Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

N. N.: Eigentliche und warhafftige Erzehlung von dem Kobald/ Polter-Geist oder Hexen-Gespenst. Leipzig, [1691].

Bild:
<< vorherige Seite

Den 15. August ist früh morgens der Tumult noch heff-
tiger worden/ indem es in kurtzem wohl 10. Steine/ wie auch
ein Stückgen Eisen geworffen. Die Steine sind meistens
gewesen/ als wären sie itzo aus dem Pflaster gezogen. Hier-
auf hat es ferner auf dem Boden/ Saal und Gange gesprun-
gen/ gefallen/ gerauschet und gekugelt; besonders wolte die
Haußgenoßin einen nackenden leibhafften Arm/ der die
Treppe herunter geworffen/ gesehen haben. Die Würffe sind
überall im Hause/ bald in die Küche/ bald in Hof/ und so fort/
geschehen. Der Magd/ als sie sich in der Küche niederbücket/
greiffts/ wie sie es beschrieben/ mit einer kalten Hand ins Ge-
sichte/ und zeucht sie hinter sich nieder/ daß sie überlaut ange-
fangen zu schreyen. Einige Gestalt hat niemand gesehen/
ohne die Haußgenoßin und die Magd zu unterschiedlichen
mahlen/ wie auch/ ihren Vorgeben nach/ zwey Bürger. Es
hatte sich aber praesentiret/ wie ein grauer dicker Schatten/
und das Angesicht gleich einem alten hagern Weibe. Viel
Personen aber haben es um/ neben und vor sich rauschen
hören/ sind ihm auch auf dem Fuß nachgefolget aus einem
Zimmer ins andere/ biß es etwa einen Fall gethan/ und also
dahin gewesen.

Den 16. August hat es der Magd einen küpffernen Hel-
ler auf d[e]n blossen Fuß geworffen/ und am 21. Ejusdem hat
es ein Metall in der Küche fallen lassen/ wie einen Zien-
Groschen/ den die Fr. Pachterin in der Stube auf den Tisch
geleget/ und mit dem Teppich zugedecket/ willens/ selbigen
dem rechten Wirth zu weisen; Als sie aber zur Stuben-
thür genaus gehet/ und wieder hinein kömmt/ ist er vom
Tische weg.

Den 25. August hat es angefangen an die Stuben- und
Gewölb-Thüren zu klopffen und zu schlagen/ auch folgende
Tage damit fortgefahren. Hingegen hat es vom 28. August
her mit dem öfftern Steinwerffen ein wenig nachgelassen/

und

Den 15. Auguſt iſt fruͤh morgens der Tumult noch heff-
tiger worden/ indem es in kurtzem wohl 10. Steine/ wie auch
ein Stuͤckgen Eiſen geworffen. Die Steine ſind meiſtens
geweſen/ als waͤren ſie itzo aus dem Pflaſter gezogen. Hier-
auf hat es ferner auf dem Boden/ Saal und Gange geſprun-
gen/ gefallen/ gerauſchet und gekugelt; beſonders wolte die
Haußgenoßin einen nackenden leibhafften Arm/ der die
Treppe herunter geworffen/ geſehen haben. Die Wuͤrffe ſind
uͤberall im Hauſe/ bald in die Kuͤche/ bald in Hof/ und ſo fort/
geſchehen. Der Magd/ als ſie ſich in der Kuͤche niederbuͤcket/
greiffts/ wie ſie es beſchrieben/ mit einer kalten Hand ins Ge-
ſichte/ und zeucht ſie hinter ſich nieder/ daß ſie uͤberlaut ange-
fangen zu ſchreyen. Einige Geſtalt hat niemand geſehen/
ohne die Haußgenoßin und die Magd zu unterſchiedlichen
mahlen/ wie auch/ ihren Vorgeben nach/ zwey Buͤrger. Es
hatte ſich aber præſentiret/ wie ein grauer dicker Schatten/
und das Angeſicht gleich einem alten hagern Weibe. Viel
Perſonen aber haben es um/ neben und vor ſich rauſchen
hoͤren/ ſind ihm auch auf dem Fuß nachgefolget aus einem
Zimmer ins andere/ biß es etwa einen Fall gethan/ und alſo
dahin geweſen.

