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Mährisches Tagblatt. Nr. 40, Olmütz, 18.02.1889.

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[Spaltenumbruch]

rität zur Kenntniß genommen, womit die
Sitzung schloß.

(Die Nationalliberalen und der deutsche
Reichskanzler.)

Die "Hamb. Nachrichten" be-
stätigen, daß die national liberale Parteileitung
brieflich ihre Mitglieder aufforderte, bei der Un-
terstützung der inneren Politik des raschalternden
Reichskanzlers mit möglichster Vorsicht zu ver-
fahren. Wie ferner verlautet, hat in der Frac-
tionssitzung der Nationalliberalen, welche über
den Antrag Bebel's betreffend die Aufhebung der
Getreidezölle berieth, Benningsen gesagt: Mit
dem Abl[e]ben des Kanzlers würden die Getreide-
zölle ohnehin fallen, deshalb brauche man gar
nicht für den Antrag B[e]bel's oder andere An-
träge stimmen. In der nationalliberalen Partei
selbst sollen anläßlich dieser Vorgänge stürmische
Scenen stattgefunden haben. Die süddeutschen
Mitglieder sollen mit Secession nach rechts ge-
droht haben.

Die "Nordd. Allg. Ztg." schreibt: In maß-
gebenden Kreisen ist man erstaunt über den Lärm,
den der Artikel der "Hamburger Nachrichten":
"Die Nationalliberalen und der Reichskanzler",
in der Presse erregt hat. Die Thatsache dürfte
ihre Erklärung darin finden, daß man den Ex-
p[e]ctorationen des Hamburger Blattes einen offi-
ciösen Ursprung beimißt und dieselben auf den
Reichskanzler, beziehungsweise auf Personen seiner
nächsten Umgebung zurückführt. Dieses proton
pseudos
(Irrthum) möchten wir als solches con-
statiren. Schon der Styl und die Redaction
des Artikels hätten berechtigten Zweifel nach
dieser Richtung erregen müssen. Die vielseitige
Unkla[r]heit der Tendenz des Artikels, welche den-
selben schwer verständlich macht, hätte als Beweis
dafür genügen sollen, daß der geistige Urheber
jedenfalls nicht in der Wilhelmsstraße gesucht
werden darf.

(Monarchen-Begegnungen.)

Der nächste
Sommer wird Europa wieder eine Reihe von
Monarchen-Begegnungen bringen. Der Czar soll,
wie schon aus Hamburg gemeldet wurde, in Be-
gleitung der Kaiserin bereits im Monate Juni,
gefolgt von der russischen Ostseeflotte, zum Be-
suche des deutschen Kaisers in Kiel eintreffen. In
nächster Zeit soll aber auch Kaiser Wilhelm seiner
Großmutter, der Königin Victoria von England,
einen Besuch abstatten. Die Yacht, auf welcher
der deutsche Kaiser se[i]ne Reise znr See antreten
soll, wird bereits in Dienst gestellt, und man
glaubt in Berlin, daß die jüngste Anw[e]senheit
des Lord Beeresford in der deutschen Reichshaupt-
stadt, wo derselbe bei Hofe vielfach ausgezeichnet
wurde, die näheren Verabredungen über die Reise
des Kaisers nach England zum Zwecke hatte.

(Die französische Winisterkrisis)

ist noch
immer nicht beendet und finden von Seite des Prä-
sidenten noch immer Verhandlungen statt. Pariser
[Spaltenumbruch] Journalen zufolge beabsichtigt der Präsident blos
die Berufung eines Geschäftsministeriums, um den
Erfolg der Ausstellung zu sichern.

(General Bonlanger)

scheint sich in den
Gedanken, dazu berufen zu sein, binnen Kurzem
die Geschicke Frankreichs zu leiten, völlig einge-
lebt zu haben. Dem Pariser Berichterstatter der
"Morning Post" gegenüber meinte er, die Eng-
länder müßten Egypten räumen, und er glaube
auch, daß sie es freiwillig thun würden. Er würde,
zur Macht gelangt, eine solche Lösung der Frage
anzubahnen versuchen. Als der Berichterstatter die
zarte Frage stellte: "Auf friedlichem Wege?"
blieb der General eine entschiedene Antwort schul-
dig und schien sich nicht gerne darüber äußern
zu wollen.

(Ein Vertrauensvotum für Crispi.)

In der Sitzung der italienischen Kammer vom
16. d. M. theilte der Präsident mit, der König
nahm die Kammeradresse entgegen und dankte
für die Zuneigungskundgebung. Der König er-
blickte gleichfalls in der Ausübung der gesetzlichen
Freiheiten die sicherste Garantie des nationalen
Lebens und der nationalen Zukunft; er hoffe,
das Parlament werde im Einvernehmen mit der
Regierung auch die Schwierigkeiten wichtiger
wirthschaftlicher Fragen überwinden, welche Auf-
gabe eine den Frieden anstrebende Regierungs-
politik erleichtern werde. Der König bat, dem
Parlamente seine Gefühle und Wünsche für das
Wohl und den Ruhm Italiens zu übermitteln.
(Lebhafte Zustimmung.) Bei der Fortsetzung der
Verhandlung des Antrages Bonghi acceptirte
Crispi eine T[a]gesordnung, wonach die Kammer,
im Vertrauen, Crispi werde unter vollständiger
Wahrung der verfassungsmäßigen Freiheiten die
Ruhe und Ordnung energisch aufrecht zu erhal-
ten wissen, zur Tagesordnung übergeht. Die
Tagesordnung wurde mit 247 gegen 115 Stim-
men angenommen, alle anderen Tagesordnungen
gegen das Ministerium wurden abgelehnt. Vor
der Abstimmung erklärte Crispi, seine Demission
geben zu wollen, wenn die Kammer gegen ihn
entscheiden sollte.

(Der Nihilismus.)

