Mährisches Tagblatt. Nr. 189, Olmütz, 20.08.1894.[Spaltenumbruch]
Der Krieg im Osten. *) (Nachdruck verboten.) Es ist Krieg, wenngleich im fernsten Osten, Die officiöse Presse Rußlands hat be- Ein militärischer Schriftsteller von anerkanntem Thatsächlich blieb der Vertrag ohne große [Spaltenumbruch] Auge, der Blick des ganzen Weibes hatte eine Und während er schmachtend zu ihr empor- Und plötzlich ... plötzlich fühlte er, daß Und er zwinkerte mit den Augen und sein Ein eigenthümliches, triumphirendes Lächeln "So, mein liebenswürdiger Herr", sagte sie, Und der junge Mann vollführte die Befehle, Die junge Frau lachte hell auf mit ihrem "So, jetzt los!" Und der junge Mann machte das erste Die junge Frau aber schlüpfte an dem "Edgar, Edgar!" "Was ist denn los, Lieschen, was gibt's "Teufel!" rief er lachend, als er das groteske "Pst!" sagte die Frau. "Sei still. Er tanzt "Mit Dir?" rief der Gatte erstaunt. "Gewiß. Er glaubt es wenigstens. Ich habe "Ah, und -- weshalb?" "Das sollst Du gleich sehen. Geh nur zurück Und er, der Schöne, "der schönste junge Mann Dann machte er eine Pause, als warte er "Ihr Mann!" rief er dann. "O, ist denn "Wachen Sie auf, wachen Sie auf," rief Er aber, der kniende, liebegirrende, unwider- "Wo ... wo bin ich?" stammelte er und "Dort -- wo Sie nie wieder sein werden," "Johann, dem Herrn da seinen Hut." Er aber, der Unwiderstehliche, er, der schönste Soreni aber -- Soreni war von jenem *) Der nachstehende Artikel stammt aus der Feder
eines der bekanntesten deutschen Diplomaten und dürfte von besonderem Interesse sein. [Spaltenumbruch]
Der Krieg im Oſten. *) (Nachdruck verboten.) Es iſt Krieg, wenngleich im fernſten Oſten, Die officiöſe Preſſe Rußlands hat be- Ein militäriſcher Schriftſteller von anerkanntem Thatſächlich blieb der Vertrag ohne große [Spaltenumbruch] Auge, der Blick des ganzen Weibes hatte eine Und während er ſchmachtend zu ihr empor- Und plötzlich ... plötzlich fühlte er, daß Und er zwinkerte mit den Augen und ſein Ein eigenthümliches, triumphirendes Lächeln „So, mein liebenswürdiger Herr“, ſagte ſie, Und der junge Mann vollführte die Befehle, Die junge Frau lachte hell auf mit ihrem „So, jetzt los!“ Und der junge Mann machte das erſte Die junge Frau aber ſchlüpfte an dem „Edgar, Edgar!“ „Was iſt denn los, Lieschen, was gibt’s „Teufel!“ rief er lachend, als er das groteske „Pſt!“ ſagte die Frau. „Sei ſtill. Er tanzt „Mit Dir?“ rief der Gatte erſtaunt. „Gewiß. Er glaubt es wenigſtens. Ich habe „Ah, und — weshalb?“ „Das ſollſt Du gleich ſehen. Geh nur zurück Und er, der Schöne, „der ſchönſte junge Mann Dann machte er eine Pauſe, als warte er „Ihr Mann!“ rief er dann. „O, iſt denn „Wachen Sie auf, wachen Sie auf,“ rief Er aber, der kniende, liebegirrende, unwider- „Wo ... wo bin ich?“ ſtammelte er und „Dort — wo Sie nie wieder ſein werden,“ „Johann, dem Herrn da ſeinen Hut.“ Er aber, der Unwiderſtehliche, er, der ſchönſte Soreni aber — Soreni war von jenem *) Der nachſtehende Artikel ſtammt aus der Feder
