Mährisches Tagblatt. Nr. 40, Olmütz, 18.02.1889.[Spaltenumbruch]
"Erzherzog Franz" in dem ihm vom Herrn (Abschiedsfeier für Stadtrath Peyscha.) Die von den städt. Beamten am Sonnabend Hochverehrter Herr Stadtrath! Mit dem ehrenden Auftrage betraut, Ihnen Zunächst möchte ich einige Worte der Ver- Es würde mich zu weit führen und wohl Durch mehr als ein Menschenalter haben Am Schlusse der oft von Beifall [Spaltenumbruch] Marion. Nachdruck verboten. 28 "Ich habe mich in keiner Handlung treulos Herr de St. Grillac hielt einige Secunden "Ich wünsche Ihnen Glück, wenn Ihre Marion schwieg. "Vielleicht ist es Ihnen möglich, die Schuld "Angeklagt? -- -- ich?! -- -- In Verwirrung, verstummt vor Staunen, "Sie wissen nicht, daß Sie angeklagt sind?" "Gewiß nicht!" Der Richter lachte auf. "Sie wissen doch, daß Sie im Gefängniß "Gewiß", sagte Marion, deren Verwirrung Herr de St. Grillac sah sie an. "Aber Sie kennen diesen Namen," sagte Marion, augenscheinlich mit sich kämpfend, "Ihr Weigern, uns den Namen zu nennen, Er wendete, während er sprach, nicht eine "Sie wissen vielleicht nicht, daß ihr Schwei- Marion hatte die Hand auf ihr Herz gepreßt. "Mein Gott!" bebte es von ihr. [Spaltenumbruch] "Nicht wahr?" sagte Herr de St. Grillac Marion hatte den Kopf wieder aufgerichtet "Noch ein anderes?" widerholte sie. "Wissen Sie es wirklich nicht?" fragte Herr Marions Erstaunen wuchs mit jedem Wort, "Ich hörte niemals den Namen Baruch," "Wirklich?" meinte Herr de St. Grillac [Spaltenumbruch]
„Erzherzog Franz“ in dem ihm vom Herrn (Abſchiedsfeier für Stadtrath Peyſcha.) Die von den ſtädt. Beamten am Sonnabend Hochverehrter Herr Stadtrath! Mit dem ehrenden Auftrage betraut, Ihnen Zunächſt möchte ich einige Worte der Ver- Es würde mich zu weit führen und wohl Durch mehr als ein Menſchenalter haben Am Schluſſe der oft von Beifall [Spaltenumbruch] Marion. Nachdruck verboten. 28 „Ich habe mich in keiner Handlung treulos Herr de St. Grillac hielt einige Secunden „Ich wünſche Ihnen Glück, wenn Ihre Marion ſchwieg. „Vielleicht iſt es Ihnen möglich, die Schuld „Angeklagt? — — ich?! — — In Verwirrung, verſtummt vor Staunen, „Sie wiſſen nicht, daß Sie angeklagt ſind?“ „Gewiß nicht!“ Der Richter lachte auf. „Sie wiſſen doch, daß Sie im Gefängniß „Gewiß“, ſagte Marion, deren Verwirrung Herr de St. Grillac ſah ſie an. „Aber Sie kennen dieſen Namen,“ ſagte Marion, augenſcheinlich mit ſich kämpfend, „Ihr Weigern, uns den Namen zu nennen, Er wendete, während er ſprach, nicht eine „Sie wiſſen vielleicht nicht, daß ihr Schwei- Marion hatte die Hand auf ihr Herz gepreßt. „Mein Gott!“ bebte es von ihr. [Spaltenumbruch] „Nicht wahr?“ ſagte Herr de St. Grillac Marion hatte den Kopf wieder aufgerichtet „Noch ein anderes?“ widerholte ſie. „Wiſſen Sie es wirklich nicht?“ fragte Herr Marions Erſtaunen wuchs mit jedem Wort, „Ich hörte niemals den Namen Baruch,“ „Wirklich?“ meinte Herr de St. Grillac <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="[5]"/><cb/> „Erzherzog Franz“ in dem ihm vom Herrn<lb/> Bürgermeiſter vorgelegten Gedenkbuch. Ein in<lb/> Ausſicht genommener Beſuch des Kaiſer Franz<lb/> Joſef-Gewerbemuſeuws unterblieb wegen Kürze<lb/> der Zeit, doch verſprach Se. kaiſ. Hoheit Erz-<lb/> herzog Franz Ferdinand bei ſeinem, demnächſt<lb/> abermals ſtattfindenden Beſuche der Stadt Olmütz<lb/> auch das gedachte Muſeum beſichtigen zu wollen.