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Mainzer Journal. Nr. 48. Mainz, 2. August 1848.

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[Beginn Spaltensatz] sorische Regierung in ihrer Sorge für unsere vom Kriege beson-
ders heimgesuchte Gegend bestimmt hat, daß in der Stadt und
auf dem Lande nur diejenigen zu Soldaten genommen werden
sollen, die sich freiwillig zur Vertheidigung des Vaterlandes
stellen. Die Zurückgekehrten berichten, daß die Jütländer gar
wenig mit der bisherigen Weise der Kriegführung zufrieden
sind: "Entweder sollt ihr Euch schlagen -- sagen sie zu den Sol-
daten -- oder Frieden schließen. Auf die Weise wie bisher
wollen wir Euch nicht länger füttern." Ja einige gehen sogar
soweit zu behaupten, daß Viele in Jütland es geradezu aus-
sprechen, nicht länger um der Kopenhagener willen die Last des
Krieges ertragen zu wollen, daß sie es begreiflich finden, wenn
die Schleswig=Holsteiner mit dem deutschen Bunde zusammen-
halten und daß auch sie nicht abgeneigt seyen, mit demselben in
nähere Verbindung zu treten, da alle ihre Produkte doch den
Weg nach Süden nehmen.

Flensburg 28. Juli. ( B. H. ) Das schleswig=holsteinsche
Heer zählt jetzt bereits nahe an 10,000 Combattanten; doch soll
es bis auf 25,000 Mann vermehrt werden. Rendsburg, Schles-
wig und Flensburg haben eine hinreichende starke Besatzung;
die deutsche Hauptmacht steht in der Nähe der jütischen Gränze
und im Sundewittschen. Von einer Ueberschreitung der Königsau
ist bis heute nichts bekannt geworden, obwohl Niemand daran
zweifelt, daß wenn erst die dem General Wrangel von Frank-
furt aus angebotene Verstärkung eingetroffen seyn wird, das
Wiederbetreten des jütischen Bodens nicht lange auf sich warten
lassen dürfte. Die schleswig=holsteinischen Hafenstädte und
Küstenplätze, die dann im Rücken bleiben, werden natürlich
während der Kriegsoperationen in Jütland von den inzwischen
aus dem Jnnern Deutschlands angekommenen Truppen hin-
reichend geschützt werden müssen.

Oesterreichische Monarchie.

Pesth 24. Juli. ( A. Z. ) Hier rücken die Sachen wenig vor
und in der Nationalversammlung wird viel leeres Stroh ge-
droschen, das Ministerium ist aber nichts weniger als ruhig, denn
die von ihm bekanntgemachten Berichte lauten meist dahin, daß
die ungarischen Truppen fast überall, wo sie angriffen, zurück-
geschlagen wurden. Merkwürdigerweise ist auch die Agramer Zei-
tung, das officielle Organ der croatischen Partei, über die Vor-
fälle in der Militärgränze größtentheils stumm. Allmählich gehen
aber auch dem Blindesten die Augen auf. Jn der Militärgränze
werden die Offiziere verjagt, die bisherige Administration aufge-
löst, und niemand herrscht als der -- Pope mit dem von ihm ge-
leiteten Haufen. Der katholische und griechische Theil der Gränz-
bevölkerung scheiden sich mehr und mehr ab, und die croatisch-
illyrische Partei ist mit der griechisch=russischen schon in offene
Zerwürfnisse gekommen. Die Agramer Zeitung spricht von Nach-
richten, welche ihre "heilige Nationalsache stark compromittiren,"
und mehr und mehr dürfte sich als Thatsache herausstellen, daß
der ganze Raizenaufstand russisches Machwerk ist. Darum sind
auch die Türken so thätig in Bosnien eine genügende Macht auf-
zustellen, und durch Geltendmachung ihres Jnterventionsrechts
in der Walachei dem russischen Vordringen Einhalt zu thun. Daß
zwischen den Türken und dem ungarischen Ministerium Verab-
redungen getroffen sind, leidet wohl keinen Zweifel, und ich halte
es nicht für unmöglich, daß die immer offenkundiger hervortreten-
den Jntriguen der Russen über kurz oder lang eine Verständigung
zwischen dem hiesigen Ministerium und der ächten croatischen
Partei herbeiführen.

Jtalien.