eines der bekannteſten deutſchen Diplomaten und dürfte von beſonderem Intereſſe ſein. <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="f1a" next="#f1b" type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0002" n="2"/> <cb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="a1a" next="#a1b" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Krieg im Oſten.</hi> <note place="foot" n="*)">Der nachſtehende Artikel ſtammt aus der Feder<lb/> eines der bekannteſten deutſchen Diplomaten und dürfte<lb/> von beſonderem Intereſſe ſein.</note> </head><lb/> <p> <hi rendition="#et">(Nachdruck verboten.)</hi> </p><lb/> <p>Es iſt Krieg, wenngleich im fernſten Oſten,<lb/> ernſthafter, erbitterter Krieg, und geſpannten<lb/> Blickes ſieht Europa dem Kampfe zu, wohl wiſ-<lb/> ſend, daß dieſer erſte Waffengang nach langem<lb/> Frieden unberechenbare Folgen haben kann. Es<lb/> kann nicht der Zweck dieſer Erörterung ſein, die<lb/> Gefechte zwiſchen China und Japan zu verfolgen,<lb/> wir wollen nur kurz darlegen, worum es ſich<lb/> handelt. Korea iſt Vaſall Chinas, aber die Ab-<lb/> hängigkeit des erſteren hat ſich ſeit lange auf eine<lb/> Huldigungsgeſandtſchaft bei Antritt der Regierung<lb/> eines neuen Königs beſchränkt, ja infolge einer<lb/> Plünderung der japaniſchen Geſandtſchaft in Söul<lb/> ward 1885 ein Vertrag zwiſchen China und<lb/> Japan geſchloſſen, der die Bedingungen feſtſtellte,<lb/> unter denen jeder der beiden Staaten Truppen<lb/> in Korea landen dürfe, falls deſſen König die<lb/> Ordnung in ſeinem Reiche nicht aufrecht zu<lb/> halten vermöge; nämlich, daß, falls der Zuſtand<lb/> eine Intervention nothwendig machen ſolle, jeder<lb/> der beiden contrahirenden Staaten dem anderen<lb/> unverzüglich und ſchriftlich Kenntniß von ſeiner<lb/> Abſicht geben und daß, wenn die Ordnung her-<lb/> geſtellt, der betreffende Staat ſeine Truppen zu-<lb/> rückziehen ſolle. Dieſen Vertrag erklärt Japan als<lb/> verletzt, weil China bei dem in Korea ausge-<lb/> brochenen Aufſtand ein Corps hat einrücken<lb/> laſſen, ohne die Regierung von Tokio zu benach-<lb/> richtigen, demgemäß hat ſie 10.000 Mann ge-<lb/> landet und nach den zur See ſtattgehabten Feind-<lb/> ſeligkeiten China den Krieg erklärt, ohne ſich an<lb/> die ziemlich ſchwächlichen Vermittlungsverſuche<lb/> europäiſcher Großmächte zu kehren; ſie fordert<lb/> außerdem Reformen in Korea, welche der Wieder-<lb/> kehr neuer Aufſtände vorbeugen ſollen, wobei ſie<lb/> das Recht Chinas, eine gemeinſame Controle zu<lb/> üben, nicht beſtreitet. China aber nimmt zu ſol-<lb/> chen Reformen eine zweifelnde Haltung ein, wohl<lb/> wiſſend, daß eine ſolche Doppelaufſicht Gefahren<lb/> für den Frieden einſchließt, wie denn auch ein<lb/> japaniſcher Staatsmann Korea als das „Schles-<lb/> wig-Holſtein des Orients“ bezeichnet hat. Die<lb/> Japaner ſpielen dabei die Rolle Preußens, weil<lb/> ſie kriegsbereit ſind, was China nicht iſt und<lb/> haben ihre Action offenbar langer Hand vorbe-<lb/> reitet. Wie der Ausgang des Kampfes ſein<lb/> würde, wenn beide Mächte den Kampf allein aus-<lb/> zufechten haben würden, läßt ſich ſchwer berechnen,<lb/> denn der ſchneidig vorgehenden Action Japans<lb/><cb/> ſteht der nicht zu erſchöpfende Widerſtand Chinas<lb/> an Menſchenmaterial und Geld entgegen, aber<lb/> die Frage iſt, ob die europäiſchen Mächte und<lb/> die Vereinigten Staaten dem Kampfe ruhig zu-<lb/> ſehen werden.</p><lb/> <p>Die officiöſe Preſſe <hi rendition="#g">Rußlands</hi> hat be-<lb/> reits erklä<supplied>r</supplied>t, daß dasſelbe eine Feſtſetzung Japans<lb/> in Korea nicht dulden werde, ihm liegt im Ge-<lb/> gentheil daran, in Korea einen Hafen zu ge-<lb/> winnen, der nicht wie der ſonſt vorzügliche von<lb/> Wladiwoſtok zufriert, außerdem lagert vor letz-<lb/> terem ein Archipel, deſſen Canäle ſich leicht durch<lb/> eine überlegene Flotte ſperren laſſen. Die Frage<lb/> aber iſt einerſeits, ob die Japaner nicht das<lb/> Prävenire ſpielen können, da ſie ſich ſchon im<lb/> vorigen Jahre durch den Forſchungsritt eines<lb/> früheren