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Mährisches Tagblatt. Nr. 206, Olmütz, 10.09.1897.

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[Spaltenumbruch]
daf

verband für Ansichtskartensammler", der unter
Anderem auch den Zweck verfolgt, die Mitglieder
vor unreellen Händlern -- auch diese gibt es
schon -- zu beschützen. Mehr als ein Dutzend
hervorragender lithographischer Anstalten in Berlin,
Leipzig, Eisenach, München, Stuttgart, Frankfurt,
Würzburg, Nürnberg und an anderen Orten
beschäftigen sich heute ausschließlich mit der Her-
stellung von Postkarten mit Ansicht; Künstler
von Ruf und betitelte Professoren wirken häufig
hiebei mit und der Lithograph braucht manches-
mal, um die Entwürfe mit der nöthigen Präci-
sion auf den Stein zu bringen, eine Arbeit von
zehn Wochen für eine einzige Karte. Aquarell-
druck, Buntdruck, Gummistempel, Holzschnitt,
Kreidedrucke, Litho[g]raphie, Lichtdruck, Zinkdruck,
Photolithographie, Photographie und Prägedruck,
in allen Gattungen werden die Bilder hergestellt.
Wie bereits bemerkt, ist Deutschland die Heimat
der neuen Industrie und es hat auch heute noch
die führende Rolle. Karten von Rom, von
Petersburg, von Griechenland, von San Fran-
cisco, von Zanzibar, von Tirol, von der Schweiz,
ja sogar von Olmütz und anderen mährischen
Städten werden draußen hergestellt und hier ver-
kauft.

(In Verlust gerathene Postsendung.)

Eine von der Firma Beinhacker & Basch
in Wien beim Postamt Neubau am 12. Juni
d. J. zur Aufgabe gebrachte recommandirte
Briefpostsendung mit fünf Paar Brillantboutons
im Werthe von 9630 fl., adressirt an S. Gold,
Juwelier in Leipnik, ist während der Post-
beförderung in Verlust gerathen. Vier Paar
Boutons sind in Silber gefaßt und mit je einem
großen und oberhalb auch in Silber mit je zwei
Brillanten besetzt. Sie haben Goldhacken und
unterhalb derselben eine Patentbrisur, auf der das
Steingewicht, 1 Karat, eingravirt ist. Das
fünfte Paar hat je einen silbergefaßten Brillanten
von 1 Karat, umgeben von je zehn Brillan-
ten, Haken und Brisuren aus Gold. Das Merk-
würdigste an dieser Sache ist, daß erst heute,
drei Monate nach dem Verluste der Post-
sendung Mittheilung hievon gemacht wird. Das
ist eine geradezu bewundernswerthe Schnelligkeit.

(Lieferungs - Ausschreibung.)

Die k. k.
Staatsbahn-Direction in Olmütz vergibt für das
Jahr 1898 die Lieferung von Eisen - Abgüssen,
Banka- und Stangenzinn, Kupferblechen, gezogenen
Kupferrohren, Kupferstützen für Siederohre, Kupfer-
stangen für Stehbolzen und Kupferdraht. Näheres
im Bureau der Olmützer Handels- und Gewerbe-
kammer.

(Die entsprungenen Bären.)

Die vor
einiger Zeit einem herumziehenden Bärenführer
entsprnngenen Bären, welche anfangs sich in
verschiedenen Orten Mährens und auch nicht
allzu fern von Brünn herumtrieben und die
sogar eine öffentliche Warnung in den Zeitungen
[Spaltenumbruch] veranlaßten, scheinen sich später in unzugänglichen
Schlupfwinkeln verborgen gehalten zu haben.
Man hörte nämlich wochenlang nichts von den
gefährlichen Raubthieren. Nun aber ist wieder
ein Lebenszeich[e]n von ihnen erfolgt. Am 5. d.
erstattete nämlich der Gemeindevorstand von
Bukowitz der k. k. Bezirkshauptmannschaft in
Hohenstadt die Anzeige, daß sich in der dortigen
Gegend, u. zw. am Berg "Hambilek", ein Bär
gezeigt habe. Auf Anordnung der genannten
Behörde wurden Streifungen durch die k. k.
Gendarmerie, das Forstpersonal und alle waffen-
fähige Bewohner der umliegenden Ortschaften
eingeleitet.

(Brand während einer Tanzunter-
haltung.)

In dem Eiskeller des Gasthauspächters
Heinrich Weigl in Budigsdorf (Bez. Hohenstadt)
entstand aus bisher unbekannter Ursach[e] in der
Nacht zum 30. August, während in dem ge-
nannten Gasthause eine Tanzunterhaltung statt-
fand, ein Schadenfeuer. Die sofort auf den
Brandplatz geeilten Gäste löschten jedoch in Ver-
bindung mit der freiwilligen Ortsfeuerwehr das
Feuer, ehe dasselbe weiter um sich greifen konnte.

(Amerikanische Aepfel.)

Auf dem Ber-
liner Obstmarkte macht sich in diesem Jahre schon
jetzt die Concurrenz der amerikanischen Aepfel,
welche vom Publicum mit immer größerer Vor-
liebe gekauft werden, sehr empfindlich bemerkbar.
Die Folge davon ist, daß einheimische Aepfel-
sorten, die im Einkaufe viel theurer sind als die
amerikanischen, nur in geringen Mengen auf
dem Markte anzutreffen sind. Die Großhändler
können sich daher größere Aepfellager nicht halten,
weil sie durch die amerikanische Concurrenz stets
auf ein Herabdrücken der Preise gefaßt sein
müssen und dann schwere Verl[u]ste erleiden. Dazu
kommt noch, daß heimisches Obst in diesem Jahre
ein langes Lagern nicht vertragen kann, weil
das anhaltende Regenwetter, welches im Juli,
also gerade während der Reifezeit des Obstes,
herrschte, auf dessen Dauerhaftigkeit von sehr
ungünstigem Einflusse gewesen ist.

