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Mainzer Journal. Nr. 52. Mainz, 6. August 1848.

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[Beginn Spaltensatz]

# Darmstadt 4. August. Jn unserer Adelskammer ist vor
einigen Tagen die Bankangelegenheit berathen worden und die
Herren haben dahin entschieden, daß die Regierung eine Commis-
sion von Sachverständigen berufen und das Urtheil dieser Com-
mission über Nothwendigkeit und Nützlichkeit einer Bankeinricht
ung seiner Zeit der hohen Kammer vorlegen solle. Es klingt diese
Entscheidung ganz vernünftig, wenn man aber den Zusammen-
hang dieser Angelegenheit kennt, wird man über diese scheinbar
vernünftige Entscheidung anders urtheilen. Die Mainzer Han-
delskammer, bestehend aus neun der angesehensten und erfahren-
sten Kaufleute, hat vor vier Monaten, als man in allen
norddeutschen Staaten und in allen großen Handelsstädten Hülfs-
banken, Leih= und Discontobanken errichtete, um dem unbemit-
telten Theil der Handel- und Gewerbtreibenden in der
beispiellosen Handelskrisis zu Hülfe zu kommen, die hiesige Regie-
rung zu ähnlichen Maaßregeln aufgefordert. Auf Verlangen des
damaligen Ministers von Gagern hat der Mainzer Handels- und
Gewerbstand schriftliche Vorschläge eingereicht, welche von Mit-
gliedern der Handelskammer, des Handelsgerichtes und des Gewerb-
vorstandes berathen und ausgearbeitet, nach Abgang des Herrn
von Gagern dem Ministerium Eigenbrodt vorgelegt, in unserem
Finanzausschuß berathen, und endlich, da auch Eigenbrodt aus-
trat, von fünf oder sechs Landtagsdeputirten in der zweiten Kam-
mer zur Ausführung beantragt wurden. Dieser Gang der Sache
ist der ersten Kammer bekannt, es sind ihren Mitgliedern die Vor-
schläge und deren Motive in gedruckten Eremplaren mitgetheilt,
haltbare Einwürfe waren gegen die verlangten Maaßregeln nicht
aufzubringen, die Herren sehen, daß in allen Nachbarstaaten
ähnliche Jnstitute eingerichtet werden, sie sehen, daß von dem Mi-
nisterium Jaup ein kräftiges Vorschreiten erwartet wird -- was
blieb ihnen übrig um eine für die ärmere Classe so höchst wohl-
thätige Einrichtung, wenn sie auch nicht ganz zu stören war,
doch auf ungewisse Zeit hinauszuschieben? Sie faßten einen
Beschluß, wodurch die ganze Angelegenheit auf ihren Aus-
gangspunkt zurückgeschoben wird, und haben die Genugthuung,
abermals eine nothwendige und nützliche, dabei höchst dringliche
Verwaltungsmaaßregel, wenn auch nicht ganz verhindert, doch
auf unbestimmte Zeit vertagt zu haben. Warum nicht
gleich beschließen, man solle Frankfurter Geldhändler um Rath
fragen? Nicht ohne hinlänglichen Grund haben unsere Hand-
werker und andere Gewerbtreibende in ihrer letzten Petition an
S. K. H. den Großherzög um schleunigste Errichtung einer Lan-
desbank gesagt, " gegen unsere Vorschläge können nur Geld-
wucherer sich erklären, welche ihr unheilbringendes Geschäft ge-
stört zu sehen fürchten, seyen es inländische oder fremde. " Ein
Hemmschuh ist an einem bergabfahrenden Wagen ein nützliches
Ding, wenn aber der Wagen mühsam erst bergan geschleppt
wird, was macht man dann mit dem Hemmschuh?