Der in seinen heimi-
schen russischen Augelegenheiten meist sehr wohl
orientirte Petersburger Correspondent der "Schles.
Ztg." schreibt diesem Blatte, "in Bezug auf den
Nihilismus sei, nach der Auffassung anerkannter
Kenner der einschlägigen Verhältnisse, eine ent-
schiedene Wendung zum Besseren eingetreten.
Man höre jetzt gar nichts mehr von irgend
welchen verbrecherischen Anschlägen oder von einer
sonstigen Thätigkeit der Nihilisten, und der beste
Beweis für die Richtigkeit jener günstigen Auf-
fassung sei, daß bereits seit mehreren Mo-
naten in der Petersburger Festung sich kein
einziger nihilistischer Untersuchungsgefangener mehr
befinde. Dies sei seit nahezu zehn Jahren nicht




[Spaltenumbruch]

Am Morgen des 9. Thermidor (27. Juli
1794) drang Kanonendonner an das Ohr der
Gefangenen, durch den in ihnen die Annahme
erweckt wurde, daß bedeutungsvolle Ereignisse sich
in der Stadt abspielten. Die bestürzten Gesichter
ihrer Wärter waren wohl geeignet, diese Ver-
muthung zu befestigen, und so schwankten sie den
ganzen Tag über zwischen der Furcht vor einem
nahen schrecklichen Ende und der Hoffnung, daß
die Dinge eine Wendung zum Besseren nehmen
könnten. Die Schale senkte sich endlich zu Gun-
sten der Hoffnung, als sich am Abend unter
ihnen das Gerücht von dem Tode Robespierre's
verbreitete. In der That brach jetzt auch eine
bessere Zeit für sie an: ihre Behandlung wurde
eine menschenwürdigere, und die Freilassungen
mehrten sich von Tag zu Tag.

Diejenigen mit adeligem Namen mußten frei-
lich länger als die Bürgerlichen auf die günstigen
Folgen der Ereignisse des 9. Thermidor warten,
und seit diesem denkwürdigen Tage verstrichen
noch mehr als zwei Monate, bevor die Her-
zogin von Duras sich vor ihren Richtern ver-
antworten konnte.

Zusammen mit Frau von La Fayette hatte
sie das hochnothpeinliche Verhör zu bestehen. Als
Bourdon, einer der Richter, sie nach ihrem Na-
men fragte und sie denjenigen ihres Vaters und
ihres verstorbenen Gemals nannte, sprang Jener
von seinem Stuhl auf und rief aus: "Das sind
abscheuliche Namen! Wir dürfen diese Frau nicht
in Freiheit setzen, ihre Sache muß im Comite
der allgemeinen Sicherheit verhandelt werden."
[Spaltenumbruch] Auf die weitere Frage, was sie für die Revolu-
tion gethan habe, erwiderte die Herzogin: Zu
allen Zeiten meines Lebens habe ich so viel
Gutes gethan, wie ich konnte, und an arme
Freiwillige von den Besitzungen meines Vaters
Geld vertheilt, als sie sich zum Heere begaben."
Frau von La Fayette entgegnete auf die Bemer-
kung eines andern Richters, daß er ihren Gatten
und ihren Namen verabscheue, mit ruhigem Muth,
daß sie stets ihren Gatten vertheidigen werde
und daß ein Name in ihren Augen kein Un-
recht sei.

Am 19. October des Jahres 1794 erhielt
die Herzogin endlich ihre Freiheit, nachdem sie
vierzehn Monate in strenger Kerkerhaft ge-
schmachtet und die Qual fortwährender Todes-
angst ertragen hatte. Aber dennoch drang kein
Freudenton aufjauchzender Erleichterung aus
ihrer Brust, als sich die Pforten ihres Gefäng-
nisses für sie öffneten. Wohin sie auch ihre
Blicke wenden mochte: nur schmerzvolle Erinne-
rung nnd Verlassensein und Entbehrungen
aller Art sah sie vor sich. Hatte man nicht ihre
Eltern auf's Blutgerüst geschleppt? War nicht
fast das ganze Vermögen ihrer Familie von
der Revolution verschlungen worden? In der
That, so geringe Existenzmittel standen ihr jetzt
zur Verfügung, daß sie sich bei der außerordent-
lichen Theuerung, die damals in Paris herrschte,
kaum vor Hunger schützen konnte, und erst die
Wandlung in den socialen Verhältnissen ihres
Landes führte eine Besserung ihrer äußeren Lage
herbei.

("Tägl. R.")
[Spaltenumbruch]

der Fall gewesen. Die Stimmung im ganzen
Lande habe sich eben in jeder Beziehung beru-
higt, und das gebe sich auch im Einschlummern
des Nihilismus kund." Hoffentlich ist dieß nicht
die Ruhe vor dem Sturme.




Reichsrath.
Sitzung des Abgeordnetenhauses vom
16. Februar.