Den 16. Auguſt hat es der Magd einen kuͤpffernen Hel-
ler auf d[e]n bloſſen Fuß geworffen/ und am 21. Ejusdem hat
es ein Metall in der Kuͤche fallen laſſen/ wie einen Zien-
Groſchen/ den die Fr. Pachterin in der Stube auf den Tiſch
geleget/ und mit dem Teppich zugedecket/ willens/ ſelbigen
dem rechten Wirth zu weiſen; Als ſie aber zur Stuben-
thuͤr genaus gehet/ und wieder hinein koͤmmt/ iſt er vom
Tiſche weg.

Den 25. Auguſt hat es angefangen an die Stuben- und
Gewoͤlb-Thuͤren zu klopffen und zu ſchlagen/ auch folgende
Tage damit fortgefahren. Hingegen hat es vom 28. Auguſt
her mit dem oͤfftern Steinwerffen ein wenig nachgelaſſen/

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0010"/>
        <p>                     Den 15. Augu&#x017F;t i&#x017F;t fru&#x0364;h morgens der Tumult noch heff-<lb/>
tiger worden/ indem es in kurtzem wohl 10. Steine/ wie auch<lb/>
ein Stu&#x0364;ckgen Ei&#x017F;en geworffen. Die Steine &#x017F;ind mei&#x017F;tens<lb/>
gewe&#x017F;en/ als wa&#x0364;ren &#x017F;ie itzo aus dem Pfla&#x017F;ter gezogen. Hier-<lb/>
auf hat es ferner auf dem Boden/ Saal und Gange ge&#x017F;prun-<lb/>
gen/ gefallen/ gerau&#x017F;chet und gekugelt; be&#x017F;onders wolte die<lb/>
Haußgenoßin einen nackenden leibhafften Arm/ der die<lb/>
Treppe herunter geworffen/ ge&#x017F;ehen haben. Die Wu&#x0364;rffe &#x017F;ind<lb/>
u&#x0364;berall im Hau&#x017F;e/ bald in die Ku&#x0364;che/ bald in Hof/ und &#x017F;o fort/<lb/>
ge&#x017F;chehen. Der Magd/ als &#x017F;ie &#x017F;ich in der Ku&#x0364;che niederbu&#x0364;cket/<lb/>
greiffts/ wie &#x017F;ie es be&#x017F;chrieben/ mit einer kalten Hand ins Ge-<lb/>
&#x017F;ichte/ und zeucht &#x017F;ie hinter &#x017F;ich nieder/ daß &#x017F;ie u&#x0364;berlaut ange-<lb/>
fangen zu &#x017F;chreyen. Einige Ge&#x017F;talt hat niemand ge&#x017F;ehen/<lb/>
ohne die Haußgenoßin und die Magd zu unter&#x017F;chiedlichen<lb/>
mahlen/ wie auch/ ihren Vorgeben nach/ zwey Bu&#x0364;rger. Es<lb/>
hatte &#x017F;ich aber <hi rendition="#aq">præ&#x017F;enti</hi>ret/ wie ein grauer dicker Schatten/<lb/>
und das Ange&#x017F;icht gleich einem alten hagern Weibe. Viel<lb/>
Per&#x017F;onen aber haben es um/ neben und vor &#x017F;ich rau&#x017F;chen<lb/>
ho&#x0364;ren/ &#x017F;ind ihm auch auf dem Fuß nachgefolget aus einem<lb/>
Zimmer ins andere/ biß es etwa einen Fall gethan/ und al&#x017F;o<lb/>
dahin gewe&#x017F;en.                 </p><lb/>
        <p>                     Den 16. Augu&#x017F;t hat es der Magd einen ku&#x0364;pffernen Hel-<lb/>
ler auf d<supplied>e</supplied>n blo&#x017F;&#x017F;en Fuß geworffen/ und am 21. <hi rendition="#aq">Ejusdem</hi> hat<lb/>
es ein Metall in der Ku&#x0364;che fallen la&#x017F;&#x017F;en/ wie einen Zien-<lb/>
Gro&#x017F;chen/ den die Fr. Pachterin in der Stube auf den Ti&#x017F;ch<lb/>
geleget/ und mit dem Teppich zugedecket/ willens/ &#x017F;elbigen<lb/>
dem rechten Wirth zu wei&#x017F;en; Als &#x017F;ie aber zur Stuben-<lb/>