Militär-Attaché’s verſichert, daß Ruß-<lb/> land bei der kaum begonnenen ſibiriſchen Eiſen-<lb/> bahn nicht imſtande iſt, eine Truppenmacht zu-<lb/> ſammenzubringen, welche ihnen mit Erfolg ent-<lb/> gegentreten könnte. Für ein Vorgehen desſelben<lb/> zur See kommt in Betracht, ob es rechtzeitig ein<lb/> der japaniſchen Flotte gewachſenes Geſchwader<lb/> zur Stelle bringen kann, andererſetts, ob <hi rendition="#g">Eng-<lb/> land,</hi> welches die ſchon im Beſitz genommene<lb/> Station von Port-Hamilton um des Friedens<lb/> willen aufgegeben, einer ruſſiſchen Intervention<lb/> ruhig zuſehen würde, während es eine der ruſ-<lb/> ſiſchen Flotte überlegene Streitmacht in den oſt-<lb/> aſiatiſchen Gewäſſern zur Verfügung hat. Hier<lb/> wird für das Miniſterium Roſeberry mit ſeiner<lb/> oſtenſibel imperialiſtiſchen Tendenz ein <hi rendition="#aq">hic Rhodus,<lb/> hic salta</hi> gegeben, die Empörung der engliſchen<lb/> Preſſe gegen Japan, das den Krieg begonnen<lb/> und ein angeblich unter engliſcher Flagge fahrendes<lb/> Transportſchiff in den Grund gebohrt hat, das<lb/> jedenfalls durch dieſen Transport die Neutralität<lb/> verletzt hätte, wird nicht vorhalten, wenn man<lb/> in London ſieht, daß hinter China Rußland<lb/> ſteht, aber die Frage iſt, ob England activ ein-<lb/> greifen wird, und wer könnte dieſelbe bei den<lb/> disparaten parlamentariſchen Parteien, auf welche<lb/> ſich das gegenwärtige Miniſterium ſtützt, im<lb/> Voraus mit Sicherheit beantworten? Jedenfalls<lb/> birgt der gegenwärtige Krieg der beiden oſtaſia-<lb/> tiſchen Mächte Keime des Conflicts zwiſchen den<lb/> beiden großen europäiſch-aſiatiſchen Antagoniſten<lb/> und man fragt unwillkürlich, ob dieſelben nicht<lb/> zu dem lange vorausgeſagten Kampf zwiſchen<lb/> Sipoys und Koſacken führen wird, zumal die<lb/> anglo-indiſche Armee keineswegs kriegsbereit iſt.</p><lb/> <p>Ein militäriſcher Schriftſteller von anerkanntem<lb/> Ruf, Major Wachs, hat kürzlich in der „Kreuz-<lb/> Zeitung“ die Vermuthung aufgeſtellt, daß <hi rendition="#g">Ruß-<lb/> land</hi> die Verwicklung im Oſten brauchen werde,<lb/> um eine <hi rendition="#g">Löſung der Dardanellenfrage</hi><lb/><cb/> zu ſeinen Gunſten herbeizuführen und ſo auf den<lb/> Vertrag von Unkiar-Skeleſſi von 1834 zurückzu-<lb/> kommen. Uns ſcheint die Vermuthung ſehr un-<lb/> wahrſcheinlich und auf einer mangelnden Kennt-<lb/> niß der diplomatiſchen Geſchichte der Meerengen-<lb/> frage zu beruhen. Der genannte Vertrag von<lb/> Unkiar-Skeleſſi ward herbe<supplied>i</supplied>geführt durch das ſieg-<lb/> reiche Vordringen Mehemed Alis in Klein-Aſien,<lb/> die Weſtmächte wollten der Pforte nicht helfen,<lb/> der Kaiſer Nicolaus aber ließ ruſſiſche Truppen<lb/> landen und der Preis ſeines Schutzes war eben<lb/> jener Vertrag, der nicht mit Unrecht als das<lb/> ſchneidigſte Werkzeug genannt iſt, welches die<lb/> Diplomatie erfunden. In demſelben verſprechen<lb/> ſich Rußland und die Türkei, über alle inneren<lb/> und äußeren Fragen ihrer Reiche zu verſtändigen<lb/> und ſich gegenſeitig Hilfe zu leiſten; da aber<lb/> dieſe Hilfe dem Sultan ſchwierig werden könne,<lb/> ſieht Rußland von derſelben gnädig ab, wogegen<lb/> die Pforte in einem geheimen Artikel verſpricht,<lb/> allen Kriegsſchiffen anderer Mächte die Meerengen<lb/> zu ſchließen. Dieſer Vertrag, der in Rußlands<lb/> Intereſſe war, weil damals ſeine pontiſche Flotte<lb/> noch ſo ſchwach war, daß ihm Alles daran liegen<lb/> mußte, ſie vor einem Angriff zu ſichern, rief die<lb/> lebhafteſte Entrüſtung in London und Paris her-<lb/> vor, und die Weſtmächte prote<supplied>ſt</supplied>irten gegen den-<lb/> ſelben mit der Bemerkung, daß ſie eventuell han-<lb/> deln würden, <hi rendition="#aq">„comme si le traitè n’existait<lb/> pas“.