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Mainzer Journal. Nr. 26. Mainz, 11. Juli 1848.

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[Beginn Spaltensatz] Pferde und zu Fuß und von Militär aller Waffengattungen, die
zahllosen Musikchöre, der Gesangverein, Fahnen= und Banner-
träger mit dem deutschen Wappen, weisgekleidete Mädchen mit
Blumen geschmückt, das dichte Wogen der jubelnden Bevölkerung,
welches bis nach Mitternacht währte, Alles dies bot unstreitig eins
der großartigsten und imposantesten Schauspiele dar, die wir hier
je erlebt haben. An unserer Börse herrscht die beste Stimmung,
und die Curse folgen der steigenden Tendenz. Die Staatspa-
piere und Eisenbahnen sind seit gestern abermals um mehrere
Procente gestiegen.

Berlin 7. Juli. ( D. A. Z. ) Dahin ist das "gemüthliche Du",
welches ein polnischer Prinz vor zwei Jahren etwa in der Land-
wehr einführen wollte! Seit gestern ist das ungemüthliche "Sie"
von oben her in der Landwehr und im ganzen stehenden Heere an-
befohlen. Unter den verkehrten Maßregeln und thörichten Schritten
des alten Systems war dies gemüthliche "Du" einer der abge-
schmacktesten. Gerade in den untern Ständen verletzte dies aufge-
drungene Zeichen von, wie sie meinten, Geringschätzung. Daß
es ein Zeichen von Gemüthlichkeit wäre, bewies man dem Bauer,
dem kleinen Handwerker umsonst; die Landwehrmänner aus den
gebildeten Ständen lachten über den Mißgriff. Die Ansicht, aus
welcher er hervorgegangen, war aber nicht lächerlich, es war jene
unselige Blindheit, die Männer noch wie Kinder behandeln zu
können meinte. Jn dem "Sie" werden verrottete Anhänger des
Alten den Untergang der alten Disciplin erblicken. Sie sahen beim
Aufgeben der Fuchtelklinge das Nämliche voraus. Allein es ist
darum nicht schlimmer geworden, sondern besser. Gebildete Offi-
ziere gebrauchten übrigens das Sie auch wohl schon gegen ihre
Soldaten, wenn sie nicht im Dienst waren und sonst durch ihre
Bildung auf diese Gleichstellung Anspruch machen konnten. Es ist
nun Gesetz. Gegen den Kriegsminister Schreckenstein, den Manche
gern als barschen Militär der alten Schule darstellten, erweckt die
Maßregel aber Vertrauen, daß er weiß, was an der Zeit ist.
[ Da Oestreich den Haselstock abgeschafft, so mußte auch wohl
Preußen reformiren und hat das "gemüthliche Du" abgethan.
Jm Uebrigen kommen uns solche Reformen vor, wie die Leim-
ruthen, mit welchen man die Gimpel fängt. Das Du und den
Hasel geben sie d'ran, im Uebrigen ließen sie's gern beim Alten! ]

Posen. ( Pos. Z. ) Sämmtliche im Verlaufe der jüngsten Un-
ruhen eingezogenen Theilnehmer der Jnsurrection sind bis auf
Herrn Krauthofer, von dem dies wenigstens nicht mit Gewißheit
angegeben werden kann, der Haft entlassen. So sind unter
Andern Stefanski, Lipinski, der Geistliche Koszutsky
und Andere hier auf freien Füßen.

München 7. Juli. ( N. M. Z. ) Am letzten Montage hatte
in dem Staatsministerium des Jnnern ein gemeinschaftlicher Zu-
sammentritt der Minister und betreffenden Ministerialreferenten
des Jnnern und der Finanzen, unter Beiziehung hiesiger Ge-
meindevorstände und des magistratischen Gewerbsreferenten, so-
wie unserer Fabrikanten und Gewerbsmeister statt,
zunächst um die Statuten für die Bildung von Gewerbshülfs-
vereinen
zu berathen, dann aber auch um im Allgemeinen sich
mit der großen Frage der Gegenwart, der Lage der Arbeiter und
dem Zustande der Arbeit zu beschäftigen.