<lb/> Die beiden Erzherzoge promenirten hierauf durch<lb/> einige Zeit am Oberringe, beſuchten den Stadt-<lb/> park und begaben ſich ſodann in die Officiersmeſſe<lb/> des 100. Infanterie-Regimentes, woſelbſt ſie an<lb/> dem Mittagmahle theilnahmen. Mit Rückſicht<lb/> auf die Hoftrauer für wei<supplied>l</supplied>. Se. kaiſerl. Hoheit<lb/> Kronprinz Rudolf entfiel die Beiſtellung einer<lb/> Tafelmuſik. Die beiden Erzherzoge wurden bei<lb/> ihrem Eintritte in die Officiersmeſſe von dem<lb/> Commandanten des 100. Infanterie-Regimentes<lb/> und dem löbl. Officierscorps dieſes Regimentes<lb/> empfangen und an die Ehrenplätze geleitet. Nach-<lb/> mittags 3 Uhr 40 Minuten kehrte Se. kaiſerl.<lb/> Hoheit Erzherzog Franz Ferdinand d’Eſte mit<lb/> der Staatsbahn nach Prag zurück.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Abſchiedsfeier für Stadtrath Peyſcha.)</hi> </head><lb/> <p>Die von den ſtädt. Beamten am Sonnabend<lb/> arrangirte Feier aus Anlaß des Scheidens des<lb/> Herrn Stadtraths Peyſcha aus dem ſtädtiſchen<lb/> Dienſte, geſtaltete ſich ebenſo herzlich als erhebend<lb/> für alle Theilnehmer. Es hatten ſich zu derſelben<lb/> nebſt dem Gefeierten und ſeinen Collegen die<lb/> Gemeinderäthe, mehrere Stadtverordnete, ferner<lb/> viele Freunde des Jubilars und eine Anzahl von<lb/> Damen eingefunden. Die Arrangeure hatten für<lb/> die Unterhaltung der Erſchienenen in beſter Weiſe<lb/> geſorgt. Aus der Mitte der ſtädtiſchen Beamten-<lb/> ſchaft hatte man ein kleines Orcheſter zuſammen-<lb/> geſtellt, das vortreffliche muſikaliſche Vor-<lb/> träge brachte, die mit Quartett- und Chorge-<lb/> ſängen, ſowie mit Clavier-, Zither- und Couplet-<lb/> vorträgen wechſelten, die ſämmtlich vollendet zu<lb/> Gehör gebracht wurden und ſtürmiſchen Beifall<lb/> fanden. Man ſtaunte über die reiche Zahl muſi-<lb/> kaliſcher Talente, die ſich in unſerer ſtädtiſchen<lb/> Beamtenſchaft und ihren Angehörigen finden.<lb/> Von letzteren wurden beſonders die Fräuleins<lb/> Lemmer und Zaſtiera für ihre Zithervorträge<lb/> ausgezeichnet. 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Und doch will ich nicht zögern, mich der<lb/> vorerwähnten Aufgabe freudig zu unterziehen und<lb/> mein Vertrauen darauf ſetzen, daß die Worte, die<lb/> mein Herz mir auf die Lippen drängt, wohl auch<lb/> den Weg zum Herzen finden werden.</p><lb/> <p>Zunächſt möchte ich einige Worte der Ver-<lb/> anlaſſung widmen, die uns heute zuſammenge-<lb/> führt hat und die wohl eine feſtliche genannt<lb/> werden muß. Haben wir uns ja doch heute ver-<lb/> ſammelt, um das ſeltene Feſt einer ebenſo raſt-<lb/> loſen als verdienſtvollen Thätigkeit im Dienſte<lb/> des Gemeinweſens feierlich zu begehen und dieſen<lb/> Freudenanlaß mit Kundgebungen collegialer<lb/> Freundſchaft und herzlicher Ergebenheit zu be-<lb/> gleiten.</p><lb/> <p>Es würde mich zu weit führen und wohl<lb/> ein eitel Beginnen ſein, wollte ich all’ die Ver-<lb/> dienſte auch nur in der kürzeſten Form aufzählen,<lb/> die Sie ſich in den langen Jahren Ihrer viel-<lb/> ſeitigen, einſigen Thätigkeit erworben haben,<lb/> wollte ich die zahlloſen Beweiſe ehrender Aner-<lb/> kennung wiederholen, die Ihrem raſtloſen Streben<lb/> geworden.