</hi> Graf Neſſelrode erwiderte darauf kühl,<lb/> der Proteſt beruhe auf einer ganz irrthümlichen<lb/> Auffaſſung der Beziehungen Rußlands und der<lb/> Türkei, welche jetzt die intimſten und freundſchaft-<lb/> lichſten ſeien, erſteres werde daher handeln,<lb/><hi rendition="#aq">„comme si la protestation des cabinets de<lb/> Londres et de Paris n’existait pas“</hi> </p><lb/> <p>Thatſächlich blieb der Vertrag ohne große<lb/> Wirkung, und als er 1839 ablief, hatte der<lb/> Czar keine Luſt, denſelben zu erneuern, weil ein<lb/> militäriſches Einſchreiten Rußlands gegen Mehe-<lb/> med Alis neue Anmaßungen ihm unbequem war,<lb/> er ſandte alſo Baron Brunnow nach London, um<lb/> vorzuſchlagen, daß die vier Mächte Rußland,<lb/> England, Oeſterreich und Preußen, mit Aus-<lb/> ſchluß Frankreichs, das Mehemed Ali unter-<lb/> ſtützte, durch einen Vertrag eingreifen, Mehemed<lb/> Ali das erbliche Vicekönigthum Egyptens und<lb/> eines Paſchaliks Syriens anbieten ſollten, aber<lb/> bei deſſen Weige<supplied>r</supplied>ung, hierauf einzugehen, ihn<lb/> auf Egypten beſchränken würden. Dieſer Vertrag<lb/> in welchem verabredet ward, daß er ſelbſt ohne<lb/> die Ratification der contrahirenden Parteien<lb/> ins Werk geſetzt werden ſollte, hatte das<lb/> Bombardement von St. Jean d’ Acre durch<lb/> die engliſche Flotte zufolge, worauf der Vicekönig<lb/> ſich unterwarf. Gleichzeitig aber war in demſel-</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#f1c" xml:id="f1b" prev="#f1a" type="jArticle" n="2"> <p>Auge, der Blick des ganzen Weibes hatte eine<lb/> eigenthümliche fascinirende, bannende, hypnotiſi-<lb/> rende Gewalt.</p><lb/> <p>Und während er ſchmachtend zu ihr empor-<lb/> ſah, richtete ſie ihren Blick feſt, feſt auf ihn, als<lb/> wolle ſie mit demſelben ſein ganzes Sein, ſein<lb/> ganzes Fühlen und Denken durchdringen.</p><lb/> <p>Und plötzlich ... plötzlich fühlte er, daß<lb/> eine eigenthümliche, lähmende Mattigkeit ihn<lb/> überſchlich, daß eine geheimnißvolle Kraft ihn zu<lb/> zwingen ſchien, ſeine Augen zu ſchließen, er fühlte,<lb/> daß ſeine Gedanken allmählich verſchwanden, und<lb/> daß er mit Gewalt ankämpfen mußte, um nicht<lb/> — zu ſchlafen.</p><lb/> <p>Und er zwinkerte mit den Augen und ſein<lb/> Mund machte krampfhafte Bewegungen, um noch<lb/> ein Wort zu ſtammeln, allein er brachte nur ein<lb/> eigenthümliches Schlucken hervor, denn ſeine Kehle<lb/> war trocken geworden, ſo ... trocken, ſo ...<lb/> tro ... cken, ... daß ... daß ... Und<lb/> ſeine Augen fielen ihm zu.</p><lb/> <p>Ein eigenthümliches, triumphirendes Lächeln<lb/> voll luſtigen Spottes flog über das Geſicht des<lb/> ſchönen Weibes.</p><lb/> <p>„So, mein liebenswürdiger Herr“, ſagte ſie,<lb/> ſich aufrichtend, „jetzt wollen wir Sie lehren,<lb/> Frauen zu beleidigen, Freunde zu betrügen, und<lb/> das Glück glücklicher Ehen zu ſtören. So, mein<lb/> Herr“, ſagte ſie dann, „ſtehen Sie jetzt auf,<lb/> gehen Sie hin und — ah, da wird ja ein<lb/> Walzer geſpielt — nehmen Sie den alten Lehn-<lb/> ſtuhl dort, das iſt nämlich die ſchöne Frau von<lb/> Strehlen, und fordern Sie ſie auf, mit Ihnen<lb/> zu tanzen.“</p><lb/> <p>Und der junge Mann vollführte die Befehle,<lb/> wie etwa ein Automat dieſelben vollführt hätte.