Mannheim 8. Juli. ( Schw. M. ) Gestern wurde den hier
liegenden bayrischen Truppen eröffnet, daß sie sich marschfertig
halten sollen, indem ihr Auszug täglich bevorstehe. Diese Trup-
pen wissen zur Zeit noch nicht, wohin sie verlegt werden, und
eben so wenig ist bekannt, wer künftig die hiesige Besatzung bil-
den wird; man spricht davon, daß sie zum Theil aus preu-
ßischen
und zum Theil aus badischen Truppen bestehen werde.
Wegen der erfolgten, segenverheißenden Wahl des Erzherzogs
Johann von Oesterreich wird die hiesige Stadt ein zweckent-
sprechendes Fest begehen.

Oesterreichische Monarchie.

Pesth 3. Juli. ( D. A. Z. ) Man spricht viel von einer nahe
bevorstehenden Modification des Ministeriums. Namentlich
werden Graf Stephan Szechenyi und der friedliebende Franz v.
Deak als die austretenden Minister bezeichnet. Der allein maß-
gebende Einfluß Kossuth's steigt mit jedem Tage. Kossuth
spricht sich in der letzten Nummer seines Blattes, Kossuth Hirlapja,
sehr offen und entschieden über die illyrische Bewegung und die
dynastischen Jnteressen aus. "Das panslavistische Element, sagt
er da am Schlusse, gibt der österreichischen Dynastie keine Zukunft;
fällt es, so reißt es Den mit, der sich darauf gestützt, siegt es aber,
so hat es für einen Fremden gesiegt."

Großbritannien.

London 7. Juli. Die Sitzung des Oberhauses war un-
[Spaltenumbruch] erheblich. Jm Unterhause ward endlich das Schicksal der
Hume'schen Reform entschieden, wenigstens für diese Sitzung
des Parlaments. Hr. Osborne sprach heftig gegen die Aristo-
kratie, in deren Händen noch immer eine große Menge Wahl-
flecken sind. Serjeant Talfourd, der dramatische Dichter,
sprach gegen den Hume'schen Antrag und führte eine lange Stelle
aus Schiller's Wallenstein an: "Der Weg der Ordnung, ging'
er auch durch Krümmen u. s. w." Jst Hume's Antrag aber etwa
nicht in Ordnung? Cobden sagte in seiner Rede. "Die mitt-
leren Klassen wünschen von ganzem Herzen, das Thor der Ver-
fassung allen denen zu öffnen, welche danach Verlangen tragen.
Die neue Bewegung ist noch nicht organisirt, aber in den letzten
Wochen sind bereits 130 Versammlungen zu deren Gunsten ge-
halten worden; die Bewegung hat bereits so viel Unterstützung
gefunden, wie die Bewegung gegen die Korngesetze in fünf Jah-
ren. Die gegenwärtige Volksvertretung ist ein Trugbild; wenn
die Vorschläge meines Freundes angenommen werden, erst dann
wird sie eine wirkliche Vertretung zu nennen seyn." Er verthei-
digte ausführlich die einzelnen Punkte des Hume'schen Vorschla-
ges und bemerkte bei der geheimen Abstimmung, daß alle Pächter
des Landes danach verlangten. O'Connor sagte, die Mehr-
heit der Arbeiter wären nicht für die Hume'schen Vorschläge,
sondern für die sechs Punkte der Charte. Namentlich erklärte er
sich mit Heftigkeit für ein jährliches Parlament. Er werde, wenn
die Hume'schen Vorschläge durchgehen sollten, nicht weniger für die
Charte agitiren. Hr. Sidney Herbert, ein angesehener
Conservativer, gab zu, daß die Volksvertretung noch mangel-
haft sey, forderte aber zunächst zur besseren Besorgung der Ge-
schäfte im Unterhause auf. Der radicale Lord D. Stuart for-
derte die Minister auf, dem Volke größeres Vertrauen zu schen-
ken. Nach einigen ferneren Vorträgen wurde abgestimmt. Es
ergaben sich für Hrn. Hume's Antrag nur 84 Stimmen, dagegen
351. Jndeß bemerkte Cobden im Voraus, daß die meisten derer,
welche auf seiner Seite stimmten, die großen Wahlbezirke ver-
träten. Er selbst vertritt mit Lord Morpeth eine Bevölkerung
von 1,154,924 Seelen mit 36,084 Wählern.



