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Mainzer Journal. Nr. 46. Mainz, 31. Juli 1848.

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[Beginn Spaltensatz] wie Kants und Fichte's, Hegels wie des heutigen Lamennais,
was kann es seyn für die krankende leidende Menschheit, welche
Kraft der That, welche Kraft der Liebe ist in diesem Thema
enthalten? Nichts ist's als ein Gedankending, welches an den
Massen unfruchtbar vorübergeht und kaum dient zur Geistes-
disciplin und Selbstrichtung einzelner Geister. Wunderbar, jener
Erzbischof von Paris, vor und nach der Februarrevolution ein
Gegenstand der bittersten Verfolgung von Seite des National,
seiner härtesten und schärfsten Polemik, wie ist er nicht in seinem
Tode anerkannt vom General Cavaignac und den ernstesten Män-
nern der Nationalversammlung sowie von den verschiedensten
Parteien im Volke! Aber der National ist trotz dessen im eigent-
lichsten Mittelpunkte seiner Polemik nicht aus dem Sattel gehoben.
Einer der heftigsten Gegner des Klerus, einer der Redacteure
des National, welcher stets am meisten bemüht war, allem Einfluß
des Klerus auf Volks= und öffentlichen Unterricht auf immer den
Garaus zu machen, Vaulabelle, sitzt nun im Ministerium, Cult
und Unterricht stecken in seinen Händen. Unter so vielen bedeuten-
den Männern, welche Frankreich im Fache des öffentlichen Unter-
richts zählt, unter so vielen Juristen, unter so manchen Geistlichen und
Laien, ja unter so manchen vorragenden Mitgliedern der Kammer,
wo es Männer gibt wie Tocqueville, Lamennais, Dupin, Cazales,
St. Hilaire, wen hat man gewählt als den allerunbedeutendsten,
der gar keinen Namen hat, weder in der wissenschaftlichen, noch
in der politischen Welt, und dessen ganzes Verdienst darin besteht,
ein Redacteur des National zu seyn, ein unhistorisches Machwerk
( Geschichte der Restauration ) compilirt zu haben, welches keinen
andern Geist athmet als den des Hasses gegen alles positive
Christenthum.
Diese Wahl beurkundet, wie gewaltig noch
seyn werden die Elemente des Kampfes, welcher Parteigeist sich
noch offenbaren wird auf dem Gebiete des Volksunterrichtes,
wie die antichristliche Partei entschlossen ist den Klerus von grund-
aus vom Volksunterricht auszuschließen. Germain Sarrut, Ga-
tien Arnout und andere kämpfen in der Versammlung voran in
Reih und Gliedern des Vaulabelle, unter seiner Fahne; man
täusche sich nicht, unter der Maske des Volksunterrichts ist es
ein Kampf auf Tod und Leben für oder wider das Christenthum,
um dasselbe als geistiges Eigenthum dem Volke zuzueignen oder
dem Volke zu entreißen.



Deutschland.

Wien 20. Juli. ( A. Z. ) Jch schrieb Jhnen schon vor Mo-
naten, daß die Juden hier an der Spitze aller wühlerischen
Umtriebe stehen, und die Schandpresse eigentlich fast aus-
schließlich von ihnen in Thätigkeit gehalten wird! Jetzt erhalten
Sie diese Bestätigung fast von allen Jhren Correspondenten,
und auch die Bevölkerung Wiens fühlt die Wahrheit dieser An-
klage. Es könnte allerdings für das allgemeine Beste nichts Heil-
sameres geschehen, als dieser Judenwirthschaft ein Ende zu ma-
chen, aber man überlasse sich ums Himmelswillen nicht den bru-
talen Judenverfolgungen, wie wir sie an andern Orten erlebt
haben. Man lasse doch ja, wenn man die Hetzer des Volkes in
Wort und Schrift unter den Juden dem Verdict der öffentlichen
Meinung übergibt, und die Strafe ihrem Verbrechen gleichstellt,
die Masse jener Juden unverfolgt und unbelästigt, die ihrem täg-
lichen Verkehr nachgehen ohne sich den Umtrieben zu gesellen, die
ihre schriftstellerischen und schönrednerischen Glaubensgenossen an
den Straßenecken und in den Versammlungen in Kaffee= und
Bierhäusern mit unglaublichster Frechheit anzetteln. Man über-
wache vor Allem die Namen, die auf den Tagsblättern und
Maueranschlägen figuriren, aber man sondere diese räudigen
Schafe von der gesunden Heerde und lasse die Masse ihrer Glau-
bensgenossen nicht entgelten, was diese Nichtswürdigen in vollstem
Maße verdienen.

