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Mainzer Journal. Nr. 52. Mainz, 6. August 1848.

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[Beginn Spaltensatz] mehr da, woraus sich noch eine Steuer herauspressen ließe, als
die Hypotheken, sey man mit seinem Vorschlage nicht einverstan-
den, so möge man sich in Gottes Namen nach einem neuen Fi-
nanzminister umsehen. Die Kammer war nicht wenig überrascht,
als der Minister ihr so den Bündel vor die Füße warf, und sich
selbst gewissermaßen ein Unfehlbarkeitszeugniß ausstellte. Auch
Berryer sprach mit großer Kraft gegen den Vorschlag,
die Kammer jubelte ihm ein Bravo über das andere zu, und
der Minister und sein Gesetz schwebten wirklich in großer Gefahr.
Unglücklicherweise konnte sich aber Berryer gegen das Ende sei-
ner Rede hin einiger alten legitimistischen Reminiscenzen nicht
erwehren und die leise Andeutung davon reichte hin, das republi-
kanische Gefühl der Versammlung wieder zu wecken. Sämmtliche
republikanische Fractionen der Kammer, der Clubb des Jnstitutes,
des Palais National nnd der neue demokratische Clubb thaten
sich zusammen und als nun angefragt wurde: ob der Plan des
aristokratischen Finanzcomites oder der des republikanischen Mi-
nisters den Vorzug haben solle, fiel das Finanzcomit e mit seinen
Vorschlägen durch und der Minister war gerettet. Nach der Dis-
cussion des 1. Artikels stimmten indessen noch immer 339
dagegen und nur 378, eine verhältnißmäßig geringe Majo-
rität dafür. Es ist übrigens so viel als gewiß, daß das ganze
Gesetz durchgehen wird, schon aus dem einfachen Grunde,
weil die französischen Finanzen auf ein Haar den holländischen
gleichen und, wenn Herr Goudchaux zurücktritt, sich schwerlich
ein anderer Finanzminister finden wird. Jst kein Geldmacher[unleserliches Material],
ist kein Dukatenfabrikant da? -- sehen Sie, das ist die Frage,
in welcher sich die ganze schwere Noth unseres materialistischen
Zeitalters concentrirt! -- Die heutige Sitzung wird mit Vor-
lesung des Berichtes der Untersuchungscommission über die
Mai= und Juniereignisse beginnen. Was wird da wohl heraus-
kommen? Die Commission hat grundsätzlich nur Thatsachen
gesammelt, ohne sich die mindeste Schlußfolgerung zu erlauben,
und wird das Urtheil -- wohl den Lesern überlassen.

Jn den Gassen von Paris ist es immer noch nicht recht ge-
heuer. Dieser Tage lustwandelte ein armer Baumeister und
Landwehrleutnant in der Straße Haut=Moulin, als auf einmal
einige "Bürger" Arbeiter mit den Worten auf ihn losstürzten:
"Wir kennen dich, auch du hast dich gegen das Volk im Juni ge-
schlagen, du bist eine Canaille und wir wollen dir den Garaus
machen!" Der arme Mann wurde schrecklich mißhandelt.

Die Franzosen können sich noch immer nicht darin finden, daß
Karl Albert so fürchterliche Schläge von Radetzky bekommen hat
und die Blätter aller Farben sind ziemlich kleinlaut. Auch der
"National" prophezeit merkwürdiger Weise über Jtalien heute
kein Wort! General Oudinot befindet sich fortwährend in Lyon.

Die Stadtrathwahlen sind nun fast in ganz Frankreich been-
digt und mit wenigen Ausnahmen überall im Sinne der Gemäß-
igten ausgefallen.

Die französischen Blätter brachten dieser Tage die Notiz,
der Graf "Watzfeld" habe dem Minister der auswärtigen Ange-
legenheiten sein Beglaubigungsschreiben als Geschäftsträger Preu-
ßens bei der Republik überreicht. Wir lachten über diesen Grafen
"Watzfeld" und wahrscheinlich hat der Graf Hatzfeld auch dar-
über gelacht. Heute berichtet uns aber das "Frankfurter Journal"
ganz getreulich: "Graf von Watzfeldt wurde vorgestern
u. s. w.," -- was wir darum hier einregistriren wollen, weil es
beweist, auf welcher politischen Bildungsstufe manche Zeitungs-
schreiber stehen. Wir müssen dem Frankfurter Journal zu seiner
Heilung ein "Taschenbuch der deutschen gräflichen Häuser" ver-
ordnen.