(Gefundene Geldbörse.)

In dem Geschäfts-
locale des Herrn Laurenz Kullil, Niederring, hat
gestern Nachmittags ein Käufer seine Geldbö[r]se,
in der sich eine Staatsnote, ein Aufgabsrecepisse
und eine Logenkarte befanden, vergessen. Der Ver-
lustträger wolle sich in dem genannten Geschäfts-
locale melden.

(Verhaftung.)

Vor einigen Tagen erstattete
eine hierorts, in der Elisabethstraße bedienstete
Magd beim städt. Polizeiamte die Anzeige, daß
ihr vom Hausboden aus einem versperrt gewe-
senen Koffer mehrere Kleidungsstücke gestohlen
worden seien und diesen Diebstahl nur eine mit
den örtlichen Verhältnissen vertraute Person
verübt haben könne. Gestern gelang es nun der
Sicherheitswache, jene Diebin in der Person einer
im selben Hause zur kritischen Zeit bedienstet
[Spaltenumbruch] gewesenen Magd zu Stande zu bringen und
wurden in deren Besitze auch sämmtliche gestohle-
nen Effecten vorgefunden. Die Verhaftete, eine
20jährige, nach Kremsier zuständige Person,
Namens Rosalia Senar, erscheint wegen Diebstahls
bereits mehrere Male vorbestraft. Dieselbe wurde
dem hiesigen Strafgerichte eingeliefert.

(Unglücksfall.)

Gestern in der fünften
Nachmittagsstunde ist ein in der Passinger'schen
Mühle beschäftigter Müllergehilfe von einer in
der Mühle befindlichen hölzernen Treppe hinab-
gestürzt und hat sich hiebei den linken Ober-
schenkel gebrochen. Der Verunglückte, welcher an-
geblich durch eigenes Verschulden von der Treppe
fiel, wurde über ärztliche Anordnung mittelst
Rollba[hr]e in das allgem. Krankenhaus überführt.

(Witterungsumschlag.)

Nach den letzten
kalten und regnerischen Tagen ist heute wärme-
res Wetter eingetreten. Die Witterungsprognose
für die nächste Zeit lautet: Zunächst unbeständig
und theilweise regnerisch, steigende Temperatur vor-
aussichtlich.




Vom Tage.
(Ein k. u. k. Oberlientenant gegen die
deutsche Sprache.)

Unter diesem Schlagworte
schreibt das "Prager Montagsblatt": In
Sobeslau bei Tabor, fand am letzten Samstag
ein bemerkenswerther Vorfall statt. In ein
dortiges Gasthaus trat der Vertreter einer
deutschen Electricitätsfirma zu einem Tisch, an
dem ein Bekannter saß. Beide verkehrten in
deutscher Sprache. Da wurde ihnen plötzlich
von einem an einem Nebentisch sitzenden k. k. Ober-
lieutenant (ob Reserve-, wissen wir nicht) barsch
zugerufen, sie hätten in Sobeslau nicht
deutsch zu sprechen.
Der erwähnte Kauf-
mann sprang erregt auf und wies die Ein-
mischung des Officiers energisch zurück. In der
nun folgenden erregten Controverse mußte sich
der k. u. k. Oberlieutenant die schärfste Zurecht-
weisung gefallen lassen -- und entfernte sich
sodann. Von dem Vorfalle, insbesondere von dem
Vorgehen des Hassers der Armeesprache wurde,
so wird mitgetheilt, das Budweiser Brigade-
Commando in Kenntniß gesetzt.

(Franz von Pulszky +.)

Wie aus Buda-
pest telegraphisch berichtet wird, ist dortselbst
Franz Pulszky von Lubocz und Csel-
falna,
der frühere Director des ungarischen
National-Museums, im Alter von 83 Jahren
gestorben. Er war zu Eperies geboren und unter-
nahm nach Vollendung seiner Studien Reisen
ins Ausland. Für sein Werk: "Aus dem Tage-
buche eines in Großbritannien reisenden Ungarn"
wählte ihn die ungarische Akademie zu ihrem
Mitgliede. Vom Comitate Saros wurde Pulszky
in den Reichstag von 1839 bis 1840 gewählt;
1845 zog er sich auf sein Gut Szecseny zurück,




[Spaltenumbruch]
"Olympia," die Thierbändigerin.
Erzählung aus dem Artistenleben.
Von Dr. Heinrich Penn.

(Nachdruck verboten.)

(12. Fortsetzung.)

Das waren die Gedanken, welche den Geist
des jungen Mädchens beschäftigten, als sie auf
das Drängen des Arztes endlich das Kranken-
zimmer Lonis' verließ, um in ihre Wohnung
zurückzukehren.

Dieselbe bestand aus einigen nicht luxuriös,
aber recht wohnlich eingerichteten Zimmern welchen
man es sofort ansah, daß in denselben der
ordnende Geist einer Frau waltete.

Alles, was man hier sah, war nett, sauber,
reinlich, und wohlgepflegte Blumen an allen
Fenstern erhöhten den überaus freundlichen Ein-
druck, welch[e]n man empfing, wenn man diese
Räume betrat.

Die Wohnung hatte auch jenen behaglichen
Character, der immer auf die Wohlhabenheit der
Bewohner schließen läßt.

