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Mainzer Journal. Nr. 96. Mainz, 26. September 1848.

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[Beginn Spaltensatz] Hoffmann der Mann ist, nicht allein die Uebelthäter, sondern
auch ihre Helfershelfer und Freunde zu strafen, daran zweifelt
Niemand. Die Struve'sche Jnsurgentenschaar, meist aus dem
Abschaume der Menschheit zusammengelesen, verlaufenes Gesindel
aus aller Herren Länder, soll wie wahre Vandalen gehaust
haben. Wir wollen für's Erste die Nachrichten, die uns über
die scheußliche Aufführung dieser "Befreier Deutschlands" zu-
gekommen sind, nicht weiter berühren, da hoffentlich auch hier
Furcht und Schrecken das Jhrige dazu beigetragen haben, die
Scenen möglichst grell auszumalen. Nur so viel sey hier ge-
sagt, daß Struve selbst den Terrorismus so weit getrieben hat,
daß unter seinen eigenen Leuten ein Aufruhr aus-
zubrechen drohte,
den nur die Nähe des Feindes und die
dringende Gefahr nicht zum Ausbruche kommen ließ. Manche be-
haupten, Struve sey in Staufen gefallen; wir schenken jedoch
diesem Gerüchte nicht den mindesten Glauben. Ein Held wie
Struve fällt nicht, sondern -- läuft davon, nimmt die Kas-
sen
mit und erklärt nachträglich, d. h. wenn er sich in Sicherheit
befindet: Deutschland sey noch nicht reif für die Republik, er werde
gelegentlich wieder kommen, dann solle es schon besser gehen
Noch bemerke ich, daß unter den Anführern der Struve'schen
Schaar die beiden Brüder Siegel, sodann der berüchtigte Karl
Blind, der wackere Correspondent der "Mannheimer Abend-
zeitung " und Germain Metternich genannt werden. Dieser
"Philadelphia der Barrikaden" scheint also in der That ein wah-
rer Ueberall und Nirgends. [ Herr Metternich wird sich wohl hü-
ten seine Haut zu Markt zu tragen! Jn Frankfurt hat er, wie alle
Welt sich erzählt, die Barrikaden ganz richtig gebaut und sich
dann entfernt, um Zuzug zu holen! Er kam aber nicht wieder. ]
Heute Nachmittag sind 2 Bataillone Preußen hier eingerückt und
haben Quartier bei den Bürgern bezogen. Andere preußische
Truppen sollen nachfolgen. Man spricht davon, daß zwischen
hier und Heidelberg eine mobile Colonne von 12,000 Mann zu
liegen kommt. Daß auch der Kreis Weinheim ( Hecker's Wahl-
bezirk ) in den Kriegszustand erklärt worden ist, haben Jhnen die
badischen Blätter bereits gemeldet. Jm Odenwald, namentlich
im hessischen Theile des Gebirges, sollen die Wühler, trotz all ihrer
Anstrengung, nur sehr geringen Crfolg gehabt haben. Es scheint
heuer die Republik nirgends gerathen zu wollen.

x x Aus der Wetterau 25. September. So eben mar-
schiren aus Friedberg eiligst Truppen zum Theil nach Butzbach,
zum Theil in den Vogelsberg, nach Lauterbach, wo es wie-
der ungeheuer wird. Die nur durch die Anwesenheit der Trup-
pen niedergehaltenen Vogelsberger beabsichtigen, wie wir hören,
ermuthigt durch die Frankfurter Vorfälle und von den Gießener
Clubs dazu aufgestachelt, von Neuem das v. Riedesel'sche Eigen-
thum anzugreifen, nebstbei auch die "rothe" Republik zu prokla-
miren. Eine eigenthümliche und von unseren sogenannten gut-
gesinnten Bürgern wohl zu berücksichtigende Erscheinung ist es,
daß die "rothe" Republik wenigstens in Deutschland größten-
theils an zeitlichen und ewigen Gütern bankrott gewordene Leute
zu Freunde hat. So auch im Vogelsberg, wo die Krawaller
weiter nichts sind, als durch eigenes Verschulden bankrott ge-
wordene Pächter oder Gutsbesitzer im Bunde mit verwahrlostem
Pöbel, der unter der Aegide der rothen Fahne vorerst die Ad-
lichen und dann alle Vermögenden bis auf die Haut auszuziehen
gedenkt, damit Alle ihnen gleich seyen. Praktischer Communis-
mus! Jn Gießen sieht es nicht minder gefährlich aus, seit-
dem sich dort die Nachricht verbreitete, man beabsichtige einige
berüchtigte ( seitdem gefänglich eingezogene ) Clubsführer, die
Vogt's Jdeen bisher ins Leben einzuführen suchten, gefangen
nach Mainz auf die Festung zu transportiren. Auf diese absicht-
