Mährisches Tagblatt. Nr. 6, Olmütz, 10.01.1887.[Spaltenumbruch]
der Ankläger, Herr Josef Hoch aus Hrubschitz sich Uiber Antrag des Vertheidigers wird der (Der Donau-Oder Canal.) Eine Angele- (Bürgermeisterwahl in Wüglitz.) Wie (Theaternachrichten.) In Berlin ging Freitag (Ein Raubmord in Linz) Wie Olmütz (Ueberfall.) Nicht alle bedrohlichen Angriffe (Vermißte Soldaten.) Der Gefreite des (Vogelschutz.) Die andauernde Schneedecke (Selbstmordversuch.) In einer Cabine einer (Eine neue telefonische Sprechstelle in Wien.) Nach einem an die Wiener Postdirection (Handschuhsprache.) In Paris ist gegen- (Auch Faster.) In der französischen Zeit- [Spaltenumbruch] Das Schloß im Grünen. (122.) "Alles scheußliche Verstellung," versicherte der So wenig dieser Aufschluß auch dem Fräu- "An der Art, gnädiges Fräulein, ist Hopfen Von allen Seiten diese schlimmen Zeugnisse Bei all' diesen Erörterungen war indessen Der Fremde blickte, halb von ihr abge- Die Aehnlichkeit mit den Zügen des Barons Das Fräulein bückte sich nach ihrem bellen- (Fortsetzung folgt.) [Spaltenumbruch]
der Ankläger, Herr Joſef Hoch aus Hrubſchitz ſich Uiber Antrag des Vertheidigers wird der (Der Donau-Oder Canal.) Eine Angele- (Bürgermeiſterwahl in Wüglitz.) Wie (Theaternachrichten.) In Berlin ging Freitag (Ein Raubmord in Linz) Wie Olmütz (Ueberfall.) Nicht alle bedrohlichen Angriffe (Vermißte Soldaten.) Der Gefreite des (Vogelſchutz.) Die andauernde Schneedecke (Selbſtmordverſuch.) In einer Cabine einer (Eine neue telefoniſche Sprechſtelle in Wien.) Nach einem an die Wiener Poſtdirection (Handſchuhſprache.) In Paris iſt gegen- (Auch Faſter.) In der franzöſiſchen Zeit- [Spaltenumbruch] Das Schloß im Grünen. (122.) „Alles ſcheußliche Verſtellung,“ verſicherte der So wenig dieſer Aufſchluß auch dem Fräu- „An der Art, gnädiges Fräulein, iſt Hopfen Von allen Seiten dieſe ſchlimmen Zeugniſſe Bei all’ dieſen Erörterungen war indeſſen Der Fremde blickte, halb von ihr abge- Die Aehnlichkeit mit den Zügen des Barons Das Fräulein bückte ſich nach ihrem bellen- (Fortſetzung folgt.) <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0006" n="[6]"/><cb/> der Ankläger, Herr Joſef Hoch aus Hrubſchitz ſich<lb/> durch einen in den „Deutſchen Stimmen“ vom<lb/> 28. Februar 1886 erſchienenen Artikel, betitelt<lb/> „Der Paſcha von Hrubſchitz“ in ſeiner Ehre ver-<lb/> letzt erachtete, welcher Artikel ihm inkorrekte Er-<lb/> hebung von Gemeinde- und Schulumlagen zum<lb/> Vorwurfe machte. Bei der heutigen Verhandlung<lb/> führte Herr L.-G.-R. Wozelka den Vorſitz. Als<lb/> Beiſitzer fungirten die Herren L.-G.R. Wanitſchka<lb/> und Gerichts-Adjunkt Lammel. Als Vertreter<lb/> der Anklage erſcheint Herr Dr. Vrtal aus Proßnitz,<lb/> als Vertheidiger Herr Dr. Eben. Bei Ausloſung<lb/> der Geſchworenen ergibt ſich der intereſſante<lb/> Zwiſchenfall, daß der ausgeloſte Geſchworene Herr<lb/> Přecechtěl erklärt, er ſei noch nicht dreißig Jahre alt.</p><lb/> <p>Uiber Antrag des Vertheidigers wird der<lb/> Ausloſungsakt wiederholt und werden ausgeloſt<lb/> die Geſchworenen Barnet, Sklenář, Nowař, Ja-<lb/> rolim, Feit, Kluka, Merta Joſef, Merta Anton,<lb/> Wawra, Flaſchar und Macenauer. Die Auge-<lb/> klagten geben zu den fraglichen Artikel geleſen<lb/> und in Druck befördert zu haben. Sie erklären<lb/> den Inhalt des Artikels beweiſen zu können und<lb/> haben ſich auch in der Unterſuchung bereits zum<lb/> Wahrheitsbeweiſe erboten. Sie berufen ſich ins-<lb/> beſondere auf eine im „Pozor“ erſchienene Er-<lb/> klärung des Vorſtehers Hoſchek und mehrerer<lb/> Gemeinderäthe von Hrubſchitz, welche den Inhalt<lb/> des incriminirten Artikels beſtätigt und auf die<lb/> Acten des Landesausſchußes, welcher die Ange-<lb/> legenheit zu unterſnchen gezwungen war und<lb/> thatſächlich die unrechtmäßige Einhebung von Ge-<lb/> meinde- und Schulumlagen conſtatirte, wodurch Hoch<lb/> der Gemeinde Hrubſchitz eine große Schuldenlaſt<lb/> aufbürdete. Nach Vernehmung der Angeklagten<lb/> wurde zur Einvernahme <hi rendition="#g">der</hi> Zeugen geſchritten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Der Donau-Oder Canal.)