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Mährisches Tagblatt. Nr. 198, Olmütz, 31.08.1885.

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[Spaltenumbruch]
Allg. österreichischer Müllertag in
Wien.

(Original-Bericht des "Mähr. Tagblattes".)


Als Einleitung zu dem morgen und über-
morgen in Wien abzuhaltenden XIII. interna-
tionalen Saatenmarkte haben heute hier mehrere
Versammlungen stattgefunden. Zunächst hielt der
Verband österreichischer Müller- und
Mühlen-Interessenten
im kleinen Saale
der Wiener Frucht- und Mehlbörse unter dem
Vorsitze seines Präsidenten Lutter seine Ge-
neralversammlung. Der in derselben erstattete
Jahresbericht gedenkt der Thätigkeit des Vereins
bei diversen gewerblichen Fragen, welche insbe-
sondere durch das Inslebentreten der neuen Ge-
werbeordnung aufs Tapet gebracht wurden, erwähnt
seiner Stellungnahme in der Lloyd-Enquete, bei
der Einführung des öffentlichen und mündlichen
Verfahrens im Civilprocesse, ferner in der Tarif-
Enquete, in der Frage der Verlegung der Frucht-
und Mehlbörse etc. Schließlich beklagt er es, daß
nationale und politische Animositäten auch bei
materiellen Interessenfragen einen Hemmschuh zur
Fortentwicklung gemeinnütziger Bestrebungen bil-
den. Nach Entgegennahme des Cassaberichtes folgte
die Wahl von 25 Ausschußmitgliedern, von denen
folgende zugleich dem Vorstande der Wiener
Frucht- und Mehlbörse angehören: Fr. Grager
(Fischamend), Carl Lutter (Wienersdorf), Paul
v. Schöller (Ebenfurth), Ig. Seidl (Traut-
mannsdorf), Fr. Vogel (Simmering) und C.
Volk (Fischamend). Zum Schlusse hielt Herr
Vincenz Till einen Vortrag über Weizen-
schälung.
Seine Ausführungen, welche ein
Schachzug gegen das Mühlenwesen waren, stie-
ßen auf heftige Opposition und wurde zur
Prüfung der von der Versammlung mit Kopf-
schütteln aufgenommenen Reformen des Mahl-
verfahrens ein unparteiisches sachverständiges Co-
mite eingesetzt.

An diese Versammlung schloß sich der allge-
meine österr. Müllertag, welcher jedoch nur
schwach besucht war. Es handelte sich zunächst um
eine Besprechung der nachtheiligen Rückwirkungen
einzelner Bestimmungen des VI. Hauptstückes der
Gewerbeordnung und wurden nach längerer De-
batte, in welcher insbesondere die Frage ventilirt
wurde, ob die Müller sich als Fabrikanten oder
als Gewerbetreibende declariren sollen, folgende
Anträge zum Beschlusse e[r]hoben:

1. Als nicht fabriksmäßig betriebene Mühlen
sollen jene betrachtet werden, welche weniger als
20 Arbeiter beschäftigen; insbesondere aber jene
Mühlen, welche ausschließlich im Taglohn arbeiten
und die zu ihrem Betriebe weniger als 60
Pferdekräfte benöthigen. 2. Den continuirlich be-
triebenen Mühlen soll auch am Sonntag das
Mehlfassen zur Entlastung der Arbeitsmaschinen
[Spaltenumbruch] gestattet sein, ebenso den Lohmühlen das Auf-
und Abladen. 3. Den fabriksmäßig betriebenen
Mühlen soll wöchentlich einmal eine Arbeits-
schicht von 24 Stunden gestattet sein. -- Die
Versammlung acceptirte weiters eine Reihe von
Vorschlägen zur Besserung der gegenwärtigen
Lage des Mühlengewerbes. Dieselben lauten:

1. Der Beitritt sämmtlicher österr. Müller
zu dem österr. Mühlenverbande ist im Interesse
der österr. Mühlenindustrie erwünscht. 2. Bei
Handelsverträgen mit fremden Staaten soll auf
die österr. Mühlenindustrie hinsichtlich des Mehl-
exportes besonders Rücksicht genommen werden.
3. Der Abschluß eines Zollbündnisses mit Deutsch-
land ist im Interesse der österr. Mehlindustrie
wünschenswerth. 4. Die Fracht-Tarife der österr.
Bahnen sollen mindestens den deutschen gleichge-
stellt werden. 5. Die Tarife der österr. Bahnen
sollen keine Bevorzugung auswärtiger (auch un-
garischer) Mühlen, weder im Local-, noch im
directen, noch im Transit-Verkehr enthalten.
6. Eine einheitliche Regelung der österr. Wasser-
gesetze ist dringend nöthig.




Dreizehnter internationaler Ge-
treide- und Saatenmarkt in Wien.


(Orig.-Telegr, des "Mähr. Tagblattes".)

Heute wurde hier der 13. internationale
Getreide- und Saatenmarkt abgehalten. Derselbe
war sehr gut besucht. Von Seite der Regierung
war ein Vertreter erschienen, ebenso Vice-Bür-
germeister Dr. Prix, welche beide Ansprachen an
die Versammlung hielten. Hierauf begrüßte der
Präsident der Wiener Frucht- und Mehlbörse
Herr Wilhelm Naschauer die Versammlung.

Rede des Herrn Wilhelm Naschauer.

Geehrte Versammlung!