thu&#x0364;r genaus gehet/ und wieder hinein ko&#x0364;mmt/ i&#x017F;t er vom<lb/>
Ti&#x017F;che weg.                 </p><lb/>
        <p>                     Den 25. Augu&#x017F;t hat es angefangen an die Stuben- und<lb/>
Gewo&#x0364;lb-Thu&#x0364;ren zu klopffen und zu &#x017F;chlagen/ auch folgende<lb/>
Tage damit fortgefahren. Hingegen hat es vom 28. Augu&#x017F;t<lb/>
her mit dem o&#x0364;fftern Steinwerffen ein wenig nachgela&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0010] Den 15. Auguſt iſt fruͤh morgens der Tumult noch heff- tiger worden/ indem es in kurtzem wohl 10. Steine/ wie auch ein Stuͤckgen Eiſen geworffen. Die Steine ſind meiſtens geweſen/ als waͤren ſie itzo aus dem Pflaſter gezogen. Hier- auf hat es ferner auf dem Boden/ Saal und Gange geſprun- gen/ gefallen/ gerauſchet und gekugelt; beſonders wolte die Haußgenoßin einen nackenden leibhafften Arm/ der die Treppe herunter geworffen/ geſehen haben. Die Wuͤrffe ſind uͤberall im Hauſe/ bald in die Kuͤche/ bald in Hof/ und ſo fort/ geſchehen. Der Magd/ als ſie ſich in der Kuͤche niederbuͤcket/ greiffts/ wie ſie es beſchrieben/ mit einer kalten Hand ins Ge- ſichte/ und zeucht ſie hinter ſich nieder/ daß ſie uͤberlaut ange- fangen zu ſchreyen. Einige Geſtalt hat niemand geſehen/ ohne die Haußgenoßin und die Magd zu unterſchiedlichen mahlen/ wie auch/ ihren Vorgeben nach/ zwey Buͤrger. Es hatte ſich aber præſentiret/ wie ein grauer dicker Schatten/ und das Angeſicht gleich einem alten hagern Weibe. Viel Perſonen aber haben es um/ neben und vor ſich rauſchen hoͤren/ ſind ihm auch auf dem Fuß nachgefolget aus einem Zimmer ins andere/ biß es etwa einen Fall gethan/ und alſo dahin geweſen. Den 16. Auguſt hat es der Magd einen kuͤpffernen Hel- ler auf den bloſſen Fuß geworffen/ und am 21. Ejusdem hat es ein Metall in der Kuͤche fallen laſſen/ wie einen Zien- Groſchen/ den die Fr. Pachterin in der Stube auf den Tiſch geleget/ und mit dem Teppich zugedecket/ willens/ ſelbigen dem rechten Wirth zu weiſen; Als ſie aber zur Stuben- thuͤr genaus gehet/ und wieder hinein koͤmmt/ iſt er vom Tiſche weg. Den 25. Auguſt hat es angefangen an die Stuben- und Gewoͤlb-Thuͤren zu klopffen und zu ſchlagen/ auch folgende Tage damit fortgefahren. Hingegen hat es vom 28. Auguſt her mit dem oͤfftern Steinwerffen ein wenig nachgelaſſen/ und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

ULB Sachsen-Anhalt: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-07-03T08:21:21Z)
Frank Wiegand: Transkription und Textauszeichnung nach DTA-Basisformat (2013-07-03T08:21:21Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_kobald_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_kobald_1691/10
Zitationshilfe: N. N.: Eigentliche und warhafftige Erzehlung von dem Kobald/ Polter-Geist oder Hexen-Gespenst. Leipzig, [1691], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_kobald_1691/10>, abgerufen am 25.11.2024.