</hi> </head> <p>Eine Angele-<lb/> genheit, die ganz Mähren aufs Tiefſte berührt, die<lb/> des Donau-Oder-Canals kam Samſtag im Land-<lb/> tage zur Sprache. Man erfuhr dabei aus dem<lb/> Munde des in dieſer Sache ſeit Jahren thätigen<lb/> Abgeordneten v<supplied>.</supplied> Proskowetz, der als Berichterſtatter<lb/> fungirte, wie wenig dieſe Angelegenheit von Seite<lb/> der Regierung geſördert werde. Das iſt umſo be-<lb/> dauerlicher, als die mit dieſer Frage in Zuſammen-<lb/> hang ſtehende Feage der Marchregulirung für Mäh-<lb/> ren von höchſter Bedeutung iſt, weil dieſe Reguli-<lb/> rung Landwirthſchaft und Handel, Gewerbe und<lb/> Induſtrie in außerordentlicher Weiſe fördern, ein<lb/> weiteres Zögern aber in dieſer Sache den Aufſchwung<lb/> des Landes hemmt und erſchwert. Der Statthalter<lb/> gab zwar ſchöne Verſprechungen, allein er konnte<lb/> nicht einmal ſelbſt dafür einſtehen, ob das, was er<lb/> verſprach, auf Erfüllung zu hoffen habe. Man hat<lb/> eben viel zu viel damit zu thun, Polen, Tſchechen<lb/> und Slovenen zufriedenzuſtellen. Den Bericht des<lb/> Abgeordneten v. Proskowetz über dieſe Angelegen-<lb/> heit werden wir morgen nachtragen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Bürgermeiſterwahl in Wüglitz.)</hi> </head> <p>Wie<lb/> man uns aus Müglitz berichtet, wurde daſelbſt<lb/> am Sonnabend an Stelle des zurückgetretenen<lb/> Bürgermeiſters Herrn <hi rendition="#g">Klug</hi> der bisherige Ge-<lb/><cb/> meinderath, Herr <hi rendition="#g">Schwarz</hi> zum Bürgermeiſter<lb/> gewählt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Theaternachrichten.)</hi> </head> <p>In Berlin ging Freitag<lb/> im Friedrich-Wilhelmſtädtſchen Theater unter der Dir.<lb/> Fritſche die neue Operette „Der Hofnarr“ in Scene.<lb/> Die Aufführung wird ſehr gelobt und die Operette<lb/> fand ſtürmiſchen Beifall. Unter den Darſtellern wird<lb/> beſonders Frl. Jenny Stubel hervorgehoben, die in<lb/> Geſang und Spiel bezaubernd geweſen ſein ſoll. —<lb/> Mit einem Tenoriſten, welchem ganz phänomenale<lb/> Stimm-Mittel nachgerühmt werden, ſollen demnächſt<lb/> auf unſerer Bühne Repriſen des <hi rendition="#g">„Troubadour“</hi><lb/> und der <hi rendition="#g">„Jüdin“</hi> ſtattfinden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Ein Raubmord in Linz)</hi> </head> <p>Wie Olmütz<lb/> am Neujahrstage, ſo wurde die Hauptſtadt Ober-<lb/> öſterreichs Samſtag durch einen Raubmord in Aufregung<lb/> verſetzt. Man meldet darüber aus Linz: Samſtag<lb/> zwiſchen 9 und halb 10 Uhr Abends wurde hier die<lb/> Tabaktrafikantin Hochſtätter in ihrer in der Fabriks-<lb/> ſtraße, gegenüber der Pionierkaſerne gelegenen Trafik<lb/> ermordet und beraubt (Siehe Telegramm.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Ueberfall.)</hi> </head> <p>Nicht alle bedrohlichen Angriffe<lb/> gelangen zur Kenntniß der Polizei. So iſt am<lb/> 28. v. M., wie uns mitgetheilt wird, in der ſie-<lb/> benten Abendſtunde der 10jährige Sohn der Frau<lb/> Profeſſorswitwe K. am Blaſiusplatz von einem<lb/> Manne angefallen worden, der den Knaben in<lb/> die Seite ſtieß und ihm den Winterrock auszie-<lb/> hen wollte; erſt auf die Hilferufe des Knaben<lb/> entwich der Strolch.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Vermißte Soldaten.)</hi> </head> <p>Der Gefreite des<lb/> 3. Inf.