Wien 25. Juli. ( A. Z. ) Die Abreise des Erzherzogs-
Reichsverwesers war Anfangs auf den 28. d. M. festgesetzt,
allein sie dürfte nun um einige Tage verschoben werden, da die
ungarisch=croatischen Differenzen, zu deren Schlichtung der Erz-
herzog von Sr. Majestät speciell ermächtigt wurde, gerade jetzt
verhandelt werden sollen. Der seit gestern Abends hier anwe-
sende ungarische Premier Graf Bathyanyi und der Minister Fürst
Esterhazy hatten heute in eben dieser Angelegenheit eine längere
Conferenz mit dem Erzherzog Johann, und morgen soll auch
der Banus Jellachich hier eintreffen. Möchte doch dieses unselige
Zerwürfniß auf friedlichem Wege bald beigelegt seyn! Gelingt
dieß nicht, so sind die Folgen unabsehbar schrecklich. Wie ich aus
guter Quelle weiß, sind nicht nur die croatischen Regimenter,
sondern fast sämmtliche Truppen entschlossen gegen die Croaten
nicht zu ziehen, auch hat sich die Banater Gränze bereits eben-
[Spaltenumbruch] falls gegen Ungarn erklärt. -- Jn unseren sonstigen Zuständen
nichts Neues von Bedeutung. Das neue Ministerium hat noch
kein Lebenszeichen von sich gegeben, oder liegt, was die neuen
Mitglieder desselben betrifft, noch stark in den Windeln.

Aus der Provinz Sachsen 24. Juli. ( Br. Z. ) Daß die Wi-
dersacher der ultra=demokratischen Richtung die Oberhand ge-
winnen, können Sie nunmehr als entschieden ansehen, wie denn
auch die Vereine für die constitutionell=monarchische Sache fort-
während wachsen und bereits selbst in Dörfern und kleinen Orten
( Kösen, Vieselbach ) festen Fuß fassen. Wenn etwa aus Naum-
burg und Erfurt entgegengesetzte Adressen und Artikel verbreitet
werden, so glauben Sie nur einem guten Beobachter, daß diesel-
ben alle aus ein und denselben Federn hervorgehen, und das
eigentliche Volk dabei gar nicht betheiligt ist. Machte die conser-
vative Partei ähnliche Anstrengungen, wie die republikanische, so
wäre die Beruhigung der Gemüther längst eingetreten. Uebrigens
wird Magdeburg und Halle durch Einzug von wohlhabenden
Fremden sehr bald gewinnen, was ich ebenfalls zuverlässig
melden kann.

sqrt Düsseldorf 27. Juli. Von hier aus ist der nachfolgende
"Aufruf an alle Deutsche, insbesondere an alle politischen Ver-
eine jeder Farbe," durch das ganze Vaterland verbreitet worden.
"Deutsche! Das Reichsministerium hat beschlossen, daß am
sechsten August d. J. die gesammte deutsche Heeresmacht aus-
rücken und durch einen feierlichen Akt, der auf das gesammte
Europa, ja weiterhin, eine erhebende Wirkung zu äußern nicht
verfehlen wird, zum erstenmale dem Gefühle der wiederge-
wonnenen deutschen Einheit einen würdigen Ausdruck verleihen
solle. Deutsche aller Stämme, aller politischen Meinungen!
Da, wo es die Einheit und Größe unseres Vaterlandes gilt, ver-
schwinden die Verschiedenheiten des politischen Glaubensbekennt-
nisses! Lasset uns darum aus diesem Tage ein Fest der Verbrü-
derung für das Gesammtdeutschland machen, der Verbrüderung
des ganzes Volkes, der Soldaten, der Bürger! Schaaren wir uns,
weß Standes, weß Glaubens wir sind, an diesem Tage um die
schwarz=roth goldene Fahne! Reiche der Bürger dem Soldaten,
der Soldat dem Bürger die Hand! Der unterzeichnete Verein hat
beschlossen, dahin zu wirken, daß jener Tag zu einem Vereinig-
ungsfeste zwischen Militär und Bürger benutzt werde. Schließet
euch dem an, Bürger, Soldaten, von den Gewässern der Nord-
see bis zu den Firnen der Alpen, von den blauen Wogen des
Rheines bis zu den Marken, wo der Barbare wohnt! Und ihr
Vereine, zusammengeführt durch Eine Jdee, gehöre sie welcher
Richtung immer an, tretet zusammen und gebet der civilisirten
Welt den Beweis, daß wir alle, wie ein Mann, zusammenstehen,
wenn es die Sache des großen Vaterlandes gilt! Wir rechnen auf
Eure freudige Mitwirkung. Düsseldorf den 25. Juli 1848. Der
Verein für demokratische Monarchie."