Auf außerordentlichem Wege soll hier die Nachricht
eingetroffen seyn, daß in Turin der König -- zum Dictator aus-
gerufen worden ist!
Das Turiner Volk stürmte am 29. Juli
die Kammer, sorderte ihre sofortige Auflösung und die Concen-
tration aller Gewalten in den Händen des Königs. Gioberti
übernahm es das Volk zu beschwichtigen und erbot sich ein neues
Ministerium zu bilden, was vom Volke auch angenommen wurde.
Das ist einmal eine Revolution in einem bis jetzt noch nicht dage-
[Spaltenumbruch] wesenen Style! Der Großherzog von Toscana hat mit Bewil-
ligung der französischen Regierung 2000 Jtaliener, die seither
bei der Fremdenlegion standen, in seine Dienste genommen. Eine
solche Jntervention könnten wir uns schon gefallen lassen! -- Jn
Marseille soll ein Lager von 15--20,000 Mann gebildet werden.

Börse vom 2. August. Die heutige Börse war belebter,
doch gingen die Renten abermals etwas zurück. 3% 43. 50.
5% 70. 25. Bankaktien ebenfalls Frs. 10. niedriger.

Großbritannien.

London 2. August. Ueber das Treffen bei Bou-
lagh hat das Policeiamt in Dublin folgende amtliche Bekannt-
machung erscheinen lassen: "Wir freuen uns, der Policeimann-
schaft anzeigen zu können, daß eine kleine Anzahl von Constab-
lern gestern Abend ohne militärische Hülfe unweit Killenaule, in
der Grafschaft Tipperary, einen Angriff auf tausend Mann
machte, die unter Smith O'Brien's unmittelbarem Befehle stan-
den und meistens mit Feuerwaffen und Büchsen bewaffnet waren.
Kein einziger Constabler ist verletzt; aber sieben Rebellen sind
getödtet und eine große Anzahl verwundet. O'Brien's Partei
lief in der größten Verwirrung davon und ward völlig zer-
sprengt. Ungefahr eine Stunde nachher war eine große Trup-
penmacht zur Stelle, fand aber nichts mehr zu thun übrig."
Die "Times" ertheilt diesen irischen Constablern das größte Lob,
nennt sie die beste Polizeimannschaft in der Welt und macht dar-
auf aufmerksam, daß sie ganz aus Jrländern und Katholiken be-
stehe, so daß glücklicher Weise jener Kampf nicht dargestellt wer-
den könne als ein Kampf zwischen Engländer und Jrländern,
oder zwischen Protestanten und Katholiken. Es sey ein Kampf
zwischen Jrländern, welche in der Schule der Gesetzmäßigkeit
und Pflicht erzogen wären, und Jrländern, welche durch Untreue
und Aufruhr verdorben und geschwächt wären.

Die Nachricht von jener unerwartet raschen Entscheidung hat
in Dublin und überall unter den Verbündeten große Bestürzung
hervorgebracht. Die Clubs lösen sich auf, die Waffen verschwin-
den. Wie vorbereitet der Aufstand war, erhellt daraus, daß bei
den zehn jungen Leuten, deren Verhaftung wir gestern meldeten,
nicht bloß Bestallungen als Officiere im Rebellenheere, sondern
sogar schon die grünen goldgestickten Uniformen vorgefunden
wurden, mit den verschiedenen Abzeichen vom Obersten bis zum
Fähnrich. Die Aufregung ist im Lande noch groß. Aber die ka-
tholische Geistlichkeit ermahnt das Volk überall auf das Eindring-
lichste zum Frieden und zur Gesetzlichkeit. Die Nachrichten aus
Dublin reichen bis gestern Abend. Die neuesten sind folgende:

"Smith O'Brien hat heute Morgen mit 3--4000 seiner An-
hänger sein Hauptquartier in Killcash genommen. Der Lord
wtatthalter hat eine Proclamation erlassen, worin er Jedermann
Sarnt, Rebellen zu beherbergen oder ihre Flucht zu unterstützen
bei Strafe des Hochverrathes. Lord Hardinge ist angekommen
und bespricht sich mit den Kriegsbehörden."