In der heutigen Sitzung sagte der Abge-
ordnete Zallinger: Die ablehnenden Erklärun-
gen der Regierung im Subcomite des Steuer-
ausschusses bezüglich der Gebäudesteuer werden
die Erbitterung in der Bevölkerung nur noch
steigern. Man konnte wenigstens eine Milderung
der ungerechten Härten des Gesetzes schon mit
Rücksicht auf die Abgeordneten, welche die Regie-
rung unterstützen, erwarten, allein die Forderun-
gen der Gerechtigkeit und die poiltischen Rück-
sichten fielen der fiscalischen Ausbeutung zum
Opfer. Der Redner ersucht den Obmann des
Steuerausschusses, baldigst eine Ausschußsitzung
einzuberufen, womöglich noch vor der Budget-
debatte, damit Klarheit in die Situation komme,
bevor der Regierung das Budget bewilligt wird.
(Hört! links.) Der Redner ersucht auch den Prä-
sidenten um ein schärferes Tempo in der Abhal-
tung der Sitzungen. Ich halte es, fuhr der Redner
fort, geradezu für gefährlich, die wichtigsten und
dringendsten Angelegenheiten auch in diesem
Sessionsabschnitte unerledigt zu lassen. (Hört!
links.) Die Vermuthung liegt nahe, daß nach
der Bewilligung des Budgets die Regierung finden
werde, das Haus habe seine Schuldigkeit gethan
und kann nach Hause gehen. (Hört! links.) Des-
halb sollten die dringendsten Angelegenheiten auf
die Tagesordnung kommen. Die Freunde der
Regierung müßten das umsomehr wünschen, damit
doch etwas geschehe, bevor ein weiteres Jahr
nutzlos verstreicht. Wenn die Majorität nicht alle
parlamentarischen Mitteln aufböte, läge die Ver-
muthung nahe, daß die Herren von der Ahnung
beschlichen sind, daß man, wenn Fragen zur
Sprache kommen, welche das katholische Volk be-
rühren, von dieser Regierung nichts zu erwarten
hat. (Hört! links.)

Hierauf setzte das Haus die Specialdebatte
über das Lagerhausgesetz fort.

Ebenhoch und Genossen interpellirten wegen
vielfach vorgekommener Confiscationen clerikaler
Blätter. In der Interpellation wird gesagt, man-
chen Staatsanwaltschaften sei es mehr um die
Sache der liberalen Partei als um Recht und
Gesetz zu thun. (Gelächter links.)




Locales und Provinzielles.


(Seine kaisl. Hoheit Franz Ferdinand
d'Este in Olmütz.)

Samstag Abends 6 Uhr
traf Se. kais. Hoheit Erzherzog Franz Fer-
dinand d'Este
mit der Staatsbahn, von Prag
kommend, zum Besuche Sr. kais. Hoheit des Erz-
herzogs Eugen in Olmütz ein. Se. kais Hoheit
nahm in der Residenz, welche Erzherzog Eugen
bewohnt, sein Absteigequartier. Gestern Vormittags
besuchten die beiden Erzherzoge die Domkirche,
woselbst dieselben von dem Domcapitular Ritter
v. Holle empfangen wurden und das Gotteshaus
in allen Räumen besichtigten; auch die Krypta,
in welcher bekanntlich das Herz des früheren
Olmützer Fürsterzbischofs Erzherzogs Rudolf,
aufbewahrt wird, wurde besichtigt. Weitere Be-
suche galten der Sct. Mauritzkirche und der Sct.
Michaelskirche. Um 3/411 Uhr V. erschienen die
beiden Erzherzoge in dem im städt. Rathhause
befindlichen historischen Museum der Stadt Olmütz,
wo sie vom Herrn Bürgermeister v. Engel, Herrn
Professor Nowak und Herrn Archivar, Official
Grammel empfangen wurden. Se. kais. Hoheit
Herr Erzherzog Franz Ferdinand besichtigte das
Museum in eingehender Weise, wobei die Herren
Bürgermeister v. Engel und Professor Nowak den
Cicerone machten. Der Herr Erzherzog war sicht-
lich über die Fülle der im historischen Museum
befindlichen, auf die Stadtgeschichte bezug-
habenden Objecte, sowie über die hübsche
und übersichtliche Anordnung überrascht und sprach
hierüber seine volle Anerkennung aus. Se. kais.
Hoheit unterzeichnete hierauf seinen Namenszug:

[Spaltenumbruch]

rität zur Kenntniß genommen, womit die
Sitzung ſchloß.

(Die Nationalliberalen und der deutſche
Reichskanzler.)

Die „Hamb. Nachrichten“ be-
ſtätigen, daß die national liberale Parteileitung
brieflich ihre Mitglieder aufforderte, bei der Un-
terſtützung der inneren Politik des raſchalternden
Reichskanzlers mit möglichſter Vorſicht zu ver-
fahren. Wie ferner verlautet, hat in der Frac-
tionsſitzung der Nationalliberalen, welche über
den Antrag Bebel’s betreffend die Aufhebung der
Getreidezölle berieth, Benningſen geſagt: Mit
dem Abl[e]ben des Kanzlers würden die Getreide-
zölle ohnehin fallen, deshalb brauche man gar
nicht für den Antrag B[e]bel’s oder andere An-
träge ſtimmen. In der nationalliberalen Partei
ſelbſt ſollen anläßlich dieſer Vorgänge ſtürmiſche
Scenen ſtattgefunden haben. Die ſüddeutſchen
Mitglieder ſollen mit Seceſſion nach rechts ge-
droht haben.

Die „Nordd. Allg. Ztg.“ ſchreibt: In maß-
gebenden Kreiſen iſt man erſtaunt über den Lärm,
den der Artikel der „Hamburger Nachrichten“:
„Die Nationalliberalen und der Reichskanzler“,
in der Preſſe erregt hat. Die Thatſache dürfte
ihre Erklärung darin finden, daß man den Ex-
p[e]ctorationen des Hamburger Blattes einen offi-
ciöſen Urſprung beimißt und dieſelben auf den
Reichskanzler, beziehungsweiſe auf Perſonen ſeiner
nächſten Umgebung zurückführt. Dieſes proton
pseudos
(Irrthum) möchten wir als ſolches con-
ſtatiren. Schon der Styl und die Redaction
des Artikels hätten berechtigten Zweifel nach
dieſer Richtung erregen müſſen. Die vielſeitige
Unkla[r]heit der Tendenz des Artikels, welche den-
ſelben ſchwer verſtändlich macht, hätte als Beweis
dafür genügen ſollen, daß der geiſtige Urheber
jedenfalls nicht in der Wilhelmsſtraße geſucht
werden darf.

(Monarchen-Begegnungen.)