Von Apenrade, Hadersleben und Tondern ist folgende
Adresse an den Reichsverweser erlassen worden: "Die Kunde
von der Wahl Ew. kaiserlichen Hoheit zum Oberhaupt des neuer-
standenen Reiches deutscher Nation hat von Tirols Alpen bis zum
Belt alle deutschen Herzen mit Freude und Hoffnung erfüllt: mit
Freude über den Anfang der wiedergefundenen Einheit des seit
Jahrhunderten in sich zersplitterten Vaterlandes: mit Hoffnung auf
das Ende der politischen Schmach und Erniedrigung, die bis dahin
in Europas Augen an dem deutschen Namen leider haftete.
Auch wir, die Bewohner der drei nördlichsten Städte Schles-
wig glauben ein Recht zu haben einzustimmen in den Jubel,
der vom Süden uns entgegentönt. Denn jetzt erst besitzen
wir in der erhabenen Persönlichkeit Ew. kaiserlichen Hoheit
die volle Gewißheit, daß Schleswig=Holsteins Recht einen star-
ken Hort und Schirm gefunden. Nein! dieses Schleswig, welches
in Deutschland aufgenommen zu werden, seit Jahren sich beworben,
dessen Vertreter durch den Willen des deutschen Volkes ihren Sitz
in der Reichsversammlung schon gefunden, dessen Aufnahme in
den deutschen Bund selbst der Bundestag durch gewichtige Gründe
empfohlen, dessen unter den Waffen stehende Söhne in wenig
Tagen Ew. kaiserl. Hoheit als Reichsverweser huldigen werden,
nein! dieses Schleswig, es kann und es wird nie von dem ersten
Repräsentanten des neuerstarkten einigen Deutschlands zurückge-
stoßen und in seiner früheren, unglückseligen, seinen dänischen
Drängern gegenüber jetzt völlig unhaltbaren Lage gelassen wer-
den. Mag die fremde Diplomatie mit ihren feinen Künsten auch
[Spaltenumbruch] noch so eifrig das alte morsch gewordene Gebäude zu stützen sich
bestreben, dem scharfen Blicke Ew. kaiserl. Hoheit wird es nicht
entgehen, daß unsere alten Zustände unrettbar dem Unter-
gange verfallen sind. Nicht eher wird Ruhe und das Gefühl der
Sicherheit bei den Bewohnern dieses schönen Landes wieder ein-
kehren, als bis der deutsche Doppelaar auch uns mit seinen
Flügeln deckt. Freudig und geduldig werden wir, mitten auf dem
Kriegsschauplatze, die wahrlich nicht geringen Lasten und Drang-
sale des Krieges noch ferner tragen, wenn wir nur die Gewiß-
heit haben, daß so viel edles deutsches Blut nicht umsonst ge-
flossen, daß der Spott und die Verachtung, welche unser Erz-
feind, der Däne, auf den deutschen Namen fort und fort noch
häuft, werde zu Schanden werden. Gegen Ew. kaiserl. Hoh.
sprechen wir daher nur den Herzenswunsch der Landeseinwohner
aus, daß Allerhöchstdieselben die Aufnahme des Herzogthums
Schleswig ins deutsche Reich alsbald öffentlich erklären mögen.
Europa wird den Willen von 45 Millionen Deutschen, ausge-
sprochen durch das hohe Organ ihres Reichsverwesers, schwei-
gend achten, und der Däne von dem festen Entschlusse Deutsch-
lands, unser Recht und seine Ehre um jeden Preis zu wahren,
am schnellsten und am sichersten sich überzeugen. Hadersleben,
Apenrade und Tondern den 24. Juli 1848. Die wir in tiefster
Ehrerbietung verharren Ew. kaiserl. Hoh. treugehorsamste ( fol-
gen die Unterschriften ) .

Jtalien.

Der Feldmarschall Graf Radetzky hat folgende unseres Er-
achtens eben nicht glückliche Proclamation erlassen: "Bewohner
der Lombardei! An der Spitze meiner tapfern und siegreichen
Armee habe ich den lombardischen Boden betreten als Euer Be-
freier von einer revolutionären und tyrannischen Herrschaft.
Durch verrätherische Einflüsterungen haben viele von Euch die
heiligen Pflichten gegen ihren rechtmäßigen Souverän vergessen.
Kehrt zurück zur Unterthanenpflicht unter den milden Seepter des
Kaisers und Königs. Jch biete euch die Hand zur aufrichtigen
Versöhnung. Lombarden! hört meinen wohlmeinenden Rath.
Empfangt vertrauensvoll meine tapfern Truppen. Den friedlichen
Bürgern werden sie die größte Sicherheit der Person und des
Eigenthums garantiren -- aber gegen jene, die im blinden Deli-
rium der Rebellion sich meinen Ermahnungen widersetzen, wird
unnachsichtlich mit der ganzen Strenge der Kriegsgesetze verfahren
werden. Bei Euch steht die Wahl -- bei mir aber die Pflicht der
genauen Erfüllung meines Wortes. Hauptquartier Valleggio,
den 27. Juli 1848. Radetzky, Feldmarschall."

