Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mährisches Tagblatt. Nr. 119, Olmütz, 24.05.1895.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] unserer aller ist ohne Unterschied der politischen Ueber-
zeugung. Allein wir dürfen in unseren Kampf
auch keine Ständeunterschiede mischen. Wir alle
sind Mitglieder einer Familie, haben gleiche
Rechte, aber auch gleiche Pflichten." Dem ent-
spricht auch der Character der slavischen Schul-
vereinsarbeit. Wir heben die mächtige Förderung
der slavischen Mittelschulbewegung in Mähren, die
Thätigkeit der Ausschüsse zur Erbauung eines
Hauses für das in Hohenstadt zu errichtende
tschechische Gymnasium, zur Errichtung böh-
mischer Mittelschulen in Mistek und Friedek
hervor. September 1894 eröffnete die Matice zu
Göding eine tschechische Realschule sofort mit
Parallelclassen. Die Direction der Anstalt über-
nahm ein k. k. Professor aus Brünn, dem der
Unterrichtsminister zu diesem Behufe sofort bereit-
willigst Urlaub gewährte. Es war noch kein Jahr
vergangen, als die Anstalt von der obersten Un-
terrichtsbehörde mit dem Oeffentlichkeitsrechte aus-
gestattet wurde. (Hört! Hört!)

Für die Errichtung einer slavischen
Unterrealschule
in Leipnik wird, nachdem
ein hochherziger Spender in Prag 10.000 fl. ge-
opfert hatte, eifrig fortgesammelt. Derselbe Spender
hat weitere 10.000 fl. einer slavischen Handels-
schule in Brünn gew[i]dmet. Der Opferwilligkeit
einer anderen Persönlichkeit verdankt die Vereins-
schule zu Iglan ein jetzt fertiggestelltes Gebäude,
in welches 2 Abtheilungen des Kindergartens
und die slavische gewerbliche Fortbildungsschule
einziehen werden. Dabei bleibt noch Raum für
weitere Unternehmungen. Den Witkowitzern wurde
statt der erbetenen 2classigen eine 3classige Volks-
schule zugesichert und im Berichtsjahre als 4classige
Schule sammt Parallelclasse und einer Baum-
schule eröffnet.

Redner schildert nun eingehend die Thätig-
keit der Matice skolska und der übrigen Sl[a]-
visirungsvereine. Die nationale Opferwilligkeit
der Tschechen wird am besten durch folgende Mit-
theilungen des Maticeberichtes gekennzeichnet: Ein
Sommerfest in Prag 1894 zu Gunsten der Matice
brachte einen Reinertrag von 18.000 fl. Die
gläserne Sammelbüchse im Schaufenster der Pra-
ger Kanzlei füllte sich durch Kreuzerspenden der
Passanten in 2 Jahren mit 1390 fl. Die ame-
rikanischen Tschechen sendeten im letzten Jahre
1940 fl. Wir anerkennen diese Stammessolida-
rität, trotzdem slavische und leider auch deutsche
Blätter nicht müde werden, auf das "preußische
Geld" in gehässiger Weise zu zeigen, wenn un-
sere Stammesbrüder im Reiche bald da, bald dort
recht wirksam unsere Thätigkeit durch Spenden
fördern. Von der den Privatschulen Böhmens
zugewiesenen Landessubvention von 20.000 fl.
kam der Löwenantheil von 12.180 fl. den Matice-
schulen zu.

Zu unserem Thätigkeitsbericht zurückkehrend,
[]gen vereinzelte Beobachtungen Sie über den
Gang unserer Arbeit und unsere nächsten Ziele
orientiren.

Trotz unerhörter Agitation unter Interven-
tion der Gendarmen am Einschreibungstage ist die
Zahl der Kinder an der deutschen 2classigen Schule
zu Schüttenhofen auf 157 gestiegen.
Man hat auf dem Weg zur Schule buch-
stäblich den Eltern die Kinder aus der Hand
gerissen. Dennoch sitzen im engen für kaum 30
berechnetem Raume 70 Kinder in der eesten, und
im Raume für 54 Kinder 87 in der zweiten
Classe beisammen und spotten die nöthigen Neben-
räume jeglicher Sitte Hohn. Als Muster, wie
auch anderwärts diese Agitation publicistisch unter-
stützt wurde, sei eine Stelle des "Podripan," Or-
gans des Bürgermeisters von Raudnitz, vom
September 1894, mitgetheilt: "Der Bürgermeister
hat es für gut befunden, mit den Eltern solcher
Kinder (welche die deutsche Schule besuchen wollen),
ganz aufrichtig zu sprechen und sie zu belehren,
wie sie ihre Kinder schädigen würden, wenn sie
sie aus der hiesigen Bürgerschule herausnehmen
und sie (der deutschen Sprache wegen) in eine
niedrigere deutsche Schule einschreiben ließen. Wir
constatiren mit Freude, daß bei der Mehrzahl
der Eltern die vernünftigen Gründe des Bürger-
meisters volles Verständniß fanden und die er-
wartete Wirkung hatten, und daß nur etwa in
4 Fällen alle Auseinandersetzungen des Bürger-
meisters ohne Wirkung blieben. Die Namen der
betreffenden Eltern werden wir nach der heurigen
Einschreibung der Oeffentlichkeit mittheilen." In
der That folgten bald Name und Beruf der
[Spaltenumbruch] betreffenden Eltern, "die sich in trauriger Weise
durch Hartnäckigkeit hervorthaten, mit der sie das
Alleinseligmachende der deutschen Sprache und das
wunderbare Wirken der 1classigen deutschen Schule
vertheidigen." Der Versuch, unsere Schule zu
Wittuna der öffentlichen Verwaltung zu unter-
stellen, ist bis zur Stunde ohne Erfolg geblieben.

Seitdem die deutsche Schulexpositur in
Neuroshosna nach Erbauung unseres Schulhauses
daselbst eröffnet wurde, mehren sich die Drang-
salirungen der Deutschen in unerhörter Weise.
Von der Kanzel herab wird von dem Pfarrer
gegen das Deutsche gewettert und am 14. Nov.
1894 wurden vom böhmischen Ortsschulrathe zu
Rohosna 21 Parteien aus Neurohosna vorgela-
den und unter Bezug auf einen angeblichen
Erlaß der Bezirkshauptmannschaft zu Policka
zwangweise zur Unterfertigung eines Protokolles
verhalten, nach welchem sie ihre Kinder nicht mehr
in die deutsche Schule schicken dürfen. Wie kam-
pfesmuthig der dortige Pfarrer sich seinen deutschen
Pfarrkindern gegenüberstellt, bezeugt seine Aeuße-
rung: "Eher soll man über meine Leiche hinweg-
schreiten, bevor ich im Kampfe zur Vernichtung
der deutschen Schule nachlasse. Wir Tschechen
stehen auf der Wacht und werden nicht eher ruhen,
bis die ganze Zwittauer Sprachinsel zu-
rückerobert ist." Das geschieht in einem Orte,
dessen Weber jährlich an 45.000 fl. Arbeitslohn
vom deutschen Zwittau ausgezahlt erhalten.

Die Priesterfrage wird in den Sudeten-
ländern von Jahr zu Jahr brennender, sie nimmt
übrigens auch in Kärnthen und Unter-Steiermark
eine dem Deutschthum wenig zuträgliche Gestalt
an. Im Olmützer fürsterzbischöflichen
Seminar waren 1893
unter 202 Alumnen
nur 37 Deutsche, welche für die in Betracht
kommenden mehr als 500.000 deutschen Pfarr-
kinder kaum als genügender Nachwuchs in der
Seelsorge gelten können. In einer Diöcese, in
der der Sprosse eines uralten reichs-
deutschen Grafengeschlechtes,
der Dom-
herr Pötting-Persing die Mittel bot, mit
denen im Sommer 1894 der Bau eines slavi-
schen Mädcheninstitutes in Olmütz

begonnen wurde und der die Danksagung von
68 tschechischen Gemeinden des Bez[ir]kes mit den
Worten erwiderte: "So handle ich aus National-
bewußtsein, wie es mein Volksthum mir als
einem Tschechen befiehlt, so handle ich aus Pflicht,
wie es mir meine Pflicht als Standesherr des
Königreiches Böhmen auferlegt" (Rufe: Hört!
Hört!) und dessen Erzbischof Dr. Kohn trotz
alles Liebeswerbens deutscher Abgeordneter sich
bei der Angelobuug im Landtag der tschechischen
Sprache bediente. Ebenso nimmt das deutsche
Element in Böhmens Klostergeistlichkeit fortgesetzt
ab. Nicht blos die angebliche Abneigung der
Deutschen gegen den geistlichen Beruf, das bekannte
Martyrium des Deutschen in der Schaar der
slavischen Seminargenossen, sondern auch die heuer
constatirte Weigerung, Deutsche der slavischen
Sprache nicht mächtige Abiturienten aufzunehmen,
tragen dazu bei.

Die Strahower Prämonstratenser können in
ihre stärkste Station Iglau nicht einen deutschen
Priester senden; ihr Noviciat ist fast ausschließ-
lich slavisch. Nicht anders ist es in Braunau be-
stellt. Wegen Einführung slavischen Gottesdienstes
und Kirchengesanges ist es auch in diesem Jahre
an Orten des geschlossenen Sprachgebietes wie-
derholt zu heftigen Conflicten zwischen den Ge-
meinden und der kirchlichen Behörde gekommen.