Wir erhalten aus Jnnsbruck vom 28. Juli ein neues Bülle-
tin vom Feldmarschall Radetzky. Der Officier, der es von Ve-
rona dahin überbracht hatte, fügt noch die Nachricht bei: daß
Feldmarschall=Lieutenannt Baron Welden Cremona mit Sturm
genommen haben soll und das flüchtige Schwert Jtaliens an der
Po=Linie aufzuhalten beabsichtigt. Ebenso soll der Feind in Hast-
Peschiera verlassen und sich über den Gardasee geflüchtet ha-
ben. Se. Maj. der Kaiser hatte dem Feldmarschall das Groß-
kreuz des Marien=Theresien=Ordens überschickt. Der amtliche
Bericht selbst lautet: "Der Oberfeldherr der Armee von Jtalien,
Feldmarschall Graf von Radetzky, bringt aus seinem Hauptquar-
tier aus Alzarea unterm 26. d. M. an Se. Maj. den Kaiser und
König folgenden Bericht über den bei Custozza erfochtenen
glänzenden Sieg.
Am 24. d. Nachmittags ließ ich unter
dem feindlichen Feuer bei Salionze eine doppelte Brücke über den
Mincio schlagen. Dieß Unternehmen wurde durch den Corps-
commandanten Feldmarschall=Lieutenant v. Wocher und den
Obristen Pfanzelter des Generalstabs geleitet. Das brave Jn-
fanterieregiment Wocher erbeutete bei Ponti 3 Kanonen und 26
[Spaltenumbruch] Pulverwagen. Jch ging mit zwei Brigaden des Reservecorps
und einer Brigade des ersten Corps über den Mincio, während
die Brigade Wohlgemuth des letztern Corps über Brentino sich
Monzambano näherte und nach einem kurzen Gefechte daselbst die
Brücke nahm und Monzambano besetzte. Von der Division Fürst
Schwarzenberg des ersten Corps ließ ich durch die Brigade
Strassoldo auch Valleggio diesseits besetzen, und beorderte auf den
nächsten Tag die Brigade Wohlgemuth zum Vormarsch nach
Borghetto gegenüber Valleggio, wo ich die Brücke sogleich her-
stellen ließ. Jch hatte somit drei Uebergänge über den Mincio
an einem Tage gewonnen, und war für einen Angriff diesseits
oder jenseits des Mincio, sowie für meine eigene Offensive jenseits
nunmehr gänzlich gesichert. Gegen Abend dieses Tages erhielt
ich aber Meldung, daß der Feind bei Custozza die Brigade des
Generalmajors Baron v. Simbschen, welche eben von Nogara bei
Sommacampagna und Custozza angekommen war, mit Ueber-
macht durchbrochen, gegen Monte Godio vorgedrungen, und die
Höhe von Custozza genommen habe. Jn der Nacht erhielt ich
die Nachricht, daß der Feind mit 40,000 Mann seiner auserle-
sensten Truppen, worunter auch die Garden, die von mir ge-
nommene Flankenstellung von Custozza bis Valleggio am nächst-
folgenden Tage, mithin den 25., anzugreifen willens wäre. Jch
traf hierauf sogleich in der Nacht meine Disposition dergestalt,
daß ich das bei Castelnuovo befindliche dritte Armeecorps die Fe-
stung Peschiera am linken Mincioufer cerniren ließ, dann das
zweite Armeecorps mit Tagesanbruch von demselben Orte mit
seinen 4 Brigaden in die Stellung zwischen Custozza und Som-
macampagna beorderte, und ebenso die am rechten Mincioufer
schon befindlichen 4 Brigaden noch in der Nacht zum Rückmarsch
über Salionze, Monzambano und Borghetto in das Centrum und
auf den rechten Flügel der Armee zur Verstärkung desselben auf das
linke Ufer des Mincio zurückzog, mithin dadurch nur ein Bataillon
in jedem der Orte Salionze und Monzambano zurückblieb, der
wichtige flankirende Punkt von Valleggio aber mit zwei Brigaden
-- und einer dritten Brigade rückwärts echellonirt -- gesichert war.