</p><lb/> <p>Durch mehr als ein Menſchenalter haben<lb/> Sie, hochverehrter Herr Stadtrath, Ihr Wiſſen<lb/> und Können einem der wichtigſten Dienſte im<lb/> Staatsdienſte mit den erfreulichſten Erfolgen ge-<lb/> weiht und neben der gewiſſenhaften Erfüllung<lb/> Ihrer Pflicht, neben den Mühen Ihres ver-<lb/> antwortungsvollen Amtes, das einen ganzen<lb/> Mann erfordert, doch noch Zeit und Muße<lb/> gefunden, der Wiſſenſchaft und den ſchönen Kün-<lb/> ſten als eifriger Jünger zu dienen. Gar manches<lb/> Kapitel der heimiſchen Geſchichte haben Sie durch<lb/> geiſt- und ſtilvolle Aufzeichnungen vor der Ver-<lb/> geſſenheit bewahrt und hiedurch ſich ſelbſt ein<lb/> Denkmal geſetzt, dauernder als Erz! Was Sie<lb/> auf dem Gebiete der Muſik geleiſtet, davon<lb/> ſpricht die muſikaliſche Chronik unſerer Stadt<lb/> bis weit zurück in längſt vergangene Tage. Wie<lb/> ſehr Sie mit den zauberiſchen Klängen Ihrer<lb/> Geige ſich in Aller Herzen einzuſchmeicheln wuß-<lb/> ten, deß kann ich wohl getroſt alle Anweſenden<lb/> zum Zeugen rufen. Was mir jedoch ebenſo freu-<lb/> dig alle Anweſenden und weit hinaus alle Jene<lb/> bezeugen werden, die je im öffentlichen oder<lb/> privaten Leben mit Ihnen zuſammenzutreffen<lb/> Gelegenheit hatten, iſt die Thatſache, daß Sie,<lb/> hochverehrter Herr Stadtrath, wie ſelten Jemand<lb/><cb/> durch Rechtlichkeit, Offenheit und Character-<lb/> feſtigkeit die Achtung wie die Liebe Aller<lb/> zu erwerben und zu bewahren wußten. Sollten<lb/> wir, die wir berufen waren, vereint mit Ihnen<lb/> thätig zu ſein, darum nicht von der größten<lb/> Freude erfüllt ſein, am heutigen Tage, wo wir<lb/> Ihr 40jähriges Dienſtjubiläum feiern, freudig<lb/> ausrufen zu können: Sie waren der <hi rendition="#g">Un-<lb/> ſere</hi> und werden hoffentlich auch der Un-<lb/> ſere bleiben, wenn Sie auch heute aus<lb/> unſerem engeren Dienſtesverbande ſcheiden, um<lb/> fern von den Mühen des Amtes der wohlver-<lb/> dienten Ruhe zu pflegen! Mögen Sie dieſe Ruhe<lb/> noch lange Jahre in beglückender Zufriedenheit<lb/> genießen und wenn Sie auf die Zeit zurückblicken,<lb/> in der uns gemeinſames Wirken verbunden hatte,<lb/> in Freundſchaft Ihrer Collegen gedenken, die<lb/> nichts ſo ſchmerzlich empfinden würden, als wenn<lb/> die Lockerung des äußerlichen Bandes der Dienſtes-<lb/> zuſammengehörigkeit auch eine Löſung des uns<lb/> eng umſchließenden Freundſchaftsbandes und eine<lb/> Entfremdung unſerer Herzen bewirken ſollte. Daß<lb/> dies nicht geſchehe, daß vielmehr das Verhältniß<lb/> wahrer Freundſchaft und Collegialität ſich, womög-<lb/> lich noch inniger geſtalte, dieß iſt unſer Aller Wunſch,<lb/> dem ich Namens meiner Collegen noch die Bitte<lb/> anſchließe, als kleines Zeichen unſerer treueſten<lb/> Ergebenheit eine Ehrengabe freundlichſt entgegen-<lb/> zunehmen. Möge Sie jeder Trunk aus dieſem<lb/> Becher neu verjüngen, mögen Sie, wenn des<lb/> Lebens Mühen und Sorgen jemals Sie be-<lb/> drücken, wenn Unbilden jemals Sie bedrängen<lb/> ſollten, Troſt und Vergeſſenheit aus dieſem Becher<lb/> trinken, möge endlich dieſer Becher Sie ſtets er-<lb/> innern, daß unſere Freundſchaft und Ergebenheit<lb/> treu wie Gold, daß jeder Tropfen, den der In-<lb/> halt faßt, einen herzlichen Glückwunſch Ihrer<lb/> Freunde und Collegen bedeutet, die jetzt freudig<lb/> mit mir einſtimmen in den Ruf: „Unſer lieber<lb/> College, der allverehrte Herr Stadtrath, lebe hoch!