Der nächſte
Sommer wird Europa wieder eine Reihe von
Monarchen-Begegnungen bringen. Der Czar ſoll,
wie ſchon aus Hamburg gemeldet wurde, in Be-
gleitung der Kaiſerin bereits im Monate Juni,
gefolgt von der ruſſiſchen Oſtſeeflotte, zum Be-
ſuche des deutſchen Kaiſers in Kiel eintreffen. In
nächſter Zeit ſoll aber auch Kaiſer Wilhelm ſeiner
Großmutter, der Königin Victoria von England,
einen Beſuch abſtatten. Die Yacht, auf welcher
der deutſche Kaiſer ſe[i]ne Reiſe znr See antreten
ſoll, wird bereits in Dienſt geſtellt, und man
glaubt in Berlin, daß die jüngſte Anw[e]ſenheit
des Lord Beeresford in der deutſchen Reichshaupt-
ſtadt, wo derſelbe bei Hofe vielfach ausgezeichnet
wurde, die näheren Verabredungen über die Reiſe
des Kaiſers nach England zum Zwecke hatte.

(Die franzöſiſche Winiſterkriſis)

iſt noch
immer nicht beendet und finden von Seite des Prä-
ſidenten noch immer Verhandlungen ſtatt. Pariſer
[Spaltenumbruch] Journalen zufolge beabſichtigt der Präſident blos
die Berufung eines Geſchäftsminiſteriums, um den
Erfolg der Ausſtellung zu ſichern.

(General Bonlanger)

ſcheint ſich in den
Gedanken, dazu berufen zu ſein, binnen Kurzem
die Geſchicke Frankreichs zu leiten, völlig einge-
lebt zu haben. Dem Pariſer Berichterſtatter der
„Morning Poſt“ gegenüber meinte er, die Eng-
länder müßten Egypten räumen, und er glaube
auch, daß ſie es freiwillig thun würden. Er würde,
zur Macht gelangt, eine ſolche Löſung der Frage
anzubahnen verſuchen. Als der Berichterſtatter die
zarte Frage ſtellte: „Auf friedlichem Wege?“
blieb der General eine entſchiedene Antwort ſchul-
dig und ſchien ſich nicht gerne darüber äußern
zu wollen.

(Ein Vertrauensvotum für Crispi.)

In der Sitzung der italieniſchen Kammer vom
16. d. M. theilte der Präſident mit, der König
nahm die Kammeradreſſe entgegen und dankte
für die Zuneigungskundgebung. Der König er-
blickte gleichfalls in der Ausübung der geſetzlichen
Freiheiten die ſicherſte Garantie des nationalen
Lebens und der nationalen Zukunft; er hoffe,
das Parlament werde im Einvernehmen mit der
Regierung auch die Schwierigkeiten wichtiger
wirthſchaftlicher Fragen überwinden, welche Auf-
gabe eine den Frieden anſtrebende Regierungs-
politik erleichtern werde. Der König bat, dem
Parlamente ſeine Gefühle und Wünſche für das
Wohl und den Ruhm Italiens zu übermitteln.
(Lebhafte Zuſtimmung.) Bei der Fortſetzung der
Verhandlung des Antrages Bonghi acceptirte
Crispi eine T[a]gesordnung, wonach die Kammer,
im Vertrauen, Crispi werde unter vollſtändiger
Wahrung der verfaſſungsmäßigen Freiheiten die
Ruhe und Ordnung energiſch aufrecht zu erhal-
ten wiſſen, zur Tagesordnung übergeht. Die
Tagesordnung wurde mit 247 gegen 115 Stim-
men angenommen, alle anderen Tagesordnungen
gegen das Miniſterium wurden abgelehnt. Vor
der Abſtimmung erklärte Crispi, ſeine Demiſſion
geben zu wollen, wenn die Kammer gegen ihn
entſcheiden ſollte.

(Der Nihilismus.)

Der in ſeinen heimi-
ſchen ruſſiſchen Augelegenheiten meiſt ſehr wohl
orientirte Petersburger Correſpondent der „Schleſ.
Ztg.“ ſchreibt dieſem Blatte, „in Bezug auf den
Nihilismus ſei, nach der Auffaſſung anerkannter
Kenner der einſchlägigen Verhältniſſe, eine ent-
ſchiedene Wendung zum Beſſeren eingetreten.
Man höre jetzt gar nichts mehr von irgend
welchen verbrecheriſchen Anſchlägen oder von einer
ſonſtigen Thätigkeit der Nihiliſten, und der beſte
Beweis für die Richtigkeit jener günſtigen Auf-
faſſung ſei, daß bereits ſeit mehreren Mo-
naten in der Petersburger Feſtung ſich kein
einziger nihiliſtiſcher Unterſuchungsgefangener mehr
befinde. Dies ſei ſeit nahezu zehn Jahren nicht




[Spaltenumbruch]

Am Morgen des 9. Thermidor (27. Juli
1794) drang Kanonendonner an das Ohr der
Gefangenen, durch den in ihnen die Annahme
erweckt wurde, daß bedeutungsvolle Ereigniſſe ſich
in der Stadt abſpielten. Die beſtürzten Geſichter
ihrer Wärter waren wohl geeignet, dieſe Ver-
muthung zu befeſtigen, und ſo ſchwankten ſie den
ganzen Tag über zwiſchen der Furcht vor einem
nahen ſchrecklichen Ende und der Hoffnung, daß
die Dinge eine Wendung zum Beſſeren nehmen
könnten. Die Schale ſenkte ſich endlich zu Gun-
ſten der Hoffnung, als ſich am Abend unter
ihnen das Gerücht von dem Tode Robespierre’s
verbreitete. In der That brach jetzt auch eine
beſſere Zeit für ſie an: ihre Behandlung wurde
eine menſchenwürdigere, und die Freilaſſungen
mehrten ſich von Tag zu Tag.