Jn dieser Aufstellung erwartete ich nunmehr den Angriff des Königs
auf meine Armee, welcher auch um 10 Uhr Vormittags bei einer
Glühhitze von wenigstens 28 Grad, wodurch mehrere Leute in
Folge des Sonnenstiches wahnsinnig wurden und während des
Marsches starben, begann, und ununterbrochen bis Abends 7
Uhr, mithin neun volle Stunden dauerte. Jch bin noch unver-
mögend, alle näheren Details dieser Schlacht, die ich die Schlacht
von Custozza nenne, da dieser Ort in dem Centrum der Armeen-
aufstellung war, und dem Feinde noch zuletzt genommen und er
daselbst von den Höhen ganz hinabgeworfen wurde, sowie alle
tapfern Thaten in selber mit gebührender Berücksichtigung des
Verdienstes jedes Einzelnen anzugeben; so viel kann ich jedoch
sagen, daß ich nie eine Armee mit so viel Beharrlichkeit sich
[unleserliches Material - 8 Zeichen fehlen]schlagen sah, und daß nicht nur allein alle Versuche der könig-
lichen Armee die von mir eingenommenen Höhen zu erstürmen
vergebens waren, sondern daß auch die von ihm besetzten Höhen
mit einem Muthe und einer Bravour von meinen braven Truppen
erstürmt wurden, daß trotz der beinahe gänzlichen Erschöpfung
derselben, durch die Hitze und die Anstrengungen des Tages, der
Feind nach Verlust der letzten Höhen von Custozza und Somma-
campagna seinen Rückzug beginnen mußte, und denselben in der
heutigen Nacht gegen Goito vollendete. Ein entscheidender Sieg
ist somit das Resultat dieses heißen Tages, und ich verfolge nun
den König, während ich mich mit Mantua wieder in Verbindung
setze und dadurch verstärke, soweit als es bei meinen bedeutenden
Verlusten die gegenwärtige Stärke der Armee erlaubt. Jch habe bei
der Beharrlichkeit des Kampfes viele Officiere verloren, da sie über-
all als Muster der Tapferkeit hervorleuchteten; ich kann nur vor-
läufig ihren Verlust auf 40 bis 50, und von der Mannschaft auf
500--600 Todte und Verwundete rechnen. Auch sind viele Kano-
nen, Waffen und Trophäen erbeutet, sowie Officiere und Mannschaft
in bedeutender Zahl gefangen worden, welche jedoch gegenwärtig
noch nicht zu übersehen sind. Jch werde alle Details über die Schlacht
von Custozza, sowie es nur möglich wird, eigens nachtragen, und be-
sonders die Namen aller verdienstvollen und tapferen Führer und
Officier der Armee, sowie der mit Ruhm und Ehre Gefallenen
dem k. k. Kriegsministerium kund machen, kann aber das muster-
hafte Benehmen der H. H. Corpscommandanten und Generale,
sowie der Truppe, endlich des trefflichen Zusammenwirkens der
Officiere jeden Corps, und vorzüglich des aufopfernden und sich
auszeichnenden Corps des Generalquartiermeisterstabs, unter der
Leitung ihres eben so seltenen als tapferen Chefs des Generalquar-
tiermeisters Feldmarschall=Lieutenant Ritter v. Heß, dann des in
seinem Fache so umsichtigen und mit großem Erfolg wirkenden
Generals Baron Strwtnik der Artillerie -- sowie der thätigsten
Mitwirkung in allem, meiner Generaladjutanten Feldmarschall-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] sorische Regierung in ihrer Sorge für unsere vom Kriege beson-
ders heimgesuchte Gegend bestimmt hat, daß in der Stadt und
auf dem Lande nur diejenigen zu Soldaten genommen werden
sollen, die sich freiwillig zur Vertheidigung des Vaterlandes
stellen. Die Zurückgekehrten berichten, daß die Jütländer gar
wenig mit der bisherigen Weise der Kriegführung zufrieden
sind: „Entweder sollt ihr Euch schlagen — sagen sie zu den Sol-
daten — oder Frieden schließen. Auf die Weise wie bisher
wollen wir Euch nicht länger füttern.“ Ja einige gehen sogar
soweit zu behaupten, daß Viele in Jütland es geradezu aus-
sprechen, nicht länger um der Kopenhagener willen die Last des
Krieges ertragen zu wollen, daß sie es begreiflich finden, wenn
die Schleswig=Holsteiner mit dem deutschen Bunde zusammen-
halten und daß auch sie nicht abgeneigt seyen, mit demselben in
nähere Verbindung zu treten, da alle ihre Produkte doch den
Weg nach Süden nehmen.