Und in der That befand sich Louis in
guten, geordneten Verhältnissen. Er war als
Cassierer mit reichlichem Gehalte bei einer großen
Bank angestellt, und da er keinerlei Leidenschaften
und Liebhabereien fröhnte, konnte er einen nam-
haften Theil seiner Einkünfte bei Seite legen.
Seine einzige Sorge war Miza gewidmet, die er
seinerzeit sammt der Mutter nach Wien hatte
[Spaltenumbruch] kommen lassen, um ihre vollkommene Ausbildung
bei einem renommirten Gesangsmeister zu vollen[-]
den. Denn Miza besaß eine Stimme von
seltenem Wohllaut und seltener Kraft, verrieth
dabei ein so hervorragendes Talent zur Musik,
daß jeder Kenner dem Mädchen eine glänzende
Carriere als Sängerin voraussagte, und Louis
sich daher entschloß, Miza zur Oper ausbilden
zu lassen.

So hatten die Geschwister nach dem Tode
der Mutter in schöner Harmonie mit einander
gelebt und waren mit Eifer und Ernst ihrem
beiderseitigen Berufe obgelegen. Ihr einziger
Umgang war ein Mann, der beiläufig im Alter
Louis stand, und in derselben Bank, in w[e]lcher
dieser als Cassierer fungirte, als Buchhalter be-
dienstet war.

Dieser Mann hieß Carlo Medoni und war
aus Mailand gebürtig, woher auch die beiden
Geschwister stammten, und wodurch sich die in-
time Freundschaft mit seinen Landsleuten erklärte.




Ein paar Wochen waren seit jenem Tage
vergangen, an welchem sich die aufregenden
Scenen im Circus abgespielt hatten.

Louis war schon längst aus dem Spitale
in seine Wohnung gebracht worden, wo seine
Genesung unter der sorgsamen Pflege Miza's
rasche Fortschritte machte. Der Patient war auch
ruhiger geworden, und die furchtbare Aufregung,
in welche ihn der erste Besuch seines Freundes
Carlo versetzte, hatte sich gelegt.


[Spaltenumbruch]

Warum jedoch gerieth er bei diesem Besuche
so sehr außer Rand und Band?

Wir werden es sogleich erfahren.

Es war am zweiten Tage nach der Cata-
strophe, als Medoni bei seinem Freunde eintrat.
Er war erst am selben Tage von einer kleinen
Geschäftsreise zurückgekehrt, die er im Austrage
der Bank unternommen, als er Kunde von dem
seinen Freund betreffenden Ereignisse erhielt, und
sich -- nachdem seine Geschäfte beendet waren --
daher beeilte, zu Louis zu gelangen.

Früher noch war die Kunde von einem
andern Geschehniß bis zu ihm gedrungen, welches
alle Kreise der Residenz lebhaft beschäftigte.
nämlich die Nachricht von der plötzlichen Abreise
Olympia's.

Er stutzte.

Stand doch diese Abreise in unmittelbarer
Beziehung zu seinem Freunde.

Die seltsamsten Gedanken durchschwirrten
seinen Kopf. Jedenfalls mußte er sich Gewißheit
darüber verschaffen.

Beyor er daher zu Lonis ging, erkundigte
er sich in dem Hotel, welches die schöne Thier-
bändigerin bewohnt hatte, nach derselben.

Das Gerücht hatte nicht gelogen, Olympia
war thatsächlich in der vergangenen Nacht plötzlich
abgereist.

Ein eigenthümliches Lächeln überflog bei
dieser Nachsicht das Gesicht Carlo's.

(Fortsetzung folgt.)


[Spaltenumbruch]
daf

verband für Anſichtskartenſammler“, der unter
Anderem auch den Zweck verfolgt, die Mitglieder
vor unreellen Händlern — auch dieſe gibt es
ſchon — zu beſchützen. Mehr als ein Dutzend
hervorragender lithographiſcher Anſtalten in Berlin,
Leipzig, Eiſenach, München, Stuttgart, Frankfurt,
Würzburg, Nürnberg und an anderen Orten
beſchäftigen ſich heute ausſchließlich mit der Her-
ſtellung von Poſtkarten mit Anſicht; Künſtler
von Ruf und betitelte Profeſſoren wirken häufig
hiebei mit und der Lithograph braucht manches-
mal, um die Entwürfe mit der nöthigen Präci-
ſion auf den Stein zu bringen, eine Arbeit von
zehn Wochen für eine einzige Karte. Aquarell-
druck, Buntdruck, Gummiſtempel, Holzſchnitt,
Kreidedrucke, Litho[g]raphie, Lichtdruck, Zinkdruck,
Photolithographie, Photographie und Prägedruck,
in allen Gattungen werden die Bilder hergeſtellt.
Wie bereits bemerkt, iſt Deutſchland die Heimat
der neuen Induſtrie und es hat auch heute noch
die führende Rolle. Karten von Rom, von
Petersburg, von Griechenland, von San Fran-
cisco, von Zanzibar, von Tirol, von der Schweiz,
ja ſogar von Olmütz und anderen mähriſchen
Städten werden draußen hergeſtellt und hier ver-
kauft.

(In Verluſt gerathene Poſtſendung.)

Eine von der Firma Beinhacker & Baſch
in Wien beim Poſtamt Neubau am 12. Juni
d. J. zur Aufgabe gebrachte recommandirte
Briefpoſtſendung mit fünf Paar Brillantboutons
im Werthe von 9630 fl., adreſſirt an S. Gold,
Juwelier in Leipnik, iſt während der Poſt-
beförderung in Verluſt gerathen. Vier Paar
Boutons ſind in Silber gefaßt und mit je einem
großen und oberhalb auch in Silber mit je zwei
Brillanten beſetzt. Sie haben Goldhacken und
unterhalb derſelben eine Patentbriſur, auf der das
Steingewicht, 1 Karat, eingravirt iſt. Das
fünfte Paar hat je einen ſilbergefaßten Brillanten
von 1 Karat, umgeben von je zehn Brillan-
ten, Haken und Briſuren aus Gold. Das Merk-
würdigſte an dieſer Sache iſt, daß erſt heute,
drei Monate nach dem Verluſte der Poſt-
ſendung Mittheilung hievon gemacht wird. Das
iſt eine geradezu bewundernswerthe Schnelligkeit.

