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Mährisches Tagblatt. Nr. 198, Olmütz, 31.08.1885.

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meinen Verkehre abschließen wollen! Und so
schreiten wir denn auch heute an die Erfüllung
unserer Aufgabe. Mögen die Berichte welche hier
zum Vortrage gelangen werden, die Frage in
welchem Maße die Production von Getreide, bei
Berücksichtigung der Vorräthe aus früheren
Jahren, den Bedarf in jedem einzelnen Lande
und in allen Ländern zusammengefaßt, decken
oder übersteigen, klären, damit der Abgeordnete der
Ungew[i]ßheit über die Tragweite der alten und
neuen Bestände, welcher so schwer auf der Land-
wirthschaft, der mit ihr zusammenhängenden Indu-
strie und auf dem Handel dermalen lastet, ent-
hoben werde und die Stockung in dem Absatze
des wichtigsten Gutes der Volkswirthschaft, welche
heute allerorten besteht schwinde.

Mit diesem Wunsche erkläre ich den 13.
internationalen Getreide- und Saatenmarkt für
eröffnet.

Von den in dieser Versammlung erstatteten
Berichten heben wir die folgenden hervor:

Bericht
über die Ernte in Oesterreich-Ungarn.

Erstattet im Auftrage des Vorstandes der Wiener
Frucht- und Mehlbörse von Moriz Leinkauf.

Die Schätzungen, welche der Vorstand der
Wiener Frucht- und Mehlbörse über den Ernte-
Ausfall des laufenden Jahres hiemit vorlegt,
haben die beiden Reichshälften die amtlich er-
hobenen Anbauflächen pro 1884 zur Grundlage.
Diese betrugen für:

Weizen in Ungarn ohne Croatien,
Slavonien und die Militärgrenze 2,751.020 Hec[-]
taren, was eine Zunahme gegen das Jahr 1883
von nicht weniger als 150.000, gegen das Jahr
1882 sogar von 250.000 Hectaren darstellt. Das
Ergebniß kann in Ungarn als ein sehr gutes be-
zeichnet werden, da, wenn von Siebenbürgen und
einigen Districten der Theißgegend abgesehen
wird, alle Comitate theils volle Durchschnitts-
ernten, theils Ernten über den Durchschnitt in
Weizen ausweisen, und von vorerwähnten
2,751.020 Hectaren nach den Mittheilungen
unserer Vertrauensmänner 74 Percent, eine Ernte
über das Mittel, 10 Percent eine Mittelernte,
16 Percent einen Ausfall ergeben haben. Die ge-
erntete Qualität zeigt ein Plus im Verhältniß
zum Durchschnitt (nicht zu verwechseln mit dem
Verhältnisse zum Vorjahre) von 41/2 Millionen
Metercentnern, wozu sich noch gesellt, daß die
Qualität des Weizens in den Ländern der ungarischen
Krone mit wenigen Ausnahmen eine sehr be-
friedigende ist, und daß das Naturalgewicht der
diesjährigen Fechsung den Durchschnitt um circa
3 Percent übersteigt

In den Ländern der diesseitigen Reichshälfte
betrug die Anbaufläche unter Weizen im Jahre
1884 nach den Erhebungen des hohen k. k.
Ackerbau-Ministeriums 1,113.093 Hectare. Es
hat zwar im laufenden Jahre zufolge Beschrän-
kung der Rübencultur ein Mehranbau in Weizen
stattgefunden, diese Zunahme des Anbaues fällt
jedoch gegen die Gesammtsumme nicht schwer
in die Wagschale. Das Ergebniß der Ernte
in Weizen kann in der diesseitigen Reichs-
hälfte nur als ein mittleres bezeichnet werden,
denn wenn auch einzelne Kronländer gute
Weizenernten zeigen, so wird doch das Mehrer-
gebniß zum größten Theile paralisirt durch Aus-
fälle, welche andere Gebiete, insbesondere große
Strecken in Böhmen, zu beklagen haben. Von
der Anbaufläche per 1,113.093 Hectaren weisen
55 Perc. eine Ernte über, 21 Perc. eine Ernte
unter dem Mittel und 24 Perc. eine Mittelernte
aus, aber die Ausfälle per Hectare sind dort,
wo sie stattgefunden haben, sehr bedeutende, wäh-
rend die Mehrergebnisse per Hectare in den be-
günstigten Gegenden sich in bescheidenen Grenzen
halten, hiedurch kommt es, daß Cisleithanien in
seiner Gesammtheit genommen, quantitativ trotz
des vorerwähnten Percentual-Verhältnisses ein
Pl[u]s von kaum einer halben Million metrischer
Centner Weizen gegen den Durchschnitt zeigt,
welcher Mehrertrag noch weiter eingeschränkt wird
durch den Verlust in Folge mangelhafter Quali-
tät, der in großen Theilen Böhmens durch Noth-
reife bei monatelang anhaltende Dürre, in Ost-
galizien, wo während der Erntezeit Regenwetter
eintrat, durch feuchte Beschaffenheit des Kornes
entstanden ist.

Roggen und Halbfrucht wurde in Ungarn
[Spaltenumbruch] ohne wesentliche Veränderung gegen frühere Jahre
1,303.667 Hectaren angebaut. Das Ergebniß
der Ernte ist ein mittleres. Von der genannten
Gesammt-Anbaufläche zeigen nur 20 Percen[t] eine
Ernte über das Mittel, 41 Percent eine Mittel-
ernte, 39 Percent eine Ernte unter derselben.
Der schließliche Ausfall beläuft sich auf beiläufig
eine halbe Million metrischer Centner unter
einem Durchschnittsergebnisse. Dieser Ausfall
wird jedoch durch die guten Qualitäten, die in
den Ländern der ungarischen Krone in Roggen
vorherrschen, ausgeglichen, nachdem das Natur-
gewicht von Roggen im laufenden Jahre, gleich-
wie bei Weizen, circa 3 Percent höher ist, als
der Durchs[ch]nitt früherer Jahre.