Flensburg 28. Juli. ( B. H. ) Das schleswig=holsteinsche
Heer zählt jetzt bereits nahe an 10,000 Combattanten; doch soll
es bis auf 25,000 Mann vermehrt werden. Rendsburg, Schles-
wig und Flensburg haben eine hinreichende starke Besatzung;
die deutsche Hauptmacht steht in der Nähe der jütischen Gränze
und im Sundewittschen. Von einer Ueberschreitung der Königsau
ist bis heute nichts bekannt geworden, obwohl Niemand daran
zweifelt, daß wenn erst die dem General Wrangel von Frank-
furt aus angebotene Verstärkung eingetroffen seyn wird, das
Wiederbetreten des jütischen Bodens nicht lange auf sich warten
lassen dürfte. Die schleswig=holsteinischen Hafenstädte und
Küstenplätze, die dann im Rücken bleiben, werden natürlich
während der Kriegsoperationen in Jütland von den inzwischen
aus dem Jnnern Deutschlands angekommenen Truppen hin-
reichend geschützt werden müssen.

Oesterreichische Monarchie.

Pesth 24. Juli. ( A. Z. ) Hier rücken die Sachen wenig vor
und in der Nationalversammlung wird viel leeres Stroh ge-
droschen, das Ministerium ist aber nichts weniger als ruhig, denn
die von ihm bekanntgemachten Berichte lauten meist dahin, daß
die ungarischen Truppen fast überall, wo sie angriffen, zurück-
geschlagen wurden. Merkwürdigerweise ist auch die Agramer Zei-
tung, das officielle Organ der croatischen Partei, über die Vor-
fälle in der Militärgränze größtentheils stumm. Allmählich gehen
aber auch dem Blindesten die Augen auf. Jn der Militärgränze
werden die Offiziere verjagt, die bisherige Administration aufge-
löst, und niemand herrscht als der — Pope mit dem von ihm ge-
leiteten Haufen. Der katholische und griechische Theil der Gränz-
bevölkerung scheiden sich mehr und mehr ab, und die croatisch-
illyrische Partei ist mit der griechisch=russischen schon in offene
Zerwürfnisse gekommen. Die Agramer Zeitung spricht von Nach-
richten, welche ihre „heilige Nationalsache stark compromittiren,“
und mehr und mehr dürfte sich als Thatsache herausstellen, daß
der ganze Raizenaufstand russisches Machwerk ist. Darum sind
auch die Türken so thätig in Bosnien eine genügende Macht auf-
zustellen, und durch Geltendmachung ihres Jnterventionsrechts
in der Walachei dem russischen Vordringen Einhalt zu thun. Daß
zwischen den Türken und dem ungarischen Ministerium Verab-
redungen getroffen sind, leidet wohl keinen Zweifel, und ich halte
es nicht für unmöglich, daß die immer offenkundiger hervortreten-
den Jntriguen der Russen über kurz oder lang eine Verständigung
zwischen dem hiesigen Ministerium und der ächten croatischen
Partei herbeiführen.

Jtalien.

Wir erhalten aus Jnnsbruck vom 28. Juli ein neues Bülle-
tin vom Feldmarschall Radetzky. Der Officier, der es von Ve-
rona dahin überbracht hatte, fügt noch die Nachricht bei: daß
Feldmarschall=Lieutenannt Baron Welden Cremona mit Sturm
genommen haben soll und das flüchtige Schwert Jtaliens an der
Po=Linie aufzuhalten beabsichtigt. Ebenso soll der Feind in Hast-
Peschiera verlassen und sich über den Gardasee geflüchtet ha-
ben. Se. Maj. der Kaiser hatte dem Feldmarschall das Groß-
kreuz des Marien=Theresien=Ordens überschickt. Der amtliche
Bericht selbst lautet: „Der Oberfeldherr der Armee von Jtalien,
Feldmarschall Graf von Radetzky, bringt aus seinem Hauptquar-
tier aus Alzarea unterm 26. d. M. an Se. Maj. den Kaiser und
König folgenden Bericht über den bei Custozza erfochtenen
glänzenden Sieg.