(Lieferungs - Ausſchreibung.)

Die k. k.
Staatsbahn-Direction in Olmütz vergibt für das
Jahr 1898 die Lieferung von Eiſen - Abgüſſen,
Banka- und Stangenzinn, Kupferblechen, gezogenen
Kupferrohren, Kupferſtützen für Siederohre, Kupfer-
ſtangen für Stehbolzen und Kupferdraht. Näheres
im Bureau der Olmützer Handels- und Gewerbe-
kammer.

(Die entſprungenen Bären.)

Die vor
einiger Zeit einem herumziehenden Bärenführer
entſprnngenen Bären, welche anfangs ſich in
verſchiedenen Orten Mährens und auch nicht
allzu fern von Brünn herumtrieben und die
ſogar eine öffentliche Warnung in den Zeitungen
[Spaltenumbruch] veranlaßten, ſcheinen ſich ſpäter in unzugänglichen
Schlupfwinkeln verborgen gehalten zu haben.
Man hörte nämlich wochenlang nichts von den
gefährlichen Raubthieren. Nun aber iſt wieder
ein Lebenszeich[e]n von ihnen erfolgt. Am 5. d.
erſtattete nämlich der Gemeindevorſtand von
Bukowitz der k. k. Bezirkshauptmannſchaft in
Hohenſtadt die Anzeige, daß ſich in der dortigen
Gegend, u. zw. am Berg „Hambilek“, ein Bär
gezeigt habe. Auf Anordnung der genannten
Behörde wurden Streifungen durch die k. k.
Gendarmerie, das Forſtperſonal und alle waffen-
fähige Bewohner der umliegenden Ortſchaften
eingeleitet.

(Brand während einer Tanzunter-
haltung.)

In dem Eiskeller des Gaſthauspächters
Heinrich Weigl in Budigsdorf (Bez. Hohenſtadt)
entſtand aus bisher unbekannter Urſach[e] in der
Nacht zum 30. Auguſt, während in dem ge-
nannten Gaſthauſe eine Tanzunterhaltung ſtatt-
fand, ein Schadenfeuer. Die ſofort auf den
Brandplatz geeilten Gäſte löſchten jedoch in Ver-
bindung mit der freiwilligen Ortsfeuerwehr das
Feuer, ehe dasſelbe weiter um ſich greifen konnte.

(Amerikaniſche Aepfel.)

Auf dem Ber-
liner Obſtmarkte macht ſich in dieſem Jahre ſchon
jetzt die Concurrenz der amerikaniſchen Aepfel,
welche vom Publicum mit immer größerer Vor-
liebe gekauft werden, ſehr empfindlich bemerkbar.
Die Folge davon iſt, daß einheimiſche Aepfel-
ſorten, die im Einkaufe viel theurer ſind als die
amerikaniſchen, nur in geringen Mengen auf
dem Markte anzutreffen ſind. Die Großhändler
können ſich daher größere Aepfellager nicht halten,
weil ſie durch die amerikaniſche Concurrenz ſtets
auf ein Herabdrücken der Preiſe gefaßt ſein
müſſen und dann ſchwere Verl[u]ſte erleiden. Dazu
kommt noch, daß heimiſches Obſt in dieſem Jahre
ein langes Lagern nicht vertragen kann, weil
das anhaltende Regenwetter, welches im Juli,
alſo gerade während der Reifezeit des Obſtes,
herrſchte, auf deſſen Dauerhaftigkeit von ſehr
ungünſtigem Einfluſſe geweſen iſt.

(Gefundene Geldbörſe.)

In dem Geſchäfts-
locale des Herrn Laurenz Kullil, Niederring, hat
geſtern Nachmittags ein Käufer ſeine Geldbö[r]ſe,
in der ſich eine Staatsnote, ein Aufgabsrecepiſſe
und eine Logenkarte befanden, vergeſſen. Der Ver-
luſtträger wolle ſich in dem genannten Geſchäfts-
locale melden.

(Verhaftung.)

Vor einigen Tagen erſtattete
eine hierorts, in der Eliſabethſtraße bedienſtete
Magd beim ſtädt. Polizeiamte die Anzeige, daß
ihr vom Hausboden aus einem verſperrt gewe-
ſenen Koffer mehrere Kleidungsſtücke geſtohlen
worden ſeien und dieſen Diebſtahl nur eine mit
den örtlichen Verhältniſſen vertraute Perſon
verübt haben könne. Geſtern gelang es nun der
Sicherheitswache, jene Diebin in der Perſon einer
im ſelben Hauſe zur kritiſchen Zeit bedienſtet
[Spaltenumbruch] geweſenen Magd zu Stande zu bringen und
wurden in deren Beſitze auch ſämmtliche geſtohle-
nen Effecten vorgefunden. Die Verhaftete, eine
20jährige, nach Kremſier zuſtändige Perſon,
Namens Roſalia Šenar, erſcheint wegen Diebſtahls
bereits mehrere Male vorbeſtraft. Dieſelbe wurde
dem hieſigen Strafgerichte eingeliefert.

(Unglücksfall.)