Die Anerkennung, welche unserem Streben
durch die soeben vernommenen Worte des hochver-
ehrten Vertreters der kaiserlichen Regierung und
des Herrn Vice-Bürgermeisters der Stadt Wien
geworden ist, so wie die sehr erfreuliche That-
sache, daß Delegirte so vieler ausländischer Cor-
porationen, landwirthschaftlicher Vereine und
industrieller Gesellschaften sich an unseren Arbeiten
betheiligen, muß der Leitung des Wiener Saaten-
marktes, der dem internationalen Verkehr von
Getreide zu dienen bestimmt ist, zur hohen Be-
friedigung gereichen, in einer Zeit, welche diesen
internationalen Beziehungen so wenig günstig ge-
stimmt ist, daß an vielen Orten die Neigung
besteht, Fremde, ja Freunde, die Brod ins Land
bringen, als Feinde anzusehen und zu behandeln,
einer Zeit, in welcher die wichtigsten continen-
talen Staaten zur Abweisung von Getreide und
Mehl nahezu unüberschreitbare Zollschranken er-
[Spaltenumbruch] richtet haben oder zu errichten im Begriffe sind.
Diese Anerkennung, für welche ich im Namen der
Wiener Frucht- und Mehlbörse verbindlichst danke,
sowie der Umstand, daß Tausende Interessenten aus
den verschiedensten Staaten und nicht zum gering-
sten Theile aus mit prohitivartigen Zollsystemen
kämpfenden Ländern, unsere Versammlung besuchen,
bekunden den unlösbaren Zusammenhang der Märkte
und müssen uns Muth einflößen, die internatio-
nalen Beziehungen des Getreidehandels, trotz
Allem weiter zu pflegen, uns überzeugen, daß
die Erkenntniß der Undurchführbarkeit einer
dauernden künstlichen Erhöhung der Getreidepreise
noch nicht allen Boden verloren hat und in uns
die Hoffnung stärken, daß die Macht der That-
sache über kurz oder lang einen Irrthum besei-
tigen werde, der allen Betheiligten nur Wunden
zu schlagen geeignet ist; denn die Sprache der
Märkte ist in wirthschaftlichen Dingen nicht selten
eindringender als vieles Andere und wenn man
sieht wie in diesem Jahre trotz des Umstandes,
daß in dem gefürchteten America in New-York
Weizen um circa 121/2 fl. per Meterzentner
mehr kostet als in Wien, die Landwirthe aller
europäischen Staaten -- gleichviel ob mit oder
ohne hohe Schutzzölle -- sich in sehr gedrückten
Verhältnissen befinden, so muß dies, selbst in
den maßgebendsten Kreisen, ernste Zweifel darüber
anregen, ob es möglich sei, eine Calamität
mit so tief liegenden Ursachen, wie die
des Sinkens der Grundrente in Europa, auf
eine so einfache, ich möchte sagen mechanische Art,
wie sie die Errichtung von simplen Zollschranken
[i]st, in befriedigender Weise zu lösen! Wir dürfen
also hoffen, daß das Princip: Jedermann Das-
jenige erzeugen zu lassen, wozu er am Besten
die Eignung besitzt und ihn in der Verwerthung
seines Productes in keiner Richtung zu behindern,
wieder einmal allgemein zur Geltung gelangen
werde. In Erwartung dieser -- allerdings nicht
nahen -- Eventualität, wollen wir unserer auf
Cultivirung eines, möglichst weite Gebiete um-
fassenden Getreideverkehrs abzielende Institution
-- wenn dieselbe auch momentan angesichts eines
Zolles in Deutschland von 3 M. für 100 Kilo
Weizen, von 71/2 M. für Mehl, in Frankreich
von 3 Frcs. für Weizen, von 6 Frcs. für Mehl
-- in geschäftlicher Hinsicht nicht mehr
die einstmalige Bedeutung haben kann, doch die
weitere Pflege nicht versagen, durch thunlichste
Aufrechthaltung der kaufmännischen Beziehungen,
so weit dies heute noch möglich ist, Mangel und
Ueberfluß ausgleichen helfen, hauptsächlich aber
durch fortgesetzte Bekanntgabe unserer verläßlichen
Ernteberichte, den Blick der Interessenten, von den
localen Marktverhältnissen ablenken, und deren
Gesichtskreis hinsichtlich der Ursachen der Preis-Ent-
wicklung auf dem Weltmarkte erweitern, dessen
Erscheinungen in ihren Wirkungen ohne Ausnahme
maßgebend bleiben, für das Steigen und Fallen
der Getreidepreise in allen Staaten, mögen sich
einzelne derseben auch noch so sehr vom allge-




[Spaltenumbruch]

brachte", so fuhr Frau Wolter fort, "war der
Umstand, daß der unsichtbare König am
Schlusse des Actes kein Zeichen des Bei-
falles gab. Allein man bequemt sich, so
rasch selbst den ungewohntesten Eindrücken an,
daß ich ihm für sein Stillschweigen Dank wußte.
Man hat über die Manie des Königs, ausschließ-
lich für seine Person Schauspiele aufführen zu
lassen, viel gespöttelt, aber ich muß gestehen, daß
ich sie vollkommen begreife. Der König hält in
dieser Weise Alles fern, was den Künstler und
den Zuhörer stören kann. Es gibt da keine laut
gesprochenen kritisirenden Bemerkungen, kein Rücken
der Sitze, kein Geräusch der Fächer, nichts, als
das dramatische Werk, die Darsteller desselben
und den einzigen Zuschauer, den wir so sehr in
die Welt der Illusion versetzen, daß er die wahre
Pompadour zu sehen glaubt, daß er die Dichtung
für Wahrheit hält. Ich sage nicht, daß es mir
angenehm wäre, immer unter solchen Umständen
zu spielen, allein es ist mir lieb, daß ich auch
diese Probe durchmachte, denn ich wurde durch
einen neuen Eindruck meiner Kunst bereichert.