<lb/><cb/> Er ſtand auf, trat ſteif, langſam und gravitätiſch<lb/> auf den alten Lehnſtuhl zu, machte vor ihm eine<lb/> Verbeugung und ſchlang ſeinen rechten Arm um<lb/> denſelben, während er mit der linken Hand die<lb/> Lehne des Stuhles erfaßte.</p><lb/> <p>Die junge Frau lachte hell auf mit ihrem<lb/> luſtigſten, glockenreinſten Lachen.</p><lb/> <p>„So, jetzt los!“</p><lb/> <p>Und der junge Mann machte das erſte<lb/> Paar und tanzte und tanzte, den alten Lehnſtuhl<lb/> zierlich im Kreiſe ſchwingend, als ſchwebe die<lb/> graziöſeſte, leichteſte Tänzerin an ſeinem Arme.</p><lb/> <p>Die junge Frau aber ſchlüpfte an dem<lb/> Tänzer vorbei, öffnete die Thür und rief:</p><lb/> <p>„Edgar, Edgar!“</p><lb/> <p>„Was iſt denn los, Lieschen, was gibt’s<lb/> denn?“ und die geſunde Geſtalt des Gatten trat<lb/> auf die Schwelle.</p><lb/> <p>„Teufel!“ rief er lachend, als er das groteske<lb/> Tänzerpaar ſah, „biſt Du denn verrückt, Fritz,<lb/> was machſt Du denn für tolle Sachen, Junge!“</p><lb/> <p>„Pſt!“ ſagte die Frau. „Sei ſtill. Er tanzt<lb/> mit <hi rendition="#g">mir!</hi>“</p><lb/> <p>„Mit Dir?“ rief der Gatte erſtaunt.</p><lb/> <p>„Gewiß. Er glaubt es wenigſtens. Ich habe<lb/> ihn nämlich hypnotiſirt.“</p><lb/> <p>„Ah, und — weshalb?“</p><lb/> <p>„Das ſollſt Du gleich ſehen. Geh nur zurück<lb/> ins Zimmer. Sie aber“, und ſie wandte ſich an<lb/> den noch immer Tanzenden, „hören jetzt zu tan-<lb/> zen auf, gehen meinem Manne nach und ſagen<lb/><hi rendition="#g">ihm</hi> genau dasſelbe, was Sie mir eben geſagt<lb/> haben, denn — er iſt <hi rendition="#g">ich.</hi>“</p><lb/> <p>Und er, der Schöne, „der ſchönſte junge Mann<lb/> von Soreni“, er, der Unwiderſtehliche, ging dem<lb/> Manne nach und unbekümmert um alle Anwe-<lb/><cb/> ſenden und deren homeriſches Gelächter, in das<lb/> alle ausbrachen, ging er zu dem Manne, ſeinem<lb/> Freunde hin, und warf ſich vor ihm auf die<lb/> Knie, und: „O, Eliſe!“ flehte er, „wer kann<lb/> Ihrer Schönheit widerſtehen, wer der Gluth Ihrer<lb/> Blicke, der Anmuth Ihres Weſens und Ihrer<lb/> Sprache. O, Eliſe, Eliſe! Wir ſind Beide jung<lb/> und ſchön, und berechtigt, das Leben zu genießen.<lb/> Wir ſind für einander geſchaffen, Eliſe, und<lb/> Nichts, Nichts auf der Welt darf uns trennen!“</p><lb/> <p>Dann machte er eine Pauſe, als warte er<lb/> auf eine Antwort.</p><lb/> <p>„Ihr Mann!“ rief er dann. „O, iſt denn<lb/> dieſer Mann wert, einen ſolchen Schatz zu be-<lb/> ſitzen, deſſen Werth ...“</p><lb/> <p>„Wachen Sie auf, wachen Sie auf,“ rief<lb/> in dieſem Augenblicke die Frau unter Thränen<lb/> des Lachens, während die Züge ihres Mannes<lb/> ſich verdüſtert hatten.</p><lb/> <p>Er aber, der kniende, liebegirrende, unwider-<lb/> ſtehlich ſchönſte Mann von Soreni, erwachte und<lb/> ſah — in die drohend auf ihn gerichteten Blicke<lb/> des Mannes, vor dem er kniete.</p><lb/> <p>„Wo ... wo bin ich?“ ſtammelte er und<lb/> richtete ſich taumelnd auf.</p><lb/> <p>„Dort — wo Sie nie wieder ſein werden,“<lb/> ſagte der Mann mit ſtrenger Stimme, und nach<lb/> der Schelle greifend, klingelte er.</p><lb/> <p>„Johann, dem Herrn da ſeinen Hut.“</p><lb/> <p>Er aber, der Unwiderſtehliche, er, der ſchönſte<lb/> junge Mann von Soreni, nahm den Hut und<lb/> ſchlich hinaus, ſich dabei wie verwirrt, wie faſ-<lb/> ſungslos mit der Hand über die Stirne fahrend,<lb/> als ſuche er einen böſen Traum zu verſcheuchen.</p><lb/> <p>Soreni aber — Soreni war von jenem<lb/> Tage an um ſeinen „ſchönſten jungen Mann“</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Der Krieg im Oſten. *)
(Nachdruck verboten.)