Speyer 28. Juli. Der pfälzische Volksverein, welcher
bereits zu den selig Verschiedenen gezählt worden war, hat wie-
der ein Zeichen des Lebens von sich gegeben. Der Kreisausschuß
entwirft eine Adresse an die Nationalversammlung "die deutsche
Volksschule betreffend," und dieselbe liegt auch hier zur Unter-
schrift auf. Wie wir der darüber erschienenen Ankündigung ent-
nehmen, beantragt die Adresse unter Anderem: Trennung der
Schule von der Kirche und Errichtung von Gemeindeschu-
len, ausschließliches
Recht des Staates, die Volksschulen
zu leiten und Schulanstalten der Kirche oder anderer Corpora-
tionen zu genehmigen, Zwangspflicht für den Familien-
vater, seine Kinder in diese Volksschule zu schicken. Das ist die
Freiheit, womit uns die Gesinnungstüchtigkeit zu beschenken ge-
denkt. Das souveräne Volk ist mündig. Nichts desto weniger
soll der Familienvater gezwungen seyn, sein Kind in eine
Volksschule zu schicken, deren Einrichtung ihm vielleicht nicht
behagt, deren Lehrer ihm vielleicht kein Vertrauen einflößt. Wir
fragen: ist das Freiheit? Und nimmt sich dieser Schulzwang
nicht unendlich jämmerlich z. B. neben der Preßfreiheit aus?
Also der Staat kümmert sich drum, in welcher Weise den Abc-
schützen das Buchstabiren beigebracht, die Haarstriche gelehrt,
und das Einmaleins und die vier Spezies eingebläut werden?
Denn weitere Zwecke kann der Staat als solcher doch nicht mit
der indifferenten Volksschule haben, oder er wird schlimmer als
der schlimmste Polizeistaat gewesen ist. Aber noch mehr. Die
Einführung solcher Volksschulen wäre nicht nur eine großartige
Beschränkung der Freiheit des Einzelnen und der Familie, es
wäre ein Eingriff in das unveräußerliche Erziehungsrecht
der Aeltern, es wäre der schmählichste Despotismus. Ein wahr-
haft freier Mann könnte in einem Staate nicht leben, wo man ihn
zwingen wollte, gegen sein Gewissen das Erziehungsrecht sei-
ner Kinder aufzugeben und Händen zu überlassen, deren Leitung
er nicht zu verantworten vermag. Wir hoffen aber auch, daß
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] wie Kants und Fichte's, Hegels wie des heutigen Lamennais,
was kann es seyn für die krankende leidende Menschheit, welche
Kraft der That, welche Kraft der Liebe ist in diesem Thema
enthalten? Nichts ist's als ein Gedankending, welches an den
Massen unfruchtbar vorübergeht und kaum dient zur Geistes-
disciplin und Selbstrichtung einzelner Geister. Wunderbar, jener
Erzbischof von Paris, vor und nach der Februarrevolution ein
Gegenstand der bittersten Verfolgung von Seite des National,
seiner härtesten und schärfsten Polemik, wie ist er nicht in seinem
Tode anerkannt vom General Cavaignac und den ernstesten Män-
nern der Nationalversammlung sowie von den verschiedensten
Parteien im Volke! Aber der National ist trotz dessen im eigent-
lichsten Mittelpunkte seiner Polemik nicht aus dem Sattel gehoben.