Am 24. d. Nachmittags ließ ich unter
dem feindlichen Feuer bei Salionze eine doppelte Brücke über den
Mincio schlagen. Dieß Unternehmen wurde durch den Corps-
commandanten Feldmarschall=Lieutenant v. Wocher und den
Obristen Pfanzelter des Generalstabs geleitet. Das brave Jn-
fanterieregiment Wocher erbeutete bei Ponti 3 Kanonen und 26
[Spaltenumbruch] Pulverwagen. Jch ging mit zwei Brigaden des Reservecorps
und einer Brigade des ersten Corps über den Mincio, während
die Brigade Wohlgemuth des letztern Corps über Brentino sich
Monzambano näherte und nach einem kurzen Gefechte daselbst die
Brücke nahm und Monzambano besetzte. Von der Division Fürst
Schwarzenberg des ersten Corps ließ ich durch die Brigade
Strassoldo auch Valleggio diesseits besetzen, und beorderte auf den
nächsten Tag die Brigade Wohlgemuth zum Vormarsch nach
Borghetto gegenüber Valleggio, wo ich die Brücke sogleich her-
stellen ließ. Jch hatte somit drei Uebergänge über den Mincio
an einem Tage gewonnen, und war für einen Angriff diesseits
oder jenseits des Mincio, sowie für meine eigene Offensive jenseits
nunmehr gänzlich gesichert. Gegen Abend dieses Tages erhielt
ich aber Meldung, daß der Feind bei Custozza die Brigade des
Generalmajors Baron v. Simbschen, welche eben von Nogara bei
Sommacampagna und Custozza angekommen war, mit Ueber-
macht durchbrochen, gegen Monte Godio vorgedrungen, und die
Höhe von Custozza genommen habe. Jn der Nacht erhielt ich
die Nachricht, daß der Feind mit 40,000 Mann seiner auserle-
sensten Truppen, worunter auch die Garden, die von mir ge-
nommene Flankenstellung von Custozza bis Valleggio am nächst-
folgenden Tage, mithin den 25., anzugreifen willens wäre. Jch
traf hierauf sogleich in der Nacht meine Disposition dergestalt,
daß ich das bei Castelnuovo befindliche dritte Armeecorps die Fe-
stung Peschiera am linken Mincioufer cerniren ließ, dann das
zweite Armeecorps mit Tagesanbruch von demselben Orte mit
seinen 4 Brigaden in die Stellung zwischen Custozza und Som-
macampagna beorderte, und ebenso die am rechten Mincioufer
schon befindlichen 4 Brigaden noch in der Nacht zum Rückmarsch
über Salionze, Monzambano und Borghetto in das Centrum und
auf den rechten Flügel der Armee zur Verstärkung desselben auf das
linke Ufer des Mincio zurückzog, mithin dadurch nur ein Bataillon
in jedem der Orte Salionze und Monzambano zurückblieb, der
wichtige flankirende Punkt von Valleggio aber mit zwei Brigaden
— und einer dritten Brigade rückwärts echellonirt — gesichert war.
Jn dieser Aufstellung erwartete ich nunmehr den Angriff des Königs
auf meine Armee, welcher auch um 10 Uhr Vormittags bei einer
Glühhitze von wenigstens 28 Grad, wodurch mehrere Leute in
Folge des Sonnenstiches wahnsinnig wurden und während des
Marsches starben, begann, und ununterbrochen bis Abends 7
Uhr, mithin neun volle Stunden dauerte. Jch bin noch unver-
mögend, alle näheren Details dieser Schlacht, die ich die Schlacht
von Custozza nenne, da dieser Ort in dem Centrum der Armeen-
aufstellung war, und dem Feinde noch zuletzt genommen und er
daselbst von den Höhen ganz hinabgeworfen wurde, sowie alle
tapfern Thaten in selber mit gebührender Berücksichtigung des
Verdienstes jedes Einzelnen anzugeben; so viel kann ich jedoch
sagen, daß ich nie eine Armee mit so viel Beharrlichkeit sich
[unleserliches Material – 8 Zeichen fehlen]schlagen sah, und daß nicht nur allein alle Versuche der könig-
lichen Armee die von mir eingenommenen Höhen zu erstürmen
vergebens waren, sondern daß auch die von ihm besetzten Höhen
mit einem Muthe und einer Bravour von meinen braven Truppen
erstürmt wurden, daß trotz der beinahe gänzlichen Erschöpfung
derselben, durch die Hitze und die Anstrengungen des Tages, der
Feind nach Verlust der letzten Höhen von Custozza und Somma-
campagna seinen Rückzug beginnen mußte, und denselben in der
