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Märkische Blätter. Jahrgang 7, Nr. 28. Hattingen, 7. April 1855.

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[Beginn Spaltensatz]

Da der Meister einsah, daß diese Begebenheit auch ihm sehr nach-
heilig sein werde, befahl er den Gesellen zu warten und begab sich
nach der alten Dame, um die Ehrlichkeit der von ihm gesendeten Per-
son zu vertheidigen. Allein auch er vermochte Frau Lineweld nicht
von ihrer Meinung abzubringen und ging endlich endlich voll Ver-
druß, eine so gute Arbeitgeberin wie die alte Dame zu verlieren,
von dannen. Dieser Verdruß verwandelte sich gleich darauf in den
heftigsten Zorn gegen den armen Gesellen, der ihn um die Gunst
jener gebracht, und ohne auf die Betheuerungen des letzteren zu hören,
gab er dem Unglücklichen in rohen und harten Worten seinen Ab-
schied und befahl ihm, sich niemals wieder in seinem Hause blicken
zu lassen.

    ( Fortsetzung folgt. )



Orientalische Angelegenheiten.

Die Russen haben bei Jnkermann die Waldungen gefällt und
hinter großen Baumstämmen geschützt, haben sie während des Win-
ters in ausgezeichneten Stellungen Verschanzungen und Batterien er-
richtet. Dem Fürsten Gortschakoff, der am 20. März in Sebastopol
angekommen ist, schreibt man außerdem die Absicht zu, von Perekop
und Simpheropol aus an der Spitze von 60,000 Mann gegen Eu-
patoria zu operiren und wenn ihm die Unternehmungen gelänge, dann
den Verfuch zu machen, Sebastopol selbst zu entsetzen.

Wenn man jetzt den Gang der Ereignisse gut prüft, wenn man
die gemachten Anstrengungen und die erlangten Resultate sich auszählt,
so wird man zu der Frage veranlaßt, ob die Russen ihrerseits nicht
versuchen werden, etwas Entscheidendes herbeizuführen.

Die "Times" meldet, die baltische Flotte habe den Befehl erhalten
nächsten Donnerstag nach dem baltischen Meere abzusegeln. Jn die-
sem Augenblick liegt dieselbe, die 33 Schiffe mit 1599 Kanonen an
Bord zählt, in Spithead vereinigt.



Deutschland.

Berlin. Es verlautet, daß bei einem weiteren günstigen Ver-
lauf die wiener Conferenzen eine Theilnahme Preußens an entgültigen
Arrangementsbeschlüssen doch noch zu erwarten stehe, indem England
wenigstens für alle den Vertrag von 1841 berührenden Punkte eine
Theilnahme Preußens unter allen Umständen für angemessen erach-
ten soll.

Wien, den 3. April. Jn der gestrigen Conferenz=Sitzung ist
beschlossen worden, die Berathung über Punkt drei und vier bis zum
Eintreffen des Herrn Drouin de Lhuys auszusetzen, und den Punkt
drei alsdann zuerst zu berathen.

Wien, den 28. März. Mit Benutzung vollkommen vertrauens-
würdigen Quelle ist das "Frankf. Journ." in der Lage über die Reise
des Kaisers der Franzosen nach Wien folgendes mittheilen zu können:
Es unterliegt keinen Zweifel mehr, daß der Kaiser Napoleon III. eine
Reise nach Wien unternehmen wird. Von Seite des Kaisers Franz
Joseph ist die Einladung zu diesem interessanten Besuche schon Ende
des Februar gemacht und vor Kurzem erst wieder erneuert worden.

Camen. Am 28. März raste ein mit zwei Lokomotiven ver-
sehner Personenzug in der Richtung von Minden nach Köln mit
folcher Heftigkeit auf den hiesigen Bahnhos los, daß die Lokomotive
auf den in demselben Geleise und derselben Richtung ebeu in Gang
gebrachten Güterzug stieß, bei welcher Gelegenheit fünf große hanno-
versche Waggons theilweise zerschmettert und noch acht andere Wag-
gons mehr oder weniger beschädigt wurden. Ein Maschinist, welcher
von der vorderen Lokomotive auf den Peron des Bahnhoses sprang
und hinstürzte, ist ohne Verletzung davon gekommen. Wäre der Gü-
terzug nicht schon in Bewegung gesetzt gewesen, so würden wir hier
ein gräßliches Unglück zu beklagen gehabt haben, indem alsdann aller
Wahrscheinlichkeit nach der Personenzug den Kürzeren hätte ziehen
müssen.