Eben so unglücklich, an Zopf und Schwert viel zu viel erin-
nernd sind die Bedingungen, welche Radetzky dem Sardenkönig
gestellt hat. Der Feldmarschall fordert, wie der Tiroler Bote be-
richtet, die unmittelbare Räumung der Lombardei von Seite der
piemontesischen Truppen, die Entwaffnung der lombardisch=vene-
tianischen Freischaaren, die Räumung und Uebergabe der im Ve-
netianischen noch feindlich besetzten Plätze, die Zurückstellung
des sämmtlichen Kriegsmaterials und des beim Ausbruche der
Revolution von den provisorischen Regierungen in Besitz genom-
menen öffentlichen Eigenthums, die Auswechslung der Gefange-
nen, die Zahlung sämmtlicher Kriegskosten, und zur Garantie
alles dessen die einstweilige Besetzung Piemonts von Seite der
Oesterreicher -- Bedingungen, zu deren Annahme die Parlamen-
tärs sich nicht ermächtigt hielten. Solche Uebertreibungen führen
zu nichts als zum Einmarsche der Franzosen, nnd dann ist Alles
verloren.

Frankreich.

* * * Paris 3. August. Die gestrige Sitzung, in welcher
das neue Gesetz zur Berathung kam, das die Zinsen von den Hy-
potheken, also die Kapitalisten mit einer neuen Steuer belegt, war
die erste, in welcher die Regierung bei der Kammer auf einen
ernsten Widerstand stieß. Die Leute sind übrigens auch gar zu
conservativ und wohldenkend, wenn es an ihren Beutel geht und
sollten doch bedenken, daß, wenn die Finanznoth groß ist und nun
einmal hohe Steuern bezahlt werden müssen, dieselben natürlich
auf Diejenigen fallen, welche am meisten haben, auf die Reichen
also und Kapitalisten. Wie wäre es denn gewesen, wenn die rothe
Republik bei der letzten Krisis den Sieg davon getragen und eine
allgemeine Plünderung aller Reichen decretirt hätte? Besser also
man bringt vorübergehend einige Opfer, -- das Land wird
sich dann schon bei anhaltender Ruhe und steigendem Ver-
trauen wieder heraushelfen. Schon das Finanzcomit e, das
die bedeutendsten und auch die eigennützigsten materiellen Jn-
teressen des Landes repräsentirt, war gegen den Vorschlag ge-
wesen, der dem Minister etwa 20 Millionen mehr einbringen
soll und in diesem Sinne sprach sich auch Thiers in der Kam-
mer aus. Der Finanzminister Goudchaux nahm indessen die
Sache sehr ernst und erklärte, im Augenblicke sey eben nichts
[Ende Spaltensatz]

folgende Wehrmänner erschossen worden sind: Gastwirth Siegmund,
Tischlermeister Göldner, Tischlermeister Wagner, Schuhmachermeister
Mollenhauer, Jnstrumentenmacher Brandeis, Drechslermeister Prosch
und Schneidermeister Spauke; außerdem die schwangere Frau des Tisch-
lermeister Hagedorn. Schwer verwundet ist der Kaufmann Ludwig, man
zweifelt an seinem Aufkommen. Wir unsern Theils möchten wissen, wo
dort die "Meuchelmörder" zu suchen sind?
[Beginn Spaltensatz]