-Rgts. Mathias Sekanina aus Alt-Ranßnitz<lb/> und der Patrouilleführer des 17. Feldjäger-<lb/> Bataillons Johann Ambros aus Joslowitz kämpf-<lb/> ten, und zwar Erſterer am 28. Juni 1866 im<lb/> Gefechte bei Trautenau, Letzterer am 3. Juli<lb/> 1866 in der Schlacht bei Königgrätz gegen die<lb/> Preußen und werden ſeither vermißt. Nachdem<lb/> die Verſchollenen in der Liſte der Gefallenen nicht<lb/> verzeichnet ſind, haben die Verwandten um das<lb/> gerichtliche Verfahren zum Zwecke der Todeser-<lb/> klärung der genannten Soldaten angeſucht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Vogelſchutz.)</hi> </head> <p>Die andauernde Schneedecke<lb/> lockt zahlreiche Vögel in die Nähe der Menſchen,<lb/> damit ſie hier ihr Futter finden; es iſt alſo ein<lb/> Gebot der Humanität, alle Arten von Speiſen-<lb/> abfällen, insbeſondere Brot- und Semmelkrumen<lb/> auf abſeits vom Wege liegende Plätze zu werfen.<lb/> Wenig erfreulich iſt es aber, wenn die aus Noth<lb/> hervorgerufene Annäherung der vielen harmtoſeu<lb/> Vögel zu ihrem Verderben ausgenützt wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Selbſtmordverſuch.)</hi> </head> <p>In einer Cabine einer<lb/> Bade-Anſtalt in der Wiener Leopoldſtadt, in welcher<lb/> kurz vorher ein junger Mann, vorgeblich um ein Bad<lb/> zu nehmen, getreten war, fielen Samſtag um die<lb/> Mittagsſtunde plötzlich zwei Schüſſe. Die Be-<lb/> dienſteten eilten ſogleich in die Cabine und fan-<lb/> den den jungen Mann in ſeinem Blute bewußtlos<lb/> auf. Derſelbe, ein Comptoiriſt Namens Sándor<lb/> Böhm, 28 Jahre alt, hatte ſich aus einem Re-<lb/> volver zwei Schüſſe in den Kopf gejagt. Functio-<lb/> näre der freiwilligen Rettungs-Geſellſchaft leiſteten<lb/><cb/> dem Verwundeten Hilfe und transportirten ihn<lb/> dann in des Wiedner Krankenhaus. Böhm hat<lb/> wegen eines unheilbaren Leidens die That aus-<lb/> geführt. Die Verletzungen ſind lebensgefährlich</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Eine neue telefoniſche Sprechſtelle in<lb/> Wien.)</hi> </head> <p>Nach einem an die Wiener Poſtdirection<lb/> ſoeben ergangenen Auftrage des Handelsminiſters<lb/> Marquis de Baquehem ſoll bis zur bevorſtehen-<lb/> den Wiederaufnahme der Parlamentsſitzungen im<lb/> „Poſt- und Telegrafenamte“ des Reichsrathsge-<lb/> bäudes eine zunächſt nur zur telefoniſchen Cor-<lb/> reſpondenz mit Brünn beſtimmte öffentliche Sprech-<lb/> ſtelle eingerichtet werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Handſchuhſprache.)</hi> </head> <p>In Paris iſt gegen-<lb/> wärtig eine neue Sprache <hi rendition="#aq">en vogue,</hi> welche es<lb/> Liebespaaren in Geſellſchaft geſtattet, ſich insge-<lb/> heim miteinander zu verſtändigen. Eine Bejahung<lb/> drückt man in der Weiſe aus, daß man den linken<lb/> Handſchuh auf den rechten legt; will man „Nein“<lb/> ſagen, faßt man beide Handſchuhe mit der linken<lb/> Hand. Gleichgiltigkeit bezeichnet das Zuſammen-<lb/> falten des linken Handſchuhes. Ein Stelldichein<lb/> verabredet man, wenn man mit beiden Handſchuhen<lb/> den eigenen linken Arm ſchlägt. „Unwandelbare<lb/> Liebe“ geſteht man, indem man die Hand-<lb/> ſchuhe bedächtig in die Länge zieht. Die<lb/> Stunde der Zuſammenkunft macht man be-<lb/> kannt, indem man ſo lange die einzelnen Fin-<lb/> ger dehnt, bis die Ziffer da iſt; den Zorn äußert<lb/> man dadurch, daß man den linken Handſchuh ab-<lb/> zieht und ihn an der Rechten anzulegen verſucht.<lb/> Will man eine Warnung mittheilen oder droht<lb/> Gefahr, ſo ſtreift man den Handſchuh ab und<lb/> wendet ihn um.</p> </div><lb/> <div xml:id="faster1" next="#faster2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Auch Faſter.)