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Mährisches Tagblatt. Nr. 18, Olmütz, 24.01.1898.

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daf

erklärt, es habe seine Pflicht gethan, indem er
den Artikel Zola's der Instiz überlieferte, und er
werde die Armee zu vertheidigen wissen. Die
Ehre der Generale sei über jeden Angriff er-
haben. (Zwischenrufe auf der äußersten Linken.)
Präsident Brisson beschwört die Kammer, ein
Beispiel der Ruhe und Mäßigung in dem Augenblick
zu geben, wo in den Straßen Ruhestörungen statt-
finden. (Beifall.) -- Meline fügt hinzu, wir
wollten uns nicht zu der Ungesetzlichkeit hergeben,
eine Revision des Processes einzuleiten. Der
Scandal wird auf diejenigen zurückfallen, die ihn
machten. Was die Straßenkundgebungen anlangt,
werden wir ihnen ein Ende zu machen und die
Ordnung wieder herzustellen wissen. Redner macht
den socialistischen Journalen ihre Angriffe und
ihren Appell zur Revolution zum Vorwurf und
sagt, mit diesen Mitteln bereite man eine neue
Auflage des "Debacle" vor. (Tumult auf der
äußersten Linken.) Es ist, schließt der Minister-
präsident, nothwendig, daß das Land weiß, daß
das Cabinet von der Kammer unterstützt werde.
(Lebhaster Beifall.)

Deputirter Cavaignac erwidert, daß das
moralische Ergebniß, das er verfolgte, erreicht sei,
weshalb er seine Interpellation zurückziehe. (Be-
wegung auf verschiedenen Bänken.)

Deputirter Jaures nimmt die Interpella-
tion wieder auf.

Deputirter Jaures, der nun das Wort
ergreift, protestirt gegen den auf die Socialisten
unternommenen Seitenangriff und wirft den Con-
servativen vor, daß sie die Regierung auf den
W[e]g zur Reaction drängen und einen Zusammen-
bruch vorbereiten. (Tumult auf der Rechten.) In
den halben Maßregeln, die gegen Zola ergriffen
wurden, sei eine Lüge enthalten. (Beifall auf
der äußersten Linken.)

Deputirter Bernis (conservativ) nennt
Jaures einen Anwalt des Dreyfus-Syndikats ...
Jaures ruft ihm erregt zu: Sie sind ein Elender
und ein Feigling! Bernis stürzt auf die Tribüne
los, wird aber von mehreren socialistischen Depu-
tirten umringt; es entsteht ein Faustkampf
Bernis kommt bis an die Tribüne heran und
versetzt Jaures einen Schlag. Nun stürzen Conser-
vative und Sozialisten zur Tribüne hin, es
kommt zu einem allgemeinen Zusammenstoß.
Präsident Brisson, außer Stande, die Ordnung
herzustellen, verläßt seinen Sitz und kündigt an,
er wolle den Staatsanwalt von dem Vorgange
benachrichtigen. (Lebhafte Bewegung.)

Die Sitzung ist unterbrochen. Unterdessen
ist das Bureau der Kammer zu einer Berathung
darüber versammelt, ob man dem Staatsanwalt
die Ereignisse der Sitzung zur Kenntniß bringen
solle, ferner ob es, angesichts der Erregung der




[Spaltenumbruch]
ff

Die hiesigen Blätter bringen öfters Berichte
über die erstaunlichen Leistungen eines in Lübeck
bewunderten Sängers. Gott erhalte den großen
Mann! Wer solche Artikel verfaßt, das ist leicht zu
errathen. Ich weiß, wie das gemacht wird und
welch' geringen Werth es hat. Nichtsdestoweniger
gehört's zur Sache. Und schon um Ihres Vaters
willen vermisse ich ungern, daß von Ihnen mit
gebührender Anerkennung die Rede sei! Gern
möchte ich mich erbieten, in der Sache passender
Vermittler zu werden, wenn ich nur bestimmte
Daten von glücklichen Erfolgen in die Hand bekäme.
Ich muthe Ihnen nicht zu, sich mit eigener Feder
zu lobhudeln. Dazu sind Sie nicht geschaffen.
Aber könnte vielleicht Geibel, wenn er Ihnen seine
Theilnahme und Belehrung fortdauernd gönnt,
mir einigen Stoff darbieten, den ich gern zur
Veröffentlichung befördern wollte? Ich kann Dr.
Stein, Dr. Elsner, Dr. Kurnik, auch den lan-
gen Kalbeck aufbieten, welcher Letztere ja auch ein
Schützling Geibels ist. Gönnen Sie dem Ihri-
gen die Freude!

Ihr Holtei.

Ein Brief des gütigen Geibel an Holtei,
in der "Schlesischen Zeitung" herausgegeben, war
das erste, was weitere Kreise über mein "künst-
lerisch' Bemühn" erfuhren.

Wie vielen hat Holtei in ähnlicher Weise
die Wege geebnet! Wie manchem, den jetzt selber
der Rasen deckt, der von des schlesischen Dichters
seltenem Wohlwollen, seiner Theilnahme an allen
ernst Strebenden nicht mehr erzählen, ihm den
Kranz innigen Dankes nicht mehr auf den Grab-
hügel legen kann.




[Spaltenumbruch]
daf

Gemüther, räthlich sei, noch heute die Sitzung
wieder anfzunehmen.

Als Präsident Brisson den Sitz verließ
und das Handgemenge immer ernster zu
werden schien, erschien in den Couloirs
eine von den Quästoren herbei geholte
Compagnie Soldaten ohne Waffen. Als
aber mehrere Deputirte dagegen Protest erhoben,
kehrten die Soldaten auf ihre Posten zurück. Ei[n]ige
Deputirte gaben der Absicht Ausdruck, diese Vor-
gänge zum Gegenstand einer Interpellation zu
machen.