□ Darmstadt 4. August. Jn unserer Adelskammer ist vor
einigen Tagen die Bankangelegenheit berathen worden und die
Herren haben dahin entschieden, daß die Regierung eine Commis-
sion von Sachverständigen berufen und das Urtheil dieser Com-
mission über Nothwendigkeit und Nützlichkeit einer Bankeinricht
ung seiner Zeit der hohen Kammer vorlegen solle. Es klingt diese
Entscheidung ganz vernünftig, wenn man aber den Zusammen-
hang dieser Angelegenheit kennt, wird man über diese scheinbar
vernünftige Entscheidung anders urtheilen. Die Mainzer Han-
delskammer, bestehend aus neun der angesehensten und erfahren-
sten Kaufleute, hat vor vier Monaten, als man in allen
norddeutschen Staaten und in allen großen Handelsstädten Hülfs-
banken, Leih= und Discontobanken errichtete, um dem unbemit-
telten Theil der Handel- und Gewerbtreibenden in der
beispiellosen Handelskrisis zu Hülfe zu kommen, die hiesige Regie-
rung zu ähnlichen Maaßregeln aufgefordert. Auf Verlangen des
damaligen Ministers von Gagern hat der Mainzer Handels- und
Gewerbstand schriftliche Vorschläge eingereicht, welche von Mit-
gliedern der Handelskammer, des Handelsgerichtes und des Gewerb-
vorstandes berathen und ausgearbeitet, nach Abgang des Herrn
von Gagern dem Ministerium Eigenbrodt vorgelegt, in unserem
Finanzausschuß berathen, und endlich, da auch Eigenbrodt aus-
trat, von fünf oder sechs Landtagsdeputirten in der zweiten Kam-
mer zur Ausführung beantragt wurden. Dieser Gang der Sache
ist der ersten Kammer bekannt, es sind ihren Mitgliedern die Vor-
schläge und deren Motive in gedruckten Eremplaren mitgetheilt,
haltbare Einwürfe waren gegen die verlangten Maaßregeln nicht
aufzubringen, die Herren sehen, daß in allen Nachbarstaaten
ähnliche Jnstitute eingerichtet werden, sie sehen, daß von dem Mi-
nisterium Jaup ein kräftiges Vorschreiten erwartet wird — was
blieb ihnen übrig um eine für die ärmere Classe so höchst wohl-
thätige Einrichtung, wenn sie auch nicht ganz zu stören war,
doch auf ungewisse Zeit hinauszuschieben? Sie faßten einen
Beschluß, wodurch die ganze Angelegenheit auf ihren Aus-
gangspunkt zurückgeschoben wird, und haben die Genugthuung,
abermals eine nothwendige und nützliche, dabei höchst dringliche
Verwaltungsmaaßregel, wenn auch nicht ganz verhindert, doch
auf unbestimmte Zeit vertagt zu haben. Warum nicht
gleich beschließen, man solle Frankfurter Geldhändler um Rath
fragen? Nicht ohne hinlänglichen Grund haben unsere Hand-
werker und andere Gewerbtreibende in ihrer letzten Petition an
S. K. H. den Großherzög um schleunigste Errichtung einer Lan-
desbank gesagt, „ gegen unsere Vorschläge können nur Geld-
wucherer sich erklären, welche ihr unheilbringendes Geschäft ge-
stört zu sehen fürchten, seyen es inländische oder fremde. “ Ein
Hemmschuh ist an einem bergabfahrenden Wagen ein nützliches
Ding, wenn aber der Wagen mühsam erst bergan geschleppt
wird, was macht man dann mit dem Hemmschuh?

Von Apenrade, Hadersleben und Tondern ist folgende
Adresse an den Reichsverweser erlassen worden: „Die Kunde
von der Wahl Ew. kaiserlichen Hoheit zum Oberhaupt des neuer-
standenen Reiches deutscher Nation hat von Tirols Alpen bis zum
Belt alle deutschen Herzen mit Freude und Hoffnung erfüllt: mit
Freude über den Anfang der wiedergefundenen Einheit des seit
Jahrhunderten in sich zersplitterten Vaterlandes: mit Hoffnung auf
das Ende der politischen Schmach und Erniedrigung, die bis dahin
in Europas Augen an dem deutschen Namen leider haftete.
Auch wir, die Bewohner der drei nördlichsten Städte Schles-
wig glauben ein Recht zu haben einzustimmen in den Jubel,
der vom Süden uns entgegentönt. Denn jetzt erst besitzen
wir in der erhabenen Persönlichkeit Ew. kaiserlichen Hoheit
die volle Gewißheit, daß Schleswig=Holsteins Recht einen star-
ken Hort und Schirm gefunden. Nein! dieses Schleswig, welches
in Deutschland aufgenommen zu werden, seit Jahren sich beworben,
dessen Vertreter durch den Willen des deutschen Volkes ihren Sitz
in der Reichsversammlung schon gefunden, dessen Aufnahme in
den deutschen Bund selbst der Bundestag durch gewichtige Gründe
empfohlen, dessen unter den Waffen stehende Söhne in wenig
Tagen Ew. kaiserl. Hoheit als Reichsverweser huldigen werden,
nein! dieses Schleswig, es kann und es wird nie von dem ersten
Repräsentanten des neuerstarkten einigen Deutschlands zurückge-
stoßen und in seiner früheren, unglückseligen, seinen dänischen
Drängern gegenüber jetzt völlig unhaltbaren Lage gelassen wer-
den. Mag die fremde Diplomatie mit ihren feinen Künsten auch
[Spaltenumbruch] noch so eifrig das alte morsch gewordene Gebäude zu stützen sich
bestreben, dem scharfen Blicke Ew. kaiserl. Hoheit wird es nicht
entgehen, daß unsere alten Zustände unrettbar dem Unter-
gange verfallen sind. Nicht eher wird Ruhe und das Gefühl der
Sicherheit bei den Bewohnern dieses schönen Landes wieder ein-
kehren, als bis der deutsche Doppelaar auch uns mit seinen
Flügeln deckt. Freudig und geduldig werden wir, mitten auf dem
Kriegsschauplatze, die wahrlich nicht geringen Lasten und Drang-
sale des Krieges noch ferner tragen, wenn wir nur die Gewiß-
heit haben, daß so viel edles deutsches Blut nicht umsonst ge-
flossen, daß der Spott und die Verachtung, welche unser Erz-
feind, der Däne, auf den deutschen Namen fort und fort noch
häuft, werde zu Schanden werden. Gegen Ew. kaiserl. Hoh.
sprechen wir daher nur den Herzenswunsch der Landeseinwohner
aus, daß Allerhöchstdieselben die Aufnahme des Herzogthums
Schleswig ins deutsche Reich alsbald öffentlich erklären mögen.
Europa wird den Willen von 45 Millionen Deutschen, ausge-
sprochen durch das hohe Organ ihres Reichsverwesers, schwei-
gend achten, und der Däne von dem festen Entschlusse Deutsch-
lands, unser Recht und seine Ehre um jeden Preis zu wahren,
am schnellsten und am sichersten sich überzeugen. Hadersleben,
Apenrade und Tondern den 24. Juli 1848. Die wir in tiefster
Ehrerbietung verharren Ew. kaiserl. Hoh. treugehorsamste ( fol-
gen die Unterschriften ) .