Geld-und Wechselcourse.
Frankfurter Börse. Papier. Geld.am 10. Juli 1848. Papier Geld.
Oestr. Met. Oblg. 5% 69 68 Amsterdam fl. 100 k. S. -- 101 1 / 8
" " " 4% 58 57     ditto " 2 M. -- 100 1 / 2
" " "2 1 / 2 % 35 34 1 / 2 Augsburg fl. 100 k. S. 119 3 / 4 --
" Bankactien 1235 1225     ditto " 2 M. -- --
" 250 fl. L. b. Roths. 75 74 Berlin Thlr. 60 k. S. -- 104 7 / 8
" 500 fl. " " 111 110     ditto " 2 M. -- --
"4 1 / 2 % Obl. b. Beth. 64 63 Bremen 50 Th. Ls. k. S. -- 99 1 / 8
" 4% " " 58 57     ditto " 2 M. -- --
Preuss.3 1 / 2 % Schulds. -- 76 Hamburg Mb. 100. k. S. -- 88
" Prämienscheine. 88 87     ditto " 2 M. -- 87 3 / 8
Bair.3 1 / 2 Obligation. 76 75 Leipzig Thlr. 60 k. S. -- 104 3 / 4
Hessen 50 fl. Loose. 63 1 / 4 62 3 / 4     ditto in der Messe -- --
" 25 fl. " 21 1 / 4 20 3 / 4 London Lst. 10 k. S. 120 7 / 8 --
"3 1 / 2 % Obl. -- 78 1 / 2     ditto " 3 M. 119 7 / 8 --
" 4% " 88 87 Lyon Frs. 200 k. S. 94 7 / 8 --
Baden Obligat.3 1 / 2 % 77 76     ditto " 2 M. -- --
" 50 fl. Loose 49 1 / 2 48 1 / 2 Mailand Lr. 250 k. S. -- 101 1 / 4
" 35 fl. " 25 5 / 8 25 1 / 8     ditto " 2 M. -- --
Würtemb.3 1 / 2 % Obl. 79 1 / 2 79 Paris Frs. 200 k. S. 94 3 / 4 --
" Neue4 1 / 2 % " 93 1 / 2 93     ditto " 3 M. -- --
Nassau3 1 / 2 % Obl. b. R. 80 79 Wien fl. 100 C. k. S. 110 --
" 25 fl. Loose. 21 1 / 4 20 3 / 4     ditto " 3 M. -- --
Frankfrt. Obligat. 3% 82 1 / 2 82 Disconto -- 2
    ditto v. 1839.3 1 / 2 % 95 94
    ditto v. 1846.3 1 / 2 %90 1 / 4 89 1 / 4 fl. kr.
Frankf, Taunusbahn 283 278 Pistolen 9 55
Holland.2 1 / 2 Integral. 45 3 / 4 45 1 / 4 Preus. Friedrichsd'or. 9 56
" Holländische 4% -- -- Holl. fl. 10 Stücke 10 5
" Syndicats3 1 / 2 % -- -- Rand-Ducaten 5 36
Spanien 5% Active -- -- 20 Franken-Stücke 9 40
" 3% Innere 17 7 / 8 17 3 / 8 Engl. Sovereigns 12 2
Portgl. Cons. a 12 fl. 3% -- -- Gold al Marco 382 --
Polen fl. 500 Lot. L. Rth. -- 88 Laubth., ganze 2 43 1 / 4
" Obl. de fl. 500 4% 65 64 Preussische Thaler 1 45
Russland i. R. 3 fl. 4% -- 75 5 Frankenthlr -- --
" b. Stieglitz 4% -- 75 Hochhaltig Silber 24 24

Gering u. mittelh.
2418
Diverse Actien und Loo se.
Brief. Geld. Brief. Geld.
Kurhess. Loose. 25 1 / 8 24 5 / 8 Cöln-Minden 73 72
Sardinische Loose. 25 1 / 4 24 1 / 4 Ludwigsh.-Bexb. 66 1 / 2 65 1 / 2
Cöln-Aachen. -- -- Fr. W. Nordbahn 36 1 / 2 36
[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. -- Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. -- Druck von Florian Kupferberg.