Diejenigen mit adeligem Namen mußten frei-
lich länger als die Bürgerlichen auf die günſtigen
Folgen der Ereigniſſe des 9. Thermidor warten,
und ſeit dieſem denkwürdigen Tage verſtrichen
noch mehr als zwei Monate, bevor die Her-
zogin von Duras ſich vor ihren Richtern ver-
antworten konnte.

Zuſammen mit Frau von La Fayette hatte
ſie das hochnothpeinliche Verhör zu beſtehen. Als
Bourdon, einer der Richter, ſie nach ihrem Na-
men fragte und ſie denjenigen ihres Vaters und
ihres verſtorbenen Gemals nannte, ſprang Jener
von ſeinem Stuhl auf und rief aus: „Das ſind
abſcheuliche Namen! Wir dürfen dieſe Frau nicht
in Freiheit ſetzen, ihre Sache muß im Comité
der allgemeinen Sicherheit verhandelt werden.“
[Spaltenumbruch] Auf die weitere Frage, was ſie für die Revolu-
tion gethan habe, erwiderte die Herzogin: Zu
allen Zeiten meines Lebens habe ich ſo viel
Gutes gethan, wie ich konnte, und an arme
Freiwillige von den Beſitzungen meines Vaters
Geld vertheilt, als ſie ſich zum Heere begaben.“
Frau von La Fayette entgegnete auf die Bemer-
kung eines andern Richters, daß er ihren Gatten
und ihren Namen verabſcheue, mit ruhigem Muth,
daß ſie ſtets ihren Gatten vertheidigen werde
und daß ein Name in ihren Augen kein Un-
recht ſei.

Am 19. October des Jahres 1794 erhielt
die Herzogin endlich ihre Freiheit, nachdem ſie
vierzehn Monate in ſtrenger Kerkerhaft ge-
ſchmachtet und die Qual fortwährender Todes-
angſt ertragen hatte. Aber dennoch drang kein
Freudenton aufjauchzender Erleichterung aus
ihrer Bruſt, als ſich die Pforten ihres Gefäng-
niſſes für ſie öffneten. Wohin ſie auch ihre
Blicke wenden mochte: nur ſchmerzvolle Erinne-
rung nnd Verlaſſenſein und Entbehrungen
aller Art ſah ſie vor ſich. Hatte man nicht ihre
Eltern auf’s Blutgerüſt geſchleppt? War nicht
faſt das ganze Vermögen ihrer Familie von
der Revolution verſchlungen worden? In der
That, ſo geringe Exiſtenzmittel ſtanden ihr jetzt
zur Verfügung, daß ſie ſich bei der außerordent-
lichen Theuerung, die damals in Paris herrſchte,
kaum vor Hunger ſchützen konnte, und erſt die
Wandlung in den ſocialen Verhältniſſen ihres
Landes führte eine Beſſerung ihrer äußeren Lage
herbei.

(„Tägl. R.“)
[Spaltenumbruch]

der Fall geweſen. Die Stimmung im ganzen
Lande habe ſich eben in jeder Beziehung beru-
higt, und das gebe ſich auch im Einſchlummern
des Nihilismus kund.“ Hoffentlich iſt dieß nicht
die Ruhe vor dem Sturme.




Reichsrath.
Sitzung des Abgeordnetenhauſes vom
16. Februar.


In der heutigen Sitzung ſagte der Abge-
ordnete Zallinger: Die ablehnenden Erklärun-
gen der Regierung im Subcomité des Steuer-
ausſchuſſes bezüglich der Gebäudeſteuer werden
die Erbitterung in der Bevölkerung nur noch
ſteigern. Man konnte wenigſtens eine Milderung
der ungerechten Härten des Geſetzes ſchon mit
Rückſicht auf die Abgeordneten, welche die Regie-
rung unterſtützen, erwarten, allein die Forderun-
gen der Gerechtigkeit und die poiltiſchen Rück-
ſichten fielen der fiscaliſchen Ausbeutung zum
Opfer. Der Redner erſucht den Obmann des
Steuerausſchuſſes, baldigſt eine Ausſchußſitzung
einzuberufen, womöglich noch vor der Budget-
debatte, damit Klarheit in die Situation komme,
bevor der Regierung das Budget bewilligt wird.
(Hört! links.) Der Redner erſucht auch den Prä-
ſidenten um ein ſchärferes Tempo in der Abhal-
tung der Sitzungen. Ich halte es, fuhr der Redner
fort, geradezu für gefährlich, die wichtigſten und
dringendſten Angelegenheiten auch in dieſem
Seſſionsabſchnitte unerledigt zu laſſen. (Hört!
links.) Die Vermuthung liegt nahe, daß nach
der Bewilligung des Budgets die Regierung finden
werde, das Haus habe ſeine Schuldigkeit gethan
und kann nach Hauſe gehen. (Hört! links.) Des-
halb ſollten die dringendſten Angelegenheiten auf
die Tagesordnung kommen. Die Freunde der
Regierung müßten das umſomehr wünſchen, damit
doch etwas geſchehe, bevor ein weiteres Jahr
nutzlos verſtreicht. Wenn die Majorität nicht alle
parlamentariſchen Mitteln aufböte, läge die Ver-
muthung nahe, daß die Herren von der Ahnung
beſchlichen ſind, daß man, wenn Fragen zur
Sprache kommen, welche das katholiſche Volk be-
rühren, von dieſer Regierung nichts zu erwarten
hat. (Hört! links.)

Hierauf ſetzte das Haus die Specialdebatte
über das Lagerhausgeſetz fort.

Ebenhoch und Genoſſen interpellirten wegen
vielfach vorgekommener Confiscationen clerikaler
Blätter. In der Interpellation wird geſagt, man-
chen Staatsanwaltſchaften ſei es mehr um die
Sache der liberalen Partei als um Recht und
Geſetz zu thun. (Gelächter links.)




Locales und Provinzielles.