Geſtern in der fünften
Nachmittagsſtunde iſt ein in der Paſſinger’ſchen
Mühle beſchäftigter Müllergehilfe von einer in
der Mühle befindlichen hölzernen Treppe hinab-
geſtürzt und hat ſich hiebei den linken Ober-
ſchenkel gebrochen. Der Verunglückte, welcher an-
geblich durch eigenes Verſchulden von der Treppe
fiel, wurde über ärztliche Anordnung mittelſt
Rollba[hr]e in das allgem. Krankenhaus überführt.

(Witterungsumſchlag.)

Nach den letzten
kalten und regneriſchen Tagen iſt heute wärme-
res Wetter eingetreten. Die Witterungsprognoſe
für die nächſte Zeit lautet: Zunächſt unbeſtändig
und theilweiſe regneriſch, ſteigende Temperatur vor-
ausſichtlich.




Vom Tage.
(Ein k. u. k. Oberlientenant gegen die
deutſche Sprache.)

Unter dieſem Schlagworte
ſchreibt das „Prager Montagsblatt“: In
Soběslau bei Tabor, fand am letzten Samſtag
ein bemerkenswerther Vorfall ſtatt. In ein
dortiges Gaſthaus trat der Vertreter einer
deutſchen Electricitätsfirma zu einem Tiſch, an
dem ein Bekannter ſaß. Beide verkehrten in
deutſcher Sprache. Da wurde ihnen plötzlich
von einem an einem Nebentiſch ſitzenden k. k. Ober-
lieutenant (ob Reſerve-, wiſſen wir nicht) barſch
zugerufen, ſie hätten in Soběslau nicht
deutſch zu ſprechen.
Der erwähnte Kauf-
mann ſprang erregt auf und wies die Ein-
miſchung des Officiers energiſch zurück. In der
nun folgenden erregten Controverſe mußte ſich
der k. u. k. Oberlieutenant die ſchärfſte Zurecht-
weiſung gefallen laſſen — und entfernte ſich
ſodann. Von dem Vorfalle, insbeſondere von dem
Vorgehen des Haſſers der Armeeſprache wurde,
ſo wird mitgetheilt, das Budweiſer Brigade-
Commando in Kenntniß geſetzt.

(Franz von Pulszky †.)

Wie aus Buda-
peſt telegraphiſch berichtet wird, iſt dortſelbſt
Franz Pulszky von Lubócz und Cſel-
falna,
der frühere Director des ungariſchen
National-Muſeums, im Alter von 83 Jahren
geſtorben. Er war zu Eperies geboren und unter-
nahm nach Vollendung ſeiner Studien Reiſen
ins Ausland. Für ſein Werk: „Aus dem Tage-
buche eines in Großbritannien reiſenden Ungarn“
wählte ihn die ungariſche Akademie zu ihrem
Mitgliede. Vom Comitate Saros wurde Pulszky
in den Reichstag von 1839 bis 1840 gewählt;
1845 zog er ſich auf ſein Gut Szecſeny zurück,




[Spaltenumbruch]
„Olympia,“ die Thierbändigerin.
Erzählung aus dem Artiſtenleben.
Von Dr. Heinrich Penn.

(Nachdruck verboten.)

(12. Fortſetzung.)

Das waren die Gedanken, welche den Geiſt
des jungen Mädchens beſchäftigten, als ſie auf
das Drängen des Arztes endlich das Kranken-
zimmer Lonis’ verließ, um in ihre Wohnung
zurückzukehren.

Dieſelbe beſtand aus einigen nicht luxuriös,
aber recht wohnlich eingerichteten Zimmern welchen
man es ſofort anſah, daß in denſelben der
ordnende Geiſt einer Frau waltete.

Alles, was man hier ſah, war nett, ſauber,
reinlich, und wohlgepflegte Blumen an allen
Fenſtern erhöhten den überaus freundlichen Ein-
druck, welch[e]n man empfing, wenn man dieſe
Räume betrat.

Die Wohnung hatte auch jenen behaglichen
Character, der immer auf die Wohlhabenheit der
Bewohner ſchließen läßt.

Und in der That befand ſich Louis in
guten, geordneten Verhältniſſen. Er war als
Caſſierer mit reichlichem Gehalte bei einer großen
Bank angeſtellt, und da er keinerlei Leidenſchaften
und Liebhabereien fröhnte, konnte er einen nam-
haften Theil ſeiner Einkünfte bei Seite legen.
Seine einzige Sorge war Miza gewidmet, die er
ſeinerzeit ſammt der Mutter nach Wien hatte
[Spaltenumbruch] kommen laſſen, um ihre vollkommene Ausbildung
bei einem renommirten Geſangsmeiſter zu vollen[-]
den. Denn Miza beſaß eine Stimme von
ſeltenem Wohllaut und ſeltener Kraft, verrieth
dabei ein ſo hervorragendes Talent zur Muſik,
daß jeder Kenner dem Mädchen eine glänzende
Carriere als Sängerin vorausſagte, und Louis
ſich daher entſchloß, Miza zur Oper ausbilden
zu laſſen.

So hatten die Geſchwiſter nach dem Tode
der Mutter in ſchöner Harmonie mit einander
gelebt und waren mit Eifer und Ernſt ihrem
beiderſeitigen Berufe obgelegen. Ihr einziger
Umgang war ein Mann, der beiläufig im Alter
Louis ſtand, und in derſelben Bank, in w[e]lcher
dieſer als Caſſierer fungirte, als Buchhalter be-
dienſtet war.

Dieſer Mann hieß Carlo Medoni und war
aus Mailand gebürtig, woher auch die beiden
Geſchwiſter ſtammten, und wodurch ſich die in-
time Freundſchaft mit ſeinen Landsleuten erklärte.




Ein paar Wochen waren ſeit jenem Tage
vergangen, an welchem ſich die aufregenden
Scenen im Circus abgeſpielt hatten.