Während der Unterbrechung der Sitzung wurde
der Auft[r]ag gegenben, die Galerien zu räumen;
dort fanden einige heftige Debatten statt, man be-
schimpfte einander, und schließlich kam es zwischen
einigen Journalisten zu einer kleinen Prügelei.

Ein neuer Streit entstand in den Wandel-
gängen zwischen den Deputirten Bernis und
Deville. Dev[i]lle wollte Bernis ein Tintenfaß an
den Kopf weifen und rief ihm zu: "Elender!"
Aber die Umstehenden traten dazwischen und ver-
hinderten Thätlichkeiten. Dem Vernehmen nach
haben Jaures und Bernis einander Zeugen ge-
schickt. Die Galeriebesucher verlassen das Palais
Bourbon und warten auf der Straße die Wieder-
aufnahme der Sitzung ab, indem sie die Vor-
fälle lebhaft besprechen. In den Couloirs trat
nach und nach Ruhe ein. Die Deputirten waren
sichtlich tief betrübt über den traurigen Anblick,
den die Kammer vor kurzem gewählte.




Politische Nachrichten.
(Aus dem böhmischen Landtage.)

Die
Frage des Austriltes der Deutschen aus dem
böhmischen Landtage ist noch nicht entschieden.
Es machen sich einflußreiche Stimmen dahin
geltend, daß es Pflicht der Deutschen sei, im
Landtage zu verharren, die Forderungen und
die Beschwerden der Deutschen mit allem Nach-
drucke zu vertreten und der Regierung nöthigen-
falls in schärfster Weise entgegenzutreten.

(Von der Prager deutschen Universität.)

In einer am 22. d. abgehaltenen Sitzung des
academischen Senats der Prager deutschen Universität
wurde beschlossen, daß der ganze academische
Senat seine Stellen niederlege.
Zu-
gleich wurde beschlossen, hievon unverzüglich den
Unterrichtsminister in Kenntniß zu setzen. Die
Resignation des Senats hängt mit dem Verbot
des Farbentragens zusammen, da entgegen den
Versprechungen, welche den Professoren gemacht
wurden, dieses Verbot doch erfolgte. Die Leitung
der Universität geht nunmehr an den ältesten
Professor der Facultät über, welcher der gegen-
wärtige Rector angehört, und zwar an Professor
Dr. Schuster. Ebenso werden die Decane nach
dem Alter der Professoren der betreffenden Facul-
tät bestimmt. Weiters wird aus Prag gemeldet:
Die gesammte Studentenschaft der deutschen Hoch-
schulen in Prag hat in einer am 22. d. abge-
haltenen Versammlung die einstimmige Erklärung
abgegeben, daß in Folge des Vorgehens der Re-
gierung, das Verbot des Farbentragens betref-
fend, der Collegienbesuch von Montag an bis
auf Weiteres eingestellt wird. Zugleich ist der
ständige Egerer-Ausschuß behufs Einberufung eines
"Academischen Tages" verständigt worden. Diese
Nachricht wurde gestern dementirt. (S. Tlgr.)




Locales und Provinzielles.

(Personales.)

Die Herren Landtagsabge-
ordneten Carl Brandhuber und Robert
Primavesi haben sich nach Brünn begeben,
um den Sitzungen des mähr. Landtages beizu-
wohnen.

(Tranung.)

In der hiesigen St.-Mauriz-
kirche findet morgen Vormittags 111/2 Uhr die
Trauung des k. k. Professors am deutschen
Staatsgymnasium, Herrn Albert Tschochner
mit Frl. Emilie Mallener statt.

(Personales.)

Herr Stadtrath Dr. Theodor
Fischer verläßt kommenden Donnerstag unsere
Stadt, um sich an seinen neuen Bestimmungsort,
nach Iglau zu begeben. Die Sympathieen der
gesammten Bevölkerung begleiten ihn dorthin.

(Nochmals die Anklagen gegen die
dentschen Aerzte der Olmützer Landesan-
stalten.)

Wir kommen auf [di]e[s]e[n] Gegenstand
heute nochmals zurück, weil die erhobenen An-
[Spaltenumbruch] klagen gegen die deutschen Aerzte unserer Landes-
krankenanstalt bezeichnend sind für die ganze Art
und Weise der tschechischen Agitation bei uns.
Man kann diesen Aerzten keine einzige Handlung
vorwerfen, die als Veiletzung ihres Amtes, oder
als Vernachlässigung ihres Dienstes betrachtet
werden könnte. Aber man klagt sie an, weil sie
sich als Deutsche bekennen und weil man glanbt,
durch derartige Anklagen die fernere Anstellung
deutscher Aerzte an den Landesanstalten verhindern
zu können. Man hat eben für die eigenen
Anhänger zu sor[g]en und man will sie gut unter-
bringen. Es wäre angezeigt gewesen, wenn dies
im Landtage selbst ausgesprochen worden wäre
und wenn auch auf die Thatsache hingewiesen
worden wäre, daß von deutscher Seite keine An-
zeige erstattet wurde gegen die tschechischen Aerzte
der Anstalt, selbst dann nicht als Grund dazu
vorhanden und ein in seinem Gebahren rüder
Arzt die geburtshilfliche Klinik der Anstalt durch
allerlei Stückchen, die er ausführte, zu einer
Curiosität ersten Ranges machte.

(Ernennung.)

Der Finanzminister hat mit
dem Erlasse vom 6. Jänner 1898 Z. 8319
(F. M.) den hierortigen k. k. Finanzrath Franz
Masicek zum Versitzenden der bei der k. k.
Bezirkshauptmaunschaft in Olmütz zu bestellenden
Personaleinkommensteuer-Schätzungscommissionen
für die Schätzungsbezirke "Stadt Olmütz"
und "Politischer Bezirk Olmütz" er-
nannt.