</hi> </head> <p>In der franzöſiſchen Zeit-<lb/> ſchrift „La Nature“ erzählt, veranlaßt durch die<lb/> „Kunſthungerer“ Merlatti und Succi, Wilfred<lb/> de Fouvielle die tragiſche Geſchichte des Korſen<lb/> Vitorbt, der lieber Hungers ſterben, als auf dem<lb/> Schaffot endigen wollte und ſein Ziel in weniger<lb/> als 3 Wochen erreichte. Er erinnert auch an das<lb/> beklagenswerthe Schickſal eines Bauernjungen,<lb/> der in einen verlaſſenen Schacht geſtürzt war und<lb/> dort 18 Tage lang aushalten mußte, ohne etwas<lb/> Anderes, als ein wenig Waſſer zu genießen. Er<lb/> wurde ſpäter gerettet und blieb am Leben. Hei-<lb/> terer lieſt ſich eine Geſchichte, die Dr. Chéron in<lb/> einem mediciniſchen Feuilleton des „National“<lb/> der Vergangenheit entnimmt. Sie handelt<lb/> von einem Prieſter, von dem in den „Chroni-<lb/> ques de Rayon“ die Rede iſt und der, wenn wir<lb/> dieſer Quelle glauben wollen, im Jahre 1410<lb/> ſich 3 Jahre 8 Monate und 12 Tage lang ohne<lb/> Unterbrechung jeglicher Nahrung enthielt. „Gemäß<lb/> der Sitte ſeiner Zeit bereitete er ſich aus einer<lb/> Abkochung von Eidechſen, Vipern und Kröten,<lb/> vermiſcht mit einer Brühe aus Fiſchgräten und<lb/> Todtenſchädeln, ein Wunderelixir. Man wird be-<lb/> greifen, daß ein Löffel voll von dieſer abſcheu-<lb/> lichen Flüſſigkeit hinreichte, den Appetit auf<lb/> längere Zeit hinaus vergehen zu laſſen.“ Er wird<lb/> ſpäter durch den Papſt Engen <hi rendition="#aq">V.</hi> nach Rom be-</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das Schloß im Grünen.</hi> </head><lb/> <byline>Original-Roman von <hi rendition="#b">K. <hi rendition="#g">Pflaume.</hi> </hi> </byline><lb/> <head>(122.)</head><lb/> <p>„Alles ſcheußliche Verſtellung,“ verſicherte der<lb/> Cantor gemüthlich, „dieſe Leute glauben an nichts,<lb/> nämlich an gar nichts, als nur an Eſſen, Trin-<lb/> ken und dergleichen greifbare Dinge. Um ihre<lb/> Bedürfniſſe zu erlangen, machen ſie ſich kein Ge-<lb/> wiſſen daraus, zu ſtehlen, zu betrügen und zu<lb/> heucheln. Hier im Dorfe ſind die Leute froh, daß<lb/> ſie wieder fort ſind.“</p><lb/> <p>So wenig dieſer Aufſchluß auch dem Fräu-<lb/> lein v. Dieſtorp gefiel, ſo fühlte ſie diesmal doch,<lb/> daß etwas Wahres daran ſein könnte. Sie ſelbſt<lb/> hatte die Ausführung des Befehls des Barons<lb/> in die Hand genommen, den Zigeunern eine ge-<lb/> wiſſe Quantität von Nahrungsmitteln zukommen<lb/> zu laſſen, und dieſelben, natürlich ſehr gegen die<lb/> eigentliche Abſicht ihres Couſins, überreichlich aus<lb/> deſſen Küche und Keller verſehen, um ſie für ihre<lb/> Bekehrungsverſuche empfänglicher zu machen. Und<lb/> nun dieſe Undankbarkeit, dieſer Mißerfolg ihrer<lb/> Bemühungen. Es war für ſie ein harter Schlag<lb/> und ſchon der zweite an dieſem Tage. Sie ſchämte<lb/> ſich, nach einem ſolchen Reſultate nach dem Schloſſe<lb/> zurückzukehren, und ſprach daher noch im Schul-<lb/> zenamte vor, um dieſe Rückkehr zu verſchieben<lb/> und vielleicht dort ſich einigen Troſt zu holen.<lb/><cb/> Aber der Schulze beſtätigte einfach die Angaben<lb/> des Cantors und meinte:</p><lb/> <p>„An der Art, gnädiges Fräulein, iſt Hopfen<lb/> und Malz verloren. Weßhalb ſie ſich, trotz aller<lb/> Unterſtützungen, hier ſo ſchnell davon gemacht<lb/> haben, das will ich Ihnen ſagen. Ich habe ſo<lb/> ſtrenge Wache halten laſſen, daß ſie nichts ſtehlen<lb/> konnten. Das hat ihnen nicht gefallen, denn ein<lb/> geſtohlenes Stück eitel Brot ſchmeckt ihnen beſſer<lb/> als geſchenkter Gänſebraten, und blos darum ſind<lb/> ſie fort, verlaſſen Sie ſich darauf.“</p><lb/> <p>Von allen Seiten dieſe ſchlimmen Zeugniſſe<lb/> über ihre Schützlinge. Es war nicht länger daran<lb/> zu zweifeln, daß ſie von denſelben betrogen wor-<lb/> den ſei; es war empörend.