Einer der heftigsten Gegner des Klerus, einer der Redacteure
des National, welcher stets am meisten bemüht war, allem Einfluß
des Klerus auf Volks= und öffentlichen Unterricht auf immer den
Garaus zu machen, Vaulabelle, sitzt nun im Ministerium, Cult
und Unterricht stecken in seinen Händen. Unter so vielen bedeuten-
den Männern, welche Frankreich im Fache des öffentlichen Unter-
richts zählt, unter so vielen Juristen, unter so manchen Geistlichen und
Laien, ja unter so manchen vorragenden Mitgliedern der Kammer,
wo es Männer gibt wie Tocqueville, Lamennais, Dupin, Cazales,
St. Hilaire, wen hat man gewählt als den allerunbedeutendsten,
der gar keinen Namen hat, weder in der wissenschaftlichen, noch
in der politischen Welt, und dessen ganzes Verdienst darin besteht,
ein Redacteur des National zu seyn, ein unhistorisches Machwerk
( Geschichte der Restauration ) compilirt zu haben, welches keinen
andern Geist athmet als den des Hasses gegen alles positive
Christenthum.
Diese Wahl beurkundet, wie gewaltig noch
seyn werden die Elemente des Kampfes, welcher Parteigeist sich
noch offenbaren wird auf dem Gebiete des Volksunterrichtes,
wie die antichristliche Partei entschlossen ist den Klerus von grund-
aus vom Volksunterricht auszuschließen. Germain Sarrut, Ga-
tien Arnout und andere kämpfen in der Versammlung voran in
Reih und Gliedern des Vaulabelle, unter seiner Fahne; man
täusche sich nicht, unter der Maske des Volksunterrichts ist es
ein Kampf auf Tod und Leben für oder wider das Christenthum,
um dasselbe als geistiges Eigenthum dem Volke zuzueignen oder
dem Volke zu entreißen.



Deutschland.

Wien 20. Juli. ( A. Z. ) Jch schrieb Jhnen schon vor Mo-
naten, daß die Juden hier an der Spitze aller wühlerischen
Umtriebe stehen, und die Schandpresse eigentlich fast aus-
schließlich von ihnen in Thätigkeit gehalten wird! Jetzt erhalten
Sie diese Bestätigung fast von allen Jhren Correspondenten,
und auch die Bevölkerung Wiens fühlt die Wahrheit dieser An-
klage. Es könnte allerdings für das allgemeine Beste nichts Heil-
sameres geschehen, als dieser Judenwirthschaft ein Ende zu ma-
chen, aber man überlasse sich ums Himmelswillen nicht den bru-
talen Judenverfolgungen, wie wir sie an andern Orten erlebt
haben. Man lasse doch ja, wenn man die Hetzer des Volkes in
Wort und Schrift unter den Juden dem Verdict der öffentlichen
Meinung übergibt, und die Strafe ihrem Verbrechen gleichstellt,
die Masse jener Juden unverfolgt und unbelästigt, die ihrem täg-
lichen Verkehr nachgehen ohne sich den Umtrieben zu gesellen, die
ihre schriftstellerischen und schönrednerischen Glaubensgenossen an
den Straßenecken und in den Versammlungen in Kaffee= und
Bierhäusern mit unglaublichster Frechheit anzetteln. Man über-
wache vor Allem die Namen, die auf den Tagsblättern und
Maueranschlägen figuriren, aber man sondere diese räudigen
Schafe von der gesunden Heerde und lasse die Masse ihrer Glau-
bensgenossen nicht entgelten, was diese Nichtswürdigen in vollstem
Maße verdienen.

Wien 25. Juli. ( A. Z. ) Die Abreise des Erzherzogs-
Reichsverwesers war Anfangs auf den 28. d. M. festgesetzt,
allein sie dürfte nun um einige Tage verschoben werden, da die
ungarisch=croatischen Differenzen, zu deren Schlichtung der Erz-
herzog von Sr. Majestät speciell ermächtigt wurde, gerade jetzt
verhandelt werden sollen. Der seit gestern Abends hier anwe-
sende ungarische Premier Graf Bathyanyi und der Minister Fürst
Esterhazy hatten heute in eben dieser Angelegenheit eine längere
Conferenz mit dem Erzherzog Johann, und morgen soll auch
der Banus Jellachich hier eintreffen. Möchte doch dieses unselige
Zerwürfniß auf friedlichem Wege bald beigelegt seyn! Gelingt
dieß nicht, so sind die Folgen unabsehbar schrecklich. Wie ich aus
guter Quelle weiß, sind nicht nur die croatischen Regimenter,
sondern fast sämmtliche Truppen entschlossen gegen die Croaten
nicht zu ziehen, auch hat sich die Banater Gränze bereits eben-
[Spaltenumbruch] falls gegen Ungarn erklärt. — Jn unseren sonstigen Zuständen
nichts Neues von Bedeutung. Das neue Ministerium hat noch
kein Lebenszeichen von sich gegeben, oder liegt, was die neuen
Mitglieder desselben betrifft, noch stark in den Windeln.