Als gegen 4 Uhr Morgens der letzte Act
zu Ende und der Vorhang gefallen war, befahl
man uns, bewegungslos auf der Bühne zu blei-
ben, damit der König nicht gestört werde. Er
pflegt nämlich noch einige Zeit lang in der
Loge bleiben und über das, was er gesehen,
nachzusinnen, wie ein Mensch, dem es Mühe
kostet, wieder in die Wirklichkeit zurückzukehren.
[Spaltenumbruch] Endlich belehrte uns ein Glockenzeichen, daß
Se. Majestät das Theater verlassen habe und
daß wir frei seien. Bald darauf erhielt ich den
Besuch des alten Kammerherrn, der mir von
Seite des Königs ein ungeheures Bouquet über-
brachte und dabei alle Titel Sr. erhabenen und
huldreichen Majestät, angefangen vom "König von
Baiern" bis zum bescheidenen "Landgrafen von
Bayreuth" -- es waren wohl an zwanzig --
mit nachdrücklicher Betonung herzählte. Zugleich
überreichte er mir einen Schmuckgegenstand. Ich
bat den Kammerherrn, daß er den Ausdruck mei-
ner Dankbarkeit Sr. Majestät überbringen möge,
allein er antwortete, es sei üblich, daß die Künst-
ler dem Könige schriftlich danken müssen. Ich war
zum Umfallen müde und entgegnete daher, daß
ich am nächsten Morgen die Ehre haben würde,
Sr. Majestät zu schreiben. Darauf erwiderte
der alte Herr, m[a]n dürfte den König nicht war-
ten lassen, Se. Majestät erwarte das Dankschrei-
ben zur festgesetzten Stunde; übrigens werde er
die Ehre haben, mir den Brief in der durch das
Hofceremoniel vorgeschriebenen Form zu dictiren.
Ich fügte mich und um 5 Uhr Morgens konnte
ich endlich in meine Wohnung zurückkehren. Ich
habe den König weder vor, noch während, noch
nach der Vorstelung gesehen; er kreuzte meine
künstlerische Laufbahn, wie ein unsichtbarer
Schatten. Selbst in diesem Augenblicke frage ich
mich noch, ob das Alles auch wahr sei und ob
ich Ihnen nicht einen Traum erzähle."


[Spaltenumbruch]

So weit die Erzählung der Frau Wolter.
"Und wie verhält es sich denn", fragte ich hier-
auf "mit der berühmten Million, die der König
Ihnen geschickt haben soll?" Die große Künstlerin
antwortete lächelnd, sie habe außer dem erwähn-
ten Schmuckgegenstand nur eine unbedeutende
Summe erhalten; sie sei übrigens zufrieden,
denn sie habe nicht wegen des Geldes, sondern
wegen der Ehre gespielt.

Uebrigens bin auch ich, fügt Albert Wolff
hinzu, in der Lage, versichern zu können, daß der
König von Baiern vorläufig nicht mit den Millio-
nen herumwirft. Se. Majestät läßt sich seit fünf-
zehn Jahren außerordentlich kostspielige, phan-
tastische Paläste bauen, in welche Niemand eintre-
ten darf. Nun ist die Civilliste auf dem Trockenen;
die Unternehmer weigern sich, die Aufträge des
Königs auszuführen, die Lieferanten sind wider-
spenstig. Allein der König, der in einer Welt von
Chimären lebt, kümmert sich um solche elende
Details nicht; er fordert von seinem Schatzmeister
Millionen, die der Bedauernswerthe nicht in der
Casse hat. Nichtsdestoweniger fährt Se. Majestät
in einer solchen Lebensweise fort, als stünden ihm
die unerschöpflichen Schätze aus "T[ause]nd und
eine Nacht" zu Gebot. Die Sache ist schon so
verwickelt, daß die baierischen Kammern wohl ge-
zwungen sein werden, eine gewisse Zahl von Mil-
lionen zur Bezahlung der Schulden des Königs
zu votiren. Und dann kann Se. Majestät von
Neuem anfangen.


[Spaltenumbruch]
Allg. öſterreichiſcher Müllertag in
Wien.

(Original-Bericht des „Mähr. Tagblattes“.)


Als Einleitung zu dem morgen und über-
morgen in Wien abzuhaltenden XIII. interna-
tionalen Saatenmarkte haben heute hier mehrere
Verſammlungen ſtattgefunden. Zunächſt hielt der
Verband öſterreichiſcher Müller- und
Mühlen-Intereſſenten
im kleinen Saale
der Wiener Frucht- und Mehlbörſe unter dem
Vorſitze ſeines Präſidenten Lutter ſeine Ge-
neralverſammlung. Der in derſelben erſtattete
Jahresbericht gedenkt der Thätigkeit des Vereins
bei diverſen gewerblichen Fragen, welche insbe-
ſondere durch das Inslebentreten der neuen Ge-
werbeordnung aufs Tapet gebracht wurden, erwähnt
ſeiner Stellungnahme in der Lloyd-Enquete, bei
der Einführung des öffentlichen und mündlichen
Verfahrens im Civilproceſſe, ferner in der Tarif-
Enquete, in der Frage der Verlegung der Frucht-
und Mehlbörſe ꝛc. Schließlich beklagt er es, daß
nationale und politiſche Animoſitäten auch bei
materiellen Intereſſenfragen einen Hemmſchuh zur
Fortentwicklung gemeinnütziger Beſtrebungen bil-
den. Nach Entgegennahme des Caſſaberichtes folgte
die Wahl von 25 Ausſchußmitgliedern, von denen
folgende zugleich dem Vorſtande der Wiener
Frucht- und Mehlbörſe angehören: Fr. Grager
(Fiſchamend), Carl Lutter (Wienersdorf), Paul
v. Schöller (Ebenfurth), Ig. Seidl (Traut-
mannsdorf), Fr. Vogel (Simmering) und C.
Volk (Fiſchamend). Zum Schluſſe hielt Herr
Vincenz Till einen Vortrag über Weizen-
ſchälung.
Seine Ausführungen, welche ein
Schachzug gegen das Mühlenweſen waren, ſtie-
ßen auf heftige Oppoſition und wurde zur
Prüfung der von der Verſammlung mit Kopf-
ſchütteln aufgenommenen Reformen des Mahl-
verfahrens ein unparteiiſches ſachverſtändiges Co-
mité eingeſetzt.