</p><lb/> <p>Bei all’ dieſen Erörterungen war indeſſen<lb/> die Zeit dahingegangen und es dämmerte bereits,<lb/> als ſie das Dorf verließ und den Weg zum<lb/> Schloſſe emporſtieg. Auf halber Höhe des Berges<lb/> blieb ſie bei einer Wendung des Fußpfades plötz-<lb/> lich erſtaunt und erſchreckt ſtehen. Nicht weit von<lb/> ihr ſtand auf einen Vorſprunge die Geſtalt eines<lb/> Mannes, welcher zwar theilweiſe vom Gebüſch<lb/> verborgen wurde, aber doch ſichtbar genug blieb,<lb/> um eine Aehnlichkeit erkennen zu laſſen, welche<lb/> ſie mit dem größten Erſtaunen erfüllte.</p><lb/> <p>Der Fremde blickte, halb von ihr abge-<lb/> wandt, nach dem Dorfe hinunter, und ſein Profil<lb/> zeichnete ſich deutlich am Hintergrunde des Him-<lb/> mels ab, welcher vom Abglanz der untergehenden<lb/><cb/> Sonne noch ſo viel eines matten Scheines be-<lb/> halten hatte, um die Umriſſe jenes Geſichts er-<lb/> kennen zu laſſen.</p><lb/> <p>Die Aehnlichkeit mit den Zügen des Barons<lb/> war auffallend, aber noch auffallender die mit<lb/> dem Grafen Pantowitſch, ihres Lieblings; ja, er<lb/> war es; war er von Paris zurückgekehrt, um die<lb/> Bewohner der Finſterburg zu überraſchen? Jeden-<lb/> falls lag ein Räthſel zu Grunde, welches für ſie<lb/> ein großes Intereſſe beſaß. Vorläufig verſuchte<lb/> die Löſung desſelben ihr Ami, indem er den<lb/> Fremden anbellte, der ſich überraſcht umdrehte<lb/> Es war wirklich Niemand anders, als der Graf,<lb/> der ſie mit einer gewiſſen Verwirrung, ja, mit<lb/> Wildheit anſtarrte.</p><lb/> <p>Das Fräulein bückte ſich nach ihrem bellen-<lb/> den Hunde, um dieſen zu beſchwichtigen und ſo-<lb/> dann näher zu treten, um den Grafen zu be-<lb/> willkommnen. Als ſie ſich wieder aufrichtete, war<lb/> indeſſen die Geſtalt verſchwunden, und ſie ſtrengte<lb/> vergebens ihre Sehkraft an, noch etwas davon<lb/> zu gewahren. Es ging ihr, wie mit den Zigeu-<lb/> nern. Der Graf, den ſie auf dem Puncte ſtand<lb/> anzureden, war allem Anſcheine nach in die Erde<lb/> verſunken. Bei der zunehmenden Dunkelheit war<lb/> das ſehr unheimlich und ein Grauen überrieſelte<lb/> ſie, ſie wußte nicht, hatte ſie etwas Wirkliches<lb/> oder ein Geſpenſt geſehen.</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#c">(Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[6]/0006]
der Ankläger, Herr Joſef Hoch aus Hrubſchitz ſich
durch einen in den „Deutſchen Stimmen“ vom
28. Februar 1886 erſchienenen Artikel, betitelt
„Der Paſcha von Hrubſchitz“ in ſeiner Ehre ver-
letzt erachtete, welcher Artikel ihm inkorrekte Er-
hebung von Gemeinde- und Schulumlagen zum
Vorwurfe machte. Bei der heutigen Verhandlung
führte Herr L.-G.-R. Wozelka den Vorſitz. Als
Beiſitzer fungirten die Herren L.-G.R. Wanitſchka
und Gerichts-Adjunkt Lammel. Als Vertreter
der Anklage erſcheint Herr Dr. Vrtal aus Proßnitz,
als Vertheidiger Herr Dr. Eben. Bei Ausloſung
der Geſchworenen ergibt ſich der intereſſante
Zwiſchenfall, daß der ausgeloſte Geſchworene Herr
Přecechtěl erklärt, er ſei noch nicht dreißig Jahre alt.
Uiber Antrag des Vertheidigers wird der
Ausloſungsakt wiederholt und werden ausgeloſt
die Geſchworenen Barnet, Sklenář, Nowař, Ja-
rolim, Feit, Kluka, Merta Joſef, Merta Anton,
Wawra, Flaſchar und Macenauer. Die Auge-
klagten geben zu den fraglichen Artikel geleſen
und in Druck befördert zu haben. Sie erklären
den Inhalt des Artikels beweiſen zu können und
haben ſich auch in der Unterſuchung bereits zum
Wahrheitsbeweiſe erboten. Sie berufen ſich ins-
beſondere auf eine im „Pozor“ erſchienene Er-
klärung des Vorſtehers Hoſchek und mehrerer
Gemeinderäthe von Hrubſchitz, welche den Inhalt
des incriminirten Artikels beſtätigt und auf die
Acten des Landesausſchußes, welcher die Ange-
legenheit zu unterſnchen gezwungen war und
thatſächlich die unrechtmäßige Einhebung von Ge-
meinde- und Schulumlagen conſtatirte, wodurch Hoch
der Gemeinde Hrubſchitz eine große Schuldenlaſt
aufbürdete. Nach Vernehmung der Angeklagten
wurde zur Einvernahme der Zeugen geſchritten.