</p><lb/> <p>Am Schluſſe der oft von Beifall<lb/> unterbrochenen Rede überreichte der Redner Herrn<lb/> Stadtrath <hi rendition="#g">Franz Peyſcha</hi> als Ehren-<lb/> geſchenk der Beamten einen prächtigen Silberpocal.<lb/> Die Damen ehrten den Scheidenden durch ein<lb/> ſchönes mit feinem Monogramm in Gold geſtick-<lb/> tes Notenpult, welches Forſtmeiſterin, Frau<lb/> Ludwig mit einer ſinnigen Anſprache überreichte. Herr<lb/> Stadtrath Peyſcha dankte gerührt in einer mit Humor<lb/> gewürzten Rede und bat ihm auch ferner die kund-<lb/> gegebenen Sympathieen zu bewahren. Namens<lb/> der erſchienenen Gemeindevertreter toaſtete Herr<lb/> Director Thannabnur auf den Jubilar. Dieſer<lb/> Toaſt fand gleichfalls ſtürmiſchen Beifall. Die<lb/> Unterhaltung währte bis lange nach Mitternacht.<lb/> Sie zeigte, daß in unſerer ſtädt. Beamtenſchaft<lb/> ein Geiſt der Freundſchaft und Collegialität herrſcht,<lb/> deſſen Pflege und Erhaltung ebenſo wünſchens-<lb/> werth iſt wie die Pflege jener Geſelligkeit, deren<lb/> Zeuge wir am Sonnabend waren.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="marion1" next="#marion2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Marion.</hi> </head><lb/> <byline>Originalroman von <hi rendition="#b">Maria Romany.</hi> </byline><lb/> <p>Nachdruck verboten.</p><lb/> <p>28</p><lb/> <p>„Ich habe mich in keiner Handlung treulos<lb/> gezeigt,“ entfuhr es ihr. Sie hatte, inſtinktmäßig<lb/> den Kopf erhoben und den Blick offen und feſt<lb/> auf den Richter gewandt.</p><lb/> <p>Herr de St. Grillac hielt einige Secunden<lb/> ſtill. Sein Auge, das gierig forſchend auf der<lb/> Miene der Beſchuldigten geruht hatte nahm einen<lb/> ſanfteren Ausdruck an.</p><lb/> <p>„Ich wünſche Ihnen Glück, wenn Ihre<lb/> Ausſage ſich als wahr erweiſt,“ meinte er.</p><lb/> <p>Marion ſchwieg.</p><lb/> <p>„Vielleicht iſt es Ihnen möglich, die Schuld<lb/> von ſich zu wälzen. — Sie wiſſen, weßhalb Sie<lb/> angeklagt ſind?“</p><lb/> <p>„Angeklagt? — — ich?! — —</p><lb/> <p>In Verwirrung, verſtummt vor Staunen,<lb/> hielt das junge Weſen, als ob er ihr ein un-<lb/> glaubliches Märchen erzähle, den funkelnden Blick<lb/> unausgeſetzt auf den Richter gewandt.</p><lb/> <p>„Sie wiſſen nicht, daß Sie angeklagt ſind?“<lb/> fragte Herr de St. Grillac ſcharf.</p><lb/> <p>„Gewiß nicht!“</p><lb/> <p>Der Richter lachte auf.</p><lb/> <p>„Sie wiſſen doch, daß Sie im Gefängniß<lb/> ſind,“ rief er.</p><lb/> <p>„Gewiß“, ſagte Marion, deren Verwirrung<lb/><cb/> allmählich nachließ. „Der Herr Polizeirath be-<lb/> fahl, daß ich dorthin gebracht werde, doch nur,<lb/> weil ich mich weigerte, einen Namen zu nennen,<lb/> den ich nicht nennen kann.“</p><lb/> <p>Herr de St. Grillac ſah ſie an.</p><lb/> <p>„Aber Sie <hi rendition="#g">kennen</hi> dieſen Namen,“ ſagte<lb/> er ruhig.</p><lb/> <p>Marion, augenſcheinlich mit ſich kämpfend,<lb/> antwortete nicht.</p><lb/> <p>„Ihr Weigern, uns den Namen zu nennen,<lb/> hat den Verdacht der Schuld auf Sie ſelbſt ge-<lb/> laden,“ ſagte Herr de St. Grillac ernſt. „Fühlen<lb/> Sie ſich nach jeder Richtung hin ſchuldlos, ſo<lb/> kann Sie nichts hindern, zu veranlaſſen, daß<lb/> der Frevler von der Gerechtigkeit angefaßt wird.<lb/> Es gibt überdies kein anderes Mittel, Sie aus<lb/> dem Gefängniß zu erlöſen.