Louis war ſchon längſt aus dem Spitale
in ſeine Wohnung gebracht worden, wo ſeine
Geneſung unter der ſorgſamen Pflege Miza’s
raſche Fortſchritte machte. Der Patient war auch
ruhiger geworden, und die furchtbare Aufregung,
in welche ihn der erſte Beſuch ſeines Freundes
Carlo verſetzte, hatte ſich gelegt.


[Spaltenumbruch]

Warum jedoch gerieth er bei dieſem Beſuche
ſo ſehr außer Rand und Band?

Wir werden es ſogleich erfahren.

Es war am zweiten Tage nach der Cata-
ſtrophe, als Medoni bei ſeinem Freunde eintrat.
Er war erſt am ſelben Tage von einer kleinen
Geſchäftsreiſe zurückgekehrt, die er im Auſtrage
der Bank unternommen, als er Kunde von dem
ſeinen Freund betreffenden Ereigniſſe erhielt, und
ſich — nachdem ſeine Geſchäfte beendet waren —
daher beeilte, zu Louis zu gelangen.

Früher noch war die Kunde von einem
andern Geſchehniß bis zu ihm gedrungen, welches
alle Kreiſe der Reſidenz lebhaft beſchäftigte.
nämlich die Nachricht von der plötzlichen Abreiſe
Olympia’s.

Er ſtutzte.

Stand doch dieſe Abreiſe in unmittelbarer
Beziehung zu ſeinem Freunde.

Die ſeltſamſten Gedanken durchſchwirrten
ſeinen Kopf. Jedenfalls mußte er ſich Gewißheit
darüber verſchaffen.

Beyor er daher zu Lonis ging, erkundigte
er ſich in dem Hotel, welches die ſchöne Thier-
bändigerin bewohnt hatte, nach derſelben.

Das Gerücht hatte nicht gelogen, Olympia
war thatſächlich in der vergangenen Nacht plötzlich
abgereiſt.

Ein eigenthümliches Lächeln überflog bei
dieſer Nachſicht das Geſicht Carlo’s.

(Fortſetzung folgt.)