lich und emsig verbreitete Nachricht wurden eine Menge Leute aus
der Umgegend zusammengetrommelt, und als man sie zusammen
hatte, hieß es, es seyen Soldaten im Anmarsche, die in der
Stadt einquartirt werden sollten, kein Bürger aber dürfe einen
Soldaten in's Haus aufzunehmen sich unterstehen. Erst auf die-
sen Tumult hin, wurden von der Behörde die Butzbacher Chevaux-
legers requirirt, welche auch bald erschienen, ohne jedoch in
der Stadt ihren Aufenthalt zu nehmen. Was es weiter gegeben,
wissen wir noch nicht. Jm Uebrigen sind die Unruhstifter der-
malen äußerst geschäftig im Ausstreuen von Lügen und Verleum-
dungen besonders gegen das Parlament. Und Sie fragen wohl,
glaubt das Volk all dieses? Leider müssen wir sagen: Ja,
ein großer Theil unseres Volkes glaubt es, weil es schon so
lange und vergebens sich sehnt, seine materielle Lage verbessert
zu sehen; ihm währen die Verhandlungen zu Frankfurt zu lange,
und es meint, eben weil es nur Hetzer hierüber reden hört,
die Herren in Frankfurt sprächen viel und thäten wenig für es.
Kurzum es sieht schlimm in und beim Volke aus, und soviel steht
fest, daß uns die Anarchie mit den schlimmsten Folgen droht, wo-
fern nicht bald der provisorische Zustand Deutschlands aufhört,
[Spaltenumbruch] und namentlich die Behörden alle Kraft und Energie aufbieten, um
dem Gesetze Achtung zu verschaffen. Die Wühler müssen sehen,
daß man sich nicht vor ihnen fürchtet, sonst werden sie im kom-
menden Winter, der bei der schlechten Kartoffelerndte die Armuth
sehr erhöhen wird, die hungernden Proletarier uns auf den Hals
laden.

== Alzei 25. September. So eben wird die Ankunft von
1200 Mann preußischen Militärs auf heute Nachmittag durch die
Schelle hier bekannt gemacht. Jn Wörrstadt werden 700
Mann erwartet. Auf dem Roßmarkt ist es sehr lebendig. Zahl-
reiche Schaaren von Turnern in Blousen finden sich dort zusam-
men, wie es scheint aus den benachbarten Dörfern herbeigezogen.
Es wird hie und da gegen die Aufnahme dieser ungeladenen und
unerwarteten Gäste gesprochen und stehen wahrscheinlich Demon-
strationen bevor, bei denen die Turner ihre Bravour zu zeigen
Gelegenheit haben werden. Am Samstag traf ich einen Demokra-
tenchef aus Oberhessen, welcher ins Oberland reist, und wahr-
scheinlich Aufträge für die Demokraten der Umgegend hatte. Ge-
stern sollen mehrere Turnvereine ein Stelldichein am Hundskopf
gehalten haben und Alles scheint auf einen Hauptschlag von ihrer
Seite berechnet zu seyn. Wie es heißt, sollen sich bis 80,000
Mann concentriren, und, wie ich schon früher mich erinnere gele-
sen zu haben, in Rheinbayern und Rheinhessen ihren Operations-
plan eröffnen. Die Drohungen gegen jenen Theil der Dorfbe-
wohner, welche sich nicht abhalten lassen, in Mitten und während
all der Unordnungeu auch für das Brod der Demokraten zu ar-
beiten, fangen an manchen Orten an ihren Zweck zu erreichen.
Man hat allen Grund für die Zukunft besorgt zu seyn.

Rendsburg 23. Sept. ( S. H. Z. ) Die provisorische Regie-
rung hat folgende Bekanntmachung erlassen: Mitbürger! Wir
haben in unserer Proclamation vom 24. März d. J. gelobt, uns
in dem Kampfe für Freiheit und Recht den Einheitsbestrebungen
Deutschlands mit aller Kraft anzuschließen. Die deutsche Central-
gewalt hat uns deutsche Waffenbrüder zur Hülfe gesandt, um das
Land von dem Feinde zu befreien; den Schleswig=Holsteinern
vor Allen liegt die Pflicht ob, die Centralgewalt, so viel an ihnen
ist, zu stützen und ihren Befehlen Folge zu leisten. Die National-
Versammlung in Frankfurt, der höchste Rath der deutscheu Na-
tion, hat den von der Krone Preußen verhandelten Waffenstillstand
zwischen Deutschland und Dänemark genehmigt; wir erwarten
die Anordnungen des Erzherzogs Reichsverwesers, um im Ein-
verständniß mit der schlesw.=holst. Landesversammlung die von
uns geübte Gewalt niederzulegen; bis dahin werden wir die
Pflichten erfüllen, welche wir gegen das Land übernommen haben.