Hamburg. Das Dampfgeschwader unter dem Befehle des
Commodore Watson, daß der britischen Flotte als Avantgarde dient,
ist gestern Abend in Helsingör angelangt.

[Spaltenumbruch]

Marienburg, den 29. März. Heute Mittag traf Se. Er-
cellenz Hr. Oberpräsident Eichmann hier ein und fuhr in Begleitung
unseres Bürgermeisters Dewitz [unleserliches Material - 4 Zeichen fehlen]nach der Montauer Spitze, um sich
von dem dort durch den Weichseldammbruch veranlaßten großen Un-
glück selbst zu überzeugen und den Bedrängten Hülfe angedeihen zu
lassen. Stündlich werden Menschen theils von den Böden und Dä-
chern der Hänser gerettet, theils auch von den Weidenbäumen her-
abgenommen, auf die sie ihre Zuflucht genommen. Aber auch viele
Leichen fischr man aus der Weichsel, wie aus unserer Nogat. Heute
Vormittag rettete man noch ein Lehrer aus Montau mit seiner Fa-
milie aus den Eisschollen. Das Wasser steht noch immer hoch, auf
18 Fuß.

-- Aus Marienburg wird der "Königsb. Ztg." mitgetheilt: Be-
reits am 27. dieses Mts. kam die Nachricht, daß das Eis von
Bromberg nach unterhalb bis Schwetz im Gange und hohes Wasser
auch in Dirscha und hier bald zu erwarten sei. Jn Pieckel war
des Morgens das Wasser 1 Fuß gestiegen, hier war den ganzen Tag
nichts zu bemerken, was auf einen solch raschen Eisgang schließen
lassen konnte. Bald darauf brach hier das Eis auf, und zwar mit
solcher Schnelligkeit daß beide Schwimmbrücken mit fortgerissen wur-
den, auch einige Pontons vom Ufer getrennt wurden. Die Pontons
sind geborgen, die Schwimmbrücken und ein Kahn jedoch verloren.
Der eine Ponton ist mit solcher Heftigkeit an den Landpfeiler der
Eisenbahn=Nogatbrücke geschleudert, daß der Eckstein aus den Fugen
gedrängt und eben so die obere Schicht Ziegelsteine zerstört ist. Um
12 Uhr sah man von den Zinnen des Schlosses den bei weitem
größten Theil des ganzen großen Weders unter Wasser, nur den
Theil von Blumstein, Tragheim, Kosewitz nach Neuteich zu, an dem
jenseitigen Ufer der Nogat belegen, ist wasserfrei bis jetzt geblieben.
Der Bruch des Weicheldammes soll gestern um 9 Uhr geschehen sein;
er ist an der Stelle des alten Bruches von 1788 zwischen Klein-
und Groß=Montau. Derselbe war gestern Nachmittag bereis 25
Ruthen breit, er muß jedoch über Nacht größer geworden sein, da das
Wasser im Werder bedeutend gestigen ist. Von der im v. Sommer
zum zweiten Male erbauteu theuern Kanalbrücke bei Pieckel standen
von 28 Pfeilern gestern Nachmittag noch drei, die indeß auch schon
heute hier vorbei passirt sein sollen. --

Die gestern früh hier vorbeigetriebenen Häuser, Scheunen, Dächer
Kühe, Schweine, Federvieh sind aus der Neuenburger Niederung ge-
kommen. Bei Wennersdorf kamen zwei Dächer, mit circa 15 Per-
sonen an, 10 davon sind gerettet, von den übrigen hat man noch
keine Spur.

Frankreich.