Aus der Provinz Sachsen 24. Juli. ( Br. Z. ) Daß die Wi-
dersacher der ultra=demokratischen Richtung die Oberhand ge-
winnen, können Sie nunmehr als entschieden ansehen, wie denn
auch die Vereine für die constitutionell=monarchische Sache fort-
während wachsen und bereits selbst in Dörfern und kleinen Orten
( Kösen, Vieselbach ) festen Fuß fassen. Wenn etwa aus Naum-
burg und Erfurt entgegengesetzte Adressen und Artikel verbreitet
werden, so glauben Sie nur einem guten Beobachter, daß diesel-
ben alle aus ein und denselben Federn hervorgehen, und das
eigentliche Volk dabei gar nicht betheiligt ist. Machte die conser-
vative Partei ähnliche Anstrengungen, wie die republikanische, so
wäre die Beruhigung der Gemüther längst eingetreten. Uebrigens
wird Magdeburg und Halle durch Einzug von wohlhabenden
Fremden sehr bald gewinnen, was ich ebenfalls zuverlässig
melden kann.

√ Düsseldorf 27. Juli. Von hier aus ist der nachfolgende
„Aufruf an alle Deutsche, insbesondere an alle politischen Ver-
eine jeder Farbe,“ durch das ganze Vaterland verbreitet worden.
„Deutsche! Das Reichsministerium hat beschlossen, daß am
sechsten August d. J. die gesammte deutsche Heeresmacht aus-
rücken und durch einen feierlichen Akt, der auf das gesammte
Europa, ja weiterhin, eine erhebende Wirkung zu äußern nicht
verfehlen wird, zum erstenmale dem Gefühle der wiederge-
wonnenen deutschen Einheit einen würdigen Ausdruck verleihen
solle. Deutsche aller Stämme, aller politischen Meinungen!
Da, wo es die Einheit und Größe unseres Vaterlandes gilt, ver-
schwinden die Verschiedenheiten des politischen Glaubensbekennt-
nisses! Lasset uns darum aus diesem Tage ein Fest der Verbrü-
derung für das Gesammtdeutschland machen, der Verbrüderung
des ganzes Volkes, der Soldaten, der Bürger! Schaaren wir uns,
weß Standes, weß Glaubens wir sind, an diesem Tage um die
schwarz=roth goldene Fahne! Reiche der Bürger dem Soldaten,
der Soldat dem Bürger die Hand! Der unterzeichnete Verein hat
beschlossen, dahin zu wirken, daß jener Tag zu einem Vereinig-
ungsfeste zwischen Militär und Bürger benutzt werde. Schließet
euch dem an, Bürger, Soldaten, von den Gewässern der Nord-
see bis zu den Firnen der Alpen, von den blauen Wogen des
Rheines bis zu den Marken, wo der Barbare wohnt! Und ihr
Vereine, zusammengeführt durch Eine Jdee, gehöre sie welcher
Richtung immer an, tretet zusammen und gebet der civilisirten
Welt den Beweis, daß wir alle, wie ein Mann, zusammenstehen,
wenn es die Sache des großen Vaterlandes gilt! Wir rechnen auf
Eure freudige Mitwirkung. Düsseldorf den 25. Juli 1848. Der
Verein für demokratische Monarchie.“

Speyer 28. Juli. Der pfälzische Volksverein, welcher
bereits zu den selig Verschiedenen gezählt worden war, hat wie-
der ein Zeichen des Lebens von sich gegeben. Der Kreisausschuß
entwirft eine Adresse an die Nationalversammlung „die deutsche
Volksschule betreffend,“ und dieselbe liegt auch hier zur Unter-
schrift auf. Wie wir der darüber erschienenen Ankündigung ent-
nehmen, beantragt die Adresse unter Anderem: Trennung der
Schule von der Kirche und Errichtung von Gemeindeschu-
len, ausschließliches
Recht des Staates, die Volksschulen
zu leiten und Schulanstalten der Kirche oder anderer Corpora-
tionen zu genehmigen, Zwangspflicht für den Familien-
vater, seine Kinder in diese Volksschule zu schicken. Das ist die
Freiheit, womit uns die Gesinnungstüchtigkeit zu beschenken ge-
denkt. Das souveräne Volk ist mündig. Nichts desto weniger
soll der Familienvater gezwungen seyn, sein Kind in eine
Volksschule zu schicken, deren Einrichtung ihm vielleicht nicht
behagt, deren Lehrer ihm vielleicht kein Vertrauen einflößt. Wir
fragen: ist das Freiheit? Und nimmt sich dieser Schulzwang
nicht unendlich jämmerlich z. B. neben der Preßfreiheit aus?