In den Ländern der diesseitigen Reichshälfte
bestehen bezüglich Roggen ähnliche Verhältnisse.
Der Anbau im Jahre 1884 belief sich auf
1,981.715 Hectare, welche in quantitativer Be-
ziehung ein mittleres Ergebniß liefern. Erträge
über den Durchschnitt zeigen sich auf 32 Percent
des Anbaues, Ausfälle auf 33 Percent und
Mittelerträge auf 35 Percent, wobei der Ueber-
schuß die Ausfälle im Ganzen deckt. Die Q[u]alitäten
sind in einzelnen Kronländern sehr gut, in
anderen, insbesondere in Ostgalizien zum großen
Theile schlecht und ist in Cisleithanien keine
Steigerung des Gesammt-Erträgnisses durch
höheres Naturalgewicht anzunehmen.

Gerste. Der Anbau dieser Getreidegattung
ist in Ungarn in einer stetigen, wenn auch nicht
bedeutenden Zunahme begriffen; derselbe betrug
im Vorjahre 995.000 Hectare und hat im
laufenden Jahre nach den Mittheilungen unserer
Vertrauensmänner eine neuerliche erhebliche
Steigerung erfahren. Das Ergebniß in quanti-
tativer Beziehung ist ein gutes. Von der
vorbenannten Anbaufläche lieferten 61 Percent
eine Ernte über, 11 Percent eine solche unter
Mittel, 28 Percent eine Mittelernte. Quantita-
tive Ausfälle hat zumeist Siebenbürgen. Der
Ueberschuß gegen eine Mittelernte ist auf eine
Million metrischen Centner zu beziffern.

Nicht gleich befriedigend ist jedoch das Er-
gebniß hinsichtlich der Qualität, insbesondere was
Braugerste anbelangt, welche heuer in tadelloser
Beschaffenheit in Ungarn weniger häufig vor-
kommt als in anderen Jahren. Die Slovakei,
die sonst in guter ungarischer Brauge[r]ste excellirt,
zeigt heuer Waare von sehr divergirender Qua-
lität, dagegen hat das Gebiet längs der Süd-
bahnstrecke Braugerste von ungewöhnlich guter
Beschaffenheit producirt.

In der diesseitigen Reichshälfte wurde unter
Gerste 1,072.688 Hectare bebaut und muß das
Ergebniß als ein schwachmittleres bezeichnet wer-
den. Der Fläche nach, zeigen 21 Percent einen
Ueberschuß, 43 Percent eine Mittelernte, 36 Percent
eine Ernte unter Mittel. Der geernteten Menge
nach, ist ein Ausfall von einer halben Million
metrischer Centner zu verzeichnen, welcher noch
eine erhöhte Bedeutung dadurch erlangt, daß das
Deficit zumeist in Böhmen mit seiner so guten
Braugerste, stattfindet und dort nahezu 3/4 Mill.
metrischer Centner beträgt, während das Mehr-
erträgniß in Productionsgebieten erzielt wurde,
welche nur Brenn- oder Futtergerste erzeugen;
letztere wird wohl quantitativ mitzählen, aber
weder zu Brau- noch zu Exportzwecken ein Aequi-
valent für den Entgang in Böhmen bieten.
Mähren, das zunächst wichtigste Productionsgebiet
für Gerste, hat quantitativ eine gute, qualitativ
eine ziemlich befriedigende Ernte, wobei bemerkt
zu werden verdient, daß daselbst die Gebiete an
den Berglehnen heuer hinsichtlich der Qualität
von der Natur bevorzugter sind, als das sonst
so vorzügliche Braugersten producirende mährische
Flachland.

Hafer wurde im Jahre 1885 in Ungarn
gleichwie in den zwei Vorjahren auf circa
1 Million Hectare angebaut. Das Ergebniß ist
ein schwach mittleres. Nach der Fläche geurtheilt,
zeigen 21 Percent eine Ernte über, 49 Percent
eine Ernte unter dem Mittel, 30 Percent eine
Mittelernte; der Ausfall in quantitativer Be-
ziehung beläuft sich auf circa 1/2 Millionen
metrischer Centner.

Auch in den Ländern der diesseittgen Reichs-
hälfte ist das Erträgniß in Hafer ein nur schwach
mittleres. Von 1,918.383 Heceare Anbau zeigen
32 Percent eine Ernte unter, 35 Percent eine
solche über eine Mittelernte, 33 Percent eine
Mittelernte; der Ausfall beziffert sich nach den
uns vorliegenden Schätzungen auf 1/4 bis 1/2
[Spaltenumbruch] Million metrischen Centner, so daß die ganze
Monarchie circa 1 Million metrischer Centner
Hafer weniger geerntet hätte, als der Durchschnitt
beträgt. Die Qualität dieser Getreidegattungen
ist in beiden Reichshälften eine sehr divergirende,
doch überwiegen die guten Sorten.

Die Aussichten für Mais sind in der ganzen
Monarchie gut, Kartoffel haben im Allgemeinen
weniger Knollen angesetzt, als in anderen Jahren,
sind aber bisher gesund geblieben. Hülsenfrüchte
aller Art ergeben eine schwachmittlere Ernte.

Normale Consumverhältnisse vorausgesetzt,
schätzen wir die Exportfähigkeit der österr.-ung.
Monarchie in der Campagne 1885/6 für Weizen
und dem daraus erzeugten Mehl auf 6 Mill.
metrische Centner; für Gerste und dem daraus
erzeugten Malz auf 31/2 Millionen metrische
Centner. In Roggen und Hafer haben wir nach
dem Resultate unserer Erhebungen nichts zu
exportiren.