[Beginn Spaltensatz] Pferde und zu Fuß und von Militär aller Waffengattungen, die
zahllosen Musikchöre, der Gesangverein, Fahnen= und Banner-
träger mit dem deutschen Wappen, weisgekleidete Mädchen mit
Blumen geschmückt, das dichte Wogen der jubelnden Bevölkerung,
welches bis nach Mitternacht währte, Alles dies bot unstreitig eins
der großartigsten und imposantesten Schauspiele dar, die wir hier
je erlebt haben. An unserer Börse herrscht die beste Stimmung,
und die Curse folgen der steigenden Tendenz. Die Staatspa-
piere und Eisenbahnen sind seit gestern abermals um mehrere
Procente gestiegen.

Berlin 7. Juli. ( D. A. Z. ) Dahin ist das „gemüthliche Du“,
welches ein polnischer Prinz vor zwei Jahren etwa in der Land-
wehr einführen wollte! Seit gestern ist das ungemüthliche „Sie“
von oben her in der Landwehr und im ganzen stehenden Heere an-
befohlen. Unter den verkehrten Maßregeln und thörichten Schritten
des alten Systems war dies gemüthliche „Du“ einer der abge-
schmacktesten. Gerade in den untern Ständen verletzte dies aufge-
drungene Zeichen von, wie sie meinten, Geringschätzung. Daß
es ein Zeichen von Gemüthlichkeit wäre, bewies man dem Bauer,
dem kleinen Handwerker umsonst; die Landwehrmänner aus den
gebildeten Ständen lachten über den Mißgriff. Die Ansicht, aus
welcher er hervorgegangen, war aber nicht lächerlich, es war jene
unselige Blindheit, die Männer noch wie Kinder behandeln zu
können meinte. Jn dem „Sie“ werden verrottete Anhänger des
Alten den Untergang der alten Disciplin erblicken. Sie sahen beim
Aufgeben der Fuchtelklinge das Nämliche voraus. Allein es ist
darum nicht schlimmer geworden, sondern besser. Gebildete Offi-
ziere gebrauchten übrigens das Sie auch wohl schon gegen ihre
Soldaten, wenn sie nicht im Dienst waren und sonst durch ihre
Bildung auf diese Gleichstellung Anspruch machen konnten. Es ist
nun Gesetz. Gegen den Kriegsminister Schreckenstein, den Manche
gern als barschen Militär der alten Schule darstellten, erweckt die
Maßregel aber Vertrauen, daß er weiß, was an der Zeit ist.
[ Da Oestreich den Haselstock abgeschafft, so mußte auch wohl
Preußen reformiren und hat das „gemüthliche Du“ abgethan.
Jm Uebrigen kommen uns solche Reformen vor, wie die Leim-
ruthen, mit welchen man die Gimpel fängt. Das Du und den
Hasel geben sie d'ran, im Uebrigen ließen sie's gern beim Alten! ]

Posen. ( Pos. Z. ) Sämmtliche im Verlaufe der jüngsten Un-
ruhen eingezogenen Theilnehmer der Jnsurrection sind bis auf
Herrn Krauthofer, von dem dies wenigstens nicht mit Gewißheit
angegeben werden kann, der Haft entlassen. So sind unter
Andern Stefanski, Lipinski, der Geistliche Koszutsky
und Andere hier auf freien Füßen.

München 7. Juli. ( N. M. Z. ) Am letzten Montage hatte
in dem Staatsministerium des Jnnern ein gemeinschaftlicher Zu-
sammentritt der Minister und betreffenden Ministerialreferenten
des Jnnern und der Finanzen, unter Beiziehung hiesiger Ge-
meindevorstände und des magistratischen Gewerbsreferenten, so-
wie unserer Fabrikanten und Gewerbsmeister statt,
zunächst um die Statuten für die Bildung von Gewerbshülfs-
vereinen
zu berathen, dann aber auch um im Allgemeinen sich
mit der großen Frage der Gegenwart, der Lage der Arbeiter und
dem Zustande der Arbeit zu beschäftigen.

Mannheim 8. Juli. ( Schw. M. ) Gestern wurde den hier
liegenden bayrischen Truppen eröffnet, daß sie sich marschfertig
halten sollen, indem ihr Auszug täglich bevorstehe. Diese Trup-
pen wissen zur Zeit noch nicht, wohin sie verlegt werden, und
eben so wenig ist bekannt, wer künftig die hiesige Besatzung bil-
den wird; man spricht davon, daß sie zum Theil aus preu-
ßischen
und zum Theil aus badischen Truppen bestehen werde.
Wegen der erfolgten, segenverheißenden Wahl des Erzherzogs
Johann von Oesterreich wird die hiesige Stadt ein zweckent-
sprechendes Fest begehen.