Also der Staat kümmert sich drum, in welcher Weise den Abc-
schützen das Buchstabiren beigebracht, die Haarstriche gelehrt,
und das Einmaleins und die vier Spezies eingebläut werden?
Denn weitere Zwecke kann der Staat als solcher doch nicht mit
der indifferenten Volksschule haben, oder er wird schlimmer als
der schlimmste Polizeistaat gewesen ist. Aber noch mehr. Die
Einführung solcher Volksschulen wäre nicht nur eine großartige
Beschränkung der Freiheit des Einzelnen und der Familie, es
wäre ein Eingriff in das unveräußerliche Erziehungsrecht
der Aeltern, es wäre der schmählichste Despotismus. Ein wahr-
haft freier Mann könnte in einem Staate nicht leben, wo man ihn
zwingen wollte, gegen sein Gewissen das Erziehungsrecht sei-
ner Kinder aufzugeben und Händen zu überlassen, deren Leitung
er nicht zu verantworten vermag. Wir hoffen aber auch, daß
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[0002] wie Kants und Fichte's, Hegels wie des heutigen Lamennais, was kann es seyn für die krankende leidende Menschheit, welche Kraft der That, welche Kraft der Liebe ist in diesem Thema enthalten? Nichts ist's als ein Gedankending, welches an den Massen unfruchtbar vorübergeht und kaum dient zur Geistes- disciplin und Selbstrichtung einzelner Geister. Wunderbar, jener Erzbischof von Paris, vor und nach der Februarrevolution ein Gegenstand der bittersten Verfolgung von Seite des National, seiner härtesten und schärfsten Polemik, wie ist er nicht in seinem Tode anerkannt vom General Cavaignac und den ernstesten Män- nern der Nationalversammlung sowie von den verschiedensten Parteien im Volke! Aber der National ist trotz dessen im eigent- lichsten Mittelpunkte seiner Polemik nicht aus dem Sattel gehoben. Einer der heftigsten Gegner des Klerus, einer der Redacteure des National, welcher stets am meisten bemüht war, allem Einfluß des Klerus auf Volks= und öffentlichen Unterricht auf immer den Garaus zu machen, Vaulabelle, sitzt nun im Ministerium, Cult und Unterricht stecken in seinen Händen. Unter so vielen bedeuten- den Männern, welche Frankreich im Fache des öffentlichen Unter- richts zählt, unter so vielen Juristen, unter so manchen Geistlichen und Laien, ja unter so manchen vorragenden Mitgliedern der Kammer, wo es Männer gibt wie Tocqueville, Lamennais, Dupin, Cazales, St. Hilaire, wen hat man gewählt als den allerunbedeutendsten, der gar keinen Namen hat, weder in der wissenschaftlichen, noch in der politischen Welt, und dessen ganzes Verdienst darin besteht, ein Redacteur des National zu seyn, ein unhistorisches Machwerk ( Geschichte der Restauration ) compilirt zu haben, welches keinen andern Geist athmet als den des Hasses gegen alles positive Christenthum. Diese Wahl beurkundet, wie gewaltig noch seyn werden die Elemente des Kampfes, welcher Parteigeist sich noch offenbaren wird auf dem Gebiete des Volksunterrichtes, wie die antichristliche Partei entschlossen ist den Klerus von grund- aus vom Volksunterricht auszuschließen. Germain Sarrut, Ga- tien Arnout und andere kämpfen in der Versammlung voran in Reih und Gliedern des Vaulabelle, unter seiner Fahne; man täusche sich nicht, unter der Maske des Volksunterrichts ist es ein Kampf auf Tod und Leben für oder wider das Christenthum, um dasselbe als geistiges Eigenthum dem Volke zuzueignen oder dem Volke zu entreißen. Deutschland. Wien 20. Juli. ( A. Z. ) Jch schrieb Jhnen schon vor Mo- naten, daß die Juden hier an der Spitze aller wühlerischen Umtriebe stehen, und die Schandpresse eigentlich fast aus- schließlich von ihnen in Thätigkeit gehalten