil= und Militärangelegenheiten des
lombardisch=venetianischen Königreiches zu ernennen. Se. Maj.
legte in meine Hände diese doppelte Gewalt, um mit der Kraft
und Heiligkeit des Gesetzes auch die Mittel zu deren Geltendmach-
ung zu verbinden. Daß die Nichtbeobachtung der Gesetze zur
Anarchie und zum Ruine der Völker führt, das habet ihr an euch
selbst erfahren. Die Herrschaft einer Gewalt ohne Gesetze kann in
der kurzen Frist eines einzigen Jahres mehr Unheil säen, als die
weiseste Gesetzgebung und Verwaltung in zehn Jahren wieder gut
zu machen im Stande ist. Noch einmal ermahne ich euch daher:
seyd auch ihr ein Ring der großen Kette, welche unter sich die
Völker unserer gemeinsamen Monarchie verknüpft, deren frei-
sinnige Jnstitutionen jede mit der Wohlfahrt aller vereinbare Ent-
wickelung eurer Jnteressen und eurer Nationalität sichern. Ein-
wohner des lombardisch=venetianischen Königreiches! Fern von
eueren Herzen sey das Mißtrauen in die Aufrichtigkeit und Lauter-
keit der Absichten eurer Regierung, dieses Mißtrauen, das Viele
von euch beherrscht. Es ist der Wunsch und der Wille des Kai-
sers, unseres Herrn, das lombardisch=venetianische Königreich
unter Seinem Scepter glücklich und zufrieden zu sehen, und ich
bin stolz darauf zum Werkzeuge seines Willens erwählt zu seyn.
Wäre ich auch zur Zielscheibe irgend einer unverdienten Unbild
gemacht worden, in meinem Herzen ist jede Erinnerung daran er-
loschen. Verzeihen und Vergessen des Vergangenen ist mein Wahl-
spruch. Jch rechne auf eure Mitwirkung, auf euer Vertrauen; ich
bedarf dessen, um die Vorsätze ins Leben zu führen, die mich für
die Wohlfahrt eines Landes beseelen, das mir durch langen Auf-
enthalt theuer geworden ist, und in welchem ich mein zweites Va-
terland liebe. Graf Radetzky, Generalgouverneur.“

An das Heer hat der Feldmarschall aus Palmanuova den
folgenden Armeebefehl erlassen:

[Spaltenumbruch]

Soldaten! Zurückgekehrt von Wien, wohin mich das Ver-
trauen Sr. Majestät des Kaisers gerufen, ist es mein erstes Be-
dürfniß, Euch meine Freude über meine Rückkehr in Eure Mitte
auszudrücken. — Die Gnade, womit mich mein Monarch empfing,
das freudige Willkommen, das mir auf meinem Wege entgegen-
jubelte, verdanke ich der Treue, der Kraft und der unerschütter-
lichen Standhaftigkeit, womit Jhr mir in den Tagen schwerer
Prüfung zur Seite gestanden. Dafür bringe ich Euch den Dank
und die Liebe Eueres Kaisers, die ich von seinen Lippen empfing,
und die Bewunderung des Vaterlandes, das Jhr von Anarchie,
von schmählichem Untergange gerettet. Soldaten! Friede herrscht
wieder in den Gauen unseres Vaterlandes; Jhr werdet darüber
wachen, daß Verrath und Treubruch ihn nicht mehr störe! Viele
unter Euch, ich weiß es, haben ihre gesetzliche Dienstzeit rühmlich
vollendet; harret[unleserliches Material] noch eine kurze Weile aus, bis die in der Um-
wandlung begriffene Ordnung des Staates neu und fest begrün-
det ist, dann werdet Jhr, bedeckt mit Ruhm, geleitet vom Danke
Eueres Kaisers und Vaterlandes, zum [unleserliches Material – 13 Zeichen fehlen]heimathlichen Herde zurück-
kehren: dort werdet Jhr den Geist der Vaterlandsliebe, der Ord-
nung, der Achtung vor dem Gesetze verbreiten, der Euch im
Schlachtgewühle gestärkt und geleitet. — Jhr werdet dem jungen
Krieger zum Muster und Vorbilde dienen, der bestimmt ist, die
Lücke wieder auszufüllen, die Euer Scheiden aus den Reihen des
Heeres zurücklassen wird. Soldaten! bleibet treu dem hohen und
edlen Sinne, der Euch bis jetzt auf dem Wege der Ehre und
Pflicht geleitet. — Die Geschichte wird der Nachwelt sagen, was
Oesterreichs treues Heer seinem Kaiser und seinem Vaterlande
gewesen. Radetzky m. p., F. M.