</p><lb/> <p>Er wendete, während er ſprach, nicht eine<lb/> Secunde das Auge von den jungen Weſen, das,<lb/> ſichtbar in immer wachſendem Kampf mit ſich,<lb/> den Kopf vorgebeugt hatte und den Blick in den<lb/> Schoß gerichtet hielt. Auch nachdem er geendet,<lb/> ruhte ſein Auge eine lange Zeit auf ihr, bevor<lb/> er das Wort wieder nahm.</p><lb/> <p>„Sie wiſſen vielleicht nicht, daß ihr Schwei-<lb/> gen ſtrafbar iſt,“ meinte er dann, „das Geſetz<lb/> beurtheilt Sie als Hehlerin des Verbrechens und<lb/> wird Sie demnächſt richten, ſogar wenn Ihre<lb/> Schuldloſigkeit an dem Verbrechen ſelbſt erwieſen<lb/> ſein wird.“</p><lb/> <p>Marion hatte die Hand auf ihr Herz gepreßt.</p><lb/> <p>„Mein Gott!“ bebte es von ihr.</p><lb/> <cb/> <p>„Nicht wahr?“ ſagte Herr de St. Grillac<lb/> ernſt wie vordem. Es lag eine gewiſſe Theil-<lb/> nahme auf ſeiner Miene, da er zu ihr redete.<lb/> „Und haben Sie bedacht, daß dieſe Strafe nicht<lb/> ganz ungerechtfertigt wäre? Haben Sie daran<lb/> gedacht, daß nicht die Brandlegung allein Ihrer<lb/> Wohlthäterin Vermögen und Ehre geraubt hat,<lb/> daß ein anderes ſchwerwiegendes Verbrechen mit<lb/> dieſer Brandlegung in Verbindung geweſen iſt?“</p><lb/> <p>Marion hatte den Kopf wieder aufgerichtet<lb/> und ſtarrte halb ungläubig auf den Sprechenden.</p><lb/> <p>„Noch ein anderes?“ widerholte ſie.</p><lb/> <p>„Wiſſen Sie es wirklich nicht?“ fragte Herr<lb/> de St. Grillac, während ſein Blick, der allmäh-<lb/> lich ein gewiſſes Mitleiden kund gab, ſich ge-<lb/> waltſam in ihrer Miene zu leſen bemühte. —<lb/> „Hörten Sie niemals den Namen Baruch? Iſt<lb/> es Ihnen unbekannt, welches Verbrechen er auf<lb/> Geheiß einer anderen Perſon ausgeführt hat?“</p><lb/> <p>Marions Erſtaunen wuchs mit jedem Wort,<lb/> welches der Richter ſprach.</p><lb/> <p>„Ich hörte niemals den Namen Baruch,“<lb/> zitterte es von ihr. „Im Hauſe der Baronin<lb/> wurde dieſer Name, ſoviel mir bewußt iſt, nie-<lb/> mals genannt.“</p><lb/> <p>„Wirklich?“ meinte Herr de St. Grillac<lb/> faſt triumphirend. „So wiſſen Sie auch nicht,<lb/> daß die Brillanten aus dem ganzen koſtbaren<lb/> Schmuck der Baronin verſchwanden, daß an Stelle<lb/> der Juwelen Glas in der Faſſung geſchmiedet<lb/> ward?! — Sie wiſſen nicht —“</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [[5]/0005]
„Erzherzog Franz“ in dem ihm vom Herrn
Bürgermeiſter vorgelegten Gedenkbuch. Ein in
Ausſicht genommener Beſuch des Kaiſer Franz
Joſef-Gewerbemuſeuws unterblieb wegen Kürze
der Zeit, doch verſprach Se. kaiſ. Hoheit Erz-
herzog Franz Ferdinand bei ſeinem, demnächſt
abermals ſtattfindenden Beſuche der Stadt Olmütz
auch das gedachte Muſeum beſichtigen zu wollen.
Die beiden Erzherzoge promenirten hierauf durch
einige Zeit am Oberringe, beſuchten den Stadt-
park und begaben ſich ſodann in die Officiersmeſſe
des 100. Infanterie-Regimentes, woſelbſt ſie an
dem Mittagmahle theilnahmen. Mit Rückſicht
auf die Hoftrauer für weil. Se. kaiſerl. Hoheit
Kronprinz Rudolf entfiel die Beiſtellung einer
Tafelmuſik. Die beiden Erzherzoge wurden bei
ihrem Eintritte in die Officiersmeſſe von dem
Commandanten des 100. Infanterie-Regimentes
und dem löbl. Officierscorps dieſes Regimentes
empfangen und an die Ehrenplätze geleitet. Nach-
mittags 3 Uhr 40 Minuten kehrte Se. kaiſerl.
Hoheit Erzherzog Franz Ferdinand d’Eſte mit
der Staatsbahn nach Prag zurück.
(Abſchiedsfeier für Stadtrath Peyſcha.)