Es iſt Krieg, wenngleich im fernſten Oſten,
ernſthafter, erbitterter Krieg, und geſpannten
Blickes ſieht Europa dem Kampfe zu, wohl wiſ-
ſend, daß dieſer erſte Waffengang nach langem
Frieden unberechenbare Folgen haben kann. Es
kann nicht der Zweck dieſer Erörterung ſein, die
Gefechte zwiſchen China und Japan zu verfolgen,
wir wollen nur kurz darlegen, worum es ſich
handelt. Korea iſt Vaſall Chinas, aber die Ab-
hängigkeit des erſteren hat ſich ſeit lange auf eine
Huldigungsgeſandtſchaft bei Antritt der Regierung
eines neuen Königs beſchränkt, ja infolge einer
Plünderung der japaniſchen Geſandtſchaft in Söul
ward 1885 ein Vertrag zwiſchen China und
Japan geſchloſſen, der die Bedingungen feſtſtellte,
unter denen jeder der beiden Staaten Truppen
in Korea landen dürfe, falls deſſen König die
Ordnung in ſeinem Reiche nicht aufrecht zu
halten vermöge; nämlich, daß, falls der Zuſtand
eine Intervention nothwendig machen ſolle, jeder
der beiden contrahirenden Staaten dem anderen
unverzüglich und ſchriftlich Kenntniß von ſeiner
Abſicht geben und daß, wenn die Ordnung her-
geſtellt, der betreffende Staat ſeine Truppen zu-
rückziehen ſolle. Dieſen Vertrag erklärt Japan als
verletzt, weil China bei dem in Korea ausge-
brochenen Aufſtand ein Corps hat einrücken
laſſen, ohne die Regierung von Tokio zu benach-
richtigen, demgemäß hat ſie 10.000 Mann ge-
landet und nach den zur See ſtattgehabten Feind-
ſeligkeiten China den Krieg erklärt, ohne ſich an
die ziemlich ſchwächlichen Vermittlungsverſuche
europäiſcher Großmächte zu kehren; ſie fordert
außerdem Reformen in Korea, welche der Wieder-
kehr neuer Aufſtände vorbeugen ſollen, wobei ſie
das Recht Chinas, eine gemeinſame Controle zu
üben, nicht beſtreitet. China aber nimmt zu ſol-
chen Reformen eine zweifelnde Haltung ein, wohl
wiſſend, daß eine ſolche Doppelaufſicht Gefahren
für den Frieden einſchließt, wie denn auch ein
japaniſcher Staatsmann Korea als das „Schles-
wig-Holſtein des Orients“ bezeichnet hat. Die
Japaner ſpielen dabei die Rolle Preußens, weil
ſie kriegsbereit ſind, was China nicht iſt und
haben ihre Action offenbar langer Hand vorbe-
reitet. Wie der Ausgang des Kampfes ſein
würde, wenn beide Mächte den Kampf allein aus-
zufechten haben würden, läßt ſich ſchwer berechnen,
denn der ſchneidig vorgehenden Action Japans
ſteht der nicht zu erſchöpfende Widerſtand Chinas
an Menſchenmaterial und Geld entgegen, aber
die Frage iſt, ob die europäiſchen Mächte und
die Vereinigten Staaten dem Kampfe ruhig zu-
ſehen werden.
Die officiöſe Preſſe Rußlands hat be-
reits erklärt, daß dasſelbe eine Feſtſetzung Japans
in Korea nicht dulden werde, ihm liegt im Ge-
gentheil daran, in Korea einen Hafen zu ge-
winnen, der nicht wie der ſonſt vorzügliche von
Wladiwoſtok zufriert, außerdem lagert vor letz-
terem ein Archipel, deſſen Canäle ſich leicht durch
eine überlegene Flotte ſperren laſſen. Die Frage
aber iſt einerſeits, ob die Japaner nicht das
Prävenire ſpielen können, da ſie ſich ſchon im
vorigen Jahre durch den Forſchungsritt eines
früheren Militär-Attaché’s verſichert, daß Ruß-
land bei der kaum begonnenen ſibiriſchen Eiſen-
bahn nicht imſtande iſt, eine Truppenmacht zu-
ſammenzubringen, welche ihnen mit Erfolg ent-
gegentreten könnte. Für ein Vorgehen desſelben
zur See kommt in Betracht, ob es rechtzeitig ein
der japaniſchen Flotte gewachſenes Geſchwader
zur Stelle bringen kann, andererſetts, ob Eng-
land, welches die ſchon im Beſitz genommene
Station von Port-Hamilton um des Friedens
willen aufgegeben, einer ruſſiſchen Intervention
ruhig zuſehen würde, während es eine der ruſ-
ſiſchen Flotte überlegene Streitmacht in den oſt-
aſiatiſchen Gewäſſern zur Verfügung hat. Hier
wird für das Miniſterium Roſeberry mit ſeiner
oſtenſibel imperialiſtiſchen Tendenz ein hic Rhodus,
hic salta gegeben, die Empörung der engliſchen
Preſſe gegen Japan, das den Krieg begonnen
und ein angeblich unter engliſcher Flagge fahrendes
Transportſchiff in den Grund gebohrt hat, das
jedenfalls durch dieſen Transport die Neutralität
verletzt hätte, wird nicht vorhalten, wenn man
in London ſieht, daß hinter China Rußland
ſteht, aber die Frage iſt, ob England activ ein-
greifen wird, und wer könnte dieſelbe bei den
disparaten parlamentariſchen Parteien, auf welche
ſich das gegenwärtige Miniſterium ſtützt, im
Voraus mit Sicherheit beantworten? Jedenfalls
birgt der gegenwärtige Krieg der beiden oſtaſia-
tiſchen Mächte Keime des Conflicts zwiſchen den
beiden großen europäiſch-aſiatiſchen Antagoniſten
und man fragt unwillkürlich, ob dieſelben nicht
zu dem lange vorausgeſagten Kampf zwiſchen
Sipoys und Koſacken führen wird, zumal die
anglo-indiſche Armee keineswegs kriegsbereit iſt.