(Von der Schützencompagnie des k. k.
priv. Bürgercorps)

Die Mitglieder der Schützen-
compagnie des k. k. priv. Bürgercorps veran-
stalten am nächsten Samstag, den 29 d. zu Ehren
ihres geschätzten Commandanten Herr Carl Wlaka
im Clublocale des "Hotel Lauer" eine kamerad-
schaftliche Unterhaltung, bei welcher die Corps-
capelle mitwirken wird.

(Hauptversammlung des Olmützer
Männergesangvereines.)

In Anwesenheit von
45 Mitgliedern fand Samstag, den 22. l. M.,
Abends im "Sänge heim" unter dem Vörsitze
des Vorstandes Herrn Adolf Thannabaur die
diesjährige Hauptversammlung des Männergesang-
vereins statt. Der Vorsitzende begrüßte die An-
wensenden, erklärte die Beschlußfähigkeit und ertheilte
sodann dem Schriftführer Herrn Fr. Schenk sen.
das Wort zur Verlesung des Jahresberichtes,
welcher ein getreues Bild der Vereinsthätigkeit
bot und mit stürmischem Beifalle und Dankes-
äußerungen aufgenommen wurde (Wir werden
denselben in einer der nächsten Nummern aus-
zugsweise veröffentlichen.) Der Bericht des
Zahlmeisters Herrn Johann Krommer wurde
ebenfalls sehr beifällig aufgenommen und ihm
über Antrag der Rechnungsprüfer die Entlastung
unter dem Ausdrucke des Dankes ertheilt. Des-
gleichen dem Verwalter des Musikalienschatzes,
Herrn Alois Mader. Die Anträge der Vereins-
leitung, betreffs Widmung von Beiträgen für
einen Stipendienfond, einen Krippenfond u. s. w.,
sowie betreffs der Einzahlungen in den Reisefond
wurden angenommen. -- In die Vereinsleitung
wurden (u. zw. fast durchaus einstimmig) wieder-
gewählt: Zum Vorstande Herr Director Adolf
Thannabaur, zum Chormeister Herr Wlad.
Labler; zu Ausschüssen die Herren: Eduard
Hermann, Theodor Knaute, Joh. Krom-
mer,
Alois Mader und Fr. Schenk (welche
bei der darauf erfolgenden Aemterverwaltung die
bisher inne gehabten Posten wieder übernahmen);
zu Ersatzmännern die Herren Dr. G. Schilling
und Carl Feifig; zu Rechnungsrevisoren die
Herren Sigm. Fleischer und J. Biehounek,
zum Prüfer des Musikalienschatzes Herr Alois
Schreyer. Beschlossen wurde ferner, das ge-
plante Sängerkränzchen im Februar im Deutschen
Casino abzuhalten. Nach Schluß des offiriellen
Theiles wurden in gemüthlicher Weise noch einige
Stunden bei Becherklang und Liedersang und
in voller Eintracht zugebracht.

(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)

Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des
Stadtverordneten-Collegiums ist folgende: Ein-
schreiten des Stadtsecretärs Herrn Adolph Heeg
um die erledigte Stadtrathstelle. -- Ansuchen des
städt. Choralisten Herrn Josef Fitzga um Ver-
leihung einer Personalzulage. -- Borlage der
Jahresrechnung der städt. Pfandleihanstalt pre
1898. -- Bericht über die Materialaufnehme
in der städt. Gasanstalt. -- Ansuchen der ersten
böhmischen Baugesellschaft um Abschreibung des


[Spaltenumbruch]
daf

erklärt, es habe ſeine Pflicht gethan, indem er
den Artikel Zola’s der Inſtiz überlieferte, und er
werde die Armee zu vertheidigen wiſſen. Die
Ehre der Generale ſei über jeden Angriff er-
haben. (Zwiſchenrufe auf der äußerſten Linken.)
Präſident Briſſon beſchwört die Kammer, ein
Beiſpiel der Ruhe und Mäßigung in dem Augenblick
zu geben, wo in den Straßen Ruheſtörungen ſtatt-
finden. (Beifall.) — Meliné fügt hinzu, wir
wollten uns nicht zu der Ungeſetzlichkeit hergeben,
eine Reviſion des Proceſſes einzuleiten. Der
Scandal wird auf diejenigen zurückfallen, die ihn
machten. Was die Straßenkundgebungen anlangt,
werden wir ihnen ein Ende zu machen und die
Ordnung wieder herzuſtellen wiſſen. Redner macht
den ſocialiſtiſchen Journalen ihre Angriffe und
ihren Appell zur Revolution zum Vorwurf und
ſagt, mit dieſen Mitteln bereite man eine neue
Auflage des „Débácle“ vor. (Tumult auf der
äußerſten Linken.) Es iſt, ſchließt der Miniſter-
präſident, nothwendig, daß das Land weiß, daß
das Cabinet von der Kammer unterſtützt werde.
(Lebhaſter Beifall.)

Deputirter Cavaignac erwidert, daß das
moraliſche Ergebniß, das er verfolgte, erreicht ſei,
weshalb er ſeine Interpellation zurückziehe. (Be-
wegung auf verſchiedenen Bänken.)

Deputirter Jaurés nimmt die Interpella-
tion wieder auf.

Deputirter Jaurés, der nun das Wort
ergreift, proteſtirt gegen den auf die Socialiſten
unternommenen Seitenangriff und wirft den Con-
ſervativen vor, daß ſie die Regierung auf den
W[e]g zur Reaction drängen und einen Zuſammen-
bruch vorbereiten. (Tumult auf der Rechten.) In
den halben Maßregeln, die gegen Zola ergriffen
wurden, ſei eine Lüge enthalten. (Beifall auf
der äußerſten Linken.)