Oesterreichische Monarchie.

Pesth 3. Juli. ( D. A. Z. ) Man spricht viel von einer nahe
bevorstehenden Modification des Ministeriums. Namentlich
werden Graf Stephan Szechenyi und der friedliebende Franz v.
Deak als die austretenden Minister bezeichnet. Der allein maß-
gebende Einfluß Kossuth's steigt mit jedem Tage. Kossuth
spricht sich in der letzten Nummer seines Blattes, Kossuth Hirlapja,
sehr offen und entschieden über die illyrische Bewegung und die
dynastischen Jnteressen aus. „Das panslavistische Element, sagt
er da am Schlusse, gibt der österreichischen Dynastie keine Zukunft;
fällt es, so reißt es Den mit, der sich darauf gestützt, siegt es aber,
so hat es für einen Fremden gesiegt.“

Großbritannien.

London 7. Juli. Die Sitzung des Oberhauses war un-
[Spaltenumbruch] erheblich. Jm Unterhause ward endlich das Schicksal der
Hume'schen Reform entschieden, wenigstens für diese Sitzung
des Parlaments. Hr. Osborne sprach heftig gegen die Aristo-
kratie, in deren Händen noch immer eine große Menge Wahl-
flecken sind. Serjeant Talfourd, der dramatische Dichter,
sprach gegen den Hume'schen Antrag und führte eine lange Stelle
aus Schiller's Wallenstein an: „Der Weg der Ordnung, ging'
er auch durch Krümmen u. s. w.“ Jst Hume's Antrag aber etwa
nicht in Ordnung? Cobden sagte in seiner Rede. „Die mitt-
leren Klassen wünschen von ganzem Herzen, das Thor der Ver-
fassung allen denen zu öffnen, welche danach Verlangen tragen.
Die neue Bewegung ist noch nicht organisirt, aber in den letzten
Wochen sind bereits 130 Versammlungen zu deren Gunsten ge-
halten worden; die Bewegung hat bereits so viel Unterstützung
gefunden, wie die Bewegung gegen die Korngesetze in fünf Jah-
ren. Die gegenwärtige Volksvertretung ist ein Trugbild; wenn
die Vorschläge meines Freundes angenommen werden, erst dann
wird sie eine wirkliche Vertretung zu nennen seyn.“ Er verthei-
digte ausführlich die einzelnen Punkte des Hume'schen Vorschla-
ges und bemerkte bei der geheimen Abstimmung, daß alle Pächter
des Landes danach verlangten. O'Connor sagte, die Mehr-
heit der Arbeiter wären nicht für die Hume'schen Vorschläge,
sondern für die sechs Punkte der Charte. Namentlich erklärte er
sich mit Heftigkeit für ein jährliches Parlament. Er werde, wenn
die Hume'schen Vorschläge durchgehen sollten, nicht weniger für die
Charte agitiren. Hr. Sidney Herbert, ein angesehener
Conservativer, gab zu, daß die Volksvertretung noch mangel-
haft sey, forderte aber zunächst zur besseren Besorgung der Ge-
schäfte im Unterhause auf. Der radicale Lord D. Stuart for-
derte die Minister auf, dem Volke größeres Vertrauen zu schen-
ken. Nach einigen ferneren Vorträgen wurde abgestimmt. Es
ergaben sich für Hrn. Hume's Antrag nur 84 Stimmen, dagegen
351. Jndeß bemerkte Cobden im Voraus, daß die meisten derer,
welche auf seiner Seite stimmten, die großen Wahlbezirke ver-
träten. Er selbst vertritt mit Lord Morpeth eine Bevölkerung
von 1,154,924 Seelen mit 36,084 Wählern.