Der rechnungsmäßige Durchschnitt der Ernte-
Ergebnisse der Jahre 1879 bis 1884 -- die
früheren Ergebnisse sind wegen der außerordent-
lichen Mißernten, die damals in Ungarn häufig
stattfanden, außer Betracht geblieben -- für
Ungarn, diejenigen der Jahre 1870 bis 1884
für Oesterreich, mit 100 Einheiten als eine
Mittelernte angenommen, zeigt die diesjährige
Ernte, in Percenten ausgedrückt, in:


Ungarn.
Weizen Durchschnitt ca. 35Mill. Hectl. 117 Perc.
Roggen " " 16" " 96 "
Gerste " " 151/2" " 108 "
Hafer " " 19" " 94 "
Oesterreich:
Weizen Durchschnitt ca. 131/2Mill. Hectl. 104 Perc.
Roggen " " 251/2" " 100 "
Gerste " " 16" " 95 "
Hafer " " 32" " 98 "



Berichte über die Ernte in Preußen.

Im Großen und Ganzen dürfte die Roggen-
ernte
einen Mittelertrag nicht erreichen, wenn
sich bisher auch über die Qualitäten meist nur
Lobenswerthes berichten läßt. Die Klagen, daß
der zu Markt kommende neue Roggen zum großem
Theil sich klamm zeigt, ist eine fast in jedem
Jahre wiederkehrende Erscheinung und berechtigt
zu keinem ungünstigen Schlusse auf die Beschaffen-
heit des Gros der Ernte

Weizen hat fast überall eine gute Ernte
ergeben und wo nicht Hagelschlag oder sonstige
elementare Ereignisse geschadet haben, wird der
Ertrag als Mittelernte oder noch darüber be-
zeichnet. --

Die Beschaffenheit des Korns ist, soweit dies
jetzt zu beurtheilen möglich, gut, und die ge-
wonnene Quantität dürfte um so größer sein,
als diesmal auf Grund der vorjährigen schlechten
Zuckerpreise dem Rübenbau viel Land entzogen
und der Weizencultur gewidmet wurde.

Bemerkenswerth ist, daß von den sonst fast
nie fehlenden Klagen über Krankheiten des Wei-
zens nichts verlautete und nur in den in Sachsen
vielfach angebauten englischen Rivesorten sich
mannigfach Brand zeigen soll.

Gerste ist quantitativ ziemlich befriedigend
ausgefallen, allein die bisherigen Erfahrungen
über die Beschaffenheit der Körner sind wenig
günstige gewesen. Schöne helle Farben sind ver-
hältnißmäßig selten und die Gleichmäßigkeit der
Körner läßt viel zu wünschen übrig. Der Juni-
frost und die demnächstige Dürre haben dieser
frühreifen Frucht viel geschadet.

Während der Einheimsung störten gerade
wiederholte Regen, so daß die Gerste an vielen
Stellen schon zu keimen anfing, doch dürfte
immerhin der größere Theil trocken eingebracht
sein. Im Allgemeinen zeigt sich hier eine ähnliche
Erscheinung wie bei Roggen, indem auf warmen
Boden der Ertrag meist wesentlich besser sich
stellte, als in kalten Lagen, besonders auf leich-
tem Boden letzerer Gattung. Der Strohertrag
fiel durchaus verschieden aus und hat im Großen
und Ganzen nicht sonderlich befriedigt.

Hafer gibt zu vielen Klagen Veranlassung.
Das Stroh ist kurz geblieben, der Stand viel-
fach dünn und hat namentlich die schlesische Ernte
quantitativ wie qualitativ durch die Dürre sehr
bedeutend gelitten. Was davon bisher an die

[Spaltenumbruch]

meinen Verkehre abſchließen wollen! Und ſo
ſchreiten wir denn auch heute an die Erfüllung
unſerer Aufgabe. Mögen die Berichte welche hier
zum Vortrage gelangen werden, die Frage in
welchem Maße die Production von Getreide, bei
Berückſichtigung der Vorräthe aus früheren
Jahren, den Bedarf in jedem einzelnen Lande
und in allen Ländern zuſammengefaßt, decken
oder überſteigen, klären, damit der Abgeordnete der
Ungew[i]ßheit über die Tragweite der alten und
neuen Beſtände, welcher ſo ſchwer auf der Land-
wirthſchaft, der mit ihr zuſammenhängenden Indu-
ſtrie und auf dem Handel dermalen laſtet, ent-
hoben werde und die Stockung in dem Abſatze
des wichtigſten Gutes der Volkswirthſchaft, welche
heute allerorten beſteht ſchwinde.

Mit dieſem Wunſche erkläre ich den 13.
internationalen Getreide- und Saatenmarkt für
eröffnet.

Von den in dieſer Verſammlung erſtatteten
Berichten heben wir die folgenden hervor:

Bericht
über die Ernte in Oeſterreich-Ungarn.

Erſtattet im Auftrage des Vorſtandes der Wiener
Frucht- und Mehlbörſe von Moriz Leinkauf.

Die Schätzungen, welche der Vorſtand der
Wiener Frucht- und Mehlbörſe über den Ernte-
Ausfall des laufenden Jahres hiemit vorlegt,
haben die beiden Reichshälften die amtlich er-
hobenen Anbauflächen pro 1884 zur Grundlage.
Dieſe betrugen für:

Weizen in Ungarn ohne Croatien,
Slavonien und die Militärgrenze 2,751.020 Hec[-]
taren, was eine Zunahme gegen das Jahr 1883
von nicht weniger als 150.000, gegen das Jahr
1882 ſogar von 250.000 Hectaren darſtellt. Das
Ergebniß kann in Ungarn als ein ſehr gutes be-
zeichnet werden, da, wenn von Siebenbürgen und
einigen Diſtricten der Theißgegend abgeſehen
wird, alle Comitate theils volle Durchſchnitts-
ernten, theils Ernten über den Durchſchnitt in
Weizen ausweiſen, und von vorerwähnten
2,751.020 Hectaren nach den Mittheilungen
unſerer Vertrauensmänner 74 Percent, eine Ernte
über das Mittel, 10 Percent eine Mittelernte,
16 Percent einen Ausfall ergeben haben. Die ge-
erntete Qualität zeigt ein Plus im Verhältniß
zum Durchſchnitt (nicht zu verwechſeln mit dem
Verhältniſſe zum Vorjahre) von 4½ Millionen
Metercentnern, wozu ſich noch geſellt, daß die
Qualität des Weizens in den Ländern der ungariſchen
Krone mit wenigen Ausnahmen eine ſehr be-
friedigende iſt, und daß das Naturalgewicht der
diesjährigen Fechſung den Durchſchnitt um circa
3 Percent überſteigt

In den Ländern der diesſeitigen Reichshälfte
betrug die Anbaufläche unter Weizen im Jahre
1884 nach den Erhebungen des hohen k. k.
Ackerbau-Miniſteriums 1,113.093 Hectare. Es
hat zwar im laufenden Jahre zufolge Beſchrän-
kung der Rübencultur ein Mehranbau in Weizen
ſtattgefunden, dieſe Zunahme des Anbaues fällt
jedoch gegen die Geſammtſumme nicht ſchwer
in die Wagſchale. Das Ergebniß der Ernte
in Weizen kann in der diesſeitigen Reichs-
hälfte nur als ein mittleres bezeichnet werden,
denn wenn auch einzelne Kronländer gute
Weizenernten zeigen, ſo wird doch das Mehrer-
gebniß zum größten Theile paraliſirt durch Aus-
fälle, welche andere Gebiete, insbeſondere große
Strecken in Böhmen, zu beklagen haben. Von
der Anbaufläche per 1,113.093 Hectaren weiſen
55 Perc. eine Ernte über, 21 Perc. eine Ernte
unter dem Mittel und 24 Perc. eine Mittelernte
aus, aber die Ausfälle per Hectare ſind dort,
wo ſie ſtattgefunden haben, ſehr bedeutende, wäh-
rend die Mehrergebniſſe per Hectare in den be-
günſtigten Gegenden ſich in beſcheidenen Grenzen
halten, hiedurch kommt es, daß Cisleithanien in
ſeiner Geſammtheit genommen, quantitativ trotz
des vorerwähnten Percentual-Verhältniſſes ein
Pl[u]s von kaum einer halben Million metriſcher
Centner Weizen gegen den Durchſchnitt zeigt,
welcher Mehrertrag noch weiter eingeſchränkt wird
durch den Verluſt in Folge mangelhafter Quali-
tät, der in großen Theilen Böhmens durch Noth-
reife bei monatelang anhaltende Dürre, in Oſt-
galizien, wo während der Erntezeit Regenwetter
eintrat, durch feuchte Beſchaffenheit des Kornes
entſtanden iſt.

Roggen und Halbfrucht wurde in Ungarn
[Spaltenumbruch] ohne weſentliche Veränderung gegen frühere Jahre
1,303.667 Hectaren angebaut. Das Ergebniß
der Ernte iſt ein mittleres. Von der genannten
Geſammt-Anbaufläche zeigen nur 20 Percen[t] eine
Ernte über das Mittel, 41 Percent eine Mittel-
ernte, 39 Percent eine Ernte unter derſelben.
Der ſchließliche Ausfall beläuft ſich auf beiläufig
eine halbe Million metriſcher Centner unter
einem Durchſchnittsergebniſſe. Dieſer Ausfall
wird jedoch durch die guten Qualitäten, die in
den Ländern der ungariſchen Krone in Roggen
vorherrſchen, ausgeglichen, nachdem das Natur-
gewicht von Roggen im laufenden Jahre, gleich-
wie bei Weizen, circa 3 Percent höher iſt, als
der Durchſ[ch]nitt früherer Jahre.

In den Ländern der diesſeitigen Reichshälfte
beſtehen bezüglich Roggen ähnliche Verhältniſſe.
Der Anbau im Jahre 1884 belief ſich auf
1,981.715 Hectare, welche in quantitativer Be-
ziehung ein mittleres Ergebniß liefern. Erträge
über den Durchſchnitt zeigen ſich auf 32 Percent
des Anbaues, Ausfälle auf 33 Percent und
Mittelerträge auf 35 Percent, wobei der Ueber-
ſchuß die Ausfälle im Ganzen deckt. Die Q[u]alitäten
ſind in einzelnen Kronländern ſehr gut, in
anderen, insbeſondere in Oſtgalizien zum großen
Theile ſchlecht und iſt in Cisleithanien keine
Steigerung des Geſammt-Erträgniſſes durch
höheres Naturalgewicht anzunehmen.

Gerſte. Der Anbau dieſer Getreidegattung
iſt in Ungarn in einer ſtetigen, wenn auch nicht
bedeutenden Zunahme begriffen; derſelbe betrug
im Vorjahre 995.000 Hectare und hat im
laufenden Jahre nach den Mittheilungen unſerer
Vertrauensmänner eine neuerliche erhebliche
Steigerung erfahren. Das Ergebniß in quanti-
tativer Beziehung iſt ein gutes. Von der
vorbenannten Anbaufläche lieferten 61 Percent
eine Ernte über, 11 Percent eine ſolche unter
Mittel, 28 Percent eine Mittelernte. Quantita-
tive Ausfälle hat zumeiſt Siebenbürgen. Der
Ueberſchuß gegen eine Mittelernte iſt auf eine
Million metriſchen Centner zu beziffern.