Jtalien.

Der Feldmarschall Graf Radetzky hat folgende unseres Er-
achtens eben nicht glückliche Proclamation erlassen: „Bewohner
der Lombardei! An der Spitze meiner tapfern und siegreichen
Armee habe ich den lombardischen Boden betreten als Euer Be-
freier von einer revolutionären und tyrannischen Herrschaft.
Durch verrätherische Einflüsterungen haben viele von Euch die
heiligen Pflichten gegen ihren rechtmäßigen Souverän vergessen.
Kehrt zurück zur Unterthanenpflicht unter den milden Seepter des
Kaisers und Königs. Jch biete euch die Hand zur aufrichtigen
Versöhnung. Lombarden! hört meinen wohlmeinenden Rath.
Empfangt vertrauensvoll meine tapfern Truppen. Den friedlichen
Bürgern werden sie die größte Sicherheit der Person und des
Eigenthums garantiren — aber gegen jene, die im blinden Deli-
rium der Rebellion sich meinen Ermahnungen widersetzen, wird
unnachsichtlich mit der ganzen Strenge der Kriegsgesetze verfahren
werden. Bei Euch steht die Wahl — bei mir aber die Pflicht der
genauen Erfüllung meines Wortes. Hauptquartier Valleggio,
den 27. Juli 1848. Radetzky, Feldmarschall.“

Eben so unglücklich, an Zopf und Schwert viel zu viel erin-
nernd sind die Bedingungen, welche Radetzky dem Sardenkönig
gestellt hat. Der Feldmarschall fordert, wie der Tiroler Bote be-
richtet, die unmittelbare Räumung der Lombardei von Seite der
piemontesischen Truppen, die Entwaffnung der lombardisch=vene-
tianischen Freischaaren, die Räumung und Uebergabe der im Ve-
netianischen noch feindlich besetzten Plätze, die Zurückstellung
des sämmtlichen Kriegsmaterials und des beim Ausbruche der
Revolution von den provisorischen Regierungen in Besitz genom-
menen öffentlichen Eigenthums, die Auswechslung der Gefange-
nen, die Zahlung sämmtlicher Kriegskosten, und zur Garantie
alles dessen die einstweilige Besetzung Piemonts von Seite der
Oesterreicher — Bedingungen, zu deren Annahme die Parlamen-
tärs sich nicht ermächtigt hielten. Solche Uebertreibungen führen
zu nichts als zum Einmarsche der Franzosen, nnd dann ist Alles
verloren.

Frankreich.