Geld-und Wechselcourse.
Frankfurter Börse. Papier. Geld.am 10. Juli 1848. Papier Geld.
Oestr. Met. Oblg. 5% 69 68 Amsterdam fl. 100 k. S. 101 1 / 8
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Frankfrt. Obligat. 3% 82 1 / 2 82 Disconto 2
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Frankf, Taunusbahn 283 278 Pistolen 9 55
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„ b. Stieglitz 4% 75 Hochhaltig Silber 24 24

Gering u. mittelh.
2418
Diverse Actien und Loo se.
Brief. Geld. Brief. Geld.
Kurhess. Loose. 25 1 / 8 24 5 / 8 Cöln-Minden 73 72
Sardinische Loose. 25 1 / 4 24 1 / 4 Ludwigsh.-Bexb. 66 1 / 2 65 1 / 2
Cöln-Aachen. Fr. W. Nordbahn 36 1 / 2 36
[Ende Spaltensatz]

Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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              <p>Redacteur: Franz Sausen. &#x2014; Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. &#x2014; Druck von Florian Kupferberg.</p>
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[0006] Pferde und zu Fuß und von Militär aller Waffengattungen, die zahllosen Musikchöre, der Gesangverein, Fahnen= und Banner- träger mit dem deutschen Wappen, weisgekleidete Mädchen mit Blumen geschmückt, das dichte Wogen der jubelnden Bevölkerung, welches bis nach Mitternacht währte, Alles dies bot unstreitig eins der großartigsten und imposantesten Schauspiele dar, die wir hier je erlebt haben. An unserer Börse herrscht die beste Stimmung, und die Curse folgen der steigenden Tendenz. Die Staatspa- piere und Eisenbahnen sind seit gestern abermals um mehrere Procente gestiegen. Berlin 7. Juli. ( D. A. Z. ) Dahin ist das „gemüthliche Du“, welches ein polnischer Prinz vor zwei Jahren etwa in der Land- wehr einführen wollte! Seit gestern ist das ungemüthliche „Sie“ von oben her in der Landwehr und im ganzen stehenden Heere an- befohlen. Unter den verkehrten Maßregeln und thörichten Schritten des alten Systems war dies gemüthliche „Du“ einer der abge- schmacktesten. Gerade in den untern Ständen verletzte dies aufge- drungene Zeichen von, wie sie meinten, Geringschätzung. Daß es ein Zeichen von Gemüthlichkeit wäre, bewies man dem Bauer, dem kleinen Handwerker umsonst; die Landwehrmänner aus den gebildeten Ständen lachten über den Mißgriff. Die Ansicht, aus welcher er hervorgegangen, war aber nicht lächerlich, es war jene unselige Blindheit, die Männer noch wie Kinder behandeln zu können meinte. Jn dem „Sie“ werden verrottete Anhänger des Alten den Untergang der alten Disciplin erblicken. Sie sahen beim Aufgeben der Fuchtelklinge das Nämliche voraus. Allein es ist darum nicht schlimmer geworden, sondern besser. Gebildete Offi- ziere gebrauchten übrigens das Sie auch wohl schon gegen ihre Soldaten, wenn sie nicht im Dienst waren und sonst durch ihre Bildung auf diese Gleichstellung Anspruch machen konnten. Es ist nun Gesetz. Gegen den Kriegsminister Schreckenstein, den Manche gern als barschen Militär der alten Schule darstellten, erweckt die Maßregel aber Vertrauen, daß er weiß, was an der Zeit ist. [ Da Oestreich den Haselstock abgeschafft, so mußte auch wohl Preußen reformiren und hat das „gemüthliche Du“ abgethan. Jm Uebrigen kommen uns solche Reformen vor, wie die Leim- ruthen, mit welchen man die Gimpel fängt. Das Du und den Hasel geben sie d'ran, im Uebrigen ließen sie's gern beim Alten! ] Posen. ( Pos. Z. ) Sämmtliche im Verlaufe der jüngsten Un- ruhen