Paris. Die Jdeen des Kaisers Napoleon scheinen nicht so
friedlicher Natur zu sein, als man nach der Sprache glauben konnte,
die unsere halboffiziellen Blätter in den leßten Tagen führten. Zum
wenigsten wird nicht versäumt, um dem französischen Heere eine ach-
tunggebietende Stärke zu geben. Wie ich erfahre wird in drei oder
vier Tagen ein kaiserliches Dekret erscheinen, daß die französische Ar-
mee um ungefähr 90,000 Mann Jnfanterie vermehrt. Frankreich
hat nämlich im Ganzen 100 Jnfanterie=Regimenter von denen jedes
drei Bataillone zählt. Die Zahl der Bataillone eines jeden Regimen-
tes wird um ein Bataillon, also jedes Regiment um 900 Mann
vermehrt werden. Das betreffende Dekret ist bereits vom Kaiser un-
terzeichnet und wird, wie gesagt in 3 bis 4 Tagen vom Moniteur
veröffentlicht werden. Auf dem Kriegsministerum wird bereits mit
großem Eifer an der Ausführung dieser überaus wichtigen Maßregel
gearbeitet.



Die Küche des Kaisers

-- "Jermann" erzählt in seinen Bildern aus Petersburg Fol-
gendes: Die Kaiserliche Küche ist gut, sehr fein, aber außerordentlich
mager; da die Herrschaften fast in einem fort essen, so muß darauf
gesehen werden, daß die Speisen sämmtlich sehr leicht verdaulich, mit-
hin durchaus nicht fett zubereitet werden. Jch speißte in Petersburg
von der kaiserlichen Tasel, und häufig bei einem Hofbeamten, der
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[Beginn Spaltensatz]

Da der Meister einsah, daß diese Begebenheit auch ihm sehr nach-
heilig sein werde, befahl er den Gesellen zu warten und begab sich
nach der alten Dame, um die Ehrlichkeit der von ihm gesendeten Per-
son zu vertheidigen. Allein auch er vermochte Frau Lineweld nicht
von ihrer Meinung abzubringen und ging endlich endlich voll Ver-
druß, eine so gute Arbeitgeberin wie die alte Dame zu verlieren,
von dannen. Dieser Verdruß verwandelte sich gleich darauf in den
heftigsten Zorn gegen den armen Gesellen, der ihn um die Gunst
jener gebracht, und ohne auf die Betheuerungen des letzteren zu hören,
gab er dem Unglücklichen in rohen und harten Worten seinen Ab-
schied und befahl ihm, sich niemals wieder in seinem Hause blicken
zu lassen.

    ( Fortsetzung folgt. )



Orientalische Angelegenheiten.

Die Russen haben bei Jnkermann die Waldungen gefällt und
hinter großen Baumstämmen geschützt, haben sie während des Win-
ters in ausgezeichneten Stellungen Verschanzungen und Batterien er-
richtet. Dem Fürsten Gortschakoff, der am 20. März in Sebastopol
angekommen ist, schreibt man außerdem die Absicht zu, von Perekop
und Simpheropol aus an der Spitze von 60,000 Mann gegen Eu-
patoria zu operiren und wenn ihm die Unternehmungen gelänge, dann
den Verfuch zu machen, Sebastopol selbst zu entsetzen.

Wenn man jetzt den Gang der Ereignisse gut prüft, wenn man
die gemachten Anstrengungen und die erlangten Resultate sich auszählt,
so wird man zu der Frage veranlaßt, ob die Russen ihrerseits nicht
versuchen werden, etwas Entscheidendes herbeizuführen.

Die „Times“ meldet, die baltische Flotte habe den Befehl erhalten
nächsten Donnerstag nach dem baltischen Meere abzusegeln. Jn die-
sem Augenblick liegt dieselbe, die 33 Schiffe mit 1599 Kanonen an
Bord zählt, in Spithead vereinigt.



Deutschland.

Berlin. Es verlautet, daß bei einem weiteren günstigen Ver-
lauf die wiener Conferenzen eine Theilnahme Preußens an entgültigen
Arrangementsbeschlüssen doch noch zu erwarten stehe, indem England
wenigstens für alle den Vertrag von 1841 berührenden Punkte eine
Theilnahme Preußens unter allen Umständen für angemessen erach-
ten soll.