Es ist uns amtlich zur Kunde gekommen, daß drei Personen,
Moltke, Johannsen und Hausen, von der Jnsel Alsen aus
Bekanntmachungen an das Volk der Herzogthümer erlassen, in
denen sie sich als Mitglieder "einer königlichen Jmmediatcom-
mission zur gemeinsamen Regierung der Herzogthümer Schleswig
und Holstein" bezeichnen. Wir werden dem landesfeindlichen Trei-
ben einer solchen unbefugten, mit den Waffenstillstandsverhand-
lungen im Widerspruch stehenden "königlichen Jmmediatcommis-
sion " nachdrücklich entgegentreten und haben an alle Polizeibe-
hörden des Landes die Verfügung erlassen, die gedachten drei
Personen, wo sie sich finden lassen, in Verwahrsam zu nehmen
und den Gesetzen nach weiter gegen sie zu verfahren. Von dem
gesetzlichen Sinn unserer Mitbürger aber dürfen wir erwarten,
daß sie sich auch durch solche Provocationen nicht zu ungesetzlichen
Schritten gegen jene Personen hinreißen lassen. Rendsburg, den
22. Sept. 1848. Die prov. Regierung. Beseler, F. Re-
ventlon,
M. T. Schmidt.

Kiel 22. September. ( B. H. ) Je schwieriger die Verhält-
hältnisse werden, desto entschiedener zeigt auch die Landesver-
sammlung
Einigkeit und Entschlossenheit. Jn Folge der gestern
hier bekannt gewordenen Proclamation einer "königl. Jmmediat-
Commission zur gemeinschaftlichen Regierung für die Herzogthü-
mer ( zu Sonderburg ) " beantragte der zur Ueberwachung der
Waffenstillstandsangelegenheiten niedergesetzte Ausschuß in der heu-
tigen Sitzung ein Schreiben an die provisorische Regierung, als
dessen Verfasser wir mit Freude den frühern Canzleideputirten
jetzigen Landdrosten von Pinneberg, Conferenzrath Rathgen
nennen können. Die Versammlung hat dies Schreiben einstimmig
genehmigt und beschlossen; es lautet folgendermaßen: " An die
provisorische Regierung in Rendsburg.
Durch die
anliegende Bekanntmachung ist es zur Kunde der Landesversamm-
lung gekommen, daß drei Männer es gewagt haben, sich als eine
angeblich in Gemäßheit des Waffenstillstandsvertrags zur gemein-
samen Regierung der Herzogthümer Schleswig und Holstein wäh-
rend der Dauer des Waffenstillstandes bereits in Wirksamkeit ge-
tretene Jmmediat=Commission und als die einzige rechtmäßige
oberste Verwaltungsbehörde der Herzogthümer zu bezeichnen, von
den Behörden und Beamten der Herzogthümer Gehorsam in An-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Hoffmann der Mann ist, nicht allein die Uebelthäter, sondern
auch ihre Helfershelfer und Freunde zu strafen, daran zweifelt
Niemand. Die Struve'sche Jnsurgentenschaar, meist aus dem
Abschaume der Menschheit zusammengelesen, verlaufenes Gesindel
aus aller Herren Länder, soll wie wahre Vandalen gehaust
haben. Wir wollen für's Erste die Nachrichten, die uns über
die scheußliche Aufführung dieser „Befreier Deutschlands“ zu-
gekommen sind, nicht weiter berühren, da hoffentlich auch hier
Furcht und Schrecken das Jhrige dazu beigetragen haben, die
Scenen möglichst grell auszumalen. Nur so viel sey hier ge-
sagt, daß Struve selbst den Terrorismus so weit getrieben hat,
daß unter seinen eigenen Leuten ein Aufruhr aus-
zubrechen drohte,
den nur die Nähe des Feindes und die
dringende Gefahr nicht zum Ausbruche kommen ließ. Manche be-
haupten, Struve sey in Staufen gefallen; wir schenken jedoch
diesem Gerüchte nicht den mindesten Glauben. Ein Held wie
Struve fällt nicht, sondern — läuft davon, nimmt die Kas-
sen
mit und erklärt nachträglich, d. h. wenn er sich in Sicherheit
befindet: Deutschland sey noch nicht reif für die Republik, er werde
gelegentlich wieder kommen, dann solle es schon besser gehen