An dieſe Verſammlung ſchloß ſich der allge-
meine öſterr. Müllertag, welcher jedoch nur
ſchwach beſucht war. Es handelte ſich zunächſt um
eine Beſprechung der nachtheiligen Rückwirkungen
einzelner Beſtimmungen des VI. Hauptſtückes der
Gewerbeordnung und wurden nach längerer De-
batte, in welcher insbeſondere die Frage ventilirt
wurde, ob die Müller ſich als Fabrikanten oder
als Gewerbetreibende declariren ſollen, folgende
Anträge zum Beſchluſſe e[r]hoben:

1. Als nicht fabriksmäßig betriebene Mühlen
ſollen jene betrachtet werden, welche weniger als
20 Arbeiter beſchäftigen; insbeſondere aber jene
Mühlen, welche ausſchließlich im Taglohn arbeiten
und die zu ihrem Betriebe weniger als 60
Pferdekräfte benöthigen. 2. Den continuirlich be-
triebenen Mühlen ſoll auch am Sonntag das
Mehlfaſſen zur Entlaſtung der Arbeitsmaſchinen
[Spaltenumbruch] geſtattet ſein, ebenſo den Lohmühlen das Auf-
und Abladen. 3. Den fabriksmäßig betriebenen
Mühlen ſoll wöchentlich einmal eine Arbeits-
ſchicht von 24 Stunden geſtattet ſein. — Die
Verſammlung acceptirte weiters eine Reihe von
Vorſchlägen zur Beſſerung der gegenwärtigen
Lage des Mühlengewerbes. Dieſelben lauten:

1. Der Beitritt ſämmtlicher öſterr. Müller
zu dem öſterr. Mühlenverbande iſt im Intereſſe
der öſterr. Mühleninduſtrie erwünſcht. 2. Bei
Handelsverträgen mit fremden Staaten ſoll auf
die öſterr. Mühleninduſtrie hinſichtlich des Mehl-
exportes beſonders Rückſicht genommen werden.
3. Der Abſchluß eines Zollbündniſſes mit Deutſch-
land iſt im Intereſſe der öſterr. Mehlinduſtrie
wünſchenswerth. 4. Die Fracht-Tarife der öſterr.
Bahnen ſollen mindeſtens den deutſchen gleichge-
ſtellt werden. 5. Die Tarife der öſterr. Bahnen
ſollen keine Bevorzugung auswärtiger (auch un-
gariſcher) Mühlen, weder im Local-, noch im
directen, noch im Tranſit-Verkehr enthalten.
6. Eine einheitliche Regelung der öſterr. Waſſer-
geſetze iſt dringend nöthig.




Dreizehnter internationaler Ge-
treide- und Saatenmarkt in Wien.


(Orig.-Telegr, des „Mähr. Tagblattes“.)

Heute wurde hier der 13. internationale
Getreide- und Saatenmarkt abgehalten. Derſelbe
war ſehr gut beſucht. Von Seite der Regierung
war ein Vertreter erſchienen, ebenſo Vice-Bür-
germeiſter Dr. Prix, welche beide Anſprachen an
die Verſammlung hielten. Hierauf begrüßte der
Präſident der Wiener Frucht- und Mehlbörſe
Herr Wilhelm Naſchauer die Verſammlung.

Rede des Herrn Wilhelm Naſchauer.

Geehrte Verſammlung!

Die Anerkennung, welche unſerem Streben
durch die ſoeben vernommenen Worte des hochver-
ehrten Vertreters der kaiſerlichen Regierung und
des Herrn Vice-Bürgermeiſters der Stadt Wien
geworden iſt, ſo wie die ſehr erfreuliche That-
ſache, daß Delegirte ſo vieler ausländiſcher Cor-
porationen, landwirthſchaftlicher Vereine und
induſtrieller Geſellſchaften ſich an unſeren Arbeiten
betheiligen, muß der Leitung des Wiener Saaten-
marktes, der dem internationalen Verkehr von
Getreide zu dienen beſtimmt iſt, zur hohen Be-
friedigung gereichen, in einer Zeit, welche dieſen
internationalen Beziehungen ſo wenig günſtig ge-
ſtimmt iſt, daß an vielen Orten die Neigung
beſteht, Fremde, ja Freunde, die Brod ins Land
bringen, als Feinde anzuſehen und zu behandeln,
einer Zeit, in welcher die wichtigſten continen-
talen Staaten zur Abweiſung von Getreide und
Mehl nahezu unüberſchreitbare Zollſchranken er-
[Spaltenumbruch] richtet haben oder zu errichten im Begriffe ſind.
Dieſe Anerkennung, für welche ich im Namen der
Wiener Frucht- und Mehlbörſe verbindlichſt danke,
ſowie der Umſtand, daß Tauſende Intereſſenten aus
den verſchiedenſten Staaten und nicht zum gering-
ſten Theile aus mit prohitivartigen Zollſyſtemen
kämpfenden Ländern, unſere Verſammlung beſuchen,
bekunden den unlösbaren Zuſammenhang der Märkte
und müſſen uns Muth einflößen, die internatio-
nalen Beziehungen des Getreidehandels, trotz
Allem weiter zu pflegen, uns überzeugen, daß
die Erkenntniß der Undurchführbarkeit einer
dauernden künſtlichen Erhöhung der Getreidepreiſe
noch nicht allen Boden verloren hat und in uns
die Hoffnung ſtärken, daß die Macht der That-
ſache über kurz oder lang einen Irrthum beſei-
tigen werde, der allen Betheiligten nur Wunden
zu ſchlagen geeignet iſt; denn die Sprache der
Märkte iſt in wirthſchaftlichen Dingen nicht ſelten
eindringender als vieles Andere und wenn man
ſieht wie in dieſem Jahre trotz des Umſtandes,
daß in dem gefürchteten America in New-York
Weizen um circa 12½ fl. per Meterzentner
mehr koſtet als in Wien, die Landwirthe aller
europäiſchen Staaten — gleichviel ob mit oder
ohne hohe Schutzzölle — ſich in ſehr gedrückten
Verhältniſſen befinden, ſo muß dies, ſelbſt in
den maßgebendſten Kreiſen, ernſte Zweifel darüber
anregen, ob es möglich ſei, eine Calamität
mit ſo tief liegenden Urſachen, wie die
des Sinkens der Grundrente in Europa, auf
eine ſo einfache, ich möchte ſagen mechaniſche Art,
wie ſie die Errichtung von ſimplen Zollſchranken
[i]ſt, in befriedigender Weiſe zu löſen! Wir dürfen
alſo hoffen, daß das Princip: Jedermann Das-
jenige erzeugen zu laſſen, wozu er am Beſten
die Eignung beſitzt und ihn in der Verwerthung
ſeines Productes in keiner Richtung zu behindern,
wieder einmal allgemein zur Geltung gelangen
werde. In Erwartung dieſer — allerdings nicht
nahen — Eventualität, wollen wir unſerer auf
Cultivirung eines, möglichſt weite Gebiete um-
faſſenden Getreideverkehrs abzielende Inſtitution
— wenn dieſelbe auch momentan angeſichts eines
Zolles in Deutſchland von 3 M. für 100 Kilo
Weizen, von 7½ M. für Mehl, in Frankreich
von 3 Frcs. für Weizen, von 6 Frcs. für Mehl
in geſchäftlicher Hinſicht nicht mehr
die einſtmalige Bedeutung haben kann, doch die
weitere Pflege nicht verſagen, durch thunlichſte
Aufrechthaltung der kaufmänniſchen Beziehungen,
ſo weit dies heute noch möglich iſt, Mangel und
Ueberfluß ausgleichen helfen, hauptſächlich aber
durch fortgeſetzte Bekanntgabe unſerer verläßlichen
Ernteberichte, den Blick der Intereſſenten, von den
localen Marktverhältniſſen ablenken, und deren
Geſichtskreis hinſichtlich der Urſachen der Preis-Ent-
wicklung auf dem Weltmarkte erweitern, deſſen
Erſcheinungen in ihren Wirkungen ohne Ausnahme
maßgebend bleiben, für das Steigen und Fallen
der Getreidepreiſe in allen Staaten, mögen ſich
einzelne derſeben auch noch ſo ſehr vom allge-