* * * Paris 3. August. Die gestrige Sitzung, in welcher
das neue Gesetz zur Berathung kam, das die Zinsen von den Hy-
potheken, also die Kapitalisten mit einer neuen Steuer belegt, war
die erste, in welcher die Regierung bei der Kammer auf einen
ernsten Widerstand stieß. Die Leute sind übrigens auch gar zu
conservativ und wohldenkend, wenn es an ihren Beutel geht und
sollten doch bedenken, daß, wenn die Finanznoth groß ist und nun
einmal hohe Steuern bezahlt werden müssen, dieselben natürlich
auf Diejenigen fallen, welche am meisten haben, auf die Reichen
also und Kapitalisten. Wie wäre es denn gewesen, wenn die rothe
Republik bei der letzten Krisis den Sieg davon getragen und eine
allgemeine Plünderung aller Reichen decretirt hätte? Besser also
man bringt vorübergehend einige Opfer, — das Land wird
sich dann schon bei anhaltender Ruhe und steigendem Ver-
trauen wieder heraushelfen. Schon das Finanzcomit é, das
die bedeutendsten und auch die eigennützigsten materiellen Jn-
teressen des Landes repräsentirt, war gegen den Vorschlag ge-
wesen, der dem Minister etwa 20 Millionen mehr einbringen
soll und in diesem Sinne sprach sich auch Thiers in der Kam-
mer aus. Der Finanzminister Goudchaux nahm indessen die
Sache sehr ernst und erklärte, im Augenblicke sey eben nichts
[Ende Spaltensatz]