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[[5]/0005] daf verband für Anſichtskartenſammler“, der unter Anderem auch den Zweck verfolgt, die Mitglieder vor unreellen Händlern — auch dieſe gibt es ſchon — zu beſchützen. Mehr als ein Dutzend hervorragender lithographiſcher Anſtalten in Berlin, Leipzig, Eiſenach, München, Stuttgart, Frankfurt, Würzburg, Nürnberg und an anderen Orten beſchäftigen ſich heute ausſchließlich mit der Her- ſtellung von Poſtkarten mit Anſicht; Künſtler von Ruf und betitelte Profeſſoren wirken häufig hiebei mit und der Lithograph braucht manches- mal, um die Entwürfe mit der nöthigen Präci- ſion auf den Stein zu bringen, eine Arbeit von zehn Wochen für eine einzige Karte. Aquarell- druck, Buntdruck, Gummiſtempel, Holzſchnitt, Kreidedrucke, Lithographie, Lichtdruck, Zinkdruck, Photolithographie, Photographie und Prägedruck, in allen Gattungen werden die Bilder hergeſtellt. Wie bereits bemerkt, iſt Deutſchland die Heimat der neuen Induſtrie und es hat auch heute noch die führende Rolle. Karten von Rom, von Petersburg, von Griechenland, von San Fran- cisco, von Zanzibar, von Tirol, von der Schweiz, ja ſogar von Olmütz und anderen mähriſchen Städten werden draußen hergeſtellt und hier ver- kauft. (In Verluſt gerathene Poſtſendung.) Eine von der Firma Beinhacker & Baſch in Wien beim Poſtamt Neubau am 12. Juni d. J. zur Aufgabe gebrachte recommandirte Briefpoſtſendung mit fünf Paar Brillantboutons im Werthe von 9630 fl., adreſſirt an S. Gold, Juwelier in Leipnik, iſt während der Poſt- beförderung in Verluſt gerathen. Vier Paar Boutons ſind in Silber gefaßt und mit je einem großen und oberhalb auch in Silber mit je zwei Brillanten beſetzt. Sie haben Goldhacken und unterhalb derſelben eine Patentbriſur, auf der das Steingewicht, 1[FORMEL] Karat, eingravirt iſt. Das fünfte Paar hat je einen ſilbergefaßten Brillanten von 1[FORMEL] Karat, umgeben von je zehn Brillan- ten, Haken und Briſuren aus Gold. Das Merk- würdigſte an dieſer Sache iſt, daß erſt heute, drei Monate nach dem Verluſte der Poſt- ſendung Mittheilung hievon gemacht wird. Das iſt eine geradezu bewundernswerthe Schnelligkeit. (Lieferungs - Ausſchreibung.) Die k. k. Staatsbahn-Direction in Olmütz vergibt für das Jahr 1898 die Lieferung von Eiſen - Abgüſſen, Banka- und Stangenzinn, Kupferblechen, gezogenen Kupferrohren, Kupferſtützen für Siederohre, Kupfer- ſtangen für Stehbolzen und Kupferdraht. Näheres im Bureau der Olmützer Handels- und Gewerbe- kammer. (Die entſprungenen Bären.) Die vor einiger Zeit einem herumziehenden Bärenführer entſprnngenen Bären, welche anfangs ſich in verſchiedenen Orten Mährens und auch nicht allzu fern von Brünn herumtrieben und die ſogar eine öffentliche Warnung in den Zeitungen veranlaßten, ſcheinen ſich ſpäter in unzugänglichen Schlupfwinkeln verborgen gehalten zu haben. Man hörte nämlich wochenlang nichts von den gefährlichen Raubthieren. Nun aber iſt wieder ein Lebenszeichen von ihnen erfolgt. Am 5. d. erſtattete nämlich der Gemeindevorſtand von Bukowitz der k. k. Bezirkshauptmannſchaft in Hohenſtadt die Anzeige, daß ſich in der dortigen Gegend, u. zw. am Berg „Hambilek“, ein Bär gezeigt habe. Auf Anordnung der genannten Behörde wurden Streifungen durch die k. k. Gendarmerie, das Forſtperſonal und alle waffen- fähige Bewohner der umliegenden Ortſchaften eingeleitet. (Brand während einer Tanzunter- haltung.) In dem Eiskeller des Gaſthauspächters Heinrich Weigl in Budigsdorf (Bez. Hohenſtadt) entſtand aus bisher unbekannter Urſache in der Nacht zum 30. Auguſt, während in dem ge- nannten Gaſthauſe eine Tanzunterhaltung ſtatt- fand, ein Schadenfeuer. Die ſofort auf den Brandplatz geeilten Gäſte löſchten jedoch in Ver- bindung mit der freiwilligen Ortsfeuerwehr das Feuer, ehe dasſelbe weiter um ſich greifen konnte. (Amerikaniſche Aepfel.) Auf dem Ber- liner Obſtmarkte macht ſich in dieſem Jahre ſchon jetzt die Concurrenz der amerikaniſchen Aepfel, welche vom Publicum mit immer größerer Vor- liebe gekauft werden, ſehr empfindlich bemerkbar. Die Folge davon iſt, daß einheimiſche Aepfel- ſorten, die im Einkaufe viel theurer ſind als die amerikaniſchen, nur in geringen Mengen auf dem Markte anzutreffen ſind. Die Großhändler können ſich daher größere Aepfellager nicht halten, weil ſie durch die amerikaniſche Concurrenz ſtets auf ein Herabdrücken der Preiſe gefaßt ſein müſſen und dann ſchwere Verluſte erleiden. Dazu kommt noch, daß heimiſches Obſt in dieſem Jahre ein langes Lagern nicht vertragen kann, weil das anhaltende Regenwetter, welches im Juli, alſo gerade während der Reifezeit des Obſtes, herrſchte, auf deſſen Dauerhaftigkeit von ſehr ungünſtigem Einfluſſe geweſen iſt. (Gefundene Geldbörſe.) In dem Geſchäfts- locale des Herrn Laurenz Kullil, Niederring, hat geſtern Nachmittags ein Käufer ſeine Geldbörſe, in der ſich eine Staatsnote, ein Aufgabsrecepiſſe und eine Logenkarte befanden, vergeſſen. Der Ver- luſtträger wolle ſich in dem genannten Geſchäfts- locale melden. (Verhaftung.) Vor einigen Tagen erſtattete eine hierorts, in der Eliſabethſtraße bedienſtete Magd beim ſtädt. Polizeiamte die Anzeige, daß ihr vom Hausboden aus einem verſperrt gewe- ſenen Koffer mehrere Kleidungsſtücke geſtohlen worden ſeien und dieſen Diebſtahl nur eine mit den örtlichen Verhältniſſen vertraute Perſon verübt haben könne. Geſtern gelang es nun der Sicherheitswache, jene Diebin in der Perſon einer im ſelben Hauſe zur kritiſchen Zeit bedienſtet geweſenen Magd zu Stande zu bringen und wurden in deren Beſitze auch ſämmtliche geſtohle- nen Effecten vorgefunden. Die Verhaftete, eine 20jährige, nach Kremſier zuſtändige Perſon, Namens Roſalia Šenar, erſcheint wegen Diebſtahls bereits mehrere Male vorbeſtraft. Dieſelbe wurde dem hieſigen Strafgerichte eingeliefert. (Unglücksfall.) Geſtern in der fünften Nachmittagsſtunde iſt ein in der Paſſinger’ſchen Mühle beſchäftigter Müllergehilfe von einer in der