(Der Donau-Oder Canal.) Eine Angele-
genheit, die ganz Mähren aufs Tiefſte berührt, die
des Donau-Oder-Canals kam Samſtag im Land-
tage zur Sprache. Man erfuhr dabei aus dem
Munde des in dieſer Sache ſeit Jahren thätigen
Abgeordneten v. Proskowetz, der als Berichterſtatter
fungirte, wie wenig dieſe Angelegenheit von Seite
der Regierung geſördert werde. Das iſt umſo be-
dauerlicher, als die mit dieſer Frage in Zuſammen-
hang ſtehende Feage der Marchregulirung für Mäh-
ren von höchſter Bedeutung iſt, weil dieſe Reguli-
rung Landwirthſchaft und Handel, Gewerbe und
Induſtrie in außerordentlicher Weiſe fördern, ein
weiteres Zögern aber in dieſer Sache den Aufſchwung
des Landes hemmt und erſchwert. Der Statthalter
gab zwar ſchöne Verſprechungen, allein er konnte
nicht einmal ſelbſt dafür einſtehen, ob das, was er
verſprach, auf Erfüllung zu hoffen habe. Man hat
eben viel zu viel damit zu thun, Polen, Tſchechen
und Slovenen zufriedenzuſtellen. Den Bericht des
Abgeordneten v. Proskowetz über dieſe Angelegen-
heit werden wir morgen nachtragen.
(Bürgermeiſterwahl in Wüglitz.) Wie
man uns aus Müglitz berichtet, wurde daſelbſt
am Sonnabend an Stelle des zurückgetretenen
Bürgermeiſters Herrn Klug der bisherige Ge-
meinderath, Herr Schwarz zum Bürgermeiſter
gewählt.
(Theaternachrichten.) In Berlin ging Freitag
im Friedrich-Wilhelmſtädtſchen Theater unter der Dir.
Fritſche die neue Operette „Der Hofnarr“ in Scene.
Die Aufführung wird ſehr gelobt und die Operette
fand ſtürmiſchen Beifall. Unter den Darſtellern wird
beſonders Frl. Jenny Stubel hervorgehoben, die in
Geſang und Spiel bezaubernd geweſen ſein ſoll. —
Mit einem Tenoriſten, welchem ganz phänomenale
Stimm-Mittel nachgerühmt werden, ſollen demnächſt
auf unſerer Bühne Repriſen des „Troubadour“
und der „Jüdin“ ſtattfinden.
(Ein Raubmord in Linz) Wie Olmütz
am Neujahrstage, ſo wurde die Hauptſtadt Ober-
öſterreichs Samſtag durch einen Raubmord in Aufregung
verſetzt. Man meldet darüber aus Linz: Samſtag
zwiſchen 9 und halb 10 Uhr Abends wurde hier die
Tabaktrafikantin Hochſtätter in ihrer in der Fabriks-
ſtraße, gegenüber der Pionierkaſerne gelegenen Trafik
ermordet und beraubt (Siehe Telegramm.)
(Ueberfall.) Nicht alle bedrohlichen Angriffe
gelangen zur Kenntniß der Polizei. So iſt am
28. v. M., wie uns mitgetheilt wird, in der ſie-
benten Abendſtunde der 10jährige Sohn der Frau
Profeſſorswitwe K. am Blaſiusplatz von einem
Manne angefallen worden, der den Knaben in
die Seite ſtieß und ihm den Winterrock auszie-
hen wollte; erſt auf die Hilferufe des Knaben
entwich der Strolch.
(Vermißte Soldaten.) Der Gefreite des
3. Inf.-Rgts. Mathias Sekanina aus Alt-Ranßnitz
und der Patrouilleführer des 17. Feldjäger-
Bataillons Johann Ambros aus Joslowitz kämpf-
ten, und zwar Erſterer am 28. Juni 1866 im
Gefechte bei Trautenau, Letzterer am 3. Juli
1866 in der Schlacht bei Königgrätz gegen die
Preußen und werden ſeither vermißt. Nachdem
die Verſchollenen in der Liſte der Gefallenen nicht
verzeichnet ſind, haben die Verwandten um das
gerichtliche Verfahren zum Zwecke der Todeser-
klärung der genannten Soldaten angeſucht.
(Vogelſchutz.) Die andauernde Schneedecke
lockt zahlreiche Vögel in die Nähe der Menſchen,
damit ſie hier ihr Futter finden; es iſt alſo ein
Gebot der Humanität, alle Arten von Speiſen-
abfällen, insbeſondere Brot- und Semmelkrumen
auf abſeits vom Wege liegende Plätze zu werfen.