Frankreich


Anzeigen.
Obstbäume.

Wegen Wohnortsveränderung wünscht der Unterzeichnete seine aner-
kannt ganz vorzüglich gehaltene Baumschule, enthaltend insbesondere
mehrere Tausende Aepfel=Hochstämmchen — darunter 5 bis 600 von
12 bis 14 Fuß Kronenhöhe — möglichst bald in Partien oder im Ganzen
unter billigen Bedingungen zu veräußern. Schriftliche Anfragen wer-
den portofrei erbeten.

Hospital Hofheim bei Darmstadt 27. October 1849.

    Wolff.



A. Clement auf der Gaugasse empfiehlt sich mit Wachsstöcken,
Kerzen
und schwarzem Wachs, Alles von bester Qualität, so wie
mit guter schwarzer Tinte, den Schoppen zu 8 kr.



Ein gebildetes, elternloses Frauenzimmer, welches in allen
weiblichen Arbeiten wohl erfahren ist, sucht eine Stelle als
Kammerjungfer, Gesellschafterin oder ein ähnliches Unter-
kommen bei einer anständigen Dame, wobei sie weniger auf
ein hohes Salair, als auf eine humane Behandlung sehen
würde. Näheres bei der Redaction dieses Blattes.



Jm Verlage von J. G. Wirth Sohn ist erschienen:
Schlagschatten
von
Ludwig Kalisch.
Erstes Heft.
Zweite vermehrte Auflage.

Dieses Werk erscheint in sechs Lieferungen Taschenformat, jede zu
21 Kreuzer. Der fünften Lieferung wird das wohlgetroffene Portrait
( Stahlstich ) dieses beliebten Humoristen beigegeben.



Mainzer Stadttheater.

Sonntag den 4. November: Der Freischütz. Roman-
tische Oper in 3 Acten von Friedr. Kind. Musik von C. M.
v. Weber.Agathe — Fräulein Halbreiter; Aenn-
chen
— Fräulein Tonner, als Gäste.

Montag den 5. November. ( Abonnement suspendu. Die
freien Entrée sind für diese Vorstellung nicht giltig. ) Zum Be-
nefiz des Fräulein Rummel:
Die Entführung
aus dem Serail. Komische Oper in 3 Acten von Mozart.
Constance — Fräulein Rummel; Blondchen — Frau
Echten; Osmin — Herr Dr. Mayer vom Wiesbadener
Hoftheater, als Gast; Pedrillo — Herr Eitel, als Gast.

Dienstag den 6. November: Die Schule des Lebens.
Schauspiel in 5 Acten von Raupach.