[Spaltenumbruch]

brachte“, ſo fuhr Frau Wolter fort, „war der
Umſtand, daß der unſichtbare König am
Schluſſe des Actes kein Zeichen des Bei-
falles gab. Allein man bequemt ſich, ſo
raſch ſelbſt den ungewohnteſten Eindrücken an,
daß ich ihm für ſein Stillſchweigen Dank wußte.
Man hat über die Manie des Königs, ausſchließ-
lich für ſeine Perſon Schauſpiele aufführen zu
laſſen, viel geſpöttelt, aber ich muß geſtehen, daß
ich ſie vollkommen begreife. Der König hält in
dieſer Weiſe Alles fern, was den Künſtler und
den Zuhörer ſtören kann. Es gibt da keine laut
geſprochenen kritiſirenden Bemerkungen, kein Rücken
der Sitze, kein Geräuſch der Fächer, nichts, als
das dramatiſche Werk, die Darſteller desſelben
und den einzigen Zuſchauer, den wir ſo ſehr in
die Welt der Illuſion verſetzen, daß er die wahre
Pompadour zu ſehen glaubt, daß er die Dichtung
für Wahrheit hält. Ich ſage nicht, daß es mir
angenehm wäre, immer unter ſolchen Umſtänden
zu ſpielen, allein es iſt mir lieb, daß ich auch
dieſe Probe durchmachte, denn ich wurde durch
einen neuen Eindruck meiner Kunſt bereichert.

Als gegen 4 Uhr Morgens der letzte Act
zu Ende und der Vorhang gefallen war, befahl
man uns, bewegungslos auf der Bühne zu blei-
ben, damit der König nicht geſtört werde. Er
pflegt nämlich noch einige Zeit lang in der
Loge bleiben und über das, was er geſehen,
nachzuſinnen, wie ein Menſch, dem es Mühe
koſtet, wieder in die Wirklichkeit zurückzukehren.
[Spaltenumbruch] Endlich belehrte uns ein Glockenzeichen, daß
Se. Majeſtät das Theater verlaſſen habe und
daß wir frei ſeien. Bald darauf erhielt ich den
Beſuch des alten Kammerherrn, der mir von
Seite des Königs ein ungeheures Bouquet über-
brachte und dabei alle Titel Sr. erhabenen und
huldreichen Majeſtät, angefangen vom „König von
Baiern“ bis zum beſcheidenen „Landgrafen von
Bayreuth“ — es waren wohl an zwanzig —
mit nachdrücklicher Betonung herzählte. Zugleich
überreichte er mir einen Schmuckgegenſtand. Ich
bat den Kammerherrn, daß er den Ausdruck mei-
ner Dankbarkeit Sr. Majeſtät überbringen möge,
allein er antwortete, es ſei üblich, daß die Künſt-
ler dem Könige ſchriftlich danken müſſen. Ich war
zum Umfallen müde und entgegnete daher, daß
ich am nächſten Morgen die Ehre haben würde,
Sr. Majeſtät zu ſchreiben. Darauf erwiderte
der alte Herr, m[a]n dürfte den König nicht war-
ten laſſen, Se. Majeſtät erwarte das Dankſchrei-
ben zur feſtgeſetzten Stunde; übrigens werde er
die Ehre haben, mir den Brief in der durch das
Hofceremoniel vorgeſchriebenen Form zu dictiren.
Ich fügte mich und um 5 Uhr Morgens konnte
ich endlich in meine Wohnung zurückkehren. Ich
habe den König weder vor, noch während, noch
nach der Vorſtelung geſehen; er kreuzte meine
künſtleriſche Laufbahn, wie ein unſichtbarer
Schatten. Selbſt in dieſem Augenblicke frage ich
mich noch, ob das Alles auch wahr ſei und ob
ich Ihnen nicht einen Traum erzähle.“


[Spaltenumbruch]

So weit die Erzählung der Frau Wolter.
„Und wie verhält es ſich denn“, fragte ich hier-
auf „mit der berühmten Million, die der König
Ihnen geſchickt haben ſoll?“ Die große Künſtlerin
antwortete lächelnd, ſie habe außer dem erwähn-
ten Schmuckgegenſtand nur eine unbedeutende
Summe erhalten; ſie ſei übrigens zufrieden,
denn ſie habe nicht wegen des Geldes, ſondern
wegen der Ehre geſpielt.