(Seine kaiſl. Hoheit Franz Ferdinand
d’Eſte in Olmütz.)

Samſtag Abends 6 Uhr
traf Se. kaiſ. Hoheit Erzherzog Franz Fer-
dinand d’Eſte
mit der Staatsbahn, von Prag
kommend, zum Beſuche Sr. kaiſ. Hoheit des Erz-
herzogs Eugen in Olmütz ein. Se. kaiſ Hoheit
nahm in der Reſidenz, welche Erzherzog Eugen
bewohnt, ſein Abſteigequartier. Geſtern Vormittags
beſuchten die beiden Erzherzoge die Domkirche,
woſelbſt dieſelben von dem Domcapitular Ritter
v. Holle empfangen wurden und das Gotteshaus
in allen Räumen beſichtigten; auch die Krypta,
in welcher bekanntlich das Herz des früheren
Olmützer Fürſterzbiſchofs Erzherzogs Rudolf,
aufbewahrt wird, wurde beſichtigt. Weitere Be-
ſuche galten der Sct. Mauritzkirche und der Sct.
Michaelskirche. Um ¾11 Uhr V. erſchienen die
beiden Erzherzoge in dem im ſtädt. Rathhauſe
befindlichen hiſtoriſchen Muſeum der Stadt Olmütz,
wo ſie vom Herrn Bürgermeiſter v. Engel, Herrn
Profeſſor Nowak und Herrn Archivar, Official
Grammel empfangen wurden. Se. kaiſ. Hoheit
Herr Erzherzog Franz Ferdinand beſichtigte das
Muſeum in eingehender Weiſe, wobei die Herren
Bürgermeiſter v. Engel und Profeſſor Nowak den
Cicerone machten. Der Herr Erzherzog war ſicht-
lich über die Fülle der im hiſtoriſchen Muſeum
befindlichen, auf die Stadtgeſchichte bezug-
habenden Objecte, ſowie über die hübſche
und überſichtliche Anordnung überraſcht und ſprach
hierüber ſeine volle Anerkennung aus. Se. kaiſ.
Hoheit unterzeichnete hierauf ſeinen Namenszug:

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[[4]/0004] rität zur Kenntniß genommen, womit die Sitzung ſchloß. (Die Nationalliberalen und der deutſche Reichskanzler.) Die „Hamb. Nachrichten“ be- ſtätigen, daß die national liberale Parteileitung brieflich ihre Mitglieder aufforderte, bei der Un- terſtützung der inneren Politik des raſchalternden Reichskanzlers mit möglichſter Vorſicht zu ver- fahren. Wie ferner verlautet, hat in der Frac- tionsſitzung der Nationalliberalen, welche über den Antrag Bebel’s betreffend die Aufhebung der Getreidezölle berieth, Benningſen geſagt: Mit dem Ableben des Kanzlers würden die Getreide- zölle ohnehin fallen, deshalb brauche man gar nicht für den Antrag Bebel’s oder andere An- träge ſtimmen. In der nationalliberalen Partei ſelbſt ſollen anläßlich dieſer Vorgänge ſtürmiſche Scenen ſtattgefunden haben. Die ſüddeutſchen Mitglieder ſollen mit Seceſſion nach rechts ge- droht haben. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ ſchreibt: In maß- gebenden Kreiſen iſt man erſtaunt über den Lärm, den der Artikel der „Hamburger Nachrichten“: „Die Nationalliberalen und der Reichskanzler“, in der Preſſe erregt hat. Die Thatſache dürfte ihre Erklärung darin finden, daß man den Ex- pectorationen des Hamburger Blattes einen offi- ciöſen Urſprung beimißt und dieſelben auf den Reichskanzler, beziehungsweiſe auf Perſonen ſeiner nächſten Umgebung zurückführt. Dieſes proton pseudos (Irrthum) möchten wir als ſolches con- ſtatiren. Schon der Styl und die Redaction des Artikels hätten berechtigten Zweifel nach dieſer Richtung erregen müſſen. Die vielſeitige Unklarheit der Tendenz des Artikels, welche den- ſelben ſchwer verſtändlich macht, hätte als Beweis dafür genügen ſollen, daß der geiſtige Urheber jedenfalls nicht in der Wilhelmsſtraße geſucht werden darf. (Monarchen-Begegnungen.) Der nächſte Sommer wird Europa wieder eine Reihe von Monarchen-Begegnungen bringen. Der Czar ſoll, wie ſchon aus Hamburg gemeldet wurde, in Be- gleitung der Kaiſerin bereits im Monate Juni, gefolgt von der ruſſiſchen Oſtſeeflotte, zum Be- ſuche des deutſchen Kaiſers in Kiel eintreffen. In nächſter Zeit ſoll aber auch Kaiſer Wilhelm ſeiner Großmutter, der Königin Victoria von England, einen Beſuch abſtatten. Die Yacht, auf welcher der deutſche Kaiſer ſeine Reiſe znr See antreten ſoll, wird bereits in Dienſt geſtellt, und man glaubt in Berlin, daß die jüngſte Anweſenheit des Lord Beeresford in der deutſchen Reichshaupt- ſtadt, wo derſelbe bei Hofe vielfach ausgezeichnet wurde, die näheren Verabredungen über die Reiſe des Kaiſers nach England zum Zwecke hatte. (Die franzöſiſche Winiſterkriſis) iſt noch immer nicht beendet und finden von Seite des Prä- ſidenten noch immer Verhandlungen ſtatt. Pariſer Journalen zufolge beabſichtigt der Präſident blos die Berufung eines Geſchäftsminiſteriums, um den Erfolg der Ausſtellung zu ſichern. (General Bonlanger) ſcheint ſich in den Gedanken, dazu berufen zu ſein, binnen Kurzem die Geſchicke Frankreichs zu leiten, völlig einge- lebt zu haben. Dem Pariſer Berichterſtatter der „Morning Poſt“ gegenüber meinte er, die Eng- länder müßten Egypten räumen, und er glaube auch, daß ſie es freiwillig thun würden. Er würde, zur Macht gelangt, eine ſolche Löſung der Frage anzubahnen verſuchen. Als der Berichterſtatter die zarte Frage ſtellte: „Auf friedlichem Wege?“ blieb der General eine entſchiedene Antwort ſchul- dig und ſchien ſich nicht gerne darüber äußern zu wollen. (Ein Vertrauensvotum für Crispi.) In der Sitzung der italieniſchen Kammer vom 16. d. M. theilte der Präſident mit, der König nahm die Kammeradreſſe entgegen und dankte für die Zuneigungskundgebung. Der König er- blickte gleichfalls in der Ausübung der geſetzlichen Freiheiten die ſicherſte Garantie des nationalen Lebens und der nationalen Zukunft; er hoffe, das Parlament werde im Einvernehmen mit der Regierung auch die Schwierigkeiten wichtiger wirthſchaftlicher Fragen überwinden, welche Auf- gabe eine den Frieden anſtrebende Regierungs- politik erleichtern werde. Der König bat, dem Parlamente ſeine Gefühle und Wünſche für das Wohl und den Ruhm Italiens zu übermitteln. (Lebhafte Zuſtimmung.) Bei der Fortſetzung der Verhandlung des Antrages Bonghi acceptirte Crispi eine Tagesordnung, wonach die Kammer, im Vertrauen, Crispi werde unter vollſtändiger Wahrung der verfaſſungsmäßigen Freiheiten die Ruhe und Ordnung energiſch aufrecht zu erhal- ten wiſſen, zur Tagesordnung übergeht. Die Tagesordnung wurde mit 247 gegen 115 Stim- men angenommen, alle anderen Tagesordnungen gegen das Miniſterium wurden abgelehnt. Vor der Abſtimmung erklärte Crispi, ſeine Demiſſion geben zu wollen, wenn die Kammer gegen ihn entſcheiden ſollte. (Der Nihilismus.) Der in ſeinen heimi- ſchen ruſſiſchen Augelegenheiten meiſt ſehr wohl orientirte Petersburger Correſpondent der „Schleſ. Ztg.“ ſchreibt dieſem Blatte, „in Bezug auf den Nihilismus ſei, nach der Auffaſſung anerkannter Kenner der einſchlägigen Verhältniſſe, eine ent- ſchiedene Wendung zum Beſſeren eingetreten. Man höre jetzt gar nichts mehr von irgend welchen verbrecheriſchen Anſchlägen oder von einer ſonſtigen Thätigkeit der Nihiliſten, und der beſte Beweis für die Richtigkeit jener günſtigen Auf- faſſung ſei, daß bereits ſeit mehreren Mo- naten in der Petersburger Feſtung ſich kein einziger nihiliſtiſcher Unterſuchungsgefangener mehr befinde. Dies ſei ſeit nahezu zehn Jahren nicht Am Morgen des 9. Thermidor (27. Juli 1794) drang Kanonendonner an das Ohr der Gefangenen, durch den in ihnen die Annahme erweckt wurde, daß bedeutungsvolle Ereigniſſe ſich in der Stadt abſpielten. Die beſtürzten Geſichter ihrer Wärter waren wohl geeignet, dieſe Ver- muthung zu befeſtigen, und ſo ſchwankten ſie den ganzen Tag über zwiſchen der Furcht vor einem nahen ſchrecklichen Ende und der Hoffnung, daß die Dinge eine Wendung zum Beſſeren nehmen könnten. Die Schale ſenkte ſich endlich zu Gun- ſten der Hoffnung, als ſich am Abend unter ihnen das Gerücht von dem Tode Robespierre’s verbreitete. In der That brach jetzt auch eine beſſere Zeit für ſie an: ihre Behandlung wurde eine menſchenwürdigere, und die Freilaſſungen mehrten ſich von Tag zu Tag. Diejenigen mit adeligem Namen mußten frei- lich länger als die Bürgerlichen auf die günſtigen Folgen der Ereigniſſe des 9. Thermidor warten, und ſeit dieſem denkwürdigen Tage verſtrichen noch mehr als zwei Monate, bevor die Her- zogin von Duras ſich vor ihren Richtern ver- antworten konnte. Zuſammen mit Frau von La Fayette hatte ſie das hochnothpeinliche Verhör zu beſtehen. Als Bourdon, einer der Richter, ſie nach ihrem Na- men fragte und ſie denjenigen ihres Vaters und ihres verſtorbenen Gemals nannte, ſprang Jener von ſeinem Stuhl auf und rief aus: „Das ſind abſcheuliche Namen! Wir dürfen dieſe Frau nicht in Freiheit ſetzen, ihre Sache muß im Comité der allgemeinen Sicherheit verhandelt werden.“ Auf die weitere Frage, was ſie für die Revolu- tion gethan habe, erwiderte die Herzogin: Zu allen Zeiten meines Lebens habe ich ſo viel Gutes gethan, wie ich konnte, und an arme Freiwillige von den Beſitzungen meines Vaters Geld vertheilt, als ſie ſich zum Heere begaben.“ Frau von La Fayette entgegnete auf die Bemer- kung eines andern Richters, daß er ihren Gatten und ihren Namen verabſcheue, mit ruhigem Muth, daß ſie ſtets ihren Gatten vertheidigen werde und daß ein Name in ihren Augen kein Un- recht ſei. Am 19. October des Jahres 1794 erhielt die Herzogin endlich ihre Freiheit, nachdem ſie vierzehn Monate in ſtrenger Kerkerhaft ge- ſchmachtet und die Qual fortwährender Todes- angſt ertragen hatte. Aber dennoch drang kein Freudenton aufjauchzender Erleichterung aus ihrer Bruſt, als ſich die Pforten ihres Gefäng- niſſes für ſie öffneten. Wohin ſie auch ihre Blicke wenden mochte: nur ſchmerzvolle Erinne- rung nnd Verlaſſenſein und Entbehrungen aller Art ſah ſie vor ſich. Hatte man nicht ihre Eltern auf’s Blutgerüſt geſchleppt? War nicht faſt das ganze Vermögen ihrer Familie von der Revolution verſchlungen worden? In der That, ſo geringe Exiſtenzmittel ſtanden ihr jetzt zur Verfügung, daß ſie ſich bei der außerordent- lichen Theuerung, die damals in Paris herrſchte, kaum vor Hunger ſchützen konnte, und erſt die Wandlung in den ſocialen Verhältniſſen ihres Landes führte eine Beſſerung ihrer äußeren Lage herbei. („Tägl. R.“) der Fall geweſen. Die Stimmung im ganzen Lande habe ſich eben in jeder Beziehung beru- higt, und das gebe ſich auch im Einſchlummern des Nihilismus kund.“ Hoffentlich iſt dieß nicht die Ruhe vor dem Sturme. Reichsrath. Sitzung des Abgeordnetenhauſes vom 16. Februar. Wien, 16. Februar. In der heutigen Sitzung ſagte der Abge- ordnete Zallinger: Die ablehnenden Erklärun- gen der Regierung im Subcomité des Steuer- ausſchuſſes bezüglich der Gebäudeſteuer werden die Erbitterung in der Bevölkerung nur noch ſteigern. Man konnte wenigſtens eine Milderung der ungerechten Härten des Geſetzes ſchon mit Rückſicht auf die Abgeordneten, welche die Regie- rung unterſtützen, erwarten, allein die Forderun- gen der Gerechtigkeit und die poiltiſchen Rück- ſichten fielen der fiscaliſchen Ausbeutung zum Opfer. Der Redner erſucht den Obmann des Steuerausſchuſſes, baldigſt eine Ausſchußſitzung einzuberufen, womöglich noch vor der Budget- debatte, damit Klarheit in die Situation komme, bevor der Regierung das Budget bewilligt wird. (Hört! links.) Der Redner erſucht auch den Prä- ſidenten um ein ſchärferes Tempo in der Abhal- tung der Sitzungen. Ich halte es, fuhr der Redner fort, geradezu für gefährlich, die wichtigſten und dringendſten Angelegenheiten auch in dieſem Seſſionsabſchnitte unerledigt zu laſſen. (Hört! links.) Die Vermuthung liegt nahe, daß nach der Bewilligung des Budgets die Regierung finden werde, das Haus habe ſeine Schuldigkeit gethan und kann nach Hauſe gehen. (Hört! links.) Des- halb ſollten die dringendſten Angelegenheiten auf die Tagesordnung kommen. Die Freunde der Regierung müßten das umſomehr wünſchen, damit doch etwas geſchehe, bevor ein weiteres Jahr nutzlos verſtreicht. Wenn die Majorität nicht alle parlamentariſchen Mitteln aufböte, läge die Ver- muthung nahe, daß die Herren von der Ahnung beſchlichen ſind, daß man, wenn Fragen zur Sprache kommen, welche das katholiſche Volk be- rühren, von dieſer Regierung nichts zu erwarten hat. (Hört! links.) Hierauf ſetzte das Haus die Specialdebatte über das Lagerhausgeſetz fort. Ebenhoch und Genoſſen interpellirten wegen vielfach vorgekommener Confiscationen clerikaler Blätter. In der Interpellation wird geſagt, man- chen Staatsanwaltſchaften ſei es mehr um die Sache der liberalen Partei als um Recht und Geſetz zu thun. (Gelächter links.) Locales und Provinzielles. Olmütz, 18. Februar. (Seine kaiſl. Hoheit Franz Ferdinand d’Eſte in Olmütz.) Samſtag Abends 6 Uhr traf Se. kaiſ. Hoheit Erzherzog Franz Fer- dinand d’Eſte mit der Staatsbahn, von Prag kommend, zum Beſuche Sr. kaiſ. Hoheit des Erz- herzogs Eugen in Olmütz ein. Se. kaiſ Hoheit nahm in der Reſidenz, welche Erzherzog Eugen bewohnt, ſein Abſteigequartier. Geſtern Vormittags beſuchten die beiden Erzherzoge die Domkirche, woſelbſt dieſelben von dem Domcapitular Ritter v. Holle empfangen wurden und das Gotteshaus in allen Räumen beſichtigten; auch die Krypta, in welcher bekanntlich das Herz des früheren Olmützer Fürſterzbiſchofs Erzherzogs Rudolf, aufbewahrt wird, wurde beſichtigt. Weitere Be- ſuche galten der Sct. Mauritzkirche und der Sct. Michaelskirche. Um ¾11 Uhr V. erſchienen die beiden Erzherzoge in dem im ſtädt. Rathhauſe befindlichen hiſtoriſchen Muſeum der Stadt Olmütz, wo ſie vom Herrn Bürgermeiſter v. Engel, Herrn Profeſſor Nowak und Herrn Archivar, Official Grammel empfangen wurden. Se. kaiſ. Hoheit Herr Erzherzog Franz Ferdinand beſichtigte das Muſeum in eingehender Weiſe, wobei die Herren Bürgermeiſter v. Engel und Profeſſor Nowak den Cicerone machten. Der Herr Erzherzog war ſicht- lich über die Fülle der im hiſtoriſchen Muſeum befindlichen, auf die Stadtgeſchichte bezug- habenden Objecte, ſowie über die hübſche und überſichtliche Anordnung überraſcht und ſprach hierüber ſeine volle Anerkennung aus. Se. kaiſ. Hoheit unterzeichnete hierauf ſeinen Namenszug:

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 40, Olmütz, 18.02.1889, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches40_1889/4>, abgerufen am 29.03.2024.