Deputirter Bernis (conſervativ) nennt
Jaurés einen Anwalt des Dreyfus-Syndikats ...
Jaurés ruft ihm erregt zu: Sie ſind ein Elender
und ein Feigling! Bernis ſtürzt auf die Tribüne
los, wird aber von mehreren ſocialiſtiſchen Depu-
tirten umringt; es entſteht ein Fauſtkampf
Bernis kommt bis an die Tribüne heran und
verſetzt Jaurés einen Schlag. Nun ſtürzen Conſer-
vative und Sozialiſten zur Tribüne hin, es
kommt zu einem allgemeinen Zuſammenſtoß.
Präſident Briſſon, außer Stande, die Ordnung
herzuſtellen, verläßt ſeinen Sitz und kündigt an,
er wolle den Staatsanwalt von dem Vorgange
benachrichtigen. (Lebhafte Bewegung.)

Die Sitzung iſt unterbrochen. Unterdeſſen
iſt das Bureau der Kammer zu einer Berathung
darüber verſammelt, ob man dem Staatsanwalt
die Ereigniſſe der Sitzung zur Kenntniß bringen
ſolle, ferner ob es, angeſichts der Erregung der




[Spaltenumbruch]
ff

Die hieſigen Blätter bringen öfters Berichte
über die erſtaunlichen Leiſtungen eines in Lübeck
bewunderten Sängers. Gott erhalte den großen
Mann! Wer ſolche Artikel verfaßt, das iſt leicht zu
errathen. Ich weiß, wie das gemacht wird und
welch’ geringen Werth es hat. Nichtsdeſtoweniger
gehört’s zur Sache. Und ſchon um Ihres Vaters
willen vermiſſe ich ungern, daß von Ihnen mit
gebührender Anerkennung die Rede ſei! Gern
möchte ich mich erbieten, in der Sache paſſender
Vermittler zu werden, wenn ich nur beſtimmte
Daten von glücklichen Erfolgen in die Hand bekäme.
Ich muthe Ihnen nicht zu, ſich mit eigener Feder
zu lobhudeln. Dazu ſind Sie nicht geſchaffen.
Aber könnte vielleicht Geibel, wenn er Ihnen ſeine
Theilnahme und Belehrung fortdauernd gönnt,
mir einigen Stoff darbieten, den ich gern zur
Veröffentlichung befördern wollte? Ich kann Dr.
Stein, Dr. Elsner, Dr. Kurnik, auch den lan-
gen Kalbeck aufbieten, welcher Letztere ja auch ein
Schützling Geibels iſt. Gönnen Sie dem Ihri-
gen die Freude!

Ihr Holtei.

Ein Brief des gütigen Geibel an Holtei,
in der „Schleſiſchen Zeitung“ herausgegeben, war
das erſte, was weitere Kreiſe über mein „künſt-
leriſch’ Bemühn“ erfuhren.

Wie vielen hat Holtei in ähnlicher Weiſe
die Wege geebnet! Wie manchem, den jetzt ſelber
der Raſen deckt, der von des ſchleſiſchen Dichters
ſeltenem Wohlwollen, ſeiner Theilnahme an allen
ernſt Strebenden nicht mehr erzählen, ihm den
Kranz innigen Dankes nicht mehr auf den Grab-
hügel legen kann.




[Spaltenumbruch]
daf

Gemüther, räthlich ſei, noch heute die Sitzung
wieder anfzunehmen.

Als Präſident Briſſon den Sitz verließ
und das Handgemenge immer ernſter zu
werden ſchien, erſchien in den Couloirs
eine von den Quäſtoren herbei geholte
Compagnie Soldaten ohne Waffen. Als
aber mehrere Deputirte dagegen Proteſt erhoben,
kehrten die Soldaten auf ihre Poſten zurück. Ei[n]ige
Deputirte gaben der Abſicht Ausdruck, dieſe Vor-
gänge zum Gegenſtand einer Interpellation zu
machen.

Während der Unterbrechung der Sitzung wurde
der Auft[r]ag gegenben, die Galerien zu räumen;
dort fanden einige heftige Debatten ſtatt, man be-
ſchimpfte einander, und ſchließlich kam es zwiſchen
einigen Journaliſten zu einer kleinen Prügelei.

Ein neuer Streit entſtand in den Wandel-
gängen zwiſchen den Deputirten Bernis und
Deville. Dev[i]lle wollte Bernis ein Tintenfaß an
den Kopf weifen und rief ihm zu: „Elender!“
Aber die Umſtehenden traten dazwiſchen und ver-
hinderten Thätlichkeiten. Dem Vernehmen nach
haben Jaurés und Bernis einander Zeugen ge-
ſchickt. Die Galeriebeſucher verlaſſen das Palais
Bourbon und warten auf der Straße die Wieder-
aufnahme der Sitzung ab, indem ſie die Vor-
fälle lebhaft beſprechen. In den Couloirs trat
nach und nach Ruhe ein. Die Deputirten waren
ſichtlich tief betrübt über den traurigen Anblick,
den die Kammer vor kurzem gewählte.




Politiſche Nachrichten.
(Aus dem böhmiſchen Landtage.)

Die
Frage des Austriltes der Deutſchen aus dem
böhmiſchen Landtage iſt noch nicht entſchieden.
Es machen ſich einflußreiche Stimmen dahin
geltend, daß es Pflicht der Deutſchen ſei, im
Landtage zu verharren, die Forderungen und
die Beſchwerden der Deutſchen mit allem Nach-
drucke zu vertreten und der Regierung nöthigen-
falls in ſchärfſter Weiſe entgegenzutreten.

(Von der Prager deutſchen Univerſität.)