Uebrigens bin auch ich, fügt Albert Wolff
hinzu, in der Lage, verſichern zu können, daß der
König von Baiern vorläufig nicht mit den Millio-
nen herumwirft. Se. Majeſtät läßt ſich ſeit fünf-
zehn Jahren außerordentlich koſtſpielige, phan-
taſtiſche Paläſte bauen, in welche Niemand eintre-
ten darf. Nun iſt die Civilliſte auf dem Trockenen;
die Unternehmer weigern ſich, die Aufträge des
Königs auszuführen, die Lieferanten ſind wider-
ſpenſtig. Allein der König, der in einer Welt von
Chimären lebt, kümmert ſich um ſolche elende
Details nicht; er fordert von ſeinem Schatzmeiſter
Millionen, die der Bedauernswerthe nicht in der
Caſſe hat. Nichtsdeſtoweniger fährt Se. Majeſtät
in einer ſolchen Lebensweiſe fort, als ſtünden ihm
die unerſchöpflichen Schätze aus „T[auſe]nd und
eine Nacht“ zu Gebot. Die Sache iſt ſchon ſo
verwickelt, daß die baieriſchen Kammern wohl ge-
zwungen ſein werden, eine gewiſſe Zahl von Mil-
lionen zur Bezahlung der Schulden des Königs
zu votiren. Und dann kann Se. Majeſtät von
Neuem anfangen.