[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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[0004] gangen, eine Jugend fände, die fähig wäre, es wieder aufzu- bauen. Nichts sollte einer Regierung willkommener seyn, als jede Kraft, die fähig wäre, hier zu helfen. Unsere Regierung scheint anders zu denken. So hat gewiß, wenn eine Anstalt auf der Welt, die katholische Kirche bewiesen, daß sie wahre Cultur und Gesittung zu säen versteht mitten unter den Stürmen der Zeit. Die Geschichte liefert dafür die Belege. Wäre es da nicht gerathen, die Kirche endlich frei gewähren zu lassen? Doch daran denkt unsere Regierung nicht. Man glaubt vor der Kirche, dem noch einzigen möglichen und wirklichen geistigen Halt der Autorität, den __________schnkenden, zusammensinkenden Staat be- schützen zu müssen; so sehr ist die Bevormundung und der Kampf gegen die Kirche zur anderen Natur geworden. Niemals kann es besser werden, wenn man das alte Unrecht nicht einsehen will. So sollte der Regierung, wenn sie wollte, denn doch die Er- kenntniß nicht allzu schwer fallen, daß sie die ungläubigen wüh- lerischen Lehrer, die auf ihre — wohl ohnehin nicht übergroße — formale Bildung sich so viel zu gut thun und von einer wahr- haften Geistescultur oft keine Ahnung haben, selbst so recht plan- mäßig herangezogen hat, so daß es gar nicht anders kommen konnte, als es gekommen ist. Das wußten andere Leute längst und es ist eine alte Klage. Statt aber das alte Unrecht, das klarer als die Sonne vor Augen liegt, vollständig wieder gut zu machen, überläßt man z. B. die armen Kinder der im hiesigen Grunde gelegenen katholischen Gemeinde Kamberg, die bei der Märzbewegung mit Anstrengung die innere Ordnung auf- recht erhielt, einem ungläubigen wühlerischen Lehrer, der keine weltliche und geistliche Autorität mehr achtet. Die Proteste der christlichen Eltern waren bis jetzt vergeblich. Wenn der Bürgersmann und der Bauer nun glaubt, das geschehe gegen ihn mit Rücksicht auf seine Religion, so darf man es ihm nicht verargen. Haben ja doch die Leute gesehen, wie man ihnen solche Lehrer herangebildet, und wissen sie doch, wie man ihre Kirche fortwährend gedrückt hat. Die Elemente aber, die zum Nutzen und Frommen der Aufklärung und des Unglaubens von dem Staate gegen die Kirche gepflegt wurden, haben sich nun gegen den Staat gewendet. Was man so eifrig hat säen helfen, ist vor- trefflich aufgegangen, und täuschen nicht alle Zeichen der Zeit, so werden wir noch ganz andere Dinge erleben, als jenes Verhalten der Geschworenen zu Wiesbaden. Es ist sehr zu fürchten, daß der Horizont immer mehr sich röthe, und gebe Gott, daß nicht Gestirne zum Vorscheine kommen, die auch manchem unserer heu- tigen Rothen denn doch zu blutig sind! Jtalien. Feldmarschall Graf Radetzky hat aus Verona die folgende Proclamation an die Bewohner des lombardisch=venetianischen Königreiches erlassen: „Einwohner des lombardisch=venetiani- schen Königreiches! Se. Maj. der Kaiser hat geruht mich zum Generalgouverneur für die Civil= und Militärangelegenheiten des lombardisch=venetianischen Königreiches zu ernennen. Se. Maj. legte in meine Hände diese doppelte Gewalt, um mit der Kraft und Heiligkeit des Gesetzes auch die Mittel zu deren Geltendmach- ung zu verbinden. Daß die Nichtbeobachtung der Gesetze zur Anarchie und zum Ruine der Völker führt, das habet ihr an euch selbst erfahren. Die Herrschaft einer Gewalt ohne Gesetze kann in der kurzen Frist eines einzigen Jahres mehr Unheil säen, als die weiseste Gesetzgebung und Verwaltung in zehn Jahren wieder gut zu machen im Stande ist. Noch einmal ermahne ich euch daher: seyd auch ihr ein Ring der großen Kette, welche unter sich die Völker unserer gemeinsamen Monarchie verknüpft, deren frei- sinnige Jnstitutionen jede mit der Wohlfahrt aller vereinbare Ent- wickelung eurer Jnteressen und eurer Nationalität sichern. Ein- wohner des lombardisch=venetianischen Königreiches! Fern von eueren Herzen sey das Mißtrauen in die Aufrichtigkeit und Lauter- keit der Absichten eurer Regierung, dieses Mißtrauen, das Viele von euch beherrscht. Es ist der Wunsch und der Wille des Kai- sers, unseres Herrn, das lombardisch=venetianische Königreich unter Seinem Scepter glücklich und zufrieden zu sehen, und ich bin stolz darauf zum Werkzeuge seines Willens erwählt zu seyn. Wäre ich auch zur Zielscheibe irgend einer unverdienten Unbild gemacht worden, in meinem Herzen ist jede Erinnerung daran er- loschen. Verzeihen und Vergessen des Vergangenen ist mein Wahl- spruch. Jch rechne auf eure Mitwirkung, auf euer Vertrauen; ich bedarf dessen, um die Vorsätze ins Leben zu führen, die mich für die Wohlfahrt eines Landes beseelen, das mir durch langen Auf- enthalt theuer geworden ist, und in welchem ich mein zweites Va- terland liebe. Graf Radetzky, Generalgouverneur.