Auch in diesem Jahre wurde der in allen
Zweigen des öffentlichen und wirthschaftlichen
Lebens organisirte Ansturm des Nordslaventhums
gegen das deutsche Gebiet mit ungeschwächter Kraft
fortgeführt. Das "Svnj k svemu" auf wirth-
schaftlichem Gebiete steht noch in voller Blüthe.
Vereinzelte Klagen, wie die der Narodni Jednota
Severoceska
im Sommer 1894, über geringe
Hilfsbereitschaft bei "den Leiden der armen Mit-
brüder" im deutschen Sprachgebiet können uns
über den Ernst der Lage nicht hinwegtäuschen.
Wenn sich die tschechische Lehrerschaft des Leito-
mischler Bezirkes einen 10% Gehaltsabzug zu
Gunsten des obgenannten Tschechisirungsvereines,
der Matice skolska, des Wiener Komensky-
Vereines und des Bolzano'schen Waisenhauses
freiwillig auferlegt, wenn vom Stadtamt in
Jaromer von allen in Geschäftsräumen auf-
gehängten Placaten zu Gunsten der Matice
skolska
Stampigle-Gebühren von 20--60 kr.
[Spaltenumbruch] eingehoben und nur so bestempelte Pl[a]cate in
öffentlichen Localen zugelassen werden, so sind
das Symptome einer gegentheiligen Absicht. Es
gilt, den Wahn des geschlossenen deutschen Sprach-
gebietes längs der ganzen Umwallung zu zer-
stören. Es vergeht kein Tag, an dem die tschechischen
Blätter nicht Kundmachungen der Tschechisirungs-
vereine veröffentlichen würden, in denen der
Ankauf verschiedener Realitäten im deutschen
Sprachgebiet oder die Niederlassung von Handels-
und Gewerbetreibenden daselbst den tschechischen
Pionnieren empfohlen wird. Da wird unter
Zusicherung von Unterstützung selbst der kleinste
Gewerbebetrieb ins Auge gefaßt. Es ist dies
eine fortgesetzte und desto wirksamere prakti-
sche "Kleinarbeit", die sich nicht bei all-
gemeinen Phrasen von der Reinheit der Rasse
oder ein besseres oder schlechteres Tschechenthum
aufhält. Angesichts der Erfolge wächst auch der
Siegesmuth. "Hlasy z Podr" schreibt: "Wir
sagen aufrichtig, die Wiedereroberung des Leit-
meritzer Gebietes für das tschechische Volk, des
schönen Leitmeritzer Gebietes, welches vor 100
Jahren noch tschechisch war und uns heute mit
deutschen Händen würgt, sollte die heilige Mission
des Riper Gaues sein, welcher neidvoll auf das
Vordringen des tschechischen Elementes im Süden
Böhmens, auf die fortwährenden Siege der nichts
weniger als wohlhabenden südböhmischen Tschechen
im Budweiser Gebiete blicken muß." In der That
vergleicht die "Politik" 1894 Budweis mit dem
versinkenden Vineta. Es müsse wieder böhmisch
werden, ebenso wie das gesammte Südböhmen bis
nach Weitra ins Oesterreichische hinein.

Auch das Kuhländchen in Mähren
gilt als rechtmäßiges Eigenthum der Slaven. Im
Mai 1894 erschien in Neutitschein ein Aufruf
zur Erbauung eines "Narodni dum" mit folgen-
der Einleitung: "Der hundertjährige Kampf des
tschechischen Volkes um die Vertheidigung seiner
Existenz ist bis jetzt nicht ausgekämpft .....
Unser durch das uebergewicht an Zahl und
Capitalskraft mächtigere Urfeind stürmt mit er-
höhter Kraft und unter Anspannung der letzten
Kräfte heran, um uns den mit dem Blute
unserer Vorfahren besprengten und schwer ver-
theidigten heiligen Boden zu entreißen. Durch Ge-
walt, Corruption und Terrorismus wird uns der
Boden entzogen, auf welchen wir durch Tradition
und Geschichte ein Anrecht haben." Das hinderte
im reindeutschen Neutitschein Mai 1894 den dor-
tigen Bezirkshauptmann nicht, bei Eröffnung der
dortigen Beseda zu erscheinen und sein Glas in
polnischer Sprache dem Gedeihen der Beseda zu
widmen und nicht den neuernannten Kreisgerichts-
präsidenten daselbst, die Sommerschwurgerichtspe-
riode 1894 mit einer tschechischen Ansprache an
die Geschworenen zu eröffnen. In Iglau ist im
Sommer 1894 das tschechische Vereinshaus mit
einem Kostenaufwand von 65.000 fl. fertiggestellt
worden, in Olmütz verhandelten 53 Gemein-
den der Umgebung über die Beschaffung eines
Capitals von 300.000 fl. zur Errichtung
eines tschechischen Actienbräuhauses

daselbst. Die "Narodni Jednota severoceska",
welche sich die Hebung des "tschechisch-nationalen
Lebens in politischer, wirthschaftlicher und cultu-
reller Beziehung" zur Aufgabe stellte, unterhielt
mit ihren 200 Ortsgruppen eine zielbewußte
Minierarbeit auf deutschem Sprachboden. An
die Gruppen ergingen vom Centrum eigene In-
structionen mit der Anweisung, wie gearbeitet
werden solle. In der Judenfrage wird ein rein
practischer Standpunct eingenommen. Gefügige
Elemente werden als werthvolle Bestandtheile des
slavischen Volkes mit Freuden begrüßt und die
Bestrebungen zur Bildung tschechisch-jüdischer Ver-
einigungen lebhaft befördert. (Rufe: Hört,
Hört!) Wer die Wege der Slaven vom
deutschnationalen Standpunkte kreuzt, muß der
heftigsten Angriffe gewärtig sein. Hat doch
ein slavischer Abgeordneter des mährischen
Landtages den um Nordmähren hochverdienten
Wilhelm Braß in Hohenstadt gütigst die
Anweisung einer Zelle in der Strafanstalt
Mürau zugedacht. (Stürmische Pfui-Rufe.) Nach
den Worten des Prager Vicebürgermeisters Dr.
Podlipny muß Groß Prag, eingedenkt seiner
glorreichen Vergangenheit, einmal ein großes
tschechisches Prag werden.

Man ist bei der Zerfahrenheit der Deutschen
und angesichts der Thatsache, daß sich bestimmte
politische Richtungen ausschließlich das Vorr[e]ch[t]

[Spaltenumbruch] unſerer aller iſt ohne Unterſchied der politiſchen Ueber-
zeugung. Allein wir dürfen in unſeren Kampf
auch keine Ständeunterſchiede miſchen. Wir alle
ſind Mitglieder einer Familie, haben gleiche
Rechte, aber auch gleiche Pflichten.“ Dem ent-
ſpricht auch der Character der ſlaviſchen Schul-
vereinsarbeit. Wir heben die mächtige Förderung
der ſlaviſchen Mittelſchulbewegung in Mähren, die
Thätigkeit der Ausſchüſſe zur Erbauung eines
Hauſes für das in Hohenſtadt zu errichtende
tſchechiſche Gymnaſium, zur Errichtung böh-
miſcher Mittelſchulen in Miſtek und Friedek
hervor. September 1894 eröffnete die Matice zu
Göding eine tſchechiſche Realſchule ſofort mit
Parallelclaſſen. Die Direction der Anſtalt über-
nahm ein k. k. Profeſſor aus Brünn, dem der
Unterrichtsminiſter zu dieſem Behufe ſofort bereit-
willigſt Urlaub gewährte. Es war noch kein Jahr
vergangen, als die Anſtalt von der oberſten Un-
terrichtsbehörde mit dem Oeffentlichkeitsrechte aus-
geſtattet wurde. (Hört! Hört!)

Für die Errichtung einer ſlaviſchen
Unterrealſchule
in Leipnik wird, nachdem
ein hochherziger Spender in Prag 10.000 fl. ge-
opfert hatte, eifrig fortgeſammelt. Derſelbe Spender
hat weitere 10.000 fl. einer ſlaviſchen Handels-
ſchule in Brünn gew[i]dmet. Der Opferwilligkeit
einer anderen Perſönlichkeit verdankt die Vereins-
ſchule zu Iglan ein jetzt fertiggeſtelltes Gebäude,
in welches 2 Abtheilungen des Kindergartens
und die ſlaviſche gewerbliche Fortbildungsſchule
einziehen werden. Dabei bleibt noch Raum für
weitere Unternehmungen. Den Witkowitzern wurde
ſtatt der erbetenen 2claſſigen eine 3claſſige Volks-
ſchule zugeſichert und im Berichtsjahre als 4claſſige
Schule ſammt Parallelclaſſe und einer Baum-
ſchule eröffnet.

Redner ſchildert nun eingehend die Thätig-
keit der Matice školska und der übrigen Sl[a]-
viſirungsvereine. Die nationale Opferwilligkeit
der Tſchechen wird am beſten durch folgende Mit-
theilungen des Maticeberichtes gekennzeichnet: Ein
Sommerfeſt in Prag 1894 zu Gunſten der Matice
brachte einen Reinertrag von 18.000 fl. Die
gläſerne Sammelbüchſe im Schaufenſter der Pra-
ger Kanzlei füllte ſich durch Kreuzerſpenden der
Paſſanten in 2 Jahren mit 1390 fl. Die ame-
rikaniſchen Tſchechen ſendeten im letzten Jahre
1940 fl. Wir anerkennen dieſe Stammesſolida-
rität, trotzdem ſlaviſche und leider auch deutſche
Blätter nicht müde werden, auf das „preußiſche
Geld“ in gehäſſiger Weiſe zu zeigen, wenn un-
ſere Stammesbrüder im Reiche bald da, bald dort
recht wirkſam unſere Thätigkeit durch Spenden
fördern. Von der den Privatſchulen Böhmens
zugewieſenen Landesſubvention von 20.000 fl.
kam der Löwenantheil von 12.180 fl. den Matice-
ſchulen zu.

Zu unſerem Thätigkeitsbericht zurückkehrend,
[]gen vereinzelte Beobachtungen Sie über den
Gang unſerer Arbeit und unſere nächſten Ziele
orientiren.

Trotz unerhörter Agitation unter Interven-
tion der Gendarmen am Einſchreibungstage iſt die
Zahl der Kinder an der deutſchen 2claſſigen Schule
zu Schüttenhofen auf 157 geſtiegen.
Man hat auf dem Weg zur Schule buch-
ſtäblich den Eltern die Kinder aus der Hand
geriſſen. Dennoch ſitzen im engen für kaum 30
berechnetem Raume 70 Kinder in der eeſten, und
im Raume für 54 Kinder 87 in der zweiten
Claſſe beiſammen und ſpotten die nöthigen Neben-
räume jeglicher Sitte Hohn. Als Muſter, wie
auch anderwärts dieſe Agitation publiciſtiſch unter-
ſtützt wurde, ſei eine Stelle des „Podřipan,“ Or-
gans des Bürgermeiſters von Raudnitz, vom
September 1894, mitgetheilt: „Der Bürgermeiſter
hat es für gut befunden, mit den Eltern ſolcher
Kinder (welche die deutſche Schule beſuchen wollen),
ganz aufrichtig zu ſprechen und ſie zu belehren,
wie ſie ihre Kinder ſchädigen würden, wenn ſie
ſie aus der hieſigen Bürgerſchule herausnehmen
und ſie (der deutſchen Sprache wegen) in eine
niedrigere deutſche Schule einſchreiben ließen. Wir
conſtatiren mit Freude, daß bei der Mehrzahl
der Eltern die vernünftigen Gründe des Bürger-
meiſters volles Verſtändniß fanden und die er-
wartete Wirkung hatten, und daß nur etwa in
4 Fällen alle Auseinanderſetzungen des Bürger-
meiſters ohne Wirkung blieben. Die Namen der
betreffenden Eltern werden wir nach der heurigen
Einſchreibung der Oeffentlichkeit mittheilen.“ In
der That folgten bald Name und Beruf der
[Spaltenumbruch] betreffenden Eltern, „die ſich in trauriger Weiſe
durch Hartnäckigkeit hervorthaten, mit der ſie das
Alleinſeligmachende der deutſchen Sprache und das
wunderbare Wirken der 1claſſigen deutſchen Schule
vertheidigen.“ Der Verſuch, unſere Schule zu
Wittuna der öffentlichen Verwaltung zu unter-
ſtellen, iſt bis zur Stunde ohne Erfolg geblieben.

Seitdem die deutſche Schulexpoſitur in
Neuroshosna nach Erbauung unſeres Schulhauſes
daſelbſt eröffnet wurde, mehren ſich die Drang-
ſalirungen der Deutſchen in unerhörter Weiſe.
Von der Kanzel herab wird von dem Pfarrer
gegen das Deutſche gewettert und am 14. Nov.
1894 wurden vom böhmiſchen Ortsſchulrathe zu
Rohosna 21 Parteien aus Neurohosna vorgela-
den und unter Bezug auf einen angeblichen
Erlaß der Bezirkshauptmannſchaft zu Policka
zwangweiſe zur Unterfertigung eines Protokolles
verhalten, nach welchem ſie ihre Kinder nicht mehr
in die deutſche Schule ſchicken dürfen. Wie kam-
pfesmuthig der dortige Pfarrer ſich ſeinen deutſchen
Pfarrkindern gegenüberſtellt, bezeugt ſeine Aeuße-
rung: „Eher ſoll man über meine Leiche hinweg-
ſchreiten, bevor ich im Kampfe zur Vernichtung
der deutſchen Schule nachlaſſe. Wir Tſchechen
ſtehen auf der Wacht und werden nicht eher ruhen,
bis die ganze Zwittauer Sprachinſel zu-
rückerobert iſt.“ Das geſchieht in einem Orte,
deſſen Weber jährlich an 45.000 fl. Arbeitslohn
vom deutſchen Zwittau ausgezahlt erhalten.

Die Prieſterfrage wird in den Sudeten-
ländern von Jahr zu Jahr brennender, ſie nimmt
übrigens auch in Kärnthen und Unter-Steiermark
eine dem Deutſchthum wenig zuträgliche Geſtalt
an. Im Olmützer fürſterzbiſchöflichen
Seminar waren 1893
unter 202 Alumnen
nur 37 Deutſche, welche für die in Betracht
kommenden mehr als 500.000 deutſchen Pfarr-
kinder kaum als genügender Nachwuchs in der
Seelſorge gelten können. In einer Diöceſe, in
der der Sproſſe eines uralten reichs-
deutſchen Grafengeſchlechtes,
der Dom-
herr Pötting-Perſing die Mittel bot, mit
denen im Sommer 1894 der Bau eines ſlavi-
ſchen Mädcheninſtitutes in Olmütz

begonnen wurde und der die Dankſagung von
68 tſchechiſchen Gemeinden des Bez[ir]kes mit den
Worten erwiderte: „So handle ich aus National-
bewußtſein, wie es mein Volksthum mir als
einem Tſchechen befiehlt, ſo handle ich aus Pflicht,
wie es mir meine Pflicht als Standesherr des
Königreiches Böhmen auferlegt“ (Rufe: Hört!
Hört!) und deſſen Erzbiſchof Dr. Kohn trotz
alles Liebeswerbens deutſcher Abgeordneter ſich
bei der Angelobuug im Landtag der tſchechiſchen
Sprache bediente. Ebenſo nimmt das deutſche
Element in Böhmens Kloſtergeiſtlichkeit fortgeſetzt
ab. Nicht blos die angebliche Abneigung der
Deutſchen gegen den geiſtlichen Beruf, das bekannte
Martyrium des Deutſchen in der Schaar der
ſlaviſchen Seminargenoſſen, ſondern auch die heuer
conſtatirte Weigerung, Deutſche der ſlaviſchen
Sprache nicht mächtige Abiturienten aufzunehmen,
tragen dazu bei.

Die Strahower Prämonſtratenſer können in
ihre ſtärkſte Station Iglau nicht einen deutſchen
Prieſter ſenden; ihr Noviciat iſt faſt ausſchließ-
lich ſlaviſch. Nicht anders iſt es in Braunau be-
ſtellt. Wegen Einführung ſlaviſchen Gottesdienſtes
und Kirchengeſanges iſt es auch in dieſem Jahre
an Orten des geſchloſſenen Sprachgebietes wie-
derholt zu heftigen Conflicten zwiſchen den Ge-
meinden und der kirchlichen Behörde gekommen.

Auch in dieſem Jahre wurde der in allen
Zweigen des öffentlichen und wirthſchaftlichen
Lebens organiſirte Anſturm des Nordſlaventhums
gegen das deutſche Gebiet mit ungeſchwächter Kraft
fortgeführt. Das „Svnj k ſvému“ auf wirth-
ſchaftlichem Gebiete ſteht noch in voller Blüthe.
Vereinzelte Klagen, wie die der Narodni Jednota
Severočeska
im Sommer 1894, über geringe
Hilfsbereitſchaft bei „den Leiden der armen Mit-
brüder“ im deutſchen Sprachgebiet können uns
über den Ernſt der Lage nicht hinwegtäuſchen.
Wenn ſich die tſchechiſche Lehrerſchaft des Leito-
miſchler Bezirkes einen 10% Gehaltsabzug zu
Gunſten des obgenannten Tſchechiſirungsvereines,
der Matice školska, des Wiener Komensky-
Vereines und des Bolzano’ſchen Waiſenhauſes
freiwillig auferlegt, wenn vom Stadtamt in
Jaromeř von allen in Geſchäftsräumen auf-
gehängten Placaten zu Gunſten der Matice
školska
Stampigle-Gebühren von 20—60 kr.
[Spaltenumbruch] eingehoben und nur ſo beſtempelte Pl[a]cate in
öffentlichen Localen zugelaſſen werden, ſo ſind
das Symptome einer gegentheiligen Abſicht. Es
gilt, den Wahn des geſchloſſenen deutſchen Sprach-
gebietes längs der ganzen Umwallung zu zer-
ſtören. Es vergeht kein Tag, an dem die tſchechiſchen
Blätter nicht Kundmachungen der Tſchechiſirungs-
vereine veröffentlichen würden, in denen der
Ankauf verſchiedener Realitäten im deutſchen
Sprachgebiet oder die Niederlaſſung von Handels-
und Gewerbetreibenden daſelbſt den tſchechiſchen
Pionnieren empfohlen wird. Da wird unter
Zuſicherung von Unterſtützung ſelbſt der kleinſte
Gewerbebetrieb ins Auge gefaßt. Es iſt dies
eine fortgeſetzte und deſto wirkſamere prakti-
ſche „Kleinarbeit“, die ſich nicht bei all-
gemeinen Phraſen von der Reinheit der Raſſe
oder ein beſſeres oder ſchlechteres Tſchechenthum
aufhält. Angeſichts der Erfolge wächſt auch der
Siegesmuth. „Hlasy z Podř“ ſchreibt: „Wir
ſagen aufrichtig, die Wiedereroberung des Leit-
meritzer Gebietes für das tſchechiſche Volk, des
ſchönen Leitmeritzer Gebietes, welches vor 100
Jahren noch tſchechiſch war und uns heute mit
deutſchen Händen würgt, ſollte die heilige Miſſion
des Riper Gaues ſein, welcher neidvoll auf das
Vordringen des tſchechiſchen Elementes im Süden
Böhmens, auf die fortwährenden Siege der nichts
weniger als wohlhabenden ſüdböhmiſchen Tſchechen
im Budweiſer Gebiete blicken muß.“ In der That
vergleicht die „Politik“ 1894 Budweis mit dem
verſinkenden Vineta. Es müſſe wieder böhmiſch
werden, ebenſo wie das geſammte Südböhmen bis
nach Weitra ins Oeſterreichiſche hinein.

Auch das Kuhländchen in Mähren
gilt als rechtmäßiges Eigenthum der Slaven. Im
Mai 1894 erſchien in Neutitſchein ein Aufruf
zur Erbauung eines „Narodni dům“ mit folgen-
der Einleitung: „Der hundertjährige Kampf des
tſchechiſchen Volkes um die Vertheidigung ſeiner
Exiſtenz iſt bis jetzt nicht ausgekämpft .....
Unſer durch das uebergewicht an Zahl und
Capitalskraft mächtigere Urfeind ſtürmt mit er-
höhter Kraft und unter Anſpannung der letzten
Kräfte heran, um uns den mit dem Blute
unſerer Vorfahren beſprengten und ſchwer ver-
theidigten heiligen Boden zu entreißen. Durch Ge-
walt, Corruption und Terrorismus wird uns der
Boden entzogen, auf welchen wir durch Tradition
und Geſchichte ein Anrecht haben.“ Das hinderte
im reindeutſchen Neutitſchein Mai 1894 den dor-
tigen Bezirkshauptmann nicht, bei Eröffnung der
dortigen Beſeda zu erſcheinen und ſein Glas in
polniſcher Sprache dem Gedeihen der Beſeda zu
widmen und nicht den neuernannten Kreisgerichts-
präſidenten daſelbſt, die Sommerſchwurgerichtspe-
riode 1894 mit einer tſchechiſchen Anſprache an
die Geſchworenen zu eröffnen. In Iglau iſt im
Sommer 1894 das tſchechiſche Vereinshaus mit
einem Koſtenaufwand von 65.000 fl. fertiggeſtellt
worden, in Olmütz verhandelten 53 Gemein-
den der Umgebung über die Beſchaffung eines
Capitals von 300.000 fl. zur Errichtung
eines tſchechiſchen Actienbräuhauſes

daſelbſt. Die „Narodni Jednota severočeska“,
welche ſich die Hebung des „tſchechiſch-nationalen
Lebens in politiſcher, wirthſchaftlicher und cultu-
reller Beziehung“ zur Aufgabe ſtellte, unterhielt
mit ihren 200 Ortsgruppen eine zielbewußte
Minierarbeit auf deutſchem Sprachboden. An
die Gruppen ergingen vom Centrum eigene In-
ſtructionen mit der Anweiſung, wie gearbeitet
werden ſolle. In der Judenfrage wird ein rein
practiſcher Standpunct eingenommen. Gefügige
Elemente werden als werthvolle Beſtandtheile des
ſlaviſchen Volkes mit Freuden begrüßt und die
Beſtrebungen zur Bildung tſchechiſch-jüdiſcher Ver-
einigungen lebhaft befördert. (Rufe: Hört,
Hört!) Wer die Wege der Slaven vom
deutſchnationalen Standpunkte kreuzt, muß der
heftigſten Angriffe gewärtig ſein. Hat doch
ein ſlaviſcher Abgeordneter des mähriſchen
Landtages den um Nordmähren hochverdienten
Wilhelm Braß in Hohenſtadt gütigſt die
Anweiſung einer Zelle in der Strafanſtalt
Mürau zugedacht. (Stürmiſche Pfui-Rufe.) Nach
den Worten des Prager Vicebürgermeiſters Dr.
Podlipny muß Groß Prag, eingedenkt ſeiner
glorreichen Vergangenheit, einmal ein großes
tſchechiſches Prag werden.

Man iſt bei der Zerfahrenheit der Deutſchen
und angeſichts der Thatſache, daß ſich beſtimmte
politiſche Richtungen ausſchließlich das Vorr[e]ch[t]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jVarious" n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><cb/>
un&#x017F;erer aller i&#x017F;t ohne Unter&#x017F;chied der politi&#x017F;chen Ueber-<lb/>
zeugung. Allein wir dürfen in un&#x017F;eren Kampf<lb/>
auch keine Ständeunter&#x017F;chiede mi&#x017F;chen. Wir alle<lb/>
&#x017F;ind Mitglieder einer Familie, haben gleiche<lb/>
Rechte, aber auch gleiche Pflichten.&#x201C; Dem ent-<lb/>
&#x017F;pricht auch der Character der &#x017F;lavi&#x017F;chen Schul-<lb/>
vereinsarbeit. Wir heben die mächtige Förderung<lb/>
der &#x017F;lavi&#x017F;chen Mittel&#x017F;chulbewegung in Mähren, die<lb/>
Thätigkeit der Aus&#x017F;chü&#x017F;&#x017F;e zur Erbauung eines<lb/>
Hau&#x017F;es für das in <hi rendition="#g">Hohen&#x017F;tadt</hi> zu errichtende<lb/>
t&#x017F;chechi&#x017F;che <hi rendition="#g">Gymna&#x017F;ium,</hi> zur Errichtung böh-<lb/>
mi&#x017F;cher Mittel&#x017F;chulen in <hi rendition="#g">Mi&#x017F;tek</hi> und <hi rendition="#g">Friedek</hi><lb/>
hervor. September 1894 eröffnete die <hi rendition="#aq">Matice</hi> zu<lb/>
Göding eine t&#x017F;chechi&#x017F;che Real&#x017F;chule &#x017F;ofort mit<lb/>
Parallelcla&#x017F;&#x017F;en. Die Direction der An&#x017F;talt über-<lb/>
nahm ein k. k. Profe&#x017F;&#x017F;or aus Brünn, dem der<lb/>
Unterrichtsmini&#x017F;ter zu die&#x017F;em Behufe &#x017F;ofort bereit-<lb/>
willig&#x017F;t Urlaub gewährte. Es war noch kein Jahr<lb/>
vergangen, als die An&#x017F;talt von der ober&#x017F;ten Un-<lb/>
terrichtsbehörde mit dem Oeffentlichkeitsrechte aus-<lb/>
ge&#x017F;tattet wurde. (Hört! Hört!)</p><lb/>
            <p>Für die <hi rendition="#g">Errichtung einer &#x017F;lavi&#x017F;chen<lb/>
Unterreal&#x017F;chule</hi> in <hi rendition="#g">Leipnik</hi> wird, nachdem<lb/>
ein hochherziger Spender in Prag 10.000 fl. ge-<lb/>
opfert hatte, eifrig fortge&#x017F;ammelt. Der&#x017F;elbe Spender<lb/>
hat weitere 10.000 fl. einer &#x017F;lavi&#x017F;chen Handels-<lb/>
&#x017F;chule in Brünn gew<supplied>i</supplied>dmet. Der Opferwilligkeit<lb/>
einer anderen Per&#x017F;önlichkeit verdankt die Vereins-<lb/>
&#x017F;chule zu Iglan ein jetzt fertigge&#x017F;telltes Gebäude,<lb/>
in welches 2 Abtheilungen des Kindergartens<lb/>
und die &#x017F;lavi&#x017F;che gewerbliche Fortbildungs&#x017F;chule<lb/>
einziehen werden. Dabei bleibt noch Raum für<lb/>
weitere Unternehmungen. Den Witkowitzern wurde<lb/>
&#x017F;tatt der erbetenen 2cla&#x017F;&#x017F;igen eine 3cla&#x017F;&#x017F;ige Volks-<lb/>
&#x017F;chule zuge&#x017F;ichert und im Berichtsjahre als 4cla&#x017F;&#x017F;ige<lb/>
Schule &#x017F;ammt Parallelcla&#x017F;&#x017F;e und einer Baum-<lb/>
&#x017F;chule eröffnet.</p><lb/>
            <p>Redner &#x017F;childert nun eingehend die Thätig-<lb/>
keit der <hi rendition="#aq">Matice &#x0161;kolska</hi> und der übrigen Sl<supplied>a</supplied>-<lb/>
vi&#x017F;irungsvereine. Die nationale Opferwilligkeit<lb/>
der T&#x017F;chechen wird am be&#x017F;ten durch folgende Mit-<lb/>
theilungen des Maticeberichtes gekennzeichnet: Ein<lb/>
Sommerfe&#x017F;t in Prag 1894 zu Gun&#x017F;ten der <hi rendition="#aq">Matice</hi><lb/>
brachte einen Reinertrag von 18.000 fl. Die<lb/>
glä&#x017F;erne Sammelbüch&#x017F;e im Schaufen&#x017F;ter der Pra-<lb/>
ger Kanzlei füllte &#x017F;ich durch Kreuzer&#x017F;penden der<lb/>
Pa&#x017F;&#x017F;anten in 2 Jahren mit 1390 fl. Die ame-<lb/>
rikani&#x017F;chen T&#x017F;chechen &#x017F;endeten im letzten Jahre<lb/>
1940 fl. Wir anerkennen die&#x017F;e Stammes&#x017F;olida-<lb/>
rität, trotzdem &#x017F;lavi&#x017F;che und leider auch deut&#x017F;che<lb/>
Blätter nicht müde werden, auf das &#x201E;preußi&#x017F;che<lb/>
Geld&#x201C; in gehä&#x017F;&#x017F;iger Wei&#x017F;e zu zeigen, wenn un-<lb/>
&#x017F;ere Stammesbrüder im Reiche bald da, bald dort<lb/>
recht wirk&#x017F;am un&#x017F;ere Thätigkeit durch Spenden<lb/>
fördern. Von der den Privat&#x017F;chulen Böhmens<lb/>
zugewie&#x017F;enen Landes&#x017F;ubvention von 20.000 fl.<lb/>
kam der Löwenantheil von 12.180 fl. den Matice-<lb/>
&#x017F;chulen zu.</p><lb/>
            <p>Zu un&#x017F;erem Thätigkeitsbericht zurückkehrend,<lb/><gap/>gen vereinzelte Beobachtungen Sie über den<lb/>
Gang un&#x017F;erer Arbeit und un&#x017F;ere näch&#x017F;ten Ziele<lb/>
orientiren.</p><lb/>
            <p>Trotz unerhörter Agitation unter Interven-<lb/>
tion der Gendarmen am Ein&#x017F;chreibungstage i&#x017F;t die<lb/>
Zahl der Kinder an der deut&#x017F;chen 2cla&#x017F;&#x017F;igen Schule<lb/>
zu <hi rendition="#g">Schüttenhofen</hi> auf 157 ge&#x017F;tiegen.<lb/>
Man hat auf dem Weg zur Schule buch-<lb/>
&#x017F;täblich den Eltern die Kinder aus der Hand<lb/>
geri&#x017F;&#x017F;en. Dennoch &#x017F;itzen im engen für kaum 30<lb/>
berechnetem Raume 70 Kinder in der ee&#x017F;ten, und<lb/>
im Raume für 54 Kinder 87 in der zweiten<lb/>
Cla&#x017F;&#x017F;e bei&#x017F;ammen und &#x017F;potten die nöthigen Neben-<lb/>
räume jeglicher Sitte Hohn. Als Mu&#x017F;ter, wie<lb/>
auch anderwärts die&#x017F;e Agitation publici&#x017F;ti&#x017F;ch unter-<lb/>
&#x017F;tützt wurde, &#x017F;ei eine Stelle des <hi rendition="#aq">&#x201E;Pod&#x0159;ipan,&#x201C;</hi> Or-<lb/>
gans des Bürgermei&#x017F;ters von Raudnitz, vom<lb/>
September 1894, mitgetheilt: &#x201E;Der Bürgermei&#x017F;ter<lb/>
hat es für gut befunden, mit den Eltern &#x017F;olcher<lb/>
Kinder (welche die deut&#x017F;che Schule be&#x017F;uchen wollen),<lb/>
ganz aufrichtig zu &#x017F;prechen und &#x017F;ie zu belehren,<lb/>
wie &#x017F;ie ihre Kinder &#x017F;chädigen würden, wenn &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ie aus der hie&#x017F;igen Bürger&#x017F;chule herausnehmen<lb/>
und &#x017F;ie (der deut&#x017F;chen Sprache wegen) in eine<lb/>
niedrigere deut&#x017F;che Schule ein&#x017F;chreiben ließen. Wir<lb/>
con&#x017F;tatiren mit Freude, daß bei der Mehrzahl<lb/>
der Eltern die vernünftigen Gründe des Bürger-<lb/>
mei&#x017F;ters volles Ver&#x017F;tändniß fanden und die er-<lb/>
wartete Wirkung hatten, und daß nur etwa in<lb/>
4 Fällen alle Auseinander&#x017F;etzungen des Bürger-<lb/>
mei&#x017F;ters ohne Wirkung blieben. Die Namen der<lb/>
betreffenden Eltern werden wir nach der heurigen<lb/>
Ein&#x017F;chreibung der Oeffentlichkeit mittheilen.&#x201C; In<lb/>
der That folgten bald Name und Beruf der<lb/><cb/>
betreffenden Eltern, &#x201E;die &#x017F;ich in trauriger Wei&#x017F;e<lb/>
durch Hartnäckigkeit hervorthaten, mit der &#x017F;ie das<lb/>
Allein&#x017F;eligmachende der deut&#x017F;chen Sprache und das<lb/>
wunderbare Wirken der 1cla&#x017F;&#x017F;igen deut&#x017F;chen Schule<lb/>
vertheidigen.&#x201C; Der Ver&#x017F;uch, un&#x017F;ere Schule zu<lb/>
Wittuna der öffentlichen Verwaltung zu unter-<lb/>
&#x017F;tellen, i&#x017F;t bis zur Stunde ohne Erfolg geblieben.</p><lb/>
            <p>Seitdem die deut&#x017F;che Schulexpo&#x017F;itur in<lb/>
Neuroshosna nach Erbauung un&#x017F;eres Schulhau&#x017F;es<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t eröffnet wurde, mehren &#x017F;ich die Drang-<lb/>
&#x017F;alirungen der Deut&#x017F;chen in unerhörter Wei&#x017F;e.<lb/>
Von der Kanzel herab wird von dem Pfarrer<lb/>
gegen das Deut&#x017F;che gewettert und am 14. Nov.<lb/>
1894 wurden vom böhmi&#x017F;chen Orts&#x017F;chulrathe zu<lb/>
Rohosna 21 Parteien aus Neurohosna vorgela-<lb/>
den und unter Bezug auf einen angeblichen<lb/>
Erlaß der Bezirkshauptmann&#x017F;chaft zu Policka<lb/>
zwangwei&#x017F;e zur Unterfertigung eines Protokolles<lb/>
verhalten, nach welchem &#x017F;ie ihre Kinder nicht mehr<lb/>
in die deut&#x017F;che Schule &#x017F;chicken dürfen. Wie kam-<lb/>
pfesmuthig der dortige Pfarrer &#x017F;ich &#x017F;einen deut&#x017F;chen<lb/>
Pfarrkindern gegenüber&#x017F;tellt, bezeugt &#x017F;eine Aeuße-<lb/>
rung: &#x201E;Eher &#x017F;oll man über meine Leiche hinweg-<lb/>
&#x017F;chreiten, bevor ich im Kampfe zur Vernichtung<lb/>
der deut&#x017F;chen Schule nachla&#x017F;&#x017F;e. Wir T&#x017F;chechen<lb/>
&#x017F;tehen auf der Wacht und werden nicht eher ruhen,<lb/>
bis die ganze <hi rendition="#g">Zwittauer Sprachin&#x017F;el</hi> zu-<lb/>
rückerobert i&#x017F;t.&#x201C; Das ge&#x017F;chieht in einem Orte,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Weber jährlich an 45.000 fl. Arbeitslohn<lb/>
vom deut&#x017F;chen Zwittau ausgezahlt erhalten.</p><lb/>
            <p>Die Prie&#x017F;terfrage wird in den Sudeten-<lb/>
ländern von Jahr zu Jahr brennender, &#x017F;ie nimmt<lb/>
übrigens auch in Kärnthen und Unter-Steiermark<lb/>
eine dem Deut&#x017F;chthum wenig zuträgliche Ge&#x017F;talt<lb/>
an. Im <hi rendition="#g">Olmützer für&#x017F;terzbi&#x017F;chöflichen<lb/>
Seminar waren 1893</hi> unter 202 Alumnen<lb/>
nur 37 Deut&#x017F;che, welche für die in Betracht<lb/>
kommenden mehr als 500.000 deut&#x017F;chen Pfarr-<lb/>
kinder kaum als genügender Nachwuchs in der<lb/>
Seel&#x017F;orge gelten können. In einer Diöce&#x017F;e, in<lb/>
der der Spro&#x017F;&#x017F;e eines <hi rendition="#g">uralten reichs-<lb/>
deut&#x017F;chen Grafenge&#x017F;chlechtes,</hi> der Dom-<lb/>
herr <hi rendition="#g">Pötting-Per&#x017F;ing</hi> die Mittel bot, mit<lb/>
denen im Sommer 1894 der Bau eines <hi rendition="#g">&#x017F;lavi-<lb/>
&#x017F;chen Mädchenin&#x017F;titutes in Olmütz</hi><lb/>
begonnen wurde und der die Dank&#x017F;agung von<lb/>
68 t&#x017F;chechi&#x017F;chen Gemeinden des Bez<supplied>ir</supplied>kes mit den<lb/>
Worten erwiderte: &#x201E;So handle ich aus National-<lb/>
bewußt&#x017F;ein, wie es mein Volksthum mir als<lb/>
einem T&#x017F;chechen befiehlt, &#x017F;o handle ich aus Pflicht,<lb/>
wie es mir meine Pflicht als Standesherr des<lb/>
Königreiches Böhmen auferlegt&#x201C; (Rufe: Hört<hi rendition="#i">!</hi><lb/>
Hört!) und de&#x017F;&#x017F;en Erzbi&#x017F;chof Dr. <hi rendition="#g">Kohn</hi> trotz<lb/>
alles Liebeswerbens deut&#x017F;cher Abgeordneter &#x017F;ich<lb/>
bei der Angelobuug im Landtag der t&#x017F;chechi&#x017F;chen<lb/>
Sprache bediente. Eben&#x017F;o nimmt das deut&#x017F;che<lb/>
Element in Böhmens Klo&#x017F;tergei&#x017F;tlichkeit fortge&#x017F;etzt<lb/>
ab. Nicht blos die angebliche Abneigung der<lb/>
Deut&#x017F;chen gegen den gei&#x017F;tlichen Beruf, das bekannte<lb/>
Martyrium des Deut&#x017F;chen in der Schaar der<lb/>
&#x017F;lavi&#x017F;chen Seminargeno&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ondern auch die heuer<lb/>
con&#x017F;tatirte Weigerung, Deut&#x017F;che der &#x017F;lavi&#x017F;chen<lb/>
Sprache nicht mächtige Abiturienten aufzunehmen,<lb/>
tragen dazu bei.</p><lb/>
            <p>Die Strahower Prämon&#x017F;traten&#x017F;er können in<lb/>
ihre &#x017F;tärk&#x017F;te Station <hi rendition="#g">Iglau</hi> nicht einen deut&#x017F;chen<lb/>
Prie&#x017F;ter &#x017F;enden; ihr Noviciat i&#x017F;t fa&#x017F;t aus&#x017F;chließ-<lb/>
lich &#x017F;lavi&#x017F;ch. Nicht anders i&#x017F;t es in Braunau be-<lb/>
&#x017F;tellt. Wegen Einführung &#x017F;lavi&#x017F;chen Gottesdien&#x017F;tes<lb/>
und Kirchenge&#x017F;anges i&#x017F;t es auch in die&#x017F;em Jahre<lb/>
an Orten des ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Sprachgebietes wie-<lb/>
derholt zu heftigen Conflicten zwi&#x017F;chen den Ge-<lb/>
meinden und der kirchlichen Behörde gekommen.</p><lb/>
            <p>Auch in die&#x017F;em Jahre wurde der in allen<lb/>
Zweigen des öffentlichen und wirth&#x017F;chaftlichen<lb/>
Lebens organi&#x017F;irte An&#x017F;turm des Nord&#x017F;laventhums<lb/>
gegen das deut&#x017F;che Gebiet mit unge&#x017F;chwächter Kraft<lb/>
fortgeführt. Das <hi rendition="#aq">&#x201E;Svnj k &#x017F;vému&#x201C;</hi> auf wirth-<lb/>
&#x017F;chaftlichem Gebiete &#x017F;teht noch in voller Blüthe.<lb/>
Vereinzelte Klagen, wie die der <hi rendition="#aq">Narodni Jednota<lb/>
Severo&#x010D;eska</hi> im Sommer 1894, über geringe<lb/>
Hilfsbereit&#x017F;chaft bei &#x201E;den Leiden der armen Mit-<lb/>
brüder&#x201C; im deut&#x017F;chen Sprachgebiet können uns<lb/>
über den Ern&#x017F;t der Lage nicht hinwegtäu&#x017F;chen.<lb/>
Wenn &#x017F;ich die t&#x017F;chechi&#x017F;che Lehrer&#x017F;chaft des Leito-<lb/>
mi&#x017F;chler Bezirkes einen 10% Gehaltsabzug zu<lb/>
Gun&#x017F;ten des obgenannten T&#x017F;chechi&#x017F;irungsvereines,<lb/>
der <hi rendition="#aq">Matice &#x0161;kolska,</hi> des Wiener Komensky-<lb/>
Vereines und des Bolzano&#x2019;&#x017F;chen Wai&#x017F;enhau&#x017F;es<lb/>
freiwillig auferlegt, wenn vom Stadtamt in<lb/>
Jarome&#x0159; von allen in Ge&#x017F;chäftsräumen auf-<lb/>
gehängten Placaten zu Gun&#x017F;ten der <hi rendition="#aq">Matice<lb/>
&#x0161;kolska</hi> Stampigle-Gebühren von 20&#x2014;60 kr.<lb/><cb/>
eingehoben und nur &#x017F;o be&#x017F;tempelte Pl<supplied>a</supplied>cate in<lb/>
öffentlichen Localen zugela&#x017F;&#x017F;en werden, &#x017F;o &#x017F;ind<lb/>
das Symptome einer gegentheiligen Ab&#x017F;icht. Es<lb/>
gilt, den Wahn des ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen deut&#x017F;chen Sprach-<lb/>
gebietes längs der ganzen Umwallung zu zer-<lb/>
&#x017F;tören. Es vergeht kein Tag, an dem die t&#x017F;chechi&#x017F;chen<lb/>
Blätter nicht Kundmachungen der T&#x017F;chechi&#x017F;irungs-<lb/>
vereine veröffentlichen würden, in denen der<lb/>
Ankauf ver&#x017F;chiedener Realitäten im deut&#x017F;chen<lb/>
Sprachgebiet oder die Niederla&#x017F;&#x017F;ung von Handels-<lb/>
und Gewerbetreibenden da&#x017F;elb&#x017F;t den t&#x017F;chechi&#x017F;chen<lb/>
Pionnieren empfohlen wird. Da wird unter<lb/>
Zu&#x017F;icherung von Unter&#x017F;tützung &#x017F;elb&#x017F;t der klein&#x017F;te<lb/>
Gewerbebetrieb ins Auge gefaßt. Es i&#x017F;t dies<lb/>
eine fortge&#x017F;etzte und de&#x017F;to wirk&#x017F;amere prakti-<lb/>
&#x017F;che &#x201E;Kleinarbeit&#x201C;, die &#x017F;ich nicht bei all-<lb/>
gemeinen Phra&#x017F;en von der Reinheit der Ra&#x017F;&#x017F;e<lb/>
oder ein be&#x017F;&#x017F;eres oder &#x017F;chlechteres T&#x017F;chechenthum<lb/>
aufhält. Ange&#x017F;ichts der Erfolge wäch&#x017F;t auch der<lb/>
Siegesmuth. <hi rendition="#aq">&#x201E;Hlasy z Pod&#x0159;&#x201C;</hi> &#x017F;chreibt: &#x201E;Wir<lb/>
&#x017F;agen aufrichtig, die Wiedereroberung des Leit-<lb/>
meritzer Gebietes für das t&#x017F;chechi&#x017F;che Volk, des<lb/>
&#x017F;chönen Leitmeritzer Gebietes, welches vor 100<lb/>
Jahren noch t&#x017F;chechi&#x017F;ch war und uns heute mit<lb/>
deut&#x017F;chen Händen würgt, &#x017F;ollte die heilige Mi&#x017F;&#x017F;ion<lb/>
des Riper Gaues &#x017F;ein, welcher neidvoll auf das<lb/>
Vordringen des t&#x017F;chechi&#x017F;chen Elementes im Süden<lb/>
Böhmens, auf die fortwährenden Siege der nichts<lb/>
weniger als wohlhabenden &#x017F;üdböhmi&#x017F;chen T&#x017F;chechen<lb/>
im Budwei&#x017F;er Gebiete blicken muß.&#x201C; In der That<lb/>
vergleicht die &#x201E;Politik&#x201C; 1894 Budweis mit dem<lb/>
ver&#x017F;inkenden Vineta. Es mü&#x017F;&#x017F;e wieder böhmi&#x017F;ch<lb/>
werden, eben&#x017F;o wie das ge&#x017F;ammte Südböhmen bis<lb/>
nach Weitra ins Oe&#x017F;terreichi&#x017F;che hinein.</p><lb/>
            <p>Auch das <hi rendition="#g">Kuhländchen</hi> in <hi rendition="#g">Mähren</hi><lb/>
gilt als rechtmäßiges Eigenthum der Slaven. Im<lb/>
Mai 1894 er&#x017F;chien in Neutit&#x017F;chein ein Aufruf<lb/>
zur Erbauung eines &#x201E;Narodni d&#x016F;m&#x201C; mit folgen-<lb/>
der Einleitung: &#x201E;Der hundertjährige Kampf des<lb/>
t&#x017F;chechi&#x017F;chen Volkes um die Vertheidigung &#x017F;einer<lb/>
Exi&#x017F;tenz i&#x017F;t bis jetzt nicht ausgekämpft .....<lb/>
Un&#x017F;er durch das uebergewicht an Zahl und<lb/>
Capitalskraft mächtigere Urfeind &#x017F;türmt mit er-<lb/>
höhter Kraft und unter An&#x017F;pannung der letzten<lb/>
Kräfte heran, um uns den mit dem Blute<lb/>
un&#x017F;erer Vorfahren be&#x017F;prengten und &#x017F;chwer ver-<lb/>
theidigten heiligen Boden zu entreißen. Durch Ge-<lb/>
walt, Corruption und Terrorismus wird uns der<lb/>
Boden entzogen, auf welchen wir durch Tradition<lb/>
und Ge&#x017F;chichte ein Anrecht haben.&#x201C; Das hinderte<lb/>
im reindeut&#x017F;chen Neutit&#x017F;chein Mai 1894 den dor-<lb/>
tigen Bezirkshauptmann nicht, bei Eröffnung der<lb/>
dortigen Be&#x017F;eda zu er&#x017F;cheinen und &#x017F;ein Glas in<lb/>
polni&#x017F;cher Sprache dem Gedeihen der Be&#x017F;eda zu<lb/>
widmen und nicht den neuernannten Kreisgerichts-<lb/>
prä&#x017F;identen da&#x017F;elb&#x017F;t, die Sommer&#x017F;chwurgerichtspe-<lb/>
riode 1894 mit einer t&#x017F;chechi&#x017F;chen An&#x017F;prache an<lb/>
die Ge&#x017F;chworenen zu eröffnen. In Iglau i&#x017F;t im<lb/>
Sommer 1894 das t&#x017F;chechi&#x017F;che Vereinshaus mit<lb/>
einem Ko&#x017F;tenaufwand von 65.000 fl. fertigge&#x017F;tellt<lb/>
worden, in <hi rendition="#g">Olmütz</hi> verhandelten 53 Gemein-<lb/>
den der Umgebung über die Be&#x017F;chaffung eines<lb/>
Capitals von 300.000 fl. zur <hi rendition="#g">Errichtung<lb/>
eines t&#x017F;chechi&#x017F;chen Actienbräuhau&#x017F;es</hi><lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t. Die <hi rendition="#aq">&#x201E;Narodni Jednota severo&#x010D;eska&#x201C;,</hi><lb/>
welche &#x017F;ich die Hebung des &#x201E;t&#x017F;chechi&#x017F;ch-nationalen<lb/>
Lebens in politi&#x017F;cher, wirth&#x017F;chaftlicher und cultu-<lb/>
reller Beziehung&#x201C; zur Aufgabe &#x017F;tellte, unterhielt<lb/>
mit ihren 200 Ortsgruppen eine zielbewußte<lb/>
Minierarbeit auf deut&#x017F;chem Sprachboden. An<lb/>
die Gruppen ergingen vom Centrum eigene In-<lb/>
&#x017F;tructionen mit der Anwei&#x017F;ung, wie gearbeitet<lb/>
werden &#x017F;olle. In der Judenfrage wird ein rein<lb/>
practi&#x017F;cher Standpunct eingenommen. Gefügige<lb/>
Elemente werden als werthvolle Be&#x017F;tandtheile des<lb/>
&#x017F;lavi&#x017F;chen Volkes mit Freuden begrüßt und die<lb/>
Be&#x017F;trebungen zur Bildung t&#x017F;chechi&#x017F;ch-jüdi&#x017F;cher Ver-<lb/>
einigungen lebhaft befördert. (Rufe: Hört,<lb/>
Hört!) Wer die Wege der Slaven vom<lb/>
deut&#x017F;chnationalen Standpunkte kreuzt, muß der<lb/>
heftig&#x017F;ten Angriffe gewärtig &#x017F;ein. Hat doch<lb/>
ein &#x017F;lavi&#x017F;cher Abgeordneter des mähri&#x017F;chen<lb/>
Landtages den um Nordmähren hochverdienten<lb/><hi rendition="#g">Wilhelm Braß</hi> in Hohen&#x017F;tadt <choice><sic>gütig &#x017F;t</sic><corr>gütig&#x017F;t</corr></choice> die<lb/>
Anwei&#x017F;ung einer Zelle in der Strafan&#x017F;talt<lb/>
Mürau zugedacht. (Stürmi&#x017F;che Pfui-Rufe.) Nach<lb/>
den Worten des Prager Vicebürgermei&#x017F;ters Dr.<lb/>
Podlipny muß Groß Prag, eingedenkt &#x017F;einer<lb/>
glorreichen Vergangenheit, einmal ein großes<lb/>
t&#x017F;chechi&#x017F;ches Prag werden.</p><lb/>
            <p>Man i&#x017F;t bei der Zerfahrenheit der Deut&#x017F;chen<lb/>
und ange&#x017F;ichts der That&#x017F;ache, daß &#x017F;ich be&#x017F;timmte<lb/>
politi&#x017F;che Richtungen aus&#x017F;chließlich das Vorr<supplied>e</supplied>ch<supplied>t</supplied><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[3]/0003] unſerer aller iſt ohne Unterſchied der politiſchen Ueber- zeugung. Allein wir dürfen in unſeren Kampf auch keine Ständeunterſchiede miſchen. Wir alle ſind Mitglieder einer Familie, haben gleiche Rechte, aber auch gleiche Pflichten.“ Dem ent- ſpricht auch der Character der ſlaviſchen Schul- vereinsarbeit. Wir heben die mächtige Förderung der ſlaviſchen Mittelſchulbewegung in Mähren, die Thätigkeit der Ausſchüſſe zur Erbauung eines Hauſes für das in Hohenſtadt zu errichtende tſchechiſche Gymnaſium, zur Errichtung böh- miſcher Mittelſchulen in Miſtek und Friedek hervor. September 1894 eröffnete die Matice zu Göding eine tſchechiſche Realſchule ſofort mit Parallelclaſſen. Die Direction der Anſtalt über- nahm ein k. k. Profeſſor aus Brünn, dem der Unterrichtsminiſter zu dieſem Behufe ſofort bereit- willigſt Urlaub gewährte. Es war noch kein Jahr vergangen, als die Anſtalt von der oberſten Un- terrichtsbehörde mit dem Oeffentlichkeitsrechte aus- geſtattet wurde. (Hört! Hört!) Für die Errichtung einer ſlaviſchen Unterrealſchule in Leipnik wird, nachdem ein hochherziger Spender in Prag 10.000 fl. ge- opfert hatte, eifrig fortgeſammelt. Derſelbe Spender hat weitere 10.000 fl. einer ſlaviſchen Handels- ſchule in Brünn gewidmet. Der Opferwilligkeit einer anderen Perſönlichkeit verdankt die Vereins- ſchule zu Iglan ein jetzt fertiggeſtelltes Gebäude, in welches 2 Abtheilungen des Kindergartens und die ſlaviſche gewerbliche Fortbildungsſchule einziehen werden. Dabei bleibt noch Raum für weitere Unternehmungen. Den Witkowitzern wurde ſtatt der erbetenen 2claſſigen eine 3claſſige Volks- ſchule zugeſichert und im Berichtsjahre als 4claſſige Schule ſammt Parallelclaſſe und einer Baum- ſchule eröffnet. Redner ſchildert nun eingehend die Thätig- keit der Matice školska und der übrigen Sla- viſirungsvereine. Die nationale Opferwilligkeit der Tſchechen wird am beſten durch folgende Mit- theilungen des Maticeberichtes gekennzeichnet: Ein Sommerfeſt in Prag 1894 zu Gunſten der Matice brachte einen Reinertrag von 18.000 fl. Die gläſerne Sammelbüchſe im Schaufenſter der Pra- ger Kanzlei füllte ſich durch Kreuzerſpenden der Paſſanten in 2 Jahren mit 1390 fl. Die ame- rikaniſchen Tſchechen ſendeten im letzten Jahre 1940 fl. Wir anerkennen dieſe Stammesſolida- rität, trotzdem ſlaviſche und leider auch deutſche Blätter nicht müde werden, auf das „preußiſche Geld“ in gehäſſiger Weiſe zu zeigen, wenn un- ſere Stammesbrüder im Reiche bald da, bald dort recht wirkſam unſere Thätigkeit durch Spenden fördern. Von der den Privatſchulen Böhmens zugewieſenen Landesſubvention von 20.000 fl. kam der Löwenantheil von 12.180 fl. den Matice- ſchulen zu. Zu unſerem Thätigkeitsbericht zurückkehrend, _ gen vereinzelte Beobachtungen Sie über den Gang unſerer Arbeit und unſere nächſten Ziele orientiren. Trotz unerhörter Agitation unter Interven- tion der Gendarmen am Einſchreibungstage iſt die Zahl der Kinder an der deutſchen 2claſſigen Schule zu Schüttenhofen auf 157 geſtiegen. Man hat auf dem Weg zur Schule buch- ſtäblich den Eltern die Kinder aus der Hand geriſſen. Dennoch ſitzen im engen für kaum 30 berechnetem Raume 70 Kinder in der eeſten, und im Raume für 54 Kinder 87 in der zweiten Claſſe beiſammen und ſpotten die nöthigen Neben- räume jeglicher Sitte Hohn. Als Muſter, wie auch anderwärts dieſe Agitation publiciſtiſch unter- ſtützt wurde, ſei eine Stelle des „Podřipan,“ Or- gans des Bürgermeiſters von Raudnitz, vom September 1894, mitgetheilt: „Der Bürgermeiſter hat es für gut befunden, mit den Eltern ſolcher Kinder (welche die deutſche Schule beſuchen wollen), ganz aufrichtig zu ſprechen und ſie zu belehren, wie ſie ihre Kinder ſchädigen würden, wenn ſie ſie aus der hieſigen Bürgerſchule herausnehmen und ſie (der deutſchen Sprache wegen) in eine niedrigere deutſche Schule einſchreiben ließen. Wir conſtatiren mit Freude, daß bei der Mehrzahl der Eltern die vernünftigen Gründe des Bürger- meiſters volles Verſtändniß fanden und die er- wartete Wirkung hatten, und daß nur etwa in 4 Fällen alle Auseinanderſetzungen des Bürger- meiſters ohne Wirkung blieben. Die Namen der betreffenden Eltern werden wir nach der heurigen Einſchreibung der Oeffentlichkeit mittheilen.“ In der That folgten bald Name und Beruf der betreffenden Eltern, „die ſich in trauriger Weiſe durch Hartnäckigkeit hervorthaten, mit der ſie das Alleinſeligmachende der deutſchen Sprache und das wunderbare Wirken der 1claſſigen deutſchen Schule vertheidigen.“ Der Verſuch, unſere Schule zu Wittuna der öffentlichen Verwaltung zu unter- ſtellen, iſt bis zur Stunde ohne Erfolg geblieben. Seitdem die deutſche Schulexpoſitur in Neuroshosna nach Erbauung unſeres Schulhauſes daſelbſt eröffnet wurde, mehren ſich die Drang- ſalirungen der Deutſchen in unerhörter Weiſe. Von der Kanzel herab wird von dem Pfarrer gegen das Deutſche gewettert und am 14. Nov. 1894 wurden vom böhmiſchen Ortsſchulrathe zu Rohosna 21 Parteien aus Neurohosna vorgela- den und unter Bezug auf einen angeblichen Erlaß der Bezirkshauptmannſchaft zu Policka zwangweiſe zur Unterfertigung eines Protokolles verhalten, nach welchem ſie ihre Kinder nicht mehr in die deutſche Schule ſchicken dürfen. Wie kam- pfesmuthig der dortige Pfarrer ſich ſeinen deutſchen Pfarrkindern gegenüberſtellt, bezeugt ſeine Aeuße- rung: „Eher ſoll man über meine Leiche hinweg- ſchreiten, bevor ich im Kampfe zur Vernichtung der deutſchen Schule nachlaſſe. Wir Tſchechen ſtehen auf der Wacht und werden nicht eher ruhen, bis die ganze Zwittauer Sprachinſel zu- rückerobert iſt.“ Das geſchieht in einem Orte, deſſen Weber jährlich an 45.000 fl. Arbeitslohn vom deutſchen Zwittau ausgezahlt erhalten. Die Prieſterfrage wird in den Sudeten- ländern von Jahr zu Jahr brennender, ſie nimmt übrigens auch in Kärnthen und Unter-Steiermark eine dem Deutſchthum wenig zuträgliche Geſtalt an. Im Olmützer fürſterzbiſchöflichen Seminar waren 1893 unter 202 Alumnen nur 37 Deutſche, welche für die in Betracht kommenden mehr als 500.000 deutſchen Pfarr- kinder kaum als genügender Nachwuchs in der Seelſorge gelten können. In einer Diöceſe, in der der Sproſſe eines uralten reichs- deutſchen Grafengeſchlechtes, der Dom- herr Pötting-Perſing die Mittel bot, mit denen im Sommer 1894 der Bau eines ſlavi- ſchen Mädcheninſtitutes in Olmütz begonnen wurde und der die Dankſagung von 68 tſchechiſchen Gemeinden des Bezirkes mit den Worten erwiderte: „So handle ich aus National- bewußtſein, wie es mein Volksthum mir als einem Tſchechen befiehlt, ſo handle ich aus Pflicht, wie es mir meine Pflicht als Standesherr des Königreiches Böhmen auferlegt“ (Rufe: Hört! Hört!) und deſſen Erzbiſchof Dr. Kohn trotz alles Liebeswerbens deutſcher Abgeordneter ſich bei der Angelobuug im Landtag der tſchechiſchen Sprache bediente. Ebenſo nimmt das deutſche Element in Böhmens Kloſtergeiſtlichkeit fortgeſetzt ab. Nicht blos die angebliche Abneigung der Deutſchen gegen den geiſtlichen Beruf, das bekannte Martyrium des Deutſchen in der Schaar der ſlaviſchen Seminargenoſſen, ſondern auch die heuer conſtatirte Weigerung, Deutſche der ſlaviſchen Sprache nicht mächtige Abiturienten aufzunehmen, tragen dazu bei. Die Strahower Prämonſtratenſer können in ihre ſtärkſte Station Iglau nicht einen deutſchen Prieſter ſenden; ihr Noviciat iſt faſt ausſchließ- lich ſlaviſch. Nicht anders iſt es in Braunau be- ſtellt. Wegen Einführung ſlaviſchen Gottesdienſtes und Kirchengeſanges iſt es auch in dieſem Jahre an Orten des geſchloſſenen Sprachgebietes wie- derholt zu heftigen Conflicten zwiſchen den Ge- meinden und der kirchlichen Behörde gekommen. Auch in dieſem Jahre wurde der in allen Zweigen des öffentlichen und wirthſchaftlichen Lebens organiſirte Anſturm des Nordſlaventhums gegen das deutſche Gebiet mit ungeſchwächter Kraft fortgeführt. Das „Svnj k ſvému“ auf wirth- ſchaftlichem Gebiete ſteht noch in voller Blüthe. Vereinzelte Klagen, wie die der Narodni Jednota Severočeska im Sommer 1894, über geringe Hilfsbereitſchaft bei „den Leiden der armen Mit- brüder“ im deutſchen Sprachgebiet können uns über den Ernſt der Lage nicht hinwegtäuſchen. Wenn ſich die tſchechiſche Lehrerſchaft des Leito- miſchler Bezirkes einen 10% Gehaltsabzug zu Gunſten des obgenannten Tſchechiſirungsvereines, der Matice školska, des Wiener Komensky- Vereines und des Bolzano’ſchen Waiſenhauſes freiwillig auferlegt, wenn vom Stadtamt in Jaromeř von allen in Geſchäftsräumen auf- gehängten Placaten zu Gunſten der Matice školska Stampigle-Gebühren von 20—60 kr. eingehoben und nur ſo beſtempelte Placate in öffentlichen Localen zugelaſſen werden, ſo ſind das Symptome einer gegentheiligen Abſicht. Es gilt, den Wahn des geſchloſſenen deutſchen Sprach- gebietes längs der ganzen Umwallung zu zer- ſtören. Es vergeht kein Tag, an dem die tſchechiſchen Blätter nicht Kundmachungen der Tſchechiſirungs- vereine veröffentlichen würden, in denen der Ankauf verſchiedener Realitäten im deutſchen Sprachgebiet oder die Niederlaſſung von Handels- und Gewerbetreibenden daſelbſt den tſchechiſchen Pionnieren empfohlen wird. Da wird unter Zuſicherung von Unterſtützung ſelbſt der kleinſte Gewerbebetrieb ins Auge gefaßt. Es iſt dies eine fortgeſetzte und deſto wirkſamere prakti- ſche „Kleinarbeit“, die ſich nicht bei all- gemeinen Phraſen von der Reinheit der Raſſe oder ein beſſeres oder ſchlechteres Tſchechenthum aufhält. Angeſichts der Erfolge wächſt auch der Siegesmuth. „Hlasy z Podř“ ſchreibt: „Wir ſagen aufrichtig, die Wiedereroberung des Leit- meritzer Gebietes für das tſchechiſche Volk, des ſchönen Leitmeritzer Gebietes, welches vor 100 Jahren noch tſchechiſch war und uns heute mit deutſchen Händen würgt, ſollte die heilige Miſſion des Riper Gaues ſein, welcher neidvoll auf das Vordringen des tſchechiſchen Elementes im Süden Böhmens, auf die fortwährenden Siege der nichts weniger als wohlhabenden ſüdböhmiſchen Tſchechen im Budweiſer Gebiete blicken muß.“ In der That vergleicht die „Politik“ 1894 Budweis mit dem verſinkenden Vineta. Es müſſe wieder böhmiſch werden, ebenſo wie das geſammte Südböhmen bis nach Weitra ins Oeſterreichiſche hinein. Auch das Kuhländchen in Mähren gilt als rechtmäßiges Eigenthum der Slaven. Im Mai 1894 erſchien in Neutitſchein ein Aufruf zur Erbauung eines „Narodni dům“ mit folgen- der Einleitung: „Der hundertjährige Kampf des tſchechiſchen Volkes um die Vertheidigung ſeiner Exiſtenz iſt bis jetzt nicht ausgekämpft ..... Unſer durch das uebergewicht an Zahl und Capitalskraft mächtigere Urfeind ſtürmt mit er- höhter Kraft und unter Anſpannung der letzten Kräfte heran, um uns den mit dem Blute unſerer Vorfahren beſprengten und ſchwer ver- theidigten heiligen Boden zu entreißen. Durch Ge- walt, Corruption und Terrorismus wird uns der Boden entzogen, auf welchen wir durch Tradition und Geſchichte ein Anrecht haben.“ Das hinderte im reindeutſchen Neutitſchein Mai 1894 den dor- tigen Bezirkshauptmann nicht, bei Eröffnung der dortigen Beſeda zu erſcheinen und ſein Glas in polniſcher Sprache dem Gedeihen der Beſeda zu widmen und nicht den neuernannten Kreisgerichts- präſidenten daſelbſt, die Sommerſchwurgerichtspe- riode 1894 mit einer tſchechiſchen Anſprache an die Geſchworenen zu eröffnen. In Iglau iſt im Sommer 1894 das tſchechiſche Vereinshaus mit einem Koſtenaufwand von 65.000 fl. fertiggeſtellt worden, in Olmütz verhandelten 53 Gemein- den der Umgebung über die Beſchaffung eines Capitals von 300.000 fl. zur Errichtung eines tſchechiſchen Actienbräuhauſes daſelbſt. Die „Narodni Jednota severočeska“, welche ſich die Hebung des „tſchechiſch-nationalen Lebens in politiſcher, wirthſchaftlicher und cultu- reller Beziehung“ zur Aufgabe ſtellte, unterhielt mit ihren 200 Ortsgruppen eine zielbewußte Minierarbeit auf deutſchem Sprachboden. An die Gruppen ergingen vom Centrum eigene In- ſtructionen mit der Anweiſung, wie gearbeitet werden ſolle. In der Judenfrage wird ein rein practiſcher Standpunct eingenommen. Gefügige Elemente werden als werthvolle Beſtandtheile des ſlaviſchen Volkes mit Freuden begrüßt und die Beſtrebungen zur Bildung tſchechiſch-jüdiſcher Ver- einigungen lebhaft befördert. (Rufe: Hört, Hört!) Wer die Wege der Slaven vom deutſchnationalen Standpunkte kreuzt, muß der heftigſten Angriffe gewärtig ſein. Hat doch ein ſlaviſcher Abgeordneter des mähriſchen Landtages den um Nordmähren hochverdienten Wilhelm Braß in Hohenſtadt gütigſt die Anweiſung einer Zelle in der Strafanſtalt Mürau zugedacht. (Stürmiſche Pfui-Rufe.) Nach den Worten des Prager Vicebürgermeiſters Dr. Podlipny muß Groß Prag, eingedenkt ſeiner glorreichen Vergangenheit, einmal ein großes tſchechiſches Prag werden. Man iſt bei der Zerfahrenheit der Deutſchen und angeſichts der Thatſache, daß ſich beſtimmte politiſche Richtungen ausſchließlich das Vorrecht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T15:49:55Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T15:49:55Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T15:49:55Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches119_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches119_1895/3
Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 119, Olmütz, 24.05.1895, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches119_1895/3>, abgerufen am 28.11.2024.