Die von den ſtädt. Beamten am Sonnabend
arrangirte Feier aus Anlaß des Scheidens des
Herrn Stadtraths Peyſcha aus dem ſtädtiſchen
Dienſte, geſtaltete ſich ebenſo herzlich als erhebend
für alle Theilnehmer. Es hatten ſich zu derſelben
nebſt dem Gefeierten und ſeinen Collegen die
Gemeinderäthe, mehrere Stadtverordnete, ferner
viele Freunde des Jubilars und eine Anzahl von
Damen eingefunden. Die Arrangeure hatten für
die Unterhaltung der Erſchienenen in beſter Weiſe
geſorgt. Aus der Mitte der ſtädtiſchen Beamten-
ſchaft hatte man ein kleines Orcheſter zuſammen-
geſtellt, das vortreffliche muſikaliſche Vor-
träge brachte, die mit Quartett- und Chorge-
ſängen, ſowie mit Clavier-, Zither- und Couplet-
vorträgen wechſelten, die ſämmtlich vollendet zu
Gehör gebracht wurden und ſtürmiſchen Beifall
fanden. Man ſtaunte über die reiche Zahl muſi-
kaliſcher Talente, die ſich in unſerer ſtädtiſchen
Beamtenſchaft und ihren Angehörigen finden.
Von letzteren wurden beſonders die Fräuleins
Lemmer und Zaſtiera für ihre Zithervorträge
ausgezeichnet. Während der Pauſen zwiſchen
den Vorträgen feierte man den Jubilar
in gehaltvollen Reden. Zunächſt hielt Herr
Stadtſecretär Kornauth an denſelben Namens
der ſtädt. Beamten eine herzliche und kernige An-
ſprache, welche folgenden Wortlaut hatte:
Hochverehrter Herr Stadtrath!
Mit dem ehrenden Auftrage betraut, Ihnen
am heutigen Feſttage Namens der ſtädt. Beam-
tenſchaft, deren innigſte Ergebenheit und herzlich-
ſten Glückwünſche darzubringen, dürfte es mir
wohl kaum gelingen, dieſer Aufgabe in einer voll-
kommen entſprechenden Weiſe gerecht zu werden.
Sollte es mir nämlich auch gelungen ſein, all die
Wünſche zu errathen, von denen die Herzen
Ihrer Collegen und Freunde beſonders bei dem
heutigen Feſtesanlaſſe erfüllt ſind, ſollte es mir
auch gelungen ſein, all die Worte der Liebe und
Freundſchaft zu leſen und zu deuten, die in un-
wandelbarer Flammenſchrift in unſer Inneres
eingegraben ſind, ſo muß ich dennoch beſorgen, daß
es mir wohl kaum möglich ſein wird, alle die
Wünſche und Gefühle in entſprechender und er-
ſchöpfender Form zum Ausdruck zu bringen und
ſo der richtige Dolmetſch unſerer Herzensſprache
zu ſein. Und doch will ich nicht zögern, mich der
vorerwähnten Aufgabe freudig zu unterziehen und
mein Vertrauen darauf ſetzen, daß die Worte, die
mein Herz mir auf die Lippen drängt, wohl auch
den Weg zum Herzen finden werden.
Zunächſt möchte ich einige Worte der Ver-
anlaſſung widmen, die uns heute zuſammenge-
führt hat und die wohl eine feſtliche genannt
werden muß. Haben wir uns ja doch heute ver-
ſammelt, um das ſeltene Feſt einer ebenſo raſt-
loſen als verdienſtvollen Thätigkeit im Dienſte
des Gemeinweſens feierlich zu begehen und dieſen
Freudenanlaß mit Kundgebungen collegialer
Freundſchaft und herzlicher Ergebenheit zu be-
gleiten.
Es würde mich zu weit führen und wohl
ein eitel Beginnen ſein, wollte ich all’ die Ver-
dienſte auch nur in der kürzeſten Form aufzählen,
die Sie ſich in den langen Jahren Ihrer viel-
ſeitigen, einſigen Thätigkeit erworben haben,
wollte ich die zahlloſen Beweiſe ehrender Aner-
kennung wiederholen, die Ihrem raſtloſen Streben
geworden.