Wenig erfreulich iſt es aber, wenn die aus Noth
hervorgerufene Annäherung der vielen harmtoſeu
Vögel zu ihrem Verderben ausgenützt wird.
(Selbſtmordverſuch.) In einer Cabine einer
Bade-Anſtalt in der Wiener Leopoldſtadt, in welcher
kurz vorher ein junger Mann, vorgeblich um ein Bad
zu nehmen, getreten war, fielen Samſtag um die
Mittagsſtunde plötzlich zwei Schüſſe. Die Be-
dienſteten eilten ſogleich in die Cabine und fan-
den den jungen Mann in ſeinem Blute bewußtlos
auf. Derſelbe, ein Comptoiriſt Namens Sándor
Böhm, 28 Jahre alt, hatte ſich aus einem Re-
volver zwei Schüſſe in den Kopf gejagt. Functio-
näre der freiwilligen Rettungs-Geſellſchaft leiſteten
dem Verwundeten Hilfe und transportirten ihn
dann in des Wiedner Krankenhaus. Böhm hat
wegen eines unheilbaren Leidens die That aus-
geführt. Die Verletzungen ſind lebensgefährlich
(Eine neue telefoniſche Sprechſtelle in
Wien.) Nach einem an die Wiener Poſtdirection
ſoeben ergangenen Auftrage des Handelsminiſters
Marquis de Baquehem ſoll bis zur bevorſtehen-
den Wiederaufnahme der Parlamentsſitzungen im
„Poſt- und Telegrafenamte“ des Reichsrathsge-
bäudes eine zunächſt nur zur telefoniſchen Cor-
reſpondenz mit Brünn beſtimmte öffentliche Sprech-
ſtelle eingerichtet werden.
(Handſchuhſprache.) In Paris iſt gegen-
wärtig eine neue Sprache en vogue, welche es
Liebespaaren in Geſellſchaft geſtattet, ſich insge-
heim miteinander zu verſtändigen. Eine Bejahung
drückt man in der Weiſe aus, daß man den linken
Handſchuh auf den rechten legt; will man „Nein“
ſagen, faßt man beide Handſchuhe mit der linken
Hand. Gleichgiltigkeit bezeichnet das Zuſammen-
falten des linken Handſchuhes. Ein Stelldichein
verabredet man, wenn man mit beiden Handſchuhen
den eigenen linken Arm ſchlägt. „Unwandelbare
Liebe“ geſteht man, indem man die Hand-
ſchuhe bedächtig in die Länge zieht. Die
Stunde der Zuſammenkunft macht man be-
kannt, indem man ſo lange die einzelnen Fin-
ger dehnt, bis die Ziffer da iſt; den Zorn äußert
man dadurch, daß man den linken Handſchuh ab-
zieht und ihn an der Rechten anzulegen verſucht.
Will man eine Warnung mittheilen oder droht
Gefahr, ſo ſtreift man den Handſchuh ab und
wendet ihn um.
(Auch Faſter.) In der franzöſiſchen Zeit-
ſchrift „La Nature“ erzählt, veranlaßt durch die
„Kunſthungerer“ Merlatti und Succi, Wilfred
de Fouvielle die tragiſche Geſchichte des Korſen
Vitorbt, der lieber Hungers ſterben, als auf dem
Schaffot endigen wollte und ſein Ziel in weniger
als 3 Wochen erreichte. Er erinnert auch an das
beklagenswerthe Schickſal eines Bauernjungen,
der in einen verlaſſenen Schacht geſtürzt war und
dort 18 Tage lang aushalten mußte, ohne etwas
Anderes, als ein wenig Waſſer zu genießen. Er
wurde ſpäter gerettet und blieb am Leben. Hei-
terer lieſt ſich eine Geſchichte, die Dr. Chéron in
einem mediciniſchen Feuilleton des „National“
der Vergangenheit entnimmt. Sie handelt
von einem Prieſter, von dem in den „Chroni-
ques de Rayon“ die Rede iſt und der, wenn wir
dieſer Quelle glauben wollen, im Jahre 1410
ſich 3 Jahre 8 Monate und 12 Tage lang ohne
Unterbrechung jeglicher Nahrung enthielt. „Gemäß
der Sitte ſeiner Zeit bereitete er ſich aus einer
Abkochung von Eidechſen, Vipern und Kröten,
vermiſcht mit einer Brühe aus Fiſchgräten und
Todtenſchädeln, ein Wunderelixir. Man wird be-
greifen, daß ein Löffel voll von dieſer abſcheu-
lichen Flüſſigkeit hinreichte, den Appetit auf
längere Zeit hinaus vergehen zu laſſen.“ Er wird
ſpäter durch den Papſt Engen V. nach Rom be-
Das Schloß im Grünen.
Original-Roman von K. Pflaume.
(122.)