Nicht gleich befriedigend iſt jedoch das Er-
gebniß hinſichtlich der Qualität, insbeſondere was
Braugerſte anbelangt, welche heuer in tadelloſer
Beſchaffenheit in Ungarn weniger häufig vor-
kommt als in anderen Jahren. Die Slovakei,
die ſonſt in guter ungariſcher Brauge[r]ſte excellirt,
zeigt heuer Waare von ſehr divergirender Qua-
lität, dagegen hat das Gebiet längs der Süd-
bahnſtrecke Braugerſte von ungewöhnlich guter
Beſchaffenheit producirt.

In der diesſeitigen Reichshälfte wurde unter
Gerſte 1,072.688 Hectare bebaut und muß das
Ergebniß als ein ſchwachmittleres bezeichnet wer-
den. Der Fläche nach, zeigen 21 Percent einen
Ueberſchuß, 43 Percent eine Mittelernte, 36 Percent
eine Ernte unter Mittel. Der geernteten Menge
nach, iſt ein Ausfall von einer halben Million
metriſcher Centner zu verzeichnen, welcher noch
eine erhöhte Bedeutung dadurch erlangt, daß das
Deficit zumeiſt in Böhmen mit ſeiner ſo guten
Braugerſte, ſtattfindet und dort nahezu ¾ Mill.
metriſcher Centner beträgt, während das Mehr-
erträgniß in Productionsgebieten erzielt wurde,
welche nur Brenn- oder Futtergerſte erzeugen;
letztere wird wohl quantitativ mitzählen, aber
weder zu Brau- noch zu Exportzwecken ein Aequi-
valent für den Entgang in Böhmen bieten.
Mähren, das zunächſt wichtigſte Productionsgebiet
für Gerſte, hat quantitativ eine gute, qualitativ
eine ziemlich befriedigende Ernte, wobei bemerkt
zu werden verdient, daß daſelbſt die Gebiete an
den Berglehnen heuer hinſichtlich der Qualität
von der Natur bevorzugter ſind, als das ſonſt
ſo vorzügliche Braugerſten producirende mähriſche
Flachland.

Hafer wurde im Jahre 1885 in Ungarn
gleichwie in den zwei Vorjahren auf circa
1 Million Hectare angebaut. Das Ergebniß iſt
ein ſchwach mittleres. Nach der Fläche geurtheilt,
zeigen 21 Percent eine Ernte über, 49 Percent
eine Ernte unter dem Mittel, 30 Percent eine
Mittelernte; der Ausfall in quantitativer Be-
ziehung beläuft ſich auf circa ½ Millionen
metriſcher Centner.

Auch in den Ländern der diesſeittgen Reichs-
hälfte iſt das Erträgniß in Hafer ein nur ſchwach
mittleres. Von 1,918.383 Heceare Anbau zeigen
32 Percent eine Ernte unter, 35 Percent eine
ſolche über eine Mittelernte, 33 Percent eine
Mittelernte; der Ausfall beziffert ſich nach den
uns vorliegenden Schätzungen auf ¼ bis ½
[Spaltenumbruch] Million metriſchen Centner, ſo daß die ganze
Monarchie circa 1 Million metriſcher Centner
Hafer weniger geerntet hätte, als der Durchſchnitt
beträgt. Die Qualität dieſer Getreidegattungen
iſt in beiden Reichshälften eine ſehr divergirende,
doch überwiegen die guten Sorten.

Die Ausſichten für Mais ſind in der ganzen
Monarchie gut, Kartoffel haben im Allgemeinen
weniger Knollen angeſetzt, als in anderen Jahren,
ſind aber bisher geſund geblieben. Hülſenfrüchte
aller Art ergeben eine ſchwachmittlere Ernte.

Normale Conſumverhältniſſe vorausgeſetzt,
ſchätzen wir die Exportfähigkeit der öſterr.-ung.
Monarchie in der Campagne 1885/6 für Weizen
und dem daraus erzeugten Mehl auf 6 Mill.
metriſche Centner; für Gerſte und dem daraus
erzeugten Malz auf 3½ Millionen metriſche
Centner. In Roggen und Hafer haben wir nach
dem Reſultate unſerer Erhebungen nichts zu
exportiren.

Der rechnungsmäßige Durchſchnitt der Ernte-
Ergebniſſe der Jahre 1879 bis 1884 — die
früheren Ergebniſſe ſind wegen der außerordent-
lichen Mißernten, die damals in Ungarn häufig
ſtattfanden, außer Betracht geblieben — für
Ungarn, diejenigen der Jahre 1870 bis 1884
für Oeſterreich, mit 100 Einheiten als eine
Mittelernte angenommen, zeigt die diesjährige
Ernte, in Percenten ausgedrückt, in:


Ungarn.
Weizen Durchſchnitt ca. 35Mill. Hectl. 117 Perc.
Roggen „ „ 16„ „ 96 „
Gerſte „ „ 15½„ „ 108 „
Hafer „ „ 19„ „ 94 „
Oeſterreich:
Weizen Durchſchnitt ca. 13½Mill. Hectl. 104 Perc.
Roggen „ „ 25½„ „ 100 „
Gerſte „ „ 16„ „ 95 „
Hafer „ „ 32„ „ 98 „



Berichte über die Ernte in Preußen.

Im Großen und Ganzen dürfte die Roggen-
ernte
einen Mittelertrag nicht erreichen, wenn
ſich bisher auch über die Qualitäten meiſt nur
Lobenswerthes berichten läßt. Die Klagen, daß
der zu Markt kommende neue Roggen zum großem
Theil ſich klamm zeigt, iſt eine faſt in jedem
Jahre wiederkehrende Erſcheinung und berechtigt
zu keinem ungünſtigen Schluſſe auf die Beſchaffen-
heit des Gros der Ernte

Weizen hat faſt überall eine gute Ernte
ergeben und wo nicht Hagelſchlag oder ſonſtige
elementare Ereigniſſe geſchadet haben, wird der
Ertrag als Mittelernte oder noch darüber be-
zeichnet. —

Die Beſchaffenheit des Korns iſt, ſoweit dies
jetzt zu beurtheilen möglich, gut, und die ge-
wonnene Quantität dürfte um ſo größer ſein,
als diesmal auf Grund der vorjährigen ſchlechten
Zuckerpreiſe dem Rübenbau viel Land entzogen
und der Weizencultur gewidmet wurde.