wird! Jetzt erhalten Sie diese Bestätigung fast von allen Jhren Correspondenten, und auch die Bevölkerung Wiens fühlt die Wahrheit dieser An- klage. Es könnte allerdings für das allgemeine Beste nichts Heil- sameres geschehen, als dieser Judenwirthschaft ein Ende zu ma- chen, aber man überlasse sich ums Himmelswillen nicht den bru- talen Judenverfolgungen, wie wir sie an andern Orten erlebt haben. Man lasse doch ja, wenn man die Hetzer des Volkes in Wort und Schrift unter den Juden dem Verdict der öffentlichen Meinung übergibt, und die Strafe ihrem Verbrechen gleichstellt, die Masse jener Juden unverfolgt und unbelästigt, die ihrem täg- lichen Verkehr nachgehen ohne sich den Umtrieben zu gesellen, die ihre schriftstellerischen und schönrednerischen Glaubensgenossen an den Straßenecken und in den Versammlungen in Kaffee= und Bierhäusern mit unglaublichster Frechheit anzetteln. Man über- wache vor Allem die Namen, die auf den Tagsblättern und Maueranschlägen figuriren, aber man sondere diese räudigen Schafe von der gesunden Heerde und lasse die Masse ihrer Glau- bensgenossen nicht entgelten, was diese Nichtswürdigen in vollstem Maße verdienen. Wien 25. Juli. ( A. Z. ) Die Abreise des Erzherzogs- Reichsverwesers war Anfangs auf den 28. d. M. festgesetzt, allein sie dürfte nun um einige Tage verschoben werden, da die ungarisch=croatischen Differenzen, zu deren Schlichtung der Erz- herzog von Sr. Majestät speciell ermächtigt wurde, gerade jetzt verhandelt werden sollen. Der seit gestern Abends hier anwe- sende ungarische Premier Graf Bathyanyi und der Minister Fürst Esterhazy hatten heute in eben dieser Angelegenheit eine längere Conferenz mit dem Erzherzog Johann, und morgen soll auch der Banus Jellachich hier eintreffen. Möchte doch dieses unselige Zerwürfniß auf friedlichem Wege bald beigelegt seyn! Gelingt dieß nicht, so sind die Folgen unabsehbar schrecklich. Wie ich aus guter Quelle weiß, sind nicht nur die croatischen Regimenter, sondern fast sämmtliche Truppen entschlossen gegen die Croaten nicht zu ziehen, auch hat sich die Banater Gränze bereits eben- falls gegen Ungarn erklärt. — Jn unseren sonstigen Zuständen nichts Neues von Bedeutung. Das neue Ministerium hat noch kein Lebenszeichen von sich gegeben, oder liegt, was die neuen Mitglieder desselben betrifft, noch stark in den Windeln. Aus der Provinz Sachsen 24. Juli. ( Br. Z. ) Daß die Wi- dersacher der ultra=demokratischen Richtung die Oberhand ge- winnen, können Sie nunmehr als entschieden ansehen, wie denn auch die Vereine für die constitutionell=monarchische Sache fort- während wachsen und bereits selbst in Dörfern und kleinen Orten ( Kösen, Vieselbach ) festen Fuß fassen. Wenn etwa aus Naum- burg und Erfurt entgegengesetzte Adressen und Artikel verbreitet werden, so glauben Sie nur einem guten Beobachter, daß diesel- ben alle aus ein und denselben Federn hervorgehen, und das eigentliche Volk dabei gar nicht betheiligt ist. Machte die conser- vative Partei ähnliche Anstrengungen, wie die republikanische, so wäre die Beruhigung der Gemüther längst eingetreten. Uebrigens wird Magdeburg und Halle durch Einzug von wohlhabenden Fremden sehr bald gewinnen, was ich ebenfalls zuverlässig melden kann. √ Düsseldorf 27. Juli. Von hier aus ist der nachfolgende „Aufruf an alle Deutsche, insbesondere an alle politischen Ver- eine jeder Farbe,“ durch das ganze Vaterland verbreitet worden. „Deutsche! Das Reichsministerium hat beschlossen, daß am sechsten August d. J. die gesammte deutsche Heeresmacht aus- rücken und durch einen feierlichen Akt, der auf