In einer am 22. d. abgehaltenen Sitzung des
academiſchen Senats der Prager deutſchen Univerſität
wurde beſchloſſen, daß der ganze academiſche
Senat ſeine Stellen niederlege.
Zu-
gleich wurde beſchloſſen, hievon unverzüglich den
Unterrichtsminiſter in Kenntniß zu ſetzen. Die
Reſignation des Senats hängt mit dem Verbot
des Farbentragens zuſammen, da entgegen den
Verſprechungen, welche den Profeſſoren gemacht
wurden, dieſes Verbot doch erfolgte. Die Leitung
der Univerſität geht nunmehr an den älteſten
Profeſſor der Facultät über, welcher der gegen-
wärtige Rector angehört, und zwar an Profeſſor
Dr. Schuſter. Ebenſo werden die Decane nach
dem Alter der Profeſſoren der betreffenden Facul-
tät beſtimmt. Weiters wird aus Prag gemeldet:
Die geſammte Studentenſchaft der deutſchen Hoch-
ſchulen in Prag hat in einer am 22. d. abge-
haltenen Verſammlung die einſtimmige Erklärung
abgegeben, daß in Folge des Vorgehens der Re-
gierung, das Verbot des Farbentragens betref-
fend, der Collegienbeſuch von Montag an bis
auf Weiteres eingeſtellt wird. Zugleich iſt der
ſtändige Egerer-Ausſchuß behufs Einberufung eines
„Academiſchen Tages“ verſtändigt worden. Dieſe
Nachricht wurde geſtern dementirt. (S. Tlgr.)




Locales und Provinzielles.

(Perſonales.)

Die Herren Landtagsabge-
ordneten Carl Brandhuber und Robert
Primaveſi haben ſich nach Brünn begeben,
um den Sitzungen des mähr. Landtages beizu-
wohnen.

(Tranung.)

In der hieſigen St.-Mauriz-
kirche findet morgen Vormittags 11½ Uhr die
Trauung des k. k. Profeſſors am deutſchen
Staatsgymnaſium, Herrn Albert Tſchochner
mit Frl. Emilie Mallener ſtatt.

(Perſonales.)

Herr Stadtrath Dr. Theodor
Fiſcher verläßt kommenden Donnerſtag unſere
Stadt, um ſich an ſeinen neuen Beſtimmungsort,
nach Iglau zu begeben. Die Sympathieen der
geſammten Bevölkerung begleiten ihn dorthin.

(Nochmals die Anklagen gegen die
dentſchen Aerzte der Olmützer Landesan-
ſtalten.)

Wir kommen auf [di]e[ſ]e[n] Gegenſtand
heute nochmals zurück, weil die erhobenen An-
[Spaltenumbruch] klagen gegen die deutſchen Aerzte unſerer Landes-
krankenanſtalt bezeichnend ſind für die ganze Art
und Weiſe der tſchechiſchen Agitation bei uns.
Man kann dieſen Aerzten keine einzige Handlung
vorwerfen, die als Veiletzung ihres Amtes, oder
als Vernachläſſigung ihres Dienſtes betrachtet
werden könnte. Aber man klagt ſie an, weil ſie
ſich als Deutſche bekennen und weil man glanbt,
durch derartige Anklagen die fernere Anſtellung
deutſcher Aerzte an den Landesanſtalten verhindern
zu können. Man hat eben für die eigenen
Anhänger zu ſor[g]en und man will ſie gut unter-
bringen. Es wäre angezeigt geweſen, wenn dies
im Landtage ſelbſt ausgeſprochen worden wäre
und wenn auch auf die Thatſache hingewieſen
worden wäre, daß von deutſcher Seite keine An-
zeige erſtattet wurde gegen die tſchechiſchen Aerzte
der Anſtalt, ſelbſt dann nicht als Grund dazu
vorhanden und ein in ſeinem Gebahren rüder
Arzt die geburtshilfliche Klinik der Anſtalt durch
allerlei Stückchen, die er ausführte, zu einer
Curioſität erſten Ranges machte.

(Ernennung.)

Der Finanzminiſter hat mit
dem Erlaſſe vom 6. Jänner 1898 Z. 8319
(F. M.) den hierortigen k. k. Finanzrath Franz
Mašiček zum Verſitzenden der bei der k. k.
Bezirkshauptmaunſchaft in Olmütz zu beſtellenden
Perſonaleinkommenſteuer-Schätzungscommiſſionen
für die Schätzungsbezirke „Stadt Olmütz“
und „Politiſcher Bezirk Olmütz“ er-
nannt.

(Von der Schützencompagnie des k. k.
priv. Bürgercorps)

Die Mitglieder der Schützen-
compagnie des k. k. priv. Bürgercorps veran-
ſtalten am nächſten Samſtag, den 29 d. zu Ehren
ihres geſchätzten Commandanten Herr Carl Wlaka
im Clublocale des „Hotel Lauer“ eine kamerad-
ſchaftliche Unterhaltung, bei welcher die Corps-
capelle mitwirken wird.

(Hauptverſammlung des Olmützer
Männergeſangvereines.)