Bemerkenswerth iſt, daß von den ſonſt faſt
nie fehlenden Klagen über Krankheiten des Wei-
zens nichts verlautete und nur in den in Sachſen
vielfach angebauten engliſchen Riveſorten ſich
mannigfach Brand zeigen ſoll.

Gerſte iſt quantitativ ziemlich befriedigend
ausgefallen, allein die bisherigen Erfahrungen
über die Beſchaffenheit der Körner ſind wenig
günſtige geweſen. Schöne helle Farben ſind ver-
hältnißmäßig ſelten und die Gleichmäßigkeit der
Körner läßt viel zu wünſchen übrig. Der Juni-
froſt und die demnächſtige Dürre haben dieſer
frühreifen Frucht viel geſchadet.

Während der Einheimſung ſtörten gerade
wiederholte Regen, ſo daß die Gerſte an vielen
Stellen ſchon zu keimen anfing, doch dürfte
immerhin der größere Theil trocken eingebracht
ſein. Im Allgemeinen zeigt ſich hier eine ähnliche
Erſcheinung wie bei Roggen, indem auf warmen
Boden der Ertrag meiſt weſentlich beſſer ſich
ſtellte, als in kalten Lagen, beſonders auf leich-
tem Boden letzerer Gattung. Der Strohertrag
fiel durchaus verſchieden aus und hat im Großen
und Ganzen nicht ſonderlich befriedigt.

Hafer gibt zu vielen Klagen Veranlaſſung.
Das Stroh iſt kurz geblieben, der Stand viel-
fach dünn und hat namentlich die ſchleſiſche Ernte
quantitativ wie qualitativ durch die Dürre ſehr
bedeutend gelitten. Was davon bisher an die