heutigen Nacht gegen Goito vollendete. Ein entscheidender Sieg
ist somit das Resultat dieses heißen Tages, und ich verfolge nun
den König, während ich mich mit Mantua wieder in Verbindung
setze und dadurch verstärke, soweit als es bei meinen bedeutenden
Verlusten die gegenwärtige Stärke der Armee erlaubt. Jch habe bei
der Beharrlichkeit des Kampfes viele Officiere verloren, da sie über-
all als Muster der Tapferkeit hervorleuchteten; ich kann nur vor-
läufig ihren Verlust auf 40 bis 50, und von der Mannschaft auf
500—600 Todte und Verwundete rechnen. Auch sind viele Kano-
nen, Waffen und Trophäen erbeutet, sowie Officiere und Mannschaft
in bedeutender Zahl gefangen worden, welche jedoch gegenwärtig
noch nicht zu übersehen sind. Jch werde alle Details über die Schlacht
von Custozza, sowie es nur möglich wird, eigens nachtragen, und be-
sonders die Namen aller verdienstvollen und tapferen Führer und
Officier der Armee, sowie der mit Ruhm und Ehre Gefallenen
dem k. k. Kriegsministerium kund machen, kann aber das muster-
hafte Benehmen der H. H. Corpscommandanten und Generale,
sowie der Truppe, endlich des trefflichen Zusammenwirkens der
Officiere jeden Corps, und vorzüglich des aufopfernden und sich
auszeichnenden Corps des Generalquartiermeisterstabs, unter der
Leitung ihres eben so seltenen als tapferen Chefs des Generalquar-
tiermeisters Feldmarschall=Lieutenant Ritter v. Heß, dann des in
seinem Fache so umsichtigen und mit großem Erfolg wirkenden
Generals Baron Strwtnik der Artillerie — sowie der thätigsten
Mitwirkung in allem, meiner Generaladjutanten Feldmarschall-
[Ende Spaltensatz]

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[0003] sorische Regierung in ihrer Sorge für unsere vom Kriege beson- ders heimgesuchte Gegend bestimmt hat, daß in der Stadt und auf dem Lande nur diejenigen zu Soldaten genommen werden sollen, die sich freiwillig zur Vertheidigung des Vaterlandes stellen. Die Zurückgekehrten berichten, daß die Jütländer gar wenig mit der bisherigen Weise der Kriegführung zufrieden sind: „Entweder sollt ihr Euch schlagen — sagen sie zu den Sol- daten — oder Frieden schließen. Auf die Weise wie bisher wollen wir Euch nicht länger füttern.“ Ja einige gehen sogar soweit zu behaupten, daß Viele in Jütland es geradezu aus- sprechen, nicht länger um der Kopenhagener willen die Last des Krieges ertragen zu wollen, daß sie es begreiflich finden, wenn die Schleswig=Holsteiner mit dem deutschen Bunde zusammen- halten und daß auch sie nicht abgeneigt seyen, mit demselben in nähere Verbindung zu treten, da alle ihre Produkte doch den Weg nach Süden nehmen. Flensburg 28. Juli. ( B. H. ) Das schleswig=holsteinsche Heer zählt jetzt bereits nahe an 10,000 Combattanten; doch soll es bis auf 25,000 Mann vermehrt werden. Rendsburg, Schles- wig und Flensburg haben eine hinreichende starke Besatzung; die deutsche Hauptmacht steht in der Nähe der jütischen Gränze und im Sundewittschen. Von einer Ueberschreitung der Königsau ist bis heute nichts bekannt geworden, obwohl Niemand daran zweifelt, daß wenn erst die dem General Wrangel von Frank- furt aus angebotene Verstärkung eingetroffen seyn wird, das Wiederbetreten des jütischen Bodens nicht lange auf sich warten lassen dürfte. Die schleswig=holsteinischen Hafenstädte und Küstenplätze, die dann im Rücken bleiben, werden natürlich während der Kriegsoperationen in Jütland von den inzwischen aus dem Jnnern Deutschlands angekommenen Truppen hin- reichend geschützt werden müssen. Oesterreichische Monarchie. Pesth 24. Juli. ( A. Z. ) Hier rücken die Sachen wenig vor und in der Nationalversammlung wird viel leeres Stroh ge- droschen, das Ministerium ist aber nichts weniger als ruhig, denn die von ihm bekanntgemachten Berichte lauten meist dahin, daß die ungarischen Truppen fast überall, wo sie angriffen, zurück- geschlagen wurden. Merkwürdigerweise