Mühle befindlichen hölzernen Treppe hinab- geſtürzt und hat ſich hiebei den linken Ober- ſchenkel gebrochen. Der Verunglückte, welcher an- geblich durch eigenes Verſchulden von der Treppe fiel, wurde über ärztliche Anordnung mittelſt Rollbahre in das allgem. Krankenhaus überführt. (Witterungsumſchlag.) Nach den letzten kalten und regneriſchen Tagen iſt heute wärme- res Wetter eingetreten. Die Witterungsprognoſe für die nächſte Zeit lautet: Zunächſt unbeſtändig und theilweiſe regneriſch, ſteigende Temperatur vor- ausſichtlich. Vom Tage. (Ein k. u. k. Oberlientenant gegen die deutſche Sprache.) Unter dieſem Schlagworte ſchreibt das „Prager Montagsblatt“: In Soběslau bei Tabor, fand am letzten Samſtag ein bemerkenswerther Vorfall ſtatt. In ein dortiges Gaſthaus trat der Vertreter einer deutſchen Electricitätsfirma zu einem Tiſch, an dem ein Bekannter ſaß. Beide verkehrten in deutſcher Sprache. Da wurde ihnen plötzlich von einem an einem Nebentiſch ſitzenden k. k. Ober- lieutenant (ob Reſerve-, wiſſen wir nicht) barſch zugerufen, ſie hätten in Soběslau nicht deutſch zu ſprechen. Der erwähnte Kauf- mann ſprang erregt auf und wies die Ein- miſchung des Officiers energiſch zurück. In der nun folgenden erregten Controverſe mußte ſich der k. u. k. Oberlieutenant die ſchärfſte Zurecht- weiſung gefallen laſſen — und entfernte ſich ſodann. Von dem Vorfalle, insbeſondere von dem Vorgehen des Haſſers der Armeeſprache wurde, ſo wird mitgetheilt, das Budweiſer Brigade- Commando in Kenntniß geſetzt. (Franz von Pulszky †.) Wie aus Buda- peſt telegraphiſch berichtet wird, iſt dortſelbſt Franz Pulszky von Lubócz und Cſel- falna, der frühere Director des ungariſchen National-Muſeums, im Alter von 83 Jahren geſtorben. Er war zu Eperies geboren und unter- nahm nach Vollendung ſeiner Studien Reiſen ins Ausland. Für ſein Werk: „Aus dem Tage- buche eines in Großbritannien reiſenden Ungarn“ wählte ihn die ungariſche Akademie zu ihrem Mitgliede. Vom Comitate Saros wurde Pulszky in den Reichstag von 1839 bis 1840 gewählt; 1845 zog er ſich auf ſein Gut Szecſeny zurück, „Olympia,“ die Thierbändigerin. Erzählung aus dem Artiſtenleben. Von Dr. Heinrich Penn. (Nachdruck verboten.) (12. Fortſetzung.) Das waren die Gedanken, welche den Geiſt des jungen Mädchens beſchäftigten, als ſie auf das Drängen des Arztes endlich das Kranken- zimmer Lonis’ verließ, um in ihre Wohnung zurückzukehren. Dieſelbe beſtand aus einigen nicht luxuriös, aber recht wohnlich eingerichteten Zimmern welchen man es ſofort anſah, daß in denſelben der ordnende Geiſt einer Frau waltete. Alles, was man hier ſah, war nett, ſauber, reinlich, und wohlgepflegte Blumen an allen Fenſtern erhöhten den überaus freundlichen Ein- druck, welchen man empfing, wenn man dieſe Räume betrat. Die Wohnung hatte auch jenen behaglichen Character, der immer auf die Wohlhabenheit der Bewohner ſchließen läßt. Und in der That befand ſich Louis in guten, geordneten Verhältniſſen. Er war als Caſſierer mit reichlichem Gehalte bei einer großen Bank angeſtellt, und da er keinerlei Leidenſchaften und Liebhabereien fröhnte, konnte er einen nam- haften Theil ſeiner Einkünfte bei Seite legen. Seine einzige Sorge war Miza gewidmet, die er ſeinerzeit ſammt der Mutter nach Wien hatte kommen laſſen, um ihre vollkommene Ausbildung bei einem renommirten Geſangsmeiſter zu vollen- den. Denn Miza beſaß eine Stimme von ſeltenem Wohllaut und ſeltener Kraft, verrieth dabei ein ſo hervorragendes Talent zur Muſik, daß jeder Kenner dem Mädchen eine glänzende Carriere als Sängerin vorausſagte, und Louis ſich daher entſchloß, Miza zur Oper ausbilden zu laſſen. So hatten die Geſchwiſter nach dem Tode der Mutter in ſchöner Harmonie mit einander gelebt und waren mit Eifer und Ernſt ihrem beiderſeitigen Berufe obgelegen. Ihr einziger Umgang war ein Mann, der beiläufig im Alter Louis ſtand, und in derſelben Bank, in welcher dieſer als Caſſierer fungirte, als Buchhalter be- dienſtet war. Dieſer Mann hieß Carlo Medoni und war aus Mailand gebürtig, woher auch die beiden Geſchwiſter ſtammten, und wodurch ſich die in- time Freundſchaft mit ſeinen Landsleuten erklärte. Ein paar Wochen waren ſeit jenem Tage vergangen, an welchem ſich die aufregenden Scenen im Circus abgeſpielt hatten. Louis war ſchon längſt aus dem Spitale in ſeine Wohnung gebracht worden, wo ſeine Geneſung unter der ſorgſamen Pflege Miza’s raſche Fortſchritte machte. Der Patient war auch ruhiger geworden, und die furchtbare Aufregung, in welche ihn der erſte Beſuch ſeines Freundes Carlo verſetzte, hatte ſich gelegt. Warum jedoch gerieth er bei dieſem Beſuche ſo ſehr außer Rand und Band? Wir werden es ſogleich erfahren. Es war am zweiten Tage nach der Cata- ſtrophe, als Medoni bei ſeinem Freunde eintrat. Er war erſt am ſelben Tage von einer kleinen Geſchäftsreiſe zurückgekehrt, die er im Auſtrage der Bank unternommen, als er Kunde von dem ſeinen Freund betreffenden Ereigniſſe erhielt, und ſich — nachdem ſeine Geſchäfte beendet waren — daher beeilte, zu Louis zu gelangen. Früher noch war die Kunde von einem andern Geſchehniß bis zu ihm gedrungen, welches alle Kreiſe der Reſidenz lebhaft beſchäftigte. nämlich die Nachricht von der plötzlichen Abreiſe Olympia’s. Er ſtutzte. Stand doch dieſe Abreiſe in unmittelbarer Beziehung zu ſeinem Freunde. Die ſeltſamſten Gedanken durchſchwirrten ſeinen Kopf. Jedenfalls mußte er ſich Gewißheit darüber verſchaffen. Beyor er daher zu Lonis ging, erkundigte er ſich in dem Hotel, welches die ſchöne Thier- bändigerin bewohnt hatte, nach derſelben. Das Gerücht hatte nicht gelogen, Olympia war thatſächlich in der vergangenen Nacht plötzlich abgereiſt. Ein eigenthümliches Lächeln überflog bei dieſer Nachſicht das Geſicht Carlo’s. (Fortſetzung folgt.)

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 206, Olmütz, 10.09.1897, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches206_1897/5>, abgerufen am 23.11.2024.