In Anweſenheit von
45 Mitgliedern fand Samſtag, den 22. l. M.,
Abends im „Sänge heim“ unter dem Vörſitze
des Vorſtandes Herrn Adolf Thannabaur die
diesjährige Hauptverſammlung des Männergeſang-
vereins ſtatt. Der Vorſitzende begrüßte die An-
wenſenden, erklärte die Beſchlußfähigkeit und ertheilte
ſodann dem Schriftführer Herrn Fr. Schenk ſen.
das Wort zur Verleſung des Jahresberichtes,
welcher ein getreues Bild der Vereinsthätigkeit
bot und mit ſtürmiſchem Beifalle und Dankes-
äußerungen aufgenommen wurde (Wir werden
denſelben in einer der nächſten Nummern aus-
zugsweiſe veröffentlichen.) Der Bericht des
Zahlmeiſters Herrn Johann Krommer wurde
ebenfalls ſehr beifällig aufgenommen und ihm
über Antrag der Rechnungsprüfer die Entlaſtung
unter dem Ausdrucke des Dankes ertheilt. Des-
gleichen dem Verwalter des Muſikalienſchatzes,
Herrn Alois Mader. Die Anträge der Vereins-
leitung, betreffs Widmung von Beiträgen für
einen Stipendienfond, einen Krippenfond u. ſ. w.,
ſowie betreffs der Einzahlungen in den Reiſefond
wurden angenommen. — In die Vereinsleitung
wurden (u. zw. faſt durchaus einſtimmig) wieder-
gewählt: Zum Vorſtande Herr Director Adolf
Thannabaur, zum Chormeiſter Herr Wlad.
Labler; zu Ausſchüſſen die Herren: Eduard
Hermann, Theodor Knaute, Joh. Krom-
mer,
Alois Mader und Fr. Schenk (welche
bei der darauf erfolgenden Aemterverwaltung die
bisher inne gehabten Poſten wieder übernahmen);
zu Erſatzmännern die Herren Dr. G. Schilling
und Carl Feifig; zu Rechnungsreviſoren die
Herren Sigm. Fleiſcher und J. Biehounek,
zum Prüfer des Muſikalienſchatzes Herr Alois
Schreyer. Beſchloſſen wurde ferner, das ge-
plante Sängerkränzchen im Februar im Deutſchen
Caſino abzuhalten. Nach Schluß des offiriellen
Theiles wurden in gemüthlicher Weiſe noch einige
Stunden bei Becherklang und Liederſang und
in voller Eintracht zugebracht.

(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)

Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des
Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: Ein-
ſchreiten des Stadtſecretärs Herrn Adolph Heeg
um die erledigte Stadtrathſtelle. — Anſuchen des
ſtädt. Choraliſten Herrn Joſef Fitzga um Ver-
leihung einer Perſonalzulage. — Borlage der
Jahresrechnung der ſtädt. Pfandleihanſtalt pre
1898. — Bericht über die Materialaufnehme
in der ſtädt. Gasanſtalt. — Anſuchen der erſten
böhmiſchen Baugeſellſchaft um Abſchreibung des