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[[3]/0003] Allg. öſterreichiſcher Müllertag in Wien. (Original-Bericht des „Mähr. Tagblattes“.) Wien, 30. Auguſt. Als Einleitung zu dem morgen und über- morgen in Wien abzuhaltenden XIII. interna- tionalen Saatenmarkte haben heute hier mehrere Verſammlungen ſtattgefunden. Zunächſt hielt der Verband öſterreichiſcher Müller- und Mühlen-Intereſſenten im kleinen Saale der Wiener Frucht- und Mehlbörſe unter dem Vorſitze ſeines Präſidenten Lutter ſeine Ge- neralverſammlung. Der in derſelben erſtattete Jahresbericht gedenkt der Thätigkeit des Vereins bei diverſen gewerblichen Fragen, welche insbe- ſondere durch das Inslebentreten der neuen Ge- werbeordnung aufs Tapet gebracht wurden, erwähnt ſeiner Stellungnahme in der Lloyd-Enquete, bei der Einführung des öffentlichen und mündlichen Verfahrens im Civilproceſſe, ferner in der Tarif- Enquete, in der Frage der Verlegung der Frucht- und Mehlbörſe ꝛc. Schließlich beklagt er es, daß nationale und politiſche Animoſitäten auch bei materiellen Intereſſenfragen einen Hemmſchuh zur Fortentwicklung gemeinnütziger Beſtrebungen bil- den. Nach Entgegennahme des Caſſaberichtes folgte die Wahl von 25 Ausſchußmitgliedern, von denen folgende zugleich dem Vorſtande der Wiener Frucht- und Mehlbörſe angehören: Fr. Grager (Fiſchamend), Carl Lutter (Wienersdorf), Paul v. Schöller (Ebenfurth), Ig. Seidl (Traut- mannsdorf), Fr. Vogel (Simmering) und C. Volk (Fiſchamend). Zum Schluſſe hielt Herr Vincenz Till einen Vortrag über Weizen- ſchälung. Seine Ausführungen, welche ein Schachzug gegen das Mühlenweſen waren, ſtie- ßen auf heftige Oppoſition und wurde zur Prüfung der von der Verſammlung mit Kopf- ſchütteln aufgenommenen Reformen des Mahl- verfahrens ein unparteiiſches ſachverſtändiges Co- mité eingeſetzt. An dieſe Verſammlung ſchloß ſich der allge- meine öſterr. Müllertag, welcher jedoch nur ſchwach beſucht war. Es handelte ſich zunächſt um eine Beſprechung der nachtheiligen Rückwirkungen einzelner Beſtimmungen des VI. Hauptſtückes der Gewerbeordnung und wurden nach längerer De- batte, in welcher insbeſondere die Frage ventilirt wurde, ob die Müller ſich als Fabrikanten oder als Gewerbetreibende declariren ſollen, folgende Anträge zum Beſchluſſe erhoben: 1. Als nicht fabriksmäßig betriebene Mühlen ſollen jene betrachtet werden, welche weniger als 20 Arbeiter beſchäftigen; insbeſondere aber jene Mühlen, welche ausſchließlich im Taglohn arbeiten und die zu ihrem Betriebe weniger als 60 Pferdekräfte benöthigen. 2. Den continuirlich be- triebenen Mühlen ſoll auch am Sonntag das Mehlfaſſen zur Entlaſtung der Arbeitsmaſchinen geſtattet ſein, ebenſo den Lohmühlen das Auf- und Abladen. 3. Den fabriksmäßig betriebenen Mühlen ſoll wöchentlich einmal eine Arbeits- ſchicht von 24 Stunden geſtattet ſein. — Die Verſammlung acceptirte weiters eine Reihe von Vorſchlägen zur Beſſerung der gegenwärtigen Lage des Mühlengewerbes. Dieſelben lauten: 1. Der Beitritt ſämmtlicher öſterr. Müller zu dem öſterr. Mühlenverbande iſt im Intereſſe der öſterr. Mühleninduſtrie erwünſcht. 2. Bei Handelsverträgen mit fremden Staaten ſoll auf die öſterr. Mühleninduſtrie hinſichtlich des Mehl- exportes beſonders Rückſicht genommen werden. 3. Der Abſchluß eines Zollbündniſſes mit Deutſch- land iſt im Intereſſe der öſterr. Mehlinduſtrie wünſchenswerth. 4. Die Fracht-Tarife der öſterr. Bahnen ſollen mindeſtens den deutſchen gleichge- ſtellt werden. 5. Die Tarife der öſterr. Bahnen ſollen keine Bevorzugung auswärtiger (auch un- gariſcher) Mühlen, weder im Local-, noch im directen, noch im Tranſit-Verkehr enthalten. 6. Eine einheitliche Regelung der öſterr. Waſſer- geſetze iſt dringend nöthig. Dreizehnter internationaler Ge- treide- und Saatenmarkt in Wien. Wien, 31. Auguſt. (Orig.-Telegr, des „Mähr. Tagblattes“.) Heute wurde hier der 13. internationale Getreide- und Saatenmarkt abgehalten. Derſelbe war ſehr gut beſucht. Von Seite der Regierung war ein Vertreter erſchienen, ebenſo Vice-Bür- germeiſter Dr. Prix, welche beide Anſprachen an die Verſammlung hielten. Hierauf begrüßte der Präſident der Wiener Frucht- und Mehlbörſe Herr Wilhelm Naſchauer die Verſammlung. Rede des Herrn Wilhelm Naſchauer. Geehrte Verſammlung! Die Anerkennung, welche unſerem Streben durch die ſoeben vernommenen Worte des hochver- ehrten Vertreters der kaiſerlichen Regierung und des Herrn Vice-Bürgermeiſters der Stadt Wien geworden iſt, ſo wie die ſehr erfreuliche That- ſache, daß Delegirte ſo vieler ausländiſcher Cor- porationen, landwirthſchaftlicher Vereine und induſtrieller Geſellſchaften ſich an unſeren Arbeiten betheiligen, muß der Leitung des Wiener Saaten- marktes, der dem internationalen Verkehr von Getreide zu dienen beſtimmt iſt, zur hohen Be- friedigung gereichen, in einer Zeit, welche dieſen internationalen Beziehungen ſo wenig günſtig ge- ſtimmt iſt, daß an vielen Orten die Neigung beſteht, Fremde, ja Freunde, die Brod ins Land bringen, als Feinde anzuſehen und zu behandeln, einer Zeit, in welcher die wichtigſten continen- talen Staaten zur Abweiſung von Getreide und Mehl nahezu unüberſchreitbare Zollſchranken er- richtet haben oder zu errichten im Begriffe ſind. Dieſe Anerkennung, für welche ich im Namen der Wiener Frucht- und Mehlbörſe verbindlichſt danke, ſowie der Umſtand, daß Tauſende Intereſſenten aus den verſchiedenſten Staaten und nicht zum gering- ſten Theile aus mit prohitivartigen Zollſyſtemen kämpfenden Ländern, unſere Verſammlung beſuchen, bekunden den unlösbaren Zuſammenhang der Märkte und müſſen uns Muth einflößen, die internatio- nalen Beziehungen des Getreidehandels, trotz Allem weiter zu pflegen, uns überzeugen, daß die Erkenntniß der Undurchführbarkeit einer dauernden künſtlichen Erhöhung der Getreidepreiſe noch nicht allen Boden verloren hat und in uns die Hoffnung ſtärken, daß die Macht der That- ſache über kurz oder lang einen Irrthum beſei- tigen werde, der allen Betheiligten nur Wunden zu ſchlagen geeignet iſt; denn die Sprache der Märkte iſt in wirthſchaftlichen Dingen nicht ſelten eindringender als vieles Andere und wenn man ſieht wie in dieſem Jahre trotz des Umſtandes, daß in dem gefürchteten America in New-York Weizen um circa 12½ fl. per Meterzentner mehr koſtet als in Wien, die