Noch bemerke ich, daß unter den Anführern der Struve'schen
Schaar die beiden Brüder Siegel, sodann der berüchtigte Karl
Blind, der wackere Correspondent der „Mannheimer Abend-
zeitung “ und Germain Metternich genannt werden. Dieser
„Philadelphia der Barrikaden“ scheint also in der That ein wah-
rer Ueberall und Nirgends. [ Herr Metternich wird sich wohl hü-
ten seine Haut zu Markt zu tragen! Jn Frankfurt hat er, wie alle
Welt sich erzählt, die Barrikaden ganz richtig gebaut und sich
dann entfernt, um Zuzug zu holen! Er kam aber nicht wieder. ]
Heute Nachmittag sind 2 Bataillone Preußen hier eingerückt und
haben Quartier bei den Bürgern bezogen. Andere preußische
Truppen sollen nachfolgen. Man spricht davon, daß zwischen
hier und Heidelberg eine mobile Colonne von 12,000 Mann zu
liegen kommt. Daß auch der Kreis Weinheim ( Hecker's Wahl-
bezirk ) in den Kriegszustand erklärt worden ist, haben Jhnen die
badischen Blätter bereits gemeldet. Jm Odenwald, namentlich
im hessischen Theile des Gebirges, sollen die Wühler, trotz all ihrer
Anstrengung, nur sehr geringen Crfolg gehabt haben. Es scheint
heuer die Republik nirgends gerathen zu wollen.

× × Aus der Wetterau 25. September. So eben mar-
schiren aus Friedberg eiligst Truppen zum Theil nach Butzbach,
zum Theil in den Vogelsberg, nach Lauterbach, wo es wie-
der ungeheuer wird. Die nur durch die Anwesenheit der Trup-
pen niedergehaltenen Vogelsberger beabsichtigen, wie wir hören,
ermuthigt durch die Frankfurter Vorfälle und von den Gießener
Clubs dazu aufgestachelt, von Neuem das v. Riedesel'sche Eigen-
thum anzugreifen, nebstbei auch die „rothe“ Republik zu prokla-
miren. Eine eigenthümliche und von unseren sogenannten gut-
gesinnten Bürgern wohl zu berücksichtigende Erscheinung ist es,
daß die „rothe“ Republik wenigstens in Deutschland größten-
theils an zeitlichen und ewigen Gütern bankrott gewordene Leute
zu Freunde hat. So auch im Vogelsberg, wo die Krawaller
weiter nichts sind, als durch eigenes Verschulden bankrott ge-
wordene Pächter oder Gutsbesitzer im Bunde mit verwahrlostem
Pöbel, der unter der Aegide der rothen Fahne vorerst die Ad-
lichen und dann alle Vermögenden bis auf die Haut auszuziehen
gedenkt, damit Alle ihnen gleich seyen. Praktischer Communis-
mus! Jn Gießen sieht es nicht minder gefährlich aus, seit-
dem sich dort die Nachricht verbreitete, man beabsichtige einige
berüchtigte ( seitdem gefänglich eingezogene ) Clubsführer, die
Vogt's Jdeen bisher ins Leben einzuführen suchten, gefangen
nach Mainz auf die Festung zu transportiren. Auf diese absicht-
lich und emsig verbreitete Nachricht wurden eine Menge Leute aus
der Umgegend zusammengetrommelt, und als man sie zusammen
hatte, hieß es, es seyen Soldaten im Anmarsche, die in der
Stadt einquartirt werden sollten, kein Bürger aber dürfe einen
Soldaten in's Haus aufzunehmen sich unterstehen. Erst auf die-
sen Tumult hin, wurden von der Behörde die Butzbacher Chevaux-
legers requirirt, welche auch bald erschienen, ohne jedoch in
der Stadt ihren Aufenthalt zu nehmen. Was es weiter gegeben,
wissen wir noch nicht. Jm Uebrigen sind die Unruhstifter der-
malen äußerst geschäftig im Ausstreuen von Lügen und Verleum-
dungen besonders gegen das Parlament. Und Sie fragen wohl,
glaubt das Volk all dieses? Leider müssen wir sagen: Ja,
ein großer Theil unseres Volkes glaubt es, weil es schon so
lange und vergebens sich sehnt, seine materielle Lage verbessert
zu sehen; ihm währen die Verhandlungen zu Frankfurt zu lange,
und es meint, eben weil es nur Hetzer hierüber reden hört,
die Herren in Frankfurt sprächen viel und thäten wenig für es.