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</TEI>
[[4]/0004] daf erklärt, es habe ſeine Pflicht gethan, indem er den Artikel Zola’s der Inſtiz überlieferte, und er werde die Armee zu vertheidigen wiſſen. Die Ehre der Generale ſei über jeden Angriff er- haben. (Zwiſchenrufe auf der äußerſten Linken.) Präſident Briſſon beſchwört die Kammer, ein Beiſpiel der Ruhe und Mäßigung in dem Augenblick zu geben, wo in den Straßen Ruheſtörungen ſtatt- finden. (Beifall.) — Meliné fügt hinzu, wir wollten uns nicht zu der Ungeſetzlichkeit hergeben, eine Reviſion des Proceſſes einzuleiten. Der Scandal wird auf diejenigen zurückfallen, die ihn machten. Was die Straßenkundgebungen anlangt, werden wir ihnen ein Ende zu machen und die Ordnung wieder herzuſtellen wiſſen. Redner macht den ſocialiſtiſchen Journalen ihre Angriffe und ihren Appell zur Revolution zum Vorwurf und ſagt, mit dieſen Mitteln bereite man eine neue Auflage des „Débácle“ vor. (Tumult auf der äußerſten Linken.) Es iſt, ſchließt der Miniſter- präſident, nothwendig, daß das Land weiß, daß das Cabinet von der Kammer unterſtützt werde. (Lebhaſter Beifall.) Deputirter Cavaignac erwidert, daß das moraliſche Ergebniß, das er verfolgte, erreicht ſei, weshalb er ſeine Interpellation zurückziehe. (Be- wegung auf verſchiedenen Bänken.) Deputirter Jaurés nimmt die Interpella- tion wieder auf. Deputirter Jaurés, der nun das Wort ergreift, proteſtirt gegen den auf die Socialiſten unternommenen Seitenangriff und wirft den Con- ſervativen vor, daß ſie die Regierung auf den Weg zur Reaction drängen und einen Zuſammen- bruch vorbereiten. (Tumult auf der Rechten.) In den halben Maßregeln, die gegen Zola ergriffen wurden, ſei eine Lüge enthalten. (Beifall auf der äußerſten Linken.) Deputirter Bernis (conſervativ) nennt Jaurés einen Anwalt des Dreyfus-Syndikats ... Jaurés ruft ihm erregt zu: Sie ſind ein Elender und ein Feigling! Bernis ſtürzt auf die Tribüne los, wird aber von mehreren ſocialiſtiſchen Depu- tirten umringt; es entſteht ein Fauſtkampf Bernis kommt bis an die Tribüne heran und verſetzt Jaurés einen Schlag. Nun ſtürzen Conſer- vative und Sozialiſten zur Tribüne hin, es kommt zu einem allgemeinen Zuſammenſtoß. Präſident Briſſon, außer Stande, die Ordnung herzuſtellen, verläßt ſeinen Sitz und kündigt an, er wolle den Staatsanwalt von dem Vorgange benachrichtigen. (Lebhafte Bewegung.) Die Sitzung iſt unterbrochen. Unterdeſſen iſt das Bureau der Kammer zu einer Berathung darüber verſammelt, ob man dem Staatsanwalt die Ereigniſſe der Sitzung zur Kenntniß bringen ſolle, ferner ob es, angeſichts der Erregung der ff Die hieſigen Blätter bringen öfters Berichte über die erſtaunlichen Leiſtungen eines in Lübeck bewunderten Sängers. Gott erhalte den großen Mann! Wer ſolche Artikel verfaßt, das iſt leicht zu errathen. Ich weiß, wie das gemacht wird und welch’ geringen Werth es hat. Nichtsdeſtoweniger gehört’s zur Sache. Und ſchon um Ihres Vaters willen vermiſſe ich ungern, daß von Ihnen mit gebührender Anerkennung die Rede ſei! Gern möchte ich mich erbieten, in der Sache paſſender Vermittler zu werden, wenn ich nur beſtimmte Daten von glücklichen Erfolgen in die Hand bekäme. Ich muthe Ihnen nicht zu, ſich mit eigener Feder zu lobhudeln. Dazu ſind Sie nicht geſchaffen. Aber könnte vielleicht Geibel, wenn er Ihnen ſeine Theilnahme und Belehrung fortdauernd gönnt, mir einigen Stoff darbieten, den ich gern zur Veröffentlichung befördern wollte? Ich kann Dr. Stein, Dr. Elsner, Dr. Kurnik, auch den lan- gen Kalbeck aufbieten, welcher Letztere ja auch ein Schützling Geibels iſt. Gönnen Sie dem Ihri- gen die Freude! Ihr Holtei. Ein Brief des gütigen Geibel an Holtei, in der „Schleſiſchen Zeitung“ herausgegeben, war das erſte, was weitere Kreiſe über mein „künſt- leriſch’ Bemühn“ erfuhren. Wie vielen hat Holtei in ähnlicher Weiſe die Wege geebnet! Wie manchem, den jetzt ſelber der Raſen deckt, der von des ſchleſiſchen Dichters ſeltenem Wohlwollen, ſeiner Theilnahme an allen ernſt Strebenden nicht mehr erzählen, ihm den Kranz innigen Dankes nicht mehr auf den Grab- hügel legen kann. daf Gemüther, räthlich ſei, noch heute die Sitzung wieder anfzunehmen. Als Präſident Briſſon den Sitz verließ und das Handgemenge immer ernſter zu werden ſchien, erſchien in den Couloirs eine von den Quäſtoren herbei geholte Compagnie Soldaten ohne Waffen. Als aber mehrere Deputirte dagegen Proteſt erhoben, kehrten die Soldaten auf ihre Poſten zurück. Einige Deputirte gaben der Abſicht Ausdruck, dieſe Vor- gänge zum Gegenſtand einer Interpellation zu machen. Während der Unterbrechung der Sitzung wurde der Auftrag gegenben, die Galerien zu räumen; dort fanden einige heftige Debatten ſtatt, man be- ſchimpfte einander, und ſchließlich kam es zwiſchen einigen Journaliſten zu einer kleinen Prügelei. Ein neuer Streit entſtand in den Wandel- gängen zwiſchen den Deputirten Bernis und Deville. Deville wollte Bernis ein Tintenfaß an den Kopf weifen und rief ihm zu: „Elender!“ Aber die Umſtehenden traten dazwiſchen und ver- hinderten Thätlichkeiten. Dem Vernehmen nach haben Jaurés und Bernis einander Zeugen ge- ſchickt. Die Galeriebeſucher verlaſſen das Palais Bourbon und warten auf der Straße die Wieder- aufnahme der Sitzung ab, indem ſie die Vor- fälle lebhaft beſprechen. In den Couloirs trat nach und nach Ruhe ein. Die Deputirten waren ſichtlich tief betrübt über den traurigen Anblick, den die Kammer vor kurzem gewählte. Politiſche Nachrichten. (Aus dem böhmiſchen Landtage.) Die Frage des Austriltes der Deutſchen aus dem böhmiſchen Landtage iſt noch nicht entſchieden. Es machen ſich einflußreiche Stimmen dahin geltend, daß es Pflicht der Deutſchen ſei, im Landtage zu verharren, die Forderungen und die Beſchwerden der Deutſchen mit allem Nach- drucke zu vertreten und der Regierung nöthigen- falls in ſchärfſter Weiſe entgegenzutreten. (Von der Prager deutſchen Univerſität.) In einer am 22. d. abgehaltenen Sitzung des academiſchen Senats der Prager deutſchen Univerſität wurde beſchloſſen, daß der ganze academiſche Senat ſeine Stellen niederlege. Zu- gleich wurde