eingezogenen Theilnehmer der Jnsurrection sind bis auf Herrn Krauthofer, von dem dies wenigstens nicht mit Gewißheit angegeben werden kann, der Haft entlassen. So sind unter Andern Stefanski, Lipinski, der Geistliche Koszutsky und Andere hier auf freien Füßen. München 7. Juli. ( N. M. Z. ) Am letzten Montage hatte in dem Staatsministerium des Jnnern ein gemeinschaftlicher Zu- sammentritt der Minister und betreffenden Ministerialreferenten des Jnnern und der Finanzen, unter Beiziehung hiesiger Ge- meindevorstände und des magistratischen Gewerbsreferenten, so- wie unserer Fabrikanten und Gewerbsmeister statt, zunächst um die Statuten für die Bildung von Gewerbshülfs- vereinen zu berathen, dann aber auch um im Allgemeinen sich mit der großen Frage der Gegenwart, der Lage der Arbeiter und dem Zustande der Arbeit zu beschäftigen. Mannheim 8. Juli. ( Schw. M. ) Gestern wurde den hier liegenden bayrischen Truppen eröffnet, daß sie sich marschfertig halten sollen, indem ihr Auszug täglich bevorstehe. Diese Trup- pen wissen zur Zeit noch nicht, wohin sie verlegt werden, und eben so wenig ist bekannt, wer künftig die hiesige Besatzung bil- den wird; man spricht davon, daß sie zum Theil aus preu- ßischen und zum Theil aus badischen Truppen bestehen werde. Wegen der erfolgten, segenverheißenden Wahl des Erzherzogs Johann von Oesterreich wird die hiesige Stadt ein zweckent- sprechendes Fest begehen. Oesterreichische Monarchie. Pesth 3. Juli. ( D. A. Z. ) Man spricht viel von einer nahe bevorstehenden Modification des Ministeriums. Namentlich werden Graf Stephan Szechenyi und der friedliebende Franz v. Deak als die austretenden Minister bezeichnet. Der allein maß- gebende Einfluß Kossuth's steigt mit jedem Tage. Kossuth spricht sich in der letzten Nummer seines Blattes, Kossuth Hirlapja, sehr offen und entschieden über die illyrische Bewegung und die dynastischen Jnteressen aus. „Das panslavistische Element, sagt er da am Schlusse, gibt der österreichischen Dynastie keine Zukunft; fällt es, so reißt es Den mit, der sich darauf gestützt, siegt es aber, so hat es für einen Fremden gesiegt.“ Großbritannien. London 7. Juli. Die Sitzung des Oberhauses war un- erheblich. Jm Unterhause ward endlich das Schicksal der Hume'schen Reform entschieden, wenigstens für diese Sitzung des Parlaments. Hr. Osborne sprach heftig gegen die Aristo- kratie, in deren Händen noch immer eine große Menge Wahl- flecken sind. Serjeant Talfourd, der dramatische Dichter, sprach gegen den Hume'schen Antrag und führte eine lange Stelle aus Schiller's Wallenstein an: „Der Weg der Ordnung, ging' er auch durch Krümmen u. s. w.“ Jst Hume's Antrag aber etwa nicht in Ordnung? Cobden sagte in seiner Rede. „Die mitt- leren Klassen wünschen von ganzem Herzen, das Thor der Ver- fassung allen denen zu öffnen, welche danach Verlangen tragen. Die neue Bewegung ist noch nicht organisirt, aber in den letzten Wochen sind bereits 130 Versammlungen zu deren Gunsten ge- halten worden; die Bewegung hat bereits so viel Unterstützung gefunden, wie die Bewegung gegen die Korngesetze in fünf Jah- ren. Die gegenwärtige Volksvertretung ist ein Trugbild; wenn die Vorschläge meines Freundes angenommen werden, erst dann wird sie eine wirkliche Vertretung zu nennen seyn.