ist auch die Agramer Zei- tung, das officielle Organ der croatischen Partei, über die Vor- fälle in der Militärgränze größtentheils stumm. Allmählich gehen aber auch dem Blindesten die Augen auf. Jn der Militärgränze werden die Offiziere verjagt, die bisherige Administration aufge- löst, und niemand herrscht als der — Pope mit dem von ihm ge- leiteten Haufen. Der katholische und griechische Theil der Gränz- bevölkerung scheiden sich mehr und mehr ab, und die croatisch- illyrische Partei ist mit der griechisch=russischen schon in offene Zerwürfnisse gekommen. Die Agramer Zeitung spricht von Nach- richten, welche ihre „heilige Nationalsache stark compromittiren,“ und mehr und mehr dürfte sich als Thatsache herausstellen, daß der ganze Raizenaufstand russisches Machwerk ist. Darum sind auch die Türken so thätig in Bosnien eine genügende Macht auf- zustellen, und durch Geltendmachung ihres Jnterventionsrechts in der Walachei dem russischen Vordringen Einhalt zu thun. Daß zwischen den Türken und dem ungarischen Ministerium Verab- redungen getroffen sind, leidet wohl keinen Zweifel, und ich halte es nicht für unmöglich, daß die immer offenkundiger hervortreten- den Jntriguen der Russen über kurz oder lang eine Verständigung zwischen dem hiesigen Ministerium und der ächten croatischen Partei herbeiführen. Jtalien. Wir erhalten aus Jnnsbruck vom 28. Juli ein neues Bülle- tin vom Feldmarschall Radetzky. Der Officier, der es von Ve- rona dahin überbracht hatte, fügt noch die Nachricht bei: daß Feldmarschall=Lieutenannt Baron Welden Cremona mit Sturm genommen haben soll und das flüchtige Schwert Jtaliens an der Po=Linie aufzuhalten beabsichtigt. Ebenso soll der Feind in Hast- Peschiera verlassen und sich über den Gardasee geflüchtet ha- ben. Se. Maj. der Kaiser hatte dem Feldmarschall das Groß- kreuz des Marien=Theresien=Ordens überschickt. Der amtliche Bericht selbst lautet: „Der Oberfeldherr der Armee von Jtalien, Feldmarschall Graf von Radetzky, bringt aus seinem Hauptquar- tier aus Alzarea unterm 26. d. M. an Se. Maj. den Kaiser und König folgenden Bericht über den bei Custozza erfochtenen glänzenden Sieg. Am 24. d. Nachmittags ließ ich unter dem feindlichen Feuer bei Salionze eine doppelte Brücke über den Mincio schlagen. Dieß Unternehmen wurde durch den Corps- commandanten Feldmarschall=Lieutenant v. Wocher und den Obristen Pfanzelter des Generalstabs geleitet. Das brave Jn- fanterieregiment Wocher erbeutete bei Ponti 3 Kanonen und 26 Pulverwagen. Jch ging mit zwei Brigaden des Reservecorps und einer Brigade des ersten Corps über den Mincio, während die Brigade Wohlgemuth des letztern Corps über Brentino sich Monzambano näherte und nach einem kurzen Gefechte daselbst die Brücke nahm und Monzambano besetzte. Von der Division Fürst Schwarzenberg des ersten Corps ließ ich durch die Brigade Strassoldo auch Valleggio diesseits besetzen, und beorderte auf den nächsten Tag die Brigade Wohlgemuth zum Vormarsch nach Borghetto gegenüber Valleggio, wo ich die Brücke sogleich her- stellen ließ. Jch hatte somit drei Uebergänge über den Mincio an einem Tage gewonnen, und war für einen Angriff diesseits oder jenseits des Mincio, sowie für meine eigene Offensive jenseits nunmehr gänzlich gesichert. Gegen Abend dieses Tages erhielt ich aber Meldung, daß der Feind bei Custozza die Brigade des Generalmajors Baron v. Simbschen, welche eben von Nogara bei Sommacampagna und Custozza angekommen war, mit Ueber- macht durchbrochen, gegen Monte Godio vorgedrungen, und die Höhe von Custozza genommen habe. Jn der Nacht erhielt ich die Nachricht, daß der Feind mit 40,000 Mann seiner auserle- sensten Truppen, worunter auch die Garden, die von mir ge- nommene Flankenstellung von Custozza bis Valleggio am nächst- folgenden Tage, mithin den 25., anzugreifen willens wäre. Jch traf hierauf sogleich in der