Durch mehr als ein Menſchenalter haben
Sie, hochverehrter Herr Stadtrath, Ihr Wiſſen
und Können einem der wichtigſten Dienſte im
Staatsdienſte mit den erfreulichſten Erfolgen ge-
weiht und neben der gewiſſenhaften Erfüllung
Ihrer Pflicht, neben den Mühen Ihres ver-
antwortungsvollen Amtes, das einen ganzen
Mann erfordert, doch noch Zeit und Muße
gefunden, der Wiſſenſchaft und den ſchönen Kün-
ſten als eifriger Jünger zu dienen. Gar manches
Kapitel der heimiſchen Geſchichte haben Sie durch
geiſt- und ſtilvolle Aufzeichnungen vor der Ver-
geſſenheit bewahrt und hiedurch ſich ſelbſt ein
Denkmal geſetzt, dauernder als Erz! Was Sie
auf dem Gebiete der Muſik geleiſtet, davon
ſpricht die muſikaliſche Chronik unſerer Stadt
bis weit zurück in längſt vergangene Tage. Wie
ſehr Sie mit den zauberiſchen Klängen Ihrer
Geige ſich in Aller Herzen einzuſchmeicheln wuß-
ten, deß kann ich wohl getroſt alle Anweſenden
zum Zeugen rufen. Was mir jedoch ebenſo freu-
dig alle Anweſenden und weit hinaus alle Jene
bezeugen werden, die je im öffentlichen oder
privaten Leben mit Ihnen zuſammenzutreffen
Gelegenheit hatten, iſt die Thatſache, daß Sie,
hochverehrter Herr Stadtrath, wie ſelten Jemand
durch Rechtlichkeit, Offenheit und Character-
feſtigkeit die Achtung wie die Liebe Aller
zu erwerben und zu bewahren wußten. Sollten
wir, die wir berufen waren, vereint mit Ihnen
thätig zu ſein, darum nicht von der größten
Freude erfüllt ſein, am heutigen Tage, wo wir
Ihr 40jähriges Dienſtjubiläum feiern, freudig
ausrufen zu können: Sie waren der Un-
ſere und werden hoffentlich auch der Un-
ſere bleiben, wenn Sie auch heute aus
unſerem engeren Dienſtesverbande ſcheiden, um
fern von den Mühen des Amtes der wohlver-
dienten Ruhe zu pflegen! Mögen Sie dieſe Ruhe
noch lange Jahre in beglückender Zufriedenheit
genießen und wenn Sie auf die Zeit zurückblicken,
in der uns gemeinſames Wirken verbunden hatte,
in Freundſchaft Ihrer Collegen gedenken, die
nichts ſo ſchmerzlich empfinden würden, als wenn
die Lockerung des äußerlichen Bandes der Dienſtes-
zuſammengehörigkeit auch eine Löſung des uns
eng umſchließenden Freundſchaftsbandes und eine
Entfremdung unſerer Herzen bewirken ſollte. Daß
dies nicht geſchehe, daß vielmehr das Verhältniß
wahrer Freundſchaft und Collegialität ſich, womög-
lich noch inniger geſtalte, dieß iſt unſer Aller Wunſch,
dem ich Namens meiner Collegen noch die Bitte
anſchließe, als kleines Zeichen unſerer treueſten
Ergebenheit eine Ehrengabe freundlichſt entgegen-
zunehmen. Möge Sie jeder Trunk aus dieſem
Becher neu verjüngen, mögen Sie, wenn des
Lebens Mühen und Sorgen jemals Sie be-
drücken, wenn Unbilden jemals Sie bedrängen
ſollten, Troſt und Vergeſſenheit aus dieſem Becher
trinken, möge endlich dieſer Becher Sie ſtets er-
innern, daß unſere Freundſchaft und Ergebenheit
treu wie Gold, daß jeder Tropfen, den der In-
halt faßt, einen herzlichen Glückwunſch Ihrer
Freunde und Collegen bedeutet, die jetzt freudig
mit mir einſtimmen in den Ruf: „Unſer lieber
College, der allverehrte Herr Stadtrath, lebe hoch!
Am Schluſſe der oft von Beifall
unterbrochenen Rede überreichte der Redner Herrn
Stadtrath Franz Peyſcha als Ehren-
geſchenk der Beamten einen prächtigen Silberpocal.
Die Damen ehrten den Scheidenden durch ein
ſchönes mit feinem Monogramm in Gold geſtick-
tes Notenpult, welches Forſtmeiſterin, Frau
Ludwig mit einer ſinnigen Anſprache überreichte. Herr
Stadtrath Peyſcha dankte gerührt in einer mit Humor
gewürzten Rede und bat ihm auch ferner die kund-
gegebenen Sympathieen zu bewahren. Namens
der erſchienenen Gemeindevertreter toaſtete Herr
Director Thannabnur auf den Jubilar. Dieſer
Toaſt fand gleichfalls ſtürmiſchen Beifall. Die
Unterhaltung währte bis lange nach Mitternacht.
Sie zeigte, daß in unſerer ſtädt. Beamtenſchaft
ein Geiſt der Freundſchaft und Collegialität herrſcht,
deſſen Pflege und Erhaltung ebenſo wünſchens-
werth iſt wie die Pflege jener Geſelligkeit, deren
Zeuge wir am Sonnabend waren.
Marion.
Originalroman von Maria Romany.
Nachdruck verboten.
28
„Ich habe mich in keiner Handlung treulos
gezeigt,“ entfuhr es ihr. Sie hatte, inſtinktmäßig
den Kopf erhoben und den Blick offen und feſt
auf den Richter gewandt.