Wien, den 3. April. Jn der gestrigen Conferenz=Sitzung ist
beschlossen worden, die Berathung über Punkt drei und vier bis zum
Eintreffen des Herrn Drouin de Lhuys auszusetzen, und den Punkt
drei alsdann zuerst zu berathen.

Wien, den 28. März. Mit Benutzung vollkommen vertrauens-
würdigen Quelle ist das „Frankf. Journ.“ in der Lage über die Reise
des Kaisers der Franzosen nach Wien folgendes mittheilen zu können:
Es unterliegt keinen Zweifel mehr, daß der Kaiser Napoleon III. eine
Reise nach Wien unternehmen wird. Von Seite des Kaisers Franz
Joseph ist die Einladung zu diesem interessanten Besuche schon Ende
des Februar gemacht und vor Kurzem erst wieder erneuert worden.

Camen. Am 28. März raste ein mit zwei Lokomotiven ver-
sehner Personenzug in der Richtung von Minden nach Köln mit
folcher Heftigkeit auf den hiesigen Bahnhos los, daß die Lokomotive
auf den in demselben Geleise und derselben Richtung ebeu in Gang
gebrachten Güterzug stieß, bei welcher Gelegenheit fünf große hanno-
versche Waggons theilweise zerschmettert und noch acht andere Wag-
gons mehr oder weniger beschädigt wurden. Ein Maschinist, welcher
von der vorderen Lokomotive auf den Peron des Bahnhoses sprang
und hinstürzte, ist ohne Verletzung davon gekommen. Wäre der Gü-
terzug nicht schon in Bewegung gesetzt gewesen, so würden wir hier
ein gräßliches Unglück zu beklagen gehabt haben, indem alsdann aller
Wahrscheinlichkeit nach der Personenzug den Kürzeren hätte ziehen
müssen.

Hamburg. Das Dampfgeschwader unter dem Befehle des
Commodore Watson, daß der britischen Flotte als Avantgarde dient,
ist gestern Abend in Helsingör angelangt.

[Spaltenumbruch]

Marienburg, den 29. März. Heute Mittag traf Se. Er-
cellenz Hr. Oberpräsident Eichmann hier ein und fuhr in Begleitung
unseres Bürgermeisters Dewitz [unleserliches Material – 4 Zeichen fehlen]nach der Montauer Spitze, um sich
von dem dort durch den Weichseldammbruch veranlaßten großen Un-
glück selbst zu überzeugen und den Bedrängten Hülfe angedeihen zu
lassen. Stündlich werden Menschen theils von den Böden und Dä-
chern der Hänser gerettet, theils auch von den Weidenbäumen her-
abgenommen, auf die sie ihre Zuflucht genommen. Aber auch viele
Leichen fischr man aus der Weichsel, wie aus unserer Nogat. Heute
Vormittag rettete man noch ein Lehrer aus Montau mit seiner Fa-
milie aus den Eisschollen. Das Wasser steht noch immer hoch, auf
18 Fuß.

— Aus Marienburg wird der „Königsb. Ztg.“ mitgetheilt: Be-
reits am 27. dieses Mts. kam die Nachricht, daß das Eis von
Bromberg nach unterhalb bis Schwetz im Gange und hohes Wasser
auch in Dirscha und hier bald zu erwarten sei. Jn Pieckel war
des Morgens das Wasser 1 Fuß gestiegen, hier war den ganzen Tag
nichts zu bemerken, was auf einen solch raschen Eisgang schließen
lassen konnte. Bald darauf brach hier das Eis auf, und zwar mit
solcher Schnelligkeit daß beide Schwimmbrücken mit fortgerissen wur-
den, auch einige Pontons vom Ufer getrennt wurden. Die Pontons
sind geborgen, die Schwimmbrücken und ein Kahn jedoch verloren.
Der eine Ponton ist mit solcher Heftigkeit an den Landpfeiler der
Eisenbahn=Nogatbrücke geschleudert, daß der Eckstein aus den Fugen
gedrängt und eben so die obere Schicht Ziegelsteine zerstört ist. Um
12 Uhr sah man von den Zinnen des Schlosses den bei weitem
größten Theil des ganzen großen Weders unter Wasser, nur den
Theil von Blumstein, Tragheim, Kosewitz nach Neuteich zu, an dem
jenseitigen Ufer der Nogat belegen, ist wasserfrei bis jetzt geblieben.
Der Bruch des Weicheldammes soll gestern um 9 Uhr geschehen sein;
er ist an der Stelle des alten Bruches von 1788 zwischen Klein-
und Groß=Montau. Derselbe war gestern Nachmittag bereis 25
Ruthen breit, er muß jedoch über Nacht größer geworden sein, da das
Wasser im Werder bedeutend gestigen ist. Von der im v. Sommer
zum zweiten Male erbauteu theuern Kanalbrücke bei Pieckel standen
von 28 Pfeilern gestern Nachmittag noch drei, die indeß auch schon
heute hier vorbei passirt sein sollen. —

Die gestern früh hier vorbeigetriebenen Häuser, Scheunen, Dächer
Kühe, Schweine, Federvieh sind aus der Neuenburger Niederung ge-
kommen. Bei Wennersdorf kamen zwei Dächer, mit circa 15 Per-
sonen an, 10 davon sind gerettet, von den übrigen hat man noch
keine Spur.

Frankreich.

Paris. Die Jdeen des Kaisers Napoleon scheinen nicht so
friedlicher Natur zu sein, als man nach der Sprache glauben konnte,
die unsere halboffiziellen Blätter in den leßten Tagen führten. Zum
wenigsten wird nicht versäumt, um dem französischen Heere eine ach-
tunggebietende Stärke zu geben. Wie ich erfahre wird in drei oder
vier Tagen ein kaiserliches Dekret erscheinen, daß die französische Ar-
mee um ungefähr 90,000 Mann Jnfanterie vermehrt. Frankreich
hat nämlich im Ganzen 100 Jnfanterie=Regimenter von denen jedes
drei Bataillone zählt. Die Zahl der Bataillone eines jeden Regimen-
tes wird um ein Bataillon, also jedes Regiment um 900 Mann
vermehrt werden. Das betreffende Dekret ist bereits vom Kaiser un-
terzeichnet und wird, wie gesagt in 3 bis 4 Tagen vom Moniteur
veröffentlicht werden. Auf dem Kriegsministerum wird bereits mit
großem Eifer an der Ausführung dieser überaus wichtigen Maßregel
gearbeitet.



Die Küche des Kaisers

— „Jermann“ erzählt in seinen Bildern aus Petersburg Fol-
gendes: Die Kaiserliche Küche ist gut, sehr fein, aber außerordentlich
mager; da die Herrschaften fast in einem fort essen, so muß darauf
gesehen werden, daß die Speisen sämmtlich sehr leicht verdaulich, mit-
hin durchaus nicht fett zubereitet werden. Jch speißte in Petersburg
von der kaiserlichen Tasel, und häufig bei einem Hofbeamten, der
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[0002] Da der Meister einsah, daß diese Begebenheit auch ihm sehr nach- heilig sein werde, befahl er den Gesellen zu warten und begab sich nach der alten Dame, um die Ehrlichkeit der von ihm gesendeten Per- son zu vertheidigen. Allein auch er vermochte Frau Lineweld nicht von ihrer Meinung abzubringen und ging endlich endlich voll Ver- druß, eine so gute Arbeitgeberin wie die alte Dame zu verlieren, von dannen. Dieser Verdruß verwandelte sich gleich darauf in den heftigsten Zorn gegen den armen Gesellen, der ihn um die Gunst jener gebracht, und ohne auf die Betheuerungen des letzteren zu hören, gab er dem Unglücklichen in rohen und harten Worten seinen Ab- schied und befahl ihm, sich niemals wieder in seinem Hause blicken zu lassen. ( Fortsetzung folgt. ) Orientalische Angelegenheiten. Die Russen haben bei Jnkermann die Waldungen gefällt und hinter großen Baumstämmen geschützt, haben sie während des Win- ters in ausgezeichneten Stellungen Verschanzungen und Batterien er- richtet. Dem Fürsten Gortschakoff, der am 20. März in Sebastopol angekommen ist, schreibt man außerdem die Absicht zu, von Perekop und Simpheropol aus an der Spitze von 60,000 Mann gegen Eu- patoria zu operiren und wenn ihm die Unternehmungen gelänge, dann den Verfuch zu machen, Sebastopol selbst zu entsetzen. Wenn man jetzt den Gang der Ereignisse gut prüft, wenn man die gemachten Anstrengungen und die erlangten Resultate sich auszählt, so wird man zu der Frage veranlaßt, ob die Russen ihrerseits nicht versuchen werden, etwas Entscheidendes herbeizuführen. Die „Times“ meldet, die baltische Flotte habe den Befehl erhalten nächsten Donnerstag nach dem baltischen Meere abzusegeln. Jn die- sem Augenblick liegt dieselbe, die 33 Schiffe mit 1599 Kanonen an Bord zählt, in Spithead vereinigt. Deutschland. Berlin. Es verlautet, daß bei einem weiteren günstigen Ver- lauf die wiener Conferenzen eine Theilnahme Preußens an entgültigen Arrangementsbeschlüssen doch noch zu erwarten stehe, indem England wenigstens für alle den Vertrag von 1841 berührenden Punkte eine Theilnahme Preußens unter allen Umständen für angemessen erach- ten soll. Wien, den 3. April. Jn der gestrigen Conferenz=Sitzung ist beschlossen worden, die Berathung über Punkt drei und vier bis zum Eintreffen des Herrn Drouin de Lhuys auszusetzen, und den Punkt drei alsdann zuerst zu berathen. Wien, den 28. März. Mit Benutzung vollkommen vertrauens- würdigen Quelle ist das „Frankf. Journ.“ in der Lage über die Reise des Kaisers der Franzosen nach Wien folgendes mittheilen zu können: Es unterliegt keinen Zweifel mehr, daß der Kaiser Napoleon III. eine Reise nach Wien unternehmen wird. Von Seite des Kaisers Franz Joseph ist die Einladung zu diesem interessanten Besuche schon Ende des Februar gemacht und vor Kurzem erst wieder erneuert worden. Camen. Am 28. März raste ein mit zwei Lokomotiven ver- sehner Personenzug in der Richtung von Minden nach Köln mit folcher Heftigkeit auf den hiesigen Bahnhos los, daß die Lokomotive auf den in demselben Geleise und derselben Richtung ebeu in Gang gebrachten Güterzug stieß, bei welcher Gelegenheit fünf große hanno- versche Waggons theilweise zerschmettert und noch acht andere Wag- gons mehr oder weniger beschädigt wurden. Ein Maschinist, welcher von der vorderen Lokomotive auf den Peron des Bahnhoses sprang und hinstürzte, ist ohne Verletzung davon gekommen. Wäre der Gü- terzug nicht schon in Bewegung gesetzt gewesen, so würden wir hier ein gräßliches Unglück zu beklagen gehabt haben, indem alsdann aller Wahrscheinlichkeit nach der Personenzug den Kürzeren hätte ziehen müssen. Hamburg. Das Dampfgeschwader unter dem Befehle des Commodore Watson, daß der britischen Flotte als Avantgarde dient, ist gestern Abend in Helsingör angelangt. Marienburg, den 29. März. Heute Mittag traf Se. Er- cellenz Hr. Oberpräsident Eichmann hier ein und fuhr in Begleitung unseres Bürgermeisters Dewitz ____nach der Montauer Spitze, um sich von dem dort durch den Weichseldammbruch veranlaßten großen Un- glück selbst zu überzeugen und den Bedrängten Hülfe angedeihen zu lassen. Stündlich werden Menschen theils von den Böden und Dä- chern der Hänser gerettet, theils auch von den Weidenbäumen her- abgenommen, auf die sie ihre Zuflucht genommen. Aber auch viele Leichen fischr man aus der Weichsel, wie aus unserer Nogat. Heute Vormittag rettete man noch ein Lehrer aus Montau mit seiner Fa- milie aus den Eisschollen. Das Wasser steht noch immer hoch, auf 18 Fuß. — Aus Marienburg wird der „Königsb. Ztg.“ mitgetheilt: Be- reits am 27. dieses Mts. kam die Nachricht, daß das Eis von Bromberg nach unterhalb bis Schwetz im Gange und hohes Wasser auch in Dirscha und hier bald zu erwarten sei. Jn Pieckel war des Morgens das Wasser 1 Fuß gestiegen, hier war den ganzen Tag nichts zu bemerken, was auf einen solch raschen Eisgang schließen lassen konnte. Bald darauf brach hier das Eis auf, und zwar mit solcher Schnelligkeit daß beide Schwimmbrücken mit fortgerissen wur- den, auch einige Pontons vom Ufer getrennt wurden. Die Pontons sind geborgen, die Schwimmbrücken und ein Kahn jedoch verloren. Der eine Ponton ist mit solcher Heftigkeit an den Landpfeiler der Eisenbahn=Nogatbrücke geschleudert, daß der Eckstein aus den Fugen gedrängt und eben so die obere Schicht Ziegelsteine zerstört ist. Um 12 Uhr sah man von den Zinnen des Schlosses den bei weitem größten Theil des ganzen großen Weders unter Wasser, nur den Theil von Blumstein, Tragheim, Kosewitz nach Neuteich zu, an dem jenseitigen Ufer der Nogat belegen, ist wasserfrei bis jetzt geblieben. Der Bruch des Weicheldammes soll gestern um 9 Uhr geschehen sein; er ist an der Stelle des alten Bruches von 1788 zwischen Klein- und Groß=Montau. Derselbe war gestern Nachmittag bereis 25 Ruthen breit, er muß jedoch über Nacht größer geworden sein, da das Wasser im Werder bedeutend gestigen ist. Von der im v. Sommer zum zweiten Male erbauteu theuern Kanalbrücke bei Pieckel standen von 28 Pfeilern gestern Nachmittag noch drei, die indeß auch schon heute hier vorbei passirt sein sollen. — Die gestern früh hier vorbeigetriebenen Häuser, Scheunen, Dächer Kühe, Schweine, Federvieh sind aus der Neuenburger Niederung ge- kommen. Bei Wennersdorf kamen zwei Dächer, mit circa 15 Per- sonen an, 10 davon sind gerettet, von den übrigen hat man noch keine Spur. Frankreich. Paris. Die Jdeen des Kaisers Napoleon scheinen nicht so friedlicher Natur zu sein, als man nach der Sprache glauben konnte, die unsere halboffiziellen Blätter in den leßten Tagen führten. Zum wenigsten wird nicht versäumt, um dem französischen Heere eine ach- tunggebietende Stärke zu geben. Wie ich erfahre wird in drei oder vier Tagen ein kaiserliches Dekret erscheinen, daß die französische Ar- mee um ungefähr 90,000 Mann Jnfanterie vermehrt. Frankreich hat nämlich im Ganzen 100 Jnfanterie=Regimenter von denen jedes drei Bataillone zählt. Die Zahl der Bataillone eines jeden Regimen- tes wird um ein Bataillon, also jedes Regiment um 900 Mann vermehrt werden. Das betreffende Dekret ist bereits vom Kaiser un- terzeichnet und wird, wie gesagt in 3 bis 4 Tagen vom Moniteur veröffentlicht werden. Auf dem Kriegsministerum wird bereits mit großem Eifer an der Ausführung dieser überaus wichtigen Maßregel gearbeitet. Die Küche des Kaisers — „Jermann“ erzählt in seinen Bildern aus Petersburg Fol- gendes: Die Kaiserliche Küche ist gut, sehr fein, aber außerordentlich mager; da die Herrschaften fast in einem fort essen, so muß darauf gesehen werden, daß die Speisen sämmtlich sehr leicht verdaulich, mit- hin durchaus nicht fett zubereitet werden. Jch speißte in Petersburg von der kaiserlichen Tasel, und häufig bei einem Hofbeamten, der

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Zitationshilfe: Märkische Blätter. Jahrgang 7, Nr. 28. Hattingen, 7. April 1855, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maerkische028_1855/2>, abgerufen am 14.08.2024.