“ An das Heer hat der Feldmarschall aus Palmanuova den folgenden Armeebefehl erlassen: Soldaten! Zurückgekehrt von Wien, wohin mich das Ver- trauen Sr. Majestät des Kaisers gerufen, ist es mein erstes Be- dürfniß, Euch meine Freude über meine Rückkehr in Eure Mitte auszudrücken. — Die Gnade, womit mich mein Monarch empfing, das freudige Willkommen, das mir auf meinem Wege entgegen- jubelte, verdanke ich der Treue, der Kraft und der unerschütter- lichen Standhaftigkeit, womit Jhr mir in den Tagen schwerer Prüfung zur Seite gestanden. Dafür bringe ich Euch den Dank und die Liebe Eueres Kaisers, die ich von seinen Lippen empfing, und die Bewunderung des Vaterlandes, das Jhr von Anarchie, von schmählichem Untergange gerettet. Soldaten! Friede herrscht wieder in den Gauen unseres Vaterlandes; Jhr werdet darüber wachen, daß Verrath und Treubruch ihn nicht mehr störe! Viele unter Euch, ich weiß es, haben ihre gesetzliche Dienstzeit rühmlich vollendet; harret_ noch eine kurze Weile aus, bis die in der Um- wandlung begriffene Ordnung des Staates neu und fest begrün- det ist, dann werdet Jhr, bedeckt mit Ruhm, geleitet vom Danke Eueres Kaisers und Vaterlandes, zum _____________heimathlichen Herde zurück- kehren: dort werdet Jhr den Geist der Vaterlandsliebe, der Ord- nung, der Achtung vor dem Gesetze verbreiten, der Euch im Schlachtgewühle gestärkt und geleitet. — Jhr werdet dem jungen Krieger zum Muster und Vorbilde dienen, der bestimmt ist, die Lücke wieder auszufüllen, die Euer Scheiden aus den Reihen des Heeres zurücklassen wird. Soldaten! bleibet treu dem hohen und edlen Sinne, der Euch bis jetzt auf dem Wege der Ehre und Pflicht geleitet. — Die Geschichte wird der Nachwelt sagen, was Oesterreichs treues Heer seinem Kaiser und seinem Vaterlande gewesen. Radetzky m. p., F. M. Frankreich Anzeigen. Obstbäume. Wegen Wohnortsveränderung wünscht der Unterzeichnete seine aner- kannt ganz vorzüglich gehaltene Baumschule, enthaltend insbesondere mehrere Tausende Aepfel=Hochstämmchen — darunter 5 bis 600 von 12 bis 14 Fuß Kronenhöhe — möglichst bald in Partien oder im Ganzen unter billigen Bedingungen zu veräußern. Schriftliche Anfragen wer- den portofrei erbeten. Hospital Hofheim bei Darmstadt 27. October 1849. Wolff. A. Clement auf der Gaugasse empfiehlt sich mit Wachsstöcken, Kerzen und schwarzem Wachs, Alles von bester Qualität, so wie mit guter schwarzer Tinte, den Schoppen zu 8 kr. Ein gebildetes, elternloses Frauenzimmer, welches in allen weiblichen Arbeiten wohl erfahren ist, sucht eine Stelle als Kammerjungfer, Gesellschafterin oder ein ähnliches Unter- kommen bei einer anständigen Dame, wobei sie weniger auf ein hohes Salair, als auf eine humane Behandlung sehen würde. Näheres bei der Redaction dieses Blattes. Jm Verlage von J. G. Wirth Sohn ist erschienen: Schlagschatten von Ludwig Kalisch. Erstes Heft. Zweite vermehrte Auflage. Dieses Werk erscheint in sechs Lieferungen Taschenformat, jede zu 21 Kreuzer. Der fünften Lieferung wird das wohlgetroffene Portrait ( Stahlstich ) dieses beliebten Humoristen beigegeben. Mainzer Stadttheater. Sonntag den 4. November: Der Freischütz. Roman- tische Oper in 3 Acten von Friedr. Kind. Musik von C. M. v. Weber. — Agathe — Fräulein Halbreiter; Aenn- chen — Fräulein Tonner, als Gäste. Montag den 5. November. ( Abonnement suspendu. Die freien Entrée sind für diese Vorstellung nicht giltig. ) Zum Be- nefiz des Fräulein Rummel: Die Entführung aus dem Serail. Komische Oper in 3 Acten von Mozart. — Constance — Fräulein Rummel; Blondchen — Frau Echten; Osmin — Herr Dr. Mayer vom Wiesbadener Hoftheater, als Gast; Pedrillo — Herr Eitel, als Gast. Dienstag den 6. November: Die Schule des Lebens. Schauspiel in 5 Acten von Raupach. Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
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Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 261. Mainz, 3. November 1849, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal261_1849/4>, abgerufen am 06.06.2024.