Ein militäriſcher Schriftſteller von anerkanntem
Ruf, Major Wachs, hat kürzlich in der „Kreuz-
Zeitung“ die Vermuthung aufgeſtellt, daß Ruß-
land die Verwicklung im Oſten brauchen werde,
um eine Löſung der Dardanellenfrage
zu ſeinen Gunſten herbeizuführen und ſo auf den
Vertrag von Unkiar-Skeleſſi von 1834 zurückzu-
kommen. Uns ſcheint die Vermuthung ſehr un-
wahrſcheinlich und auf einer mangelnden Kennt-
niß der diplomatiſchen Geſchichte der Meerengen-
frage zu beruhen. Der genannte Vertrag von
Unkiar-Skeleſſi ward herbeigeführt durch das ſieg-
reiche Vordringen Mehemed Alis in Klein-Aſien,
die Weſtmächte wollten der Pforte nicht helfen,
der Kaiſer Nicolaus aber ließ ruſſiſche Truppen
landen und der Preis ſeines Schutzes war eben
jener Vertrag, der nicht mit Unrecht als das
ſchneidigſte Werkzeug genannt iſt, welches die
Diplomatie erfunden. In demſelben verſprechen
ſich Rußland und die Türkei, über alle inneren
und äußeren Fragen ihrer Reiche zu verſtändigen
und ſich gegenſeitig Hilfe zu leiſten; da aber
dieſe Hilfe dem Sultan ſchwierig werden könne,
ſieht Rußland von derſelben gnädig ab, wogegen
die Pforte in einem geheimen Artikel verſpricht,
allen Kriegsſchiffen anderer Mächte die Meerengen
zu ſchließen. Dieſer Vertrag, der in Rußlands
Intereſſe war, weil damals ſeine pontiſche Flotte
noch ſo ſchwach war, daß ihm Alles daran liegen
mußte, ſie vor einem Angriff zu ſichern, rief die
lebhafteſte Entrüſtung in London und Paris her-
vor, und die Weſtmächte proteſtirten gegen den-
ſelben mit der Bemerkung, daß ſie eventuell han-
deln würden, „comme si le traitè n’existait
pas“. Graf Neſſelrode erwiderte darauf kühl,
der Proteſt beruhe auf einer ganz irrthümlichen
Auffaſſung der Beziehungen Rußlands und der
Türkei, welche jetzt die intimſten und freundſchaft-
lichſten ſeien, erſteres werde daher handeln,
„comme si la protestation des cabinets de
Londres et de Paris n’existait pas“
Thatſächlich blieb der Vertrag ohne große
Wirkung, und als er 1839 ablief, hatte der
Czar keine Luſt, denſelben zu erneuern, weil ein
militäriſches Einſchreiten Rußlands gegen Mehe-
med Alis neue Anmaßungen ihm unbequem war,
er ſandte alſo Baron Brunnow nach London, um
vorzuſchlagen, daß die vier Mächte Rußland,
England, Oeſterreich und Preußen, mit Aus-
ſchluß Frankreichs, das Mehemed Ali unter-
ſtützte, durch einen Vertrag eingreifen, Mehemed
Ali das erbliche Vicekönigthum Egyptens und
eines Paſchaliks Syriens anbieten ſollten, aber
bei deſſen Weigerung, hierauf einzugehen, ihn
auf Egypten beſchränken würden. Dieſer Vertrag
in welchem verabredet ward, daß er ſelbſt ohne
die Ratification der contrahirenden Parteien
ins Werk geſetzt werden ſollte, hatte das
Bombardement von St. Jean d’ Acre durch
die engliſche Flotte zufolge, worauf der Vicekönig
ſich unterwarf. Gleichzeitig aber war in demſel-
Auge, der Blick des ganzen Weibes hatte eine
eigenthümliche fascinirende, bannende, hypnotiſi-
rende Gewalt.
Und während er ſchmachtend zu ihr empor-
ſah, richtete ſie ihren Blick feſt, feſt auf ihn, als
wolle ſie mit demſelben ſein ganzes Sein, ſein
ganzes Fühlen und Denken durchdringen.
Und plötzlich ... plötzlich fühlte er, daß
eine eigenthümliche, lähmende Mattigkeit ihn
überſchlich, daß eine geheimnißvolle Kraft ihn zu
zwingen ſchien, ſeine Augen zu ſchließen, er fühlte,
daß ſeine Gedanken allmählich verſchwanden, und
daß er mit Gewalt ankämpfen mußte, um nicht
— zu ſchlafen.
Und er zwinkerte mit den Augen und ſein
Mund machte krampfhafte Bewegungen, um noch
ein Wort zu ſtammeln, allein er brachte nur ein
eigenthümliches Schlucken hervor, denn ſeine Kehle
war trocken geworden, ſo ... trocken, ſo ...
tro ... cken, ... daß ... daß ... Und
ſeine Augen fielen ihm zu.