folgende Wehrmänner erschossen worden sind: Gastwirth Siegmund,
Tischlermeister Göldner, Tischlermeister Wagner, Schuhmachermeister
Mollenhauer, Jnstrumentenmacher Brandeis, Drechslermeister Prosch
und Schneidermeister Spauke; außerdem die schwangere Frau des Tisch-
lermeister Hagedorn. Schwer verwundet ist der Kaufmann Ludwig, man
zweifelt an seinem Aufkommen. Wir unsern Theils möchten wissen, wo
dort die „Meuchelmörder“ zu suchen sind?
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[0003] □ Darmstadt 4. August. Jn unserer Adelskammer ist vor einigen Tagen die Bankangelegenheit berathen worden und die Herren haben dahin entschieden, daß die Regierung eine Commis- sion von Sachverständigen berufen und das Urtheil dieser Com- mission über Nothwendigkeit und Nützlichkeit einer Bankeinricht ung seiner Zeit der hohen Kammer vorlegen solle. Es klingt diese Entscheidung ganz vernünftig, wenn man aber den Zusammen- hang dieser Angelegenheit kennt, wird man über diese scheinbar vernünftige Entscheidung anders urtheilen. Die Mainzer Han- delskammer, bestehend aus neun der angesehensten und erfahren- sten Kaufleute, hat vor vier Monaten, als man in allen norddeutschen Staaten und in allen großen Handelsstädten Hülfs- banken, Leih= und Discontobanken errichtete, um dem unbemit- telten Theil der Handel- und Gewerbtreibenden in der beispiellosen Handelskrisis zu Hülfe zu kommen, die hiesige Regie- rung zu ähnlichen Maaßregeln aufgefordert. Auf Verlangen des damaligen Ministers von Gagern hat der Mainzer Handels- und Gewerbstand schriftliche Vorschläge eingereicht, welche von Mit- gliedern der Handelskammer, des Handelsgerichtes und des Gewerb- vorstandes berathen und ausgearbeitet, nach Abgang des Herrn von Gagern dem Ministerium Eigenbrodt vorgelegt, in unserem Finanzausschuß berathen, und endlich, da auch Eigenbrodt aus- trat, von fünf oder sechs Landtagsdeputirten in der zweiten Kam- mer zur Ausführung beantragt wurden. Dieser Gang der Sache ist der ersten Kammer bekannt, es sind ihren Mitgliedern die Vor- schläge und deren Motive in gedruckten Eremplaren mitgetheilt, haltbare Einwürfe waren gegen die verlangten Maaßregeln nicht aufzubringen, die Herren sehen, daß in allen Nachbarstaaten ähnliche Jnstitute eingerichtet werden, sie sehen, daß von dem Mi- nisterium Jaup ein kräftiges Vorschreiten erwartet wird — was blieb ihnen übrig um eine für die ärmere Classe so höchst wohl- thätige Einrichtung, wenn sie auch nicht ganz zu stören war, doch auf ungewisse Zeit hinauszuschieben? Sie faßten einen Beschluß, wodurch die ganze Angelegenheit auf ihren Aus- gangspunkt zurückgeschoben wird, und haben die Genugthuung, abermals eine nothwendige und nützliche, dabei höchst dringliche Verwaltungsmaaßregel, wenn auch nicht ganz verhindert, doch auf unbestimmte Zeit vertagt zu haben. Warum nicht gleich beschließen, man solle Frankfurter Geldhändler um Rath fragen? Nicht ohne hinlänglichen Grund haben unsere Hand- werker und andere Gewerbtreibende in ihrer letzten Petition an S. K. H. den Großherzög um schleunigste Errichtung einer Lan- desbank gesagt, „ gegen unsere Vorschläge können nur Geld- wucherer sich erklären, welche ihr unheilbringendes Geschäft ge- stört zu sehen fürchten, seyen es inländische oder fremde. “ Ein Hemmschuh ist an einem bergabfahrenden Wagen ein nützliches Ding, wenn aber der Wagen mühsam erst bergan geschleppt wird, was macht man dann mit dem Hemmschuh? Von Apenrade, Hadersleben und Tondern ist folgende Adresse an den Reichsverweser erlassen worden: „Die Kunde von der Wahl Ew. kaiserlichen Hoheit zum Oberhaupt des neuer- standenen Reiches deutscher Nation hat von Tirols Alpen bis zum Belt alle deutschen Herzen mit Freude und Hoffnung erfüllt: mit Freude über den Anfang der wiedergefundenen Einheit des seit Jahrhunderten in sich zersplitterten Vaterlandes: mit Hoffnung auf das Ende der politischen Schmach und Erniedrigung, die bis dahin in Europas Augen an dem deutschen Namen leider haftete. Auch wir, die Bewohner der drei nördlichsten Städte Schles- wig glauben ein Recht zu haben einzustimmen in den Jubel, der vom Süden uns entgegentönt. Denn jetzt erst besitzen wir in der erhabenen Persönlichkeit Ew. kaiserlichen Hoheit die volle Gewißheit, daß Schleswig=Holsteins Recht einen star- ken Hort und Schirm gefunden. Nein! dieses Schleswig, welches in Deutschland aufgenommen zu werden, seit Jahren sich beworben, dessen Vertreter durch den Willen des deutschen Volkes ihren Sitz in der Reichsversammlung schon gefunden, dessen Aufnahme in den deutschen Bund selbst der Bundestag durch gewichtige Gründe empfohlen, dessen unter den Waffen stehende Söhne in wenig Tagen Ew. kaiserl. Hoheit als Reichsverweser huldigen werden, nein! dieses Schleswig, es kann und es wird nie von dem ersten Repräsentanten des neuerstarkten einigen Deutschlands zurückge- stoßen und in seiner früheren, unglückseligen, seinen dänischen Drängern gegenüber jetzt völlig unhaltbaren Lage gelassen wer- den. Mag die fremde Diplomatie mit ihren feinen Künsten auch 1) noch so eifrig das alte morsch gewordene Gebäude zu stützen sich bestreben, dem scharfen Blicke Ew. kaiserl. Hoheit wird es nicht entgehen, daß unsere alten Zustände unrettbar dem Unter- gange verfallen sind. Nicht eher wird Ruhe und das Gefühl der Sicherheit bei