“ Er verthei- digte ausführlich die einzelnen Punkte des Hume'schen Vorschla- ges und bemerkte bei der geheimen Abstimmung, daß alle Pächter des Landes danach verlangten. O'Connor sagte, die Mehr- heit der Arbeiter wären nicht für die Hume'schen Vorschläge, sondern für die sechs Punkte der Charte. Namentlich erklärte er sich mit Heftigkeit für ein jährliches Parlament. Er werde, wenn die Hume'schen Vorschläge durchgehen sollten, nicht weniger für die Charte agitiren. Hr. Sidney Herbert, ein angesehener Conservativer, gab zu, daß die Volksvertretung noch mangel- haft sey, forderte aber zunächst zur besseren Besorgung der Ge- schäfte im Unterhause auf. Der radicale Lord D. Stuart for- derte die Minister auf, dem Volke größeres Vertrauen zu schen- ken. Nach einigen ferneren Vorträgen wurde abgestimmt. Es ergaben sich für Hrn. Hume's Antrag nur 84 Stimmen, dagegen 351. Jndeß bemerkte Cobden im Voraus, daß die meisten derer, welche auf seiner Seite stimmten, die großen Wahlbezirke ver- träten. Er selbst vertritt mit Lord Morpeth eine Bevölkerung von 1,154,924 Seelen mit 36,084 Wählern. Geld-und Wechselcourse. Frankfurter Börse. Papier. Geld. am 10. Juli 1848. Papier Geld. Oestr. Met. Oblg. 5% 69 68 Amsterdam fl. 100 k. S. — 101 1 / 8 „ „ „ 4% 58 57 ditto „ 2 M. — 100 1 / 2 „ „ „2 1 / 2 % 35 34 1 / 2 Augsburg fl. 100 k. S. 119 3 / 4 — „ Bankactien 1235 1225 ditto „ 2 M. — — „ 250 fl. L. b. Roths. 75 74 Berlin Thlr. 60 k. S. — 104 7 / 8 „ 500 fl. „ „ 111 110 ditto „ 2 M. — — „4 1 / 2 % Obl. b. Beth. 64 63 Bremen 50 Th. Ls. k. S. — 99 1 / 8 „ 4% „ „ 58 57 ditto „ 2 M. — — Preuss.3 1 / 2 % Schulds. — 76 Hamburg Mb. 100. k. S. — 88 „ Prämienscheine. 88 87 ditto „ 2 M. — 87 3 / 8 Bair.3 1 / 2 Obligation. 76 75 Leipzig Thlr. 60 k. S. — 104 3 / 4 Hessen 50 fl. Loose. 63 1 / 4 62 3 / 4 ditto in der Messe — — „ 25 fl. „ 21 1 / 4 20 3 / 4 London Lst. 10 k. S. 120 7 / 8 — „3 1 / 2 % Obl. — 78 1 / 2 ditto „ 3 M. 119 7 / 8 — „ 4% „ 88 87 Lyon Frs. 200 k. S. 94 7 / 8 — Baden Obligat.3 1 / 2 % 77 76 ditto „ 2 M. — — „ 50 fl. Loose 49 1 / 2 48 1 / 2 Mailand Lr. 250 k. S. — 101 1 / 4 „ 35 fl. „ 25 5 / 8 25 1 / 8 ditto „ 2 M. — — Würtemb.3 1 / 2 % Obl. 79 1 / 2 79 Paris Frs. 200 k. S. 94 3 / 4 — „ Neue4 1 / 2 % „ 93 1 / 2 93 ditto „ 3 M. — — Nassau3 1 / 2 % Obl. b. R. 80 79 Wien fl. 100 C. k. S. 110 — „ 25 fl. Loose. 21 1 / 4 20 3 / 4 ditto „ 3 M. — — Frankfrt. Obligat. 3% 82 1 / 2 82 Disconto — 2 ditto v. 1839.3 1 / 2 % 95 94 ditto v. 1846.3 1 / 2 % 90 1 / 4 89 1 / 4 fl. kr. Frankf, Taunusbahn 283 278 Pistolen 9 55 Holland.2 1 / 2 Integral. 45 3 / 4 45 1 / 4 Preus. Friedrichsd'or. 9 56 „ Holländische 4% — — Holl. fl. 10 Stücke 10 5 „ Syndicats3 1 / 2 % — — Rand-Ducaten 5 36 Spanien 5% Active — — 20 Franken-Stücke 9 40 „ 3% Innere 17 7 / 8 17 3 / 8 Engl. Sovereigns 12 2 Portgl. Cons. à 12 fl. 3% — — Gold al Marco 382 — Polen fl. 500 Lot. L. Rth. — 88 Laubth., ganze 2 43 1 / 4 „ Obl. de fl. 500 4% 65 64 Preussische Thaler 1 45 Russland i. R. 3 fl. 4% — 75 5 Frankenthlr — — „ b. Stieglitz 4% — 75 Hochhaltig Silber 24 24 Gering u. mittelh. 24 18 Diverse Actien und Loo se. Brief. Geld. Brief. Geld. Kurhess. Loose. 25 1 / 8 24 5 / 8 Cöln-Minden 73 72 Sardinische Loose. 25 1 / 4 24 1 / 4 Ludwigsh.-Bexb. 66 1 / 2 65 1 / 2 Cöln-Aachen. — — Fr. W. Nordbahn 36 1 / 2 36 Redacteur: Franz Sausen. — Verlag von Kirchheim und Schott in Mainz. — Druck von Florian Kupferberg.

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 26. Mainz, 11. Juli 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal026_1848/6>, abgerufen am 24.11.2024.