Der "Globe" ( das halbamtliche Organ der englischen Re-
gierung ) macht folgende wichtige Mittheilung: Wir hören, daß
König Karl Albert sich unmittelbar an die französische Regierung
gewandt und um eine bewaffnete Einmischung gebeten hat. Und
wir freuen uns, im Stande zu seyn, mitzutheilen, daß die fran-
zösische Regierung, im wahren Geiste des Friedens handelnd,
das Begehren abgelehnt hat, in der Hoffnung, daß
glückliche Unterhandlungen den gegenwärtigen
Streit zwischen Oesterreich und Nord=Jtalien bei-
legen werden.



Anzeige.

Une administration de Paris demande pour une operation
fort importante, qui doit produire de tres bons resultats, et
assurer un beau traitement, une ou deux personnes bien con-
nues dans le pays. S'adresser pour tous les renseignemens
a M. M. L. G. Magnant et Cie. 8. Rue de Choiseul a
Paris. ( Par lettres affranchies.
)

[Ende Spaltensatz]

An unsere Leser!

Um den Tag des Herrn zu heiligen und unseren Arbeitern die nothwendige Ruhe zu gönnen, erscheint
von morgen an das Hauptblatt unserer Zeitung Sonntags Nachmittags nicht mehr. Die zur heutigen
Nummer gehörige Beilage wird jedoch Sonntags Vormittags um 11 Uhr, eine zweite Beilage
Montags Vormittags um 11 Uhr -- ganz wie seither -- ausgegeben. Nimmt die Theilnahme an
unserem Blatte in derselben erfreulichen Weise wie bisher zu, so werden wir unsere Leser für diesen Ausfall
dadurch zu entschädigen suchen, daß wir künftig täglich zwei bis drei Beilagen beigeben, eine Maßregel, die
schon von Anfang an beabsichtigt war.     Redaction, und Expedition des Mainzer Journals.



Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

[Beginn Spaltensatz] mehr da, woraus sich noch eine Steuer herauspressen ließe, als
die Hypotheken, sey man mit seinem Vorschlage nicht einverstan-
den, so möge man sich in Gottes Namen nach einem neuen Fi-
nanzminister umsehen. Die Kammer war nicht wenig überrascht,
als der Minister ihr so den Bündel vor die Füße warf, und sich
selbst gewissermaßen ein Unfehlbarkeitszeugniß ausstellte. Auch
Berryer sprach mit großer Kraft gegen den Vorschlag,
die Kammer jubelte ihm ein Bravo über das andere zu, und
der Minister und sein Gesetz schwebten wirklich in großer Gefahr.
Unglücklicherweise konnte sich aber Berryer gegen das Ende sei-
ner Rede hin einiger alten legitimistischen Reminiscenzen nicht
erwehren und die leise Andeutung davon reichte hin, das republi-
kanische Gefühl der Versammlung wieder zu wecken. Sämmtliche
republikanische Fractionen der Kammer, der Clubb des Jnstitutes,
des Palais National nnd der neue demokratische Clubb thaten
sich zusammen und als nun angefragt wurde: ob der Plan des
aristokratischen Finanzcomités oder der des republikanischen Mi-
nisters den Vorzug haben solle, fiel das Finanzcomit é mit seinen
Vorschlägen durch und der Minister war gerettet. Nach der Dis-
cussion des 1. Artikels stimmten indessen noch immer 339
dagegen und nur 378, eine verhältnißmäßig geringe Majo-
rität dafür. Es ist übrigens so viel als gewiß, daß das ganze
Gesetz durchgehen wird, schon aus dem einfachen Grunde,
weil die französischen Finanzen auf ein Haar den holländischen
gleichen und, wenn Herr Goudchaux zurücktritt, sich schwerlich
ein anderer Finanzminister finden wird. Jst kein Geldmacher[unleserliches Material],
ist kein Dukatenfabrikant da? — sehen Sie, das ist die Frage,
in welcher sich die ganze schwere Noth unseres materialistischen
Zeitalters concentrirt! — Die heutige Sitzung wird mit Vor-
lesung des Berichtes der Untersuchungscommission über die
Mai= und Juniereignisse beginnen. Was wird da wohl heraus-
kommen? Die Commission hat grundsätzlich nur Thatsachen
gesammelt, ohne sich die mindeste Schlußfolgerung zu erlauben,
und wird das Urtheil — wohl den Lesern überlassen.