Kurzum es sieht schlimm in und beim Volke aus, und soviel steht
fest, daß uns die Anarchie mit den schlimmsten Folgen droht, wo-
fern nicht bald der provisorische Zustand Deutschlands aufhört,
[Spaltenumbruch] und namentlich die Behörden alle Kraft und Energie aufbieten, um
dem Gesetze Achtung zu verschaffen. Die Wühler müssen sehen,
daß man sich nicht vor ihnen fürchtet, sonst werden sie im kom-
menden Winter, der bei der schlechten Kartoffelerndte die Armuth
sehr erhöhen wird, die hungernden Proletarier uns auf den Hals
laden.

== Alzei 25. September. So eben wird die Ankunft von
1200 Mann preußischen Militärs auf heute Nachmittag durch die
Schelle hier bekannt gemacht. Jn Wörrstadt werden 700
Mann erwartet. Auf dem Roßmarkt ist es sehr lebendig. Zahl-
reiche Schaaren von Turnern in Blousen finden sich dort zusam-
men, wie es scheint aus den benachbarten Dörfern herbeigezogen.
Es wird hie und da gegen die Aufnahme dieser ungeladenen und
unerwarteten Gäste gesprochen und stehen wahrscheinlich Demon-
strationen bevor, bei denen die Turner ihre Bravour zu zeigen
Gelegenheit haben werden. Am Samstag traf ich einen Demokra-
tenchef aus Oberhessen, welcher ins Oberland reist, und wahr-
scheinlich Aufträge für die Demokraten der Umgegend hatte. Ge-
stern sollen mehrere Turnvereine ein Stelldichein am Hundskopf
gehalten haben und Alles scheint auf einen Hauptschlag von ihrer
Seite berechnet zu seyn. Wie es heißt, sollen sich bis 80,000
Mann concentriren, und, wie ich schon früher mich erinnere gele-
sen zu haben, in Rheinbayern und Rheinhessen ihren Operations-
plan eröffnen. Die Drohungen gegen jenen Theil der Dorfbe-
wohner, welche sich nicht abhalten lassen, in Mitten und während
all der Unordnungeu auch für das Brod der Demokraten zu ar-
beiten, fangen an manchen Orten an ihren Zweck zu erreichen.
Man hat allen Grund für die Zukunft besorgt zu seyn.

Rendsburg 23. Sept. ( S. H. Z. ) Die provisorische Regie-
rung hat folgende Bekanntmachung erlassen: Mitbürger! Wir
haben in unserer Proclamation vom 24. März d. J. gelobt, uns
in dem Kampfe für Freiheit und Recht den Einheitsbestrebungen
Deutschlands mit aller Kraft anzuschließen. Die deutsche Central-
gewalt hat uns deutsche Waffenbrüder zur Hülfe gesandt, um das
Land von dem Feinde zu befreien; den Schleswig=Holsteinern
vor Allen liegt die Pflicht ob, die Centralgewalt, so viel an ihnen
ist, zu stützen und ihren Befehlen Folge zu leisten. Die National-
Versammlung in Frankfurt, der höchste Rath der deutscheu Na-
tion, hat den von der Krone Preußen verhandelten Waffenstillstand
zwischen Deutschland und Dänemark genehmigt; wir erwarten
die Anordnungen des Erzherzogs Reichsverwesers, um im Ein-
verständniß mit der schlesw.=holst. Landesversammlung die von
uns geübte Gewalt niederzulegen; bis dahin werden wir die
Pflichten erfüllen, welche wir gegen das Land übernommen haben.