Nacht meine Disposition dergestalt, daß ich das bei Castelnuovo befindliche dritte Armeecorps die Fe- stung Peschiera am linken Mincioufer cerniren ließ, dann das zweite Armeecorps mit Tagesanbruch von demselben Orte mit seinen 4 Brigaden in die Stellung zwischen Custozza und Som- macampagna beorderte, und ebenso die am rechten Mincioufer schon befindlichen 4 Brigaden noch in der Nacht zum Rückmarsch über Salionze, Monzambano und Borghetto in das Centrum und auf den rechten Flügel der Armee zur Verstärkung desselben auf das linke Ufer des Mincio zurückzog, mithin dadurch nur ein Bataillon in jedem der Orte Salionze und Monzambano zurückblieb, der wichtige flankirende Punkt von Valleggio aber mit zwei Brigaden — und einer dritten Brigade rückwärts echellonirt — gesichert war. Jn dieser Aufstellung erwartete ich nunmehr den Angriff des Königs auf meine Armee, welcher auch um 10 Uhr Vormittags bei einer Glühhitze von wenigstens 28 Grad, wodurch mehrere Leute in Folge des Sonnenstiches wahnsinnig wurden und während des Marsches starben, begann, und ununterbrochen bis Abends 7 Uhr, mithin neun volle Stunden dauerte. Jch bin noch unver- mögend, alle näheren Details dieser Schlacht, die ich die Schlacht von Custozza nenne, da dieser Ort in dem Centrum der Armeen- aufstellung war, und dem Feinde noch zuletzt genommen und er daselbst von den Höhen ganz hinabgeworfen wurde, sowie alle tapfern Thaten in selber mit gebührender Berücksichtigung des Verdienstes jedes Einzelnen anzugeben; so viel kann ich jedoch sagen, daß ich nie eine Armee mit so viel Beharrlichkeit sich ________schlagen sah, und daß nicht nur allein alle Versuche der könig- lichen Armee die von mir eingenommenen Höhen zu erstürmen vergebens waren, sondern daß auch die von ihm besetzten Höhen mit einem Muthe und einer Bravour von meinen braven Truppen erstürmt wurden, daß trotz der beinahe gänzlichen Erschöpfung derselben, durch die Hitze und die Anstrengungen des Tages, der Feind nach Verlust der letzten Höhen von Custozza und Somma- campagna seinen Rückzug beginnen mußte, und denselben in der heutigen Nacht gegen Goito vollendete. Ein entscheidender Sieg ist somit das Resultat dieses heißen Tages, und ich verfolge nun den König, während ich mich mit Mantua wieder in Verbindung setze und dadurch verstärke, soweit als es bei meinen bedeutenden Verlusten die gegenwärtige Stärke der Armee erlaubt. Jch habe bei der Beharrlichkeit des Kampfes viele Officiere verloren, da sie über- all als Muster der Tapferkeit hervorleuchteten; ich kann nur vor- läufig ihren Verlust auf 40 bis 50, und von der Mannschaft auf 500—600 Todte und Verwundete rechnen. Auch sind viele Kano- nen, Waffen und Trophäen erbeutet, sowie Officiere und Mannschaft in bedeutender Zahl gefangen worden, welche jedoch gegenwärtig noch nicht zu übersehen sind. Jch werde alle Details über die Schlacht von Custozza, sowie es nur möglich wird, eigens nachtragen, und be- sonders die Namen aller verdienstvollen und tapferen Führer und Officier der Armee, sowie der mit Ruhm und Ehre Gefallenen dem k. k. Kriegsministerium kund machen, kann aber das muster- hafte Benehmen der H. H. Corpscommandanten und Generale, sowie der Truppe, endlich des trefflichen Zusammenwirkens der Officiere jeden Corps, und vorzüglich des aufopfernden und sich auszeichnenden Corps des Generalquartiermeisterstabs, unter der Leitung ihres eben so seltenen als tapferen Chefs des Generalquar- tiermeisters Feldmarschall=Lieutenant Ritter v. Heß, dann des in seinem Fache so umsichtigen und mit großem Erfolg wirkenden Generals Baron Strwtnik der Artillerie — sowie der thätigsten Mitwirkung in allem, meiner Generaladjutanten Feldmarschall-

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 48. Mainz, 2. August 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal048_1848/3>, abgerufen am 18.06.2024.