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Mährisches Tagblatt. Nr. 189, Olmütz, 20.08.1894.

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Mährisches
Tagblatt.

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nach aufliegendem Tarif.



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men Insertions-Aufträge:
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zeile Nr. 11, Haasenste[in]
& Vogler,
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pest, Berlin, Frankfurt a. M.,
Hamburg, Basel und Leipzig.
Alois Opellik in Wien. Rud.
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Berlin. M. Dukes, Wien, I.
Schulerstraße 8. G. L. Daube
und Co.,
Frankfurt a. M.
Karoly u. Liebmann's Annon-
cenbureau in Hamburg, sowie
sämmtl. conc. Insertionsbu-
reaus des In- u. Auslandes.
Manuscripte werden nicht
zurückgestellt.


Telephon Nr 9




Nr. 189. Olmütz, Montag, den 20. August, 1894. 15. Jahrgang.


[Spaltenumbruch]
Die deutschen Volksschulen in
Laibach.


Die Laibacher deutschen Volksschulen bilden
seit ihrem Bestande, insbesonders für die flove-
nischen Radicalen, den Gegenstand fortwährender
Anfeindung. Bekanntlich mußte der slovenische
Gemeinderath, der bald nach dem er zustande
gekommen, nichts Eiligeres zu thun hatte, als,
entgegen dem offenkundigen Bedürfnisse und den
Wünschen der Bevölkerung, eine vollständige
Slovenisirung des städtischen Volksschulwesens
herbeizuführen, hinterher geradezu gezwungen
werden, für die Schulbedürfnisse der deutschen
Bevölkerung zu sorgen. Zwar war mittlerweile
durch den deutschen Schulverein eine vortreffliche
Knabenvolksschule errichtet worden, allein damit
war selbstverständlich die Gemeinde ihrer gesetz-
lichen Verpflichtung nicht enthoben, abgesehen
davon, daß diese Schule dem sich geltend machen-
den Andrange gegenüber lange nicht genügen
konnte und für die Mädchen unter allen Umstän-
den ebenfalls eine deutsche Communal-Volksschule
vorhanden sein mußte. Hätten die deutschen
Schulen eine ungün[st]ige Entwicklung genommen,
so würde man auf slovenischer Seite, obwohl die
Auslagen dafür dann nicht geringe gewesen wären,
kaum viel auszusetzen gehabt haben. Da der
Besuch derselben jedoch ein steigender ist, da sich
von Jahr zu Jahr deren Nothwendigkeit deut-
licher herausstellt, und sich zeigt, wie wenig die vom
Gemeinderathe veranlaßte, völlige Slovenifirung
[Spaltenumbruch] der früheren Schulen den Interessen der Bevöl-
kerung entsprach, werden die Schulen fortwährend
angegriffen und wird kein Mittel unversucht ge-
lassen, deren Bestand und weitere Entwicklung
zu schädigen. In welcher verwerflichen Weise dies
geschieht, davon haben die Landtagsverhandlungen
und zahllose Angriffe der slovenischen Presse be-
reits überwiegende Proben geliefert.

Erst vor Kurzem wieder beschäftigte sich das
radicale Hauptblatt neuerlich mit diesem Gegen-
stande, und es scheint uns am Platze, hier auf
diese Auslassungen zurückzukommen, da sie, wie
die "Südösterreichische Post" bemerkt, abgesehen
von der Wichtigkeit der Sache an sich, allzu
characteristisch darthun, in welchem Maße Ver-
drehung und Terrorismus aufgeboten werden,
um den begründeten Wünschen und Bedürfnissen
der deutschen Bevölkerung entgegenzutreten und
unbestreitbare Thatsachen, wenn es möglich wäre,
durch solche Tactik in ihr Gegentheil zu verkehren.

Das radicale Organ ist vor Allem außer
Rand und Band darüber, daß die Zahl der
Kinder, welche die deutschen Volksschulen der
Stadt besuchen, im Verhältnisse zu der durch die
letzte Volkszählung ausgewiesenen deutschen Be-
völkerung eine ungleich größere ist; statt aber
daraus den sich von selbst aufdrängenden und
natürlichen Schluß zu ziehen, daß einerseits --
was ja auch durch eine Anzahl anderer Momente
längst erhärtet ist -- die deutsche Bevölkerung
Laibachs viel zahlreicher ist, als die Volkszählung
sie ausweist, und andererseits alle Kreise der
Bevölkerung ohne Unterschied das Verlangen nach
deutschen Volksschulen haben, greift der radicale
[Spaltenumbruch] Moniteur zu den künstlichsten und bedenklichsten
Manövern, um den sta[r]ken Besuch der deutschen
Schulen als angeblich unzulässig und den Ver-
hältnissen nicht entsprechend, zu verdächtigen. So
sollen vor Allem nach "verläßlichen Informatio-
nen" d. h. in W[i]rklichkeit nach aus der Luft ge-
griffenen Zuträgereien, die gute Hälfte der be-
treffenden Kinder angeblich slovenischer Nationa-
lität sein. Da drängt sich vor Allem die Frage
auf, in welcher Weise in einer Stadt wie Lai-
bach, wo das deutsche und slovenische Element in
der mannigfaltigsten Vermischung nebeneinander
leben, wo die Uebergänge von einer Nationalität
zur anderen in zahllosen Fällen nicht mehr wahr-
nehmbar sind, jedesmal die Nationalität eines
Schulkindes bestimmt werden sollte; allein diese
Frage ist ziemlich gleichgiltig. Denn wäre selbst
die radicale Behauptung richtig, was ganz und
gar nicht der Fall ist, so würde dies an der
Capacität des Schulbesuches und an der That-
sache, daß Hunderte und Hunderte von Laib[a]cher
Kindern sich in die deutschen Volksschulen drän-
gen, nicht das Geringste ändern. Nach natürli-
chem Rechte und nach dem Gesetze haben die El-
tern zu bestimmen, in welche Schule sie ihre
Kinder senden, in welcher Sprache sie sie unterrich-
ten lassen wollen, und es ist und bleibt daher
völlig gleichgiltig, welcher Nationalität die Kin-
der angeblich sind, welche die Laibacher deutschen
Volksschulen besuchen, die sich nun einmal im wei-
testen Umfange als ein unabweisbares Bedürfniß
herausstellen. An dieser Thatsache werden auch
die slovenisch-radicalen Hetzer nichts ändern.






[Spaltenumbruch]
Feuilleton.



Hypnotisirt.

(Nachdruck verboten.)

Er war der "schönste junge Mann von
Soreni," er sagte es wenigstens, und er mußte
es doch wissen! Daß der "schönste junge Mann"
selbstverständlich dem schönen Geschlecht ganz un-
gemein gefährlich werden mußte, braucht wohl
auch nicht erst betont zu werden, und Niemand
wird sich darüber verwundern, daß -- wie Er
versicherte -- Jede bei seinem Anblick ganz hin-
gerissen, einfach hingerissen war, und ihm nicht
länger widerstehen konnte, wenn er nur wollte.
Er aber -- wollte nicht. Sein Herz schlug
nur für ein Weib, das ihm das Ideal eines
Weibes, die Verkörperung von Anmuth, Grazie
und Schönheit schien.

Daß dieses Weib die Gattin seines besten
Freundes war, was verschlug's? Er war ja
sein Freund nur geworden, um ihr Freund
zu werden, und so machte er denn der schönen
Frau auf Tod und Leben den Hof, was sie mit
ihrem lieblichsten, er, der Gatte, mit seinem gut-
müthigsten Lächeln aufnahm.

Trotz dieses Lächelns und trotz der eigenen
Unwiderstehlichkeit vermochte unser Freund es
jedoch in d[e]r Gunst der schönen Frau keinen
Schritt weiter zu bringen. Scheinbar, natürlich;
denn innerlich mußte sie ja für ihn in heißer,
unbezwinglicher Liebe erglühen.


[Spaltenumbruch]

"Mach Dir keine Illusionen," sagte einer
seiner Freunde zu ihm, und steckte sich eine Ci-
garre an; "bei der steckst Du nichts auf. Da
sind alle Künste vergebens, selbst -- Deine," und
ein leises ironisches Lächeln schwebte um des
Freundes Lippen.

"So? meinst Du?" fuhr Er jedoch auf.
"Na, dann irrst Du Dich aber gewaltig. Sie
ist mein, sag ich Dir. Jetzt schon mein. Das
heißt," verbesserte er sich, "so gut wie mein, und
ehe acht Tage vergehen -- na, paß auf!"

"Hm, viel Glück. Aber ..."

"Da gibt es kein Aber; ich bin meiner
Sache gewiß, und gebe jede Wette ein, daß ich
innerhalb der genannten Frist mein Ziel er-
reicht habe!"

"Gut, gut, Du magst ja recht haben, aber
es wird doch gestattet sein, daran zu zweifeln."

Das jedoch war nun gerade absolut nicht
gestattet. Denn an seinem Erfolge zweifeln,
hieß an ihm, an seiner bezwingenden Schönheit,
seiner allsiegenden Unwiderstehlichkeit, hieß an dem
zweifeln, was über jeden Zweifel erhaben war.
-- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- --

"O, gnädige Frau," stammelte er und warf
sich der schönen, blonden Frau, die wie hinge-
gossen auf der Causeuse mehr zu liegen, als zu
sitzen schien, zu Füßen. "O, gnädige Frau, ich
liebe Sie! Ich liebe Sie, wie ich noch nie ge-
liebt, mit aller Gluth meiner Seele und meines
Herzens, ich liebe Sie, wie man als Kind an
seinem Gotte hängt, ich liebe Sie, wie man als
Mann ..."

"An seinem Schnurrbart hängt," lachte sie.


[Spaltenumbruch]

"O, spotten Sie nicht! Sagen Sie nur ein
süßes, ein beseligendes Wort, sagen Sie nur,
daß ich hoffen darf, Ihre Liebe zu e[r]ringen,
Liebe in Ihrem Herzen zu erwecken."

"Sind Sie nicht bei Sinnen?" fragte sie, und
sah ihn mit lachendem Munde an. Er aber rief aus:

"Und wenn ich es wäre, wer wäre Schuld
daran. O, Elise, Elise, wer kann Ihrer Schön-
heit widerstehen, wer der Gluth Ihrer Blicke,
der Anmuth Ihres Wesens und Ihrer Sprache!
O, Elise! Elise! Wir sind Beide jung und schön
und berechtigt, das Leben zu genießen. Wir sind
für einander geschaffen, Elise, und Nichts, Nichts
auf dieser Welt darf uns trennen!"

"O, und mein Mann, wo thun wir den hin?"

"Ihr Mann! O, ist denn dieser Mann
werth, einen solchen Schatz zu besitzen, dessen
We[r]th er nicht zu verstehen, nicht zu schätzen weiß.
Ein Mann ohne Poesie, ohne Geist, ohne Schön-
heit. Ach, Elise, nein, nein, Er ist der Mann
nicht, er kann der Mann nicht sein, der Ihrem
Ideale entspricht!"

"Und ... Sie?"

"Ich? Ich bete Sie an", und er schlug seine
Augen zu ihr auf, und ihre Blicke schienen sich
mit den seinen zu treffen, sich mit ihnen zu ver-
schmelzen, und ihre Seele schien in die seine zu
tauchen.

Schienen?

Nein. Ihre Blicke trafen wirklich die seinen,
verschmolzen sich wirklich mit den seinen und ihre
Seele tauchte wirklich in die seine, denn ... ich
weiß nicht, ob ich es schon gesagt habe oder
nicht, in jedem Falle sage ich es aber jetzt, das


[Spaltenumbruch]

Das
„Mähriſche Tagblatt“
erſcheint mit Ausnahme der
Sonn- und Feiertage täglich.
Ausgabe 2 Uhr Nachmittag
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Vierteljährig „ 2.50
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Ganzjährig fl. 14.—
Halbjährig „ 7.—
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Telephon Nr. 9.


[Spaltenumbruch]
Mähriſches
Tagblatt.

[Spaltenumbruch]

Inſertionsgebühren
nach aufliegendem Tarif.



Außerhalb Olmütz überneh-
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peſt, Berlin, Frankfurt a. M.,
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in Wien, München u.
Berlin. M. Dukes, Wien, I.
Schulerſtraße 8. G. L. Daube
und Co.,
Frankfurt a. M.
Karoly u. Liebmann’s Annon-
cenbureau in Hamburg, ſowie
ſämmtl. conc. Inſertionsbu-
reaus des In- u. Auslandes.
Manuſcripte werden nicht
zurückgeſtellt.


Telephon Nr 9




Nr. 189. Olmütz, Montag, den 20. Auguſt, 1894. 15. Jahrgang.


[Spaltenumbruch]
Die deutſchen Volksſchulen in
Laibach.


Die Laibacher deutſchen Volksſchulen bilden
ſeit ihrem Beſtande, insbeſonders für die flove-
niſchen Radicalen, den Gegenſtand fortwährender
Anfeindung. Bekanntlich mußte der ſloveniſche
Gemeinderath, der bald nach dem er zuſtande
gekommen, nichts Eiligeres zu thun hatte, als,
entgegen dem offenkundigen Bedürfniſſe und den
Wünſchen der Bevölkerung, eine vollſtändige
Sloveniſirung des ſtädtiſchen Volksſchulweſens
herbeizuführen, hinterher geradezu gezwungen
werden, für die Schulbedürfniſſe der deutſchen
Bevölkerung zu ſorgen. Zwar war mittlerweile
durch den deutſchen Schulverein eine vortreffliche
Knabenvolksſchule errichtet worden, allein damit
war ſelbſtverſtändlich die Gemeinde ihrer geſetz-
lichen Verpflichtung nicht enthoben, abgeſehen
davon, daß dieſe Schule dem ſich geltend machen-
den Andrange gegenüber lange nicht genügen
konnte und für die Mädchen unter allen Umſtän-
den ebenfalls eine deutſche Communal-Volksſchule
vorhanden ſein mußte. Hätten die deutſchen
Schulen eine ungün[ſt]ige Entwicklung genommen,
ſo würde man auf ſloveniſcher Seite, obwohl die
Auslagen dafür dann nicht geringe geweſen wären,
kaum viel auszuſetzen gehabt haben. Da der
Beſuch derſelben jedoch ein ſteigender iſt, da ſich
von Jahr zu Jahr deren Nothwendigkeit deut-
licher herausſtellt, und ſich zeigt, wie wenig die vom
Gemeinderathe veranlaßte, völlige Slovenifirung
[Spaltenumbruch] der früheren Schulen den Intereſſen der Bevöl-
kerung entſprach, werden die Schulen fortwährend
angegriffen und wird kein Mittel unverſucht ge-
laſſen, deren Beſtand und weitere Entwicklung
zu ſchädigen. In welcher verwerflichen Weiſe dies
geſchieht, davon haben die Landtagsverhandlungen
und zahlloſe Angriffe der ſloveniſchen Preſſe be-
reits überwiegende Proben geliefert.

Erſt vor Kurzem wieder beſchäftigte ſich das
radicale Hauptblatt neuerlich mit dieſem Gegen-
ſtande, und es ſcheint uns am Platze, hier auf
dieſe Auslaſſungen zurückzukommen, da ſie, wie
die „Südöſterreichiſche Poſt“ bemerkt, abgeſehen
von der Wichtigkeit der Sache an ſich, allzu
characteriſtiſch darthun, in welchem Maße Ver-
drehung und Terrorismus aufgeboten werden,
um den begründeten Wünſchen und Bedürfniſſen
der deutſchen Bevölkerung entgegenzutreten und
unbeſtreitbare Thatſachen, wenn es möglich wäre,
durch ſolche Tactik in ihr Gegentheil zu verkehren.

Das radicale Organ iſt vor Allem außer
Rand und Band darüber, daß die Zahl der
Kinder, welche die deutſchen Volksſchulen der
Stadt beſuchen, im Verhältniſſe zu der durch die
letzte Volkszählung ausgewieſenen deutſchen Be-
völkerung eine ungleich größere iſt; ſtatt aber
daraus den ſich von ſelbſt aufdrängenden und
natürlichen Schluß zu ziehen, daß einerſeits —
was ja auch durch eine Anzahl anderer Momente
längſt erhärtet iſt — die deutſche Bevölkerung
Laibachs viel zahlreicher iſt, als die Volkszählung
ſie ausweiſt, und andererſeits alle Kreiſe der
Bevölkerung ohne Unterſchied das Verlangen nach
deutſchen Volksſchulen haben, greift der radicale
[Spaltenumbruch] Moniteur zu den künſtlichſten und bedenklichſten
Manövern, um den ſta[r]ken Beſuch der deutſchen
Schulen als angeblich unzuläſſig und den Ver-
hältniſſen nicht entſprechend, zu verdächtigen. So
ſollen vor Allem nach „verläßlichen Informatio-
nen“ d. h. in W[i]rklichkeit nach aus der Luft ge-
griffenen Zuträgereien, die gute Hälfte der be-
treffenden Kinder angeblich ſloveniſcher Nationa-
lität ſein. Da drängt ſich vor Allem die Frage
auf, in welcher Weiſe in einer Stadt wie Lai-
bach, wo das deutſche und ſloveniſche Element in
der mannigfaltigſten Vermiſchung nebeneinander
leben, wo die Uebergänge von einer Nationalität
zur anderen in zahlloſen Fällen nicht mehr wahr-
nehmbar ſind, jedesmal die Nationalität eines
Schulkindes beſtimmt werden ſollte; allein dieſe
Frage iſt ziemlich gleichgiltig. Denn wäre ſelbſt
die radicale Behauptung richtig, was ganz und
gar nicht der Fall iſt, ſo würde dies an der
Capacität des Schulbeſuches und an der That-
ſache, daß Hunderte und Hunderte von Laib[a]cher
Kindern ſich in die deutſchen Volksſchulen drän-
gen, nicht das Geringſte ändern. Nach natürli-
chem Rechte und nach dem Geſetze haben die El-
tern zu beſtimmen, in welche Schule ſie ihre
Kinder ſenden, in welcher Sprache ſie ſie unterrich-
ten laſſen wollen, und es iſt und bleibt daher
völlig gleichgiltig, welcher Nationalität die Kin-
der angeblich ſind, welche die Laibacher deutſchen
Volksſchulen beſuchen, die ſich nun einmal im wei-
teſten Umfange als ein unabweisbares Bedürfniß
herausſtellen. An dieſer Thatſache werden auch
die ſloveniſch-radicalen Hetzer nichts ändern.






[Spaltenumbruch]
Feuilleton.



Hypnotiſirt.

(Nachdruck verboten.)

Er war der „ſchönſte junge Mann von
Soreni,“ er ſagte es wenigſtens, und er mußte
es doch wiſſen! Daß der „ſchönſte junge Mann“
ſelbſtverſtändlich dem ſchönen Geſchlecht ganz un-
gemein gefährlich werden mußte, braucht wohl
auch nicht erſt betont zu werden, und Niemand
wird ſich darüber verwundern, daß — wie Er
verſicherte — Jede bei ſeinem Anblick ganz hin-
geriſſen, einfach hingeriſſen war, und ihm nicht
länger widerſtehen konnte, wenn er nur wollte.
Er aber — wollte nicht. Sein Herz ſchlug
nur für ein Weib, das ihm das Ideal eines
Weibes, die Verkörperung von Anmuth, Grazie
und Schönheit ſchien.

Daß dieſes Weib die Gattin ſeines beſten
Freundes war, was verſchlug’s? Er war ja
ſein Freund nur geworden, um ihr Freund
zu werden, und ſo machte er denn der ſchönen
Frau auf Tod und Leben den Hof, was ſie mit
ihrem lieblichſten, er, der Gatte, mit ſeinem gut-
müthigſten Lächeln aufnahm.

Trotz dieſes Lächelns und trotz der eigenen
Unwiderſtehlichkeit vermochte unſer Freund es
jedoch in d[e]r Gunſt der ſchönen Frau keinen
Schritt weiter zu bringen. Scheinbar, natürlich;
denn innerlich mußte ſie ja für ihn in heißer,
unbezwinglicher Liebe erglühen.


[Spaltenumbruch]

„Mach Dir keine Illuſionen,“ ſagte einer
ſeiner Freunde zu ihm, und ſteckte ſich eine Ci-
garre an; „bei der ſteckſt Du nichts auf. Da
ſind alle Künſte vergebens, ſelbſt — Deine,“ und
ein leiſes ironiſches Lächeln ſchwebte um des
Freundes Lippen.

„So? meinſt Du?“ fuhr Er jedoch auf.
„Na, dann irrſt Du Dich aber gewaltig. Sie
iſt mein, ſag ich Dir. Jetzt ſchon mein. Das
heißt,“ verbeſſerte er ſich, „ſo gut wie mein, und
ehe acht Tage vergehen — na, paß auf!“

„Hm, viel Glück. Aber ...“

„Da gibt es kein Aber; ich bin meiner
Sache gewiß, und gebe jede Wette ein, daß ich
innerhalb der genannten Friſt mein Ziel er-
reicht habe!“

„Gut, gut, Du magſt ja recht haben, aber
es wird doch geſtattet ſein, daran zu zweifeln.“

Das jedoch war nun gerade abſolut nicht
geſtattet. Denn an ſeinem Erfolge zweifeln,
hieß an ihm, an ſeiner bezwingenden Schönheit,
ſeiner allſiegenden Unwiderſtehlichkeit, hieß an dem
zweifeln, was über jeden Zweifel erhaben war.
— — — — — — — — — — — — —

„O, gnädige Frau,“ ſtammelte er und warf
ſich der ſchönen, blonden Frau, die wie hinge-
goſſen auf der Cauſeuſe mehr zu liegen, als zu
ſitzen ſchien, zu Füßen. „O, gnädige Frau, ich
liebe Sie! Ich liebe Sie, wie ich noch nie ge-
liebt, mit aller Gluth meiner Seele und meines
Herzens, ich liebe Sie, wie man als Kind an
ſeinem Gotte hängt, ich liebe Sie, wie man als
Mann ...“

„An ſeinem Schnurrbart hängt,“ lachte ſie.


[Spaltenumbruch]

„O, ſpotten Sie nicht! Sagen Sie nur ein
ſüßes, ein beſeligendes Wort, ſagen Sie nur,
daß ich hoffen darf, Ihre Liebe zu e[r]ringen,
Liebe in Ihrem Herzen zu erwecken.“

„Sind Sie nicht bei Sinnen?“ fragte ſie, und
ſah ihn mit lachendem Munde an. Er aber rief aus:

„Und wenn ich es wäre, wer wäre Schuld
daran. O, Eliſe, Eliſe, wer kann Ihrer Schön-
heit widerſtehen, wer der Gluth Ihrer Blicke,
der Anmuth Ihres Weſens und Ihrer Sprache!
O, Eliſe! Eliſe! Wir ſind Beide jung und ſchön
und berechtigt, das Leben zu genießen. Wir ſind
für einander geſchaffen, Eliſe, und Nichts, Nichts
auf dieſer Welt darf uns trennen!“

„O, und mein Mann, wo thun wir den hin?“

„Ihr Mann! O, iſt denn dieſer Mann
werth, einen ſolchen Schatz zu beſitzen, deſſen
We[r]th er nicht zu verſtehen, nicht zu ſchätzen weiß.
Ein Mann ohne Poeſie, ohne Geiſt, ohne Schön-
heit. Ach, Eliſe, nein, nein, Er iſt der Mann
nicht, er kann der Mann nicht ſein, der Ihrem
Ideale entſpricht!“

„Und ... Sie?“

„Ich? Ich bete Sie an“, und er ſchlug ſeine
Augen zu ihr auf, und ihre Blicke ſchienen ſich
mit den ſeinen zu treffen, ſich mit ihnen zu ver-
ſchmelzen, und ihre Seele ſchien in die ſeine zu
tauchen.

Schienen?

Nein. Ihre Blicke trafen wirklich die ſeinen,
verſchmolzen ſich wirklich mit den ſeinen und ihre
Seele tauchte wirklich in die ſeine, denn ... ich
weiß nicht, ob ich es ſchon geſagt habe oder
nicht, in jedem Falle ſage ich es aber jetzt, das


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[1/0001] Das „Mähriſche Tagblatt“ erſcheint mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage täglich. Ausgabe 2 Uhr Nachmittag im Adminiſtrationslocale Niederring Nr. 41 neu. Abonnement für Olmütz: Ganzjährig fl. 10.— Halbjährig „ 5.— Vierteljährig „ 2.50 Monatlich „ —.90 Zuſtellung ins Haus monat- lich 10 kr. Auswärts durch die Poſt: Ganzjährig fl. 14.— Halbjährig „ 7.— Vierteljährig „ 3.50 Einzelne Nummern 5 kr. Telephon Nr. 9. Mähriſches Tagblatt. Inſertionsgebühren nach aufliegendem Tarif. Außerhalb Olmütz überneh- men Inſertions-Aufträge: Heinrich Schalek, Annon- cen-Exped. in Wien, I. Woll- zeile Nr. 11, Haasenstein & Vogler, in Wien, Buda- peſt, Berlin, Frankfurt a. M., Hamburg, Baſel und Leipzig. Alois Opellik in Wien. Rud. Mosse, in Wien, München u. Berlin. M. Dukes, Wien, I. Schulerſtraße 8. G. L. Daube und Co., Frankfurt a. M. Karoly u. Liebmann’s Annon- cenbureau in Hamburg, ſowie ſämmtl. conc. Inſertionsbu- reaus des In- u. Auslandes. Manuſcripte werden nicht zurückgeſtellt. Telephon Nr 9 Nr. 189. Olmütz, Montag, den 20. Auguſt, 1894. 15. Jahrgang. Die deutſchen Volksſchulen in Laibach. Olmütz, 20. Auguſt. Die Laibacher deutſchen Volksſchulen bilden ſeit ihrem Beſtande, insbeſonders für die flove- niſchen Radicalen, den Gegenſtand fortwährender Anfeindung. Bekanntlich mußte der ſloveniſche Gemeinderath, der bald nach dem er zuſtande gekommen, nichts Eiligeres zu thun hatte, als, entgegen dem offenkundigen Bedürfniſſe und den Wünſchen der Bevölkerung, eine vollſtändige Sloveniſirung des ſtädtiſchen Volksſchulweſens herbeizuführen, hinterher geradezu gezwungen werden, für die Schulbedürfniſſe der deutſchen Bevölkerung zu ſorgen. Zwar war mittlerweile durch den deutſchen Schulverein eine vortreffliche Knabenvolksſchule errichtet worden, allein damit war ſelbſtverſtändlich die Gemeinde ihrer geſetz- lichen Verpflichtung nicht enthoben, abgeſehen davon, daß dieſe Schule dem ſich geltend machen- den Andrange gegenüber lange nicht genügen konnte und für die Mädchen unter allen Umſtän- den ebenfalls eine deutſche Communal-Volksſchule vorhanden ſein mußte. Hätten die deutſchen Schulen eine ungünſtige Entwicklung genommen, ſo würde man auf ſloveniſcher Seite, obwohl die Auslagen dafür dann nicht geringe geweſen wären, kaum viel auszuſetzen gehabt haben. 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Erſt vor Kurzem wieder beſchäftigte ſich das radicale Hauptblatt neuerlich mit dieſem Gegen- ſtande, und es ſcheint uns am Platze, hier auf dieſe Auslaſſungen zurückzukommen, da ſie, wie die „Südöſterreichiſche Poſt“ bemerkt, abgeſehen von der Wichtigkeit der Sache an ſich, allzu characteriſtiſch darthun, in welchem Maße Ver- drehung und Terrorismus aufgeboten werden, um den begründeten Wünſchen und Bedürfniſſen der deutſchen Bevölkerung entgegenzutreten und unbeſtreitbare Thatſachen, wenn es möglich wäre, durch ſolche Tactik in ihr Gegentheil zu verkehren. Das radicale Organ iſt vor Allem außer Rand und Band darüber, daß die Zahl der Kinder, welche die deutſchen Volksſchulen der Stadt beſuchen, im Verhältniſſe zu der durch die letzte Volkszählung ausgewieſenen deutſchen Be- völkerung eine ungleich größere iſt; ſtatt aber daraus den ſich von ſelbſt aufdrängenden und natürlichen Schluß zu ziehen, daß einerſeits — was ja auch durch eine Anzahl anderer Momente längſt erhärtet iſt — die deutſche Bevölkerung Laibachs viel zahlreicher iſt, als die Volkszählung ſie ausweiſt, und andererſeits alle Kreiſe der Bevölkerung ohne Unterſchied das Verlangen nach deutſchen Volksſchulen haben, greift der radicale Moniteur zu den künſtlichſten und bedenklichſten Manövern, um den ſtarken Beſuch der deutſchen Schulen als angeblich unzuläſſig und den Ver- hältniſſen nicht entſprechend, zu verdächtigen. So ſollen vor Allem nach „verläßlichen Informatio- nen“ d. h. in Wirklichkeit nach aus der Luft ge- griffenen Zuträgereien, die gute Hälfte der be- treffenden Kinder angeblich ſloveniſcher Nationa- lität ſein. Da drängt ſich vor Allem die Frage auf, in welcher Weiſe in einer Stadt wie Lai- bach, wo das deutſche und ſloveniſche Element in der mannigfaltigſten Vermiſchung nebeneinander leben, wo die Uebergänge von einer Nationalität zur anderen in zahlloſen Fällen nicht mehr wahr- nehmbar ſind, jedesmal die Nationalität eines Schulkindes beſtimmt werden ſollte; allein dieſe Frage iſt ziemlich gleichgiltig. Denn wäre ſelbſt die radicale Behauptung richtig, was ganz und gar nicht der Fall iſt, ſo würde dies an der Capacität des Schulbeſuches und an der That- ſache, daß Hunderte und Hunderte von Laibacher Kindern ſich in die deutſchen Volksſchulen drän- gen, nicht das Geringſte ändern. Nach natürli- chem Rechte und nach dem Geſetze haben die El- tern zu beſtimmen, in welche Schule ſie ihre Kinder ſenden, in welcher Sprache ſie ſie unterrich- ten laſſen wollen, und es iſt und bleibt daher völlig gleichgiltig, welcher Nationalität die Kin- der angeblich ſind, welche die Laibacher deutſchen Volksſchulen beſuchen, die ſich nun einmal im wei- teſten Umfange als ein unabweisbares Bedürfniß herausſtellen. An dieſer Thatſache werden auch die ſloveniſch-radicalen Hetzer nichts ändern. Feuilleton. Hypnotiſirt. Novellette von E. Petrai. (Nachdruck verboten.) Er war der „ſchönſte junge Mann von Soreni,“ er ſagte es wenigſtens, und er mußte es doch wiſſen! Daß der „ſchönſte junge Mann“ ſelbſtverſtändlich dem ſchönen Geſchlecht ganz un- gemein gefährlich werden mußte, braucht wohl auch nicht erſt betont zu werden, und Niemand wird ſich darüber verwundern, daß — wie Er verſicherte — Jede bei ſeinem Anblick ganz hin- geriſſen, einfach hingeriſſen war, und ihm nicht länger widerſtehen konnte, wenn er nur wollte. Er aber — wollte nicht. Sein Herz ſchlug nur für ein Weib, das ihm das Ideal eines Weibes, die Verkörperung von Anmuth, Grazie und Schönheit ſchien. Daß dieſes Weib die Gattin ſeines beſten Freundes war, was verſchlug’s? Er war ja ſein Freund nur geworden, um ihr Freund zu werden, und ſo machte er denn der ſchönen Frau auf Tod und Leben den Hof, was ſie mit ihrem lieblichſten, er, der Gatte, mit ſeinem gut- müthigſten Lächeln aufnahm. Trotz dieſes Lächelns und trotz der eigenen Unwiderſtehlichkeit vermochte unſer Freund es jedoch in der Gunſt der ſchönen Frau keinen Schritt weiter zu bringen. Scheinbar, natürlich; denn innerlich mußte ſie ja für ihn in heißer, unbezwinglicher Liebe erglühen. „Mach Dir keine Illuſionen,“ ſagte einer ſeiner Freunde zu ihm, und ſteckte ſich eine Ci- garre an; „bei der ſteckſt Du nichts auf. Da ſind alle Künſte vergebens, ſelbſt — Deine,“ und ein leiſes ironiſches Lächeln ſchwebte um des Freundes Lippen. „So? meinſt Du?“ fuhr Er jedoch auf. „Na, dann irrſt Du Dich aber gewaltig. Sie iſt mein, ſag ich Dir. Jetzt ſchon mein. Das heißt,“ verbeſſerte er ſich, „ſo gut wie mein, und ehe acht Tage vergehen — na, paß auf!“ „Hm, viel Glück. Aber ...“ „Da gibt es kein Aber; ich bin meiner Sache gewiß, und gebe jede Wette ein, daß ich innerhalb der genannten Friſt mein Ziel er- reicht habe!“ „Gut, gut, Du magſt ja recht haben, aber es wird doch geſtattet ſein, daran zu zweifeln.“ Das jedoch war nun gerade abſolut nicht geſtattet. Denn an ſeinem Erfolge zweifeln, hieß an ihm, an ſeiner bezwingenden Schönheit, ſeiner allſiegenden Unwiderſtehlichkeit, hieß an dem zweifeln, was über jeden Zweifel erhaben war. — — — — — — — — — — — — — „O, gnädige Frau,“ ſtammelte er und warf ſich der ſchönen, blonden Frau, die wie hinge- goſſen auf der Cauſeuſe mehr zu liegen, als zu ſitzen ſchien, zu Füßen. „O, gnädige Frau, ich liebe Sie! Ich liebe Sie, wie ich noch nie ge- liebt, mit aller Gluth meiner Seele und meines Herzens, ich liebe Sie, wie man als Kind an ſeinem Gotte hängt, ich liebe Sie, wie man als Mann ...“ „An ſeinem Schnurrbart hängt,“ lachte ſie. „O, ſpotten Sie nicht! Sagen Sie nur ein ſüßes, ein beſeligendes Wort, ſagen Sie nur, daß ich hoffen darf, Ihre Liebe zu erringen, Liebe in Ihrem Herzen zu erwecken.“ „Sind Sie nicht bei Sinnen?“ fragte ſie, und ſah ihn mit lachendem Munde an. Er aber rief aus: „Und wenn ich es wäre, wer wäre Schuld daran. O, Eliſe, Eliſe, wer kann Ihrer Schön- heit widerſtehen, wer der Gluth Ihrer Blicke, der Anmuth Ihres Weſens und Ihrer Sprache! O, Eliſe! Eliſe! Wir ſind Beide jung und ſchön und berechtigt, das Leben zu genießen. Wir ſind für einander geſchaffen, Eliſe, und Nichts, Nichts auf dieſer Welt darf uns trennen!“ „O, und mein Mann, wo thun wir den hin?“ „Ihr Mann! O, iſt denn dieſer Mann werth, einen ſolchen Schatz zu beſitzen, deſſen Werth er nicht zu verſtehen, nicht zu ſchätzen weiß. Ein Mann ohne Poeſie, ohne Geiſt, ohne Schön- heit. Ach, Eliſe, nein, nein, Er iſt der Mann nicht, er kann der Mann nicht ſein, der Ihrem Ideale entſpricht!“ „Und ... Sie?“ „Ich? Ich bete Sie an“, und er ſchlug ſeine Augen zu ihr auf, und ihre Blicke ſchienen ſich mit den ſeinen zu treffen, ſich mit ihnen zu ver- ſchmelzen, und ihre Seele ſchien in die ſeine zu tauchen. Schienen? Nein. Ihre Blicke trafen wirklich die ſeinen, verſchmolzen ſich wirklich mit den ſeinen und ihre Seele tauchte wirklich in die ſeine, denn ... ich weiß nicht, ob ich es ſchon geſagt habe oder nicht, in jedem Falle ſage ich es aber jetzt, das

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 189, Olmütz, 20.08.1894, S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches189_1894/1>, abgerufen am 29.03.2024.