Ein eigenthümliches, triumphirendes Lächeln
voll luſtigen Spottes flog über das Geſicht des
ſchönen Weibes.
„So, mein liebenswürdiger Herr“, ſagte ſie,
ſich aufrichtend, „jetzt wollen wir Sie lehren,
Frauen zu beleidigen, Freunde zu betrügen, und
das Glück glücklicher Ehen zu ſtören. So, mein
Herr“, ſagte ſie dann, „ſtehen Sie jetzt auf,
gehen Sie hin und — ah, da wird ja ein
Walzer geſpielt — nehmen Sie den alten Lehn-
ſtuhl dort, das iſt nämlich die ſchöne Frau von
Strehlen, und fordern Sie ſie auf, mit Ihnen
zu tanzen.“
Und der junge Mann vollführte die Befehle,
wie etwa ein Automat dieſelben vollführt hätte.
Er ſtand auf, trat ſteif, langſam und gravitätiſch
auf den alten Lehnſtuhl zu, machte vor ihm eine
Verbeugung und ſchlang ſeinen rechten Arm um
denſelben, während er mit der linken Hand die
Lehne des Stuhles erfaßte.
Die junge Frau lachte hell auf mit ihrem
luſtigſten, glockenreinſten Lachen.
„So, jetzt los!“
Und der junge Mann machte das erſte
Paar und tanzte und tanzte, den alten Lehnſtuhl
zierlich im Kreiſe ſchwingend, als ſchwebe die
graziöſeſte, leichteſte Tänzerin an ſeinem Arme.
Die junge Frau aber ſchlüpfte an dem
Tänzer vorbei, öffnete die Thür und rief:
„Edgar, Edgar!“
„Was iſt denn los, Lieschen, was gibt’s
denn?“ und die geſunde Geſtalt des Gatten trat
auf die Schwelle.
„Teufel!“ rief er lachend, als er das groteske
Tänzerpaar ſah, „biſt Du denn verrückt, Fritz,
was machſt Du denn für tolle Sachen, Junge!“
„Pſt!“ ſagte die Frau. „Sei ſtill. Er tanzt
mit mir!“
„Mit Dir?“ rief der Gatte erſtaunt.
„Gewiß. Er glaubt es wenigſtens. Ich habe
ihn nämlich hypnotiſirt.“
„Ah, und — weshalb?“
„Das ſollſt Du gleich ſehen. Geh nur zurück
ins Zimmer. Sie aber“, und ſie wandte ſich an
den noch immer Tanzenden, „hören jetzt zu tan-
zen auf, gehen meinem Manne nach und ſagen
ihm genau dasſelbe, was Sie mir eben geſagt
haben, denn — er iſt ich.“
Und er, der Schöne, „der ſchönſte junge Mann
von Soreni“, er, der Unwiderſtehliche, ging dem
Manne nach und unbekümmert um alle Anwe-
ſenden und deren homeriſches Gelächter, in das
alle ausbrachen, ging er zu dem Manne, ſeinem
Freunde hin, und warf ſich vor ihm auf die
Knie, und: „O, Eliſe!“ flehte er, „wer kann
Ihrer Schönheit widerſtehen, wer der Gluth Ihrer
Blicke, der Anmuth Ihres Weſens und Ihrer
Sprache. O, Eliſe, Eliſe! Wir ſind Beide jung
und ſchön, und berechtigt, das Leben zu genießen.
Wir ſind für einander geſchaffen, Eliſe, und
Nichts, Nichts auf der Welt darf uns trennen!“
Dann machte er eine Pauſe, als warte er
auf eine Antwort.
„Ihr Mann!“ rief er dann. „O, iſt denn
dieſer Mann wert, einen ſolchen Schatz zu be-
ſitzen, deſſen Werth ...“
„Wachen Sie auf, wachen Sie auf,“ rief
in dieſem Augenblicke die Frau unter Thränen
des Lachens, während die Züge ihres Mannes
ſich verdüſtert hatten.
Er aber, der kniende, liebegirrende, unwider-
ſtehlich ſchönſte Mann von Soreni, erwachte und
ſah — in die drohend auf ihn gerichteten Blicke
des Mannes, vor dem er kniete.
„Wo ... wo bin ich?“ ſtammelte er und
richtete ſich taumelnd auf.
„Dort — wo Sie nie wieder ſein werden,“
ſagte der Mann mit ſtrenger Stimme, und nach
der Schelle greifend, klingelte er.
„Johann, dem Herrn da ſeinen Hut.“
Er aber, der Unwiderſtehliche, er, der ſchönſte
junge Mann von Soreni, nahm den Hut und
ſchlich hinaus, ſich dabei wie verwirrt, wie faſ-
ſungslos mit der Hand über die Stirne fahrend,
als ſuche er einen böſen Traum zu verſcheuchen.
Soreni aber — Soreni war von jenem
Tage an um ſeinen „ſchönſten jungen Mann“
*) Der nachſtehende Artikel ſtammt aus der Feder
eines der bekannteſten deutſchen Diplomaten und dürfte
von beſonderem Intereſſe ſein.
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