das gesammte Europa, ja weiterhin, eine erhebende Wirkung zu äußern nicht verfehlen wird, zum erstenmale dem Gefühle der wiederge- wonnenen deutschen Einheit einen würdigen Ausdruck verleihen solle. Deutsche aller Stämme, aller politischen Meinungen! Da, wo es die Einheit und Größe unseres Vaterlandes gilt, ver- schwinden die Verschiedenheiten des politischen Glaubensbekennt- nisses! Lasset uns darum aus diesem Tage ein Fest der Verbrü- derung für das Gesammtdeutschland machen, der Verbrüderung des ganzes Volkes, der Soldaten, der Bürger! Schaaren wir uns, weß Standes, weß Glaubens wir sind, an diesem Tage um die schwarz=roth goldene Fahne! Reiche der Bürger dem Soldaten, der Soldat dem Bürger die Hand! Der unterzeichnete Verein hat beschlossen, dahin zu wirken, daß jener Tag zu einem Vereinig- ungsfeste zwischen Militär und Bürger benutzt werde. Schließet euch dem an, Bürger, Soldaten, von den Gewässern der Nord- see bis zu den Firnen der Alpen, von den blauen Wogen des Rheines bis zu den Marken, wo der Barbare wohnt! Und ihr Vereine, zusammengeführt durch Eine Jdee, gehöre sie welcher Richtung immer an, tretet zusammen und gebet der civilisirten Welt den Beweis, daß wir alle, wie ein Mann, zusammenstehen, wenn es die Sache des großen Vaterlandes gilt! Wir rechnen auf Eure freudige Mitwirkung. Düsseldorf den 25. Juli 1848. Der Verein für demokratische Monarchie.“ Speyer 28. Juli. Der pfälzische Volksverein, welcher bereits zu den selig Verschiedenen gezählt worden war, hat wie- der ein Zeichen des Lebens von sich gegeben. Der Kreisausschuß entwirft eine Adresse an die Nationalversammlung „die deutsche Volksschule betreffend,“ und dieselbe liegt auch hier zur Unter- schrift auf. Wie wir der darüber erschienenen Ankündigung ent- nehmen, beantragt die Adresse unter Anderem: Trennung der Schule von der Kirche und Errichtung von Gemeindeschu- len, ausschließliches Recht des Staates, die Volksschulen zu leiten und Schulanstalten der Kirche oder anderer Corpora- tionen zu genehmigen, Zwangspflicht für den Familien- vater, seine Kinder in diese Volksschule zu schicken. Das ist die Freiheit, womit uns die Gesinnungstüchtigkeit zu beschenken ge- denkt. Das souveräne Volk ist mündig. Nichts desto weniger soll der Familienvater gezwungen seyn, sein Kind in eine Volksschule zu schicken, deren Einrichtung ihm vielleicht nicht behagt, deren Lehrer ihm vielleicht kein Vertrauen einflößt. Wir fragen: ist das Freiheit? Und nimmt sich dieser Schulzwang nicht unendlich jämmerlich z. B. neben der Preßfreiheit aus? Also der Staat kümmert sich drum, in welcher Weise den Abc- schützen das Buchstabiren beigebracht, die Haarstriche gelehrt, und das Einmaleins und die vier Spezies eingebläut werden? Denn weitere Zwecke kann der Staat als solcher doch nicht mit der indifferenten Volksschule haben, oder er wird schlimmer als der schlimmste Polizeistaat gewesen ist. Aber noch mehr. Die Einführung solcher Volksschulen wäre nicht nur eine großartige Beschränkung der Freiheit des Einzelnen und der Familie, es wäre ein Eingriff in das unveräußerliche Erziehungsrecht der Aeltern, es wäre der schmählichste Despotismus. Ein wahr- haft freier Mann könnte in einem Staate nicht leben, wo man ihn zwingen wollte, gegen sein Gewissen das Erziehungsrecht sei- ner Kinder aufzugeben und Händen zu überlassen, deren Leitung er nicht zu verantworten vermag. Wir hoffen aber auch, daß

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 46. Mainz, 31. Juli 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal046_1848/2>, abgerufen am 06.06.2024.