Herr de St. Grillac hielt einige Secunden
ſtill. Sein Auge, das gierig forſchend auf der
Miene der Beſchuldigten geruht hatte nahm einen
ſanfteren Ausdruck an.
„Ich wünſche Ihnen Glück, wenn Ihre
Ausſage ſich als wahr erweiſt,“ meinte er.
Marion ſchwieg.
„Vielleicht iſt es Ihnen möglich, die Schuld
von ſich zu wälzen. — Sie wiſſen, weßhalb Sie
angeklagt ſind?“
„Angeklagt? — — ich?! — —
In Verwirrung, verſtummt vor Staunen,
hielt das junge Weſen, als ob er ihr ein un-
glaubliches Märchen erzähle, den funkelnden Blick
unausgeſetzt auf den Richter gewandt.
„Sie wiſſen nicht, daß Sie angeklagt ſind?“
fragte Herr de St. Grillac ſcharf.
„Gewiß nicht!“
Der Richter lachte auf.
„Sie wiſſen doch, daß Sie im Gefängniß
ſind,“ rief er.
„Gewiß“, ſagte Marion, deren Verwirrung
allmählich nachließ. „Der Herr Polizeirath be-
fahl, daß ich dorthin gebracht werde, doch nur,
weil ich mich weigerte, einen Namen zu nennen,
den ich nicht nennen kann.“
Herr de St. Grillac ſah ſie an.
„Aber Sie kennen dieſen Namen,“ ſagte
er ruhig.
Marion, augenſcheinlich mit ſich kämpfend,
antwortete nicht.
„Ihr Weigern, uns den Namen zu nennen,
hat den Verdacht der Schuld auf Sie ſelbſt ge-
laden,“ ſagte Herr de St. Grillac ernſt. „Fühlen
Sie ſich nach jeder Richtung hin ſchuldlos, ſo
kann Sie nichts hindern, zu veranlaſſen, daß
der Frevler von der Gerechtigkeit angefaßt wird.
Es gibt überdies kein anderes Mittel, Sie aus
dem Gefängniß zu erlöſen.
Er wendete, während er ſprach, nicht eine
Secunde das Auge von den jungen Weſen, das,
ſichtbar in immer wachſendem Kampf mit ſich,
den Kopf vorgebeugt hatte und den Blick in den
Schoß gerichtet hielt. Auch nachdem er geendet,
ruhte ſein Auge eine lange Zeit auf ihr, bevor
er das Wort wieder nahm.
„Sie wiſſen vielleicht nicht, daß ihr Schwei-
gen ſtrafbar iſt,“ meinte er dann, „das Geſetz
beurtheilt Sie als Hehlerin des Verbrechens und
wird Sie demnächſt richten, ſogar wenn Ihre
Schuldloſigkeit an dem Verbrechen ſelbſt erwieſen
ſein wird.“
Marion hatte die Hand auf ihr Herz gepreßt.
„Mein Gott!“ bebte es von ihr.
„Nicht wahr?“ ſagte Herr de St. Grillac
ernſt wie vordem. Es lag eine gewiſſe Theil-
nahme auf ſeiner Miene, da er zu ihr redete.
„Und haben Sie bedacht, daß dieſe Strafe nicht
ganz ungerechtfertigt wäre? Haben Sie daran
gedacht, daß nicht die Brandlegung allein Ihrer
Wohlthäterin Vermögen und Ehre geraubt hat,
daß ein anderes ſchwerwiegendes Verbrechen mit
dieſer Brandlegung in Verbindung geweſen iſt?“
Marion hatte den Kopf wieder aufgerichtet
und ſtarrte halb ungläubig auf den Sprechenden.
„Noch ein anderes?“ widerholte ſie.
„Wiſſen Sie es wirklich nicht?“ fragte Herr
de St. Grillac, während ſein Blick, der allmäh-
lich ein gewiſſes Mitleiden kund gab, ſich ge-
waltſam in ihrer Miene zu leſen bemühte. —
„Hörten Sie niemals den Namen Baruch? Iſt
es Ihnen unbekannt, welches Verbrechen er auf
Geheiß einer anderen Perſon ausgeführt hat?“
Marions Erſtaunen wuchs mit jedem Wort,
welches der Richter ſprach.
„Ich hörte niemals den Namen Baruch,“
zitterte es von ihr. „Im Hauſe der Baronin
wurde dieſer Name, ſoviel mir bewußt iſt, nie-
mals genannt.“
„Wirklich?“ meinte Herr de St. Grillac
faſt triumphirend. „So wiſſen Sie auch nicht,
daß die Brillanten aus dem ganzen koſtbaren
Schmuck der Baronin verſchwanden, daß an Stelle
der Juwelen Glas in der Faſſung geſchmiedet
ward?! — Sie wiſſen nicht —“
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