Es ist uns amtlich zur Kunde gekommen, daß drei Personen,
Moltke, Johannsen und Hausen, von der Jnsel Alsen aus
Bekanntmachungen an das Volk der Herzogthümer erlassen, in
denen sie sich als Mitglieder „einer königlichen Jmmediatcom-
mission zur gemeinsamen Regierung der Herzogthümer Schleswig
und Holstein“ bezeichnen. Wir werden dem landesfeindlichen Trei-
ben einer solchen unbefugten, mit den Waffenstillstandsverhand-
lungen im Widerspruch stehenden „königlichen Jmmediatcommis-
sion “ nachdrücklich entgegentreten und haben an alle Polizeibe-
hörden des Landes die Verfügung erlassen, die gedachten drei
Personen, wo sie sich finden lassen, in Verwahrsam zu nehmen
und den Gesetzen nach weiter gegen sie zu verfahren. Von dem
gesetzlichen Sinn unserer Mitbürger aber dürfen wir erwarten,
daß sie sich auch durch solche Provocationen nicht zu ungesetzlichen
Schritten gegen jene Personen hinreißen lassen. Rendsburg, den
22. Sept. 1848. Die prov. Regierung. Beseler, F. Re-
ventlon,
M. T. Schmidt.

Kiel 22. September. ( B. H. ) Je schwieriger die Verhält-
hältnisse werden, desto entschiedener zeigt auch die Landesver-
sammlung
Einigkeit und Entschlossenheit. Jn Folge der gestern
hier bekannt gewordenen Proclamation einer „königl. Jmmediat-
Commission zur gemeinschaftlichen Regierung für die Herzogthü-
mer ( zu Sonderburg ) “ beantragte der zur Ueberwachung der
Waffenstillstandsangelegenheiten niedergesetzte Ausschuß in der heu-
tigen Sitzung ein Schreiben an die provisorische Regierung, als
dessen Verfasser wir mit Freude den frühern Canzleideputirten
jetzigen Landdrosten von Pinneberg, Conferenzrath Rathgen
nennen können. Die Versammlung hat dies Schreiben einstimmig
genehmigt und beschlossen; es lautet folgendermaßen: „ An die
provisorische Regierung in Rendsburg.
Durch die
anliegende Bekanntmachung ist es zur Kunde der Landesversamm-
lung gekommen, daß drei Männer es gewagt haben, sich als eine
angeblich in Gemäßheit des Waffenstillstandsvertrags zur gemein-
samen Regierung der Herzogthümer Schleswig und Holstein wäh-
rend der Dauer des Waffenstillstandes bereits in Wirksamkeit ge-
tretene Jmmediat=Commission und als die einzige rechtmäßige
oberste Verwaltungsbehörde der Herzogthümer zu bezeichnen, von
den Behörden und Beamten der Herzogthümer Gehorsam in An-
[Ende Spaltensatz]

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[0003] Hoffmann der Mann ist, nicht allein die Uebelthäter, sondern auch ihre Helfershelfer und Freunde zu strafen, daran zweifelt Niemand. Die Struve'sche Jnsurgentenschaar, meist aus dem Abschaume der Menschheit zusammengelesen, verlaufenes Gesindel aus aller Herren Länder, soll wie wahre Vandalen gehaust haben. Wir wollen für's Erste die Nachrichten, die uns über die scheußliche Aufführung dieser „Befreier Deutschlands“ zu- gekommen sind, nicht weiter berühren, da hoffentlich auch hier Furcht und Schrecken das Jhrige dazu beigetragen haben, die Scenen möglichst grell auszumalen. Nur so viel sey hier ge- sagt, daß Struve selbst den Terrorismus so weit getrieben hat, daß unter seinen eigenen Leuten ein Aufruhr aus- zubrechen drohte, den nur die Nähe des Feindes und die dringende Gefahr nicht zum Ausbruche kommen ließ. Manche be- haupten, Struve sey in Staufen gefallen; wir schenken jedoch diesem Gerüchte nicht den mindesten Glauben. Ein Held wie Struve fällt nicht, sondern — läuft davon, nimmt die Kas- sen mit und erklärt nachträglich, d. h. wenn er sich in Sicherheit befindet: Deutschland sey noch nicht reif für die Republik, er werde gelegentlich wieder kommen, dann solle es schon besser gehen Noch bemerke ich, daß unter den Anführern der Struve'schen Schaar die beiden Brüder Siegel, sodann der berüchtigte Karl Blind, der wackere Correspondent der „Mannheimer Abend- zeitung “ und Germain Metternich genannt werden. Dieser „Philadelphia der Barrikaden“ scheint also in der That ein wah- rer Ueberall und Nirgends. [ Herr Metternich wird sich wohl hü- ten seine Haut zu Markt zu tragen! Jn Frankfurt hat er, wie alle Welt sich erzählt, die Barrikaden ganz richtig gebaut und sich dann entfernt, um Zuzug zu holen! Er kam aber nicht wieder. ] Heute Nachmittag sind 2 Bataillone Preußen hier eingerückt und haben Quartier bei den