Jn den Gassen von Paris ist es immer noch nicht recht ge-
heuer. Dieser Tage lustwandelte ein armer Baumeister und
Landwehrleutnant in der Straße Haut=Moulin, als auf einmal
einige „Bürger“ Arbeiter mit den Worten auf ihn losstürzten:
„Wir kennen dich, auch du hast dich gegen das Volk im Juni ge-
schlagen, du bist eine Canaille und wir wollen dir den Garaus
machen!“ Der arme Mann wurde schrecklich mißhandelt.

Die Franzosen können sich noch immer nicht darin finden, daß
Karl Albert so fürchterliche Schläge von Radetzky bekommen hat
und die Blätter aller Farben sind ziemlich kleinlaut. Auch der
„National“ prophezeit merkwürdiger Weise über Jtalien heute
kein Wort! General Oudinot befindet sich fortwährend in Lyon.

Die Stadtrathwahlen sind nun fast in ganz Frankreich been-
digt und mit wenigen Ausnahmen überall im Sinne der Gemäß-
igten ausgefallen.

Die französischen Blätter brachten dieser Tage die Notiz,
der Graf „Watzfeld“ habe dem Minister der auswärtigen Ange-
legenheiten sein Beglaubigungsschreiben als Geschäftsträger Preu-
ßens bei der Republik überreicht. Wir lachten über diesen Grafen
„Watzfeld“ und wahrscheinlich hat der Graf Hatzfeld auch dar-
über gelacht. Heute berichtet uns aber das „Frankfurter Journal“
ganz getreulich: „Graf von Watzfeldt wurde vorgestern
u. s. w.,“ — was wir darum hier einregistriren wollen, weil es
beweist, auf welcher politischen Bildungsstufe manche Zeitungs-
schreiber stehen. Wir müssen dem Frankfurter Journal zu seiner
Heilung ein „Taschenbuch der deutschen gräflichen Häuser“ ver-
ordnen.

☞ Auf außerordentlichem Wege soll hier die Nachricht
eingetroffen seyn, daß in Turin der König — zum Dictator aus-
gerufen worden ist!
Das Turiner Volk stürmte am 29. Juli
die Kammer, sorderte ihre sofortige Auflösung und die Concen-
tration aller Gewalten in den Händen des Königs. Gioberti
übernahm es das Volk zu beschwichtigen und erbot sich ein neues
Ministerium zu bilden, was vom Volke auch angenommen wurde.
Das ist einmal eine Revolution in einem bis jetzt noch nicht dage-
[Spaltenumbruch] wesenen Style! Der Großherzog von Toscana hat mit Bewil-
ligung der französischen Regierung 2000 Jtaliener, die seither
bei der Fremdenlegion standen, in seine Dienste genommen. Eine
solche Jntervention könnten wir uns schon gefallen lassen! — Jn
Marseille soll ein Lager von 15—20,000 Mann gebildet werden.

Börse vom 2. August. Die heutige Börse war belebter,
doch gingen die Renten abermals etwas zurück. 3% 43. 50.
5% 70. 25. Bankaktien ebenfalls Frs. 10. niedriger.

Großbritannien.

London 2. August. Ueber das Treffen bei Bou-
lagh hat das Policeiamt in Dublin folgende amtliche Bekannt-
machung erscheinen lassen: „Wir freuen uns, der Policeimann-
schaft anzeigen zu können, daß eine kleine Anzahl von Constab-
lern gestern Abend ohne militärische Hülfe unweit Killenaule, in
der Grafschaft Tipperary, einen Angriff auf tausend Mann
machte, die unter Smith O'Brien's unmittelbarem Befehle stan-
den und meistens mit Feuerwaffen und Büchsen bewaffnet waren.
Kein einziger Constabler ist verletzt; aber sieben Rebellen sind
getödtet und eine große Anzahl verwundet. O'Brien's Partei
lief in der größten Verwirrung davon und ward völlig zer-
sprengt. Ungefahr eine Stunde nachher war eine große Trup-
penmacht zur Stelle, fand aber nichts mehr zu thun übrig.“
Die „Times“ ertheilt diesen irischen Constablern das größte Lob,
nennt sie die beste Polizeimannschaft in der Welt und macht dar-
auf aufmerksam, daß sie ganz aus Jrländern und Katholiken be-
stehe, so daß glücklicher Weise jener Kampf nicht dargestellt wer-
den könne als ein Kampf zwischen Engländer und Jrländern,
oder zwischen Protestanten und Katholiken. Es sey ein Kampf
zwischen Jrländern, welche in der Schule der Gesetzmäßigkeit
und Pflicht erzogen wären, und Jrländern, welche durch Untreue
und Aufruhr verdorben und geschwächt wären.

Die Nachricht von jener unerwartet raschen Entscheidung hat
in Dublin und überall unter den Verbündeten große Bestürzung
hervorgebracht. Die Clubs lösen sich auf, die Waffen verschwin-
den. Wie vorbereitet der Aufstand war, erhellt daraus, daß bei
den zehn jungen Leuten, deren Verhaftung wir gestern meldeten,
nicht bloß Bestallungen als Officiere im Rebellenheere, sondern
sogar schon die grünen goldgestickten Uniformen vorgefunden
wurden, mit den verschiedenen Abzeichen vom Obersten bis zum
Fähnrich. Die Aufregung ist im Lande noch groß. Aber die ka-
tholische Geistlichkeit ermahnt das Volk überall auf das Eindring-
lichste zum Frieden und zur Gesetzlichkeit. Die Nachrichten aus
Dublin reichen bis gestern Abend. Die neuesten sind folgende:

„Smith O'Brien hat heute Morgen mit 3—4000 seiner An-
hänger sein Hauptquartier in Killcash genommen. Der Lord
wtatthalter hat eine Proclamation erlassen, worin er Jedermann
Sarnt, Rebellen zu beherbergen oder ihre Flucht zu unterstützen
bei Strafe des Hochverrathes. Lord Hardinge ist angekommen
und bespricht sich mit den Kriegsbehörden.“

Der „Globe“ ( das halbamtliche Organ der englischen Re-
gierung ) macht folgende wichtige Mittheilung: Wir hören, daß
König Karl Albert sich unmittelbar an die französische Regierung
gewandt und um eine bewaffnete Einmischung gebeten hat. Und
wir freuen uns, im Stande zu seyn, mitzutheilen, daß die fran-
zösische Regierung, im wahren Geiste des Friedens handelnd,
das Begehren abgelehnt hat, in der Hoffnung, daß
glückliche Unterhandlungen den gegenwärtigen
Streit zwischen Oesterreich und Nord=Jtalien bei-
legen werden.



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Paris. ( Par lettres affranchies.
)

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Um den Tag des Herrn zu heiligen und unseren Arbeitern die nothwendige Ruhe zu gönnen, erscheint
von morgen an das Hauptblatt unserer Zeitung Sonntags Nachmittags nicht mehr. Die zur heutigen
Nummer gehörige Beilage wird jedoch Sonntags Vormittags um 11 Uhr, eine zweite Beilage
Montags Vormittags um 11 Uhr — ganz wie seither — ausgegeben. Nimmt die Theilnahme an
unserem Blatte in derselben erfreulichen Weise wie bisher zu, so werden wir unsere Leser für diesen Ausfall
dadurch zu entschädigen suchen, daß wir künftig täglich zwei bis drei Beilagen beigeben, eine Maßregel, die
schon von Anfang an beabsichtigt war.     Redaction, und Expedition des Mainzer Journals.



Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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[0004] mehr da, woraus sich noch eine Steuer herauspressen ließe, als die Hypotheken, sey man mit seinem Vorschlage nicht einverstan- den, so möge man sich in Gottes Namen nach einem neuen Fi- nanzminister umsehen. Die Kammer war nicht wenig überrascht, als der Minister ihr so den Bündel vor die Füße warf, und sich selbst gewissermaßen ein Unfehlbarkeitszeugniß ausstellte. Auch Berryer sprach mit großer Kraft gegen den Vorschlag, die Kammer jubelte ihm ein Bravo über das andere zu, und der Minister und sein Gesetz schwebten wirklich in großer Gefahr. Unglücklicherweise konnte sich aber Berryer gegen das Ende sei- ner Rede hin einiger alten legitimistischen Reminiscenzen nicht erwehren und die leise Andeutung davon reichte hin, das republi- kanische Gefühl der Versammlung wieder zu wecken. Sämmtliche republikanische Fractionen der Kammer, der Clubb des Jnstitutes, des Palais National nnd der neue demokratische Clubb thaten sich zusammen und als nun angefragt wurde: ob der Plan des aristokratischen Finanzcomités oder der des republikanischen Mi- nisters den Vorzug haben solle, fiel das Finanzcomit é mit seinen Vorschlägen durch und der Minister war gerettet. Nach der Dis- cussion des 1. Artikels stimmten indessen noch immer 339 dagegen und nur 378, eine verhältnißmäßig geringe Majo- rität dafür. Es ist übrigens so viel als gewiß, daß das ganze Gesetz durchgehen wird, schon aus dem einfachen Grunde, weil die französischen Finanzen auf ein Haar den holländischen gleichen und, wenn Herr Goudchaux zurücktritt, sich schwerlich ein anderer Finanzminister finden wird. Jst kein Geldmacher_ , ist kein Dukatenfabrikant da? — sehen Sie, das ist die Frage, in welcher sich die ganze schwere Noth unseres materialistischen Zeitalters concentrirt! — Die heutige Sitzung wird mit Vor- lesung des Berichtes der Untersuchungscommission über die Mai= und Juniereignisse beginnen. Was wird da wohl heraus- kommen? Die Commission hat grundsätzlich nur Thatsachen gesammelt, ohne sich die mindeste Schlußfolgerung zu erlauben, und wird das Urtheil — wohl den Lesern überlassen. Jn den Gassen von Paris ist es immer noch nicht recht ge- heuer. Dieser Tage lustwandelte ein armer Baumeister und Landwehrleutnant in der Straße Haut=Moulin, als auf einmal einige „Bürger“ Arbeiter mit den Worten auf ihn losstürzten: „Wir kennen dich, auch du hast dich gegen das Volk im Juni ge- schlagen, du bist eine Canaille und wir wollen dir den Garaus machen!“ Der arme Mann wurde schrecklich mißhandelt. Die Franzosen können sich noch immer nicht darin finden, daß Karl Albert so fürchterliche Schläge von Radetzky bekommen hat und die Blätter aller Farben sind ziemlich kleinlaut. Auch der „National“ prophezeit merkwürdiger Weise über Jtalien heute kein Wort! General Oudinot befindet sich fortwährend in Lyon. Die Stadtrathwahlen sind nun fast in ganz Frankreich been- digt und mit wenigen Ausnahmen überall im Sinne der Gemäß- igten ausgefallen. Die französischen Blätter brachten dieser Tage die Notiz, der Graf „Watzfeld“ habe dem Minister der auswärtigen Ange- legenheiten sein Beglaubigungsschreiben als Geschäftsträger Preu- ßens bei der Republik überreicht. Wir lachten über diesen Grafen „Watzfeld“ und wahrscheinlich hat der Graf Hatzfeld auch dar- über gelacht. Heute berichtet uns aber das „Frankfurter Journal“ ganz getreulich: „Graf von Watzfeldt wurde vorgestern u. s. w.,“ — was wir darum hier einregistriren wollen, weil es beweist, auf welcher politischen Bildungsstufe manche Zeitungs- schreiber stehen. Wir müssen dem Frankfurter Journal zu seiner Heilung ein „Taschenbuch der deutschen gräflichen Häuser“ ver- ordnen. ☞ Auf außerordentlichem Wege soll hier die Nachricht eingetroffen seyn, daß in Turin der König — zum Dictator aus- gerufen worden ist! Das Turiner Volk stürmte am 29. Juli die Kammer, sorderte ihre sofortige Auflösung und die Concen- tration aller Gewalten in den Händen des Königs. Gioberti übernahm es das Volk zu beschwichtigen und erbot sich ein neues Ministerium zu bilden, was vom Volke auch angenommen wurde. Das ist einmal eine Revolution in einem bis jetzt noch nicht dage- wesenen Style! Der Großherzog von Toscana hat mit Bewil- ligung der französischen Regierung 2000 Jtaliener, die seither bei der Fremdenlegion standen, in seine Dienste genommen. Eine solche Jntervention könnten wir uns schon gefallen lassen! — Jn Marseille soll ein Lager von 15—20,000 Mann gebildet werden. Börse vom 2. August. Die heutige Börse war belebter, doch gingen die Renten abermals etwas zurück. 3% 43. 50. 5% 70. 25. Bankaktien ebenfalls Frs. 10. niedriger. Großbritannien. London 2. August. Ueber das Treffen bei Bou- lagh hat das Policeiamt in Dublin folgende amtliche Bekannt- machung erscheinen lassen: „Wir freuen uns, der Policeimann- schaft anzeigen zu können, daß eine kleine Anzahl von Constab- lern gestern Abend ohne militärische Hülfe unweit Killenaule, in der Grafschaft Tipperary, einen Angriff auf tausend Mann machte, die unter Smith O'Brien's unmittelbarem Befehle stan- den und meistens mit Feuerwaffen und Büchsen bewaffnet waren. Kein einziger Constabler ist verletzt; aber sieben Rebellen sind getödtet und eine große Anzahl verwundet. O'Brien's Partei lief in der größten Verwirrung davon und ward völlig zer- sprengt. Ungefahr eine Stunde nachher war eine große Trup- penmacht zur Stelle, fand aber nichts mehr zu thun übrig.“ Die „Times“ ertheilt diesen irischen Constablern das größte Lob, nennt sie die beste Polizeimannschaft in der Welt und macht dar- auf aufmerksam, daß sie ganz aus Jrländern und Katholiken be- stehe, so daß glücklicher Weise jener Kampf nicht dargestellt wer- den könne als ein Kampf zwischen Engländer und Jrländern, oder zwischen Protestanten und Katholiken. Es sey ein Kampf zwischen Jrländern, welche in der Schule der Gesetzmäßigkeit und Pflicht erzogen wären, und Jrländern, welche durch Untreue und Aufruhr verdorben und geschwächt wären. Die Nachricht von jener unerwartet raschen Entscheidung hat in Dublin und überall unter den Verbündeten große Bestürzung hervorgebracht. Die Clubs lösen sich auf, die Waffen verschwin- den. Wie vorbereitet der Aufstand war, erhellt daraus, daß bei den zehn jungen Leuten, deren Verhaftung wir gestern meldeten, nicht bloß Bestallungen als Officiere im Rebellenheere, sondern sogar schon die grünen goldgestickten Uniformen vorgefunden wurden, mit den verschiedenen Abzeichen vom Obersten bis zum Fähnrich. Die Aufregung ist im Lande noch groß. Aber die ka- tholische Geistlichkeit ermahnt das Volk überall auf das Eindring- lichste zum Frieden und zur Gesetzlichkeit. Die Nachrichten aus Dublin reichen bis gestern Abend. Die neuesten sind folgende: „Smith O'Brien hat heute Morgen mit 3—4000 seiner An- hänger sein Hauptquartier in Killcash genommen. Der Lord wtatthalter hat eine Proclamation erlassen, worin er Jedermann Sarnt, Rebellen zu beherbergen oder ihre Flucht zu unterstützen bei Strafe des Hochverrathes. Lord Hardinge ist angekommen und bespricht sich mit den Kriegsbehörden.“ Der „Globe“ ( das halbamtliche Organ der englischen Re- gierung ) macht folgende wichtige Mittheilung: Wir hören, daß König Karl Albert sich unmittelbar an die französische Regierung gewandt und um eine bewaffnete Einmischung gebeten hat. Und wir freuen uns, im Stande zu seyn, mitzutheilen, daß die fran- zösische Regierung, im wahren Geiste des Friedens handelnd, das Begehren abgelehnt hat, in der Hoffnung, daß glückliche Unterhandlungen den gegenwärtigen Streit zwischen Oesterreich und Nord=Jtalien bei- legen werden. Anzeige. Une administration de Paris demande pour une opération fort importante, qui doit produire de très bons résultats, et assurer un beau traitement, une ou deux personnes bien con- nues dans le pays. S'adresser pour tous les renseignemens à M. M. L. G. Magnant et Cie. 8. Rue de Choiseul à Paris. ( Par lettres affranchies. ) An unsere Leser! Um den Tag des Herrn zu heiligen und unseren Arbeitern die nothwendige Ruhe zu gönnen, erscheint von morgen an das Hauptblatt unserer Zeitung Sonntags Nachmittags nicht mehr. Die zur heutigen Nummer gehörige Beilage wird jedoch Sonntags Vormittags um 11 Uhr, eine zweite Beilage Montags Vormittags um 11 Uhr — ganz wie seither — ausgegeben. Nimmt die Theilnahme an unserem Blatte in derselben erfreulichen Weise wie bisher zu, so werden wir unsere Leser für diesen Ausfall dadurch zu entschädigen suchen, daß wir künftig täglich zwei bis drei Beilagen beigeben, eine Maßregel, die schon von Anfang an beabsichtigt war. Redaction, und Expedition des Mainzer Journals. Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 52. Mainz, 6. August 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal052_1848/4>, abgerufen am 06.06.2024.