beſchloſſen, hievon unverzüglich den Unterrichtsminiſter in Kenntniß zu ſetzen. Die Reſignation des Senats hängt mit dem Verbot des Farbentragens zuſammen, da entgegen den Verſprechungen, welche den Profeſſoren gemacht wurden, dieſes Verbot doch erfolgte. Die Leitung der Univerſität geht nunmehr an den älteſten Profeſſor der Facultät über, welcher der gegen- wärtige Rector angehört, und zwar an Profeſſor Dr. Schuſter. Ebenſo werden die Decane nach dem Alter der Profeſſoren der betreffenden Facul- tät beſtimmt. Weiters wird aus Prag gemeldet: Die geſammte Studentenſchaft der deutſchen Hoch- ſchulen in Prag hat in einer am 22. d. abge- haltenen Verſammlung die einſtimmige Erklärung abgegeben, daß in Folge des Vorgehens der Re- gierung, das Verbot des Farbentragens betref- fend, der Collegienbeſuch von Montag an bis auf Weiteres eingeſtellt wird. Zugleich iſt der ſtändige Egerer-Ausſchuß behufs Einberufung eines „Academiſchen Tages“ verſtändigt worden. Dieſe Nachricht wurde geſtern dementirt. (S. Tlgr.) Locales und Provinzielles. Olmütz, 24. Jänner. (Perſonales.) Die Herren Landtagsabge- ordneten Carl Brandhuber und Robert Primaveſi haben ſich nach Brünn begeben, um den Sitzungen des mähr. Landtages beizu- wohnen. (Tranung.) In der hieſigen St.-Mauriz- kirche findet morgen Vormittags 11½ Uhr die Trauung des k. k. Profeſſors am deutſchen Staatsgymnaſium, Herrn Albert Tſchochner mit Frl. Emilie Mallener ſtatt. (Perſonales.) Herr Stadtrath Dr. Theodor Fiſcher verläßt kommenden Donnerſtag unſere Stadt, um ſich an ſeinen neuen Beſtimmungsort, nach Iglau zu begeben. Die Sympathieen der geſammten Bevölkerung begleiten ihn dorthin. (Nochmals die Anklagen gegen die dentſchen Aerzte der Olmützer Landesan- ſtalten.) Wir kommen auf dieſen Gegenſtand heute nochmals zurück, weil die erhobenen An- klagen gegen die deutſchen Aerzte unſerer Landes- krankenanſtalt bezeichnend ſind für die ganze Art und Weiſe der tſchechiſchen Agitation bei uns. Man kann dieſen Aerzten keine einzige Handlung vorwerfen, die als Veiletzung ihres Amtes, oder als Vernachläſſigung ihres Dienſtes betrachtet werden könnte. Aber man klagt ſie an, weil ſie ſich als Deutſche bekennen und weil man glanbt, durch derartige Anklagen die fernere Anſtellung deutſcher Aerzte an den Landesanſtalten verhindern zu können. Man hat eben für die eigenen Anhänger zu ſorgen und man will ſie gut unter- bringen. Es wäre angezeigt geweſen, wenn dies im Landtage ſelbſt ausgeſprochen worden wäre und wenn auch auf die Thatſache hingewieſen worden wäre, daß von deutſcher Seite keine An- zeige erſtattet wurde gegen die tſchechiſchen Aerzte der Anſtalt, ſelbſt dann nicht als Grund dazu vorhanden und ein in ſeinem Gebahren rüder Arzt die geburtshilfliche Klinik der Anſtalt durch allerlei Stückchen, die er ausführte, zu einer Curioſität erſten Ranges machte. (Ernennung.) Der Finanzminiſter hat mit dem Erlaſſe vom 6. Jänner 1898 Z. 8319 (F. M.) den hierortigen k. k. Finanzrath Franz Mašiček zum Verſitzenden der bei der k. k. Bezirkshauptmaunſchaft in Olmütz zu beſtellenden Perſonaleinkommenſteuer-Schätzungscommiſſionen für die Schätzungsbezirke „Stadt Olmütz“ und „Politiſcher Bezirk Olmütz“ er- nannt. (Von der Schützencompagnie des k. k. priv. Bürgercorps) Die Mitglieder der Schützen- compagnie des k. k. priv. Bürgercorps veran- ſtalten am nächſten Samſtag, den 29 d. zu Ehren ihres geſchätzten Commandanten Herr Carl Wlaka im Clublocale des „Hotel Lauer“ eine kamerad- ſchaftliche Unterhaltung, bei welcher die Corps- capelle mitwirken wird. (Hauptverſammlung des Olmützer Männergeſangvereines.) In Anweſenheit von 45 Mitgliedern fand Samſtag, den 22. l. M., Abends im „Sänge heim“ unter dem Vörſitze des Vorſtandes Herrn Adolf Thannabaur die diesjährige Hauptverſammlung des Männergeſang- vereins ſtatt. Der Vorſitzende begrüßte die An- wenſenden, erklärte die Beſchlußfähigkeit und ertheilte ſodann dem Schriftführer Herrn Fr. Schenk ſen. das Wort zur Verleſung des Jahresberichtes, welcher ein getreues Bild der Vereinsthätigkeit bot und mit ſtürmiſchem Beifalle und Dankes- äußerungen aufgenommen wurde (Wir werden denſelben in einer der nächſten Nummern aus- zugsweiſe veröffentlichen.) Der Bericht des Zahlmeiſters Herrn Johann Krommer wurde ebenfalls ſehr beifällig aufgenommen und ihm über Antrag der Rechnungsprüfer die Entlaſtung unter dem Ausdrucke des Dankes ertheilt. Des- gleichen dem Verwalter des Muſikalienſchatzes, Herrn Alois Mader. Die Anträge der Vereins- leitung, betreffs Widmung von Beiträgen für einen Stipendienfond, einen Krippenfond u. ſ. w., ſowie betreffs der Einzahlungen in den Reiſefond wurden angenommen. — In die Vereinsleitung wurden (u. zw. faſt durchaus einſtimmig) wieder- gewählt: Zum Vorſtande Herr Director Adolf Thannabaur, zum Chormeiſter Herr Wlad. Labler; zu Ausſchüſſen die Herren: Eduard Hermann, Theodor Knaute, Joh. Krom- mer, Alois Mader und Fr. Schenk (welche bei der darauf erfolgenden Aemterverwaltung die bisher inne gehabten Poſten wieder übernahmen); zu Erſatzmännern die Herren Dr. G. Schilling und Carl Feifig; zu Rechnungsreviſoren die Herren Sigm. Fleiſcher und J. Biehounek, zum Prüfer des Muſikalienſchatzes Herr Alois Schreyer. Beſchloſſen wurde ferner, das ge- plante Sängerkränzchen im Februar im Deutſchen Caſino abzuhalten. Nach Schluß des offiriellen Theiles wurden in gemüthlicher Weiſe noch einige Stunden bei Becherklang und Liederſang und in voller Eintracht zugebracht. (Aus dem Stadtverordneten-Collegium.) Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: Ein- ſchreiten des Stadtſecretärs Herrn Adolph Heeg um die erledigte Stadtrathſtelle. — Anſuchen des ſtädt. Choraliſten Herrn Joſef Fitzga um Ver- leihung einer Perſonalzulage. — Borlage der Jahresrechnung der ſtädt. Pfandleihanſtalt pre 1898. — Bericht über die Materialaufnehme in der ſtädt. Gasanſtalt. — Anſuchen der erſten böhmiſchen Baugeſellſchaft um Abſchreibung des

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 18, Olmütz, 24.01.1898, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches18_1898/4>, abgerufen am 23.11.2024.