den Bewohnern dieses schönen Landes wieder ein- kehren, als bis der deutsche Doppelaar auch uns mit seinen Flügeln deckt. Freudig und geduldig werden wir, mitten auf dem Kriegsschauplatze, die wahrlich nicht geringen Lasten und Drang- sale des Krieges noch ferner tragen, wenn wir nur die Gewiß- heit haben, daß so viel edles deutsches Blut nicht umsonst ge- flossen, daß der Spott und die Verachtung, welche unser Erz- feind, der Däne, auf den deutschen Namen fort und fort noch häuft, werde zu Schanden werden. Gegen Ew. kaiserl. Hoh. sprechen wir daher nur den Herzenswunsch der Landeseinwohner aus, daß Allerhöchstdieselben die Aufnahme des Herzogthums Schleswig ins deutsche Reich alsbald öffentlich erklären mögen. Europa wird den Willen von 45 Millionen Deutschen, ausge- sprochen durch das hohe Organ ihres Reichsverwesers, schwei- gend achten, und der Däne von dem festen Entschlusse Deutsch- lands, unser Recht und seine Ehre um jeden Preis zu wahren, am schnellsten und am sichersten sich überzeugen. Hadersleben, Apenrade und Tondern den 24. Juli 1848. Die wir in tiefster Ehrerbietung verharren Ew. kaiserl. Hoh. treugehorsamste ( fol- gen die Unterschriften ) . Jtalien. Der Feldmarschall Graf Radetzky hat folgende unseres Er- achtens eben nicht glückliche Proclamation erlassen: „Bewohner der Lombardei! An der Spitze meiner tapfern und siegreichen Armee habe ich den lombardischen Boden betreten als Euer Be- freier von einer revolutionären und tyrannischen Herrschaft. Durch verrätherische Einflüsterungen haben viele von Euch die heiligen Pflichten gegen ihren rechtmäßigen Souverän vergessen. Kehrt zurück zur Unterthanenpflicht unter den milden Seepter des Kaisers und Königs. Jch biete euch die Hand zur aufrichtigen Versöhnung. Lombarden! hört meinen wohlmeinenden Rath. Empfangt vertrauensvoll meine tapfern Truppen. Den friedlichen Bürgern werden sie die größte Sicherheit der Person und des Eigenthums garantiren — aber gegen jene, die im blinden Deli- rium der Rebellion sich meinen Ermahnungen widersetzen, wird unnachsichtlich mit der ganzen Strenge der Kriegsgesetze verfahren werden. Bei Euch steht die Wahl — bei mir aber die Pflicht der genauen Erfüllung meines Wortes. Hauptquartier Valleggio, den 27. Juli 1848. Radetzky, Feldmarschall.“ Eben so unglücklich, an Zopf und Schwert viel zu viel erin- nernd sind die Bedingungen, welche Radetzky dem Sardenkönig gestellt hat. Der Feldmarschall fordert, wie der Tiroler Bote be- richtet, die unmittelbare Räumung der Lombardei von Seite der piemontesischen Truppen, die Entwaffnung der lombardisch=vene- tianischen Freischaaren, die Räumung und Uebergabe der im Ve- netianischen noch feindlich besetzten Plätze, die Zurückstellung des sämmtlichen Kriegsmaterials und des beim Ausbruche der Revolution von den provisorischen Regierungen in Besitz genom- menen öffentlichen Eigenthums, die Auswechslung der Gefange- nen, die Zahlung sämmtlicher Kriegskosten, und zur Garantie alles dessen die einstweilige Besetzung Piemonts von Seite der Oesterreicher — Bedingungen, zu deren Annahme die Parlamen- tärs sich nicht ermächtigt hielten. Solche Uebertreibungen führen zu nichts als zum Einmarsche der Franzosen, nnd dann ist Alles verloren. Frankreich. * * * Paris 3. August. Die gestrige Sitzung, in welcher das neue Gesetz zur Berathung kam, das die Zinsen von den Hy- potheken, also die Kapitalisten mit einer neuen Steuer belegt, war die erste, in welcher die Regierung bei der Kammer auf einen ernsten Widerstand stieß. Die Leute sind übrigens auch gar zu conservativ und wohldenkend, wenn es an ihren Beutel geht und sollten doch bedenken, daß, wenn die Finanznoth groß ist und nun einmal hohe Steuern bezahlt werden müssen, dieselben natürlich auf Diejenigen fallen, welche am meisten haben, auf die Reichen also und Kapitalisten. Wie wäre es denn gewesen, wenn die rothe Republik bei der letzten Krisis den Sieg davon getragen und eine allgemeine Plünderung aller Reichen decretirt hätte? Besser also man bringt vorübergehend einige Opfer, — das Land wird sich dann schon bei anhaltender Ruhe und steigendem Ver- trauen wieder heraushelfen. Schon das Finanzcomit é, das die bedeutendsten und auch die eigennützigsten materiellen Jn- teressen des Landes repräsentirt, war gegen den Vorschlag ge- wesen, der dem Minister etwa 20 Millionen mehr einbringen soll und in diesem Sinne sprach sich auch Thiers in der Kam- mer aus. Der Finanzminister Goudchaux nahm indessen die Sache sehr ernst und erklärte, im Augenblicke sey eben nichts 1) folgende Wehrmänner erschossen worden sind: Gastwirth Siegmund, Tischlermeister Göldner, Tischlermeister Wagner, Schuhmachermeister Mollenhauer, Jnstrumentenmacher Brandeis, Drechslermeister Prosch und Schneidermeister Spauke; außerdem die schwangere Frau des Tisch- lermeister Hagedorn. Schwer verwundet ist der Kaufmann Ludwig, man zweifelt an seinem Aufkommen. Wir unsern Theils möchten wissen, wo dort die „Meuchelmörder“ zu suchen sind?

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Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
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Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 52. Mainz, 6. August 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal052_1848/3>, abgerufen am 22.11.2024.