„Alles ſcheußliche Verſtellung,“ verſicherte der
Cantor gemüthlich, „dieſe Leute glauben an nichts,
nämlich an gar nichts, als nur an Eſſen, Trin-
ken und dergleichen greifbare Dinge. Um ihre
Bedürfniſſe zu erlangen, machen ſie ſich kein Ge-
wiſſen daraus, zu ſtehlen, zu betrügen und zu
heucheln. Hier im Dorfe ſind die Leute froh, daß
ſie wieder fort ſind.“
So wenig dieſer Aufſchluß auch dem Fräu-
lein v. Dieſtorp gefiel, ſo fühlte ſie diesmal doch,
daß etwas Wahres daran ſein könnte. Sie ſelbſt
hatte die Ausführung des Befehls des Barons
in die Hand genommen, den Zigeunern eine ge-
wiſſe Quantität von Nahrungsmitteln zukommen
zu laſſen, und dieſelben, natürlich ſehr gegen die
eigentliche Abſicht ihres Couſins, überreichlich aus
deſſen Küche und Keller verſehen, um ſie für ihre
Bekehrungsverſuche empfänglicher zu machen. Und
nun dieſe Undankbarkeit, dieſer Mißerfolg ihrer
Bemühungen. Es war für ſie ein harter Schlag
und ſchon der zweite an dieſem Tage. Sie ſchämte
ſich, nach einem ſolchen Reſultate nach dem Schloſſe
zurückzukehren, und ſprach daher noch im Schul-
zenamte vor, um dieſe Rückkehr zu verſchieben
und vielleicht dort ſich einigen Troſt zu holen.
Aber der Schulze beſtätigte einfach die Angaben
des Cantors und meinte:
„An der Art, gnädiges Fräulein, iſt Hopfen
und Malz verloren. Weßhalb ſie ſich, trotz aller
Unterſtützungen, hier ſo ſchnell davon gemacht
haben, das will ich Ihnen ſagen. Ich habe ſo
ſtrenge Wache halten laſſen, daß ſie nichts ſtehlen
konnten. Das hat ihnen nicht gefallen, denn ein
geſtohlenes Stück eitel Brot ſchmeckt ihnen beſſer
als geſchenkter Gänſebraten, und blos darum ſind
ſie fort, verlaſſen Sie ſich darauf.“
Von allen Seiten dieſe ſchlimmen Zeugniſſe
über ihre Schützlinge. Es war nicht länger daran
zu zweifeln, daß ſie von denſelben betrogen wor-
den ſei; es war empörend.
Bei all’ dieſen Erörterungen war indeſſen
die Zeit dahingegangen und es dämmerte bereits,
als ſie das Dorf verließ und den Weg zum
Schloſſe emporſtieg. Auf halber Höhe des Berges
blieb ſie bei einer Wendung des Fußpfades plötz-
lich erſtaunt und erſchreckt ſtehen. Nicht weit von
ihr ſtand auf einen Vorſprunge die Geſtalt eines
Mannes, welcher zwar theilweiſe vom Gebüſch
verborgen wurde, aber doch ſichtbar genug blieb,
um eine Aehnlichkeit erkennen zu laſſen, welche
ſie mit dem größten Erſtaunen erfüllte.
Der Fremde blickte, halb von ihr abge-
wandt, nach dem Dorfe hinunter, und ſein Profil
zeichnete ſich deutlich am Hintergrunde des Him-
mels ab, welcher vom Abglanz der untergehenden
Sonne noch ſo viel eines matten Scheines be-
halten hatte, um die Umriſſe jenes Geſichts er-
kennen zu laſſen.
Die Aehnlichkeit mit den Zügen des Barons
war auffallend, aber noch auffallender die mit
dem Grafen Pantowitſch, ihres Lieblings; ja, er
war es; war er von Paris zurückgekehrt, um die
Bewohner der Finſterburg zu überraſchen? Jeden-
falls lag ein Räthſel zu Grunde, welches für ſie
ein großes Intereſſe beſaß. Vorläufig verſuchte
die Löſung desſelben ihr Ami, indem er den
Fremden anbellte, der ſich überraſcht umdrehte
Es war wirklich Niemand anders, als der Graf,
der ſie mit einer gewiſſen Verwirrung, ja, mit
Wildheit anſtarrte.
Das Fräulein bückte ſich nach ihrem bellen-
den Hunde, um dieſen zu beſchwichtigen und ſo-
dann näher zu treten, um den Grafen zu be-
willkommnen. Als ſie ſich wieder aufrichtete, war
indeſſen die Geſtalt verſchwunden, und ſie ſtrengte
vergebens ihre Sehkraft an, noch etwas davon
zu gewahren. Es ging ihr, wie mit den Zigeu-
nern. Der Graf, den ſie auf dem Puncte ſtand
anzureden, war allem Anſcheine nach in die Erde
verſunken. Bei der zunehmenden Dunkelheit war
das ſehr unheimlich und ein Grauen überrieſelte
ſie, ſie wußte nicht, hatte ſie etwas Wirkliches
oder ein Geſpenſt geſehen.
(Fortſetzung folgt.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T15:49:55Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T15:49:55Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T15:49:55Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |