Mährisches Tagblatt. Nr. 243, Olmütz, 24.10.1892.[Spaltenumbruch]
hoben. Ich erkläre hiemit, daß ich auf Grund (Confessionelle Lehranstalten.) Die Zahl (Die Sprachenfrage in Troppau.) Die (Das jungtschechische Prag.) In einer (Die deutsche Militärvorlage.) Zur Locales und Provinzielles. Olmütz, 24. October. (Zur Bürgermeisterwahl.) Wenn unsere (Personales.) Herr Stadrath August (Auszeichnung.) Der Kaiser hat dem Brief- (Aus dem Stadtverordneten-Collegium.) Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des Stadt- [Spaltenumbruch] lige Eitelkeit verfluchte! Und doch hatte ich nicht Ich hatte ihn volle vierzehn Tage nicht ge- "Kommen Sie," drängte er in mich, "ich "Meine Mutter," stellte er mich ihr glück- "Das ist mein ganzes Vermögen, mein Währenddem plauderte Alfred lustig weiter, "Er ist ein braver Sohn," meinte die milde "Mutter!" unterbrach er sie bittend. "Nicht doch! Hast Du vor Deinen Freun- "Ja," fuhr sie fort, sich wieder an mich Meine Herren, erlassen Sie mir weitere [Spaltenumbruch]
hoben. Ich erkläre hiemit, daß ich auf Grund (Confeſſionelle Lehranſtalten.) Die Zahl (Die Sprachenfrage in Troppau.) Die (Das jungtſchechiſche Prag.) In einer (Die deutſche Militärvorlage.) Zur Locales und Provinzielles. Olmütz, 24. October. (Zur Bürgermeiſterwahl.) Wenn unſere (Perſonales.) Herr Stadrath Auguſt (Auszeichnung.) Der Kaiſer hat dem Brief- (Aus dem Stadtverordneten-Collegium.) Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des Stadt- [Spaltenumbruch] lige Eitelkeit verfluchte! Und doch hatte ich nicht Ich hatte ihn volle vierzehn Tage nicht ge- „Kommen Sie,“ drängte er in mich, „ich „Meine Mutter,“ ſtellte er mich ihr glück- „Das iſt mein ganzes Vermögen, mein Währenddem plauderte Alfred luſtig weiter, „Er iſt ein braver Sohn,“ meinte die milde „Mutter!“ unterbrach er ſie bittend. „Nicht doch! Haſt Du vor Deinen Freun- „Ja,“ fuhr ſie fort, ſich wieder an mich Meine Herren, erlaſſen Sie mir weitere <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#f1c" xml:id="f1b" prev="#f1a" type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0003" n="[3]"/> <cb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="a2b" prev="#a2a" type="jArticle" n="2"> <p>hoben. Ich erkläre hiemit, daß ich auf Grund<lb/> ganz falſcher Informationen und in der Erre-<lb/> gung des Augenblickes gegen Se. Eminenz den<lb/> hochw. Herrn Erzbiſchof einen vollſtändig unbe-<lb/> rechtigten Vorwurf erhoben habe. Nachdem ich<lb/> von competenter Seite erfahren habe, daß gerade<lb/> im Gegentheile Se. Eminenz ſich der Sache un-<lb/> ſeres Glaubens mit dem größten Nachdrucke<lb/> angenommen hat, bitte ich Se. Eminenz öffent-<lb/> lich um Vergebung. Ernſt Schneider, Abgeord-<lb/> neter.“ — Wir ſtehen ſomit vor dem erſten Fall,<lb/> daß Schneider ſeine unzähligen Unwahrheiten,<lb/> die er täglich einer gedankenloſen, verhetzten Zu-<lb/> hörerſchaft auftiſchen darf, widerruft.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Confeſſionelle Lehranſtalten.)</hi> </head> <p>Die Zahl<lb/> der mit dem Oeffentlichkeitsrechte ausgeſtatteten<lb/> confeſſionellen Lehranſtalten nimmt in jüngſter<lb/> Zeit auffallend zu. 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Prag wird dann aufhören, eine utraqui-<lb/> ſtiſche Stadt zu ſein, ſondern Repräſentantin und<lb/> Schutzwehr des geſammten Tſchechenthums. Die-<lb/> ſen Worten folgten ſtürmiſche Zuſtimmungs-De-<lb/> monſtrationen. Der Antiſemit Breznowsky ſchildert<lb/> hierauf wie die alttſchechiſche Stadtverordneten-<lb/> Majorität gezögert habe, gegen Gautſch energiſch<lb/><cb/> aufzutreten und der Bürgermeiſter Solc geſagt<lb/> habe, er beſorge, die Regierung werde das<lb/> Collegium auflöſen, und wie von den Alttſchechen<lb/> das Schlagwort ausgegeben wurde, daß die<lb/> Politik nicht ins Rathhaus gehöre; aber von<lb/> der Stelle, ſagt Breznowsky, von der die Wieder-<lb/> geburt des tſchechiſchen Volkes ausging, und der<lb/> größte Tſcheche, Georg Podebrad, als König<lb/> hervorging, dürfe die Politik nicht ausgeſchloſſen<lb/> werden. — Dr. Cernohorsky führte aus: Das<lb/> tſchechiſche Volk wolle keine Utraquiſten, keine<lb/> Römlinge, keine Alttſchechen, ſondern für die<lb/> Zukunft nur eine „reine Generation.“ Dr. Groß<lb/> rief emphatiſch: „Das alttſchechiſche Rathhaus iſt<lb/> wie ein Alv auf der Bruſt der Krieger. Wir<lb/> müſſen Prag haben, geſchehe was da wolle!“<lb/> Hierauf wurden die jungtſchechiſchen Candidaten<lb/> unter ſtürmiſchem Lärm acceptirt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Die deutſche Militärvorlage.)</hi> </head> <p>Zur<lb/> deutſchen Militärvorlage weiß der „Hannov.<lb/> Courier“, der Beziehungen zu Herrn v. Ben-<lb/> nigſen hat, zu melden, daß die Regierung in<lb/> der Vorlage die zweijährige Dienſtzeit zwar<lb/> geſetzlich einführe, daß aber Artikel 59 der<lb/> Reichsverfaſſung mit der Vorſchrift der 3jährigen<lb/> Dienſtzeit unverändert fortbeſtehen ſoll. Daraus<lb/> ergebe ſich, daß nach Ablauf des gegenwärtig zur<lb/> Berathung ſtehenden Geſetzes die dreijährige<lb/> Dienſtzeit von ſelbſt wieder aufleben würde,<lb/> und daß die zweijährige nur durch rechtzeitige<lb/> Vereinbarung eines neuen Geſetzes aufrechterhal-<lb/> ten werden könnte. Die nächſte Feſtſtellung der<lb/> Präſenzziffer nach Ablauf des neues Geſetzes<lb/> würde alſo unter allen Umſtänden eine aber-<lb/> malige Entſcheidung über die zweijährige Dienſt-<lb/> zeit bringen. Für den Vorſchlag, die zwei-<lb/> jährige Dienſtzeit an Stelle der dreijährigen in<lb/> die Verfaſſung aufzunehmen, ſei die Zuſtimmung<lb/> der „entſcheidenden Stelle“ nicht zu erhalten.<lb/> Die Regierung will ſich alſo in der neuen<lb/> Militärvorlage das Recht vorbehalten, nach<lb/> Ablauf von fünf Jahren einſeitig zu der drei-<lb/> jährigen Dienſtzeit zurückzukehren, ohne natürlich<lb/> die erhöhte Friedenspräſenzſtärke wieder herabzu-<lb/> mindern. Hierdurch würde die Conceſſion der<lb/> zweijährigen Dienſtzeit in ihrem Werthe auf ein<lb/> Minimum herabgedrückt und es iſt begreiflich,<lb/> daß die liberale Preſſe die Forderung ſtellt, die<lb/> zweijährige Dienſtzeit in gleicher Weiſe ſo ſicher-<lb/> zuſtellen, wie die Erhöhung der Präſenzſtärke.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Locales und Provinzielles.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Olmütz,</hi> 24. October.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Zur Bürgermeiſterwahl.)</hi> </head> <p>Wenn unſere<lb/> neugewählte Stadtvertretung im nächſten Monate<lb/> ſich anſchicken wird, die Würde des Bürgermeiſters<lb/><cb/> unſerer Stadt neuerdings Herrn v. <hi rendition="#g">Engel</hi> zu<lb/> übertragen, werden nahezu 20 Jahre verfloſſen<lb/> ſein, ſeitdem Herr Joſef v. Engel zum erſten<lb/> Male zu dieſem Amte berufen wurde. Am 16.<lb/> November 1872 nach dem Tode Dr. Carl<lb/> Schrötters wurde er zum Bürgermeiſter gewählt.<lb/> Das Vertrauen der Bevölkerung zu ihm war es,<lb/> welches ſeine Wahl von den Stadtverordneten<lb/> forderte, von denen einzelne nicht mit vollem<lb/> Herzen dem freiſinnigen Manne ihre Stimmen<lb/> gaben, von dem ſie wußten, daß er ein Mann<lb/> des Fortſchritts ſei. Unverändert iſt ſeither das<lb/> Vertrauen der Bevölkerung ihm zur Seite ge-<lb/> ſtanden, die Liebe der Stadtbewohner zu ihrem<lb/> Oberhaupte hat ſich vermehrt und erhöht, und<lb/> die Stadtverordneten ſind eines Sinnes mit der<lb/> Bevölkerung und dem Bürgermeiſter. Dieſe ſchöne<lb/> ſegensreiche Eintracht wird nuumehr ihren vollen<lb/> Ausdruck in der demnächſt bevorſtehenden ein-<lb/> helligen Wiederwahl Joſef v<supplied>.</supplied> Engels zum Bür-<lb/> germeiſter unſerer Stadt finden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Perſonales.)</hi> </head> <p>Herr Stadrath <hi rendition="#g">Auguſt<lb/> Kornauth</hi> iſt ſeit einigen Tagen ans Kranken-<lb/> bett gefeſſel<supplied>t</supplied>. 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Nikolai um unentgeltliche Zu-<lb/> laſſung ihrer Tochter zum franzöſiſchen Sprach-<lb/> unterrichte an der Mädchen-Bürgerſchule. — Be-<lb/> richt der 2. Section über das Geſuch mehrerer<lb/> durch Brandſchaden getroffener Bewohner von<lb/> Lodenitz um Unterſtützung. — Bericht der<lb/> 2. Section über das Geſuch der Kunſtwärters-<lb/> witwe Frau Joſefa Strnadl um eine Unter-<lb/> ſtützung mit Brennholz. — Vorlage des mit<lb/> Herrn Franz Lerch auſgenommenen Protocolles<lb/> über die Durchführung des ſtädt. Ankündigungs-<lb/> weſens im Pachtwege. — Geſuch der Badhaus-<lb/> beſitzerin Frau Thereſia Rösner um Ermäßigung<lb/> des Preiſes für den Waſſerbezug. — Geſuch<lb/> eines ſtädt. R<supplied>e</supplied>vierförſters um Vorrückung in die<lb/> höhere Gehaltsſtufe. — Vorlage des Gemeinde-<lb/> voranſchlages für das Jahr 1893 nach verſtrichener<lb/> Auflegungsfriſt. — Bericht der 2. Section über<lb/> den Ankauf eines Mikroskopes zu bacteriologi-<lb/> ſchen Unterſuchungen. (2. Leſung.) — Bericht</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#f1d" xml:id="f1c" prev="#f1b" type="jArticle" n="2"> <p>lige Eitelkeit verfluchte! Und doch hatte ich nicht<lb/> den Muth, ihm volle Wahrheit zu bieten, ihn<lb/> um Verzeihung zu bitten.</p><lb/> <p>Ich hatte ihn volle vierzehn Tage nicht ge-<lb/> ſehen. Da wollte es der Zufall, daß ich ihn an<lb/> einem Sonntage in einem Ausflugsorte in der<lb/> Nähe von Paris traf. Ich ſuchte, ihm zu ent-<lb/> wiſchen, er hatte mich aber ſchon bemerkt und<lb/> eilte freudig bewegt auf mich zu. „Wo ſtecken<lb/> Sie denn immer, Theuerer,“ begann er, „wiſſen<lb/> Sie, daß mich die Sehnſucht nach Ihnen ver-<lb/> zehrte? Aber jetzt entkommen Sie mir nicht.“<lb/> Ich fühlte, wie ich roth wurde.</p><lb/> <p>„Kommen Sie,“ drängte er in mich, „ich<lb/> bin nicht allein, ich muß Sie mit meiner Fa-<lb/> milie bekannt machen. Meine Mutter, meine<lb/> Schweſter,“ ſetzte er hinzu, liebevoll, warm,<lb/> voller Innigkeit. Ich mußte mich ſeinem Wunſche<lb/> nun fügen. Ich ſtammelte einige Worte vor mich<lb/> hin, die weder er noch ich verſtand und folgte<lb/> ihm willenlos in das Innere der Meierei, wo<lb/> er mit mir auf eine ehrwürdige Matrone, die<lb/> Witwe eines für ſein Vaterland heldenhaft ge-<lb/> fallenen Officiers zueilte, die milde lächelnd uns<lb/> begrüßte, ſich freuend, den Freund ihres geliebten<lb/> Kindes kennen zu lernen.</p><lb/> <p>„Meine Mutter,“ ſtellte er mich ihr glück-<lb/> ſtrahlend vor, voll inniger, zärtlichſter Liebe und<lb/> Hingebung auf die Matrone blickend, mit einem<lb/> gewiſſen Stolze, den nur das erhebende Gefühl<lb/> kindlicher Dankbarkeit kennt. „Und hier meine<lb/> Schweſter,“ fuhr er fort, da ein junges, vielleicht<lb/> 18jähriges Mädchen ſich erhob, im Geſichte wie<lb/><cb/> blutübergoſſen, vor glühender, keuſcher Scham-<lb/> haftigkeit.</p><lb/> <p>„Das iſt mein ganzes Vermögen, mein<lb/> ganzes Glück, — das ſind meine theuerſten<lb/> Schätze,“ fuhr er luſtig fort, während ich wie<lb/> traumbefangen mein Auge von dem, unter mei-<lb/> nen Blicken erſchauernden Kinde, nicht abwenden<lb/> konnte. Ich habe noch nie in meinem Leben ſolch’<lb/> ein roſig angehauchtes Geſicht geſehen, ſo zarte<lb/> Linien, weichwarm in ihrer kindlichen Rundung;<lb/> nie in meinem Leben ſolche Augen geſehen, die<lb/> feuchtglänzend wie milde Himmelsſterne erzitter-<lb/> ten, in bangem, fragendem Lichte, als lebe in<lb/> ihnen ein vergeſſenes Märchen, — ſie lugten<lb/> fragend in die Welt, ſich freuend an der hehren<lb/> Schöpfung, ſie bewundernd, und alles Süße und<lb/> Schöne in ſich aufſaugend, trunken, unſäglich<lb/> ...! Das ſanft abgerundete Kinn beſchloß mit<lb/> ſeinem neckiſchen, nur angedeuteten Grübchen<lb/> dieſes Engelsgeſicht, das von der Seite wie eine<lb/> antike Camée ſich anſah, da in der zarten Bie-<lb/> gung der Naſe, deren Flügel roſig durchſchienen<lb/> und bei jedem Hauche leiſe ſich bewegten, da in<lb/> der Formung der kleinen, roſigen Ohrmuſcheln<lb/> die ganze Grazie, der vollſte Adel einer dahin-<lb/> geſchwundenen Claſſicität lag. Ach, mein Hirn<lb/> kochte und wallte in Trunkenheit, ich ſah vor mir<lb/> die Göttin der Jugend, der Schönheit! Alle<lb/> künſtleriſchen Gefühle waren in mir erwacht, die<lb/> mich auf’s Mächtigſte durchglühten, — es flammte<lb/> in mir das Begehren, dieſes Kind an mich zu<lb/> reißen, es zu beſitzen, für mich allein, mit ihm<lb/> in unbekannte Fernen zu enteilen, wo ich mit<lb/> ihrem Anblicke mich ſättigen kann bis zur toll-<lb/><cb/> ſten Raſerei, bis zur Bewußtloſigkeit! Anderſeits<lb/> fluchte ich dieſer Begegnung, die mich zwang,<lb/> vor dieſem Engel als Lügner, als feiger, erbärm-<lb/> licher Lügner dazuſtehen, — hatte Alfred mich<lb/> doch unter meinem falſchen Namen vorgeſtellt!<lb/> Tauſenderlei widerwärtige Gefühle, Angſt und<lb/> Scham erfüllten mich.</p><lb/> <p>Währenddem plauderte Alfred luſtig weiter,<lb/> daß ich aus jedem ſeiner Worte vernehmen konnte,<lb/> wie ſo ſehr er an Mutter und Schweſter hing.<lb/> Sie waren ſein Alles.</p><lb/> <p>„Er iſt ein braver Sohn,“ meinte die milde<lb/> lächelnde, freundliche Matrone, wobei ſie ihn mit<lb/> zärtlichem Mutterſtolze von der Seite anſah,<lb/> „nur will er nicht begreifen, daß er ſich zu ſehr<lb/> aufreibt mit ſeinen Arbeiten. Er kann nicht genug<lb/> für uns verdienen!“</p><lb/> <p>„Mutter!“ unterbrach er ſie bittend.</p><lb/> <p>„Nicht doch! Haſt Du vor Deinen Freun-<lb/> den Geheimniſſe?“ fragte ſie ihn in einem ver-<lb/> wunderten Tone, als wäre dergleichen rein Un-<lb/> mögliches. Mir gab es einen Stich durch die Seele.</p><lb/> <p>„Ja,“ fuhr ſie fort, ſich wieder an mich<lb/> wendend, „er arbeitet zu viel für uns. Denken<lb/> Sie nur, er will es nicht haben, daß meine<lb/> Tochter noch weiter Clavier-Unterricht ertheile, ſie<lb/> braucht nichts zu verdienen, meint er. Er allein<lb/> will ſchon alles ſchaffen! Und dabei denkt er<lb/> nicht an meine Penſion, — achthundert Francs<lb/> jährlich, — ein Vermögen!“</p><lb/> <p>Meine Herren, erlaſſen Sie mir weitere<lb/> Detailſchilderei. Dieſer Abend wird unvergeßlich<lb/> in mir fortleben. Er war der ſchönſte, der herr-<lb/> lichſte meines Lebens. O, wäre er doch lieber</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
hoben. Ich erkläre hiemit, daß ich auf Grund
ganz falſcher Informationen und in der Erre-
gung des Augenblickes gegen Se. Eminenz den
hochw. Herrn Erzbiſchof einen vollſtändig unbe-
rechtigten Vorwurf erhoben habe. Nachdem ich
von competenter Seite erfahren habe, daß gerade
im Gegentheile Se. Eminenz ſich der Sache un-
ſeres Glaubens mit dem größten Nachdrucke
angenommen hat, bitte ich Se. Eminenz öffent-
lich um Vergebung. Ernſt Schneider, Abgeord-
neter.“ — Wir ſtehen ſomit vor dem erſten Fall,
daß Schneider ſeine unzähligen Unwahrheiten,
die er täglich einer gedankenloſen, verhetzten Zu-
hörerſchaft auftiſchen darf, widerruft.
(Confeſſionelle Lehranſtalten.) Die Zahl
der mit dem Oeffentlichkeitsrechte ausgeſtatteten
confeſſionellen Lehranſtalten nimmt in jüngſter
Zeit auffallend zu. Nachdem zuletzt dem Jeſuiten-
Gymnaſium in Kalksburg das Oeffentlich-
keitsrecht verliehen wurde, veröffentlicht die
„Wiener Zeitung“ eine Verordnung des Unter-
richtsminiſters, wornach der ſechſten Claſſe des
mit dem fürſtbiſchöflichem Diöceſen-Knabenſeminare
Carolinum-Auguſteneum in Graz verbundenen
Gymnaſiums vom Schuljahre 1892—93 ange-
fangen das Oeffentlichkeitsrecht auf die Dauer der
Erfüllung der geſtzlichen Beſtimmungen ver-
liehen wird.
(Die Sprachenfrage in Troppau.) Die
ſchleſiſche Landesregierung hat, wie aus Troppau
gemeldet wird, alle Vorſchriften gegen die Cholera
zu einer neuen Kundmachung zuſammengeſtellt
und den Bürgermeiſter von Troppau beauftragt,
dieſelbe auch in tſchechiſcher Sprache zu verlaut-
baren. Damit wird die günſtige miniſterielle Er-
ledigung des Recurſes des Gemeinderathes gegen
den erſten Auftrag illuſoriſch.
(Das jungtſchechiſche Prag.) In einer
Verſammlung der Gemeindewähler auf der So-
phien Inſel führte Julius Gregr aus, daß die
Prager Stadtvertretung in die Hände der Jung-
tſchechen übergehen müſſe. Da die parlamenta-
riſche Action für die ſtaatsrechtlichen Zwecke der
Jungtſchechen nicht ausreiche, ſondern noch ein
außerparlamentariſches Kräfteaufgebot nöthig ſei
und die Anomalie aufhören müſſe, wornach die
Alttſchechen die Gemeindevertretung der Haupt-
ſtadt innehaben, obgleich ſie kein Parlamentsman-
dat mehr erreichen können, ſo müſſe den Jung-
tſchechen Prag ausgeliefert werden. Sie wollen
einen mächtigen Wall gegen ihre Gegner auffüh-
ren. Prag wird dann aufhören, eine utraqui-
ſtiſche Stadt zu ſein, ſondern Repräſentantin und
Schutzwehr des geſammten Tſchechenthums. Die-
ſen Worten folgten ſtürmiſche Zuſtimmungs-De-
monſtrationen. Der Antiſemit Breznowsky ſchildert
hierauf wie die alttſchechiſche Stadtverordneten-
Majorität gezögert habe, gegen Gautſch energiſch
aufzutreten und der Bürgermeiſter Solc geſagt
habe, er beſorge, die Regierung werde das
Collegium auflöſen, und wie von den Alttſchechen
das Schlagwort ausgegeben wurde, daß die
Politik nicht ins Rathhaus gehöre; aber von
der Stelle, ſagt Breznowsky, von der die Wieder-
geburt des tſchechiſchen Volkes ausging, und der
größte Tſcheche, Georg Podebrad, als König
hervorging, dürfe die Politik nicht ausgeſchloſſen
werden. — Dr. Cernohorsky führte aus: Das
tſchechiſche Volk wolle keine Utraquiſten, keine
Römlinge, keine Alttſchechen, ſondern für die
Zukunft nur eine „reine Generation.“ Dr. Groß
rief emphatiſch: „Das alttſchechiſche Rathhaus iſt
wie ein Alv auf der Bruſt der Krieger. Wir
müſſen Prag haben, geſchehe was da wolle!“
Hierauf wurden die jungtſchechiſchen Candidaten
unter ſtürmiſchem Lärm acceptirt.
(Die deutſche Militärvorlage.) Zur
deutſchen Militärvorlage weiß der „Hannov.
Courier“, der Beziehungen zu Herrn v. Ben-
nigſen hat, zu melden, daß die Regierung in
der Vorlage die zweijährige Dienſtzeit zwar
geſetzlich einführe, daß aber Artikel 59 der
Reichsverfaſſung mit der Vorſchrift der 3jährigen
Dienſtzeit unverändert fortbeſtehen ſoll. Daraus
ergebe ſich, daß nach Ablauf des gegenwärtig zur
Berathung ſtehenden Geſetzes die dreijährige
Dienſtzeit von ſelbſt wieder aufleben würde,
und daß die zweijährige nur durch rechtzeitige
Vereinbarung eines neuen Geſetzes aufrechterhal-
ten werden könnte. Die nächſte Feſtſtellung der
Präſenzziffer nach Ablauf des neues Geſetzes
würde alſo unter allen Umſtänden eine aber-
malige Entſcheidung über die zweijährige Dienſt-
zeit bringen. Für den Vorſchlag, die zwei-
jährige Dienſtzeit an Stelle der dreijährigen in
die Verfaſſung aufzunehmen, ſei die Zuſtimmung
der „entſcheidenden Stelle“ nicht zu erhalten.
Die Regierung will ſich alſo in der neuen
Militärvorlage das Recht vorbehalten, nach
Ablauf von fünf Jahren einſeitig zu der drei-
jährigen Dienſtzeit zurückzukehren, ohne natürlich
die erhöhte Friedenspräſenzſtärke wieder herabzu-
mindern. Hierdurch würde die Conceſſion der
zweijährigen Dienſtzeit in ihrem Werthe auf ein
Minimum herabgedrückt und es iſt begreiflich,
daß die liberale Preſſe die Forderung ſtellt, die
zweijährige Dienſtzeit in gleicher Weiſe ſo ſicher-
zuſtellen, wie die Erhöhung der Präſenzſtärke.
Locales und Provinzielles.
Olmütz, 24. October.
(Zur Bürgermeiſterwahl.) Wenn unſere
neugewählte Stadtvertretung im nächſten Monate
ſich anſchicken wird, die Würde des Bürgermeiſters
unſerer Stadt neuerdings Herrn v. Engel zu
übertragen, werden nahezu 20 Jahre verfloſſen
ſein, ſeitdem Herr Joſef v. Engel zum erſten
Male zu dieſem Amte berufen wurde. Am 16.
November 1872 nach dem Tode Dr. Carl
Schrötters wurde er zum Bürgermeiſter gewählt.
Das Vertrauen der Bevölkerung zu ihm war es,
welches ſeine Wahl von den Stadtverordneten
forderte, von denen einzelne nicht mit vollem
Herzen dem freiſinnigen Manne ihre Stimmen
gaben, von dem ſie wußten, daß er ein Mann
des Fortſchritts ſei. Unverändert iſt ſeither das
Vertrauen der Bevölkerung ihm zur Seite ge-
ſtanden, die Liebe der Stadtbewohner zu ihrem
Oberhaupte hat ſich vermehrt und erhöht, und
die Stadtverordneten ſind eines Sinnes mit der
Bevölkerung und dem Bürgermeiſter. Dieſe ſchöne
ſegensreiche Eintracht wird nuumehr ihren vollen
Ausdruck in der demnächſt bevorſtehenden ein-
helligen Wiederwahl Joſef v. Engels zum Bür-
germeiſter unſerer Stadt finden.
(Perſonales.) Herr Stadrath Auguſt
Kornauth iſt ſeit einigen Tagen ans Kranken-
bett gefeſſelt. Hoffentlich wird derſelbe ſeinem
Berufe bald wieder nachkommen können.
(Auszeichnung.) Der Kaiſer hat dem Brief-
träger Johann Doſchla in Brünn anläßlich
der Verſetzung desſelben in den bleibenden Ruhe-
ſtand in Anerkennung ſeiner vieljährigen treuen
und belobten Dienſtleiſtung das ſilverne Ver-
dienſtkreuz verliehen.
(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)
Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des Stadt-
verordneten Collegiums iſt folgende: Bewerbungs-
geſuche um ein ausgeſchriebenes Joſef Wallenda-
ſches Stipendium für einen ſchulbeſuchenden Knaben.
— Geſuch eines Schuldieners um Gehaltsvor-
ſchuß. — Bericht der 2. Section über das Geſuch
der Frau Kath. Nikolai um unentgeltliche Zu-
laſſung ihrer Tochter zum franzöſiſchen Sprach-
unterrichte an der Mädchen-Bürgerſchule. — Be-
richt der 2. Section über das Geſuch mehrerer
durch Brandſchaden getroffener Bewohner von
Lodenitz um Unterſtützung. — Bericht der
2. Section über das Geſuch der Kunſtwärters-
witwe Frau Joſefa Strnadl um eine Unter-
ſtützung mit Brennholz. — Vorlage des mit
Herrn Franz Lerch auſgenommenen Protocolles
über die Durchführung des ſtädt. Ankündigungs-
weſens im Pachtwege. — Geſuch der Badhaus-
beſitzerin Frau Thereſia Rösner um Ermäßigung
des Preiſes für den Waſſerbezug. — Geſuch
eines ſtädt. Revierförſters um Vorrückung in die
höhere Gehaltsſtufe. — Vorlage des Gemeinde-
voranſchlages für das Jahr 1893 nach verſtrichener
Auflegungsfriſt. — Bericht der 2. Section über
den Ankauf eines Mikroskopes zu bacteriologi-
ſchen Unterſuchungen. (2. Leſung.) — Bericht
lige Eitelkeit verfluchte! Und doch hatte ich nicht
den Muth, ihm volle Wahrheit zu bieten, ihn
um Verzeihung zu bitten.
Ich hatte ihn volle vierzehn Tage nicht ge-
ſehen. Da wollte es der Zufall, daß ich ihn an
einem Sonntage in einem Ausflugsorte in der
Nähe von Paris traf. Ich ſuchte, ihm zu ent-
wiſchen, er hatte mich aber ſchon bemerkt und
eilte freudig bewegt auf mich zu. „Wo ſtecken
Sie denn immer, Theuerer,“ begann er, „wiſſen
Sie, daß mich die Sehnſucht nach Ihnen ver-
zehrte? Aber jetzt entkommen Sie mir nicht.“
Ich fühlte, wie ich roth wurde.
„Kommen Sie,“ drängte er in mich, „ich
bin nicht allein, ich muß Sie mit meiner Fa-
milie bekannt machen. Meine Mutter, meine
Schweſter,“ ſetzte er hinzu, liebevoll, warm,
voller Innigkeit. Ich mußte mich ſeinem Wunſche
nun fügen. Ich ſtammelte einige Worte vor mich
hin, die weder er noch ich verſtand und folgte
ihm willenlos in das Innere der Meierei, wo
er mit mir auf eine ehrwürdige Matrone, die
Witwe eines für ſein Vaterland heldenhaft ge-
fallenen Officiers zueilte, die milde lächelnd uns
begrüßte, ſich freuend, den Freund ihres geliebten
Kindes kennen zu lernen.
„Meine Mutter,“ ſtellte er mich ihr glück-
ſtrahlend vor, voll inniger, zärtlichſter Liebe und
Hingebung auf die Matrone blickend, mit einem
gewiſſen Stolze, den nur das erhebende Gefühl
kindlicher Dankbarkeit kennt. „Und hier meine
Schweſter,“ fuhr er fort, da ein junges, vielleicht
18jähriges Mädchen ſich erhob, im Geſichte wie
blutübergoſſen, vor glühender, keuſcher Scham-
haftigkeit.
„Das iſt mein ganzes Vermögen, mein
ganzes Glück, — das ſind meine theuerſten
Schätze,“ fuhr er luſtig fort, während ich wie
traumbefangen mein Auge von dem, unter mei-
nen Blicken erſchauernden Kinde, nicht abwenden
konnte. Ich habe noch nie in meinem Leben ſolch’
ein roſig angehauchtes Geſicht geſehen, ſo zarte
Linien, weichwarm in ihrer kindlichen Rundung;
nie in meinem Leben ſolche Augen geſehen, die
feuchtglänzend wie milde Himmelsſterne erzitter-
ten, in bangem, fragendem Lichte, als lebe in
ihnen ein vergeſſenes Märchen, — ſie lugten
fragend in die Welt, ſich freuend an der hehren
Schöpfung, ſie bewundernd, und alles Süße und
Schöne in ſich aufſaugend, trunken, unſäglich
...! Das ſanft abgerundete Kinn beſchloß mit
ſeinem neckiſchen, nur angedeuteten Grübchen
dieſes Engelsgeſicht, das von der Seite wie eine
antike Camée ſich anſah, da in der zarten Bie-
gung der Naſe, deren Flügel roſig durchſchienen
und bei jedem Hauche leiſe ſich bewegten, da in
der Formung der kleinen, roſigen Ohrmuſcheln
die ganze Grazie, der vollſte Adel einer dahin-
geſchwundenen Claſſicität lag. Ach, mein Hirn
kochte und wallte in Trunkenheit, ich ſah vor mir
die Göttin der Jugend, der Schönheit! Alle
künſtleriſchen Gefühle waren in mir erwacht, die
mich auf’s Mächtigſte durchglühten, — es flammte
in mir das Begehren, dieſes Kind an mich zu
reißen, es zu beſitzen, für mich allein, mit ihm
in unbekannte Fernen zu enteilen, wo ich mit
ihrem Anblicke mich ſättigen kann bis zur toll-
ſten Raſerei, bis zur Bewußtloſigkeit! Anderſeits
fluchte ich dieſer Begegnung, die mich zwang,
vor dieſem Engel als Lügner, als feiger, erbärm-
licher Lügner dazuſtehen, — hatte Alfred mich
doch unter meinem falſchen Namen vorgeſtellt!
Tauſenderlei widerwärtige Gefühle, Angſt und
Scham erfüllten mich.
Währenddem plauderte Alfred luſtig weiter,
daß ich aus jedem ſeiner Worte vernehmen konnte,
wie ſo ſehr er an Mutter und Schweſter hing.
Sie waren ſein Alles.
„Er iſt ein braver Sohn,“ meinte die milde
lächelnde, freundliche Matrone, wobei ſie ihn mit
zärtlichem Mutterſtolze von der Seite anſah,
„nur will er nicht begreifen, daß er ſich zu ſehr
aufreibt mit ſeinen Arbeiten. Er kann nicht genug
für uns verdienen!“
„Mutter!“ unterbrach er ſie bittend.
„Nicht doch! Haſt Du vor Deinen Freun-
den Geheimniſſe?“ fragte ſie ihn in einem ver-
wunderten Tone, als wäre dergleichen rein Un-
mögliches. Mir gab es einen Stich durch die Seele.
„Ja,“ fuhr ſie fort, ſich wieder an mich
wendend, „er arbeitet zu viel für uns. Denken
Sie nur, er will es nicht haben, daß meine
Tochter noch weiter Clavier-Unterricht ertheile, ſie
braucht nichts zu verdienen, meint er. Er allein
will ſchon alles ſchaffen! Und dabei denkt er
nicht an meine Penſion, — achthundert Francs
jährlich, — ein Vermögen!“
Meine Herren, erlaſſen Sie mir weitere
Detailſchilderei. Dieſer Abend wird unvergeßlich
in mir fortleben. Er war der ſchönſte, der herr-
lichſte meines Lebens. O, wäre er doch lieber
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