Landwirthe aller europäiſchen Staaten — gleichviel ob mit oder ohne hohe Schutzzölle — ſich in ſehr gedrückten Verhältniſſen befinden, ſo muß dies, ſelbſt in den maßgebendſten Kreiſen, ernſte Zweifel darüber anregen, ob es möglich ſei, eine Calamität mit ſo tief liegenden Urſachen, wie die des Sinkens der Grundrente in Europa, auf eine ſo einfache, ich möchte ſagen mechaniſche Art, wie ſie die Errichtung von ſimplen Zollſchranken iſt, in befriedigender Weiſe zu löſen! Wir dürfen alſo hoffen, daß das Princip: Jedermann Das- jenige erzeugen zu laſſen, wozu er am Beſten die Eignung beſitzt und ihn in der Verwerthung ſeines Productes in keiner Richtung zu behindern, wieder einmal allgemein zur Geltung gelangen werde. In Erwartung dieſer — allerdings nicht nahen — Eventualität, wollen wir unſerer auf Cultivirung eines, möglichſt weite Gebiete um- faſſenden Getreideverkehrs abzielende Inſtitution — wenn dieſelbe auch momentan angeſichts eines Zolles in Deutſchland von 3 M. für 100 Kilo Weizen, von 7½ M. für Mehl, in Frankreich von 3 Frcs. für Weizen, von 6 Frcs. für Mehl — in geſchäftlicher Hinſicht nicht mehr die einſtmalige Bedeutung haben kann, doch die weitere Pflege nicht verſagen, durch thunlichſte Aufrechthaltung der kaufmänniſchen Beziehungen, ſo weit dies heute noch möglich iſt, Mangel und Ueberfluß ausgleichen helfen, hauptſächlich aber durch fortgeſetzte Bekanntgabe unſerer verläßlichen Ernteberichte, den Blick der Intereſſenten, von den localen Marktverhältniſſen ablenken, und deren Geſichtskreis hinſichtlich der Urſachen der Preis-Ent- wicklung auf dem Weltmarkte erweitern, deſſen Erſcheinungen in ihren Wirkungen ohne Ausnahme maßgebend bleiben, für das Steigen und Fallen der Getreidepreiſe in allen Staaten, mögen ſich einzelne derſeben auch noch ſo ſehr vom allge- brachte“, ſo fuhr Frau Wolter fort, „war der Umſtand, daß der unſichtbare König am Schluſſe des Actes kein Zeichen des Bei- falles gab. Allein man bequemt ſich, ſo raſch ſelbſt den ungewohnteſten Eindrücken an, daß ich ihm für ſein Stillſchweigen Dank wußte. Man hat über die Manie des Königs, ausſchließ- lich für ſeine Perſon Schauſpiele aufführen zu laſſen, viel geſpöttelt, aber ich muß geſtehen, daß ich ſie vollkommen begreife. Der König hält in dieſer Weiſe Alles fern, was den Künſtler und den Zuhörer ſtören kann. Es gibt da keine laut geſprochenen kritiſirenden Bemerkungen, kein Rücken der Sitze, kein Geräuſch der Fächer, nichts, als das dramatiſche Werk, die Darſteller desſelben und den einzigen Zuſchauer, den wir ſo ſehr in die Welt der Illuſion verſetzen, daß er die wahre Pompadour zu ſehen glaubt, daß er die Dichtung für Wahrheit hält. Ich ſage nicht, daß es mir angenehm wäre, immer unter ſolchen Umſtänden zu ſpielen, allein es iſt mir lieb, daß ich auch dieſe Probe durchmachte, denn ich wurde durch einen neuen Eindruck meiner Kunſt bereichert. Als gegen 4 Uhr Morgens der letzte Act zu Ende und der Vorhang gefallen war, befahl man uns, bewegungslos auf der Bühne zu blei- ben, damit der König nicht geſtört werde. Er pflegt nämlich noch einige Zeit lang in der Loge bleiben und über das, was er geſehen, nachzuſinnen, wie ein Menſch, dem es Mühe koſtet, wieder in die Wirklichkeit zurückzukehren. Endlich belehrte uns ein Glockenzeichen, daß Se. Majeſtät das Theater verlaſſen habe und daß wir frei ſeien. Bald darauf erhielt ich den Beſuch des alten Kammerherrn, der mir von Seite des Königs ein ungeheures Bouquet über- brachte und dabei alle Titel Sr. erhabenen und huldreichen Majeſtät, angefangen vom „König von Baiern“ bis zum beſcheidenen „Landgrafen von Bayreuth“ — es waren wohl an zwanzig — mit nachdrücklicher Betonung herzählte. Zugleich überreichte er mir einen Schmuckgegenſtand. Ich bat den Kammerherrn, daß er den Ausdruck mei- ner Dankbarkeit Sr. Majeſtät überbringen möge, allein er antwortete, es ſei üblich, daß die Künſt- ler dem Könige ſchriftlich danken müſſen. Ich war zum Umfallen müde und entgegnete daher, daß ich am nächſten Morgen die Ehre haben würde, Sr. Majeſtät zu ſchreiben. Darauf erwiderte der alte Herr, man dürfte den König nicht war- ten laſſen, Se. Majeſtät erwarte das Dankſchrei- ben zur feſtgeſetzten Stunde; übrigens werde er die Ehre haben, mir den Brief in der durch das Hofceremoniel vorgeſchriebenen Form zu dictiren. Ich fügte mich und um 5 Uhr Morgens konnte ich endlich in meine Wohnung zurückkehren. Ich habe den König weder vor, noch während, noch nach der Vorſtelung geſehen; er kreuzte meine künſtleriſche Laufbahn, wie ein unſichtbarer Schatten. Selbſt in dieſem Augenblicke frage ich mich noch, ob das Alles auch wahr ſei und ob ich Ihnen nicht einen Traum erzähle.“ So weit die Erzählung der Frau Wolter. „Und wie verhält es ſich denn“, fragte ich hier- auf „mit der berühmten Million, die der König Ihnen geſchickt haben ſoll?“ Die große Künſtlerin antwortete lächelnd, ſie habe außer dem erwähn- ten Schmuckgegenſtand nur eine unbedeutende Summe erhalten; ſie ſei übrigens zufrieden, denn ſie habe nicht wegen des Geldes, ſondern wegen der Ehre geſpielt. Uebrigens bin auch ich, fügt Albert Wolff hinzu, in der Lage, verſichern zu können, daß der König von Baiern vorläufig nicht mit den Millio- nen herumwirft. Se. Majeſtät läßt ſich ſeit fünf- zehn Jahren außerordentlich koſtſpielige, phan- taſtiſche Paläſte bauen, in welche Niemand eintre- ten darf. Nun iſt die Civilliſte auf dem Trockenen; die Unternehmer weigern ſich, die Aufträge des Königs auszuführen, die Lieferanten ſind wider- ſpenſtig. Allein der König, der in einer Welt von Chimären lebt, kümmert ſich um ſolche elende Details nicht; er fordert von ſeinem Schatzmeiſter Millionen, die der Bedauernswerthe nicht in der Caſſe hat. Nichtsdeſtoweniger fährt Se. Majeſtät in einer ſolchen Lebensweiſe fort, als ſtünden ihm die unerſchöpflichen Schätze aus „Tauſend und eine Nacht“ zu Gebot. Die Sache iſt ſchon ſo verwickelt, daß die baieriſchen Kammern wohl ge- zwungen ſein werden, eine gewiſſe Zahl von Mil- lionen zur Bezahlung der Schulden des Königs zu votiren. Und dann kann Se. Majeſtät von Neuem anfangen.

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 198, Olmütz, 31.08.1885, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches198_1885/3>, abgerufen am 27.11.2024.