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[[4]/0004] meinen Verkehre abſchließen wollen! Und ſo ſchreiten wir denn auch heute an die Erfüllung unſerer Aufgabe. Mögen die Berichte welche hier zum Vortrage gelangen werden, die Frage in welchem Maße die Production von Getreide, bei Berückſichtigung der Vorräthe aus früheren Jahren, den Bedarf in jedem einzelnen Lande und in allen Ländern zuſammengefaßt, decken oder überſteigen, klären, damit der Abgeordnete der Ungewißheit über die Tragweite der alten und neuen Beſtände, welcher ſo ſchwer auf der Land- wirthſchaft, der mit ihr zuſammenhängenden Indu- ſtrie und auf dem Handel dermalen laſtet, ent- hoben werde und die Stockung in dem Abſatze des wichtigſten Gutes der Volkswirthſchaft, welche heute allerorten beſteht ſchwinde. Mit dieſem Wunſche erkläre ich den 13. internationalen Getreide- und Saatenmarkt für eröffnet. Von den in dieſer Verſammlung erſtatteten Berichten heben wir die folgenden hervor: Bericht über die Ernte in Oeſterreich-Ungarn. Erſtattet im Auftrage des Vorſtandes der Wiener Frucht- und Mehlbörſe von Moriz Leinkauf. Die Schätzungen, welche der Vorſtand der Wiener Frucht- und Mehlbörſe über den Ernte- Ausfall des laufenden Jahres hiemit vorlegt, haben die beiden Reichshälften die amtlich er- hobenen Anbauflächen pro 1884 zur Grundlage. Dieſe betrugen für: Weizen in Ungarn ohne Croatien, Slavonien und die Militärgrenze 2,751.020 Hec- taren, was eine Zunahme gegen das Jahr 1883 von nicht weniger als 150.000, gegen das Jahr 1882 ſogar von 250.000 Hectaren darſtellt. Das Ergebniß kann in Ungarn als ein ſehr gutes be- zeichnet werden, da, wenn von Siebenbürgen und einigen Diſtricten der Theißgegend abgeſehen wird, alle Comitate theils volle Durchſchnitts- ernten, theils Ernten über den Durchſchnitt in Weizen ausweiſen, und von vorerwähnten 2,751.020 Hectaren nach den Mittheilungen unſerer Vertrauensmänner 74 Percent, eine Ernte über das Mittel, 10 Percent eine Mittelernte, 16 Percent einen Ausfall ergeben haben. Die ge- erntete Qualität zeigt ein Plus im Verhältniß zum Durchſchnitt (nicht zu verwechſeln mit dem Verhältniſſe zum Vorjahre) von 4½ Millionen Metercentnern, wozu ſich noch geſellt, daß die Qualität des Weizens in den Ländern der ungariſchen Krone mit wenigen Ausnahmen eine ſehr be- friedigende iſt, und daß das Naturalgewicht der diesjährigen Fechſung den Durchſchnitt um circa 3 Percent überſteigt In den Ländern der diesſeitigen Reichshälfte betrug die Anbaufläche unter Weizen im Jahre 1884 nach den Erhebungen des hohen k. k. Ackerbau-Miniſteriums 1,113.093 Hectare. Es hat zwar im laufenden Jahre zufolge Beſchrän- kung der Rübencultur ein Mehranbau in Weizen ſtattgefunden, dieſe Zunahme des Anbaues fällt jedoch gegen die Geſammtſumme nicht ſchwer in die Wagſchale. Das Ergebniß der Ernte in Weizen kann in der diesſeitigen Reichs- hälfte nur als ein mittleres bezeichnet werden, denn wenn auch einzelne Kronländer gute Weizenernten zeigen, ſo wird doch das Mehrer- gebniß zum größten Theile paraliſirt durch Aus- fälle, welche andere Gebiete, insbeſondere große Strecken in Böhmen, zu beklagen haben. Von der Anbaufläche per 1,113.093 Hectaren weiſen 55 Perc. eine Ernte über, 21 Perc. eine Ernte unter dem Mittel und 24 Perc. eine Mittelernte aus, aber die Ausfälle per Hectare ſind dort, wo ſie ſtattgefunden haben, ſehr bedeutende, wäh- rend die Mehrergebniſſe per Hectare in den be- günſtigten Gegenden ſich in beſcheidenen Grenzen halten, hiedurch kommt es, daß Cisleithanien in ſeiner Geſammtheit genommen, quantitativ trotz des vorerwähnten Percentual-Verhältniſſes ein Plus von kaum einer halben Million metriſcher Centner Weizen gegen den Durchſchnitt zeigt, welcher Mehrertrag noch weiter eingeſchränkt wird durch den Verluſt in Folge mangelhafter Quali- tät, der in großen Theilen Böhmens durch Noth- reife bei monatelang anhaltende Dürre, in Oſt- galizien, wo während der Erntezeit Regenwetter eintrat, durch feuchte Beſchaffenheit des Kornes entſtanden iſt. Roggen und Halbfrucht wurde in Ungarn ohne weſentliche Veränderung gegen frühere Jahre 1,303.667 Hectaren angebaut. Das Ergebniß der Ernte iſt ein mittleres. Von der genannten Geſammt-Anbaufläche zeigen nur 20 Percent eine Ernte über das Mittel, 41 Percent eine Mittel- ernte, 39 Percent eine Ernte unter derſelben. Der ſchließliche Ausfall beläuft ſich auf beiläufig eine halbe Million metriſcher Centner unter einem Durchſchnittsergebniſſe. Dieſer Ausfall wird jedoch durch die guten Qualitäten, die in den Ländern der ungariſchen Krone in Roggen vorherrſchen, ausgeglichen, nachdem das Natur- gewicht von Roggen im laufenden Jahre, gleich- wie bei Weizen, circa 3 Percent höher iſt, als der Durchſchnitt früherer Jahre. In den Ländern der diesſeitigen Reichshälfte beſtehen bezüglich Roggen ähnliche Verhältniſſe. Der Anbau im Jahre 1884 belief ſich auf 1,981.715 Hectare, welche in quantitativer Be- ziehung ein mittleres Ergebniß liefern. Erträge über den Durchſchnitt zeigen ſich auf 32 Percent des Anbaues, Ausfälle auf 33 Percent und Mittelerträge auf 35 Percent, wobei der Ueber- ſchuß die Ausfälle im Ganzen deckt. Die Qualitäten ſind in einzelnen Kronländern ſehr gut, in anderen, insbeſondere in Oſtgalizien zum großen Theile ſchlecht und iſt in Cisleithanien keine Steigerung des Geſammt-Erträgniſſes durch höheres Naturalgewicht anzunehmen. Gerſte. Der Anbau dieſer Getreidegattung iſt in Ungarn in einer ſtetigen, wenn auch nicht bedeutenden Zunahme begriffen; derſelbe betrug im Vorjahre 995.000 Hectare und hat im laufenden Jahre nach den Mittheilungen unſerer Vertrauensmänner eine neuerliche erhebliche Steigerung erfahren. Das Ergebniß in quanti- tativer Beziehung iſt ein gutes. Von der vorbenannten Anbaufläche lieferten 61 Percent eine Ernte über, 11 Percent eine ſolche unter Mittel, 28 Percent eine Mittelernte. Quantita- tive Ausfälle hat zumeiſt Siebenbürgen. Der Ueberſchuß gegen eine Mittelernte iſt auf eine Million metriſchen Centner zu beziffern. Nicht gleich befriedigend iſt jedoch das Er- gebniß hinſichtlich der Qualität, insbeſondere was Braugerſte anbelangt, welche heuer