Bürgern bezogen. Andere preußische Truppen sollen nachfolgen. Man spricht davon, daß zwischen hier und Heidelberg eine mobile Colonne von 12,000 Mann zu liegen kommt. Daß auch der Kreis Weinheim ( Hecker's Wahl- bezirk ) in den Kriegszustand erklärt worden ist, haben Jhnen die badischen Blätter bereits gemeldet. Jm Odenwald, namentlich im hessischen Theile des Gebirges, sollen die Wühler, trotz all ihrer Anstrengung, nur sehr geringen Crfolg gehabt haben. Es scheint heuer die Republik nirgends gerathen zu wollen. × × Aus der Wetterau 25. September. So eben mar- schiren aus Friedberg eiligst Truppen zum Theil nach Butzbach, zum Theil in den Vogelsberg, nach Lauterbach, wo es wie- der ungeheuer wird. Die nur durch die Anwesenheit der Trup- pen niedergehaltenen Vogelsberger beabsichtigen, wie wir hören, ermuthigt durch die Frankfurter Vorfälle und von den Gießener Clubs dazu aufgestachelt, von Neuem das v. Riedesel'sche Eigen- thum anzugreifen, nebstbei auch die „rothe“ Republik zu prokla- miren. Eine eigenthümliche und von unseren sogenannten gut- gesinnten Bürgern wohl zu berücksichtigende Erscheinung ist es, daß die „rothe“ Republik wenigstens in Deutschland größten- theils an zeitlichen und ewigen Gütern bankrott gewordene Leute zu Freunde hat. So auch im Vogelsberg, wo die Krawaller weiter nichts sind, als durch eigenes Verschulden bankrott ge- wordene Pächter oder Gutsbesitzer im Bunde mit verwahrlostem Pöbel, der unter der Aegide der rothen Fahne vorerst die Ad- lichen und dann alle Vermögenden bis auf die Haut auszuziehen gedenkt, damit Alle ihnen gleich seyen. Praktischer Communis- mus! Jn Gießen sieht es nicht minder gefährlich aus, seit- dem sich dort die Nachricht verbreitete, man beabsichtige einige berüchtigte ( seitdem gefänglich eingezogene ) Clubsführer, die Vogt's Jdeen bisher ins Leben einzuführen suchten, gefangen nach Mainz auf die Festung zu transportiren. Auf diese absicht- lich und emsig verbreitete Nachricht wurden eine Menge Leute aus der Umgegend zusammengetrommelt, und als man sie zusammen hatte, hieß es, es seyen Soldaten im Anmarsche, die in der Stadt einquartirt werden sollten, kein Bürger aber dürfe einen Soldaten in's Haus aufzunehmen sich unterstehen. Erst auf die- sen Tumult hin, wurden von der Behörde die Butzbacher Chevaux- legers requirirt, welche auch bald erschienen, ohne jedoch in der Stadt ihren Aufenthalt zu nehmen. Was es weiter gegeben, wissen wir noch nicht. Jm Uebrigen sind die Unruhstifter der- malen äußerst geschäftig im Ausstreuen von Lügen und Verleum- dungen besonders gegen das Parlament. Und Sie fragen wohl, glaubt das Volk all dieses? Leider müssen wir sagen: Ja, ein großer Theil unseres Volkes glaubt es, weil es schon so lange und vergebens sich sehnt, seine materielle Lage verbessert zu sehen; ihm währen die Verhandlungen zu Frankfurt zu lange, und es meint, eben weil es nur Hetzer hierüber reden hört, die Herren in Frankfurt sprächen viel und thäten wenig für es. Kurzum es sieht schlimm in und beim Volke aus, und soviel steht fest, daß uns die Anarchie mit den schlimmsten Folgen droht, wo- fern nicht bald der provisorische Zustand Deutschlands aufhört, und namentlich die Behörden alle Kraft und Energie aufbieten, um dem Gesetze Achtung zu verschaffen. Die Wühler müssen sehen, daß man sich nicht vor ihnen fürchtet, sonst werden sie im kom- menden Winter, der bei der schlechten Kartoffelerndte die Armuth sehr erhöhen wird, die hungernden Proletarier uns auf den Hals laden. == Alzei 25. September. So eben wird die Ankunft von 1200 Mann preußischen Militärs auf heute Nachmittag durch die Schelle hier bekannt gemacht. Jn Wörrstadt werden 700 Mann erwartet. Auf dem Roßmarkt ist es sehr lebendig. Zahl- reiche Schaaren von Turnern in Blousen finden sich dort zusam- men, wie es scheint aus den benachbarten Dörfern herbeigezogen. Es wird hie und da gegen die Aufnahme dieser ungeladenen und unerwarteten Gäste gesprochen und stehen wahrscheinlich Demon- strationen bevor, bei denen die Turner ihre Bravour zu zeigen Gelegenheit haben werden. Am Samstag traf ich einen Demokra- tenchef aus Oberhessen, welcher ins Oberland reist, und wahr- scheinlich Aufträge für die Demokraten der Umgegend hatte. Ge- stern sollen mehrere Turnvereine ein Stelldichein am Hundskopf gehalten haben und Alles scheint auf einen Hauptschlag von ihrer Seite berechnet zu seyn. Wie es heißt, sollen sich bis 80,000 Mann concentriren, und, wie ich schon früher mich erinnere gele- sen zu haben, in Rheinbayern und Rheinhessen ihren Operations- plan eröffnen. Die Drohungen gegen jenen Theil der Dorfbe- wohner, welche sich nicht abhalten lassen, in Mitten und während all der Unordnungeu auch für das Brod der Demokraten zu ar- beiten, fangen an manchen Orten an ihren Zweck zu erreichen. Man hat allen Grund für die Zukunft besorgt zu seyn. Rendsburg 23. Sept. ( S. H. Z. ) Die provisorische Regie- rung hat folgende Bekanntmachung erlassen: Mitbürger! Wir haben in unserer Proclamation vom 24. März d. J. gelobt, uns in dem Kampfe für Freiheit und Recht den Einheitsbestrebungen Deutschlands mit aller Kraft anzuschließen. Die deutsche Central- gewalt hat uns deutsche Waffenbrüder zur Hülfe gesandt, um das Land von dem Feinde zu befreien; den Schleswig=Holsteinern vor Allen liegt die Pflicht ob, die Centralgewalt, so viel an ihnen ist, zu stützen und ihren Befehlen Folge zu leisten. Die National- Versammlung in Frankfurt, der höchste Rath der deutscheu Na- tion, hat den von der Krone Preußen verhandelten Waffenstillstand zwischen Deutschland und Dänemark genehmigt; wir erwarten die Anordnungen des Erzherzogs Reichsverwesers, um im Ein- verständniß mit der schlesw.=holst. Landesversammlung die von uns geübte Gewalt niederzulegen; bis dahin werden wir die Pflichten erfüllen, welche wir gegen das Land übernommen haben. Es ist uns amtlich zur Kunde gekommen, daß drei Personen, Moltke, Johannsen und Hausen, von der Jnsel Alsen aus Bekanntmachungen an das Volk der Herzogthümer erlassen, in denen sie sich als Mitglieder „einer königlichen Jmmediatcom- mission zur gemeinsamen Regierung der Herzogthümer Schleswig und Holstein“ bezeichnen. Wir werden dem landesfeindlichen Trei- ben einer solchen unbefugten, mit den Waffenstillstandsverhand- lungen im Widerspruch stehenden „königlichen Jmmediatcommis- sion “ nachdrücklich entgegentreten und haben an alle Polizeibe- hörden des Landes die Verfügung erlassen, die gedachten drei Personen, wo sie sich finden lassen, in Verwahrsam zu nehmen und den Gesetzen nach weiter gegen sie zu verfahren. Von dem gesetzlichen Sinn unserer Mitbürger aber dürfen wir erwarten, daß sie sich auch durch solche Provocationen nicht zu ungesetzlichen Schritten gegen jene Personen hinreißen lassen. Rendsburg, den 22. Sept. 1848. Die prov. Regierung. Beseler, F. Re- ventlon, M. T. Schmidt. Kiel 22. September. ( B. H. ) Je schwieriger die Verhält- hältnisse werden, desto entschiedener zeigt auch die Landesver- sammlung Einigkeit und Entschlossenheit. Jn Folge der gestern hier bekannt gewordenen Proclamation einer „königl. Jmmediat- Commission zur gemeinschaftlichen Regierung für die Herzogthü- mer ( zu Sonderburg ) “ beantragte der zur Ueberwachung der Waffenstillstandsangelegenheiten niedergesetzte Ausschuß in der heu- tigen Sitzung ein Schreiben an die provisorische Regierung, als dessen Verfasser wir mit Freude den frühern Canzleideputirten jetzigen Landdrosten von Pinneberg, Conferenzrath Rathgen nennen können. Die Versammlung hat dies Schreiben einstimmig genehmigt und beschlossen; es lautet folgendermaßen: „ An die provisorische Regierung in Rendsburg. Durch die anliegende Bekanntmachung ist es zur Kunde der Landesversamm- lung gekommen, daß drei Männer es gewagt haben, sich als eine angeblich in Gemäßheit des Waffenstillstandsvertrags zur gemein- samen Regierung der Herzogthümer Schleswig und Holstein wäh- rend der Dauer des Waffenstillstandes bereits in Wirksamkeit ge- tretene Jmmediat=Commission und als die einzige rechtmäßige oberste Verwaltungsbehörde der Herzogthümer zu bezeichnen, von den Behörden und Beamten der Herzogthümer Gehorsam in An-

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Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
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Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 96. Mainz, 26. September 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal096_1848/3>, abgerufen am 03.07.2024.