in tadelloſer Beſchaffenheit in Ungarn weniger häufig vor- kommt als in anderen Jahren. Die Slovakei, die ſonſt in guter ungariſcher Braugerſte excellirt, zeigt heuer Waare von ſehr divergirender Qua- lität, dagegen hat das Gebiet längs der Süd- bahnſtrecke Braugerſte von ungewöhnlich guter Beſchaffenheit producirt. In der diesſeitigen Reichshälfte wurde unter Gerſte 1,072.688 Hectare bebaut und muß das Ergebniß als ein ſchwachmittleres bezeichnet wer- den. Der Fläche nach, zeigen 21 Percent einen Ueberſchuß, 43 Percent eine Mittelernte, 36 Percent eine Ernte unter Mittel. Der geernteten Menge nach, iſt ein Ausfall von einer halben Million metriſcher Centner zu verzeichnen, welcher noch eine erhöhte Bedeutung dadurch erlangt, daß das Deficit zumeiſt in Böhmen mit ſeiner ſo guten Braugerſte, ſtattfindet und dort nahezu ¾ Mill. metriſcher Centner beträgt, während das Mehr- erträgniß in Productionsgebieten erzielt wurde, welche nur Brenn- oder Futtergerſte erzeugen; letztere wird wohl quantitativ mitzählen, aber weder zu Brau- noch zu Exportzwecken ein Aequi- valent für den Entgang in Böhmen bieten. Mähren, das zunächſt wichtigſte Productionsgebiet für Gerſte, hat quantitativ eine gute, qualitativ eine ziemlich befriedigende Ernte, wobei bemerkt zu werden verdient, daß daſelbſt die Gebiete an den Berglehnen heuer hinſichtlich der Qualität von der Natur bevorzugter ſind, als das ſonſt ſo vorzügliche Braugerſten producirende mähriſche Flachland. Hafer wurde im Jahre 1885 in Ungarn gleichwie in den zwei Vorjahren auf circa 1 Million Hectare angebaut. Das Ergebniß iſt ein ſchwach mittleres. Nach der Fläche geurtheilt, zeigen 21 Percent eine Ernte über, 49 Percent eine Ernte unter dem Mittel, 30 Percent eine Mittelernte; der Ausfall in quantitativer Be- ziehung beläuft ſich auf circa ½ Millionen metriſcher Centner. Auch in den Ländern der diesſeittgen Reichs- hälfte iſt das Erträgniß in Hafer ein nur ſchwach mittleres. Von 1,918.383 Heceare Anbau zeigen 32 Percent eine Ernte unter, 35 Percent eine ſolche über eine Mittelernte, 33 Percent eine Mittelernte; der Ausfall beziffert ſich nach den uns vorliegenden Schätzungen auf ¼ bis ½ Million metriſchen Centner, ſo daß die ganze Monarchie circa 1 Million metriſcher Centner Hafer weniger geerntet hätte, als der Durchſchnitt beträgt. Die Qualität dieſer Getreidegattungen iſt in beiden Reichshälften eine ſehr divergirende, doch überwiegen die guten Sorten. Die Ausſichten für Mais ſind in der ganzen Monarchie gut, Kartoffel haben im Allgemeinen weniger Knollen angeſetzt, als in anderen Jahren, ſind aber bisher geſund geblieben. Hülſenfrüchte aller Art ergeben eine ſchwachmittlere Ernte. Normale Conſumverhältniſſe vorausgeſetzt, ſchätzen wir die Exportfähigkeit der öſterr.-ung. Monarchie in der Campagne 1885/6 für Weizen und dem daraus erzeugten Mehl auf 6 Mill. metriſche Centner; für Gerſte und dem daraus erzeugten Malz auf 3½ Millionen metriſche Centner. In Roggen und Hafer haben wir nach dem Reſultate unſerer Erhebungen nichts zu exportiren. Der rechnungsmäßige Durchſchnitt der Ernte- Ergebniſſe der Jahre 1879 bis 1884 — die früheren Ergebniſſe ſind wegen der außerordent- lichen Mißernten, die damals in Ungarn häufig ſtattfanden, außer Betracht geblieben — für Ungarn, diejenigen der Jahre 1870 bis 1884 für Oeſterreich, mit 100 Einheiten als eine Mittelernte angenommen, zeigt die diesjährige Ernte, in Percenten ausgedrückt, in: Ungarn. Weizen Durchſchnitt ca. 35 Mill. Hectl. 117 Perc. Roggen „ „ 16 „ „ 96 „ Gerſte „ „ 15½ „ „ 108 „ Hafer „ „ 19 „ „ 94 „ Oeſterreich: Weizen Durchſchnitt ca. 13½ Mill. Hectl. 104 Perc. Roggen „ „ 25½ „ „ 100 „ Gerſte „ „ 16 „ „ 95 „ Hafer „ „ 32 „ „ 98 „ Berichte über die Ernte in Preußen. Von Louis Perl, Firma Perl & Meyer in Berlin. Im Großen und Ganzen dürfte die Roggen- ernte einen Mittelertrag nicht erreichen, wenn ſich bisher auch über die Qualitäten meiſt nur Lobenswerthes berichten läßt. Die Klagen, daß der zu Markt kommende neue Roggen zum großem Theil ſich klamm zeigt, iſt eine faſt in jedem Jahre wiederkehrende Erſcheinung und berechtigt zu keinem ungünſtigen Schluſſe auf die Beſchaffen- heit des Gros der Ernte Weizen hat faſt überall eine gute Ernte ergeben und wo nicht Hagelſchlag oder ſonſtige elementare Ereigniſſe geſchadet haben, wird der Ertrag als Mittelernte oder noch darüber be- zeichnet. — Die Beſchaffenheit des Korns iſt, ſoweit dies jetzt zu beurtheilen möglich, gut, und die ge- wonnene Quantität dürfte um ſo größer ſein, als diesmal auf Grund der vorjährigen ſchlechten Zuckerpreiſe dem Rübenbau viel Land entzogen und der Weizencultur gewidmet wurde. Bemerkenswerth iſt, daß von den ſonſt faſt nie fehlenden Klagen über Krankheiten des Wei- zens nichts verlautete und nur in den in Sachſen vielfach angebauten engliſchen Riveſorten ſich mannigfach Brand zeigen ſoll. Gerſte iſt quantitativ ziemlich befriedigend ausgefallen, allein die bisherigen Erfahrungen über die Beſchaffenheit der Körner ſind wenig günſtige geweſen. Schöne helle Farben ſind ver- hältnißmäßig ſelten und die Gleichmäßigkeit der Körner läßt viel zu wünſchen übrig. Der Juni- froſt und die demnächſtige Dürre haben dieſer frühreifen Frucht viel geſchadet. Während der Einheimſung ſtörten gerade wiederholte Regen, ſo daß die Gerſte an vielen Stellen ſchon zu keimen anfing, doch dürfte immerhin der größere Theil trocken eingebracht ſein. Im Allgemeinen zeigt ſich hier eine ähnliche Erſcheinung wie bei Roggen, indem auf warmen Boden der Ertrag meiſt weſentlich beſſer ſich ſtellte, als in kalten Lagen, beſonders auf leich- tem Boden letzerer Gattung. Der Strohertrag fiel durchaus verſchieden aus und hat im Großen und Ganzen nicht ſonderlich befriedigt. Hafer gibt zu vielen Klagen Veranlaſſung. Das Stroh iſt kurz geblieben, der Stand viel- fach dünn und hat namentlich die ſchleſiſche Ernte quantitativ wie qualitativ durch die Dürre ſehr bedeutend gelitten. Was davon bisher an die

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 198, Olmütz, 31.08.1885, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches198_1885/4>, abgerufen am 23.11.2024.